Archiv für 6 vor 9

Lehren aus der Niederlage, Debiasing, Als “der Ulli” rechts abbog

1. Was das Internet nicht vergessen sollte
(golem.de, Friedhelm Greis)
Die Schlacht um die Urheberrechtsreform wurde geschlagen, die Netzaktivisten unterlagen. Friedhelm Greis hat sich auf die Suche nach den richtigen Lehren aus der jahrelangen Debatte gemacht. Wie lassen sich in der Zukunft solche Niederlagen vermeiden? Seine Analyse in Kurzform: “Harte Fakten einfordern. Die großen IT-Konzerne sind keine guten Verbündeten. Wahlen können etwas ändern. Online-Proteste nützen wenig.”

2. Gerüchte und Spekulationen im Netz
(faktenfinder.tagesschau.de, Patrick Gensing & Silvia Stöber)
Nach (oder noch während) einer Katastrophe kursieren im Netz augenblicklich Gerüchte über Ursache und Hergang, so auch bei der brennenden Kathedrale Notre-Dame in Paris. Vor allem rechte Blogs streuten Spekulationen über einen angeblichen Anschlag. Der “Faktenfinder” ist der Sache nachgegangen. Dabei spielt auch Donald Trump eine Rolle mit seinem Ratschlag, die französische Feuerwehr möge schnell Löschflugzeuge einsetzen.
Weiterer Lesehinweis: Thomas Lückerath kommentiert bei “DWDL” die Kritik, ARD und ZDF hätten wegen des Geschehens in Paris ihr Programm unterbrechen sollen: “Besonders komisch wird es übrigens immer dann, wenn Print-Journalisten vermeintlich mangelnde Aktualität bei ARD und ZDF in solchen Fällen kritisieren und ebenso süffisant darauf hinweisen, dass man in solchen Fällen besser ausländische Nachrichtensender guckt. Es wären die Verlage, die neben den privatwirtschaftlichen Nachrichtensendern am lautesten aufschreien würden, wenn die Politik ARD und ZDF grünes Licht für einen echten öffentlich-rechtlichen Nachrichtensender geben würde.”

3. Weniger verzerrt
(journalist-magazin.de, Janina Kalle)
Unter einem Bias oder einer “kognitiven Verzerrung” versteht man die “systematische fehlerhafte Neigung beim Wahrnehmen, Erinnern, Denken und Urteilen”. Auch wenn wir noch so sehr meinen, rational zu urteilen, unterliegen wir oftmals diesen Verzerrungen und Selbsttäuschungen. Dies gilt nicht nur für Medienleute, sondern betrifft uns alle. Janina Kalle hat einen spannenden Text vorgelegt, in dem sie erklärt, wie man der Bias-Falle entkommt, und einige “Debiasing”-Techniken vorstellt.

4. Als “der Ulli” rechts abbog
(taz.de, Timo Hoffmann)
Der Journalist und Autor Ulrich Kulke hat eine bemerkenswerte Vita: Vor 40 Jahren hat der heute 66-Jährige die “taz” mitgegründet. Später arbeitete er für die Grünen. 2001 ging er für 15 Jahre zur Tageszeitung “Welt” des Axel-Springer-Verlags. Heute nimmt er die AfD in Schutz und schreibt Kommentare für das Onlineportal “Die Achse des Guten”. Wie ist es dazu gekommen? “taz”-Redakteur Timo Hoffmann hat Kulke bei ihm zu Hause besucht und ein lesenswertes Porträt verfasst, das nicht urteilt.

5. Google, Facebook und der Journalismus – oder: wenn sich das Problem als Teil der Lösung sieht
(medienwoche.ch, Daniel Faulhaber)
Im italienischen Perugia trifft sich die Medienbranche seit 13 Jahren jährlich zu einem der größten Branchentreffen, dem “International Journalism Festival”. Dieses Jahr besonders im Fokus: Facebook, Google und das problematisches Verhältnis dieser Konzerne zum Journalismus. Daniel Faulhaber war in dem umbrischen Städtchen und hat sich angehört, wie die Netzgiganten derzeit agieren: Mit einem Schmusekurs, den sich Facebook allein 300 Millionen Euro kosten lässt, die es den Verlagen für Journalismusprojekte zur Verfügung stellt.

6. Wie kann ich als Mann Feminist sein?
(spiegel.de, Margarete Stokowski)
Ein Medien-, aber auch ein Alltagsthema: “Wie können Männer Feministen sein?” Margarete Stokowski hat eine Liste mit 40 Punkten angefertigt: “Die Liste ist unvollständig und die Reihenfolge egal. Erledigen Sie so viele Punkte wie möglich, dann sind Sie auf der sicheren Seite.”

Linker “Welt”-Hitler, Notre-Dame, Chaos Computer Club besorgt

1. Hufeisenweitwurf mit der “Welt”
(taz.de, Daniel Kretschmar)
Gestern schlagzeilte die “Welt”: “Hitlers politische Karriere begann im Linksextremismus”. Der “taz”-Redakteur Daniel Kretschmar kommentiert die steile These von Hitler als Linkem: “Die ständigen Versuche, alles Linke durch die bizarrsten Vergleiche zu delegitimieren, tragen aber weder zur Erklärung vergangener noch gegenwärtiger Phänomene bei. Das ist auch nicht der Sinn solcher Rhetorik. Die soll einzig und allein alle Kritik an den gegebenen Verhältnissen vernebeln und für generell unzulässig erklären.”

