Archiv für 6 vor 9

Von der Lappalie zur Cancel Culture, Geschürter Volkszorn, Methode May

1. Der kurze Weg von der Lappalie zur Cancel Culture
(woz.ch, Adrian Daub)
Der Stanford-Professor Adrian Daub denkt über das Schlagwort “Cancel Culture” nach, das in den deutschsprachigen Feuilletons immer wieder für aufgewühlte und aufwühlende Beiträge herhalten muss: “In der deutschsprachigen Presse ist um diese Schauergeschichten für die Boomerseele ein regelrechtes Ökosystem entstanden. Da lohnt es sich zu fragen, warum. Gewiss sind solche Formen der Panikmache Ausdruck konkreter Ängste. Aber sie werfen auch ein Schlaglicht auf Verschiebungen in der deutschsprachigen Publizistik und im europäischen Selbstverständnis.”

2. WDR-Intendant Tom Buhrow – Feige, verloren oder was sonst?
(blog-der-republik.de, Christoph Lütgert)
Christoph Lütgert war viele Jahre Chefreporter des NDR und beobachtet das Mediengeschehen mittlerweile aus dem Ruhestand. Besonders unzufrieden ist er mit Arbeit und Verhalten des WDR-Intendanten Tom Buhrow, den er hinsichtlich des Umgangs mit der Causa Nemi El-Hassan als “mutlosen Wiederholungstäter” bezeichnet. Angesichts Buhrows öffentlich getätigter Aussagen über die Notwendigkeit unbequemer Haltungen bleibe nur die Wertung: “verlogen und heuchlerisch”.

3. “Wir brauchen eine totale Sensibilisierung für die Betroffenen”
(deutschlandfunk.de, Sebastian Wellendorf, Audio: 8:35 Minuten)
Am 4. November 2011 flog der selbsternannte, rechtsterroristische Nationalsozialistische Untergrund, kurz NSU, auf. Welche Rolle haben Medien bei der Wahrnehmung und Bewertung der Taten des NSU gespielt? Und was haben sie gelernt in puncto Rassismus und Vorurteile? Darüber hat sich der Deutschlandfunk mit der Journalistin und Rechtsextremismus-Expertin Andrea Röpke unterhalten.

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4. Eine Milliarde Umsatz bis 2026: RTL erhöht Streaming-Ziele
(dwdl.de, Alexander Krei)
Die RTL Group wolle mit ihrem Streaming-Angebot RTL+ (vormals TV Now) bis Ende 2026 zehn Millionen zahlende Abonnentinnen und Abonnenten sowie einen Umsatz von einer Milliarde Euro erreichen. Dieses Vorhaben lasse sich das Unternehmen einiges an Investitionen kosten. Durchaus mit Erfolg: Innerhalb eines Jahres habe sich die Zahl der Abos, auch wegen einer Partnerschaft mit der Telekom, auf rund 2,4 Millionen mehr als verdoppelt.

5. Falschnachrichten für den Volkszorn
(tagesschau.de, Silvio Duwe & Susett Kleine & Daniel Laufer & Markus Pohl)
Jürgen Elsässers Magazin “Compact” docke gezielt an Verschwörungsmythen an. Diese seien laut Elsässer ein probates Mittel, um einen “Sturz des Regimes” herbeizuführen – auch wenn er sie selbst nicht glaube: “Schon vor der Pandemie sprach Elsässer unverblümt davon, dass sein Ziel der ‘Sturz des Regimes’ sei – also der demokratisch legitimieren Bundesregierung. Im Interview betont er aber, dass dieser Sturz selbstverständlich ‘demokratisch’ erfolgen solle.”

6. Für Tanja May ist Löschen jetzt das neue Schwarz
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Als Tanja May noch bei der “Bunten” arbeitete, mussten nachträglich regelmäßig ganze Passagen ihrer Artikel über Prominente geschwärzt werden, weil sie unwahr waren oder die Öffentlichkeit nichts angingen. Nach ihrem Wechsel in die “Bild”-Redaktion hat sich an Mays Vorgehensweise anscheinend wenig geändert, nur die Folgen seien andere: Statt Schwärzungen setze man bei “Bild” auf Löschungen. Das Perfide der Methode May: “Aus der Welt sind die privaten Dinge, die sie öffentlich gemacht hat, nach dem Löschen natürlich nicht. Auch die Informationen aus dem aktuellen Stück finden sich nun zwar nicht mehr bei ‘Bild’, aber in diversen anderen Medien.”

Klima-Medienkrise, “Falter-Gate”, Gesichtserkennung geht weiter

1. Programmauswertung: Wir haben mal nachgezählt…
(klimavoracht.de)
“Klima vor acht” versteht sich als “Initiative zur Förderung von Klimaberichterstattung zur besten Sendezeit”, also kurz vor 20 Uhr, unmittelbar vor der “Tagesschau”. Die Mitglieder der Initiative haben sich das zurückliegende öffentlich-rechtliche Programm seit 2016 angeschaut und kommen zu einem eindeutigen Ergebnis: Im Verhältnis zum öffentlichen Interesse an der Klimakrise gebe es deutlich zu wenig Sendungen bei ARD und ZDF, die sich mit dem Thema befassen.

