Bundesrat droht Journalisten (tagesanzeiger.ch, Verena Vonarburg)
Medienleute, die vertrauliche Papiere publizieren, sollen eingeschüchtert werden: Der Bundesrat will ihnen unter Umständen gar den Zutritt zum Bundeshaus verweigern.
«Pardon, wir schon wieder.» (unefilledulimmatquai.ch)
vor einigen jahren machte ich den folgeschweren fehler, ein annabelle-schnupperabo zu bestellen, zehn ausgaben für 20 franken oder so. mir war schon nach der ersten ausgabe klar, dass auch die annabelle nicht mehr als irgendeine andere frauenzeitschrift bietet, und mit frauenzeitschriften kann ich sogar beim coiffeur wenig anfangen (dort konzentriere ich mich auf die promi-magazine gala, bunte und schweizer illustrierte, und zwar exakt in dieser reihenfolge).
Wechsel nicht möglich (telepolis.de, Till Westermayer)
Aus dem Fall Flickr lässt sich einiges über die sozioökonomischen Grundlagen des Web 2.0 lernen – und darüber, was passiert, wenn Marktmechanismen nicht mehr richtig greifen können, weil soziale Kontakte den Anbieterwechsel erschweren.
ARD startet digitalen Großangriff (spiegel.de)
Ihr Handy, Ihr PC, Ihre Gebühren: Die ARD bereitet eine Großoffensive in der digitalen Welt vor. Die Sendergemeinschaft will einen zunehmenden Teil ihrer staatlich abgestützten Milliarden-Einnahmen für Handy-Dienste, Videoportale und digitale Zusatzdienste einsetzen. Alles Grundversorgung, versteht sich.
?Rette sich, wer kann? (falter.at, Marusa Krese)
Kritische Journalisten werden gekündigt, die Regierung übt offen Druck auf Medien aus. Auch Korrespondenten in Österreich sind nicht sicher. In Slowenien ist es um die Pressefreiheit schlecht bestellt.
In Hamburg bei der “Bild”-Zeitung mag man Hans Albers offenbar. Und die Vorstellung, dass ein “Bild”-Redakteur mit Kapitäns-Mütze morgens “La Paloma” pfeifend das Büro betritt und, sich halb auf den Schreibtisch setzend, verschmitzt grinsend zur Sekretärin wendet: “Na, du seute Deern” — diese Vorstellung ist ganz drollig (siehe Ausriss rechts). Allerdings würde man von jenem Redakteur auch erwarten, er wisse, dass Hans Albers nicht 78 sondern bloß 68 Jahre alt geworden ist. Oder dass die Bezeichnung “Star der Nachkriegszeit” (siehe Ausriss links) Albers nur teilweise gerecht wird. Er war nämlich auch schon in der Vorkriegs- und in der Kriegszeit ein Star. Wenn nichtsogareingrößerer.
Mit Dank an klein-K auch für den Scan.
Nachtrag, 21.6.(mit Dank an klein-k): “Bild”-Hamburg berichtigt in ihrer heutigen Ausgabe in einer Meldung das Alter von Hans Albers.
Erst mal zum Mitschreiben: José Mourinho ist Trainer des britischen Fußballvereins FC Chelsea, bei dem Andrej Schewtschenko Stürmer ist. Schewtschenko war bis zum Sommer vergangenen Jahres beim italienischen Fußballverein AC Mailand. Und der ehemalige italienische Regierungschef Silvio Berlusconi, derzeit AC-Mailand-Besitzer und -Präsident, bemüht sich gerade darum, Schewtschenko zurückzuholen.
Und nun zu einer kleinen Meldung im Sportteil der heutigen “Bild”:
All das, was in dieser Meldung nicht stimmen kann, haben wir mal gelb angestrichen. Anders gesagt: Unstrittig ist eigentlich nur das Zitat am Ende. Es fiel allerdings nicht jetzt, sondern vor mehr als einem halben Jahr. Und gesagt hat es damals nicht Mourinho, sondern Berlusconi, den beispielsweise der italienische “Corriere della Sera” am 15.12.2006 (also nach dem Wechsel Schewtschenkos von Mailand zu Chelsea) mit den Worten zitierte:
“In casa mia sono io il padrone, in quella di Sheva quando la moglie gli ordina di andare sotto il letto, lui ubbidisce come un cagnolino.”
