Archiv für 6 vor 9

Gendern im Radio, Umstrittene Innovationsförderung, Gammel-Videos

1. Die unsichtbare Welle
(freitag.de, Lorenz Matzat)
In der Corona-Berichterstattung geht es oft darum, wie Daten visuell aufbereitet werden können, ob mit Daten-Dashboards, Diagrammen oder Karten. So hilfreich Datenvisualisierungen sein können, so sorgsam müssen sie erstellt und gelesen werden. Lorenz Matzat hat dazu zwei Experten befragt: Marcel Pauly, Leiter des Bereichs Datenjournalismus beim “Spiegel”, und Juliane Leopold, Chefredakteurin Digitales von ARD-aktuell. Außerdem geht es in Matzats Text um die Rolle des Robert-Koch-Instituts als “Datenlieferant” und dessen mögliche Versäumnisse.

2. Gendern im Radio – Muss das sein?
(deutschlandfunk.de, Ann-Kathrin Büüsker, Audio: 62 Minuten)
In einer Sonderausgabe von “Deutschlandfunk – Der Tag” geht es um ein oft hitzig diskutiertes Thema: geschlechtergerechte Sprache im Radio. Ann-Kathrin Büüsker hat sich dazu mit Christoph Schmitz, dem Leiter der Deutschlandfunk-Musikredaktion, und Bettina Schmieding, der Leiterin der Medienredaktion des Dlf, zusammengesetzt: “Wieso sprechen einige im Deutschlandfunk das Gendersternchen und andere nicht? Wie diskutieren die Redaktionen? Wie finden es die Hörer*innen?” Eine überaus lohnenswerte Hörstunde, in der alle Argumente und Gegenargumente zur Sprache kommen.

3. Was besser wäre, als das Geld des Datenkonzerns zu nehmen
(netzpolitik.org, Ingo Dachwitz & Alexander Fanta)
Die Bundesregierung will den Verlagen demnächst eine “Innovationsförderung” von 220 Millionen Euro zukommen lassen. Christopher Buschow hat sich mit dem Thema intensiv auseinandergesetzt – er ist einer der Autoren des Gutachtens zur “Innovationslandschaft des Journalismus in Deutschland”. Im Interview mit netzpolitik.org zeigt sich Buschow skeptisch, was die Zielrichtung der Fördermaßnahme angeht: “Die Definition von Innovation im Förderkonzept ist so weit gefasst und so allgemein, dass jeder Verlag ein ohnehin geplantes Projekt finden wird, was ihn zur Förderung berechtigt. Noch dazu kann die ausgesprochene breite Definition unerwünschte Nebenwirkungen haben: So will das Wirtschaftsministerium u.a. ‘Online-Shops und Rubrikenportale’ fördern – und damit gewissermaßen die Abkehr der Verlage vom eigentlich förderungswürdigen Kerngeschäft des Journalismus. Das muss man erstmal verdauen.”
Weiterer Hörhinweis: Im “Was mit Medien”-Podcast geht es um die Frage: “Wie steckt Google Millionen Euro in den Journalismus, Alex Fanta und Ingo Dachwitz?” Die beiden netzpolitik.org-Journalisten sind Autoren der Studie “Medienmäzen Google – Wie der Datenkonzern den Journalismus umgarnt”.

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4. Das Filmen einer Vergewaltigung ist keine “Sex-Falle”, liebe Kronen Zeitung
(facebook.com/momentat)
In der aktuellen Folge der Rubrik “Gegengelesen” setzt sich das österreichische Magazin “Moment” mit der Berichterstattung der “Kronen Zeitung” über einen Vergewaltigungsfall auseinander. Das Fazit: “Die Berichterstattung über sexualisierte und häusliche Gewalt sowie Frauenmorde ist meist verharmlosend und problematisch. Eine Täter-Opfer-Umkehr und verharmlosende Beschreibungen helfen nicht bei dem Aufzeigen von sexueller Gewalt. Ganz im Gegenteil.”

5. Neue Ideen für den Lokaljournalismus
(infosperber.ch, Rainer Stadler)
Der US-amerikanische Lokaljournalismus befindet sich seit längerer Zeit im Niedergang. In den vergangenen Jahren hätten hunderte Blätter den Betrieb eingestellt, es seien zehntausende Stellen gestrichen worden. Doch nun entstehen neue Mitteilungsformen: Newsletter und Podcasts würden in die entstandenen Lücken stoßen. Rainer Stadler berichtet von den neuartigen Versuchen, den Lokaljournalismus zu beleben. Dabei wird klar, dass auch die neuen Ansätze nicht alle Probleme lösen werden.

6. Corona-Clips #besondereHelden: Das ist nicht lustig
(rnd.de, Jan Sternberg)
Die Bundesregierung hat zwei ironisch-satirische Videos zur Corona-Pandemie produzieren lassen, bei denen man jungen Leuten beim Gammeln zusehen kann. Die Clips werden recht unterschiedlich aufgenommen. Jan Sternberg kann darüber zum Beispiel nur eingeschränkt lachen: “Wie sollen das Eltern finden, die seit März im Homeschooling-/Homeoffice-/Hotspot-Unterricht-Stress sind? Wie sollen das die wahren Helden finden, für die schon lange keiner mehr klatscht – also Krankenschwestern und Pfleger? Wie diejenigen, die zu Hause nicht Langeweile und Hähnchenschenkel finden, sondern Stress und Gewalt?” Sein Kollege Jonas Leppin vom “Spiegel” ist etwas nachsichtiger: “Würde man alle vorgebrachten Bedenken in einem einzigen Video unterbringen, dann wäre es wohl der langweiligste Spot der Welt.”