2. Facebook arbeitet weiter an Gesichtserkennung
(netzpolitik.org, Sebastian Meineck)
Wer die Nachrichten der vergangenen Tage verfolgt hat, könnte meinen, Facebook verabschiede sich von seiner umstrittenen Gesichtserkennnung. Wenn man die Pressemitteilung des Mutterkonzerns Meta genau lese, ergebe sich jedoch ein anderes Bild, schreibt Sebastian Meineck: Facebook halte nach wie vor an der Technologie fest, wolle sie nur gezielter einsetzen. Meinecks Tipp: “Wer auch in Zukunft sein Gesicht vor möglicher, biometrischer Erfassung durch den Konzern schützen will, sollte eher keine Facebook-Produkte nutzen.”

3. Falter-Gate: Wie kritische Journalist:innen eingeschüchtert werden sollen
(youtube.com, Moment Magazin, Natascha Strobl, Video: 3:41 Minuten)
In Österreich hat sich im ÖVP-nahen Umfeld eine Kampagne gegen Florian Klenk, Chefredakteur der Zeitschrift “Falter”, und gegen die Staatsanwaltschaft, die unter anderem gegen Ex-Kanzler Sebastian Kurz ermittelt, gebildet. Natascha Strobl erklärt in ihrer Video-Kolumne die dahinterstehende Strategie: “Desinformation wie Falter-Gate bietet eine Gegenrealität zur realen, auf Fakten basierenden Realität. In dieser Gegenrealität werden die eigentlichen Täter:innen zu Opfern und die Aufdecker:innen zu Täter:innen”.

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4. Holt mehr Journalistinnen mit Behinderung in die Redaktion!
(uebermedien.de, Andrea Schöne)
“Diversity in den Medien ist die Debatte schlechthin für den Journalismus der Zukunft. Meistens geht es hier um die Förderung von Frauen, von Menschen mit Migrationsgeschichte oder queeren Menschen. Alles wichtig. Genauso wichtig wäre aber, auch über die Sichtbarkeit von behinderten Menschen in Medien zu reden oder über ihre Mitarbeit hinter den Kulissen.” Die freie Journalistin Andrea Schöne beschreibt bei “Übermedien” ihre Erfahrungen als Journalistin mit Behinderung und erklärt, was sich tun müsste, damit der Zugang in den Journalismus endlich barrierefrei(er) wird.

5. “Müssen wir uns jetzt wieder beschimpfen lassen?”
(journalist.de, Thilo Komma-Pöllath)
Claudia Neumann ist seit 1999 Sportreporterin beim ZDF, seit 2008 kommentiert sie Fußballspiele live, seit 2016 auch Partien der Männer. Bei Letzterem schlagen ihr regelmäßig sexistische Kommentare, Beschimpfungen und Hass entgegen. Der “journalist” hat sich mit Neumann über ihre Vorbildrolle, die unterschiedliche Beurteilung von Frauen und Männern und den Umgang mit Fehlern unterhalten.

6. Expertinnen warnen vor Netflix-Serie “Squid Game” für jüngere Kinder
(rnd.de)
Die aus Südkorea stammende Serie “Squid Game” ist die weltweit erfolgreichste Netflix-Produktion aller Zeiten. Sie steht jedoch wegen ihrer Gewalttätigkeit in der Kritik. Vor allem für Kinder sei die Serie nach Ansicht von Experten und Expertinnen ungeeignet. Eltern sollten die Altersfreigabe ab 16 Jahren berücksichtigen und gegebenenfalls mit ihren Kindern über das Gesehene sprechen, um bei der Verarbeitung zu helfen.

Zusammenarbeit beendet, Yahoos Rückzug, Leugner und Profiteur

1. WDR beendet Zusammenarbeit mit El-Hassan endgültig
(tagesspiegel.de, Joachim Huber & Ellen Nebel)
Der WDR hat sich endgültig gegen eine Zusammenarbeit mit der Journalistin Nemi El-Hassan entschieden. Zuvor hatte die Journalistin einen Gastbeitrag in der “Berliner Zeitung” veröffentlicht, in dem sie Kritik zum Umgang des WDR mit ihr in den vergangenen Wochen äußerte: “Der WDR hat sich – in der Hoffnung, sich selbst aus der Schusslinie zu ziehen – allen Argumenten der ‘Bild’-Zeitung angeschlossen und somit auch zukünftigen Kampagnen Tür und Tor geöffnet.”

2. Mit Chefinnen aus der Krise
(taz.de, Volkan Ağar)
Linna Nickel und Antje Schippmann werden als Blattmacherinnen Mitglieder der “Bild”-Chefredaktion. Frauen haben dort nun zumindest der Zahl nach die Oberhand. Ist damit wahrscheinlicher, dass sich die toxische Arbeitskultur ändert? “taz”-Redakteur Volkan Ağar kommentiert: “Wie viel Einfluss die beiden Chefinnen auf die proklamierte betriebskulturelle Erneuerung und auf die Inhalte des Boulevardblattes haben werden, darauf kann man gespannt sein – auch weil die Stellenbezeichnung ‘Blattmacherin’ vieles und nichts bedeuten kann. Interessant wird ebenso, ob personelle Änderungen ausreichen, um eine Arbeitskultur nachhaltig zum Besseren zu verändern.”

3. Belarus sperrt Online-Angebot der Deutschen Welle
(netzpolitik.org, Christina Braun)
In Belarus haben die staatlichen Behörden den Online-Auftritt der Deutschen Welle (DW) wegen der angeblichen Verbreitung extremistischen Materials gesperrt. DW-Intendant Peter Limbourg bezeichnet die Vorwürfe als “absolut lächerlich”, die Sperre sei ein Akt der Verzweiflung: “Herr Lukaschenko hat gezeigt, dass er im Kampf gegen seine eigene Bevölkerung vor nichts zurückschreckt, um seine Macht zu erhalten”, so Limbourg.

