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1. “Wie das Fernsehen Autoren vernichtet”
(faz.net, Markus Stromiedel)
Ein Drehbuchautor erzählt, wie beim Fernsehen, anders als in der Buchbranche, nicht die Kreativen, sondern die Funktionäre über den Inhalt entscheiden: “Der Erfolg und die Qualität eines Filmes – und nur der wird am Ende beurteilt – ist beim Fernsehen entkoppelt von der kreativen Leistung des Autors. Die Produktionsgesellschaften und Sender sehen sich während des Entstehungsprozesses eines Drehbuches nicht als Geburtshelfer einer kreativen Leistung, sondern als Lenker und Entscheider.”

2. “Zur Eröffnung streitet Orhan Pamuk für YouTube”
(welt.de, Uwe Wittstock)
Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Orhan Pamuk setzt sich in einer Rede zur Eröffnung der Frankfurter Buchmesse für die Rede- und Pressefreiheit ein. Das Videoportal YouTube ist in der Türkei nach wie vor gesperrt, aus “politischen Gründen”: “Aufgrund des Paragraphen 301 des türkischen Strafrechts, mit der man Schriftsteller wie mich einzuschüchtern versucht, werden Hunderte von Schriftstellern und Journalisten belangt und verurteilt.”

3. “TV-Kritik: Affe gut, Ospel bös”
(tagesanzeiger.ch, Rico Bandle)
“Der ‘Kassensturz‘ ist seit Jahrzehnten ein Bollwerk im Programm des Schweizer Fernsehens. Warum? Weil nirgends sonst so eindeutig ist, wer der Gute und wer der Böse ist.”

4. Günter Wallraff im Interview
(fr-online.de, Matthias Thieme)
Günter Wallraff glaubt, dass die öffentlichen Blattkritiken der Bild-Zeitung auf bild.de gemacht werden, weil man prominente Fürsprecher braucht: “Das Image der Zeitung ist auch bei Durchschnittslesern nicht besonders: Man liest es zwar, aber man glaubt es nicht so richtig. Von diesem Image wollen sie weg.”

5. Wolfgang Schäuble im Interview
(taz.de, Daniel Schulz und Veit Medick)
Der deutsche Innenminister Wolfgang Schäuble ärgert sich über Medien und Blogger: “Die Gleichsetzung meiner Person mit der Stasi ist eine Beleidigung. Wer behauptet, es gäbe auch nur die entfernteste Ähnlichkeit zwischen der Realität in der DDR und in der Bundesrepublik, ist nicht nur geschichtsblind.”

6. “Blutig: Noch ein Medium durch!”
(coffeeandtv.de, Lukas)
“Es ist unfassbar: Medienschaffende, Journalisten gar, befinden sich plötzlich in der Situation, dass ihr Medium kollektiv abgewatscht und für scheiße befunden wird. Ja, ‘Willkommen im Club’, kann ich da nur sagen, denn als Blogger passiert einem das regelmäßig.”

Warum Kuranyi wirklich gehen musste

Mitte August berichteten wir über den Fluch-Fluch, der auf der “Bild”-Zeitung liegt: den verheerenden Hang, irgendwelche Zufälle damit zu erklären, dass Gegenstände, Personen oder Ort verwunschen seien (vgl.: “Aberglaube ist keine Hexerei”).

Wenig später fiel der “taz” auf, dass die “Bild”-Zeitung auch an einer Art Ferrero-Tourette leidet: einem ununterdrückbaren Hang, Markennamen des Süßwarenherstellers wie “Milchschnitte” oder “Nutella” immer wieder namentlich in scheinbar redaktionellem Zusammenhang zu erwähnen (vgl.: Kevin Kuranyi in Nuss-Nougat-Skandal verwickelt).

So gesehen ist heute ein großer Tag für “Bild”:

Mit Dank an Willi!

