Wer “Bild” nicht liest, spart künftig mehr

ALLES TEURER! Rentner leiden am meistenSo titelte “Bild” am Dienstag, und es stimmt ja: Denn “Bild” kostet bald mehr. Vom kommenden Montag an zum Beispiel in Stuttgart 60 statt 50 Cent. Das entspricht einer Preissteigerung von zwanzig Prozent, was die vieldiskutierten Preiserhöhungen bei Brot und Milch vergleichsweise läppisch wirken lässt.

Gegenüber den Stuttgarter Einzelhändlern begründete der Verlag nach unseren Informationen die Preiserhöhung mit den allgemeinen Kostensteigerungen und den “umfangreichen Investitionen in das Blatt”. Der Schritt sei die “notwendige Folge der fortgesetzten Qualitätssteigerung des Titels”, denn “auch weiterhin” würden über 800 Journalisten jeden Tag für “exklusive Nachrichten, die besten Storys und die bewegendsten Fotos” sorgen.

Was 2007 alles teurer wird

“Bahn erhöht die Preise! … und Fliegen wird auch teurer” — “Autofahren immer teurer!” — “Schweinefleisch 30% teurer!” — “SCHLUCK! Bier wird teurer” — “PREIS-SCHOCK! Lebensmittel deutlich teurer” — “Apfelsaft 50 Prozent teurer” — “Strom wird noch teurer!” — “Immobilien werden teurer” — “Käse bald teurer” — “Milchprodukte teurer” — “Schuhe werden teurer” — “Süßigkeiten teurer” –“Heizöl sauberer und teurer” — “Margarine wird teurer” — “Möbel deutlich teurer”

(Seite-1-Überschriften aus “Bild”)

Da der Verlag sich offenbar nach eigenen Angaben zu Fragen der Preispolitik grundsätzlich nicht äußert (ebenso wie übrigens zu Personalfragen, juristischen Fragen, interessanten Fragen und unangenehmen Fragen), wissen wir nicht, an welchen Orten außer Stuttgart von Montag an der erhöhte Preis gilt.

Aber vielleicht kriegen wir das mit vereinten Kräften heraus. Fragen Sie einfach den Kioskbesitzer Ihres Vertrauens, schicken Sie uns eine Mail, und wir tragen die Ergebnisse zusammen.

Zwischenstand: Die Lage ist unübersichtlich. Die Preiserhöhung von 50 auf 60 Cent gilt außer für Stuttgart wohl auch für Hamburg, Frankfurt und die Bundesausgabe. In Chemnitz wurde der Preis offenbar von 30 auf 40 Cent erhöht. U.a. in Berlin, Aachen und Mecklenburg-Vorpommern scheint “Bild” nach wie vor 50 Cent zu kosten.

Mit Dank an Bastian D., M.P., Christiane H., Stephan F., Thomas C., Tim W., Michael H. und Heiner H.!

Mehr Schulden für alle!

Nein, das Lesen und Verstehen von Statistiken gehört wirklich nicht zu den Stärken von “Bild”. Wobei manchmal schon einfaches Textverständnis ausreichen würde, um Titelschlagzeilen wie die heutige zu verhindern:

"37 000 Euro pro Kopf: Immer mehr Deutsche in der Schuldenfalle!"

Das “pro Kopf” muss sich wohl auf die etwas diffuse Angabe “immer mehr Deutsche” beziehen. Und insofern kann man die Schlagzeile eigentlich nur so verstehen, wie das offenbar der “Bild”-Mitarbeiter getan hat, der in eine Fotounterzeile auf Seite 2 schrieb*:

Das sind 37 000 Euro in Geldscheinen -- so viel Schulden haben Verbraucher im Schnitt

Tatsächlich hat das Statistische Bundesamt, auf das “Bild” sich beruft, untersucht, wie hoch “Personen, die im Jahre 2006 von einer Schuldnerberatungsstelle betreut wurden” verschuldet waren. Deshalb heißt es in einer Pressemitteilung des Statistischen Bundesamts auch schon in der Überschrift:

Überschuldete Personen haben im Schnitt 37 000 Euro Schulden

*) Etwas näher an der Wahrheit ist übrigens der Text unter der irreführenden Titelschlagzeile. Da heißt es immerhin: “Laut Statistischem Bundesamt steckt jeder Schuldner im Schnitt mit 37 000 Euro in der Kreide.”