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4. Yahoo zieht sich endgültig aus China zurück
(spiegel.de)
In China bestehen für ausländische Tech-Unternehmen erhebliche Einschränkungen. So seien Online-Plattformen dort beispielsweise verpflichtet, Daten chinesischer Nutzerinnen und Nutzer auf Anfrage den Behörden zur Verfügung zu stellen und politisch Unerwünschtes, etwa Hinweise auf das Tiananmen-Massaker, zu entfernen. Nun hat Yahoo Konsequenzen gezogen und seinen Rückzug aus Festland-China bekanntgegeben. Das Unternehmen fühle sich “weiterhin den Rechten unserer Nutzer sowie einem freien und offenen Internet verpflichtet”.

5. Nicht mit, sondern über Faschisten auf der Buchmesse reden
(nd-aktuell.de, Natascha Strobl)
Politikwissenschaftlerin und Rechtsextremismus-Expertin Natascha Strobl kommentiert die Debatte um den Umgang der Frankfurter Buchmesse mit rechtsradikalen Verlagen: “Was genau möchte man mit solchen Leuten ausdiskutieren? Der Wunsch, diese Personen in einen demokratischen Diskurs zu rücken, sagt mehr über jene aus, die mit Faschisten diskutieren möchten, als über die Faschisten, die keinen Hehl aus ihren Ansichten machen. Es ist Angstlust, mit der Faschismus ein ums andere Mal eine große Bühne geboten wird. Und es ist Narzissmus, der einen glauben lässt, dass nur der eigene scharfe Verstand Faschismus im direkten Duell platt machen kann.”

6. Klimawandel-Leugner und -Profiteur zugleich
(deutschlandfunk.de, Heike Wipperfürth, Audio: 5:11 Minuten)
Donald Trumps langjähriger Lieblingssender Fox News will mit einem eigenen Wetterkanal die Gunst der Zuschauerinnen und Zuschauer gewinnen: “Der konservative US-Sender wittert hier ein Geschäft mit Zukunftspotential – wegen zunehmender Extremwetterereignisse, aber auch weil viele Zuschauer politikmüde sind.”

Zweifelhaftes Privileg, Tribunal, Helene und die Knallpresse

1. Presseverlage wollen Privileg für ihre Inhalte
(netzpolitik.org, Alexander Fanta)
Derzeit können Facebook und Youtube journalistische Inhalte noch ohne Begründung löschen, doch die Verlagslobby will dies nicht hinnehmen und drängt bei der EU auf ein Verbot derartiger Löschungen. Ein solches Presseprivileg könne jedoch nach Ansicht von Expertinnen und Experten den Kampf gegen Desinformation erschweren. Auch die EU-Kommissionsvizepräsidentin habe sich skeptisch gegenüber den Wünschen der Verlage geäußert.

2. Tribunal zu Morden an Journalisten
(reporter-ohne-grenzen.de)
Drei Organisationen, die sich für die Pressefreiheit einsetzen, haben ein sogenanntes Völkertribunal ins Leben gerufen, das sich dem Kampf gegen Straflosigkeit nach Morden an Medienschaffenden widmen soll. Die zivilgesellschaftliche Initiative von Reporter ohne Grenzen, dem Committee to Protect Journalists und Free Press Unlimited habe zum Ziel, mit Hilfe von Recherchen und juristischer Expertise Staatsregierungen zur Rechenschaft zu ziehen, wenn Verbrechen an Journalistinnen und Journalisten nicht aufgearbeitet und geahndet werden.

3. Lebensfrohe Alpha-Journalistin: Nachruf auf Bettina Gaus (15J)
(djs-online.de, Henriette Löwisch)
Vergangene Woche ist die Journalistin, Korrespondentin und Kolumnistin Bettina Gaus im Alter von 64 Jahren gestorben. Wie sehr sie von Kollegen und Kolleginnen geschätzt wurde, sieht man unter anderem an Anzahl und Qualität der Nachrufe: Mit Mut und Meinung (taz.de), Ihr Wort, das war erkennbar (zeit.de), Links und wirklich frei (tagesspiegel.de), Die Welt-Bekannte (sueddeutsche.de), Die Unbestechliche (faz.net), Die Selbstbestimmte (spiegel.de).

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4. Liebesgrüße aus Peking
(sueddeutsche.de, Lea Sahay)
Erneut muss eine öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt einen Beitrag über China löschen, der zum Teil auf Material der Staatspropaganda zurückgreift oder von staatlichen Produktionsfirmen produziert wurde. Lea Sahay kommentiert: “Während die Debatte über den Einfluss der Kommunistischen Partei auf offene Gesellschaften im vollen Gange ist, scheinen die Verantwortlichen in den Sendern weder in der Lage zu sein, die Angriffe abzuwehren, noch überhaupt das Problem wirklich zu erkennen.”

5. Konservative Kampagnen im Mediengewand
(deutschlandfunk.de, Michael Meyer, Audio: 5:44 Minuten)
Der Deutschlandfunk hat sich mit dem Kommunikationswissenschaftler Wolfgang Schweiger über die unionsnahe Kampagnenplattform “The Republic” unterhalten, von der nicht ganz klar sei, wer sie unterstützt: “Es trägt halt weiter zu dieser Verwirrung im Netz und in den Sozialen Medien bei, dass keiner mehr so genau weiß, was noch journalistische Medien sind, und was eigentlich Angebote von interessensgeleiteten Akteuren, in diesem Fall Parteien, sind.”

