Was für eine süße Geschichte gestern in der “BamS”:
Schade, dass sie nicht stimmt (obwohl auch auf wildtiere-live.de der Eindruck erweckt wird). Denn anders als die “BamS” schreibt, haben die “Frühlings-Frischlinge” mit dem “Sau-Warmen Herbst” nichts zu tun. Wildschweine tragen nämlich fast vier Monate. Die Frischlinge, die laut “BamS” vor zehn Tagen zur Welt kamen, sind also bereits im August gezeugt worden — mitten im Hochsommer.
Ungewöhnlich ist es natürlich trotzdem, dass Wildschweine Anfang Dezember werfen. Und die korrekte Erklärung dafür steht sogar auch im “BamS”-Text. Paul Müller vom Institut für Biogeografie der Uni Trier gibt sie:
“Viele Bachen, die bereits im Frühjahr geworfen hatten, verloren durch den unerwarteten Kälteeinbruch im März ihre Jungen, wurden durch die Wetterkapriolen ein zweites Mal trächtig.”
Aha, der Schweine-Kalte Frühling ist also Schuld.
Mit Dank an Georg G. für den sachdienlichen Hinweis.
“Du” bist der Mensch des Jahres (DIEWELT.de, Sibylle Ahlers)
Wie in jedem Jahr hat das US-Nachrichtenmagazin “Time” die Person gekürt, “die Nachrichten und unser Leben am meisten beeinflusst hat, im Guten oder im Schlechten, und die für das steht, was in diesem Jahr wichtig war?. Diesmal sind es wir alle. … und hier der Originalartikel: Person of the Year: You (TIME.com, Lev Grossman)
Yes, you. You control the Information Age. Welcome to your world.
«60 Millionen Franzosen können sich irren» (SonntagsZeitung, Barnaby Skinner)
Wikipedia-Mitbegründer Larry Sanger über seinen Abgang beim Online-Lexikon, den Konsens der Massen und sein neues Projekt.
Wikipedia 2006/2007 als Download Wer sich von Larry Sanger (s.o.) nicht hat abschrecken lassen: Die DVD-ROM “Wikipedia – Die freie Enzyklopädie 2006/2007” (beiamazonfür EUR 9,90) kann man jetzt auch herunterladen.
Zurück nach Unterföhring (sueddeutsche.de, Martin Hesse)
Mit Permira und KKR übernehmen zwei alte Bekannte die Macht bei ProSiebenSat1.
Die Achse “Spiegel – Bild” (tazblog)
Spiegel Online holt als neue Leiterin von “Panorama” BILD-Ressortleiterin, die 2004 vom Presserat gerügt wurde.
Onlinejournalismus 2007 Thomas Knüwer, Handelsblatt (Videoclip, ca. 1 Minute)
“Das Jahr 2007 wird ein extrem spannendes Jahr für den Onlinejournalismus.” – “Journalisten werden sich, finanziert von Venture Capital, selbstständig machen.”
Die “Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft” hat ein Internetprogramm ins Netz gestellt, mit dem man ausrechnen können soll, wie die Gesetze der Großen Koalition die eigene Finanzlage verändern. Und die “Bild am Sonntag” hat daraus heute einen Aufmacher “So teuer wird 2007 wirklich für Sie!” gemacht.
Das war anscheinend — obwohl die Daten ja von der “Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft” geliefert wurden — noch ein gutes Stück Arbeit: Nicht weniger als fünf Autorennamen stehen in dem Artikel.
Vielleicht haben sich die Fünf die Arbeit ja aufgeteilt. Einer hat sich einen Fehler zur Eigenheimzulage ausgedacht und geschrieben, für jeden, der “ab 2007 ein Haus baut oder eine Wohnung kauft”, gebe es dieses Geld nicht mehr — obwohl das doch schon seit Anfang 2006 gilt. Ein anderer kam auf die lustige Idee zu behaupten, das Jahr 1966 sei die “Zeit des Wirtschaftswunders unter der Regierung von Ludwig Erhard” — obwohl sich das Wirtschaftswunder doch bereits in den 50er Jahren ereignet hatte und 1966 das Jahr der ersten Rezession war, die auch zum Rücktritt Erhards beitrug. Und ein dritter achtete darauf, dass nirgends im Text erwähnt wird, um wen es sich bei der “Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft” handelt — eine umstritteneLobbyorganisation der Arbeitgeberverbände, die (u.a. mit Schleichwerbung) für wirtschaftsliberale Ideen kämpft.
Und was die anderen beiden “Bild am Sonntag”-Autoren gemacht haben, finden wir auch noch raus.
Anders als “Bild” gestern berichtete, hat Nintendo keineswegs die Spielekonsole Wii zurückgerufen. Die Firma bietet lediglich an, die Handschlaufen an der Fernbedienung auszutauschen.
“Bild am Sonntag”-Kolumnist Wolfgang Joop hat heute eine schöne Empfehlung für rat- und geschenklose Eltern: einen “Goldfisch im Glas” (Ausriss rechts).