Mit Dank für den sachdienlichen Hinweis an Stefan S. und Andreas H.

Heino ist tot (Arbeitstitel)

Die “Bild”-Zeitung arbeitet anders als andere Medien, und manchmal erschrickt sie ein bisschen, wenn sie es selbst merkt.

Gestern hat “Bild”-Redakteur Mark Pittelkau offenbar zum ersten Mal erfahren, dass bei anderen Medien vorbereitete Nachrufe auf diverse noch sehr lebendige Persönlichkeiten bereit liegen, die sie bei einem unerwarteten Todesfall schnell veröffentlichen können. Das ist Alltag in vielen Redaktionen, auch bei der von ARD-aktuell, die die “Tagesschau” und die “Tagesthemen” produziert. Die Personen, die so wichtig sind, dass für sie ein Nachruf zu Lebzeiten produziert wird, stehen dort auf der “XY-Liste”. “X” steht für Leute, bei deren Tod das Programm sofort unterbrochen wird (Bundespräsident, Kanzler), “Y” für Menschen, die nach ihrem Tod in den “Tagesthemen” gewürdigt werden sollen. Geheim ist die Existenz dieser Liste nicht; der “Stern” hat 1978 schon mal alle 250 damals dort verzeichneten Namen veröffentlicht.

Jedenfalls gilt auch der Schlagersänger Heino der ARD als wichtig genug für einen Nachruf, wovon dessen Manager in diesen Tagen erfuhr. Und weil Heino, wie die “Bild”-Zeitung ausführlich berichtete, vor drei Wochen einen Zusammenbruch hatte, im Krankenhaus liegt und angeblich sogar “Todesangst” hatte, rührte Mark Pittelkau daraus schnell einen hübschen Aufreger über die “makabere” und womöglich “pietätlose” Praxis der ARD an:

KRANKER VOLKSMUSIK-STAR ENTSETZT: ARD arbeitet schon an Heinos Nachruf!

“Ganz offenbar hat die Nachruf-Produktion bei der ARD Methode”, schrieb Pittelkau zutreffend, aber erstaunlich erstaunt. Und weil der zuständige NDR-Sprecher “Bild” dazu offenbar nichts sagen wollte, zitierte Pittelkau stattdessen aus einem Eintrag von ARD-aktuell-Chefredakteur Kai Gniffke im Tagesschau-Blog vor ein paar Monaten, in dem der die Praxis ausführlich erläuterte. (Trotz der schriftlichen Vorlage schaffte Pittelkau es übrigens nicht, Namen und Funktion Gniffkes korrekt abzuschreiben.)

Dafür, dass Heino “entsetzt” ist, gibt es in “Bild” übrigens keine Anzeichen. Er sei im Giftschrank mit den anderen vorproduzierten Nachrufen doch in bester Gesellschaft: “Ganz offensichtlich kommen da ja nur Hochkaräter rein”, sagte er laut “Bild”.

Außer Heino befinden sich dort nach unseren Informationen u.a. Madonna, Jogi Löw und sämtliche Ministerpräsidenten.

Kai Diekmann ist nicht dabei.

(Auch das Online-Medienmagazin DWDL staunt ausführlich über diesen “journalistischen Totalausfall”.)

Widde-widde-wie sie mir gefällt

Bevor wir hier aus einem “FAZ”-Interview mit dem Fotografen Jaques Langevin zitieren, schauen wir doch mal in die gestrige “Bild” — zur Erinnerung quasi:

“Bild” hatte ja vorn auf der Titelseite und weiter hinten noch einmal (siehe Ausrisse) ein großes Foto gedruckt, auf dem (wenn man’s weiß) die 1997 tödlich verunglückte Lady Diana “Minuten vor dem Unfall” bzw. “wenige Minuten vor dem Drama im Pariser Alma-Tunnel” bzw. “wenige Minuten vor dem tödlichen Unfall” zu sehen ist, denn “Minuten später krachte der Mercedes im Tunnel gegen den 13. Pfeiler” — und “BILD beantwortet die wichtigsten Fragen dazu”.

