KW 09/22: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, endlich Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Samstagsausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Krieg gegen die Ukraine – Wie berichten, was zeigen?
(br.de, Linus Lüring & Sissi Pitzer, Audio: 24:11 Minuten)
Es wird zunehmend schwieriger, über den Krieg Russlands gegen die Ukraine zu berichten. Im Medienmagazin des Bayerischen Rundfunks spricht Daniel Bouhs darüber, wie viele Reporter und Reporterinnen deutsche Medien in das Kriegsgebiet entsenden, und welche Probleme diese vor Ort haben. Außerdem geht es um die Verifikation von Bildern und Videos aus dem Kriegsgebiet und das EU-weite Verbot der russischen Staatsmedien.

2. Zwischen Professionalität und Emotion: Journalismus im Ukraine-Krieg
(deutschlandfunk.de, Stefan Fries, Audio: 38:02 Minuten)
Auch beim Deutschlandfunk geht es um die Berichterstattung über den Krieg in der Ukraine: Wie behalten Journalistinnen und Journalisten den Überblick, welche Herausforderungen gibt es, wie schaffen sie den Spagat zwischen Hoffnung und Alarmismus, und welche Rolle spielen eigene Ängste? In “Nach Redaktionsschluss” diskutieren die freie Reporterin Rebecca Barth in der Ukraine, der ehemalige Moskau-Korrespondent des Deutschlandfunks (Dlf), Thielko Grieß, und die Medienwissenschaftlerin Marlis Prinzing von der Macromedia-Hochschule Köln mit Stefan Fries aus der Dlf-Medienredaktion.

3. Kriegsbilder auf TikTok, Seitenwechsel im Journalismus, Stalking mit Trackinggeräten
(deutschlandfunkkultur.de, Katja Bigalke & Marcus Richter, Audio: 34:47 Minuten)
In der aktuellen Ausgabe von “Breitband” sprechen Katja Bigalke und Marcus Richter über Kriegsbilder auf TikTok, Seitenwechsler im Politik-Journalismus und den Missbrauch von Ortungsgeräten wie Apples AirTag.

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4. Der Fall Gil Ofarim
(ndr.de, Kathrin Drehkopf, Video: 24:27 Minuten)
Im dritten und letzten Teil der “Zapp”-Serie “Verurteilt im Netz” geht es um den Fall von Gil Ofarim, der in den Sozialen Medien angab, in einem Leipziger Hotel antisemitisch diskriminiert worden zu sein, und die darauffolgende mediale Debatte. Die ersten beiden Folgen der Serie beschäftigten sich mit dem Fall Luke Mockridge und dem Fall Nemi El-Hassan (jeweils 25 Minuten).

5. Gespräch mit Dalia Antar
(anchor.fm, Lisabell Shewafera, Audio: 40:43 Minuten)
Bei “Inside Medien” ist diesmal Dalia Antar zu Gast. Sie arbeitet beim “heute journal” des ZDF als Redakteurin, Reporterin und Co-Chefin-vom-Dienst. Im Podcast gibt Antar unter anderem Auskunft zu folgenden Themen: Wie kann man sich den Arbeitsalltag als Redakteurin und Reporterin beim ZDF vorstellen? Wie ist das, in der aktuellen Berichterstattung zu arbeiten? Und wie komme ich an ein Praktikum in öffentlich-rechtlichen Medienhäusern?

6. Diener des Volkes
(arte.tv, Video: Serie mit 23 Folgen)
“Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, ehemaliger Schauspieler und Komiker, spielt in der Serie ‘Diener des Volkes’ die Rolle, die sein Leben veränderte: einen Geschichtslehrer, der über Nacht zum Präsidenten der Ukraine wird.” Arte zeigt in der Mediathek alle 23 Folgen in der Originalfassung mit deutschen Untertiteln.

“Give Peace A Chance”, Drosten wehrt sich, Klare Kante

1. Das verbotene Wort
(tagesspiegel.de, Frank Herold)
Die Einschränkungen von Medien in Russland gehen weiter. Nun droht auch der “Nowaja Gaseta” das Aus durch die russische Zensurbehörde. Die Lage ist Ernst, wie Frank Herold berichtet: “Gerade ist in das russische Parlament ein Gesetz eingebracht worden, das jedem bis zu 15 Jahren Lagerhaft androht, der ‘Fake News’ über die Invasion in der Ukraine verbreitet.”