Zweimal Pizza mit extra Käse

Mag sein, dass der Fußballspieler Nelson Valdez “zweimal Pizza putzen” will, wie “Bild” schreibt. Gemeint ist, dass Valdez sowohl mit der Nationalmannschaft Paraguays gegen Peru gewinnen will, als auch in der Bundesliga mit Dortmund gegen Bremen:

"Valdez: Ich will zweimal Pizza putzen"
Innerhalb von nur vier Tagen trifft der Paraguay-Stürmer (…) auf den Bremer Claudio Pizarro (30). Mittwoch in Ascuncion gegen Peru. Vier Tage später mit Borussia in Bremen.

Aus “zweimal Pizza putzen” wird indes nichts. Zwar spielt Peru morgen wirklich gegen Paraguay, aber ohne Claudio Pizarro. Der wurde nämlich nach einer längeren Sperre gar nicht für die Nationalmannschaft nominiert. Was man unter anderem auch bei “Bild” hätte nachlesen können.

Mit Dank an Sebastian W. und Joerg G. für den sachdienlichen Hinweis.

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1. Peter Wälty im Interview
(persoenlich.com, Christian Lüscher)
“Wir werden niemals in Versuchung geraten, einen Tages-Anzeiger zu trivialisieren”, sagt der Chefredaktor von Newsnetz. Er ist mehr oder weniger zufrieden mit seinem im August gestarteten Projekt, räumt aber massive technische Probleme ein: “Für unsere Journalisten war die Arbeit am Anfang definitiv eine Zumutung.”

2. “Man müsste viele Leute rausschmeißen”
(focus.de)
Der am Wochenende mit einem Fernsehpreis ausgezeichnete Marcel Reich-Ranicki fragt sich: “Was für einen Preis habe ich bekommen? Das war ein Preis ohne Geld, musste extra hinfahren nach Köln, und da soll ich dankbar dafür sein?”

3. “Reich-Ranicki: Der Partyschreck”
(tagesspiegel.de, Harald Martenstein)
“Der alte Mann brachte einen Mut auf, den nicht viele besitzen. Wer schafft es, hunderten von Leuten geradeaus ins Gesicht zu sagen, dass man für dumm hält, was sie gerade stundenlang bejubelt haben? Während Reich-Ranicki redete, zeigten die Kameras Gesichter aus der Zuschauermenge, Ferres- und Kernergesichter. Das Dauergrinsen, das sie an diesem Abend trugen, ging nicht ab. Sie lächelten weiter. Anders können sie offenbar gar nicht.”

4. “Zur Klage der Nation”
(spex.de, Thomas Hübener)
Die Spex über das unverständlicherweise inzwischen auf vanityfair.de offline gestellte Blog “Klage” von Rainald Götz.

5. “Tagebuch eines Fotoreporters”
(fokussiert.com, Jan Zappner)
“Jan Zappner hat als Fotojournalist in Weissrussland Ende September die Wahlen verfolgt. Für fokussiert.com hat er ein Tagebuch verfasst: Einblick in die Arbeit eines Fotoreporters.”

6. “Mainstream News Outlets Start Linking to Other Sites”
(nytimes.com, Brain Stetler)
“‘Thou shalt not link to outside sites’ — a long-held commandment of many newsrooms — is eroding.”

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1. “Marcel Reich-Ranicki lehnt deutschen Fernsehpreis ab”
(youtube.com, Video, 9:08 Minuten)
Der Greis als Punk ist das Thema des Wochenendes. Dazu gibt es auch eine kurze Version des Moments (5:31 Minuten) und viele Stellungnahmen dazu: Marcel Reich-Ranicki selbst, Elke Heidenreich, Thomas Gottschalk, Bastian Pastewka, Miriam Meckel.

2. “Eine Parade von Peinlichkeiten”
(sueddeutsche.de, Hans Hoff)
“Abgesehen vom Auftritt Reich-Ranickis langweilt die Gala mal wieder – und man registriert plötzlich, wer für all das steht, was das deutsche Fernsehen so einfallslos macht.”