Übersetzung der “Sun” vom 16.12.2006: “At my home I’m in charge and decide what happens. Instead, when Shevchenko’s wife shouts, he runs under the bed like a lap dog.”
Übersetzung von uns: “Bei mir zu Hause bin ich der Chef. Wenn aber Schewtschenko von seiner Frau unters Bett geschickt wird, gehorcht er wie ein Schoßhündchen.”
PS: Die heutige “Bild”-Version, die ohne Quelle auszukommen meint, wurde in den vergangenen Tagen (unter Berufung auf die “Sun”) auch schon auf italienischenWebsites verbreitet. Und tatsächlich taucht das “Schoßhund”-Zitat in einem “Sun”-Artikel über Mourinho vom vergangenen Samstag auf — dort allerdings (zumindest online) völlig korrekt als Aussage Berlusconis.
Kleber gegen Gratiszeitungen verkaufen sich gut (klartext.ch, Nick Lüthi)
Wenn die Pläne von Sacha Wigdorovits umgesetzt werden, soll ab Herbst in Zürich, Basel und Bern jeden Morgen eine Tageszeitung gratis im Briefkasten liegen. In Dänemark hat man bereits genug von solcher Papierflut.
«Glotze der Chipkultur» (espace.ch, Hans Galli)
Produziert Web 2.0 eine neue Internetblase oder steckt mehr dahinter? Die Experten an der Cisco-Expo in Interlaken konnten die Frage nicht abschliessend beantworten. Einig waren sie sich, dass Web 2.0 nicht von der Wirtschaft, sondern von den Millionen von Nutzern geschaffen wurde.
“Wer eine Mission lebt, kann nie ohne Widerspruch leben” (persoenlich.com, David Vonplon) Anfang Juli wird Samuel Stutz zum letzten Mal als Moderator der “Sprechstunde Gesundheit” am Bildschirm zu sehen sein. Der “TV-Arzt der Nation” sucht nach fast zwanzig Jahren im Dienste von Ringier den Weg in die Selbständigkeit.
Anzeigenplatzierung in der Praxis (journalist-und-optimist.de)
Wir sind uns ja alle bewusst, dass im Special-Interest-Bereich Magazine meist auch über Produkte der Firmen berichten, die bei Ihnen Anzeigen schalten. Wie wichtig dann eine vernünftige Koordination von Anzeigenredaktion und Layout ist, zeigt das obige Beispiel aus der PC-Praxis.
“Ich bin ein Egomane” (welt.de, Adriano Sack)
Zu Besuch beim extravagantesten Schriftsteller der Welt: Tom Wolfe kleidet sich wie ein Dandy, kokettiert öffentlich damit, dass er George W. Bush gewählt hat, und ärgert sich, dass ihm die Lebensgeschichte von Paris Hilton nicht selbst eingefallen ist.
Lieber Gerhard Scholz aus Göttingen (Niedersachsen),
Sie haben der “Bild am Sonntag” anscheinend einen Brief mit folgendem Vorschlag geschrieben:
Ändern Sie doch den Spot “Deutschlands schnellstes Magazin” einmal um. Viel origineller wäre doch: “Ein Sonntag ohne BamS — undenkbar!” Ich, und vielen Lesern wird es bestimmt genau so ergehen, kann mir einen Sonntag ohne BamS nicht mehr vorstellen.
Und Claus Strunz, der Chefredakteur, antwortete Ihnen gestern in seinerbeliebtenRubrik “Der Chefredakteur antwortet”:
Entweder Sie sind ein Hellseher oder wir der Zeit voraus. Oder beides.