Glyphosat-Gutachten, Echokammer des Schreckens, Ohrenschmalz-TV

1. Urteil gegen Zensurheberrecht: Glyphosat-Gutachten darf veröffentlicht werden
(fragdenstaat.de, Arne Semsrott & Phillip Hofmann)
“FragDenStaat”, das Portal für Informationsfreiheit, feiert einen juristischen Sieg: “Wir haben gemeinsam ein kleines Stück Rechtsgeschichte geschrieben: Das Landgericht Köln hat heute entschieden, dass unsere Veröffentlichung eines Glyphosat-Gutachtens keine Urheberrechtsverletzung ist.” Damit sei der Fall jedoch nicht ausgestanden. Das von der Entscheidung betroffene Bundesinstituts für Risikobewertung habe bereits angedeutet, gegen die Entscheidung des Landgerichts in Berufung zu gehen: “Es könnte sein, dass unser Fall in einigen Jahren vor dem Bundesgerichtshof landet und dem Europäischen Gerichtshof zur Schaffung einer europäisch einheitlichen Lösung vorgelegt wird.”

2. “Ich halte den Begriff ‘Einzeltäter’ für irreführend”
(jetzt.de, Pia Stendera)
Karolin Schwarz ist nicht nur Journalistin, sondern auch Expertin in Sachen Rechtsextremismus (ihr Buch zum Thema: “Hasskrieger”). Als unabhängige Gutachterin hat sie die Netz-Aktivitäten des Attentäters von Halle untersucht und dazu in einschlägigen Imageboards und Telegram-Gruppen recherchiert. Im Interview mit “jetzt” erzählt Schwarz von ihren Erkenntnissen zum konkreten Fall und zum Thema Rechtsextremismus im Internet allgemein.

3. In der Echokammer der Trump-Anhänger
(zeit.de, Johanna Roth)
In Zusammenhang mit der US-Wahl und dem anstehenden Regierungswechsel sehen sich Twitter und Facebook immer öfter gezwungen, Inhalte zu moderieren oder zu löschen. Twitter hat viele Tweets von Donald Trump mit Warnhinweisen ergänzt. Facebook löschte jüngst eine Gruppe, die sich gegen die “gestohlene Wahl” auflehnen wollte und binnen einen Tages auf über 300.000 Mitglieder angewachsen war. Nun suchen sich viele Menschen eine neue digitale Heimat und finden sie bei Parler, einer Plattform für “Free Speech”. Johanna Roth kommentiert: “Parler ist mehr als ein virtueller Pool für die Tränen der Trump-Fans. Es ist eine Echokammer des Schreckens. Ein Ort, an dem man es mit der Angst zu tun bekommen kann, wie düster die kommenden Wochen und Monate noch werden könnten.”

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4. Frauen im Fußball – wo das Geschlecht (k)eine Rolle spielt
(de.ejo-online.eu, Miriam Jagdmann)
Miriam Jagdmann hat in ihrer Bachelorarbeit untersucht, wie Frauen in der Berichterstattung über Fußball sprachlich dargestellt werden. Geschlechterbilder würden eine besondere Rolle spielen. Jagdmann kommt in ihrer Untersuchung zum Ergebnis, dass die Berichterstattung zwischen den Extremen “Nicht-Beachtung” und “Überbetonung” des Geschlechts schwanke: “Dies war bei allen untersuchten Medien der Fall, nennenswerte Unterschiede gab es nicht.”

5. Von der journalistischen Pflicht, keine Falschaussagen zu verbreiten
(medienwoche.ch, Philipp Cueni)
Dürfen Fernsehsender die Übertragung abbrechen, wenn der Präsident zum Volk spricht, wie es jüngst MSNBC, NBC, CBS und ABC bei einer Rede des US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump gemacht haben? Bei der “NZZ” verneinte man die Frage und bezeichnete den Abbruch als “Tiefpunkt der politischen Berichterstattung”, als “Machtdemonstration” und “entmündigenden Paternalismus” gegenüber dem Publikum. Der freie Journalist Philipp Cueni kann mit dieser Argumentation nichts anfangen: “Auch ein Staatspräsident hat kein Anrecht darauf, dass seine Reden live verbreitet werden. Die Argumentation, die genannten TV-Sender hätten den ‘Präsidenten um sein Recht der freien Äusserung’ gebracht, wie das die NZZ schreibt, ist falsch. Denn das Recht der freien Äusserung ist nicht zu verwechseln mit einem Recht auf eine Live-Verbreitung durch unabhängige Medien.”

6. Alles, was man nie wollte
(sueddeutsche.de, Marlene Knobloch)
Marlene Knobloch hat anlässlich der US-Wahl jede Menge US-amerikanisches Fernsehen konsumiert und ist dabei zwangsläufig mit einer Vielzahl von Werbeclips bombardiert worden. Die werbetreibende Industrie diesseits und jenseits des Atlantiks setze auf unterschiedliche Schwerpunkte: “Während in Deutschland die Verdauungskanäle verstopft sind, quellen in Amerika die Regenrinnen voller Laub über. Wer in den letzten Tagen CNN oder Foxnews schaute, der blickte in den Werbeunterbrechungen in eine Welt aus fahrenden Laubsaugern, Dachrinnenlaubschutz-Filtern, aber auch Ohrenschmalz-Absauggeräten. Es war eine Welt voller Dinge, von denen man nichts wusste, die man nie wollte und die man nicht brauchte. Und alles hatte diese 90er-Ästhetik.”

König für einen Tag, Eskalation des “Querdenkens”, BBC fälschte Papiere

1. Kriegsreporter: Im Einsatz, wo sonst keiner ist
(ndr.de, Gudrun Kirfel, Video: 5:54 Minuten)
Ein überaus empfehlenswerter, da nachdenklich machender TV-Beitrag: Der 74-jährige Ashwin Raman berichtet seit 45 Jahren aus Krisen- und Kriegsgebieten wie dem Irak, Syrien, Afghanistan und Somalia. “Zapp” stellt den Mann vor, der sich nicht als Kriegsreporter, sondern als “Anti-Kriegsreporter” bezeichnet. Eine beeindruckende und leise auftretende Persönlichkeit, die auch heute noch um Aufträge kämpfen muss. Auf seine vielen Preise und Auszeichnungen angesprochen, antwortet Raman: “Du bist ein König für einen Tag. Am nächsten Tag musst Du in der Schlange stehen mit Deinem Exposé.”