2. Die Reform kommt – stirbt das Netz?
(sueddeutsche.de, Simon Hurtz)
Der EU-Rat hat der Urheberrechtsreform zugestimmt. Wie lange dauert es, bis die Richtlinie umgesetzt wird? Drohen Upload-Filter? Und was macht Deutschland? Simon Hurtz mit den wichtigsten Antworten zu dem nicht einfachen Komplex.
Weiterer Lesehinweis: In der “taz” kommentiert Svenja Bergt: “Hätte Deutschland im EU-Rat anders abgestimmt — also mit einem Nein oder auch nur einer Enthaltung –, dann wäre diese Reform gar nicht erst durchgegangen. Dass also am Ende zwei Handvoll deutscher Bundespolitiker:innen darüber entscheiden konnten, ob die EU-weite Reform so kommt oder nicht, das ist wirklich alles andere als lustig.”

3. Notre-Dame brennt und das deutsche Fernsehen sendet…
(youtube.com, Planet Interview Video)
Um sich über den Brand der Pariser Notre-Dame zu informieren, schaltete Jakob Buhre den Fernseher ein und zappte sich durch die Kanäle. Auf CNN und BBC World News wurde live vom Brand berichtet, während unsere Öffentlich-Rechtlichen ihr reguläres Programm abspulten, einschließlich der Nachrichtenkanäle Phoenix, tagesschau24 und ZDFinfo. Allein bei arte hätte man so etwas wie einen aktuellen Bezug konstruieren können: Dort lief eine Liebeskomödie aus … Paris.

4. Wie eine Studie die Tür zur regionalen Presseförderung öffnen könnte
(kress.de, Steffen Grimberg)
Der Lokaljournalismus macht einen Schrumpfungs- und Konzentrationsprozess durch. Besonders deutlich wird dies in Thüringen, das beinahe flächendeckend von drei Titeln der Funke-Gruppe abhängig ist. Ein neues Gutachten legt nun Grundlagen für die inhaltliche Förderung von lokalen und regionalen Presseangeboten, wenn die vom Markt getragene Vielfalt schwindet.

5. Chaos Computer Club besorgt über aktuelle Angriffe auf die Pressefreiheit
(ccc.de, Linus Neumann)
Der Chaos Computer Club bezeichnet die drei jüngsten Festnahmen der Whistleblower Chelsea Manning, Julian Assange und Ola Bini als “frontalen Angriff auf die Pressefreiheit” und als schockierende und koordinierte Verletzungen von Menschenrechten. Der CCC fordert die sofortige Freilassung von Chelsea Manning aus ihrer Beugehaft in den USA, die Freilassung von Ola Bini aus ecuadorianischer Haft und keine Auslieferung von Jullian Assange an die USA, wo dessen Chancen auf ein faires Verfahren gering seien. “Wir rufen die Bürger, Journalisten und Regierungen Europas auf, sich für diese Ziele einzusetzen”, so der Appell des Clubs an die Öffentlichkeit.

6. TV Movie ist die schlimmste Seite im deutschsprachigen Internet. Ein Thread als Beweisführung.
(twitter.com/gavinkarlmeier)
Gavin Karlmeier hat sich angeschaut, was sich hinter den spektakulären Promi-Meldungen der Fernsehzeitschrift “TV Movie” verbirgt. Es ist der Blick ins große leere Nichts.

Assange-Anklage, Informationselite-Paywall, Satire bitte auch senden

1. Die Anklage gegen Assange ist eine Warnung an alle Journalisten
(sueddeutsche.de, Bastian Obermayer)
Was die US-Justiz gegen “WikiLeaks”-Gründer Julian Assange vorbringt, sei äußerst dünn, befindet Bastian Obermayer auf Süddeutsche.de. Große Teile der Anklage würden normale Recherchearbeit beschreiben: “Wenn solche Anklagen Schule machen, und wenn Journalisten — egal ob sie Australier sind wie Assange oder eben Deutsche — deswegen mit Verhaftung und Auslieferung in die USA rechnen müssen, dann leben wir tatsächlich in einer dunklen Zeit für den Enthüllungsjournalismus.”
Weitere Lesehinweise: Der ehemalige “WikiLeaks”-Mitarbeiter James Ball erklärt im Gespräch mit Jannis Brühl (“SZ”), warum er Julian Assange für hochmütig hält — und man den Verhafteten dennoch unterstützen müsse: “Wir gingen die Depeschen durch, er ging Twitter durch”.

2. Die gesellschaftlichen Folgen von Paywalls: Sind wir auf dem Weg zur Informationselite?
(nzz.ch, Cosmin-Gabriel Ene)
Cosmin-Gabriel Ene kritisiert die Tendenz der Verlage, wichtige Online-Inhalte nur noch nach Abschluss eines kostspieligen und bindenden Abos herauszurücken. Die Verleger würden damit ihren Kunden die Möglichkeit vorenthalten, einzelne Texte oder Tagesausgaben zu geringen Preisen nach Bedarf zu kaufen, so Ene: “Dabei wäre in der Welt gedruckter Presseerzeugnisse niemand je auf die Idee gekommen, den Verkauf der Einzelausgabe zu unterbinden.” Sein Kommentar in Richtung der Verlage: “Dass die Leser bei solch einer Missachtung ihrer Kundenbedürfnisse den Verlagen den Rücken kehren, sollte eigentlich kein Medienmanager übersehen. Egal, mit wie viel Selbstmitleid er vom Sündenfall der Kostenlos-Kultur im Netz lamentiert.” Nicht ganz unwichtig ist dabei aber wohl auch der Hinweis, dass Ene ein Unternehmen gründete, das eine Paywall-Lösung zum Einzelartikelkauf anbietet.