3. “Was das ZDF nicht zeigte: Die peinlichen Momente”
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
“Bei der Ausstrahlung der 10. Verleihung des Deutschen Fernsehpreises hat das ZDF am Sonntagabend gleich mehrfach geschnitten, einige peinliche Szenen herausgenommen und Fehler ausgebessert. DWDL.de über das, was man am Abend im Fernsehen nicht sah.”

4. Interview mit Ingrid Deltenre
(sonntagonline.ch, Kurt-Emil Merki und Patrik Müller)
Ausgerechnet das mit Gebührengeldern finanzierte Schweizer TV klagt über Formate, die es aus Geldmangel nicht durchziehen kann. Fernsehdirektorin Ingrid Deltenre: “Natürlich gibt es Formate, die wir gerne hätten. Ein aussenpolitisches Magazin zum Beispiel. Oder einen zusätzlichen Talk. Aber das ist aus finanziellen Gründen nicht mehr möglich. Uns fehlt das Geld, das Programm weiter auszubauen.”

5. “Wie bitte? Die BZ über neue Audi-Modelle”
(topcarblog.ch)
Es gibt noch Menschen, die die Berner Zeitung lesen. Nur verstehen sie nicht, was sie ihnen sagen will: “Was auf den ersten Blick etwas unsensibel erscheint, entpuppt sich bei nöherem kennenlrenen als dich erstaunliche Ingenieurskunst.” Wie bitte?

6. Warum Weblogs? Blogger geben Auskunft
(blog-anleitung.de, Ralph Segert)
Und zwar Carola Heine, Herr Paulsen, Jens Berger, Marcus Puchmayer, Perun, Peter Praschl, Ralf Graf, Roland Grün, Schockwellenreiter, Stefan Gärtner, Stephan Herczeg und Thomas Gigold.

Wochenrückblick Nr. 41

Pleiten und Pannen: Bild empfahl isländische Bank, Blick am Abend bekommt Zahlen durcheinander und .ch muss Hauszustellung beenden – der medienlese.com-Rückblick auf die 41. Kalenderwoche.

Die Geschäftsführerin der Gratiszeitung .ch Caroline Thoma informiert die Medien: Ende Oktober wird neu lanciert (Keystone/Alessandro Della Bella)
“In fünf, sechs Jahren haben wir Tamedia in die Knie gezwungen”, zitierte Artur Vogel, Chefredakteur des Bunds (Tamedia) und bisher bekannt unter dem Namen Artur K. Vogel, einen Ausspruch von Sacha Wigdorovits von Ende 2007. Das ging so nicht auf. Stattdessen musste Wigdorovits, bisher treibende Kraft hinter der Gratiszeitung .ch, das Projekt zusammen mit der Aufgabe des einzigartigen und enorm teuren Verteilkonzepts verlassen. Die Investoren glauben dennoch weiterhin an das Projekt. Trotz Verlust des Alleinstellungsmerkmals der Zeitung soll an “an einer ausserordentlichen Generalversammlung das Aktienkapital von 10 auf 18 Millionen Franken” erhöht werden.

Auf tagesanzeiger.ch, der Website von Tamedias Tages-Anzeiger, heißt es dazu: “Werber haben ‘.ch’ schon abgeschrieben”. Das könnte sein, muss aber doch unter dem Gesichtspunkt gelesen werden, dass Tamedia mit News und 20 Minuten der grösste Konkurrent von .ch war und ist.

Read On…

“Bild” in der Finanztippkrise

Zinsen steigen! Wo lege ich mein Geld gut und sicher an?

So berichtete die “Bild”-Zeitung am 15. September auf ihrer Serviceseite. Es seien “gute Zeiten für Sparer”, weil sie auf Fest- oder Tagesgeld zum Teil “deutlich über 5 %” Zinsen bekämen, meinte “Bild”, und listete “die besten Tagesgeld-Angebote” und “die besten Festgeld-Angebote” auf. In beiden Rubriken ganz vorne dabei war die isländische Bank Kaupthing Edge (Platz zwei beim Fest- und Platz eins beim Tagesgeld). Wie viele andere Medien auch, hatte “Bild” die Zahlen von der FMH-Finanzberatung.