Was Goldfische von diesem Rat halten, kann man dem abgebildeten Exemplar deutlich von den Lippen ablesen: Virtuelles Leben zu quälen ist besser als echtes. An einem Goldfischglas ist für sie ungefähr alles entsetzlich (die Enge, die fehlenden Rückzugsmöglichkeiten, der geringe Gasaustausch, der fehlende Wasserfilter, der verzerrte Spiegel-Effekt, die Temperaturschwankungen, die fehlende Abdeckung). In Deutschland ist die Haltung von Goldfischen in Goldfischgläsern deshalb verboten in der Regel nicht zulässig. Sie brauchen mindestens ein 200-Liter-Aquarium (das entspricht locker 16 Goldfischgläsern), um sich wohlzufühlen.
Unter der Überschrift “84 Prozent Gefälle! Die steilsten Skipisten für Kamikazewedler” zeigt man derzeit bei Bild.de mal wieder, dass man keine Ahnung hat. Wir zitieren:
Laber-Nordhang, Harakiri-Piste und Co.: Wer hier wedelt, braucht starke Waden. Und jede Menge Mut. Denn steile Abhänge mit Gefällen von bis zu 84 Prozent verursachen sogar beim größten Pistenproleten noch Nervenflattern. Garantiert!
(…) Die steilste aller Pisten liegt in Deutschland. Nahe des beschaulichen Ortes Oberammergau in Bayern erhebt sich der Berg Laber. Sein Nordhang ist berüchtigt. Mit einem Gefälle von 84 Prozent rasen die mutigen Wedler gen Tal, als befänden sie sich auf einer Sprungschanze. Fast senkrecht geht der Abhang in die Tiefe.
Die Regelungen zu den Pensionsansprüchen von Politikern sind aber auch wirklich verflixt kompliziert. Wer steigt da eigentlich noch durch? Wir kennen jemanden, der es offensichtlich nicht tut: Dirk Hoeren. Das ist, gelinde gesagt, ungünstig. Hoeren fungiert bei “Bild” nämlich als eineArt Experte für das Thema Politikerpensionen.
Aber der Reihe nach: Gestern fand sich diese Schlagzeile auf Seite 1 der “Bild”-Zeitung:
Und im dazugehörigen Text auf der Seite zwei, für den neben Dirk Hoeren auch noch zwei weitere Autoren verantwortlich waren, wurde “Bild” noch genauer:
Mit Klagen vor dem Verwaltungsgericht Kassel will der hessische SPD-Bundestagsabgeordnete [Hans Eichel] sich jetzt zusätzliche Pensionsansprüche sichern: insgesamt 7626 Euro!
Und als wollte “Bild” sichergehen, dass auch ja niemand diesen Teil übersieht, hieß es etwas später über die 7626-Euro-Klagen:
Bei den Klagen geht es Eichel um zusätzliche Pensionsansprüche. Denn schon heute stehen ihm mehrere Pensionen zu.
Diese “Bild”-Berichterstattung hat nun für einigen Wirbel gesorgt, wie “Bild” heute zutreffend schreibt:
Einleitend heißt es:
Totales Pensions-Durcheinander bei Ex-Finanzminister Hans Eichel (64).
Bemerkenswert an dem heutigen Artikel von Dirk Hoeren ist, dass plötzlich nirgendwo mehr auftaucht, was noch einen Tag zuvor so groß auf der Seite 1 stand: Kein Wort davon, dass Eichel vor Gericht über 7000 Euro zusätzliche Pension erstreiten wolle. Auch nennt “Bild” Hans Eichel heute gar nicht mehr “Gier-Eichel”.
Wie kommt’s? Die “Bild”-Titelgeschichte über Eichels Klagen war offenbar falsch. Der heutige “Bild”-Artikel basiert in weiten Teilen auf einer Pressemitteilung Hans Eichels von gestern, deren Inhalt zusammengefasst in etwa so lautet: “Bild” lag voll daneben. Denn:
Bei diesen Klagen geht es also nicht um eine zusätzliche Pension von 7626.-€ sondern um die Klärung, wer welchen Pensionsanteil zu tragen hat.
Das kann man auch aus dem heutigen Artikel herauslesen. Obwohl “Bild” sich mal wieder alle Mühe gibt, zu verschleiern, dass es sich dabei eigentlich um eine Korrektur handelt. So heißt es im Text:
Der SPD-Politiker bestätigte gestern, dass er beim Verwaltungsgericht Kassel zwei Klagen eingereicht hat (BILD berichtete), um die Höhe seiner Polit-Pensionen feststellen zu lassen!
“Bild” verschweigt allerdings, dass das so ziemlich das Einzige ist, was Eichel an dem “Bild”-Bericht bestätigte. Schon der erste Satz seiner Pressemitteilung lautet:
Die Behauptung in der Bild-Zeitung am 14.12.2006, ich strebe mit meinen Klagen vor dem Verwaltungsgericht Kassel gegen das Land Hessen und gegen die Stadt Kassel die Zahlung einer zusätzlichen monatlichen Pension von insgesamt 7.626,00 € an, ist falsch.
Und auch den letzten Satz sucht man in “Bild” vergebens:
BILD hat wider besseres Wissen die heutige falsche Darstellung gebracht, ich werde deshalb presserechtlich dagegen vorgehen.
Ob Dirk Hoeren und seine Kollegen es wirklich besser wussten, können wir nicht beurteilen. Es erscheint uns aber durchaus vorstellbar, dass sie schlicht und einfach keine Ahnung haben.