2. Die Eskalation der Gewalt
(uebermedien.de, Henrik Merker)
Bei der Anti-Corona-Maßnahmen-Demo in Leipzig kam es zu einer Vielzahl von verbalen wie auch körperlichen Angriffen auf die von dort berichtenden Journalistinnen und Journalisten. Die für den Schutz der Presse zuständige Polizei habe vielfach weggeschaut oder die Arbeit der Medien aktiv behindert, so der Vorwurf verschiedener Beobachter. Henrik Merker arbeitet die kritikwürdigen Vorgänge rund um die “Querdenker”-Demo auf.

3. “Einmaliger und neuartiger Angriff auf die Pressefreiheit”
(dwdl.de, Alexander Krei)
Das Bundesgesundheitsministerium hat ein Informationsportal zu diversen Gesundheitsthemen ins Netz gestellt und lässt es von Google prominent bewerben. Rudolf Thiemann, Präsident des Verbandes Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ), ist darüber wenig erfreut und poltert: “Eine solche Verdrängung der privaten Presse durch ein staatliches Medienangebot auf einer digitalen Megaplattform ist ein einmaliger und neuartiger Angriff auf die Pressefreiheit. Schon dass ein Bundesministerium überhaupt ein eigenes Fachmedium mit vollwertiger redaktioneller Berichterstattung über Gesundheitsfragen betreibt, ist mit der Staatsfreiheit der Medien nicht vereinbar und ein unannehmbarer Eingriff in den freien Pressemarkt, der sich nach wirtschaftlichen Grundsätzen finanzieren muss.” Auch Burda-Vorstand und VDZ-Vizepräsident Philipp Welte greift zu drastischen Worten: “Das Ministerium deklassiert die freien marktwirtschaftlich organisierten Gesundheitsportale und setzt alle Mechanismen der freien Information und damit der freien Meinungsbildung in unserer Demokratie außer Kraft”.

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4. BBC fälschte Papiere
(deutschlandfunk.de, Christine Heuer)
Dem BBC-Redakteur Martin Bashir gelang vor 24 Jahre ein Scoop: Er gewann Prinzessin Diana für ein Interview, in dem diese über das englische Königshaus auspackte. Schon lange existierten Vorwürfe, dass Bashir sich das Vertrauen der Prinzessin mit gefälschten Dokumenten erschlichen und sie mit vermeintlichen Beweisen manipuliert habe. Nun soll der Fall nochmal neu untersucht werden.

5. Der, der nicht genannt werden darf
(taz.de, Urs Wälterlin)
In Australien stehen derzeit 18 Journalistinnen und Journalisten sowie 12 Medienunternehmen vor Gericht. Sie hatten trotz richterlicher Anordnung über einen Kardinal berichtet, dem Kindesmissbrauch vorgeworfen wurde und der deshalb auch zu einer Haftstrafe verurteilt worden war. Diese Einschränkung der Pressefreiheit sei im australischen Rechtssystem nicht unüblich, werde jedoch von vielen Seiten kritisiert, auch von den Reportern ohne Grenzen.

6. Verschwende deine Jugendzeitschrift
(sueddeutsche.de, Quentin Lichtblau)
Der Bauer-Verlag will die Produktion seiner einst so erfolgreichen Jugendzeitschrift “Bravo” an eine externe Redaktion abgeben. Quentin Lichtblau ist skeptisch, was die Zukunft der Pubertierenden-Postille anbelangt: “In einer Welt, in der junge Menschen von politischen Themen längst nicht mehr angeödet sind, sondern sich vielmehr aktiv gegen Sexismus oder Diskriminierung engagieren, wirkte das Heft oft wie aus der Zeit gefallen, etwa mit Tipps und Tricks, wie devote Mädchen süße Boys für sich begeistern können (‘Guck Jungs immer leicht von unten an, das wirkt am süßesten auf Typen’). Aus dem alten Interessen-Dreieck aus Beauty, Mode und Flirttipps sowie dem entsprechend eng gesteckten Körperideal hat sich die Online-Konkurrenz auf den Plattformen Instagram und Tiktok mindestens teilweise emanzipiert.”

Wodarg vs. “Volksverpetzer”, Polizei darf falsch twittern, Badeurlaub

1. Pandemie-Leugner Wodarg fordert 250.000 Euro von Volksverpetzer
(volksverpetzer.de, Thomas Laschyk)
Die Äußerungen von Wolfgang Wodarg zur COVID-19-Pandemie in Deutschland stoßen bei vielen Wissenschaftlern, Politikerinnen und Medien auf Kritik, so auch beim “Volksverpetzer”. Dagegen setzt sich Wodarg nun mit juristischen Mitteln zur Wehr und besteht laut “Volksverpetzer” nicht nur auf der Abgabe einer Unterlassungserklärung, sondern auch auf Zahlung von 250.000 Euro als angeblichen Schadensersatz. Der “Volksverpetzer” erfährt im Netz derweil eine große Welle der Solidarität.

2. Kön­ig­li­cher Bade­ur­laub ist kein zeit­ge­schicht­li­ches Ereignis
(lto.de)
Das Landgericht Köln hat es der “Bild”-Redaktion per einstweiliger Verfügung verboten, Urlaubsfotos des niederländischen Königspaares zu veröffentlichen. Die Aufnahmen zeigen König Willem-Alexander und Königin Máxima in Badebekleidung bei einem Yachtausflug in Griechenland und waren offensichtlich mit einem Teleobjektiv geschossen worden. Der Springer-Verlag habe den Beschluss des Gerichts anerkannt. Ihm drohe im Wiederholungsfall ein Ordnungsgeld in Höhe von 250.000 Euro.