2. Protest gegen Schließung
(djv.de, Hendrik Zörner)
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) protestiert gegen die Schließung des kremlkritischen Radiosenders Echo Moskau und die Löschung des dazugehörigen Onlineportals. DJV-Chef Frank Überall bezeichnet die Maßnahme als den “Willkürakt eines verzweifelten Regimes, das nicht mal mehr ansatzweise Kritik duldet”.

3. ARD in der Kritik: Man kann den Krieg nicht vom Tellerrand bewerten
(meedia.de, Tobias Singer)
Tobias Singer kritisiert, dass die ARD zeitweise nicht mit eigenen Korrespondenten und Korrespondentinnen vom Angriffskriegs auf die Ukraine berichtet habe. So habe man nur über, aber nicht aus der Ukraine berichten können. Das werfe ein schlechtes Licht auf die ARD.

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4. Drosten wehrt sich juristisch
(tagesschau.de, Markus Grill & Georg Mascolo)
Der Virologe Christian Drosten muss sich während der Corona-Pandemie viel an Beschimpfungen und Unterstellungen anhören. Der Physiker Roland Wiesendanger zum Beispiel warf Drosten im “Cicero” vor, die Öffentlichkeit über den Ursprung des Coronavirus gezielt getäuscht zu haben. Dagegen wehrt sich Drosten nun auf juristischem Wege und verlangt von Wiesendanger und dem “Cicero” jeweils die Abgabe einer Unterlassungserklärung.

5. klare Kante
(journalist.de, Sebastian Pertsch & Udo Stiehl)
Sebastian Pertsch und Udo Stiehl werfen im Rahmen ihres Projekts “Floskelwolke” einen sprach- und medienkritischen Blick auf vielbenutzte Formulierungen. Diesmal zeigen sie klare Kante und nehmen sich die Floskel “klare Kante” vor.

6. Hunderte Radiosender spielen Freitagmorgen “Give Peace A Chance”
(rnd.de)
Am heutigen Freitagmorgen haben sich europaweit unzählige Radiosender für eine Aktion zusammengeschlossen und um 8:45 Uhr John Lennons Friedenslied “Give Peace A Chance” gespielt. Allein in Deutschland sollen sich mehr als 200 Programme aus allen Senderfamilien und allen Genres beteiligt haben.

Putins Lügen, EU-Aus für RT und Sputnik, Elastischer Köppel

1. EU setzt Verbot russischer Staatsmedien in Kraft
(sueddeutsche.de)
Es zeichnete sich bereits in den vergangenen Tage ab: Die Europäische Union hat die Verbreitung russischer Staatsmedien untersagt. Betroffen sind alle Verbreitungswege von RT und Sputnik innerhalb der EU, etwa per Kabel, Satellit oder Internet. “Wir alle stehen für die Redefreiheit, aber sie darf nicht zur Verbreitung von Kriegspropaganda missbraucht werden”, so EU-Kommissionsvize Věra Jourová zur Begründung.
Weiterer Lesehinweis: Zu den Verbotsmaßnahmen gibt es auch Kritik, die Anna Biselli für netzpolitik.org zusammenfasst.

2. Putins Lügen: In sowjetischer Tradition
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers & Brigitte Baetz & Annika Schneider, Audio: 6:43 Minuten)
Der Kreml führt neben dem echten auch einen Medienkrieg mit allerlei Verboten, gezielten Falschmeldungen und eigenen Narrativen. Im Deutschlandfunk haben sich Annika Schneider und Brigitte Baetz über die derzeitige Situation und die Geschichte russischer beziehungsweise sowjetischer Staatspropaganda unterhalten.

3. Béla Anda stoppt Podcast mit Gerhard Schröder – auch Ringier geht auf Abstand
(kress.de, Marc Bartl)
Der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder verliert wegen seiner Nähe zu Wladimir Putin immer mehr seiner Kooperationspartner und Weggefährten. Selbst seine Mitarbeiter hatten sich zuletzt von ihm losgelöst. Nun rückt auch sein langjähriger Pressesprecher und Ex-“Bild”-Mann Béla Anda von ihm ab und stoppt den gemeinsamen Podcast.

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4. Von Kriegsopfern erster und zweiter Klasse
(uebermedien.de, Emran Feroz)
Für “Übermedien” versucht Emran Feroz, den Rassismus der aktuellen Ukraine-Berichterstattung zu dekonstruieren: “Der Tenor war etwa: So gehört sich das! Nicht wie bei den anderen, den muslimischen Feiglingen aus irgendeinem shithole country.”

