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1. “Qualität hat ihren Preis”
(epd.de)
Interview mit dem Kommunikationswissenschaftler Klaus-Dieter Altmeppen: “Leiharbeit im Journalismus, untertarifliche Bezahlung, Outsourcing von Redaktionen. Das sind die Realitäten. Statt der Qualität steht die Suche nach Synergiepotenzialen, also Rationalisierung, im Vordergrund. Deswegen ist auch der Medienjournalismus so unterentwickelt. Denn wer lässt schon gerne kritische Berichterstattung über die Vorgänge im eigenen Hause zu.”

2. “Chinesischer Reporter deckt Umweltverbrechen auf”
(ndr.de, Video, 7:15 Minuten)
Verfolgt von schwarzen Karossen filmt die Sendung “Zapp” einen freien, offenbar bloggenden Journalisten, der in China den Auswirkungen von Umweltschäden nachgeht.

3. “Web-Bildli kosten 17 000 Franken”
(20min.ch, Manuel Bühlmann)
“Die Forderungen der Bildagentur Getty Images nehmen zuweilen absurde Formen an. Ein 20-Minuten-Online-Leser soll für ein paar briefmarkengrosse Bilder 16 950 Franken bezahlen. Er hatte die Fotos auf seiner Website verwendet.”

4. “Bauer Verlag agiert im Internet immer noch defensiv”
(fr-online.de, René Martens)
“Im Internet verfolgt der Konzern eine Strategie, die mit defensiv noch nobel umschrieben wäre. Die Angebote vieler Zeitschriftenableger bestehen nur aus standardisierter Abo-Werbung, und auf der Website der Frauenzeitschrift Maxi wurde sechs Tage nach Erscheinen der August-Ausgabe noch die Juli-Nummer beworben.”

5. Oswalt Kolle sieht keinen Sex im TV
(rhein-main.net)
“Im Fernsehen spielt sich doch überhaupt keine Sexualität mehr ab, außer, dass sich nachts nach zwölf ein paar Nutten anbieten. Ich sehe da keine Übersexualisierung. Wenn ich den Fernseher einschalte, sehe ich immer nur Kochrezepte.”

6. “Mode 2.0: Stil aus dem Netz”
(fudder.de, Caro)
Ausführlicher Artikel, der eine Übersicht schafft über die riesige Welt der Mode im Internet. Mit vielen grossartigen Hinweisen, zum Beispiel zur bildunterlegten Hörkolumne On the Street von Fotograf Bill Cunningham auf nytimes.com.

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1. “Macht Massenbesäufnisse! Es gibt Dümmeres”
(tagesanzeiger.ch, Constantin Seibt)
Ein neuer Medienhype ist im Anmarsch, nämlich die Empörung der Medien über organisierte Massenbesäufnisse. In einem grossartigen Interview nimmt der “Experte für alles”, was in der Schweiz mit Menschen zu tun hat, Kurt Imhof, diesem gleich mal den Wind aus den Segeln und nennt die Medien heute “Brutstätten für Moraltanten”. Was auffällt: Wie ein einziges Gespräch, in dem mal Klartext gesprochen wird, begeistern kann. Das spricht für sehr viel Geschwurbel sonst.

2. “Tagesanzeiger ‘verliert’ Cablecom-Kommentare!”
(fuellhaas.com, Karsten Füllhaas)
Das neugemachte Portal tagesanzeiger.ch kämpft aber dennoch mit vielen Problemen. Zum Beispiel gehen einfach alle Kommentare zu einem Artikel verloren: “Wir haben leider noch einige Startschwierigkeiten. Die Cablecom-Kommentare sind wegen eines technischen Problems unwiderruflich verschwunden. Wir hoffen, künftig solche Fehler vermeiden zu können.”

3. “Die Reihenfolge von Leser-Kommentaren”
(dirkvongehlen.de)
“In Blogs werden Leser-Kommentare in chronologischer Reihenfolge dargestellt. Wer zuerst kommentiert, wird oben dargestellt. (…) Und wie wird auf deutschen Nachrichten-Websites kommentiert? Einige zufällig ausgewählte Beispiele.”