Rückblickend war Kaupthing Edge jedoch kein so guter Anlagetipp. Die Bank ist zwar bislang nicht pleite, wurde aber bekanntlich gerade verstaatlicht. Die Frankfurter Niederlassung ist derzeit geschlossen, und deutsche Kunden kommen nicht an ihre Konten. Ob sie ihre Einlagen zumindest in Höhe der vom isländischen Staat garantierten Einlagensicherung (20.887 Euro) jemals wiedersehen, ist im Moment offenbar unklar.

Kaupthing in den Medien:

“Eine der größten Gefahren, die aktuell drohen, ist die Pleite einer Großbank, die in einem kleinen Staat beheimatet ist. (…) Unter verschärfter Beobachtung durch die Finanzmärkte war zuletzt auch Island, dessen Banken in den vergangenen Jahren enorm expandierten und ebenfalls weit größer sind als die Wirtschaftskraft ihres Heimatlandes. In Deutschland ist vor allem die isländische Kaupthing Bank aktiv und bietet Tagesgeldkonten mit besonders attraktiven Konditionen feil. Die isländische Einlagensicherung garantiert dabei maximal 20 887 Euro. Zudem gilt diese Garantie auch nur, solange der isländische Staat nicht bankrott ist – und Staatspleiten gab es in der Vergangenheit immer wieder.”
(“Welt” vom 16.9.2008)

“Und noch kritischer sieht es bei Auslandsbanken aus Kleinststaaten aus: Die Kaupthing Bank beispielsweise wirbt mit hohen Zinsen für Tagesgeld, doch bei einer Pleite wäre der gesamte Staat Island samt seiner Einlagensicherung überfordert.”
(“FNP” vom 17.9.2008)

“Wir empfehlen zum Beispiel nicht die isländische Kaupthing-Bank. Die lockt zwar mit hohen Zinsen. Sie ist aber nur nach isländischem Recht gut abgesichert und außerdem sehr eng mit der isländischen Wirtschaft verflochten. Das heißt: Wenn die Bank einmal straucheln sollte, ist es deshalb für den isländischen Staat um so schwerer, der Bank unter die Arme zu greifen.”
(boerse.ARD.de vom 18.9.2008)

Klar, hinterher ist man immer schlauer. Und wer konnte schon Mitte September, als “Bild” die Fest- und Tagesgeld-Angebote von Kaupthing Edge hervorhob, ahnen, dass es vielleicht doch keine so gute Idee wäre, dort anzulegen – außer zum Beispiel die “Welt”, die “Frankfurter Neue Presse” oder boerse.ARD.de (siehe Kasten).

Und nur wenige Tage nach dem Service-Artikel in “Bild” schrieb die “Welt”:

In Europa gelten nur kleinere Banken wie die isländische Kaupthing als Pleitekandidaten. Seit Monaten bekommt das Institut von anderen Banken kaum noch Geld – möglicherweise auch deshalb geht Kaupthing derzeit hierzulande mit hohen Festgeldzinsen auf Privatkundenfang.

Das hätten die Leser der “Bild”-Service-Seite vom September sicher auch gerne gewusst. Stattdessen warnte Max Herbst von der FMH-Finanzberatung*, die damals, wie gesagt, die Zahlen dafür geliefert hatte, erst vorgestern in “Bild” davor, bei Kaupthing Geld anzulegen:

“Angesichts der finanziellen Schieflage Islands sollte von der Anlage bei der isländischen Kaupthing Bank abgesehen werden.”

Das war immerhin einen Tag vor der Verstaatlichung – und nur drei Tage nachdem die “Bild am Sonntag” in einem “Finanzen Journal” unter der Überschrift “Das zinst wirklich! Wo das Ersparte krisensicher angelegt ist (…)” noch einmal die (gekürzte) “Bild”-Festgeldliste vom September nachdruckte – mit Quelle FMH und Kaupthing Edge unverändert an zweiter Stelle.

*) FMH-Berater Herbst gehört zum “Bild”-Finanzexperten-Team, das derzeit Leserfragen zum Thema “Angst ums Geld” beantwortet.

