Der wildewilde Westen fängt gleich Hinterindien an

In ihrer aktuellen Plakatkampagne (siehe Abb.) wirbt die “Bild”-Zeitung u.a. damit, dass sie Kolumbus mit ihren großen Buchstaben auf seinen großen Entdecker-Irrtum aufmerksam gemacht hätte, wenn… ja, wenn es die “Bild”-Zeitung damals schon gegeben hätte.

Von wegen!

Am 13.10.1492 hätte die “Bild”-Zeitung natürlich so ausgesehen:

Mit Dank ans Notizblog fürs “Bild”-Plakat.

6 vor 9

Nur fad
(sueddeutsche.de, Thomas Becker)
Es klingt furchtbar rückwärtsgewandt, muss aber jetzt sein: Der “Scheibenwischer” ist bei sehr weitem nicht mehr das, was er mal war. Er ist nur noch: belanglos. Besserung nicht in Sicht.

Glückwunsch: Gruner+Jahr zeichnet sich selbst aus
(blog.dummy-magazin.de, Oliver Gehrs)
“Wir können hier exklusiv schon mal vorab die Gewinner verkünden, denn in den sechs journalistischen Kategorien sind ausschließlich Arbeiten aus Gruner + Jahr-Zeitschriften nominiert. Es sind: Stern, stern.de, Neon, Living at home, view und Brigitte. Herzlichen Glückwunsch!”

“China kennt verschiedene Formen der Internetzensur”
(tagesschau.de, Irena Güttel)
Wie ist es möglich, dass ein Staatsapparat anscheinend in der Lage ist, den Internetverkehr zu überwachen? Wie macht ein Staat wie China klar, was online nicht erwünscht ist? Und wieso halten sich die User dran? tagesschau.de sprach darüber mit dem Asien-Experten des Chaos Computer Clubs, Ohlig.

Aufhören mit dem Gejammer!
(davidbauer.ch)
Ein Abgesang auf den Abgesang: Der Journalismus lebt – wenn die Branche den Wettbewerb endlich annimmt.

There’s no such thing as ‘off the record’ anymore
(ojr.org, Robert Niles)
“Let’s just get this on the record — there is no such thing as “off the record” anymore.”

Polylux in eigener Sache – wie wir auf das Glatteis geführt wurden
(polylog.tv, Video, 4:00 Minuten)
“Auch Journalisten kann man veräppeln. Dafür an dieser Stelle unsere sportlichen Glückwünsche.”

Wenn das Leben ein “Bild”-Artikel wäre…

"Er fackelte in Niesky die Disco ab! Und alles nur wegen Sandy, der schönen Freundin vom chef"… dann würden sich Eifersuchtsdramen genau so abspielen, wie es heute auf Seite 3 der Dresdner Lokalausgabe geschrieben steht (siehe Ausriss).

Dann würde ein junger Mann aus Eifersucht die Disco seines alten Freundes anzünden, weil der ihm die Angebetete “wegschnappte” – und soweit stimmt der “Bild”-Artikel sogar mit dem wahren Leben überein.

Doch wenn das Leben ein “Bild”-Artikel wäre, dann wäre der Brandstifter Alex nicht nur ein alter Freund des Disco-Besitzers René, sondern auch sein Türsteher. Und René hätte ihm den Job gegeben, als Alex arbeitslos wurde. Außerdem würde Alex seinen Chef und die Frau, die ihn verschmähte, am Männertag 2007 in flagranti beim Küssen erwischen. Er würde zusammenbrechen, schreien, weinen und den beiden am Ende drohen: “Das werdet ihr noch bereuen!”

Allerdings kann das wahre Leben offenbar doch nicht so ganz mit einem “Bild”-Artikel mithalten: Tatsächlich sei Alex nicht Türsteher in der Disco gewesen, die er anzündete, und René also nicht sein “Chef”. Alex habe bloß mal an der Garderobe ausgeholfen, wie uns René und Sandy, damals die “schöne Freundin vom Chef”, sagen. “Das haben wir alle mal gemacht”, so Sandy. Außerdem habe Alex seinen Job nicht verloren, sondern sei lediglich nicht befördert worden. Und erfahren habe Alex im wahren Leben von der Beziehung zwischen René und Sandy auch nicht, als er die beiden am Männertag beim Küssen “erwischte”. Er habe ihnen da auch nicht gedroht. Sandy habe es Alex am Männertag einfach erzählt. Von einer Drohung hätten beide erst später gehört. Die “Bild”-Zitate seien falsch.