3. Die Liebe zu Fox News ist erkaltet – plant Trump jetzt einen eigenen TV-Sender?
(rnd.de, Imre Grimm)
Lange Zeit war Fox News Donald Trumps Haus- und Hofsender, doch seit einiger Zeit scheint die Liebe erkaltet. Nun hat ein Fox-Moderator die Übertragung einer Live-Pressekonferenz mit den Worten “Ich kann Ihnen das nicht weiter mit gutem Gewissen zeigen” abgebrochen. Imre Grimm kommentiert: “Es scheint, als habe der Sender plötzlich eine menschliche Regung entdeckt, die lange überlagert schien von der gierigen Begeisterung über Trumps quotenträchtige Qualitäten als Entertainer und Menschenfänger: das eigene Gewissen.” Nun würden sich einige Beobachter fragen, ob Trump einen eigenen Sender starten wolle.

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4. So niedrig ist der Anteil der Frauen in Berichten von Spiegel, Focus, Bild am Sonntag und Welt am Sonntag
(kress.de, Roland Schatz)
Media Tenor, ein Schweizer Unternehmen für Medienanalysen, hat untersucht, wie oft in den vergangenen zehn Jahren in großen Medien wie “Spiegel”, “Focus”, “Bild am Sonntag” und “Welt am Sonntag” über Männer und Frauen geschrieben wurde. Was den Anteil von Frauen in der Berichterstattung betrifft, kommt besonders der “Spiegel” schlecht weg: “Beim Spiegel dominiert also die Einstellung: In erster Linie lohnt es sich über Tätigkeiten von Männern zu berichten, wenn sie ihre Leserschaft über Entwicklungen in Politik und Wirtschaft informieren. 2020 wird seit 2001 das extremste Jahr: in den letzten 20 Jahren spielten Frauen für die Hamburger nie eine unwichtigere Rolle als in diesen Covid19-Zeiten.”

5. Gericht weist Klage gegen Falschmeldung der Polizei ab
(netzpolitik.org, Marie Bröckling)
Im Jahr 2017 twitterte die Polizei im Zusammenhang mit der Räumung des linksalternativen Kiezladens Friedel54, dass im Gebäude ein Türknauf unter Strom gesetzt worden sei. Die Meldung verbreitete sich sehr schnell, auch aufgrund der Berichterstattung einiger Medien, stellte sich jedoch später als Falschmeldung heraus. Nun musste sich ein Gericht mit dem Vorgang befassen. Es hat die Klage der Betroffenen jedoch abgewiesen. Der Richter habe Verständnis für den Wunsch der Kläger, ein Grundsatzurteil zum Twittern der Polizei zu erwirken. Es sei jedoch der “richtige Fall zum falschen Zeitpunkt”.

6. Zwei Mal «Streaming» – oder: Die Renaissance der Programmzeitschrift
(medienwoche.ch, Nick Lüthi)
Die Idee einer Streaming-Programmzeitschrift erinnert ein wenig an die guten alten Zeiten, in denen man im Buchhandel noch gedruckte Internet-Adresslisten kaufen konnte. Nick Lüthi hat sich zwei Streaming-Magazine für den deutschen beziehungsweise den Schweizer Markt angeschaut.
Weiterer Lesehinweis: Während die klassischen TV-Sender mit ihren Mediatheken immer mehr zu einer Art Gegen-Netflix werden wollen, testet der Streaming-Anbieter in Frankreich ein lineares Programm, das für alle gleich ist: Man nannte es Glotze (sueddeutsche.de, Claudia Tieschky).

Angreifende “Querdenker”, Blamage um Uploadfilter, Stiftungsförderung

1. “Ihr geht sowieso bald alle hops”
(deutschlandfunk.de, Nina Magoley, Audio: 5:16 Minuten)
In letzter Zeit wird immer wieder von Angriffen auf Medienschaffende berichtet, vor allem in Zusammenhang mit den “Querdenken”-Demonstrationen. Journalistenverbände und NGOs beklagen das gewalttätige Auftreten der beteiligten Demonstranten gegenüber Medienvertretern. Laut der Gewerkschaft DJU sollen allein bei der Demo in Leipzig am Samstag mindestens 43 Journalistinnen und Journalisten an ihrer Arbeit gehindert worden sein. Eine unrühmliche Rolle komme dabei der Polizei zu, die oft nur zögerlich eingreife oder gar selbst Medienarbeit behindere.

2. Edit Policy: EuGH könnte Uploadfilter kippen und Berlin blamieren
(heise.de, Julia Reda)
“Sollte die CDU gegen ihr Versprechen den Einsatz von Uploadfiltern verlangen, könnte der Europäische Gerichtshof die Richtlinie nächstes Jahr wieder kippen”, so die düstere Prognose der Urheberrechts-Expertin Julia Reda. In ihrem Beitrag zeichnet sie das wenig konsistente Vorgehen der Regierungskoalition nach. Selbst CDU-geführte Ministerien würden in der Sache nicht zusammenarbeiten, sondern unterschiedliche Strategien verfolgen.

3. Live-Medien verschwenden bloss unsere Zeit
(infosperber.ch, Rainer Stadler)
Rainer Stadler kritisiert die Berichterstattung rund um die US-Präsidentschaftswahlen. Er stört sich sowohl an Frequenz als auch an Tonalität vieler Berichte: “Einschätzungen und Kommentare gehören zum Geschäft der politischen Journalisten. Das sollten diese allerdings mit Fakten und Argumenten tun. Gefühlsausbrüche beschädigen ihr Image, beleidigende Worte umso mehr.”

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4. Recherchieren für das Gemeinwohl – wie Stiftungen Journalismus finanzieren
(fachjournalist.de, Gunter Becker)
Anna Driftschröer hat sich in ihrer Masterarbeit mit der Förderung des Journalismus durch Stiftungen auseinandergesetzt und dazu mit beiden Seiten gesprochen: den Geldgebern (den Stiftungen) und den Geldempfangenden (den Redaktionen). Wie funktioniert Stiftungsförderung? Wer profitiert davon? Welche Themen werden bevorzugt gefördert? Außerdem liefert der Beitrag Anlaufstellen für weitergehende Informationen.

