Kurz korrigiert (421)

Es muss wohl eine Art Reflex sein, der Bild.de-Mitarbeiter dazu "Neues Urteil: Krankgeschrieben zum Konzert!"veranlasst, völlig Fakten-unabhängig in Überschriften bestimmte Schlüsselbegriffe einzubauen. Der Teaser, der derzeit auf der “Tipps & Trends”-Seite von Bild.de steht (siehe Ausriss), ist ein schönes Beispiel dafür. Das “neue” Urteil, von dem dort die Rede ist (“Az.: 10 Sa 117/04“), ist nämlich keineswegs neu. Jedenfalls nicht nach landläufigen Maßstäben. Es stammt aus dem Jahr 2004. Aber immerhin: Der Agentur-Bericht dazu, der ist offenbar neu.

Mit Dank an Daniel P. für den sachdienlichen Hinweis.

6 vor 9

blogmedienTV 15: Geld geil
(blogmedien.de, Video, 10:34 Minuten)
Wie die öffentlich-rechtlichen Anstalten die nächste Gebührenerhöhung einfädeln.

Peter Rothenbühler
(werbewoche.ch, Helen Brügger)
Der schlagfertige Redaktionschef von Le Matin kennt beide Seiten des Röstigrabens. Im Gespräch mit Helen Brügger erklärt er seine Begeisterung für den Job bei Edipresse, wie der Kampf der Gratisblätter am Léman weitergeht und warum er sich gegen Vorwürfe verwahrt, in seinen Zeitungen gerieten Journalismus und Werbung durcheinander.

“Gegen die Sonntagszeitungen waren wir chancenlos” (+)
(persoenlich.com, David Vonplon)
Ringier opfert die Wirtschafts-Wochenzeitung Cash einer verstärkten Ausrichtung des Medienkonzerns auf digitale Angebote. “Wir hatten gehofft, dass Cash mit der Lancierung von Cash daily Aufwind erhält. Das hat sich als Irrtum herausgestellt”, sagt Ringier-Konzernleitungsmitglied Thomas Trüb im Interview mit “persoenlich.com”. Er will nun die starken Elemente der Wochenzeitung zu Cash daily transferieren.

stadt24.ch
(madial.blogspot.com)
Vor einiger Zeit habe ich mich gefreut, dass der Online-Auftritt des St. Galler Tagblatts langsam aber hoffentlich doch stetig in eine moderne Richtung geht. Jetzt hat St. Gallen eine neue Online-Zeitung: stadt24.ch.

Web 2.0-Experte: Journalisten sollen Bloggern Gehör verschaffen
(derstandard.at)
Web 2.0-Schwerpunkt auf dem 8. Wiener Globalisierungssymposium – Web 2.0 als “ökologisches Phänomen”.

Updaten oder gegenlesen
(freitag.de, Katrin Schuster)
“Online first” lautet die Devise moderner Zeitungen; die Umsetzung lässt jedoch zu wünschen übrig.

“Bild” veradelt “Bild”-Chefredakteur

Es ist nicht alles falsch, was “Bild” schreibt.

Richtig war zum Beispiel, dass die Zeitung am 27. Dezember 2006 erklärte, U2-Sänger Bono werde zwar von der Queen zum “britischen Ritter” geschlagen, dürfe sich aber trotzdem nicht “Sir Bono” nennen, weil dieser Titel britischen Bürgern vorbehalten und Bono Ire sei.

Richtig war auch, was die Zeitung in ihrem Online-Auftritt veröffentlichte, als sie vor einem Monat bekannt gab, dass Bob Geldof für einen Tag lang “Bild”-Chefredakteur sein würde:

Von der Queen wurde er geadelt, darf den Titel “Sir” jedoch nicht tragen, da er als Bürger der Republik Irland kein Bürger des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Nordirland oder des Commonwealth of Nations ist.

(Und wenn Sie nun sagen, das klingt aber erstaunlich detailgenau, dann könnte das daran liegen, dass Bild.de den Satz einfach aus der Wikipedia übernommen hat, in der es heißt: “Geldof wurde zwar von der Queen geadelt, darf den Titel ‘Sir’ jedoch nicht tragen, da er als Bürger der Republik Irland kein Bürger des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Nordirland oder des Commonwealth of Nations ist” — aber das nur am Rande.)

Unbeeindruckt jubelte die Printausgabe am folgenden Tag:

Der Sänger und Afrika-Aktivist Sir Bob Geldof (52, “I don’t like Mondays”) wird für einen Tag BILD-Chefredakteur!