5. CNN in Hamburg? ARD baut Tagesschau 24 zum echten Nachrichtensender aus
(rnd.de, Imre Grimm)
Die ARD will ihren Sender Tagesschau24 zum vollwertigen 24-Stunden-Nachrichtenkanal umbauen und damit die Möglichkeit haben, noch schneller auf Breaking News reagieren zu können. Man orientiere sich dabei an großen Vorbildern: BBC News und CNN. Das Projekt soll aus vorhandenen Mitteln finanziert werden.

6. Weltwoche-Köppel: Ungemein elastisch
(infosperber.ch, Kurt Marti)
“Am Morgen des russischen Überfalls huldigte der Weltwoche-Chef dem Chef des Kremls, am Abend forderte er mehr Rüstung gegen ihn.” Kurt Marti kommentiert den erstaunlichen Gesinnungswandel des “Weltwoche”-Chefredakteurs Roger Köppel, den Marti als “ungemein elastisch” bezeichnet.

Krieg in den Sozialen Medien, Zensur, Unruhe bei Verlegerverband

1. Russland zensiert Kriegsberichterstattung
(reporter-ohne-grenzen.de)
Der Kreml greift noch weiter in die Berichterstattung russischer Medien ein als sowieso schon und verbietet die Verwendung der Wörter “Krieg”, “Angriff” und “Invasion”. Erlaubt seien ausschließlich Informationen aus “offiziellen russischen Quellen” – damit ist das Verteidigungsministerium gemeint. “Schon vor dem Krieg wurden Journalistinnen und Reporter in Russland massiv an ihrer Arbeit gehindert”, so der Geschäftsführer der deutschen Reporter ohne Grenzen: “Nun ist der Informationskrieg in vollem Gange.”

2. Krieg in sozialen Medien
(socialmediawatchblog.de, Simon Hurtz)
Die aktuelle Ausgabe des “Social Media Watchblogs” zum Thema “Krieg in sozialen Medien” erscheint ausnahmsweise ohne Paywall: “Selten kam uns dieser Newsletter nebensächlicher vor als in diesen Tagen. Es gibt gerade so viele Dinge, die wichtiger sind, als neue TikTok-Features oder unsere Analysen. Trotzdem verschicken wir ein Briefing. Zum einen hilft uns das, nicht im Doomscrolling zu versinken. Zum anderen spielen Tech-Konzerne und Social Media in der Ukraine eine wichtige Rolle. Deshalb können wir vielleicht dazu beitragen, dass du einen kleinen Teil dieses fürchterlichen Kriegs besser verstehst.”

3. Hilfe für Journalist:innen in der Ukraine
(netzwerkrecherche.org, Günter Bartsch)
Das Netzwerk Recherche hat zusammen mit n-ost, FragDenStaat, Reporter ohne Grenzen und der “taz”-Panter-Stiftung eine Spendenaktion für ukrainische Medienschaffende gestartet: “Wir brauchen Eure Unterstützung, um überlebensnotwendige Schutz- und Notfallausrüstungen zu kaufen und unsere Kolleg:innen mit Unterkünften und psychologischer Betreuung zu versorgen.”

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4. MABB verhängt Zwangsgeld
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Der russische Staatssender RT DE wurde von der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) wegen einer nicht bestehenden Sendelizenz mit einem Ausstrahlungsverbot belegt, an das er sich jedoch nicht hält. Nun stehe ein Zwangsgeld von 25.000 Euro im Raum, das immer wieder neu angesetzt werden könne. Die EU bereite unterdessen ein umfassendes Sendeverbot der russischen Staatsmedien vor.

5. YouTube, TikTok und Microsoft sperren RT
(spiegel.de)
Die Videoplattform Youtube sperre die Kanäle der russischen Staatssender RT und Sputnik europaweit. TikTok habe den Zugang russischer Staatsmedien zu seiner Plattform in der EU ebenfalls eingeschränkt, und Microsoft sowie Facebooks Mutterkonzern Meta hätten mit ähnlichen Beschränkungen reagiert. Nur Twitter wolle Nachrichten mit Verbindungen zu russischen, dem Staat nahestehenden Medien lediglich mit Warnhinweisen versehen.

6. Was ist nur bei den Verlegern los?
(djv.de, Hendrik Zörner)
Der Verlegerverband BDZV erlebt gerade unruhige Zeiten: Erst die Kontroverse um Verbandschef Mathias Döpfner, dann der Rücktritt des Vizepräsidenten, nun die Kündigungsdrohung eines Großverlags. Hendrik Zörner vom Deutschen Journalisten-Verband appelliert an den Verband: “Bitte lösen Sie schnellst möglich Ihre Personalprobleme an der Führungsspitze, damit Sie wieder Kapazitäten für das Wesentliche haben.” Gemeint seien damit zum Beispiel Gespräche über “die beschämend niedrigen Freien-Honorare” bei Zeitungen.