5. Alexa, richte dich nach diesen Regeln!
(sueddeutsche.de, Benedikt Frank)
Der neue Medienstaatsvertrag löst den bisherigen Rundfunkstaatsvertrag ab, der sich weitgehend auf Radio und Fernsehen bezog. Der neue Vertrag soll nun die gesamte digitale Medienwelt erfassen. Benedikt Frank erklärt, was sich für Anbieter und Nutzende geändert hat. Und was sich seiner Einschätzung nach noch ändern wird.

6. Wie unser PUR-Angebot für werbefreies Lesen ankommt
(devspiegel.medium.com)
Seit Februar können sich Leserinnen und Leser des “Spiegel”-Onlineangebots für den Besuch einer werbe- und trackingfreien Seite entscheiden: Die “Pur”-Variante kostet rund fünf Euro im Monat. Im Entwicklerblog des “Spiegel” ziehen die Verantwortlichen eine Zwischenbilanz: Von den monatlich mehr als 20 Millionen Unique Usern würden etwa 17.000 das anzeigenfreie Bezahlmodell wählen. Die Zahl hört sich zunächst ernüchternd klein an, liefert jedoch weitere Erkenntnisse.

Seltsames “Spiegel”-Interview, Terror-Berichterstattung, Peanuts

1. Dieses Interview ist bemerkenswert.
(twitter.com, Hendrik Wieduwilt)
Der Journalist Hajo Schumacher hat für den “Spiegel” mit der ehemaligen FDP-Politikerin Silvana Koch-Mehrin über deren Kampf mit dem Krebs gesprochen. Die Interviewführung wurde im Netz vielfach als übergriffig und sexistisch kritisiert. An einer Stelle fragt Schumacher beispielsweise: “Sie haben, ob Sie wollten oder nicht, früher das Stereotyp der klassischen Blondine bedient. Was haben Glatze und Perücke mit Ihnen gemacht?” und legt nach einem Protest von Koch-Mehrin nochmal nach: “Nun ist aber gut. Sie haben das Blondinen-Spiel schon sehr gut beherrscht. Sie wussten genau, dass sich in einer Männerpartei viel Aufmerksamkeit auf Sie richtet, dass sie als Mann nicht so fix an die Spitze der FDP marschiert wären.” Der ehemalige “FAZ”-Journalist Hendrik Wieduwilt hat einige interessante Hintergrundinformationen über die Verbindung zwischen Interviewer und Interviewgast, die für einen faden Beigeschmack sorgen. Sein Fazit: “Unterm Strich bleibt ein Interview, das bis zur Überschrift ziemlich auffällig der Profilierung Koch-Mehrins nützt. Es ist schlichte PR, auch wenn sie eingewickelt ist in eine fraglos schreckliche, allerdings auch sehr verbreitete Krankengeschichte.” Die Autorin Fabienne Hurst ergänzt: “Und selbst wenn es gestaged wäre: es ist halt niemandem beim Spiegel aufgefallen, wie sexistisch sich das alles liest bzw: es war denen egal.”

2. Wieso lernt (fast) niemand aus den Fehlern der Terror-Berichterstattung?
(uebermedien.de, Holger Klein & Samira El Ouassil, Audio: 56:53 Minuten)
Der Anschlag in Wien hat erneut die Schwächen der Terror-Berichterstattung aufgezeigt. Im “Übermedien”-Podcast sprechen Holger Klein und Samira El Ouassil über das sensible Themenfeld: “Warum hängen wir so atemlos an den Newstickern und unseren Social-Media-Feeds anstatt uns in Geduld zu üben? Wie können Medien besser mit den Taten von Terroristen umgehen, die auf die mediale Wirkung ihrer Taten spekulieren? Wie gelingt medienethische Herzensbildung? Und wie reduzieren wir die Täterbesessenheit von Medien und uns allen?”

3. Ingo Zamperoni: Ein Anchor in unruhiger See
(dwdl.de, Peer Schader)
Seit vier Jahren moderiert Ingo Zamperoni die “Tagesthemen” im Ersten. Jüngst erschien von ihm die vielbeachtete Reportage “Trump, meine amerikanische Familie und ich” (Das Erste, 44:04 Minuten). Medienkritiker Peer Schader ist sehr angetan von der Arbeit Zamperonis: “Mit unerschütterliche Ruhe erklärt er seinem Publikum im Ersten die aktuelle Lage – so sachte wie möglich und so direkt wie nötig, ohne überflüssiges Zusatzpathos. Das ist vor allem in Zeiten zunehmender medialer Aufgeregtheit eine Eigenschaft, die man gar nicht hoch genug schätzen kann.”

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4. Trump und Fox News – zerbricht die besondere Beziehung?
(t-online.de, Johannes Bebermeier & Fabian Reinbold)
Fox News galt lange Zeit als der Haussender Donald Trumps. Doch mit der Meldung des Senders über die Trump-Niederlage in Arizona soll es zu einem dramatischen Bruch der langjährigen und innigen Partnerschaft gekommen sein. Nun werde sogar spekuliert, Trump wolle einen eigenen TV-Sender gründen: “Trump hätte dann einen eigenen Sender ohne einen Hauch von Kritik. Und die einstigen kongenialen Partner Trump und Fox wären direkte Konkurrenten.” Anmerkung des Kurators: Als ob Trump alle Spekulationen widerlegen wollte, hat er in der zurückliegenden Nacht allein zehn TV-Ausschnitte aus Fox-Sendungen getwittert.

5. “Der ist absolut echt, stoßfest und wasserdicht”
(sueddeutsche.de, Fabian Dombrowski)
Jörg Schönenborn präsentiert in der ARD regelmäßig Wahlergebnisse und verwendet dafür einen überdimensionalen Touchscreen. Die “Süddeutsche” hat sich mit dem Wahl-Experten unterhalten, dessen Zusammenarbeit mit dem Screen nicht immer reibungslos verläuft. Bei der US-Wahl habe der intelligente Bildschirm bei einer bestimmten Bewegung des Moderators stets die Übersichtsseite zum Bundesstaats Texas geöffnet. Dies habe jedoch nicht an Schönenborns “Texas-Ärmel”, sondern vermutlich an einem Licht-Reflex gelegen.