Die “BamS” werde nämlich zufällig tatsächlich ihren Slogan ändern. Sogar fast ungefähr etwa annähernd genauso, wie Sie es hellsichtig vorgeschlagen haben: nämlich in “Deutschland am Sonntag – BILD am SONNTAG!”
Bei der Gelegenheit beantwortete Herr Strunz Ihnen, lieber Herr Scholz, noch ein paar Fragen, die Sie gar nicht gestellt hatten:
Wir sind in den vergangenen Jahren “schneller” geworden, haben also noch mehr Nachrichten vor allen anderen Medien. Und wir haben unseren “Magazin”-Charakter betont, sind in den Bereichen “Leben” und “Ratgeber” besser, hintergründiger und exklusiver geworden. An diesem Konzept, mit dem wir unsere Auflage (also die Zahl der verkauften Exemplare — rund 1,9 Millionen) stabilisiert (…) haben, halten wir natürlich fest.
Natürlich. Denn im ersten Quartal dieses Jahres verkaufte die “Bild am Sonntag” über drei Prozent weniger Zeitungen als im Vorjahr. Und was Herr Strunz meint, wenn er sagt, man habe die Auflage “stabilisiert”, haben wir mal in dieser Grafik anschaulich gemacht:
All dies nur, damit Sie, lieber Herr Scholz, und die anderen treuen “BamS”-Leser wissen, was sie von den Antworten des Herrn Strunz zu halten haben.
Tag 1:
Es fing eigentlich relativ harmlos an: Vor einer knappen Woche berichtete “Bild”-Dresden zum ersten Mal über die zwei Tiger des Zirkus “Sarrasani”: “Sarrasani-Tiger wohnen jetzt im Supermarkt!” (siehe Ausriss). Mieter hätten sich wegen des Gebrülls beschwert, hieß es. “Bild” zitierte eine 71-jährige Anwohnerin, die sich gar nicht mehr traue, “an unserem alten Supermarkt vorbeizugehen”. Außerdem stinke es “schrecklich”. Eine weitere Mieterin “schimpft” angeblich: “Das Gebrüll hört sich so qualvoll an!” Zwar habe die Stadt die “seltsame Raubtierhaltung” genehmigt. Allerdings zitiert “Bild” einen Amtstierarzt, er habe nicht gewusst, dass die Tiger “im Warenlager” gehalten würden.
Tag 2:
Am Tag darauf berichtete “Bild” wieder über den “Skandal”, den “Bild”-Leser “aufgedeckt” hätten. Unter der Überschrift “Rettet die Tiger aus dem Supermarkt” behauptete “Bild”, Sarrasani lasse seine zwei Tiger “seit Wochen” und “heimlich” im Supermarkt wohnen. Und Tierschützer würden fordern, dass “Sarrasani seine Tiere sofort artgerecht unterbringt”. (Nebenbei: Als wir einen der von “Bild” zitierten Tierschützer fragten, ob er die konkrete Unterbringung der Sarrasani-Tiger kenne, beendete der abrupt das Telefon-Gespräch.)
Tag 3:
Am folgenden Tag hieß es in “Bild”: “Tiger in Kaufhalle gehalten: Fliegt Sarrasani jetzt aus dem Supermarkt?” “Bild” habe herausgefunden, dass nicht mal der Vermieter der Halle über die “merkwürdige Nutzung als Raubtierkäfig” informiert gewesen sei. “Ob Sarrasani rausfliegt”, wolle der Vermieter nach einem Gespräch entscheiden. Und wieder hieß es, “Bild”-Leser hätten “aufgedeckt, dass der Varieté-Chef seit Wochen seine Tiger (…) mitten im Wohngebiet hausen lässt.”