4. “‘Tagesthemen’ immer noch nicht erfolgreicher”
(meedia.de, Jens Schröder)
Die Sendung “Tagesthemen” verschickt Pressemitteilungen, sobald die Quoten der Sendung mal 0,5 Prozentpunkte über dem Vorjahr liegen. Die Wahrheit aber ist: Es geht abwärts, seit Jahren.

5. “Die ARD bezahlt keine Interviews”
(faz.net, Michael Hanfeld)
“Olympiasiegerin Britta Steffen wollte nicht in der Blödelsendung ‘Waldi & Harry’ im Ersten auftreten. Da war der Ärger groß und da rutschte dem Sportchef des BR etwas heraus: Man zahle schließlich Geld für die Interviews. Ein neuer ARD-Skandal? Wir haben nachgefragt.”

6. “Möchtest Du meine CD-R-Sammlung sehen?”
(coffeeandtv.de, Lukas)
“Auch ohne Zugriff auf die Bilddatenbank der dpa zu haben, glaube ich zu wissen, was dort als erstes Ergebnis auftaucht, wenn man ein Symbolbild zum Thema Datenklau sucht.”

Jeanette Biedermanns Phantombusen begrapscht

Wir unterbrechen unser Sommerloch für eine wichtige Durchsage:

Auf der A2 Richtung Köln kam es gestern zu einem schweren Unfall! Jeanette B. (27) mit ihrem roten Mazda unterwegs zu ihren Eltern. Hinter ihr in seinem Lieferwagen: Mathieu C. (57). Dann plötzlich – STAU! Jeannette B. kann gerade noch rechzeitig bremsen. Doch da ist es für Hintermann Mathieu C. schon zu spät… Der Kleintransporter kracht ins Heck des Wagens vor ihm, verfehlt ihn nur um wenige Meter! Wie durch ein Wunder bleiben beide unverletzt! Augenzeugen berichten atemlos, im Rückspiegel hätte es wie ein Unfall ausgesehen.

Und damit zurück zu “Bild”.

Denn wir waren nicht dabei, als Jeanette Biedermann und Mathieu Carrière in Berlin eine neue TV-Serie vorstellten. Die “Bild”-Reporter Martina Kleinke und Mark Pittelkau vielleicht schon. Und so berichteten die beiden bereits gestern online über eine “Busen-Attacke von Mathieu Carrière auf Jeanette Biedermann”, die es als “Grapsch-Attacke” heute sogar auf Seite 1 der gedruckten “Bild” geschafft hat:

Mathieu Carrière begrapscht Jeanette Biederman (…). Bei einem Termin in Berlin grapschte ihr Schauspieler Mathieu Carrière (57) einfach an die Brust! (…) Er griff der schönen, 30 Jahre jüngeren Blondine mit voller Hand an den Busen!

Und neben den, ähm, FotoBeweis steht’s nochmal:

Mathieu Carrière fasst Jeanettes Brust an.

Patsch! Mathieu Carrière (57) packt Kollegin Jeanette Biedermann (27) an die Brust.

Online allerdings finden sich (in einer BilderGalerie) noch diese Zeilen:

"Es sieht so aus, als ob der Kollege ihr schamlos an den Busen grapscht. Allerdings sind noch wenige Zentimeter Platz zwischen seiner Hand und Jeanys tollem Dekolleté – zum Glück."

“Bild” kennzeichnet das Sommerloch

“Sommerloch”, das sagt sich so leicht. Irgendjemand muss das Ding schließlich Jahr für Jahr ausheben, befestigen und bepflanzen. Zum Glück übernimmt das in Deutschland ein Medium zentral für fast alle anderen.

Heute zum Beispiel mit dieser Meldung auf Seite 1:

"Wegen Diskriminierung im Straßenverkehr: Kfz-Kennzeichen bald ohne Orts-Kennung?"

Hauptdarsteller der Geschichte ist ein CDU-Politiker namens Peter Trapp, der als Polizeibeamter dafür zuständig war, Strategien zur Bekämpfung der Straßenkriminalität in Spandau zu entwickeln und umzusetzen und seit fast neun Jahren den Spandauer Wahlkreis 5 (Kladow, Gatow, Pichelsdorf und die südliche Wilhelmstadt) im Berliner Abgeordnetenhaus vertritt, wo er den Ausschuss für Inneres, Sicherheit und Ordnung leitet.