3. Armin Wolf an ORF-Chef: “Scharfe Satire auch senden”
(derstandard.at)
Am Samstag fand in Österreich die Romy-Verleihung statt, ein Film- und Fernsehpreis, der in Erinnerung an die Schauspielerin Romy Schneider jährlich von der Tageszeitung “Kurier” vergeben wird. ORF-Anchorman Armin Wolf hat sich dort nicht nur für seine vierte Romy bedankt, sondern auch den Senderverantwortlichen ins Gewissen geredet. Dabei ging es unter anderem um eine Satiresendung, in die der Sender eingegriffen hatte. (Weitere Informationen dazu: Satire wird zum Drahtseilakt: “Vom Neonazi zum Sportminister — eine typisch österreichische Karriere”: Warum der ORF ein Stück über Vizekanzler Strache aus dem Programm nahm (sueddeutsche.de, Peter Münch).)
Weiterer Lesehinweis: Wolfs vollständige Dankesrede gibt es bei ihm im Blog.

4. Richtig & Wichtig (S01E01): Überwachungsstaat
(youtube.com, Tilo Jung)
Nachdem das ZDF mit den beiden Machern des Aufwachen-Podcasts Tilo Jung und Stefan Schulz zwei Sendungen ihrer politischen Late Night Show “Richtig und Wichtig” aufgezeichnet hatte, verschwanden die Bänder über ein Jahr in irgendeinem düsteren Keller der Anstalt. Nun hat ZDF Neo den Piloten ausgestrahlt — an einem Sonntagmorgen um 4:55 Uhr … Wer so früh noch nicht wach war: Bei Youtube kann man sich die Sendung anschauen.

5. Google und Facebook haben Probleme mit der Transparenz
(tagesspiegel.de, Nico Schmidt)
Gemäß einer Recherche des europäischen Journalisten-Netzwerks “Investigate Europe” kommt der Kampf gegen Fake News zur Europawahl nur schleppend voran. Und immer noch gibt es keine Verpflichtung der großen Social-Media-Plattformen wie Facebook und Twitter, ihren Nutzern anzuzeigen, wer für welche politischen Werbeanzeigen gezahlt hat.
Weiterer Lesehinweis: Rechtsextreme Hetze: Youtube sperrt Kanal des “Volkslehrers” (tagesspiegel.de, Alexander Fröhlich).

6. Warum die Brexit-Verschiebung uns alle freuen sollte
(dwdl.de, Hans Hoff)
“DWDL”-Kolumnist Hans Hoff freut sich, dass der Brexit verschoben ist. Er hatte bereits arbeitslose Phoenix-Journalisten und Langeweile bei Twitter und Facebook befürchtet. Doch jetzt könne es, Gott sei Dank, weitergehen mit der großen Brexit-Show.

7. Liebe Medien, wenn Ihr schon Straßenumfragen zu “Enteignungen” macht…
(twitter.com, Lorenz Meyer)
Der “6 vor 9”-Kurator auf Twitter: “Liebe Medien, wenn Ihr schon Straßenumfragen zu “Enteignungen” macht, erklärt den Leuten, dass es sich nicht um “Raub” handelt. Der Staat muss im Gegenzug nämlich eine Entschädigung zahlen und die muss “angemessen” sein. Es ist also eine Art verordneter Kauf.”

Pressefreiheit für Assange, Leon Lovelock, Warner stoppt Trump-Video

1. Pressefreiheit gilt auch für Assange
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Gestern hat Ecuador dem “WikiLeaks”-Gründer Julian Assange den Asylstatus aberkannt, woraufhin er von der britischen Polizei verhaftet wurde. Markus Reuter kommentiert: “Man kann Assange wegen mutmaßlicher sexueller Übergriffe gegen Frauen ein Arschloch nennen. Man kann Julian Assange für einen politisch Irrlichternden halten, der im US-Präsidentschaftswahlkampf zu Gunsten von Trump agierte. Man kann ihn für einen rücksichtlosen Egomanen halten, dem andere egal waren. Man muss Assange dafür kritisieren, dass Wikileaks Informationen oftmals unredigiert veröffentlichte und damit Menschen in Gefahr brachte. All das ist richtig. Was man allerdings nicht kann, ist ihn für seine offensichtlich relevanten Leaks sowie die Etablierung einer neuen digitalen Veröffentlichungskultur zu verurteilen. Hier hat sich Julian Assange verdient gemacht.”
Weiterer Lesehinweis: “Reporter ohne Grenzen” fordert: Assange nicht an die USA ausliefern.

2. Das ist das Weltpresse-Foto des Jahres 2019
(faz.net)
Das Foto des weinenden Flüchtlingskindes an der texanischen Grenze zu Mexiko ist zum Weltpresse-Foto des Jahres 2019 gewählt worden. “Das Bild zeigt eine andere, psychologische Art der Gewalt”, so Jury-Mitglied Alice Martins.

3. Flut von Fake News
(faktenfinder.tagesschau.de, Silke Diettrich)
Im Zeitraum vom 11. April bis zum 19. Mai wird in Indien ein neues Parlament gewählt. Für die größte Demokratie der Welt mit den mehr als 900 Millionen Wahlberechtigten eine gewaltige logistische Herausforderung. Außerdem könnten Fake News die Wahlen beeinflussen: In den sozialen Medien würden unzählige Falschmeldungen, Gerüchte und gefälschte Fotos kursieren.