Hervorhebung von uns.

(Bob Geldof ist übrigens seit vergangenen Oktober 55 Jahre alt*. In “Bild” ist er am 21. Mai erstmals nicht mehr 52, sondern 55 Jahre alt; verwirrenderweise ist er zwei Tage später in der Berliner Ausgabe von “Bild” drei Jahre jünger als in der Bundesausgabe — aber das nur am Rande.)

Jedenfalls: Seit dem Tag, an dem Bild.de erklärte, dass es falsch wäre, Bob Geldof als Sir Bob Geldof zu bezeichnen, hat “Bild” ihn neunmal als “Sir Bob Geldof” bezeichnet.

(Interessant übrigens auch, dass “Bild” Bob Geldof vor nichtmal einem Jahr, am 24. Juli 2006, zum “Verlierer des Tages” erklärte, weil er zwei Konzerte in Italien mangels Besuchern absagen musste. “Peinlich”, schrieb “Bild” und meinte: “Der Stern sinkt!” Heute vertrat Geldof dann Kai Diekmann als “Bild”-Chefredakteur — aber auch das nur am Rande.)

PS: Wie oft “Bild” und Bild.de Geldorf statt Geldof geschrieben haben (wie zuletzt heute), haben wir nicht gezählt.

*) Nachtrag, 21.25 Uhr. Bild.de hat aus einigen Geldörfern Geldofs gemacht. Außerdem wurde der Wikipedia-Eintrag zu Geldof in den vergangenen Stunden geändert. Und das tatsächliche Alter Geldofs scheint umstritten. Ausschließen können wir allerdings, dass er sowohl 52 als auch 55 Jahre alt ist.

6 vor 9

Kumpanei – Der Doping-Sumpf und die Journalisten
(ndr.de, Video)
Es war die Pressekonferenz des Jahres. Erik Zabel und Rolf Aldag gestehen unter Tränen ihre Doping-Vergangenheit. Mehr als fünf Millionen Zuschauer sind am Bildschirm live dabei. Und werden deshalb auch Zeugen der Kumpanei zwischen Journalisten und Sportlern. Wie selbstverständlich duzt man sich gegenseitig und spendet den Radprofis auch noch Applaus. Nur wenige Sportjournalisten halten es für angebracht, sich kritisch auch mit der eigenen Zunft auseinander zu setzen.

«Am Rande des silbernen Zeitalters»
(weltwoche.ch, Roger Köppel)
Der grosse Verleger und Jahrhundertzeuge Lord Weidenfeld über das Wien der zwanziger Jahre, den Aufstieg Hitlers, den Zweiten Weltkrieg und die grossen Frauen, die ihm bei seiner Karriere halfen. Erster Teil des Gesprächs.

Habermas und die Heuschrecken
(medienspiegel.ch, Edgar Schuler)
Jürgen Habermas, Altmeister der kritischen Theorie (nebst vielem anderen) will die Welt nicht nur interpretieren, sondern sie auch verändern. Zum Beispiel wenn es um den Verkauf der «Süddeutschen Zeitung» geht.

Innere Werte online bestellen
(ksta.de, Martin Weber)
Nicht vor Ort und trotzdem live dabei: Martin Weber guckt ?Hart aber fair?. Natürlich nur echt mit Frank Plasberg, dem Dranbleiber, dem Hartnäckigen, dem Sprechblasenkiller.

Google und Feedburner
(oe1.orf.at, Ritchie Pettauer)
Mehr als eine Liebeshochzeit.

So funktioniert das Schnell-Lesen
(stern.de/tv)
Und wie schnell können Sie lesen? Machen Sie den stern TV-Lesetest und finden auf der Stelle heraus, ob Sie zu den Turbo-Lesern gehören.

Wie “Bild” mit alten Fehlern umgeht

Weil ein “Amok-Fahrer” gestern vor einem Gerichtsgebäude mit einer Bierflasche in der Hand fotografiert wurde zu einer Haftstrafe verurteilt wurde, berichten heute verschiedene Medien noch einmal über den Unfall, bei dem der “Amok-Fahrer” im Januar 2006 einen Berliner tödlich verletzte. Auch “Bild” berichtet und schreibt:

Beifahrer Christian S. (31) wurde aus dem Auto geschleudert und starb vor Ort.