Tag 4:
Einen Tag später kam, was kommen musste: “Sarrasani-Tiger im Supermarkt: Der Foto-Beweis!” Ein “Bild”-Fotograf hatte ein Foto gemacht, das, nun ja, einen Tiger hinter Gittern zeigt, und offenbar die Behauptung Sarrasanis widerlegen sollte, es gehe den Tigern gut. “Bild” fasste noch kurz ihre Kampagne der vorhergehenden Tage zusammen und schrieb, dass sich “wieder Mieter der angrenzenden Wohnblocks bei BILD” gemeldet hätten. Von “mehreren Eingaben wegen des Gebrülls und Gestanks” war die Rede. Zu Wort kam dann allerdings wieder nur die 71-jährige Mieterin, die “Bild” schon am ersten Tag ihrer Kampagne zitiert hatte und die sich nun auch noch über “das Zirkus-Zelt mit Bumbum bis 23 Uhr” beschwerte. “BILD bleibt dran!” hieß es abschließend.
Tag 5:
Tat sie auch. Aber nur in Form einer Zwei-Spalten-Meldung, in der es hieß: “Gestern fotografierte BILD exklusiv eine der beiden Raubkatzen” — und die darüber Auskunft gab, dass Sarrasani “einen zweiten Drahtzaun mit Sichtschutz gegen neugierige Blicke aufgestellt” habe.
Soweit die Kampagne von “Bild”. Und nun die Fakten:
Die Sarrasani-Tiger wohnen nicht “seit Wochen”, wie “Bild” mehrfach behauptete, “im Supermarkt”, sondern sie sind bereits seit dem Jahr 2004 auf dem Gelände untergebracht. Und das auch nicht “heimlich”, wie “Bild” wiederholt schrieb, sondern mit Kenntnis und Billigung des Veterinäramts, das die Haltung abgenommen und regelmäßig kontrolliert hat. “Die Haltungsbedingungen und der Allgemeinzustand der Tiger wurden letztmalig im Dezember 2006 amtstierärztlich kontrolliert”, heißt es in einer aktuellen Pressemitteilung der Dresdner Stadtverwaltung. Zudem fand am Tag des ersten “Bild”-Berichts eine weitere Kontrolle statt. Weiter heißt es in der Mitteilung (und ähnlich auch in einer Stellungnahme Sarrasanis [pdf]):
Bei beiden Kontrollen ergaben sich aus tierschutzrechtlicher Sicht keine Beanstandungen bzw. Auflagen.
Sarrasanis Vermieter, die TLG Immobilien GmbH, ist nach unseren Informationen seit Mietbeginn im Jahr 2004 darüber informiert, dass der Zirkus zwei Tiger auf dem Gelände hält. Bei der TLG wollte man sich uns gegenüber jedoch nicht zu dem Sachverhalt äußern.
Dass laut “Bild” weder der zitierte Amtstierarzt noch der Vermieter gewusst hätten, dass die Tiger “im Warenlager” gehalten würden, kann allerdings stimmen. Doch es gibt dafür einen einfachen Grund: Die Tiger werden nicht “im Warenlager” gehalten.
In der Pressemitteilung der Dresdner Stadtverwaltung heißt es entsprechend:
Die Tiger werden im Außengelände neben der ehemaligen Kaufhalle am Straßburger Platz gehalten. Die Haltung der Tiere ist nicht zu beanstanden; Größe und Ausstattung der Haltungseinrichtungen entsprechen den “Leitlinien für die Haltung, Ausbildung und Nutzung von Tieren in Zirkusbetrieben oder ähnlichen Einrichtungen des BMVEL” sowie den Anforderungen des Erlaubnisbescheides nach § 11 Tierschutzgesetz der zuständigen Erlaubnisbehörde der Landeshauptstadt Wiesbaden.
Ob es aus ethischer Sicht zu beanstanden ist, Tiger oder sonstige wilde Tiere wie beispielsweise Eisbären in Gefangenschaft zu halten, wollen wir nicht diskutieren. Sarrasani erfüllt jedenfalls offensichtlich alle “drei Voraussetzungen” für die Haltung von Tigern, die “Bild” bereits am zweiten Tag ihrer Kampagne zusammengetragen hatte:
P.S.: Der Zirkus Sarrasani hat in direkter Umgebung des Tiger-Geheges ein Büro mit Kartenverkaufsstelle. Von Beschwerden seitens der Anwohner sei bei Sarrasani jedoch nichts bekannt, sagt uns eine Sprecherin auf Anfrage. Tja, die 71-jährige Dame Mieter hielten es offenbar für sinnvoller, sich an “Bild” zu wenden.