4. Der YouTuber Leon Lovelock verbreitet gefährliche Verschwörungstheorien
(vice.com, Johann Voigt)
Der Fitness-YouTuber Leon Lovelock interviewt seit Kurzem verschiedene deutsche Rapper, von denen einige ohne weitere Einordnung ihre kruden Verschwörungstheorien verbreiten können. Johann Voigt schreibt dazu: “Es wirkt so, als wäre Leon Lovelock mit der guten Absicht YouTuber geworden, Leute dazu zu bringen, besser mit sich selbst umzugehen. Doch er hat sich in der Idee verrannt, dass man als Mensch in irgendeiner Form fremdgesteuert wird. Mit diesem Mindset bietet er zusammen mit Kollegah, Pa Sports oder Kianush, die in ihren Ansichten um einiges radikaler sind als er, einen Nährboden für Verschwörungstheorien. Nicht in den dunklen Ecken des Internets, sondern im YouTube-Mainstream.”

5. Wie Roger Schawinski und die “Welt” eine Sex-Arbeiterin bloßstellen
(uebermedien.de, Juliane Wiedemeier)
Juliane Wiedemeier erzählt, was es mit dem Konflikt zwischen der Luxus-Prostituierten und studierten Philosophin Salomé Balthus und dem Schweizer Talkmaster Roger Schawinski, ihrem anschließenden Rauswurf bei der “Welt” und der Tätigkeit des “Welt”-Kolumnisten Don Alphonso als “ungebetener Job-Vermittler” auf sich hat.

6. Warner stoppt Trumps Wahlwerbung
(wuv.de, Susanne Herrmann)
Donald Trump hat auf Twitter ein Wahlkampfvideo verbreitet, das mit Batman-Filmmusik unterlegt war (“The Dark Knight Rises”). Das fand das amerikanische Filmstudio Warner Bros. weniger witzig und ließ das Video bei Twitter sperren.

Die Mär von den linken Medien, Russlands Internet, Fremdschämen

1. Deutscher Journalismus: linksgrün und abgehoben
(katapult-magazin.de, Sebastian Haupt)
Hartnäckig hält sich das Vorurteil, dass die Mehrheit der Journalistinnen und Journalisten “linksgrün und abgehoben” seien. Ja, dass die Medien insgesamt links seien. Sebastian Haupt hält die Behauptung für wissenschaftlich nicht haltbar. Sie zeige, wie aus korrekten Daten Falschmeldungen erzeugt werden. Der Beitrag verweist nicht nur auf seine Quellen, sondern ist mit einigen hilfreichen Grafiken illustriert.

2. Russland will sich vom globalen Internet abkoppeln
(sueddeutsche.de, Silke Bigalke)
In Russland plant der Kreml ein Gesetz für ein “souveränes Internet”, welches das russische Runet vom Rest der Welt abkoppelt. An heutigen Donnerstag wird die Duma in der zweiten und wichtigsten Lesung über das Gesetz abstimmen. Doch es gebe Hoffnung: Experten würden bezweifeln, dass sich die geplante digitale Mauer an Russlands Grenzen technisch umsetzen lässt.

3. “Sie werden kürzen, bis irgendwann nichts mehr da ist”
(fr.de, Karl Doemens)
Nahezu alle Regionalzeitungen in den USA haben mit enormen wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Die Anzeigenkunden sind oftmals zu Google oder Facebook abgewandert. Mit der Folge, dass viele Zeitungen schließen mussten und inzwischen 171 Landkreise ganz ohne Lokalzeitung auskommen müssen. Und es könnte noch schlimmer kommen: Der US-Medienkonzern Gannett, zu dem rund 100 Lokalzeitungen gehören, ist ins Visier eines Hedgefonds geraten. Und der hat sich unter anderem auf das Ausschlachten krisengeschüttelter Zeitungen spezialisiert.

4. Die Wahrheit unter Zeitdruck
(kontextwochenzeitung.de, Nele Günther)
Eine junge Frau will Journalistin werden, doch als nach zwei Semestern Grundstudium die Entscheidung zwischen Journalismus und PR ansteht, entscheidet sie sich für die PR. In einem Beitrag für die “Kontext Wochenzeitung” erklärt Nele Günther, warum sie dem Journalismus den Rücken gekehrt hat. Es hat mit fehlender Wertschätzung und einer angemessenen Entlohnung zu tun: “Reich werden war nie mein Ziel, aber arm sein genauso wenig.”

5. Dresdner Demokratie
(taz.de, Michael Bartsch)
In der Sächsischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (SLM) streiten die beiden Gremien “Versammlung” und “Medienrat” über die Abberufung des Geschäftsführers. Die wieder offen ausgebrochenen Animositäten zwischen den beiden Einheiten ginge auf die Gründungsphase der SLM im Jahr 1991 zurück.

6. Eine Branche erniedrigt sich selbst
(spiegel.de, Markus Böhm)
Markus Böhm war bei der Verleihung des Deutschen Computerspielpreises. Dieser habe schon immer eine zu große Nähe zur Politik und zu viele Fremdschäm-Momente gehabt. Dieses Jahr sei er jedoch stellenweise schlicht niveaulos gewesen. Böhms Resümee: “Wenn sich der Preis präsentiert wie dieses Jahr, ist er überflüssig. Allein schon, weil er dem Image der Branche und der Spielerschaft schadet und nicht einmal seine Gewinner gut aussehen lässt. Von einem großen Kulturpreis könnte er so kaum weiter entfernt sein.”