Laut Sandy hat der “Bild”-Reporter, der mit ihr und René gesprochen hat, sich übrigens während des Gesprächs keinerlei Notizen gemacht. Aber wer braucht schon einen Notizblock, wenn das Leben ein “Bild”-Artikel ist.

6 vor 9

Szenen einer harmonischen Beziehung
(weltwoche.ch, Philipp Gut und Andreas Kunz)
Wie kritisch und objektiv berichten die Medien über Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf? Die Widersprüche ihrer Wahl werden beschwiegen, unangenehme Fragen vermieden. Selten war die politische Einseitigkeit der Branche offenkundiger.

Die Selbstfesselung
(dradio.de, Paul-Hermann Gruner)
“Angefangen hat es mit der sprachpolizeilichen Selbstfesselung. Politisch korrekte Sprache kann in der Regel Genus und Sexus, also grammatisches und natürliches Geschlecht, nicht auseinanderhalten. So bezeichnete die Feministin Hannelore Mabry nichtfeministische Frauen einst auch als Arschlöcherinnen. Viele wollen die Welt seitdem mit Sprache verbessern.”

“Deutsche Medien werden in China zur Hauptzielscheibe”
(tagesschau.de, Sabine Kleine)
Das deutsche Image in China habe durch die Berichterstattung deutscher Medien gelitten, sagt Chinas Botschafter in Berlin, Ma Canrong, im tagesschau.de-Interview. ARD-Korrespondent Jochen Graebert bestätigt: “Deutsche Medien werden als besonders manipulativ empfunden.” Dies liege nicht nur an der chinesischen Propaganda.

Zeitung oder Internet: Eine Frage der Haltung
(derstandard.at, Doris Priesching)
“Online First” heißt es seit einem Jahr für “Die Welt”: Noch bevor ein Artikel bei der Belichtung ist, erscheint er im Internet. Konzerngeschäftsführer Christoph Keese erklärte Doris Priesching, warum das keine Konkurrenz im eigenen Haus ist.

Fotoagentur Getty startet Online-Abmahnwelle
(spiegel.de, Konrad Lischka)
Die US-Bildagentur Getty verschickt reihenweise Rechnungen an deutsche Seitenbetreiber. Vorwurf: Illegale Nutzung von Getty-Bildern. Gut 2000 Euro kostet das je Foto. Wer nicht zahlt, wird abgemahnt. Ein Beschuldigter rebelliert: Er habe das Foto gekauft – und freut sich auf den Prozess.

In eigener Sache:
(blog.zeit.de/zeitansage, Wolfgang Blau)
Wolfgang Blau, Chefredakteur ZEIT online, nimmt Stellung: “Die Darstellung von Burkhard Schröder, wonach unsere Zusammenarbeit mit Frau Härpfer aufgrund politischen Drucks beendet worden sei, ist haltlos.”

Bei “Bild” sind Enten unsterblich

“Vampir von Berlin” nennt die “Bild”-Zeitung den 19-jährigen, der gestern des versuchten Mordes in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung für schuldig gesprochen wurde — er hatte unter anderem versucht, einer Betreuerin ein Stück Fleisch aus dem Hals zu beißen.

Weil er bei der Urteilsverkündung ein T-Shirt mit dem Aufdruck “Slipknot” trug, erklärt die “Bild”-Zeitung ihren Lesern:

Die Nu-Metal-Gruppe ist bekannt für ihre aggressiven Texte. Ein “Slipknot”-Song soll den Erfurter Schüler Robert Steinhäuser († 19) animiert haben, in seinem Gymnasium 16 Menschen und sich selbst zu erschießen.

Das wäre interessant zu wissen, welcher Song das konkret gewesen sein soll. Denn Steinhäuser hat zwar nach Medienberichten gerne Slipknot gehört. Als Falschmeldung hatte sich aber schon wenige Tage nach dem Amoklauf am 26. April 2002 die Behauptung herausgestellt, es gebe einen Slipknot-Song namens “School Wars”, in dem es heißt: “Knall deine’ ekelhaften Lehrer mit einer Pumpgun ab…”

Und wer hatte das damals an drei aufeinanderfolgenden Tagen behauptet? — Richtig.