Der Krieg und die Medien, Nur Wahres ist Wahres, Propaganda

1. Der Krieg und die Medien: Zwischen Mobilmachung, Heldensuche und Mut
(rnd.de, Imre Grimm)
Imre Grimm bilanziert die ersten Tage der Berichterstattung über den Krieg in der Ukraine: “Selten war es so schwer, sauberen Journalismus zu liefern wie in diesen Tagen. Und selten war es so wichtig, so präzise wie möglich zu berichten. Keiner Propaganda auf den Leim zu gehen. Die digitale Spreu vom Weizen zu trennen. Die Bilder zu prüfen.”

2. Fakten checken im Krieg: Nur Überprüfbares ist Wahres
(uebermedien.de, Frederik von Castell)
Viele Medien, darunter auch das ZDF, veröffentlichen Material zum Krieg in der Ukraine, dessen Authentizität nicht belegt werden kann. Frederik von Castell kommentiert: “Bei allem berechtigten Interesse an den neuesten Entwicklungen in diesem Krieg bleibt die Frage: Wozu Material verwenden, das nicht verifizierbar ist? Warum das Risiko eingehen, Falschinformationen zu verbreiten?”

3. “Möchten nicht zugucken”: “Katapult” gründet Ukraine-Zeitung
(meedia.de, Thomas Borgböhmer)
Der “Katapult”-Verlag startet eine eigene Ukraine-Zeitung, die sowohl aus Deutschland als auch aus der Ukraine heraus berichten soll. Das Projekt werde möglich durch die Bereitschaft der Belegschaft zu Gehaltseinbußen: “20 Mitarbeitende, die aktuell 3.300 Euro verdienen, machen dabei mit. Konkret verzichtet die Hälfte auf 25 Prozent, die andere Hälfte auf 50 Prozent des Gehalts. Ein Mitarbeiter, heißt es, sogar auf 100 Prozent seines Lohns.”

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4. Russland-Ukraine-Krieg: Die Propagandaschlacht auf Social Media
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers & Brigitte Baetz, Audio: 9:44 Minuten)
Der Deutschlandfunk hat sich mit Christian Stöcker über die Social-Media-Strategien der am Russland-Ukraine-Krieg beteiligten Parteien unterhalten. Für Stöcker, Journalist und Professor für Digitale Kommunikation, erlebt die Welt gerade “den ersten Krieg in der Geschichte, der zwar mit einem kleinen, dafür aber wichtigen Anteil auch auf Social Media geführt wird”, wie er auf Twitter schreibt.

5. Krise der Auslandsberichterstattung
(medienpolitik.net, Helmut Hartung)
Die Otto Brenner Stiftung hat ein Diskussionspapier zum Zustand der deutschen Auslandsberichterstattung veröffentlicht (PDF). Demnach seien weite Teile der Welt in den Berichten deutscher Medien unterrepräsentiert. In seiner Untersuchung benennt der langjährige Auslandskorrespondent Marc Engelhardt die Gründe für diese Entwicklung, dokumentiert eine Verstärkung des Trends in der Covid-Pandemie und skizziert mögliche Lösungsansätze.

6. Russische Nachrichtenagentur bejubelt mit vorbereitetem Kommentar irrtümlich Sieg
(spiegel.de)
Die staatliche russische Nachrichtenagentur Ria hat versehentlich kurzzeitig einen vorbereiteten Jubelkommentar veröffentlicht, in dem der Autor den Sieg Russlands über die Ukraine feierte. Anscheinend war der Kreml fälschlicherweise von einem raschen militärischen Erfolg in der Ukraine ausgegangen.

Ukraine, Schmu in “Hörzu”, Atombomben-Tipps der “Bunte”

1. Was Medien beim Berichten zur Ukraine falsch machen
(volksverpetzer.de, Melina Borčak)
Melina Borčak hat beim “Volksverpetzer” die häufigsten Irrtümer und Fehler deutscher Medien zusammengetragen, die im Zusammenhang mit der Ukraine-Berichterstattung gemacht werden. Am Wichtigsten seien aus ihrer Sicht “Kritikbereitschaft und eine offene Fehlerkultur, die sich nicht gegen Korrekturen wehrt”.
Weiterer Lesehinweis: So entlarven Sie falsche Bilder und Videos (spiegel.de, Markus Böhm & Janne Knödler).
Außerdem lesenswert: Kampf gegen Propaganda: EU will russische Staatsmedien verbieten: “Die russischen Sender RT und Sputnik sollen in der EU verboten werden. Ziel ist es, keinen Platz für Propaganda zu lassen, wie EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erklärte” (dwdl.de, Manuel Weis). Stefan Niggemeier twittert dazu: “Das ist wahrscheinlich keine gute Idee”.