Nicht mehr nominiert, Frankfurter Polizeiskandal, Presserat-Bericht

1. “Oder soll man es lassen?” Warum der Zeit-Beitrag zur Flüchtlingsrettung nicht mehr für den Wolff-Preis nominiert ist
(meedia.de, Georg Altrogge)
Vor wenigen Tagen erschien auf der Nominierungsliste für den Theodor-Wolff-Preis das äußerst umstrittene Pro und Contra der “Zeit” über die Seenotrettung von Geflüchteten “Oder soll man es lassen?”. Dies traf auf allerlei Kritik (siehe auch BILDblog vom 4. April: “Es wäre interessant zu erfahren, was der Namensgeber Theodor Wolff von dieser Nominierung halten würde. Wolff musste nämlich selbst flüchten (vor den Nazis).”) Nun hat eine der zwei Autorinnen — Caterina Lobenstein, welche die Pro-Argumentation übernommen hatte — den Beitrag zurückziehen lassen. Über diesen Schritt gibt es nun erneute Diskussionen.

2. Jahresbericht 2018: Beschwerden auf dem zweithöchsten Stand in der Geschichte des Presserats
(presserat.de, PDF)
Der Deutsche Presserat ist eine Organisation der großen deutschen Verleger- und Journalistenverbände und Herausgeber publizistischer Grundsätze, die auch als “Pressekodex” bezeichnet werden. Auf Verstöße gegen diesen Kodex reagiert der Presserat mit einem Hinweis, einer Missbilligung oder dem härtesten Sanktionsmittel: der Rüge. Laut aktuellem Jahresbericht ist die Anzahl der eingegangenen Beschwerden beim Presserat im vergangenen Jahr deutlich gestiegen — und zwar auf den zweithöchsten Stand seit Bestehen der Institution.

3. Frankfurter Polizeiskandal: Ermittler wollen Daten von “Bild”
(fr.de, Pitt v. Bebenburg & Hanning Voigts)
Für die Aufarbeitung des Frankfurter Polizeiskandals will die Staatsanwaltschaft wissen, wer bestimmte Online-Berichte bei Bild.de gelesen hat, doch bislang hat die “Bild”-Redaktion alle Auskünfte verweigert. Ein richterlicher Beschluss zur Beschlagnahmung der entsprechenden Daten wurde vom Frankfurter Amtsgericht abgelehnt. Dagegen ist die Staatsanwaltschaft nun mit einer Beschwerde vorgegangen. Sollte das Amtsgericht bei seiner Auffassung bleiben, müsste das Landgericht entscheiden.

4. Wir gehören dazu
(taz.de, Beliban zu Stolberg & Eser Aktay & Ronya Othmann)
In deutschen Redaktionen arbeiten zu wenige Menschen mit Migrationsgeschichte, finden die Verfasserinnen und Verfasser des “taz”-Kommentars zur Diversität in den Medien. Obwohl etwa ein Viertel der deutschen Bevölkerung einen sogenannten Migrationshintergrund habe, werde der Anteil der Journalistinnen und Journalisten mit Wurzeln im Ausland in den Redaktionen auf etwa fünf Prozent geschätzt. Daher die Forderung: “Die Vielfalt der Bevölkerung muss sich in den Redaktionen widerspiegeln. Denn nur so können Stereotype, Klischees und Vorurteile in den Medien aufgebrochen werden — und folglich auch in den Köpfen der Menschen.”

5. Talkshow führt zu Eklat in Deutschland
(persoenlich.com)
Die Autorin Salomé Balthus war in der Talksendung des Schweizer Fernsehens “Schawinski” zu Gast. Nach der Aufzeichnung hat sie ihre Erfahrungen in ihrer “Welt”-Kolumne “Das Kanarienvögelchen” beschrieben und dabei diverse Vorwürfe gegen Moderator Schawinski erhoben. Dieser hat sich daraufhin bei der “Welt” über die seiner Ansicht nach unzutreffenden Vorwürfe beschwert und Belege vorgelegt. Eine Intervention mit Folgen: “Die Balthus-Kolumne wurde umgehend gelöscht und der Autorin vom Chefredaktor der «Welt» gekündigt.”

6. Wie Spotify die Musik- und Festivalbranche für immer verändert
(handelsblatt.com, Alexander Demling)
Die Musikindustrie befindet sich im Wandel. Nach LP, Kassette und CD sind wir längst beim Streaming. Einer der wichtigsten Player auf diesem Markt ist Spotify, das nicht nur wegen der Musiktitel und Alben erfolgreich ist, sondern auch wegen seiner Playlists punktet: Die deutsche Hip-Hop-Playlist “Modus Mio” hat zum Beispiel eine Million Follower. Alexander Demling erklärt den aktuellen Umbruch in der Musikindustrie und beschreibt, welche Allianzen geschmiedet werden.

“Digitales Vermummungsverbot”, Seitenwechsler, Politisches Verfahren

1. Österreich bekommt “digitales Vermummungsverbot”
(sueddeutsche.de, Oliver Das Gupta)
Nach Informationen der “Süddeutschen Zeitung” will die österreichische Bundesregierung die Anonymität im Netz einschränken. Am Mittwoch würde sich das Kabinett in Wien mit einer entsprechenden Gesetzesvorlage befassen. Demnach könnten Nutzerinnen und Nutzer zwar weiterhin unter Pseudonym posten, sie müssten jedoch identifizierbar sein. Dem Vernehmen nach soll es auf eine Registrierungspflicht per Handynummer hinauslaufen.