6 vor 9

“Von Beeinflussen kann keine Rede sein”
(tagesschau.de, Sabine Klein)
Auf tausenden chinesischen Websites wurde kürzlich dazu aufgerufen, eine tagesschau.de-Umfrage zum Fackellauf zu manipulieren – mit Erfolg. Innerhalb von Stunden sprengten die Klickzahlen der Umfrage alles bisher Dagewesene. tagesschau.de fragte beim Botschafter der Volksrepublik China in Berlin, Ma Canrong, nach: Wer steckt hinter diesem Aufruf? Wie kommt er zustande? Die Antworten kamen per Mail, sind aber unmissverständlich.

Verärgerte Politiker, Medien und Journalisten
(telepolis.de, Burkhard Schröder)
Zeit Online will einer freien Journalistin keine Aufträge mehr erteilen, weil sich ein Bundestagsabgeordneter über sie beschwert hatte. Ein Lehrstück über ungeschriebene Gesetze, die das Verhältnis zwischen Politikern und Journalisten (nicht) regeln.

“Gezwungen zu manipulieren”
(taz.de, Steffen Grimberg)
Media Tenor” wertet Medien aus. Die Seriosität des Instituts wurde schon oft bezweifelt – nun stellen sie auch Ex-Mitarbeiter infrage. Die Bonner Staatsanwaltschaft ermittelt.

Medienkontrolle: Schleich dich, Werbung!
(medienpiraten.tv, Peer Schader)
Wie Pro Sieben und Sat.1 die Grenzen zwischen Programm und Werbung verwischen und warum die Medienkontrolleure dagegen machtlos sind.

wie ist das so?
(basicthinking.de, Robert Basic)
“Als Blogger und Blog-Leser legt man mit der Zeit den Respekt vor den Medien ab. Das, was einem vormals sozusagen als Olymp erschien, stellt sich völlig anders dar.”

Email von Tita – Nr.6
(polylog.tv, Tita von Hardenberg)
“Bei Polylux ist letzte Woche ein falscher Protagonist aufgetreten. Tim (nennen wir ihn fairerweise weiter so) und seine Kumpels haben ganze Arbeit geleistet. Das müssen wir leider zugeben. Beeindruckend war nicht nur die schauspielerische Leistung des angeblichen Speed-Users, sondern auch die perfekte Mobilisierung der bundesweiten Presse noch in der Nacht der Ausstrahlung.”

6 vor 9

The press becomes the press-sphere
(buzzmachine.com)
Journalistikprofessor Jeff Jarvis erklärt, wie die Presselandschaft neu aussieht.

Weltverschwörung aufgedeckt!
(zeit.de, Burkhard Strassmann)
Gerald Reischl enthüllt in seinem Buch “Die Google-Falle”, dass es dem Internetkonzern um die Weltherrschaft geht. Belege fehlen.

Twitter-Interview (4): Saschalobo
(sprechblase.wordpress.com, Cem Basman)
“Einige, denen ich folge, schreiben ausschliesslich unerträglichen Quark, sind aber andererseits sehr nett.”

Sehgewohnheiten und Sichtweisen
(ejo.ch, Marlis Prinzing)
Wir sehen am liebsten, was wir sehen wollen. Tibet ist arm dran. China ist böse und macht Tibet das Leben schwer. Wie wahr! Das sagen uns Worte und Bilder. So geht das nicht weiter.

“Zu Beginn war mein Auftreten zu Deutsch”
(persoenlich.com, David Vonplon)
Daniel Steil im Interview: “In Deutschland geht man weiter als in der Schweiz. Oftmals hat man auch mehr Mut beim Schreiben. Das mag daher kommen, dass die Schweiz so klein ist. Man kennt sich hier besser. Deshalb sind auch die Hemmungen grösser, bis zum Äussersten zu gehen. Geht man hier in Zürich eine Woche lang auf Partys, trifft man hier mit Gewissheit drei Mal die gleichen Promis.”

“Was heisst hier diffamieren? Ich kehre bloss den Spiess um”
(esther-girsberger.ch)
Sacha Wigdorovits über seine Lust, sich mit Journalisten anzulegen, die Startschwierigkeiten seines Gratisblatts “.ch” und Tennisduelle mit seiner Partnerin Ingrid Deltenre.

“Bild” dokumentiert die eigene Skrupellosigkeit

Nochmal zum Mitschreiben:

  • Am Samstag berichtete “Bild” auf der Titelseite exklusiv, aber ohne Anlass, dass ein Kandidat der RTL-Show “Deutschland sucht den Superstar” (DSDS) schwul und “mit einem Mann verheiratet” sei.
  • Am Sonntag berichtete “Bild am Sonntag”, dass der Sänger aufgrund des “Bild”-Outings “um sein Leben bangen” müsse und Angst vor schwulenfeindlichen Übergriffen habe.