Direkt daneben druckt “Bild” dann zur weiteren Illustration noch die damalige, inzwischen fast 16 Monate alte Schlagzeile:

"Betrunkener rast mit fast 100 Km/h einen Fußgänger tot"

Und so berichtete “Bild” am 9. Januar 2006 auch:

“Dort [am Unfallort] lief gerade Christian S. (41) über die Kreuzung. Das Auto erfasste den Fußgänger. Er wurde meterweit durch die Luft geschleudert, krachte auf den Harten Asphalt. (…) Der Notarzt versuchte den Fußgänger zu reanimieren. Es klappte nicht.”

 
Seltsam, nicht wahr? Zumal heute in “Bild” nirgends von einem toten “Fußgänger”, sondern nur vom toten “Beifahrer” die Rede ist…

Nun ja, ein Anruf bei der Berliner Polizei klärt auf: Die “Fußgänger”-Version entsprang einer Zeugenaussage, entstammte einer Polizeimeldung, wurde damals nicht nur von “Bild” weiterverbreitet — und hat sich erst im Nachhinein als falsch herausgestellt (und wurde anscheinend nicht korrigiert).

Worin allerdings der Sinn bestehen soll, die alte, falsche Schlagzeile ohne irgendein erklärendes Wort heute noch einmal rauszukramen und herzuzeigen, weiß wohl nur “Bild”.

Kurz korrigiert (420)

Bei Bild.de ist man fast ein Jahr nach der Fußball-WM (Deutschland wurde Dritter) offenbar immer noch “schwarzrotgeil“:

Mit dem Weltmeister der Herzen vielleicht. Fußballweltmeister ist Philipp Lahm, der im Februar 2004 zum ersten mal für die Nationelf spielte, jedenfalls nicht.

Mit Dank an Johannes B. für den sachdienlichen Hinweis.

Nachtrag, 14.53 Uhr: Bei Bild.de hat man sich offenbar entschieden, den Fehler auf recht drastische Weise zu korrigieren: Der Artikel ist verschwunden.

6 vor 9

Immer schön im Bild bleiben
(sueddeutsche.de, Simon Feldmer)
Das digitale Unwetter bricht gleich nach dem Frühstück los: Journalisten beschimpfen sich, Kolumnisten lassen sich beim Kaffeetrinken filmen. Gebloggt wird über alles, vom Supermarkt-Erlebnis bis zum Doping-Geständnis. Doch das professionelle Bloggen geht gerade erst los.

Wandel nach der Krise?
(medienheft.ch, Constanze Straub und Philomen Schönhagen)
Medienjournalismus ist, wenn Journalisten Journalisten beobachten. Doch das ist nach einem anfänglichen Boom in den 90er Jahren und einem markanten Einbruch um die Jahrtausendwende nur noch sporadisch der Fall. Ähnlich dürftig steht es mit der Forschung in diesem Bereich. Neuere Freiburger Fallstudien werfen nun einige Schlaglichter auf die aktuellen Trends.

Im Visier des Hähnchenbraters
(faz.net, Nina Rehfeld)
Ein Video, das ein junger Londoner ins Internet stellte, entdeckten die Werber von ?Kentucky Fried Chicken? und integrierten es in ihren professionellen Werbespot. Keine unübliche Praxis: Die Amateurvideo-Plattformen sind zum Jagdrevier für Ideenscouts aus der Werbebranche geworden.

Analyse von 109 Websites von deutschen Tageszeitungen
(websehen.net)
Nicht nur Fernsehsender rüsten ihre Websites mit eigenen Bewegtbildern auf. In einer Zeit, in der jeder im Internet zum Sender werden kann, stellen auch Tageszeitungen Videos auf ihren Websites zur Verfügung. Gerade für das bewegtbildlose Printmedium ist das eine neue Herausforderung, die deutsche Tageszeitungen auf unterschiedliche Art und Weise lösen. Um zu untersuchen, wie das in Deutschland genau umgesetzt wird, wurden 109 Websites von deutschen Tageszeitungen auf ihr Videoangebot geprüft.

Gerfried Sperl an Regierung: “Sichern Sie Pressefreiheit gesetzlich ab”
(derstandard.at)
Die Journalistengewerkschaft verlieh dem STANDARD-Chefredakteur den Kurt Vorhofer-Preis – Das nutzte er für Forderungen an Branche und Gesetzgeber – Die gesamte Rede als Download (Word-Datei, 31.5 kb)

Genfer Sozialhilfebezüger wohnen im Hotel
(sf.tv, Video, 5:46 Minuten)
Der Wohnungsmarkt in Genf ist umkämpft. Vor allem Arbeitslose und Sozialhilfebezüger haben Mühe eine Wohnung zu finden. Die Genfer Sozialhilfebehörden quartieren ihre Klienten daher in Hotels ein. Diese Massnahme führte in Zürich zu hitzigen Debatten.