Offenbar inspiriert durch eine Pressemitteilung des VfB Stuttgart vom vergangenen Freitag freut sich “Bild” heute in einer kleinen Meldung mit dem amtierenden deutschen Fußballmeister, dass der Verein nun “einen goldenen Stern auf der Brust tragen” dürfe. Und nicht nur das:
Nun, am 5. August 2002 meldete bereits die Nachrichtenagentur dpa:
Als anerkennendes Zeichen für die Leistungen der vergangenen Saison tragen die Spieler von Borussia Dortmund ein goldenes Meisterlogo.
Und in den Jahren danach trugen dann natürlich auch FC Bayern München und Werder Bremen ein golden leuchtendes DFL-Logo auf dem Ärmel. Anders gesagt: Die goldene Variante ist so alt wie das DFL-Logo selbst. Ganz neu ist demnach wohl vor allem der “Bild”-Redakteur, der das nicht wusste.
Mit Dank an Christian H., Christian K. und Jessica für den Hinweis.
Harald Schmidts unerträgliche Langeweile (stefan-niggemeier.de) Die alten Reflexe funktionieren noch. Ungefähr einmal im Jahr macht der ?Spiegel? ein großes Interview mit Harald Schmidt, und alle tun so, als müsse irgendetwas Großes drinstehen. Dabei ist das einzige Neue, das Schmidt auf rund drei Seiten sagt: Er sehe sich gegenüber seinem zukünftigen Showpartner Oliver Pocher in der Rolle des Sidekick und nicht umgekehrt.
Der gemeinsame Feind (innenansichten.tagesspiegel.de, Mercedes Bunz)
Alle Redaktionen von großen Zeitungen haben ein gemeinsames Feindbild. Es heißt Hermes. Hermes ist das Redaktionssystem, auf dem fast alle deutschen Zeitungen erstellt werden.
Schöner lesen (tagesspiegel.de, Sonja Pohlmann) Wie die Zeitschriften ?Art? und ?Monopol? versuchen, vom Kunstsommer zu profitieren. “Wir leben vom Bildungsbürgertum, das sich kontinuierlich informieren will.”
Radio darf im Internet wieder kreativ sein (welt.de, Tina Kaiser)
Abgenudelte Hits, langweiliges Programm: Der Hörfunk steckt in der Krise. In Scharen schalten junge Hörer das Radio ab. Um verprellte Kunden zurückzugewinnen, bieten die Sender jetzt Spartenkanäle im Internet an.
“Erinnerung an antisemitische Gerüchte” (kismetonline.at) Weblogs wie Politically Incorrect (PI), Grüne Pest, Akte-Islam oder die Website von Daniel Pipes sind nur einige wenige, die es sich zum Ziel gesetzt haben, das Leben von Muslim/innen in Europa anzuprangern. Von wenig sachlicher Kritik über Beleidigungen bis hin zu menschenverachtendem Hass, überbieten sich derartige Internetprojekte eins ums andere Mal.
“Das war Ehrensenf. Ich bin Katrin” (jetzt.sueddeutsche.de, Dirk von Gehlen)
Deutschland bekannteste Online-Moderatorin verabschiedet sich – um jetzt auch offline Erfolg zu haben. Auf Wiedersehen, Katrin Bauerfeind!
Vielleicht hätte Kai Diekmann, “Bild”-Chef und Herausgeber von “Bild” und “Bild am Sonntag”, damals, vor zweieinhalb Jahren, auch eine Kopie seiner Mail an die “Bild”-Mitarbeiter an den Kollegen Strunz (Claus Strunz, Chefredakteur “Bild am Sonntag”) schicken sollen. Schließlich hatte Diekmann in seiner Mail ja u.a. auch gegen “übergeigte Überschriften” gewettert.