2. Können aus Journalisten gute Pressesprecher werden?
(journalist-magazin.de, Robert von Heusinger)
Robert von Heusinger hat die Seiten gewechselt: Zwei Jahrzehnte war er Journalist, jetzt ist er Kommunikationschef. Beim DJV-Kongress “Brückenschlag” hat sich von Heusinger zu den Vor- und Nachteilen beider Tätigkeiten geäußert. In seiner Keynote erinnert er die Journalistinnen und Journalisten daran, “wie gut sie es doch hätten”, warum ein Wechsel in die PR aber dennoch lohnen könnte. Und das liest sich ganz unterhaltsam und lebensnah.

3. Die Ablehnung von “Gendersprache” – medial produziert
(scilogs.spektrum.de, Henning Lobin)
Henning Lobin kritisiert den Verein Deutsche Sprache, die “FAZ” und in Teilen das ZDF für ihre Stimmungsmache in Sachen geschlechtergerechter Sprache: “Die mediale Produktion von Ablehnung ist hier in Reinkultur zu besichtigen: Ein propagandistisch geschickt agierender Interessenverband, ein Netzwerk von Stiftungen und Unterstützenden im Vorfeld, eine als seriös angesehene Zeitung, die verdeckt Politik betreibt, und ein öffentlich-rechtlicher Sender, der es sich, anstatt zu recherchieren, mit Grobschlächtigkeit und witzelnder Verhöhnung leicht macht.”

4. Axel Springer reicht Urheberrechtsklage gegen Eyeo ein
(horizont.net, David Hein)
Der Springer-Konzern war mit seiner Klage gegen den führenden Adblocker-Anbieter Eyeo vor Gericht gescheitert und unternimmt nun einen weiteren juristischen Anlauf. Nachdem der Hebel “unlauterer Wettbewerb” nicht funktioniert hat, argumentiert man nun mit dem Urheberrecht: “Werbeblocker verändern die Programmiercodes von Webseiten und greifen damit direkt in das rechtlich geschützte Angebot von Verlagen ein”, erklärt Claas-Hendrik Soehring, Leiter Medienrecht bei Axel Springer: “Dadurch beschädigen sie langfristig nicht nur eine zentrale Finanzierungsgrundlage von digitalem Journalismus, sondern gefährden auf Dauer auch den offenen Zugang zu meinungsbildenden Informationen im Internet. Das werden wir nicht hinnehmen.” Bei “heise online” entgegnet Eyeo-Unternehmenssprecherin Laura Dornheim: “Es braucht nicht viel technisches Verständnis, um zu verstehen, dass es durch ein Browser-seitiges Plugin gar nicht möglich ist, irgendetwas auf Springers Servern zu modifizieren.”

5. Ermittlungsverfahren gegen Zentrum für politische Schönheit wird eingestellt
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Nur eine Woche nach Bekanntwerden des Ermittlungsverfahrens gegen die Künstler des “Zentrums für Politische Schönheit”, wurde das Verfahren eingestellt. Davor hatte die Staatsanwaltschaft 16 volle Monate gegen die Aktionskünstler ermittelt. Der Verdacht: “Bildung einer kriminellen Vereinigung”. Nun stellt sich zu allem Überfluss heraus, dass der ermittelnde Staatsanwalt ein Spender der AfD ist und es sich demnach um ein politisch motiviertes Verfahren gehandelt haben könnte.
Weiterer Lesetipp: Der Rechts-Staatsanwalt: “Gegen ein Künstlerkollektiv wird ermittelt, weil es eine Aktion gegen den AfD-Politiker Björn Höcke veranstaltete. Der Ermittler steht der AfD nahe. Wie neutral ist er?” (zeit.de, Christian Fuchs & Luisa Hommerich).

6. Barometer der medialen Welt
(taz.de, Steffen Grimberg)
Seit nunmehr 70 Jahren existiert der kirchliche Nachrichtendienst epd medien. Anlass für einige, zum Ende hin sogar sakrale, Lobesworte von Steffen Grimberg: “Auch heute ist epd medien unverzichtbares Barometer der medialen Welt und der Berichterstattung über sie. Ganze egal, wie viele meedias oder DWDLs noch kommen und gehen: Die immense Erfahrung (und das Archiv, siehe Grimme), die Unabhängigkeit (dank Kirchensteuer) und die unaufgeregte Professionalität von epd medien sind — wie so ziemlich alles, was in der Bibel steht — für die Ewigkeit. Amen.”

Facebooks Löschzentrum Essen, AfD-Newsroom, Twitter lässt NPD hetzen

1. Exklusiver Einblick: So funktionieren Facebooks Moderationszentren
(netzpolitik.org, Markus Reuter & Ingo Dachwitz & Alexander Fanta & Markus Beckedahl)
Erstmals hat netzpolitik.org einen detaillierten Einblick in die Abläufe im Facebook-Löschzentrum des Dienstleisters CCC in Essen bekommen. Dort bearbeiten etwa 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Dreischichtbetrieb Inhalte, die auf Facebook und Instagram gemeldet wurden. Einer dieser Mitarbeiter hat sich anonym zu den Strukturen, Hierarchien, Abläufen, Arbeitsbedingungen des Facebook-Dienstleisters geäußert, für den weltweit 7.500 Angestellte arbeiten. Die anstrengende Arbeit werde übrigens in der untersten Stufe mit 10,65 Euro je Stunde entlohnt.