Mit Dank an Wolfgang A. für den sachdienlichen Hinweis.

Nachtrag, 12.10.2008: Die Stiftung Warentest hat übrigens bereits im Finanztest-Heft 06/2008 (also im Mai dieses Jahres) bei den Tages- und Festgeld-Angeboten von Kaupthing Edge eindringlich “zur Vorsicht” geraten.

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1. “Rufmord 2.0”
(polylog.tv, Frederik Fischer und Anna-Zoe Schmidt, Video, 5:45 Minuten)
Polylog.tv, Grimme Online Award Preisträger 2007, erklärt, wie man im Internet für 10 Euro im Monat “den Ruf im Abonnement” retten kann und stellt Blogger als grundsätzlich verantwortungslose Wesen dar.

2. Interview mit Fabien Baron
(welt.de, Adriano Sack)
“Er gestaltete die französische ‘Vogue’, Madonnas ‘Sex’-Buch und auch Kate Moss legte sich für ihn schon nackt auf ein Sofa: Der Art-Director Fabien Baron prägt seit 15 Jahren die Ästhetik von Werbung, Zeitschriften und Verpackungen. Nun soll er Andy Warhols legendäres Magazin ‘Interview’ wiederbeleben.”

3. “Drei Sausäcke auf einem Haufen”
(sueddeutsche.de, C. Kortmann)
Eine TV-Kritik über “Qualitäts-Quatsch”: “Vor allem Gottschalk amüsierte sich prächtig, als genieße es der Malibu-Halbrentner, im Fernsehen mal nicht mit aufwändig frisierten, aber rhetorisch bescheiden bemittelten Gestalten auf dem Sofa zu hocken.”

4. “Hecheln auf dem Parkett”
(freitag.de, Dietrich Leder)
“Das ist die große, bunte Aktien-Show, die alles grau und trostlos macht: ‘Börse im Ersten‘ in den Zeiten der Krise.”

5. “über musik schreiben ist wie zu architektur tanzen”
(indiestreber.de, matze)
Neue Musikmagazin-Test-Serie bei indiestreber.de. Erstes Testobjekt: Rolling Stone.

6. “The Gawker Guide To A Journalism Career”
(gawker.com, Hamilton Nolan)
“So, you want to be a journalist? Ha ha ha. Jeez. Your timing sucks.”

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1. “Kerner verliert bei Kahn die Professionalität”
(welt.de, Udo Muras)
Oliver Kahn, ein “Torwart der Herzen”? Auf sowas kommt vermutlich wirklich nur Johannes B. Kerner. Ein Text über “die neue Männerfreundschaft der Fußball-Experten des ZDF”.

2. “Das ist gebührenfinanzierte Volksverdummung”
(fr-online.de, Annika Joeres)
“Die Reklame-Spots für die Online-Präsenz von ARD und ZDF stoßen auf Widerspruch.”

3. “9 Fragen an Tina Brown”
(weltwoche.ch, Bruno Ziauddin)
Das tägliche Biest ist da” – und Tina Brown beantwortet dazu einige Fragen: “Online ist fantastisch für den gedanklichen Scoop, die schnelle, kluge Interpretation von Nachrichten, die es einem ermöglicht, etwas in völlig neuem Licht zu betrachten. Internetmagazine eignen sich zudem ausgezeichnet, Schreibtalente zu entdecken und auszuprobieren. Und wenn es nicht klappt, hat man sie nicht monatelang am Hals wie bei einer Zeitung.”

4. “Alles frisch, alles umsonst – Wie Blogs die Popwelt aufmischen”
(jetzt.sueddeutsche.de, Xifan Yang)
“Jeden Tag gibt es neue Musikblogs. Sie bedienen gezielt Geschmäcker, sind schneller als Printmagazine und besonders wichtig: ihre Downloads kosten nichts. Für die einen demokratisieren sie damit die Musik. Andere finden: ‘MP3 blogs are killing music’.”