“Bild” unterschlägt D’Honts Dementi

Schwer zu sagen, was man von Jef D’Honts widersprüchlichen Doping-Aussagen halten soll. Erst erklärt der ehemalige Betreuer des Team Telekom gegenüber der “Bild am Sonntag”, er persönlich habe Jan Ullrich einmal mit EPO gedopt: “Ich habe es ihm in den Arm gespritzt (…).” Nur einen Tag danach sagt er im niederländischen Rundfunk NOS, er selbst habe Ullrich nie eine Spritze gesetzt.

Am Montag gegen 15.45 Uhr berichtet die Nachrichtenagentur dpa erstmals über das Dementi (“D’Hont relativiert Doping-Vorwurf gegen Jan Ullrich”). Die “Frankfurter Allgemeine Zeitung” spricht deshalb heute von “widersprüchlichen Äußerungen”, der “Tagesspiegel” schreibt: “Jetzt erinnert sich Jef d’Hont auf einmal wieder anders”, die “Berliner Morgenpost” formuliert: “der Belgier ruderte wieder ein Stück zurück”.

Ja, schwer zu sagen, was man davon halten soll. Die “Bild”-Zeitung bewahrt ihre Leser glücklicherweise vor diesem Dilemma. Sie verrät ihnen einfach nicht, dass d’Hont die Äußerungen, mit denen er in der “Bild am Sonntag” zitiert wird, inzwischen teilweise zurückgenommen hat, und bleibt auch am Dienstag demonstrativ auf dem Stand von Sonntag:

In BILD am SONNTAG verriet der Belgier D’Hont auf die Frage nach EPO-Doping bei Ullrich: “In Frankreich habe ich ihm das Mittel einmal gespritzt. Ich habe es ihm in den Arm gespritzt. Das dauert ungefähr zehn Sekunden. (…)”

Die Überschrift des Artikels lautet übrigens: “Jan, DEINE Beichte brauchen wir nicht mehr”. Anscheinend haben die “Bild”-Ermittler den Fall abgeschlossen. Eventuelle Widersprüche konnten leider nicht mehr berücksichtigt werden.

Danke an Alexander S. für den sachdienlichen Hinweis!

6 vor 9

?Spam ist eine Riesenschweinerei?
(handelsblatt.com)
Das Web 2.0 ist eine Jugendkultur und raubt unendlich viel Zeit. Diese Ansicht vertritt der Medienwissenschaftler Norbert Bolz von der TU Berlin.

Chaos im Boot
(sueddeutsche.de, Hans Leydendecker)
ARD und ZDF entdecken infolge der Doping-Geständnisse, was ihnen fehlt: Ein sauberer Sportjournalismus.

Wer warnt die Öffentlichkeit?
(faz.net, Stefan Niggemeier)
Anrufsender wie 9Live versuchen ihre Zuschauer mit dubiosen Praktiken hinters Licht zu führen. Die Medienaufsicht versagt. Nun haben Zuschauer die Aufgabe der Medienwächter übernommen – und dokumentieren eifrig Regelverstöße.

Information statt Freiheit
(telepolis.de, Harald Neuber)
Die Berichterstattung über Entzug der Lizenz für den privaten Sender RCTV in Venezuela zeugt von der Einseitigkeit der Medien.

Presse unter Druck
(nzz.ch, Daniel Hug)
Im Herbst startet eine neue Gratis-Tageszeitung mit einer Grossauflage von 300 000 bis 400 000 Stück in den Städten Zürich, Bern und Basel – und wird die etablierten Zeitungen weiter in Bedrängnis bringen.

Roger Federer Magazin
(weltwoche.typepad.com, Walter de Gregorio)
Das neue Magazin des Sonntagsblicks bringt heute eine Titelstory über Mr. Perfect, die nicht zu verwechseln ist mit der perfekten Titelstory meines Kollegen Bruno Ziauddin in der Wewo, die unerreicht bleibt (ich bin Bruno eben noch einen Gefallen schuldig, aber es stimmt tatsächlich).

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