“Bild” zitiert ihn heute mit dem Satz: “Die Abschaffung der Ortsziffern auf dem Nummernschild ist (…) zu überdenken.” Tatsächlich will er die Kürzel für die Orte aber offenbar nicht retten, sondern abschaffen. Weil “Autofahrer aus bestimmten Regionen aufgrund ihres Kennzeichens” dadurch diskriminiert würden, dass andere sie für Deppen hielten.

Im nordrhein-westfälischen Landtag fand “Bild” einen grünen Abgeordneten namens Johannes Remmel, der den Vorschlag zu unterstützen schien und einen “Ideenwettbewerb zur kreativen Gestaltung von Nummernschildern für sinnvoll” erklärte.

Die “Bild”-Meldung fand guten Absatz.

Der Hessische Rundfunk lieferte als Service sieben Kennzeichenwitze aus der Region, der “Kölner Stadtanzeiger” zwei aus dem näheren Umkreis und drei aus dem Ferne; bei n-tv.de hat man die vier Nummernschild-Ulk-Übersetzungen aus “Bild” freundlicherweise um fünf weitere Ideen ergänzt.

n-tv.de fand aber auch, die Nachricht klinge “wie ein verspäteter Aprilscherz”, fragte bei den von “Bild” zitierten Politikern selbst nach und erfuhr, dass Johannes Remmel relativ egal ist, welche Buchstaben auf den Kennzeichen stehen, solange sie schön bunt sind.

“Stern”-Autor Wolfgang Röhl nutzte die Gelegenheit der “Bild”-Meldung, in einem Beitrag für die sich für politisch unkorrekt haltende “Achse des Guten” ein ausländerfeindliches Witzchen zu machen.

De Nachrichtenagentur AP schließlich fand erstaunlicherweise zwischen der Nennung von nicht weniger als zehn Kennzeichenwitzen noch Platz, eine Reaktion von Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee zu zitieren, der den Forderungen “umgehend eine Absage” erteilt habe: “Ich glaube, wir haben ein sehr gut funktionierendes System in Deutschland, das sich bewährt hat.”

“Wir haben keine Veranlassung, von den regionalen und merkbaren Kennzeichen Abstand zu nehmen. Das System hat sich bewährt”, waren übrigens die Worte, die auch ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums gegenüber derselben Nachrichtenagentur gewählt hatte — vor vier Jahren. Damals hatte ein CDU-Bundestagsabgeordneter namens Albrecht Feibel gefordert, die Orts-Kennungen in den Kennzeichen abzuschaffen, immerhin mit der weniger originellen Begründung, dass sie soviel Bürokratie produzierten. Feibels Vorschlag wurde am 20. Juli 2004 bekannt, weshalb der Ministeriumssprecher laut AP von einem typischen Sommerloch-Vorschlag sprach.

Verbreitet wurde er auch damals von der dafür zuständigen Zeitung auf Seite 1:

"Auch das noch! Für alle Autos neue Nummernschilder?"

Mit Dank auch an Daniel W. für den Hinweis.

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1. Interview mit Focus-Online-Chefredakteur Jochen Wegner
(meedia.de, Alexander Becker)
Jochen Wegner erzählt, dass es “Standard in den deutschen Nachrichtenredaktionen” ist, sich “eigene SEO-Experten” zu halten: “Gegen den Zukauf von Traffic ist nichts einzuwenden. Mich stört lediglich die oft eher verschämte Kommunikation in diesem Zusammenhang.” Ausserdem: “Helmut Markwort liest jeden Leserbrief.”

2. Interview mit TV-Journalist Ulrich Tilgner
(tagesanzeiger.ch, Philipp Mäder)
Ulrich Tilgner wird genötigt, über sein “versteinertes Gesicht” zu reden: “Dieser Gesichtsausdruck hat nichts mit meinem Beruf zu tun. Ich lache auch auf Kinderfotos nicht.” Zudem verrät er, wie man als Journalist in Krisengebieten am besten überlebt.