6. Ein Hoch auf die Übermedien!
(facebook.com, Helene Fischer)
Die Schlagersängerin Helene Fischer bedankt sich auf Facebook für die Arbeit der Kollegen und Kolleginnen von “Übermedien”. Aktueller Anlass ist die wieder einmal erschütternde Recherche von Mats Schönauer über die Arbeitsweise der “Knallpresse-Verlage” wie Funke, Bauer und Burda: Die Jagd ist in vollem Gange: Helene Fischer und die üblen Methoden der Knallpresse (übermedien.de).

Springers Digital-Strategie, Die Wurzel des Übels, Staatstrojaner

1. Medienmacht und Triebe
(freitag.de, Wolfgang Michal)
Wolfgang Michal analysiert Springers Digital-Strategie und geht der Frage nach, warum der Konzern für die Übernahme des Nachrichtenunternehmens “Politico” den vergleichsweise hohen Preis von angeblich einer Milliarde US-Dollar bezahlte: “Offenbar verlangt die Realität zu Hause rasches Handeln. Die Auflagen der beiden Springer-Traditionszeitungen Bild und Welt schmelzen wie Butter an der Sonne. Fand Bild vor 20 Jahren noch 4,5 Millionen Käufer, sind es heute magere 1,1 Millionen. Die harte Auflage der Welt – dazu zählen Abos und Kioskverkäufe – sackte von über 200.000 auf 42.000. Bereits 2023 könnte das Printgeschäft, laut einer internen Studie, in die roten Zahlen rutschen.”

2. Soll Journalismus eingreifen statt berichten? Maren Urner vs. Florian Harms
(deutschlandfunk.de, Marco Bertolaso, Audio: 24:50 Minuten)
Soll Journalismus eingreifen, statt nur zu berichten? Unter anderem darüber diskutieren im Deutschlandfunk der t-online.de-Chefredakteur Florian Harms und die Neurowissenschaftlerin Maren Urner. Harms habe den Eindruck, dass große Teile der Bevölkerung kein grundlegendes Verständnis mehr dafür aufbrächten, wie Journalistinnen und Journalisten arbeiteten. Diese hätten deswegen die Aufgabe zu erklären, wie sie arbeiten. Urner wirbt dafür, bei der Informationsvermittlung nicht nur vollständig, sondern auch wertebezogen zu berichten.

3. Was Merkel nicht gesagt hat, war wenigstens grammatisch nicht falsch
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Medienkritiker Stefan Niggemeier liest regelmäßig die Sprachkolumne des “Hamburger Abendblatt”. Er selbst nennt es eines seiner “abwegigeren Hobbys”, und im Verlauf seines Beitrags wird einem klar, was er damit meint. In der Kolumne von Peter Schmachthagen fabuliert ein “Sprachpurist” allerlei zusammen, was im Zweifel nicht nur inhaltlich falsch ist, sondern auch von sich selbst abgeschrieben.

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4. Fragen und Antworten zur Staatstrojaner-Klage
(reporter-ohne-grenzen.de)
Reporter ohne Grenzen, das Whistleblower-Netzwerk und mehrere Investigativjournalistinnen und -journalisten haben vor verschiedenen deutschen Verwaltungsgerichten Klagen gegen die Befugnisse der deutschen Nachrichtendienste zur digitalen Überwachung von beruflicher Kommunikation eingereicht. Was genau erlaubt das im Juni 2021 reformierte Verfassungsschutzrecht den deutschen Nachrichtendiensten? Welche Konsequenzen haben diese Befugnisse? Und was erhoffen sich die Klägerinnen und Kläger? Reporter ohne Grenzen hat die wichtigsten Fragen samt Antwort zusammengefasst.

5. Die reichsten Verleger 2021
(kress.de, Markus Wiegand)
Das “Manager Magazin” veröffentlicht regelmäßig die auf Schätzungen beruhende Liste der 500 reichsten Deutschen. Wie kress.de berichtet, haben es insgesamt zehn Verleger beziehungsweise Verlegerfamilien ins Ranking geschafft. Auf den ersten drei Plätzen die Familie Mohn (Bertelsmann) mit viereinhalb Milliarden Euro, Friede Springer und Mathias Döpfner (Springer) mit zusammen vier Milliarden Euro und die Familie Burda (Hubert Burda Media) mit ebenfalls vier Milliarden Euro.

6. Rohkost ist die Einstiegsernährung zum Verschwörungsglauben
(belltower.news, Nicholas Potter)
“Rohkost ist die Einstiegsernährung zum Verschwörungsglauben” … Was sich anhört wie ein schlechter Scherz, soll bittere Realität sein: In Teilen der Rohkostszene würden die alternativen Fakten von “Querdenkern” und Verschwörungsfans auf fruchtbaren Boden fallen, berichtet Nicholas Potter. Der Weg zum Verschwörungswahn und einer tödlichen Pseudomedizin sei nicht weit. Das zeige exemplarisch das Vitalkost-Magazin “Die Wurzel”.