2. Doku über letzten unabhängigen TV-Sender Russlands
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
In Abänderung des geplanten Programms sendet das Erste heute am späteren Abend einen Dokumentarfilm über den russischen TV-Sender Doschd und dessen Gründerin Natascha Sindeewa. Wer nicht so lange warten will oder heute Abend keine Zeit hat: Der Film ist bereits in der ARD-Mediathek verfügbar (1:30:03 Stunden).

3. Cyberangriffe auf deutsche Medien: Unternehmen fürchten russische “Desinformationskampagne”
(rnd.de)
Laut “Redaktionsnetzwerk Deutschland” haben mehrere deutsche Tageszeitungen Cyberangriffe auf ihre Websites und Auftritte in den Sozialen Medien gemeldet und vermuten eine dahinterstehende “pro-russische Desinformationskampagne”. Betroffen seien die Internetseiten und Social-Media-Accounts der Zeitungen und Magazine der Funke Mediengruppe sowie der zur Ippen-Gruppe gehörenden “Frankfurter Rundschau”.

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4. Alle fühlen wie ich
(faz.net, Martin Andree)
In einem Gastbeitrag für die “FAZ” fasst Martin Andree zusammen, “wie Trumps Netzwerk ‘Truth Social’ im Namen der Freiheit die demokratische Grundordnung zu zersetzen droht und warum wir dem etwas entgegensetzen müssen”.

5. Schmu in “Hörzu”: Eine “Geschenk-Benachrichtigung” mit Haken
(uebermedien.de, Lisa Kräher)
Nachdem vielen Ausgaben der Fernsehzeitschrift “Hörzu” ein vermeintliches 300-Euro-Geschenk beilag, twitterte die Verbraucherzentrale: “Wer eine ‘Gewinn-Benachrichtigung’ als Zeitungsbeilage in seiner #Hörzu gefunden hat, sollte diese nicht wegwerfen, sondern sich bei der Verbraucherzentrale melden. Verbraucherschützer:innen prüfen, ob Verbraucher:innen Auszahlung des Geschenks fordern können.” Lisa Kräher ist dem obskuren Fall nachgegangen und hat beim dafür verantwortlichen Verlag nachgefragt. Der zeigt sich wenig einsichtig.

6. Überlebenstipps für “Bunte”-Leser
(noemix.wordpress.com, Michael Noerig)
Aus aktuellem Anlass hat Bunte.de einen vor zwei Wochen erschienenen Artikel mit einem Update versehen. In “Wie du eine Nuklear-Explosion überstehst” gibt es teilweise äußerst bizarre Tipps, um “einen Atomangriff unbeschadet zu überleben”.

KW 08/22: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, endlich Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Samstagsausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Das System Söring
(das-system-soering.podigee.io, Jana Bach & Lucia Knollhuber & Regina Lechner & Katharina Rahn, Audio: acht Folgen, bisher zwei verfügbar)
(Triggerwarnung: explizite körperliche und sexualisierte Gewalt. Die Produktion selbst empfiehlt den Podcast erst ab 18 Jahren.) Nach 33 Jahren Haft wegen zweifachen Mordes wird der Deutsche Jens Söring von den USA nach Deutschland ausgeliefert und dort wie ein Star empfangen. Seit seiner Rückkehr ist er Gast in Talkshows, Radiosendungen oder bekommt Platz in Printmedien. Der Podcast versteht sich selbst als eine “kritische Auseinandersetzung mit dem Kriminalfall und der Rezeption in den deutschen Medien.” Empfehlenswert, da informativ und spannend erzählt.
Weiterer Lesetipp: Für “Übermedien” hat der im Podcast befragte Jurist Andrew Hammel Anfang vergangenen Jahres 10 Gebote für bessere Berichte über amerikanische Strafprozesse aufgeschrieben.

2. Nemi El-Hassan: Wie die Antisemitismus-Debatte entgleiste
(youtube.com, ZAPP – Kathrin Drehkopf, Video: 25:35 Minuten)
Der TV-Journalistin Nemi El-Hassan wurde vor allem von Seiten der “Bild”-Zeitung Antisemitismus vorgeworfen. Die Diskussion kostete sie am Ende ihren Job beim WDR. “Zapp” hat den Fall untersucht, setzt den Schwerpunkt jedoch nicht auf die Klärung des Vorwurfs, sondern fragt: Wie konnte die Debatte so entgleisen? Welche Mechanismen in Sozialen Medien verhindern einen konstruktiven Dialog über das akute Thema Antisemitismus? Und welche Rolle spielen klassische Medien dabei?