Und einige der “Bild”-Fragen sind richtig gut:

    (1) “Wen sehen wir auf dem Bild?”
    (2) “Wo und wann ist das Foto entstanden?”
    (3) “Welche Situation dokumentiert das Foto?”

ad (1): “Bild” schreibt: “Den Wagen steuert Henri Paul. (…) Prinzessin Diana (…) ist deutlich (…) zu erkennen. Sie ist nicht angegurtet! Sie dreht sich von den Kameras weg, nach hinten, schaut über ihre linke Schulter aus dem Rückfenster. In der Scheibe spiegelt sich der Scheinwerfer eines Motorrads.”

ad (2): “Bild” schreibt: “Am 31. August, ca. 0.20 Uhr. Diana und Dodi verließen (…) das Ritz-Hotel in Paris. (…) Die Gruppe nahm den Hinterausgang. In 50 Meter Entfernung wartete der französische Fotograf Jacques Langevin auf der Straße. Als die Diana-Limousine vorbeiraste, drückte er auf den Auslöser.”

ad (3): “Bild” zitiert den einen Fotografen der britischen Boulevardzeitung “Sun”: “(…) Fahrer Henri Paul sieht aus, als habe er fast Spaß an der Situation, den Fotografen davonzurasen. Diana schaut sich nach den Fotografen um. Wahrscheinlich war sie besorgt, wollte sehen, wie nah die Verfolger schon sind.” Und “Bild” schreibt selbst: “Das letzte Foto vor dem Crash: Diana sitzt (…) auf der Rückbank (…), ist nicht angeschnallt. Sie guckt durch die Heckscheibe, ob sie verfolgt wird. (…) Wenige Minuten nach diesem Foto raste der Wagen gegen einen Tunnelpfeiler.”

Und nun vergleichen Sie bitte die Vorstellung, die Sie von der Situation im Kopf haben, mit dem folgenden Auszug aus dem FAZ-Interview mit dem Fotografen:*

Die Fotos habe ich am Hinterausgang des Hotels Ritz gemacht, in der Rue Cambon, kurz bevor der Mercedes losfuhr.
Der Wagen stand also noch?
Ja (…).

*) Nachtrag, 14.45 Uhr: In einem “Bild”-Infokasten (“Franzose schoss Sensations-Fotos”) finden sich zudem drei O-Töne des Fotografen Langevin , die er, so “Bild”, 1997 “gegenüber BILD” geäußert habe. Erstaunlicherweise können wir die “gegenüber BILD”-Zitate im “Bild”-Archiv nirgends finden, sondern nur sehr ähnlich klingende Langevin-Aussagen aus einem Interview der Zeitung “Liberation”, aus dem “Bild” am 4.9.1997 ausführlich zitierte.

6 vor 9

Reduzierte Erotik
(sueddeutsche.de, Caspar Busse)
Die Online-Ausgabe der Bild-Zeitung steht vor einem Neustart – angeblich mit mehr Journalismus.

“Web 2.0 wird überschätzt”
(medien-mittweida.de, Ronny Zuber)
Horst Müller, Professor für Medienpraxis an der Hochschule Mittweida (FH), setzt sich nicht nur in Vorlesungen und Seminaren mit neuen Medien auseinander. Auch privat wirft er auf seinem Blog blogmedien.de einen kritischen Blick auf die Medienwelt.

Vermittler und Richter in heikler Position
(nzz.ch, Cristina Elia und Stephan Russ-Mohl)
Seit vierzig Jahren gibt es in der Presse Ombudsleute, die zwischen Publikum und Redaktion vermitteln. In den USA geniessen sie dabei mehr Unabhängigkeit bei der Behandlung heikler Fälle.

“Ich verlasse mich vollständig auf mein Bauchgefühl”
(persoenlich.com, Matthias Ackeret)
Roger Schawinski hat per sofort Radio Tropic übernommen und will daraus einen Sender für die 30 bis 60-Jährigen entwickeln. In das Projekt will er zwischen 8 und 10 Millionen Franken investieren. “Radio ist im Gegensatz zum Fernsehen ein Medium, bei dem man vor allem Herz, einige tolle, kreative Leute und etwas Geld benötigt”, so Schawinski im Gespräch mit “persoenlich.com”. Beim Fernsehen komme man ohne sehr viel Geld nicht vom Fleck. Das Interview.