“BILD am SONNTAG:Sie sind Außenminister, im Oktober wollen Sie zudem stellvertretender SPD-Vorsitzender werden — und damit automatisch der Reservekanzlerkandidat. Trauen Sie sich das alles zu, Herr Steinmeier? FRANK-WALTER STEINMEIER: Ich trete an als stellvertretender Parteivorsitzender. Wenn ich mir das nicht zutrauen würde, hätte ich nicht Ja gesagt, als Kurt Beck mich gebeten hat, zu seinem Team zu gehören. (…)
Als früherer Chef des Kanzleramts kennen Sie den Kanzlerjob aus dem Effeff: Kanzler — können Sie das?
Die SPD wird sich rechtzeitig für das Wahljahr 2009 aufstellen und den Kanzlerkandidaten benennen. Wen ich mir wünsche, ist völlig klar: Kurt Beck.”
Und Strunz? Hat für die heutige “Bild am Sonntag” den Außenminister Frank-Walter Steinmeier interviewt (siehe Kasten). Über das Interview berichten inzwischen auch verschiedene Nachrichtenagenturen und haben sich dabei für folgende Überschriften entschieden:
Steinmeier für Beck als Kanzlerkandidat(AP)
Steinmeier: Wünsche mir
Beck als Kanzler(dpa)
Steinmeier wünscht sich Beck als Kanzlerkandidaten(ddp)
Nur die “BamS” selber hat beim eigenen Interview (“Das Rennen um die SPD-Kanzlerkandidatur ist eröffnet.”) offenbar nicht richtig zugehört und titelt überm Steinmeier-Interview:
“Bild” nannte sie am 15. März: “Bohlen ist jetzt 1414-Reporter!” — und zeigte ein paar Fotos von Bohlen und seiner Freundin (“Bild” nennt sie “Carina”), von denen “Bild” und Bohlen behaupteten, er habe sie selbst auf den Malediven “mit Selbstauslöser” fotografiert.
Knapp einen Monat später war Bohlen zu Gast in der ZDF-Show “Johannes B. Kerner” und erklärte nach einigem Gefrotzel den “Sinn dahinter”:
Bohlen: Also meine Freundin wird ja gejagt von Paparazzis. Jeden Tag. Und wenn du natürlich selber Fotos… Kerner:Das heißt, die fahren jeden Tag hinter ihr her, egal wo sie hinfährt und holen sie ab bei dir zuhause… Bohlen: Ja, pass auf… ich komm aus der Tennishalle raus, seh’ mein’twegen Paparazzi, mach’ so ‘ne Fresse. Du kannst denen ja nicht mit ‘nem Tennisschläger ein’ über’n Schädel zieh’n — würd’ ich ganz gerne machen, weil es nervt total. Kerner:Is’ auf lange Sicht kein gutes Rezept. Bohlen: Wie, das mit’m Tennisschläger? Nee, genau. Und dann kommst du, guckst du raus und guckst böse. So. Und dann fotografieren die dich — bumm: Bohlen guckt böse. (Macht eine Schlagzeilengeste in die Luft.) “Das Doppelleben von Dieter Bohlen! In seinem Privatleben ist er überhaupt nie lustig! Er ist total deprimiert! Er liegt am Boden!” Und so weiter. Die Scheiße muss ich mir doch nicht immer geben. Dass ich da am Boden lieg’ und wer weiß was. Und wenn wir jetzt ab und zu, Carina und ich, ‘n paar Privatfotos einfach rausgeben, ist dieser Druck auf diese Paparazzis auch nicht mehr so da, weil dann können die ihre blöden Fotos hoffentlich irgendwann nicht mehr verkaufen.