3. Ep. 133: TikTok – das FDP-Kaninchenloch
(wohlstandfueralle.podigee.io, Wolfgang M. Schmitt & Ole Nymoen, Audio: 45:40 Minuten)
In der aktuellen Folge von “Wohlstand für Alle” sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über TikTok und das chinesische Internet-Technologie­unternehmen Bytedance: “TikTok wird vor allem durch einen Algorithmus kuratiert, der viel effizienter ist als die Algorithmen von Facebook oder YouTube: Das sorgt noch schneller für die Entstehung von Filterblasen und für immer mehr immer gleiche Inhalte. Die Creators werden damit gelockt, dass sie aus einem Fonds für ihre Videos bezahlt werden, doch das System ist in Wahrheit sehr ungerecht.” Unbedingte Hörempfehlung für alle, die beim Thema TikTok mitreden wollen.

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4. Diverser als ihr Ruf – Herausgeber Carsten Knop über die Arbeit der “FAZ”.
(turi2.de, Peter Turi, Audio: 48:42 Minuten)
Im neuen Podcast “turi2 Jobs – Arbeiten in der Kommunikation” ist Carsten Knop zu Gast, einer der Herausgeber der “FAZ”. Knop spricht über Diversität in der Redaktion, den Jobmarkt für Journalisten und Journalistinnen und die knifflige Konkurrenzsituation mit ARD und ZDF.

5. Ferngespräche: Japan
(radioeins.de, Holger Klein, Audio: 59:17 Minuten)
“Das radioeins Korrespondenteninterview mit Holger Klein” führt dieses Mal nach Japan. Von Tokio aus berichtet Kathrin Erdmann für die ARD über Japan, Nord- und Südkorea, Taiwan und Mikronesien. Im Gespräch geht es jedoch nur um Japan – unter anderem um unterschiedliche Mentalitäten, die Höflichkeitskultur des Landes und den Einfluss auf Erdmanns journalistische Arbeit.

6. Warum Til Schweiger immer noch nicht gecancelt wurde
(ardmediathek.de, Philipp Walulis, Video: 12:57 Minuten)
Til Schweiger verbreitet “Querdenker”-Theorien über das Coronavirus, doch ist Schweiger wirklich ein “Querdenker”? Und warum wirkt er uncancelbar? Darum geht es in der aktuellen “Walulis Story” – wie so oft mit etwas Florett und viel Keule.

Kriegspropaganda, Defilee der Putin-Versteher, Verifikationsprobleme

1. Große Herausforderungen für Medienschaffende
(reporter-ohne-grenzen.de)
“Reporter ohne Grenzen (RSF) bereitet sich darauf vor, dass die russische Invasion in die Ukraine nicht nur die Berichterstattung der Medien, sondern auch die eigene Arbeit der Organisation in den Bereichen Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie Nothilfe vor sehr große Herausforderungen stellen wird.” RSF werde sich bemühen, auch in den kommenden Tagen fortlaufend möglichst viele Informationen zur Verfügung zu stellen, das Nothilfereferat sei ansprechbar für Anfragen von Kolleginnen und Kollegen, die Schutz und Unterstützung brauchen.
Weiterer Lesehinweis: Nach dem Beginn der Kampfhandlungen ruft der Deutsche Journalisten-Verband zu äußerster Vorsicht auf. Es sei nicht davon auszugehen, dass kämpfende Truppen Rücksicht auf Berichterstatter nehmen. Journalistinnen und Journalisten sollten einen engen Draht zu ihren Redaktionen halten, ihre Aufenthaltsorte mitteilen und sich in die Krisenvorsorgeliste des Auswärtigen Amtes eintragen.

2. Wie russische Desinformation in deutsche Medien kommt
(meedia.de, Tobias Singer)
Tobias Singer weist auf die Wichtigkeit von genauer Sprache hin. Deutsche Medien sollten nicht die Sprache des Kremls übernehmen. Beschönigende Vokabeln wie “Einsatz” und “Militäroperation” seien bei einem Angriffskrieg fehl am Platz. Singer erinnert die Medienbranche an ihre Verantwortung: “Wie sind als Journalistinnen und Journalisten in der Pflicht, dafür zu sorgen, dass sich Desinformation nicht gegen Information durchsetzt.”