3. “Ein Blick hinter die Kulissen von Zattoo”
(infoweek.ch, Marcel Wüthrich)
Ein Hintergrundbericht über das P2P-TV Zattoo: “Zattoo hat das Potential, zum Inbegriff für Internetfernsehen zu werden und die Welt zu erobern.”

4. “Wir machen das Magazin nicht, weil grün ‘cool’ ist”
(persoenlich.com, Stefan Wyss)
Das deutsche Ivy wurde vom deutschen Verlag Burda am 25.07.2008 eingestellt, da “keine ausreichende wirtschaftliche Basis” vorhanden war – kein Grund für schweizer Verlage, mit nicht weniger als drei grünen Lifestyle-Magazinen ihr Glück zu versuchen. Ein Gespräch mit “ecoLife”-Chefredaktor Paul Stierli.

5. “Mona wird auf eBay verramscht”
(blick.ch, Peter Padrutt)
“Wer in diesen Tagen eBay anklickt, glaubt an ei­­nen Sonnenstich. SF verhökert Kram, den Mona Vetsch auf ihrer ‘Fernweh’-Reise ein­gekauft hat.” (Link: medienlese.com)

6. “Neger gesucht”
(spiegel.de, Petra Bornhöft)
“Ein Grüppchen Parlamentarier fühlte sich nicht genug hofiert auf der Dienstreise nach Amerika. Ihre Beschwerden sind ein Dokument der Peinlichkeit.”

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1. “ZDF kopiert Apples ‘Think Different’ Spot”
(plagiat.ch)
“Apples Original” vs. “ZDFs Kopie”.

2. “Die Selbstdekonstruktion des Josef Joffe”
(blog.handelsblatt.de/indiskretion, Thomas Knüwer)
Dass es auch 2008 noch immer intelligente Menschen gibt, die glauben, der Wert von Buchstabenfolgen sei abhängig von der Wahl ihres Trägers, stimmt nachdenklich. Thomas Knüwer analysiert einen Zeit-Artikel und erzählt zudem etwas Klatsch über Andrew Keen.

3. “Deckname Moser”
(netzjournalist.twoday.net, Thomas Mrazek)
“Soziale Netzwerke wie StudiVZ, MySpace oder Xing können eine ergiebige Quelle für Journalisten sein. Doch sollte die Recherche mit Fingerspitzengefühl erfolgen.”

4. ORF-Beitrag über die “Kronen Zeitung” kurzfristig abgesagt
(diepresse.com)
“Wieso wurde ein geplanter Beitrag über die ‘Kronen Zeitung’ nicht gesendet? Die Redakteure sagen, sie können nichts dafür.”

5. “Is Jon Stewart the Most Trusted Man in America?”
(nytimes.com, Michiko Kakutani)
Die New York Times fragt, ob es sich beim derzeit vertrauenswürdigsten Mann der USA tatsächlich um den Moderator einer Satiresendung handelt.

6. “Schluss mit den obligaten drei Küsschen zur Begrüssung”
(sonntagszeitung.ch, Steffi Hibber)
Endlich fordert jemand die Abschaffung des seit Jahren in der Schweiz grassierenden Begrüssungsrituals: “Die Hölle, die eigene Wange an verschwitze, mit Denim-Aftershave imprägnierte Buben-Backen drücken zu müssen, dazu erwachsene ‘mwah mwah MWAH!’-Geräusche zu machen. Um dann den ganzen Abend kein einziges Wort mehr mit ihm zu reden.”

Aberglaube ist keine Hexerei!

Es war eine dieser Meldungen, die erschüttern: Viele Ehen, die in Las Vegas geschlossen werden, berichtete Bild.de in dieser Woche, halten nicht für immer.

Woran mag das liegen? Bild.de ist diese mögliche Erklärung eingefallen:

Liegt ein Fluch auf den Hochzeiten in Las Vegas?

Holla, darauf wären wir jetzt nicht gekommen. Aber dafür hat man ja Experten, dass sie einen warnen, vor Orten und Gegenständen, die verwunschen sind, von irgendeiner übersinnlichen Macht.