Und das muss man sich vorstellen: An demselben Sonntag, an dem die “BamS”-Kollegen ausführlich über die (durch das “Bild”-Outing verursachte) potentielle Lebensgefahr für den Sänger berichten, wird die “Bild”-Zeitung vom Montag gemacht. In der Redaktion sitzen Menschen und entscheiden, was wo und wie in der heutigen “Bild”-Ausgabe Millionen lesen werden. Und wofür entscheiden sie sich? Na, sehen Sie selbst:

"Superstar F. und sein Ehemann: Das ist die Heirats-Urkunde"

“Gespräch mit BILD”?

“In einem Gespräch mit BILD schwärmte der Ehemann des ‘Superstar’-Sängers: ‘F.* ist der liebenswerteste Mensch der Welt. Unsere Wohnung trägt fast nur seine Handschrift. F. ist Künstler, möchte sich immer nützlich machen, gestaltet deshalb unsere Einrichtung.'”
(Quelle: “Bild” vom 14.4.2008)

*) Anonymisierung von uns

Ohne irgendeinen Hinweis auf die Sorgen des DSDS-Kandidaten und/oder die möglicherweise bedrohliche Situation, in die “Bild” ihn gebracht hat, zugleich aber auch ohne irgendeinen erkennbaren Erkenntnisgewinn veröffentlicht die “Bild”-Zeitung “die Heiratsurkunde, die das Glück besiegelte” – mit weiteren identifizierbaren Details aus dem Privatleben des Sängers und seines mutmaßlichen Ehepartners, der in der heutigen “Bild” auch wörtlich zitiert wird (siehe Kasten). Nach unseren Informationen fand das “Gespräch mit BILD” jedoch schon vor längerer Zeit statt, und der Befragte hatte damals nicht als “Ehemann des ‘Superstar’-Sängers” geantwortet. Und wie uns eine RTL-Sprecherin auf Anfrage mitteilt, haben sich “weder der betroffene Kandidat noch RTL jemals öffentlich dazu geäußert”.

Aber es muss ja einen Grund dafür geben, dass “Bild” auch heute wieder das Privatleben des DSDS-Kandidaten gegen seinen Willen in die Öffentlichkeit zerrt. Und der naheliegende wäre, dass Daniel Cremer, Sven Kuschel und Uli Schüler, die als Autoren über dem “Bild”-Artikel stehen, sowie Florian von Heintze, der als Verantwortlicher der heutigen Ausgabe im “Bild”-Impressum steht, ganz besonders selbstgefällige und skrupellose… Menschen sind.

6 vor 9

Klick mich! Zählerei im Netz
(sozlog.de, Tina Guenther)
“Internetauftritte von Tageszeitungen, Rundfunksendern, Fernsehprogrammen und Mediengruppen sind in keiner Weise mehr durch ihr Ursprungsmedium bestimmt. Folglich werden die Angebote einander immer ähnlicher.”

Paparazzia!
(dasmagazin.ch, Peter Haffner)
Wer ein bisschen berühmt ist, muss in Los Angeles nichts von Belang tun – schon macht es: klick-klick-klick. Ein Frontbericht vom Ort, wo die wilden Fotografen wohnen.

Früher im Fußballverein – heute bei Bohlen
(spiegel.de, Henryk M. Broder)
Talentfreie 16-Jährige, fertiggemacht von Klum, Bohlen & Co.: Pädagogen streiten darüber, ob man Minderjährige zu ihrem eigenen Schutz aus Casting-Shows fernhalten sollte. Das wäre Entmündigung, findet Henryk M. Broder – die Sendungen bieten Chancen für ansonsten hoffnungslose Fälle.

Du bist Style
(tagesspiegel.de, Yoko Rückerl)
Modefans betreiben und bevölkern Fashion-Blogs. Stilbibeln wie ?Elle? sehen keine Konkurrenz.

Latte niedriger gelegt
(coffeeandtv.de)
Wurde der Popstar Shakira beim Sex mit zwei Personen gefilmt? Nein.

“Jahr der unfähigen Blick-Journalisten” droht!
(snoop.alphanet.ch)
Blick Online illustriert eine Geschichte über Kambodscha mit Frauen, die nicht so aussehen, als würden sie aus Kambodscha kommen.

Blättern:  1 ... 845 846 847 ... 1144