3. “Das sind alles Bilder, die wir nicht verifizieren können”
(tagesspiegel.de, Kurt Sagatz)
Verlässliche Bilder aus den Konfliktregionen der Ukraine zu bekommen, war früher schon schwierig. Mit den jüngsten Entwicklungen ist es für Redaktionen noch schwieriger geworden, Bildmaterial einzuordnen und zu verifizieren. Kurt Sagatz hat mit einigen Zuständigen über das Problem gesprochen.

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4. Russlands Krieg gegen die Ukraine: Auch ein Höhepunkt der Propaganda
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers, Audio: 6:50 Minuten)
Eine Rundfunklizenz für Deutschland besitzt der russische Staatssender RT DE nicht, er verbreitet online aber weiterhin die Propaganda der russischen Regierung. Dies sei am Tag des Angriffs auf die Ukraine besonders deutlich geworden. Die russischen Aufsichtsbehörden hätten nach Angaben der Agentur Reuters den Medien des Landes Anweisungen zur Berichterstattung über die Lage in der Ukraine gegeben.
Weiterer Lesehinweis: Defilee der Putin-Versteher: “RT France zelebriert Russlands Einmarsch. Putins Sieg auf ganzer Linie scheint hier garantiert” (faz.net, Jürg Altwegg).

5. Doch, die russischen Angriffe bedrohen auch ukrainische Zivilisten und Städte
(correctiv.org, Alice Echtermann & Uschi Jonas)
“Correctiv” geht im Faktencheck der Meldung staatlich kontrollierter russischer Medien nach, die Angriffe Russlands auf die Ukraine würden sich nicht gegen Städte richten, und ukrainische Zivilisten seien nicht in Gefahr. Dies sei falsch. Videos, Fotos sowie Berichte von Nachrichtenagenturen würden das Gegenteil belegen.

6. “Mainz bleibt Mainz”: ZDF zeigt Fastnachtssitzung wegen Kriegs in Ukraine nicht
(rnd.de)
Das ZDF wird wegen des Kriegs in der Ukraine die ursprünglich für heute Abend geplante Fernsehfastnacht “Mainz bleibt Mainz” nicht im Hauptprogramm ausstrahlen. Man wolle die bereits aufgezeichnete Sendung jedoch in die Mediathek stellen.

Funke will Döpfners Rücktritt, Sophie Scholl, Steingarts Schiffsverluste

1. Funke Mediengruppe fordert Döpfners Rücktritt
(sueddeutsche.de, Anna Ernst)
Die Funke Mediengruppe fordert den Rücktritt von Mathias Döpfner als Verleger-Präsident und droht mit dem Austritt aus dem Verband. Man sehe “die Werte, die wohl jedes dem Journalismus verpflichtete Verlagshaus auszeichnen”, nicht mehr ausreichend repräsentiert. Zudem haben man Sorge, “dass die Glaubwürdigkeit der gesamten Branche gefährdet ist.” Diese Art der Begründung lässt Medienkritiker Stefan Niggemeier auf Twitter leise den Kopf schütteln.

2. Bewegt auf fremde Kosten
(taz.de, Erica Zingher)
Beim Projekt @ichbinsophiescholl von SWR und BR wurden die letzten zehn Monate im Leben der Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus mit den Mitteln von Instagram nachgezeichnet – “emotional, radikal subjektiv und in nachempfundener Echtzeit”, so die Ankündigung der verantwortlichen Sender. Nun ist das Projekt beendet und Zeit für ein Fazit, wie Erica Zingher in der “taz” findet: “Die Geschichte von Sophie Scholl und der Weißen Rose muss erzählt werden. Problematisch wird es, wenn dabei Perspektiven der Verfolgten und Entrechteten nicht vorkommen. Das Projekte hat bewegt und die Tradition von öffentlich-rechtlichem Erinnerungskitsch souverän weitergeführt. Die Frage ist nur, auf wessen Kosten.”

3. Berichten über Klimawandel: Raus aus der “Spezialisten-Ecke”
(deutschlandfunk.de, Mirjam Kid, Audio: 7:56 Minuten)
Das Oxford Climate Journalism Network setzt sich dafür ein, dass Redaktionen die Klimaberichterstattung verstärkt in den Fokus nehmen. Dafür müssten Medien verstehen, dass das Thema Klimawandel redaktionsübergreifend relevant ist, so Instituts-Mitgründer Wolfgang Blau im Deutschlandfunk.

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4. Skandale und Sendeverbote: Was ist eigentlich die Deutsche Welle?
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
Der deutsche Auslandsfernsehsender Deutsche Welle stand in letzter Zeit immer wieder im Mittelpunkt der Berichterstattung. Erst wegen interner Skandale um Sexismus und Antisemitismus, dann wegen drohender Sendeverbote in Russland und der Türkei. Doch was ist die Deutsche Welle eigentlich genau, welche Aufgaben hat sie und wer bezahlt sie?