KW 43: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, endlich Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Samstagsausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

***

1. MAITHINK X – Thema Meinungsfreiheit
(zdf.de, Mai Thi Nguyen-Kim, Video: 27:42 Minuten)
In der ersten Folge ihrer neuen TV-Show bei “ZDFneo” erklärt Mai Thi Nguyen-Kim, weshalb Wissenschaft keine Demokratie ist und Provokation das beste Mittel für Aufmerksamkeit: “Wissenschaftlicher Konsens ist nicht die Wahrheit, sondern ‘nur’ die derzeit beste Näherung. Aber allein das Hinterfragen von wissenschaftlichem Konsens macht dich nicht zu Einstein. Den Unterschied zwischen quergedachten Außenseitertheorien und einer wissenschaftlichen Revolution macht die Evidenz.”

2. Auf den Punkt: Medienquartett – Muss sich der politische Journalismus wandeln?
(deutschlandradio.de, Christian Floto, Audio: 43:58 Minuten)
Beim “Medienquartett” des Deutschlandfunks geht es um die Frage, ob sich der politische Journalismus wandeln muss: Konfrontieren Journalistinnen und Journalisten die Politik zu wenig mit den wichtigen Fragen unserer Zeit? Verhindert die Berichterstattung vielleicht sogar die Entwicklung politischer Visionen? Es diskutieren: Georg Diez, Journalist, Autor und Chefredakteur beim Thinktank The New Institute, Lutz Hachmeister, Journalist, Filmemacher und Medienexperte, Tilo Jung, Journalist und Moderator des Interviewformats “Jung und Naiv”, und Marlis Prinzing, Medienwissenschaftlerin und Autorin.

3. Allein gegen Taliban: Mutige Reporterin in Afghanistan
(ndr.de, Zapp – Das Medienmagazin, Caroline Schmidt, Video: 20:38 Minuten)
Seit der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan sind viele Journalistinnen und Journalisten außer Landes geflohen. Die Reporterin Zahrah Nabbi will trotz Einschränkungen und Bedrohungen in Afghanistan bleiben und weiter von dort berichten. Warum geht sie das Risiko ein? Und wie ergeht es den wenigen gebliebenen Journalistinnen wie ihr? “Zapp”-Reporterin Caroline Schmidt hat mit Zahrah Nabbi gesprochen.

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4. Einspruch! – Wie sich Journalist:innen gegen Desinformation wehren können
(youtube.com, Deutscher Journalisten-Verband, Ute Korinth, Video: 55:43 Minuten)
Vor Kurzem trafen sich Journalisten und Journalistinnen zum Kongress “Besser Online 2021” des Deutschen Journalisten-Verbands. In ihrer Keynote geht Buchautorin und Kolumnistin Ingrid Brodnig der Frage nach, wie Medienschaffende mit Mediengegnern umgehen sollten: “Sollen wir sie aufgeben? Wie können wir sie als Medien oder Menschen erreichen? Ein Wundermittel gibt es nicht, aber klug gewählte Worte könnten ein Schritt in die richtige Richtung sein.”

5. Warum die Buchmesse rechte Verlage nicht vor die Tür setzt
(faz.net, Corinna Budras, Audio: 1:19:30 Stunden)
In der aktuellen Folge des “FAZ”-“Einspruch”-Podcasts geht es unter anderem um die Forderung, rechte bis rechtsextreme Verlage von der Buchmesse auszuschließen, und die Frage, ob das rechtlich überhaupt möglich und gesellschaftspolitisch sinnvoll ist. Zur umfassenden Meinungsbildung siehe auch das Video des Juristen Chan-jo Jun: Müssen wir Rechtsradikale aushalten? de jure: Nein. Buchmesse sollte sich nicht auf Zwänge berufen (youtube.com, 6:10 Minuten).

6. Was Whistleblowerin Frances Haugen über Facebook offenbart, zwingt uns zum Handeln
(youtube.com, Anwalt Jun, Video: 1:18:25 Stunden)
Facebooks Versäumnisse bei der Bekämpfung von Hasskriminalität veranlassten den IT-Rechtler Chan-jo Jun im Jahr 2016, die gesamte Facebook-Spitze wegen Volksverhetzung, Gewaltdarstellung, Beleidigung und übler Nachrede anzuzeigen. Fünf Jahre später wissen wir dank der Aussagen der Whistleblowerin Frances Haugen mehr über das Innenleben von Facebook. In einem Vortrag beim Demokratiezentrum Baden-Württemberg spricht Jun über die derzeitige Situation, und erklärt, was bereits erreicht wurde und was aus seiner Sicht noch erreicht werden muss.

Mehr und weniger Transparenz, Appell an Koalition, Wilhelma-Visionen

1. CORRECTIV setzt sich gegen Bundesrechnungshof durch: Bundesbehörde ist zur Auskunft gezwungen
(correctiv.org)
Sieben Jahre lang hat “Correctiv” für mehr Transparenz beim Bundesrechnungshofs gekämpft und dafür durch die Instanzen bis zum Bundesverwaltungsgericht geklagt. Mit Erfolg: Der Bundesrechnungshof müsse erklären, welche Fälle er überprüft und was er beim Bundeskanzleramt, beim Verkehrs-, beim Wirtschafts- und beim Umweltministerium bemängelt hat. Der Vorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbands kommentiert: “Das ist ein ermutigender Sieg der Pressefreiheit über die kleinkarierte Geheimhaltungs-Taktik einer Bundesbehörde. Ich gratuliere Correctiv zu diesem Erfolg. Gleichwohl ist es für ein demokratisches Land eine Schande, dass hier überhaupt Gerichte bemüht werden mussten. Die neue Bundesregierung muss deshalb endlich ein Presseauskunftsrecht auf Bundesebene etablieren.”
Weiterer Lesehinweis: An anderer Stelle sieht es nicht so gut aus für Transparenz und Informationsfreiheit: Innenministerium muss Twitter-DMs nicht herausgeben (netzpolitik.org, Alexander Fanta & Markus Reuter).