Coaching für Journalisten
(taz.de, Michael Ringel)
Es ist der neue Trend im Fernsehen: Coaching. Da möbeln Sterneköche heruntergekommene Restaurants auf, Nannys heruntergekommene Familien, Schuldnerberater heruntergekommene Finanzen – Lebenshilfe auf allen Kanälen. Stets geht es dabei um erstaunlich grundlegende Dinge des Lebens. Eine Sendung aber fehlt dringend: Coaching für Journalisten. Ein Coach wird in eine Redaktion gerufen und trifft dort auf einen verlotterten Journalisten.

Online oder unsichtbar
(telepolis.de, Ulrich Herb)
Volltextsuchen, Fulltext Teaser, die Haltung deutscher Verlage zu Open Access und eine mögliche Zukunft des wissenschaftlichen Publizieren.

Der real existierende Hans-Olaf Henkel

Hans-Olaf Henkel, “Bild”-Kommentator und “Deutschlands klügster Manager” (“Bild”), beschwert sich heute über den “Linksdrall” bürgerlicher Parteien. Er schreibt:

Und der SPD-Vorsitzende Kurt Beck holt sogar den “demokratischen Sozialismus” aus der Mottenkiste, als hätte dieser in der DDR oder anderswo jemals funktioniert.
(Link von uns.)

“Sozialismus”, okay, aber “demokratisch”? In der DDR?!

Mit Dank an Adrian C. für den sachdienlichen Hinweis.

In eigener Sache: Leserbefragung

BILDblog-LeserbefragungDie Kommunikationswissenschaftler der Uni Bamberg möchten gerne wissen, wer eigentlich BILDblog liest, wie oft und warum. Und wir natürlich auch.

Deshalb führen wir ab heute in Zusammenarbeit mit dem Team des Bamberger Lehrbereichs Kommunikationswissenschaft eine Leserbefragung durch.

Erfragt werden u.a. die Nutzungshäufigkeit und -weise des BILDblogs, mögliche Finanzierungsformen, aber auch, was Ihnen an unserer Arbeit gefällt und was nicht.

Die Beantwortung der Umfrage dauert etwa 10 bis 15 Minuten.

Über eine rege Teilnahme würden wir uns sehr freuen!*

*) Die verwendete Umfragesoftware erlaubt nur 100 zeitgleiche Zugriffe auf
den Fragebogen. Sollte eine Fehlermeldung wegen Überlastung des Servers
erscheinen, probieren Sie es bitte zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal.

Die Umfrage ist anonym. (Weitere Infos hier.) Die Auswertung erfolgt in aggregierter Form, d.h. es werden keine einzelnen Befragten identifizierbar sein. Die Daten werden von der Uni Bamberg für nicht-kommerzielle wissenschaftliche Zwecke verwendet, d.h. zum Beispiel bei Fachkonferenzen oder in wissenschaftlichen Aufsätzen. Die aufschlussreichsten und überraschendsten Ergebnisse werden aber natürlich auch hier vorgestellt.

6 vor 9

“Der Blog ist ein Monster geworden”
(taz.de, Reinhard Wolff)
Mit Zynismus und Boshaftigkeiten wurde Zeitungsblogger Alex Schulman zum populärsten Blogger. Jetzt ist der Blog eingestellt. Weil ihm auch das eigene Nest nicht mehr heilig war?

Im Chat mit dem Phantomgirl
(netzeitung.de, Stefan Wirner)
Internet-Foren wie Myspace sind voller Fake-Seiten. Manche sind witzig, andere bemüht komisch. Sie können einen privaten Hintergrund haben, aber auch einen kommerziellen, weiß Stefan Wirner.

Gratispresse ungebremst im Aufwind
(werbewoche.ch, René Worni)
Mit Ausnahme der Gratisblätter zeigen die Auflagezahlen der Schweizer Tagespresse stetig nach unten.

?Das Kapital ist ein scheues Reh?
(tagesspiegel.de, Thomas Eckert und Joachim Huber)
Maybrit Illner ist Moderatorin, eigentlich aber Dolmetscherin. Ein Gespräch über Politiker-Deutsch.

Verkauf dich glücklich?
(blog.zeit.de/blogruf, Falk Lüke)
Für Journalisten ist es eine Pest, für Verlage eine Qual. Das Internet ist kein Geschenk.