5. “Es gibt sie doch noch: die anderen Sportjournalisten”
(breitnigge.de)
Der FC Bayern München verbannt Raimund Hinko aus der Chefredaktion von Sportbild aus dem Presseraum (sportbild.de), weil er den Trainer der Mannschaft “seit Wochen hart angehe”. Harald Landwehr, ebenfalls Sportjournalist, hat dazu einen Leserbrief geschrieben.

6. Max Mosley legt sich mit Springer an
(sueddeutsche.de, Hans Leyendecker)
“Das in der Zeitung gedruckte Foto eines 68-jährigen Mannes, der nackt auf einen Bock gefesselt von einer Domina ausgepeitscht wurde, war kein schönes Foto. Es war ein erbarmungsloser Angriff auf die Privatsphäre des britischen Multimillionärs Max Mosley. Denn obwohl Mosley leidlich prominent ist, gehen seine Sexualgewohnheiten die Öffentlichkeit nichts an: Das wäre möglicherweise anders, wenn er sich unter Verweis auf viktorianische Lebensweisheiten öffentlich zu Lustfeindlichkeit bekannt, Domina verdammt und Sadomasochismus als Sünde schlechthin gebrandmarkt hätte. Das alles aber hat er nicht getan.”

Bild.de macht aus Doppelmord “Unterhaltung”

Der 29-jährige Skylar Deleon hat es heute auf die Startseite von Bild.de und im Ressort “Unterhaltung” sogar recht weit nach oben geschafft.

Und dass es daran liegt, dass am gestrigen Dienstag im kalifornischen Santa Ana der Prozess gegen den seit 2005 in Untersuchungshaft sitzenden, mutmaßlichen Doppelmörder begonnen hat, ist eher unwahrscheinlich. Nein, seinen prominenten Platz zwischen Halle Berry und den Effenbergs verdankt er auf Bild.de offensichtlich seinem Ruhm als “TV-Star”, denn:

Als Power Ranger begeisterte Skylar Deleon Millionen
Ja, Bild.de weiß es sogar noch genauer:

Skylar Deleon (29) wurde als Superheld in der TV-Serie “Power Rangers” weltweit bekannt. (…) Mit 14 Jahren schafft der Amerikaner den Durchbruch, bekommt bei den “Power Rangers” (läuft in Deutschland bei “SuperRTL”) die Rolle des pinken “Roger”. Sechs Jahre später ist der Traum aber schon wieder vorbei.

Dabei hätte der ahnungslose zuständige Unterhaltungstexteschreiber bei Bild.de doch spätestens, als er “d i e   R o l l e   d e s   p i n k e n   ‘R o g e r'” tippte, stutzig werden müssen. Einen pinkfarbenen “Power Ranger” names “Roger” gibt es nämlich gar nicht. Und keinen “TV-Star”. Oder, um es mit der Nachrichtenagentur AP zu sagen:

A listing for Deleon on the Internet Movie Database Web site says he appeared in one 1994 episode of the “Mighty Morphin Power Rangers” TV show. He is not listed in the program’s regular cast.
(Sprich: Laut Internet Movie Database hatte Deleon 1994 in einer Episode der “Power Rangers” einen Gastauftritt [als Roger], taucht aber in der Stammbesetzung der TV-Serie nicht auf.)

Bleibt also bloß die Frage, ob Bild.de sich die schlagzeilenträchtige Mär vom “TV-Star” selbst ausgedacht – oder einfach bei den Kollegen von Express.de* abgeguckt und lustig weitergedichtet hat.

Mit Dank an Stefan H. für den Hinweis.

*) Nachtrag, 22.30 Uhr: Möglich, aber nicht weniger traurig, dass man bei Bild.de die falschen “Power Ranger”-Infos auf der Suche nach Content heute nachmittag aus der “Bild”-Schwester “B.Z.” abgeschrieben hat. Die nannte nämlich Deleon in ihrer aktuellen Ausgabe auch schon “den pinken Power-Ranger”. Ach ja: Der “Pink Ranger” war übrigens weiblich.

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