2. Appell an künftige Koalition
(djv.de, Hendrik Zörner)
Mehrere Organisationen, darunter der Deutsche Journalisten-Verband und der Deutsche Fachjournalisten-Verband, haben sich in einem offenen Brief an die möglichen Koalitionäre von SPD, Grünen und FDP gewandt: “Mit unzähligen Überwachungsgesetzen hat die ‘Große Koalition’ die Grund- und Freiheitsrechte schwer beschädigt. Von einem ‘Ampel’-Koalitionsvertrag mit den Parteien SPD, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN erwarten wir eine Beseitigung der schädlichsten Altlast der ‘Großen Koalition’, nämlich der Vorratsdatenspeicherung von Telekommunikationsdaten in Deutschland.”

3. Wolfgang Blau: “Hohe Summen werden investiert, um Desinformationen über die Klimakrise zu verbreiten”
(derstandard.at, Oliver Mark)
Wolfgang Blau ist nicht nur langjähriger Journalist und Medienmanager, sondern auch Mitgründer des Oxford Climate Journalism Network. Im Interview mit dem österreichischen “Standard” bezeichnet er den Klimawandel als die größte Herausforderung, mit der der Journalismus jemals konfrontiert war, und fordert: “Eine Redaktion braucht Klimaexpertinnen, und gleichzeitig müssen – ich verwende das Wort müssen so selten wie möglich -, gleichzeitig müssen alle Mitglieder einer Redaktion zumindest Grundwissen zur Klimakrise erwerben. Das ist nötig, weil die Klimakrise sich auf jeden Bereich des Journalismus auswirken wird.”

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4. Die Deutsche Digitale Bibliothek startet das Deutsche Zeitungsportal mit zentralem Zugang zu historischen Zeitungen von 1671 bis 1950
(deutsche-digitale-bibliothek.de)
“Entdecken Sie historische Zeitungen aus den Jahren 1671 bis 1950!” Die Deutsche Digitale Bibliothek schaltet mit dem Deutschen Zeitungsportal einen zentralen Zugang zu digitalisierten historischen Zeitungen aus Kultur- und Wissenseinrichtungen frei. Eine wunderbare Quelle für private, berufliche oder wissenschaftliche Recherchen. Und das Beste: Alles davon ist kostenfrei zugänglich.

5. Neuer “Bild”-Chefredakteur Johannes Boie will Kultur grundlegend ändern
(rnd.de)
Der neue “Bild”-Chefredakteur Johannes Boie wolle sich laut einer Interview in der “Süddeutschen Zeitung” (nur mit Abo lesbar) für eine grundlegende Änderung des Redaktionsklimas bei der Boulevardzeitung einsetzen. Das bedeute ein empathisches Miteinander, “ohne die für ‘Bild’ typische Härte – auch in der politischen Linie – nach außen zu verlieren”. Inhaltlich wolle Boie bei “Bild” jedoch nichts grundlegend ändern.

6. Laut BILD sind im Haushalt 452 Millionen für die #Wilhelma drin.
(twitter.com/FinanzenBW)
Die “Bild”-Zeitung wettert in einem Empörartikel in der Stuttgart-Ausgabe gegen staatliche Verschwendung (“Immer raus mit der Kohle. Wir haben’s ja!”). Für den zoologisch-botanischen Garten der Stadt, die Wilhelma, seien angeblich mehr als 450 Millionen Euro eingeplant. In Wahrheit beträgt das Budget jedoch nur etwa 450.000 Euro, also ein Tausendstel der genannten Aufregersumme. Das Finanzministerium von Baden-Württemberg nimmt den Fehler der “Bild”-Redaktion auf Twitter mit Humor und überlegt, was man mit dem vielen Geld alles anschaffen könnte.

Verschwörungs-Report, Bittere Schulhofisierung, Übelleitungen

1. “Er leistet rechten Kräften Vorschub”
(kontextwochenzeitung.de, Josef-Otto Freudenreich)
“Kontext” hat 13 Zeitungshäuser angeschrieben und nach ihrer Meinung zu den Aussagen von Springer-Vorstand und BDZV-Präsident Mathias Döpfner gefragt. Es gab nur eine Antwort, und die ist umso bemerkenswerter, denn es handelt sich dabei um den ehemaligen BDZV-Vize Richard Rebmann: “Der BDZV hat die Aufgabe, die Unabhängigkeit der deutschen demokratischen Verlage zu wahren und das Ansehen der Verlage zu fördern. Ob Herr Döpfner diesem Anspruch noch gerecht werden kann, müssen er selbst und die Mitglieder entscheiden. Ohne klare Distanzierung von seinen Aussagen fällt es mir schwer zu glauben, dass Herr Döpfner weiterhin Präsident des BDZV bleiben kann.”

