Die gute Nachricht für alle Übergewichtigen und Gutgläubigen: Die fette Schlagzeile, mit der “Bild” heute aufmacht, ist nicht ganz falsch. Und es könnte sogar stimmen, wenn “Bild” im Artikel selbst schreibt:
Nach dem geplanten Schlank-Programm der Bundesregierung (“Fit statt fett”) sagen Forscher: Schlank allein macht nicht froh — oft sind Dicke sogar glücklicher!
(Hervorhebung von uns.)
Denn vielleicht hat Professor Finn Rasmussen vom Stockholmer Karolinska-Institut das Ergebnis seiner Studie, wonach das Selbstmordrisiko bei Männern mit steigendem Gewicht sinkt, gegenüber “Bild” tatsächlich gestern noch einmal bestätigt. Womöglich, wir wissen es nicht, mit einer Formulierung wie: “Ach, Sie meinen unsere alte Untersuchung, die wir Januar 2006 im ‘American Journal of Epidemiology’ veröffentlicht haben und über deutsche Medien wie die ‘Süddeutsche Zeitung’ oder ‘Focus’ schon vor 16 Monaten berichtet haben? Ja, nee, da hat sich seit damals nichts verändert, da können Sie ruhig noch einmal drüber schreiben.”
Warum “Bild” diese alten Beweise “neue Beweise” nennt? Vermutlich einfach, weil es sonst komisch ausgesehen hätte, mit dem Ausrufezeichen und als Schlagzeile einer Tageszeitung. Dass Rasmussen damals ausdrücklich formulierte, sein für Dicke positives Ergebnis gelte nur für Männer, bei Frauen sei es laut anderer Studien genau umgekehrt, dass die “Bild”-Schlagzeile also auch insofern in die Irre führt, fand die Zeitung offenbar nicht entscheidend.
Die gute Laune der Übergewichtigen trübt sie aber noch im selben Artikel wieder, wenn sie behauptet, ab einem Body-Mass-Index von 25 leide man an “extremen Übergewicht” und brauche “professionelle Hilfe”. Nach der Definition der Weltgesundheitsorganisation WHO endet bei 25 gerade erst der Bereich des “Normalgewichts”, auch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung spricht erst bei einem BMI von 29 bis 30 von “deutlichem Übergewicht”.
Danke an Ralph und Thomas D.!