5. Rote Zahlen bei Media Pioneer: Wie läuft es bei Gabor Steingart wirklich?
(kress.de, Markus Wiegand)
Als Medienunternehmer Gabor Steingart sein Redaktionsschiff zu Wasser ließ, fragten sich viele in der Branche, wie er damit Gewinne erwirtschaften kann. Die knappe Antwort: Er kann es nicht, zumindest nicht bisher. Laut Geschäftsbericht des Springer-Konzerns, der Anteilseigner bei Steingarts Firma Media Pioneer ist, hat diese im Jahr 2020 einen Verlust von 3,3 Millionen Euro produziert. Das hält die Betreiber jedoch nicht von weiteren Investitionen ab. In den kommenden Jahren sollen nochmal 8 Millionen Euro in das Projekt fließen. Der Break-even sei nach eigenen Angaben für 2023 geplant.

6. “Boot”-Kameramann: Verwirrung um angebliches Prozess-Ende
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Am Dienstag meldeten verschiedene Medien das angebliche Prozessende zwischen dem “Das-Boot”-Kameramann Jost Vacano und Bavaria Film (auch wir berichteten). Die Auseinandersetzung ist jedoch offenbar noch nicht beendet.
Weiterer Lesehinweis: Bizarre Wendung im Rechtsstreit um “Das Boot” (sueddeutsche.de, Tobias Kniebe).

“Freiheit für die Ukraine”, Trikotverkäufe für “Bild”

“Der Ball rollt, der Rubel rollt – aber jetzt rollen auch die Panzer”, schreibt “Bild”-Sportchef Walter M. Straten heute und meint damit die Sponsoringtätigkeiten des staatlich kontrollierten, russischen Erdgaskonzerns Gazprom im Fußballgeschäft. Unerträglich sei das, so Straten: “Wir müssen im TV zur Champions-League-Hymne die Werbung von Gazprom sehen, während Putins Truppen in die Ukraine einmarschieren.”

Und da ist ja nicht nur die Champions-League-Hymne. Seit vielen Jahren ist Gazprom auch Trikotsponsor des FC Schalke 04. Walter M. Straten: “Wir werden die Schalker in ihren Gazprom-Trikots erleben, so als wäre der Konzern ein ganz normaler Werbepartner seit 2007 – und nicht ein Finanzier der russischen Staatsmacht. Damit auch des Krieges.” “Bild” fordert daher:

 Kein Schalker Trikot mit dem Gazprom-Schriftzug. Klebt ihn einfach ab. Das wäre ein starkes Symbol.

Während der FC Schalke 04 und der Fußballverband Uefa laut Straten aber jetzt schon versuchen, sich mit “verlogenen”, “pflaumenweichen Erklärungen herauszuwinden”, macht “Bild” bei der ganzen Sache nicht mehr mit:

BILD macht bis auf Weiteres Schluss mit Putins Trikot-Werbung!

Wir überkleben das Logo in der Zeitung und im Internet mit der Forderung: Freiheit für die Ukraine!

Das verkündet die Redaktion heute öffentlichkeitswirksam in der Zeitung:

Ausriss Bild-Zeitung - Russland-Einmarsch in der Ukraine - Bild macht Schluss mit Putns Werbung

Und online bei Bild.de:

Screenshot Bild.de - Bild macht Schluss mit Putns Werbung

Das ist konsequent. Geht es hingegen ums Geldverdienen, ist “Bild” nicht so konsequent.

Im auf der Bild.de-Startseite verlinkten, Springer-eigenen “BILD SHOP” kann man zwischen “Volks-Akku” und Blumenzwiebeln auch Fußballtrikots kaufen. Unter anderem diese hier:

Screenshot Bild-Shop - Es ist ein Angebot für ein Schalke-Trikot mit dem Trikotsponsor Gazprom zu sehen

In seinem flammenden Appell schreibt Walter M. Straten: “Wenn Putin das Nachbarland überfällt und ihm jedes Existenzrecht abspricht, ist jede Grenze überschritten! Der Fußball kann nicht ungerührt weiter kassieren, solange Putin Krieg führt.” Der Springer-Verlag offenbar schon.

Mit Dank an Christian für den Hinweis!

Nachtrag, 12:10 Uhr: Der Springer-Verlag hat die Schalke-Trikots mit der Gazprom-Werbung nun aus dem Shop genommen.

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