2. Ein jahrelanges Martyrium in Deutschland – und niemand hält es auf
(spiegel.de, Sascha Lobo)
Sascha Lobo bescheinigt Justiz, Medien und Gesellschaft ein katastrophales Versagen im Umgang mit den Geschehnissen um den Youtuber “Drachenlord”, der kürzlich zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt wurde: “Es ist die bitterste Schulhofisierung der deutschen Öffentlichkeit, Herr der Fliegen meets Social Media. Es ist, als würde der kleine Willi von den Klassenbullys in den Mülleimer gesteckt und der Schulleiter bestraft Willi für seinen Missbrauch des Mülleimers.”

3. Die Bundestagswahl 2021: Welche Rolle Verschwörungsideologien in der Demokratie spielen (PDF)
(cemas.io, Jan Rathje & Josef Holnburger & Maheba Goedeke Tort & Martin Müller & Miro Dittrich & Pia Lamberty & Rocío Rocha Dietz & Annika Brockschmidt)
Vor rund sechs Monaten wurde das gemeinnützige Center für Monitoring, Analyse und Strategie (CeMAS) zu den Themen Verschwörungsideologien, Desinformation, Antisemitismus und Rechtsextremismus ins Leben gerufen. Gestern erschien die erste, 113 Seiten umfassende Untersuchung: “Der CeMAS-Report ‘Die Bundestagswahl 2021 – Welche Rolle Verschwörungsideologien in der Demokratie spielen’ soll Politik und Gesellschaft darin befähigen, Strategien verschwörungsideologischer und rechtsextremer Akteur:innen besser zu verstehen und das Wissen erweitern, wie diesen Bedrohungen einer demokratischen Gesellschaft entgegengetreten werden kann.”

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4. Beinhart für Meinungsfreiheit
(taz.de, Jan Feddersen)
In der “taz” würdigt Jan Feddersen seinen Ex-“taz”-Kollegen Deniz Yücel, der am Dienstag zum Präsidenten des deutschen PEN-Zentrums gewählt wurde: “Seine Wahl lag so nahe, sie ist so wichtig wie es etwa die Verleihung des Literaturnobel­preises an Salman Rushdie wäre.”

5. “Für ein Holzhaus würde ich nie Holz nehmen”
(freitag.de, Thomas Abeltshauser)
Simon Weisse baut in seinem Atelier in Berlin-Neukölln Hausminiaturen und Stadtmodelle für bedeutende Filmproduktionen wie die Wes-Anderson-Filme. So hätten Weisse und sein Team beispielsweise monatelang an einem sechs Meter langen Stadtmodell gearbeitet, das dann für ein paar Sekunden in der Anderson-Produktion “The French Dispatch” zu sehen gewesen sei. “Bei anderen Produktionen würde man das alles mit Computertechnik machen, aber Wes Anderson spielt gerne mit der Ästhetik dieser gebauten Sets, im Großen wie im Kleinen. Er kreiert eine künstliche Welt mit historischen Elementen, und die Miniaturen helfen, diesen Eindruck zu erzeugen.”

6. And now for something completely different
(uebermedien.de, Video: 2:22 Minuten)
Wenn Moderatorinnen und Moderatoren von beispielsweise superwitzigen Tiervideos zu heftigen Unfällen wechseln müssen, geschieht dies gelegentlich mit irritierenden Überleitungen. “Übermedien” hat einige dieser Überleitungen zu einem Kurzfilm zusammengeschnitten, für den vielleicht am ehesten das Prädikat “cringe” zutrifft.

Facebook Papers, Klagen gegen Staatstrojaner, Reichelt-Recherche

1. Was ist denn schon wieder bei Facebook los?
(zeit.de, Jakob von Lindern)
In den vergangenen Wochen wurden immer neue Details über das Innenleben und das Geschäftsgebaren von Facebook öffentlich. In einem übersichtlichen FAQ beantwortet Jakob von Lindern die wichtigsten Fragen und gibt Antworten zu den “Facebook Papers”: Welche neuen Enthüllungen zu Facebook gibt es? Geht es auch um Facebooks Rolle in Bezug auf Wahlen und Verschwörungserzählungen? Und was bedeutet das für den Konzern?

2. Twitter macht sich für Pseudonymität stark
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Regelmäßig wird über die sogenannte Klarnamenpflicht gestritten, welche die im Internet auftretenden Personen zur Identitätsverifikation verpflichtet. Nun hat sich Twitter in einem Blogbeitrag explizit für anonyme und pseudonyme Accounts ohne Identitätsverifikation ausgesprochen. Eine derartige Pflicht könnte die Meinungsfreiheit beschränken und vor allem vulnerable und marginalisierte Gruppen von der Plattform vertreiben.

3. Gemeinsame Klagen gegen Staatstrojaner
(whistleblower-net.de)
Das “Whistleblower Netzwerk” schließt sich einer Klage gegen die Befugnisse der deutschen Nachrichtendienste zur digitalen Überwachung der beruflichen Kommunikation von Nebenbetroffenen wie Journalistinnen und Journalisten an: “In Kooperation mit ‘Reporter ohne Grenzen’ und renommierten Investigativ-Journalist*innen klagen wir gegen die digitalen Überwachungsbefugnisse der Geheimdienste, den Staatstrojaner. Dieser erlaubt es Nachrichtendiensten, Smartphones und Laptops auch ohne Tatverdacht auszuspähen und verschlüsselte Nachrichten der Bürger*innen zu lesen und mitzuschneiden.” Für weitere Informationen siehe auch den Beitrag bei den Reportern ohne Grenzen.