6. It’s Neoliberalism, Charlie Brown
(taz.de, Clara von Hirschhausen)
Apple hat die Rechte an der Zeichentrickserie “The Peanuts” gekauft und will die seit Jahrzehnten beliebten Filme nur dem (zahlenden) Apple-TV-Publikum zugänglich machen. Clara von Hirschhausen kommentiert: “Dass Apple sich mit seiner Entscheidung die Peanuts-Fans zu Feinden gemacht hat, ist vielleicht nicht ganz zufällig. Tatsächlich verkörpert Charlie Brown genau das, was Apple nicht ist: Er ist nachdenklich, oftmals zu langsam, meistens erfolglos – und doch charismatisch. Nicht für seine übernatürlichen Leistungen liebt man ihn, sondern für seine menschlichen Mängel.”

Trumpismen, “Spiegel”-Aufklärung “Rufmord”?, “Berner Modell”

1. Facebook sperrt rasant wachsende Gruppe von Trump-Anhängern
(spiegel.de)
Nur innerhalb eines Tages wuchs eine Facebook-Gruppe von radikalen Trump-Anhängern auf eine Größe von etwa 360.000 Personen an. Etwa alle zehn Sekunden seien 1000 neue Mitglieder dazugekommen. Die Botschaft der Gruppe: “Stop the Steal” und der Aufruf zum Widerstand gegen ein womöglich positives Wahlergebnis für Präsidentschaftsbewerber Joe Biden. Facebook habe dem Spuk jedoch schnell ein Ende bereitet und die demokratiefeindliche Gruppe entfernt.
Weitere Lesehinweise: Verschiedene US-Fernsehsender haben ihre Übertragungen einer Trump-Pressekonferenz wegen dessen Äußerungen zur US-Wahl abgebrochen. Und nachdem Donald Trumps ehemaliges Mastermind Steve Bannon zur Enthauptung des Top-Virologen Anthony Fauci sowie des FBI-Direktors Christopher Wray aufgerufen hatte, löschte Twitter Bannons Account (rnd.de).

2. “Wir können Leute von Twitter entfernen”
(sueddeutsche.de, Alexander Menden)
Der neue Generaldirektor der BBC Tim Davie hat sich auf verstörende Weise zur “Unabhängigkeitstrategie” des Senders geäußert. Journalistinnen und Journalisten sollen von persönlichen Meinungsäußerungen in der Öffentlichkeit absehen. Dazu zählen auch Likes, Retweets, Hashtags und “unterminierende Emojis”. Mit Blick auf BBC-Stars wie den ehemaligen Fußballer und Sportmoderator Gary Lineker drohte Davie: “Wir können Leute von Twitter entfernen”. Die Antwort Linekers sei umgehend erfolgt – auf Twitter: “Soweit ich weiß, kann nur Twitter Leute von Twitter entfernen.”

3. “Das grenzt an Rufmord”
(tagesspiegel.de)
Bei einem Anti-Terror-Einsatz in Bad Kleinen kamen 1993 ein Polizist und der RAF-Terrorist Wolfgang Grams ums Leben. Der “Spiegel” berichtete damals, Grams sei durch die Polizei quasi hingerichtet worden, und stützte seine Titelgeschichte “Der Todesschuß” auf einen angeblichen Zeugen. Der Bericht entpuppte sich als falsch, es entstanden Zweifel an der Existenz des Zeugen. Der “Spiegel” ist diesen Zweifeln unlängst in einem Bericht seiner “Aufklärungskommission” (PDF) nachgegangen. Der damalige “Spiegel”-Investigativjournalist Hans Leyendecker sieht sich durch den Bericht verunglimpft und erwägt eine Klage gegen seinen früheren Arbeitgeber.

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4. Nachwuchsprogramme für mehr Vielfalt in den Medien
(deutschlandfunk.de, Burkhard Schäfers, Audio: 6:01 Minuten)
Der Bayerische Rundfunk will mit seinem neuen Trainee-Programm “Puls Talente” Menschen mit interkulturellem Hintergrund fördern. Burkhard Schäfers hat sich das Programm näher angeschaut und mit Teilnehmenden gesprochen.

5. Das Ende des “Berner Modells”
(faz.net, Niklas Zimmermann)
In der Schweiz kündigt sich eine weitere journalistische Verdichtung an. Wie verschiedene Medien berichten, plane die TX Group die Zusammenlegung der Redaktionen von “Bund” und “Berner Zeitung”. Die “FAZ” hat mit dem Medienjournalisten Nick Lüthi über die zu erwartenden Auswirkungen der Maßnahme gesprochen.

6. Die virale Verbreitung verunsichert die Leute.
(planet-interview.de, Jakob Buhre)
Jakob Buhre hat sich mit dem Astrophysiker und Wissenschaftsjournalisten Harald Lesch unterhalten. In dem Interview geht es unter anderem um den Stellenwert des Fernsehens als Bildungsfernsehen, die Auswirkungen des Neoliberalismus und die Verbreitung von Verschwörungserzählungen. Lesch beantwortet auch die Frage, ob das öffentlich-rechtliche Fernsehen zum Thema Corona auch umstrittene Leute wie Wolfgang Wodarg oder Sucharit Bhakdi einladen sollte. Er verwendet dafür ein Beispiel: “Wir haben inzwischen wirklich unzählige Diskussionen gesehen, wo ein Klimawandelskeptiker und ein Klimaforscher sich gegenüber sitzen. Dabei müsste die Situation eigentlich sein, dass drei Klimaskeptiker 97 Klimaforschern gegenüber sitzen – dann wären nämlich die wahren Verhältnisse dargestellt.”