Und wir nutzen die Gelegenheit, als Service für unsere Leser die wichtigsten der potentiellen Flüche, über die “Bild” in diesem Jahr berichtete, in einer Übersicht zusammenzufassen:

Verflucht Name und Art des Fluchs
Bär Bruno “Liegt ein Fluch über dieser Bärenfamilie?” (zwei Jahre nach Bruno wurde auch sein Bruder erschossen)
Batman-Film “The Dark Knight” “Der Fluch des Batman-Films”
(zwei Tote, eine Festnahme, ein Horror-Unfall)
Bayern München “HSV-Fluch”
(kein Sieg in der Arena gegen Hamburg)
Beatles “Die Beatles haben einen Fluch, sie werden nie glücklich werden.”
Deutsche Olympioniken 2008 “Olympia-Fluch”
(keine Goldmedaillen für Deutschland)
Dieter Degowski, Gladbeck-Geiselnehmer “Über seiner Familie scheint seit seiner Tat ein Fluch zu liegen.”
(Vater gestorben, Mutter Hirnschlag, Bruder Selbstmord, keine Freunde)
Dirk Zingler,
Präsident 1. FC Union
“Erfurt-Fluch”
(mehrere Niederlagen)
Dustin Heun,
Stürmer 1. FC Union
“Erfurt-Fluch”
(keine Tore)
Günther Beckstein, Erwin Huber “Als laste ein Fluch auf den beiden ‘Provinzpolitikern’ (Stoiber)”
(ihnen “will nichts gelingen”)
Hertha BSC “Flutlicht-Fluch”
(keine Siege, wenn es dunkel ist)
Die Kennedys “Der Fluch der Kennedys”
(“Tragödien und Skandale, Trauermärsche und Särge”, sogar alte Männer werden krank)
Klimbim-Familie “LIEGT ETWA EIN FLUCH ÜBER DER KLIMBIM-FAMILIE?”
(traurige Schicksale)
Luca Toni “Torlos-Fluch”
Manuel Neuer, Torwart Schalke 04* “Erbt Neuer den Fluch von Pannen-Olli?”
(“mal Held, mal Depp”)
Michael Ballack “Vize-Fluch”, “Endspiel-Fluch”, “Final-Fluch”
(gewinnt kein Endspiel)
Nürnberger Zoo “Es ist, als ob ein Fluch auf dem Tiergarten liegt.”
(im Lauf von 8 Jahren sterben 4 Bären, 1 Giraffen-Junges, 7 Delfin-Babys, 1 Elefantendame, 1 Gepardin, 2 Eisbär-Babys, 1 Besucherin)
Renft, Popgruppe “Der Fluch über der ‘Renft’-Combo hält an.”
(mehrere Mitglieder sterben an Krebs, einer bei einem Autounfall)
Roger Federer, Tennisspieler “Paris-Fluch”
(noch nie die French-Open gewonnen)
Schalke 04 “Start-Fluch”
(kein Tor, nur Niederlagen in den Auftaktspielen der Champions League)
Spanische Fußballnationalmannschaft “Elfer-Fluch”
(verliert immer am 22. Juni das Viertelfinale bei einem großen Turnier im Elfmeterschießen)
Tour de France 2008 “Auf dieser Tour liegt ein Fluch!”
(“nach den Doping-Fällen der letzten Tage … gab es einen bösen Sturz”)
Tutanchamun “Fluch des Pharao”
Volleyballer vom SC Charlottenburg “Pleiten-Fluch”
(scheitern in der Vorrunde der Play-Offs)

*) Korrektur, 23.20 Uhr (mit Dank an die vielen Hinweisgeber): Verflucht, da hatten wir den Schalker doch zunächst tatsächlich versehentlich zum Bayern-München-Torwart gemacht. Sorry.

Wochenrückblick Nr. 33

Die Newsnetzer stärken den Boulevard und finden Maddie in Brüssel, außerdem wieder großer Stellenabbau bei amerikanischen Zeitungen. Unser Rückblick auf die 33. Kalenderwoche.