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4. Reichelt-Recherche wird nicht mehr veröffentlicht
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Das Hin und Her um die Veröffentlichung der Recherche des Ippen-Investigativ-Teams über den bisherigen “Bild”-Chefrdakteur Julian Reichelt geht weiter. Zunächst hatte Verleger Dirk Ippen die Veröffentlichung des Berichts gestoppt, war dann jedoch nach einhelligen Protesten zurückgerudert. Nun gibt der Konzern bekannt, man werde den Bericht doch nicht veröffentlichen. Die “Situation für einige Quellen unserer Recherche” habe sich verändert.

5. Abschiebung von Julian Assange verhindern
(djv.de, Hendrik Zörner)
Der Deutsche Journalisten-Verband fordert das Londoner Berufungsgericht auf, das Auslieferungsersuchen der USA gegenüber Wikileaks-Gründer Julian Assange endgültig abzulehnen: “Julian Assange verdient nicht mehrfach lebenslänglich, sondern einen Orden.” Die Aufdeckungen der US-Kriegsverbrechen durch Wikileaks seien zeitgeschichtlich unverzichtbar gewesen. Die britische Justiz dürfe “nicht den Rachegelüsten der US-Administration nachgeben.”

6. “KenFM” war einmal, Ken Jebsen nicht
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) hat das Verfahren gegen das Online-Angebot “KenFM” des Publizisten Ken Jebsen eingestellt. Das hat einen schlichten Grund: Seit drei Monaten existiert das Angebot nicht mehr, die Besucher werden auf eine neue Seite geleitet, auf der Jebsen prominent mit einem Unterstützungsaufruf auftaucht. Der Medienkritiker Joachim Huber kommentiert: “Im MABB-Verfahren hat Jebsen sehr schlau gezeigt, wie man sich diesem entziehen und trotzdem weitermachen kann. Der Igel Jebsen hat diese Runde gegen den Hasen MABB gewonnen.”

Neue Facebook-Enthüllungen, Mai This klare Kante, Echt “cringe”

1. Neue Enthüllungen zu Facebooks Umgang mit Hass
(zeit.de)
Nach den Enthüllungen einer ehemaligen Facebook-Managerin geht es weiter mit den schlechten Nachrichten für das Soziale Netzwerk. Ein ehemaliger Mitarbeiter habe offenbar Beschwerde bei der Börsenaufsicht eingelegt. Facebook habe problematische Inhalte zugelassen, um Geschäftsinteressen zu schützen. Womöglich hätte der Konzern sogar den Sturm auf das US-Kapitol verhindern können, für den sich Anfang des Jahres Hunderte von militanten Trump-Unterstützern in Washington zusammengerottet hatten.

2. Döpfner bedauert – und bittet Zeitungsverlage weiter um Unterstützung
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Mathias Döpfner hat sich mit einem Rundschreiben an die deutschen Zeitungsverlage gewandt und auf die Forderung reagiert, er solle als Präsident des Zeitungsverlegerverbandes BDZV zurücktreten: “Sie alle wissen, dass meine kritisierten Äußerungen – Stichworte: DDR-Obrigkeitsstaat und PR-Assistenten – in einer privaten SMS gefallen sind. Sie war Teil eines vertraulichen Dialogs. Worte werden dabei gewöhnlich – Sie werden das nachempfinden können – nicht auf die Goldwaage gelegt.” Er bitte die Verlage darum, ihn weiter zu unterstützen.

3. YouTube serviert freiwillige Helfer:innen ab
(netzpolitik.org, Sebastian Meineck)
Seit Jahren helfen unbezahlte Freiwillige als Trusted Flagger auf Youtube bei der Löscharbeit. Millionen Videos haben sie schon gemeldet. Jetzt hat sich Youtube offenbar kommentarlos von einigen getrennt und setzt lieber auf automatische Erkennung von Videos durch Algorithmen. netzpolitik.org hat mit zwei Trusted Flaggern gesprochen und den Mutterkonzern Google zu dem Vorgehen befragt.

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4. Fürs kritische Denken
(sueddeutsche.de, Lena Reuters)
Die Wissenschaftsjournalistin und erfolgreiche Youtuberin Mai Thi Nguyen-Kim verbindet in ihrer neuen ZDF-Show Unterhaltung mit Aufklärung. Lena Reuters hat sich die erste Folge angesehen und war, von kleinen Schwächen abgesehen, recht angetan: “Klare Kante zeigen und unterhalten schließen sich nicht aus.”

5. Reportagen: Schluss mit dem journalistischen Selbstbetrug!
(mediummagazin.de, Manuel Stark)
Nach Ansicht von Manuel Stark hat der Reportagejournalismus in Deutschland ein gefährliches Problem: Er reduziere Menschen auf Schablonen, damit die Leserschaft redaktionelle Thesen besser schluckt. Starks Forderung: “Sobald ein Mensch nur als möglichst thesentreffende Schablone interessiert, ist es ehrenwerter, gleich eine Figur zu erfinden. Die Regeln ließen sich dann immer noch einhalten, indem man die erfundenen Passagen mit Transparenzphrasen wie ‘so oder ähnlich’ abschließt. Ehrlicher wäre das allemal.”

6. Echt “cringe”: So reagieren Dr. Oetker, McDonald’s und das Umwelt­ministerium auf das Jugendwort
(rnd.de, Inga Schönfeldt)
Das Jugendwort des Jahres lautet “cringe”. Eine Nachricht, auf die viele Institutionen und Unternehmen in den Sozialen Medien reagierten. Und das ist teilweise ganz lustig.

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