Wahlnacht, Giga-Framing, Rekord-Traffic wegen Corona & US-Wahl

1. Im Feuer der Desinformation
(zeit.de, Meike Laaff)
Schon Monate vor dem US-Wahltag hatten Facebook, Twitter, Youtube und andere Internetunternehmen Pläne zur Bekämpfung von Falschinformationen zur Wahl vorgelegt. “Zeit Online”-Redakteurin Meike Laaff hat sich in einer ersten Analyse angeschaut, wie gut das gelungen ist. Im Vergleich zu den vergangenen Präsidentschaftswahlen sei entschiedener eingegriffen worden, so ihr Fazit. In der gegenwärtigen Situation reiche dies jedoch nicht: “Informationsmanagement, Labels und Sperrungen in sozialen Netzwerken können nicht ad hoc die grundlegenden gesellschaftlichen Probleme lösen, die diese Wahl einmal mehr offenbart. Die USA sind tief gespalten. Das Feuer aus Falschinformationen, die den Wahltag im Netz begleitet haben, zeugt davon einmal mehr.”

2. Die lange Nacht der langen Gesichter: Ein Protokoll der Wahlnacht im Livefernsehen
(rnd.de, Imre Grimm)
Der Journalist Imre Grimm hat sich in einen Selbstversuch gestürzt und neun Stunden TV-Wahlberichterstattung konsumiert. In seinem Protokoll kann man verfolgen, wie er sich tapfer durch die Programme zappt.
Weitere Guckempfehlung: Das Medienmagazin “Zapp” war “Hinter den Kulissen der ARD-Wahlnacht zur US-Wahl” (youtube.com, Video: 6:51 Minuten).
Weitere Leseempfehlung: “Deutsche Medien übernahmen in der Wahlnacht nicht belegte Behauptungen von Trump. Was medial sonst noch falsch gelaufen ist.” Carolina Schwarz mit einer Medienschau zur US-Wahl (taz.de).

3. Hilfreiche Datenvisualisierungen im Überblick
(netzpolitik.org, Anna Biselli)
Wahlen sind traditionell die Stunde der Datenvisualisierungen. Zu den typischen Balken- und Säulendiagrammen kommen heutzutage eindrucksvolle und teilweise interaktive Zahlen-Präsentationen. Bei netzpolitik.org gibt es eine Zusammenstellung einiger besonders schöner, hilfreicher oder außergewöhnlicher Beispiele.

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4. “Gigafactory” – Wenn Medien Firmen-PR übernehmen
(deutschlandfunk.de, Annika Schneider, Audio: 2:22 Minuten)
Der Fahrzeughersteller Tesla errichtet derzeit in Brandenburg eine Fabrik, die er “Gigafactory” nennt. Medien sollten diesen Begriff nicht übernehmen, findet Deutschlandfunk-Journalistin Annika Schneider: “Dahinter steckt geschickte Firmen-PR: Eine ‘Gigafactory’, das ist kein einfaches Werk zur Herstellung von E-Fahrzeugen – der Anglizismus klingt nach einer Anlage riesigen Ausmaßes, in der hochmoderne Technologien zum Einsatz kommen. Genau deswegen ist der Begriff nicht neutral, sondern ein Euphemismus.”

5. Wie divers ist der ARD-Nachwuchs?
(journalist.de, Lynn Kraemer & Daniel Tautz & Nils Hagemann)
Wie divers ist der ARD-Nachwuchs? Das wollten zwei Volontäre und eine Volontärin erfahren und haben nach eigenen Angaben ihre 150 Kolleginnen und Kollegen bei der ARD, der Deutschen Welle und dem Deutschlandradio kontaktiert. 86 von ihnen konnten sie für eine Umfrage gewinnen. Die Journalismus-Auszubildenden der ARD seien den Angaben nach überwiegend weiblich, hätten studiert und würden mehrheitlich die Grünen wählen. Im “journalist” stellen die Studienverantwortlichen die Ergebnisse im Detail vor und ordnen sie ein.

6. Corona und US-Wahl sorgen für Rekord-Internetnutzung in Deutschland
(spiegel.de)
Der Frankfurter Internetknoten hat einen Rekord in Sachen Datenverkehr vermeldet. Der neue Höchstwert liege mehr als 40 Prozent über dem Vorjahr, normal sei ein Wachstum von zehn Prozent. Gründe seien die verstärkte Medien- und Datennutzung durch Streaming, Homeoffice und Homeschooling sowie das starke Interesse an der US-Wahl.

Terror-Berichterstattung, Ohne Zeitplan, Tweet-Warnungen

1. Terror-Berichterstattung: Am dunkelsten Tag zeigt oe24, warum man es nicht braucht
(kleinezeitung.at, Daniel Hadler)
Die Berichterstattung über den Terroranschlag in Wien habe gezeigt, inwieweit sich die österreichischen Medien unterscheiden: Während ORF oder Puls24 seriös berichtet hätten, habe es beim Boulevardmedium oe24.at reinen Voyeurismus gegeben – was für massive Kritik gesorgt habe. Das gehe sogar so weit, dass große Werbekunden unmittelbar ihre Werbeschaltungen kündigten.

2. Regierung hat keinen Zeitplan für Gesetz gegen Hass und Hetze
(spiegel.de, Max Hoppenstedt)
Der Bundestag hat im Juni das Gesetz zur Bekämpfung von Rechtsextremismus und Hasskriminalität beschlossen. Die neuen Regelungen sollten eigentlich ab dem 1. Januar 2021 wirksam werden. Wegen verfassungsrechtlicher Bedenken verweigerte der Bundespräsident jedoch seine Unterschrift. Für Abhilfe soll ein sogenanntes Reparaturgesetz sorgen, doch die Angelegenheit zieht sich hin. Fraglich sei zudem, wie das Bundeskriminalamt die auf die Behörde zukommende Mehrarbeit ohne personelle Aufstockung bewältigen könne: Man rechne damit, dass Facebook, Youtube und Twitter bis zu 250.000 Beiträge pro Jahr an das BKA melden könnten.

3. Die größte Filmdatenbank der Welt
(golem.de, Peter Osteried)
In der Filmdatenbank Internet Movie Database (kurz: IMDb) finden sich Einträge zu mehr als 550.000 Filmen, fast 200.000 Serien und mehr als 100.000 Fernsehfilmen. Peter Osteried zeichnet die Entwicklung des Cineasten-Lexikons nach – von der Entstehung im Usenet und der Übernahme durch Amazon bis in die Jetzt-Zeit.