2. Was ist aus dem AfD-Newsroom geworden?
(n-tv.de, Benjamin Konietzny)
Vergangenes Jahr hatte die AfD ein ehrgeiziges Projekt angekündigt, das in den Medien für viel Aufmerksamkeit sorgte: Von einem eigenen Newsroom mit rund 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern war die Rede, mit denen die Partei rund um die Uhr eigene Nachrichten produzieren wollte. n-tv-Parlamentsreporter Benjamin Konietzny hat sich umgehört, was aus dem Projekt geworden ist. Spoiler: nicht allzu viel.

3. Wissenschaftler: Fake-News haben den Journalisten sogar geholfen
(schwaebische.de, Sebastian Heinrich)
Die “Schwäbische” hat mit Journalismus-Professor Klaus Meier über die Glaubwürdigkeitskrise der Medien gesprochen. Meier kann der aktuellen Lage auch etwas Positives abgewinnen: Die ganzen Debatten mit Stichworten wie “Fake News” und “postfaktisches Zeitalter” hätten “dem Journalismus in Deutschland eigentlich sogar geholfen. Den Menschen ist viel bewusster geworden, was sie von einer unabhängigen, überprüften Informationsaufbereitung haben. Und dass sie ohne Journalismus politischen Interessen wie ein Spielball ausgeliefert wären.”

4. Der Vorreiter der Nachrichtenpodcasts ist immer noch einer der besten
(uebermedien.de, Sandro Schroeder)
Bei “Übermedien” erscheint ab sofort alle zwei Wochen “Die Podcast-Kritik”. Den Anfang macht Sandro Schroeder mit einer Rezension des werktäglich erscheinenden “The Daily”-Podcasts der “New York Times”. Der Nachrichtenpodcast hat Maßstäbe gesetzt und erreicht weltweit ein Millionenpublikum.

5. Die NPD hetzt, Twitter bleibt stumm
(zeit.de, Henrik Merker)
Wenn etwas Hass und Hetze ist, dann wohl diese Aktion: Einige NPD-Funktionäre haben auf Twitter zum Abschieben von Menschen mit tatsächlichem oder vermeintlichem Migrationshintergrund aufgerufen, indem sie die “Abschiebe-Challenge” starteten. Doch es gibt noch einen weiteren Skandal: Twitter lässt die Neonazis gewähren und löscht die gemeldeten Inhalte nicht (“kein Verstoß gegen die Nutzungsbedingungen”), obwohl sich das Unternehmen nach außen hin gegen Hatespeech positioniert.

6. “Die Suppe steht auf dem Herd. Allmählich brennt sie an.”
(facebook.com, Leo Fischer)
Wie würden führende liberale Medienhäuser auf eine anbrennende Suppe reagieren? Leo Fischer sieht die entsprechenden Meldungen schon vor sich.

Braunes Geblubber, Head Full of Fördergeld, Leistungsschutzlügen

1. “Facebook-Pranger” von “Bild” bleibt unzulässig
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Der sogenannte Facebook-Pranger, den die “Bild”-Zeitung 2015 aufgestellt hatte, bleibt unzulässig. Dies entschied nun der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe und lehnte Springers Wunsch nach einer Revision ab. “Bild” hatte in Print und online fremdenfeindliche Facebook-Kommentare samt Nutzerfotos und Namen der Kommentierenden veröffentlicht und selbst von einem “Pranger” gesprochen. Während der Presserat diese Art der Berichterstattung 2015 noch für zulässig gehalten hatte, verurteilte das Oberlandesgericht München diese Praxis ohne Zulassung weiterer Rechtsmittel. Dies wurde nun vom BGH bestätigt.

2. Verständnis für Rechtsextreme
(taz.de, Ralf Leonhard)
Der österreichische Milliardär und Unternehmer Dietrich Mateschitz (Red Bull) sponsert nicht nur diverse Extremsportler wie den “Stratosphärenspringer” und politisch rechtsaußen stehenden Felix Baumgartner, sondern besitzt auch den Fernsehsender “Servus TV”. Damit fördere der Brauseabfüller auch die Verbreitung rechten Gedankenguts, so der Vorwurf von Kritikern.

3. Nur 155 Zuschauer: Til-Schweiger-Film scheitert spektakulär
(ostsee-zeitung.de)
Til Schweigers “Head Full of Honey” lockte am Wochenende gerade mal 155 Zuschauer in die Kinos — bei 86 im Umlauf befindlichen Kopien … klingt unwirtschaftlich, oder? Ist es aber nicht unbedingt, denn die 4,6 Millionen Euro deutsche Fördergelder sind an den deutschen Kinostart gekoppelt.

4. Das Lügen geht weiter
(golem.de, Friedhelm Greis)
Selbst nach der Abstimmung über die EU-Urheberrechtsreform würden die “Lügen für das Leistungsschutzrecht” weitergehen, konstatiert Friedhelm Greis in seiner Analyse. Besonderen Unmut ruft bei ihm ein Interview des Springer-Vorstands und BDZV-Chefs Mathias Döpfner hervor, das “so viele Falschbehauptungen und Verdrehungen enthält, dass man gar nicht weiß, wo man mit den Richtigstellungen anfangen soll.” Greis fordert: “Auf dieser Basis darf die Regierung nicht final den Plänen zum Leistungsschutzrecht zustimmen.”