Genutzt hat das offenbar nichts. Denn “Bild” orakelt heute:
(…) Ui-ui-ui, was ist denn DA bloß passiert? Es sind Nacktfotos von Pop-Produzent Dieter Bohlen (53) und seiner Freundin Carina (23) aufgetaucht, die das Pärchen nahtlos brutzelbraun gebraten und splitterfasernackt in einer Bucht auf Mallorca zeigen.
Die Nackig-Bilder wurden von einer Berliner Zeitung gedruckt – und sind auch im Internet (…) zu bewundern.
Bohlen, der auf Mallorca urlaubt, ist entsetzt, hat einen Rechtsanwalt eingeschaltet. Er ließ die Veröffentlichung der Fotos verbieten und sogar Schmerzensgeld verlangen. (…)
“Bild” zeigt die “Nackig-Bilder” nicht, sondern findet es “erstaunlich, dass Bohlen wegen der Nacktfotos so heftig reagiert”, und spekuliert anschließend eifrigst über eine angebliche Busen-OP von Bohlens Freundin. Außerdem druckt “Bild” — quasi als “Fotobeweis”-Ersatz — eines der Bohlenschen 1414-Fotos aus vom März (“Ihr Busen ist offensichtlich sehr gewachsen”). Dass die Busengrößenfrage damals für “Bild” kein Thema war, bleibt seltsamerweise unerwähnt.
Merkwürdig auch: Bei der von “Bild” anonymisierten Berliner Zeitung handelt es sich um das “Bild”-Schwesterblatt “B.Z.”, wo die “Nackig-Fotos” vorgestern Titelstory waren. Die “B.Z.” schrieb: “Robinson Bohlen zeigt sein nacktes Badeglück” — und hatte allzu pikante Körperstellen mit kleinen gelben Sonnensymbolen unkenntlich gemacht (siehe Ausriss).
Und: Auf der Internetseite der “B.Z.” ist der Artikel nicht mehr verfügbar. Und heuteblog.de, wo die “B.Z.”-Titelseite in einem Blogeintrag abgebildet war, hat das Titelseiten-Bild geschwärzt, nachdem man dort gestern “gegen 21.30 Uhr von der B.Z.-Redaktion (…) gebeten bzw. aufgefordert [worden sei], diesen Ausriss zu entfernen”. “Bild” hingegen gibt (anders als Bild.de übrigens) heute eine komplette Webadresse an, auf der ausschließlich Faksimiles des “B.Z.”-Berichts zu sehen sind — hochgeladen von einem anonymen Nutzer, der in seinem Profil Vor- und Nachnamen von Bohlens Freundin verwendet und über “sich” schreibt: “Offener Typ, Kontakfreudig, Spaß am Leben!!!! Ich bin Weiblich und Vergeben. bei Hamburg, Deutschland”
Was für eine knifflige Situation: Da gibt es also “Nackig-Fotos”, wie gemacht für “Bild”. Andererseits gibt es da ja diese langjährige Freundschaft zwischen “Bild” und “Pop-Titan” — und der will die Fotos offenbar partout nicht in der Zeitung sehen — auch nicht in der “B.Z.”. Aber die Fotos zu verurteilen als “Aufnahmen aus dem Privatbereich, die kein Mensch von sich in der Zeitung sehen möchte”, klappt auch nicht, weil es sich bei “der Zeitung” ja ausgerechnet ums “Bild”-Schwesterblättchen handelt. Ein Dilemma! Und der Ausweg? Ein abstruser Gedanke:
Da wird man die “B.Z.”-Fotos doch wohl nicht selber ins Internet gestellt haben.
Nachtrag, 17.6.2007: Inzwischen finden sich auch auf der von “Bild” angegebenen Internetadresse keine Inhalte mehr. Dort heißt es nur noch, der Nutzer sei “nicht mehr (…) aktiv”. Bild.de hat den Hinweis auf den Namen der Internetseite inzwischen getilgt, den Text entsprechend angepasst. Dort heißt es nun nur noch:
Die Nackig-Bilder wurden von einer Berliner Zeitung gedruckt – und waren auch im Internet zu bewundern.