Twelve things journalists can do to save journalism
(howardowens.com)

6 vor 9

Weniger ist mehr
(presseverein.ch)
Die Auflage schwindet stetig. Jahr für Jahr ein paar Tausend weniger. Mit dieser Tatsache, soeben wieder durch die AG für Werbemedienforschung (Wemf) belegt, müssen sich die Kaufzeitungen im Lande arrangieren. Ein Blick über den grossen Teich zeigt: Weniger kann mehr sogar sein. In den USA freuen sich manche Verlage, dass die Anzahl gedruckter Exemplare sinkt.

10 Jahre Leben im Netz: Technologie wird es richten
(de-bug.de, Sascha Kösch)
Was musste das Internet alles aushalten in den letzten zehn Jahren! Heilsbringer, Urheberrechts-Bitch, Testballon für neue Techniken, Nadelöhr für ein besseres Morgen. Der Kapitalismus hat den Daumen drauf. Oder nicht?

Wie das Web 2.0 wirklich funktioniert
(medienpiraten.tv, Peer Schader)
Peer Schader wird schon wieder ein Text geklaut.

Kleine Fehler im großen SPIEGEL
(politik-digital.de)
Am Dienstag, 2. Oktober, war Timo Rieg vom Spiegelkritik-Blog zu Gast in der Blogsprechstunde, dem Chat von politik-digital.de und den Blogpiloten. Er sprach über Fehler in Deutschlands größtem Nachrichtenmagazin und den Unterschied zwischen Spiegel und Spiegel Online.

“In den Wahnsinn abgedampft”
(spiegel.de, Video, 2:44 Minuten)
Matthias Matussek in der Bloggerkrise.

Status anxiety
(spectator.co.uk, Toby Young)
Facebook versus MySpace is just how the Web 2.0 world expresses U and non-U.

Allein gegen die Mafia

Auf interessante Widersprüche stößt, wer den Fehler macht, sich auf Bild.de über die neuen Regeln beim Eurovision Song Contest informieren zu wollen. Einerseits heißt es da:

Gegen die Stimmen-Schacherei. (…)

Wird der Schlager-Grand-Prix endlich wieder ein fairer Wettbewerb? (…)

Weil sich die osteuropäischen Länder frech die Punkte zuschoben, landete unser Sänger Roger Cicero (36) in Helsinki nur auf Platz 19.

Die Stimmen-Mafia aus dem Osten soll jetzt mit neuen Regeln gestoppt werden.

Und andererseits steht im selben Artikel:

Massive, von unabhängigen Experten aber zurückgewiesene, Kritik kam aus westeuropäischen Ländern auch, weil der Wettbewerb angeblich durch das gegenseitige “Zuschanzen” von Punkten innerhalb der osteuropäischen Länder für die westeuropäischen Teilnehmer nicht mehr zu gewinnen sei.

(Alle Hervorhebungen von uns.)

Der Widerspruch lässt sich leicht erklären: Das zweite Zitat stammt wörtlich aus einer dpa-Meldung, die den Kern des Artikels bildet. Um daraus eine Bild.de-Meldung zu machen, haben die Autoren einfach den Unsinn vom unfairen Wettbewerb und einer Ost-“Mafia” dazu geschrieben.

An der Dominanz der osteuropäischen Länder in diesem Jahr hätte sich, wie berichtet, fast nichts geändert, wenn nur westeuropäische Länder hätten abstimmen dürfen. Und in den beiden Vorjahren hatten keine Länder des ehemaligen Ostblocks gewonnen.

Auch der letzte Satz des Bild.de-Artikels stammt nicht von den Agenturen. Er lautet:

Die neuen Regeln beim Grand Prix lassen nun hoffen, das auch wir endlich wieder eine faire Chance haben, den Wettbewerb zu gewinnen.

Lassen sie das? Die Änderungen betreffen fast ausschließlich die Qualifikation für das Finale. In diesem Jahr hatten sich dabei nur osteuropäische Länder durchsetzen können. NDR-Redakteur Manfred Witt erklärt die Änderungen deshalb so: “Das ist ein Versuch, das Finale ausgeglichener zu besetzen.” Deutschland ist aber ohnehin — wie bisher — für das Finale gesetzt. An “unseren” Chancen werden die neuen Regeln also vermutlich wenig ändern.

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