Das Bild der Woche: Drei amerikanische Zeitungen, denen möglicherweise Entlassungen bevorstehen. Gannett, der größte Zeitungsverlag der USA, will 1000 Stellen bei kleineren Blättern streichen, rund 3 Prozent der Belegschaft. Bis zu 600 Mitarbeiter könnten entlassen werden, berichtet das US-Branchenblog Gawker. Seit Anfang Juli reißen die schlechten Nachrichten nicht ab. In der “blutigsten Woche des Jahres” wurden rund tausend Stellen abgebaut, Verlage melden Millionenverluste, Zeitungen stehen zum Verkauf.

Newsnetz, “das bisher ambitionierste journalistische Projekt im Internet” setzte, wie angekündigt, erste neue Standards. Am 11. August 2008, 16:17 Uhr, wurde gemeldet, dass ein “kleines Mädchen” in Brüssel von einer Überwachungskamera gefilmt wurde (“Videobilder: Ist das wirklich Madeleine McCann?“). Eingebunden in die Meldung wurde ein YouTube-Video der englischen Boulevardzeitung Sun, das offenbar veröffentlicht wurde, weil ein Sicherheitsangestellter meinte, darauf die vermisste Madeleine McCann erkannt zu haben. Doch:

Read On…

Von Puffgängern und psychisch Kranken

“Bild” gibt alles:

“Liebes Model! Bitte melde Dich! Bewirb Dich als ‘BILD Girl’ für die Seite 1! Kontakt: BILDFotoredaktion (…)”
(Bild.de vom 17.4.2008)

“War der Frau etwa zu warm? Oder wurden ihr die Klamotten gestohlen? Oder suchte sie einfach nur den ultimativen Kick? BILD.de bleibt dran.”
(Bild.de vom 10.7.2008)

“Top-Abrufzahlen bei BILD.de. Und jetzt gewann die Unbekannte auch noch das große Online-Voting. (…) Doch wer ist sie? Wie heißt sie? Gibt es Freunde, Bekannte, die die Frau kennen? Hinweise per Email an [email protected].”
(Bild.de vom 23.7.2008)

Wenn irgendwo junge Frauen “nackt”, “komplett nackt”, “völlig nackt”, “splitternackt”, “hüllenlos”, “ohne irgendetwas am Leib”, “wie Gott sie schuf” bzw. “NACKT!” in der Öffentlichkeit gesichtet werden, gibt man bei “Bild” alles.

Da werden dann nicht nur wahllos “BILD-Leser-Reporter”-Fotos von ihnen veröffentlicht und Online-Votings veranstaltet, sondern auch Psychologen befragt (“Neudeutsch wird dieses Phänomen ‘nude in public’ genannt”) und öffentliche Aufrufe gestartet (siehe Kasten).

Und was fällt der “Bild”-Redaktion ein, wenn mitten am Tag ein ca. 50 Jahre alter Mann nackt und auf allen Vieren über eine belebte Kreuzung kriecht?

Na, sehen Sie selbst:

"War es ein Puffgänger, der zu viel Schampus intus und seine Klamotten vergessen hatte? War es eine Wette? Oder einfach das warme Wetter? Das bleibt wohl das Geheimnis des Nackten aus Neukölln ..."

“Geheimnis”? Der Berliner “Tagesspiegel” hat es gelüftet:

Denn wie die Polizei problemlos bestätigt hätte, wurde der Mann kurz nach dem Vorfall in die Psychiatrie eingeliefert. Offenbar gab es noch ein paar Passanten, die Hilfe holten, statt das Elend eines Verwirrten auszuschlachten.

Mit Dank an Ben für den Hinweis.

Gestern Freibier!

Nicht, dass jemand der “Bild”-Zeitung nachsagt, sie trenne nicht ordentlich zwischen Werbung und redaktionellen Inhalten. Das hier zum Beispiel in der “Bild”-Zeitung von gestern war Werbung:

Und das hier war redaktioneller Inhalt:

Und die Unterscheidung ist ganz leicht. Werbung ist das, über dem “Anzeige” steht:

Und wenn Ihnen das ein bisschen inkonsequent erscheint, müssen wir antworten: Nein, das ist für “Bild” total konsequent.

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