5. Wa(h)re Verbrechen: Der True-Crime-Boom
(ndr.de, Christine Seidemann, Video: 5:48 Minuten)
Sogenannte True-Crime-Formate erfreuen sich großer Beliebtheit, ob im Print, Fernsehen oder als Podcast. Das Medienmagazin “Zapp” hat mit zwei hochkarätigen Experten über den Boom des Genres gesprochen: Mit Giuseppe Di Grazia (“Stern Crime”) und mit Sabine Rückert (“Zeit Verbrechen”). Eine derart breite mediale Beschäftigung mit besonders spektakulären Gewalttaten könne jedoch dazu beitragen, dass die Kriminalitätsfurcht steigt, warnt Bernd-Rüdiger Sonnen, Rechtswissenschaftler von der Uni Hamburg.

6. Was labert der? Die Sprache der Nummer-Eins-Hits in Deutschland
(einfacherdienst.de)
Von der Mitte der Neunzigerjahre bis in die jüngste Vergangenheit kritisierten viele Menschen die Übermacht englischsprachiger Musik im Radio. Und immer wieder gab es seine Diskussion um eine Quote für deutschsprachige Musik. Eine Debatte, die sich heutzutage nicht mehr stellt: Sämtliche Lieder der Top 10 der MTV-Single-Charts haben deutschsprachige Texte. (Wobei Bandnamen und Songtitel teilweise nicht ohne die englische Sprache auskommen. Aber “Kirsche Kirsche Dame” von “Hauptstadt Büstenhalter” beziehungsweise “Besitztumsbruder” klinge zugegebenermaßen auch etwas irritierend.)

Angriff auf Kunstfreiheit, PR oder Journalismus?, Grindels Drehtür

1. Ein Angriff auf die Freiheit der Kunst
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Die Staatsanwaltschaft in Gera ermittelt gegen die Aktionskunstgruppe “Zentrum für Politische Schönheit” wegen “Bildung einer kriminellen Vereinigung”. Nicht nur ein Skandal allererster Güte, sondern ein Angriff auf die Freiheit der Kunst, wie Markus Reuter in seinem Kommentar findet: “Wer auch immer dieses Verfahren eröffnet und für 16 Monate nicht eingestellt hat, sollte von seinem Amt zurücktreten.”

2. Theodor-Wolff-Preis Lebenswerk für Michael Jürgs
(bdzv.de)
Der Theodor-Wolff-Preis ist “die renommierteste Auszeichnung, die die Zeitungsbranche zu vergeben hat”. So urteilt jedenfalls der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger über den von ihm vergebenen Journalistenpreis. Dieses Jahr auf der Nominierungsliste: Das vielfach kritisierte Pro und Contra der “Zeit” über die Seenotrettung von Geflüchteten “Oder soll man es lassen?”. Es wäre interessant zu erfahren, was der Namensgeber Theodor Wolff von dieser Nominierung halten würde. Wolff musste nämlich selbst flüchten (vor den Nazis).
Über den nominierten Beitrag siehe auch: Leben oder sterben lassen?: “In der “Zeit” wird diskutiert, ob Schiffsbrüchige gerettet werden dürfen — mit halben Wahrheiten und kruden Vergleichen. Ein Faktencheck.” (taz.de, Christian Jakob).

3. Karl Lauterbach zu Gesundheits-Fakes News im Netz: “Der Verbraucherschutz ist überhaupt nicht ausgeprägt”
(medwatch.de, Nicola Kuhrt & Hinnerk Feldwisch-Drentrup)
“MedWatch” hat sich mit dem SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach über die Qualität von Gesundheitsinformationen im Internet unterhalten. Außerdem geht es um eine mögliche Impfpflicht, Homöopathie und Heilpraktiker, sowie um Pläne von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zur Kostenerstattung.

4. Eine Gratwanderung: PR oder Journalismus?
(ndr.de, Daniel Bouhs)
Ist PR eine “Spielart des Journalismus”, wie der DJV-Vorsitzende Frank Überall behauptet, oder “selektive Auftragskommunikation”, die nichts mit unabhängiger Berichterstattung zu tun hat, wie der Hamburger Journalistik-Professor Volker Lilienthal betont? Auf jeden Fall ist es eine Gratwanderung, bei der Transparenz besonders wichtig sei.

5. So werden aus Politikern wieder Journalisten
(deutschlandfunk.de, Mike Herbstreuth und Stefan Fries)
Reinhard Grindel könnte nach seinem Rücktritt als DFB-Präsident theoretisch wieder zum ZDF, seinem alten Arbeitgeber, zurückkehren. Der Sender hält ihm jedenfalls eine Stelle frei. Der “Deutschlandfunk” hat bei öffentlich-rechtlichen Sendern nachgefragt, wie sie mit möglichen Rückkehrern umgehen.
Weiterer Lesehinweis: Ex-DFB-Chef Grindel: Drehtür zurück zum ZDF? (deutschlandfunk.de, Christoph Sterz).

6. System der Angst
(freitag.de, Lennart Laberenz)
Herrscht auf dem Buchmarkt oder in der Fernsehunterhaltung ein “System der Angst” vor allem, was neu, andersartig und mutig ist? Über diese Frage hat der “Freitag” mit zwei Autorinnen gesprochen: Heidi Goch-Lange, die unter dem Pseudonym Sofie Cramer Bestseller wie “SMS für dich” geschrieben hat, und Drehbuchschreiberin Dorothee Schön (u.a. “Tatort”, “Charité”).

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