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4. Urheberrechtsreform: Altmaier macht gegen Nutzung von Inhalte-Schnipseln mobil
(heise.de, Stefan Krempl)
Bei der geplanten Urheberrechtsreform gibt es anscheinend widerstreitende Interessen der Bundesministerien. So wolle das Wirtschaftsministerium die vom Justizressort vorgesehene Bagatellausnahme für nichtkommerzielle Nutzungen in Sozialen Medien zu Fall bringen. Stefan Krempl ordnet den Zwist ein, bei dem mehr Interessen aufeinandertreffen, als man zunächst vermutet.

5. Twitter versieht Tweets zu Trump-Wahlergebnissen mit Warnung
(rnd.de)
Twitter hat in der US-Wahlnacht mehrere Tweets zu Trump-Wahlergebnissen mit Warnhinweisen versehen. Auch während ich diese Zeilen schreibe, ist dies der Fall und betrifft einen Tweet des Präsidenten höchstpersönlich.

6. Fünf Gründe, warum du Telegram sofort löschen solltest
(vice.com, Sebastian Meineck)
Telegram hat sich vom Chatprogramm und Messenger zu einer, wenn auch mitunter fragwürdigen, Plattform für Informationsaustausch entwickelt. Hier können sich Gruppen von bis zu 200.000 Personen zusammenschließen – weitgehend unkontrolliert. Eine Tatsache, die sich besonders bei Rechtsextremen und Verschwörungsideologen herumgesprochen hat. Doch es gebe noch mehr Gründe, warum man die App vom Handy verbannen sollte, wie Sebastian Meineck erklärt.

220 Mio. vertane Chancen, US-Wahl, Pantoffelheldige Knuffeligkeit

1. “Eine vertane Chance”
(taz.de, Anne Fromm)
Insgesamt 220 Millionen Euro Pressesubventionen sollen demnächst über die Verlagslandschaft herabregnen. Die Höhe der Zuwendung solle sich nach der Auflage der jeweiligen Zeitung beziehungsweise Zeitschrift richten. Eine Vergabepraxis, die von Medienwissenschaftler Christopher Buschow kritisiert wird: “Wir belohnen die, die sowieso schon hohe Auflagen und Reichweiten haben. Was man mit einem solchen Modell aber nicht schafft, ist, Qualität und Innovation zu fördern. Dabei wären das aus meiner Sicht die dringenderen Kriterien.”

2. US-Wahl 2020: Die Wahlnacht live im TV und Live-Stream – Alle Sender, alle Termine
(fr.de, Nico Scheck)
Heute Nacht wählen die Menschen in den USA ihren nächsten Präsidenten. Die “Frankfurter Rundschau” hat zusammengestellt, auf welchen Sendern sich das Spektakel live anschauen oder streamen lässt, und welche Sondersendungen geplant sind.
Weiterer Lesehinweis: Stefan Niggemeier erinnert bei “Übermedien” an die US-Wahl von vor vier Jahren und fragt: “Die großen Medien waren sicher, dass Hillary Clinton gewinnt. – Oder?”

3. “Die Gegenwart bekommt mehr Tiefe”
(sueddeutsche.de, Cornelius Pollmer)
Auf Twitter erfreut sich die “Tagesschau vor 20 Jahren” großer Beliebtheit. Dort erscheinen alte Nachrichten, die oft einen überraschenden oder kuriosen Bezug zur Gegenwart haben. Was viele nicht wissen: Der Account wird nicht von der ARD, sondern vom Literaturwissenschaftler Hannes Fischer bespielt, der gerade in Berlin an seiner Dissertation arbeitet. Die “Süddeutsche Zeitung” hat sich mit Fischer zum Gespräch getroffen.

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4 Ist das Altpapier noch modern genug?
(mdr.de, René Martens & Jenni Zylka)
Lucia Eskes und Vera Lisakowski sind verantwortlich für Grimme-Preis und Grimme Online Award in den Bereichen Fernsehen und Internet. Im Interview mit dem “Altpapier” geht es unter anderem um die vernachlässigten Beobachtungsfelder Web-Kritik und Online-Kritik, den Unterschied zwischen Shitstorm und Online-Terror und die Wirkung von Medienpreisen.

5. Reporter Slam: Theresa Locker & Sebastian Meineck
(youtube.com, Reporter Slam, Video: 13:14 Minuten)
Beim “Reporter Slam” treten Journalisten und Journalistinnen vor Live-Publikum mit unterhaltsamen Kurzvorträgen zu ihren Recherchen gegeneinander an. Jeder bekommt etwa zehn Minuten Zeit, und am Ende entscheidet das Publikum über den Sieger oder die Siegerin. Die Veranstaltung vom 11. Oktober in Berlin wird gerade stückchenweise auf Youtube geladen. Im oben verlinkten Auftritt erklären Theresa Locker und Sebastian Meineck von “Vice”, wie sie ihren Bürohund zum Influencer gemacht haben. Ebenfalls schon vorhanden: Der Vortrag von Ann-Kathrin Hipp und Nadine Voß vom “Tagesspiegel” über den Flughafen BER.

6. Die Gerd und Soyeon-Show
(philomag.de, Nils Markwardt)
Nils Markwardt hat sich die Instagram-Inszenierung von Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder angeschaut, der auf dem Kanal seiner Frau Schröder-Kim So-yeon eine “naturnahe Gemütlichkeitsoffensive” offenbare. Markwardts Beobachtungen sind alleine schon deshalb lesenswert, weil er seinen Diss kunstvoll verpackt und verschachtelt. Etwa: “Bei manchen mag sich ob dieser pantoffelheldigen Knuffeligkeit unwillkürlich eine gewisse Reflex-Sympathie einstellen, die en passant goutiert, dass sich die Ästhetik der Demokratie eben nicht im pseudo-höfischen Pomp eines Trump oder Erdogan findet, sondern vielmehr im mittelmäßigen Inventar des Reihenhauses zu sich kommt.”

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