Zöllner nehmen Klitschko tolle Markenuhr weg!

Box-Weltmeister Vitali Klitschko scheint gestern am Frankfurter Flughafen vom Zoll überprüft worden zu sein — und das, obwohl er den Leuten sofort gesagt hat: “Jungs, ich bin kein Schmuggler!” Die Beamten behielten vorläufig eine Uhr und eine Tasche. Klitschko findet das: “Unmöglich!”

Keine große Sache? Haben Sie ‘ne Ahnung:

Aber, keine Sorge, Sie müssen das nicht alles lesen. Wir haben die aus “Bild”-Sicht offenbar zentralen Punkte der Geschichte hier noch einmal übersichtlich zusammengestellt:

Der Schweizer Uhrenhersteller IWC ist ein guter, alter Bekannter im, äh, redaktionellen Teil von “Bild” und gehört zufällig zur gleichen Unternehmensgruppe wie Montblanc.

Mit Dank an Stefan K., Christian H., Marko B. und David K.!

Zeitungskrise, Newsmax, Unger

Wächst zu langsam, verdient zu wenig: Bertelsmann (Keystone)

1. “Die Zeit ist auf unserer Seite …”

(georgholzer.at)

Georg Holzer ist überzeugt, dass für hiesige Medienunternehmen noch Zeit ist, das Ruder herum zu reissen, “Web-Auftritte zeitgemäßer als bisher zu gestalten” und sich um die “digitale Distribution auf E-Readern zu kümmern”.

2. “Generation kostenlos”

(merkur.de, Volker S. Stahr)

Volker S. Stahr beklagt die Gratis-Mentalität, die die Verlage durch ihre Geschäftspolitik selbst herbeigeführt haben. Und Unternehmen wie Google, die davon profitieren. Allerdings: Glaubt jemand, dass eine andere Strategie dazu geführt hätte, dass heute alle brav für Angebote wie E-Papers bezahlen?

3. “istdochklar”

(intrig.antville.org, Peter Praschl)

Peter Praschl bringt die Zeitungskrise auf den Punkt. Bzw. auf einige Punkte.

4. “Der Fluch des Stillstands”

(zeit.de, Götz Hamann)

“Der Mediengigant Bertelsmann wächst zu langsam und verdient zu wenig. Falls er zu einem Mischkonzern wird, leidet der Journalismus.”

5. Interview mit Christian Unger

(werbewoche.ch, Pierre C. Meier und Markus Knöpfli)

Der CEO des Ringier-Verlags im Gespräch: “Unsere Kompetenz ist es, Marken zu führen, sodass die Portale Leser anziehen, die wir hernach mit Angeboten wie Ticketing oder Reisegeschäften beliefern können.”

6. “Der 800-Pfund-Gorilla”

(weltwoche.ch, Urs Gehriger)

“Die Republikaner hocken im Jammertal. Newsmax bietet ihnen eine Plattform. Das Portal ist die prominenteste Online-Stimme des konservativen Amerika. Trotz der Krise macht Gründer Chris Ruddy steigende Millionenumsätze.”

Schächter, Wettbörse, Meinungsmache

1. “Mainzer Tage der Fernsehkritik 2009”

(zdf.de, Video, 65:18 Minuten, Vorsicht, Pop-Up)

Ein Panel mit dem Thema “Was ist heute guter Journalismus?” mit Katharina Borchert (derwesten.de), Nikolas Brender (Chefredakteur ZDF), Josef Joffe (Die Zeit), Jan-Eric Peters (Axel Springer Akademie) und Frank Syré (bild.de). Moderation: Steffen Grimberg (taz).

2. “Reden wie Markus Schächter”

(medienpiraten.tv, Peer Schader)

Was ist gemeint, wenn Markus Schächter, der Intendant des ZDF, spricht? Peer Schader übersetzt (hier Ausgabe 1).

3. Wettbörse beim Tages-Anzeiger

(persoenlich.com, Christian Lüscher)

Seit Wochen sucht die Tamedia nach einem neuen Chefredakteur für den Tages-Anzeiger. Die Mitarbeiter, ausgeliefert den zu erwartenden Entscheidungen, sollen redaktionsintern eine Liste mit Kandidaten-Quoten führen. Favorit zurzeit (Quote 1.5) ist Res Strehle, entweder solo oder als Duo mit Markus Eisenhut. Als Aussenseiter im Rennen: Frank A. Meyer (Quote 180).

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Kerner, Newsnetz, Amsterdam News

Peter Sloterdijk: Lenkt die Presse nur vom Wesentlichen ab? (Keystone)

1. Die Kernerisierung des Fernsehens

(cicero.de, Alexander Kissler)

“Kernerisierung meint: den Ersatz ressortspezifischer Kenntnisse durch die Bereitschaft zur guten Laune, den Ersatz von Information durch inszenierte Einfühlung, den Ersatz republikanischer Gesprächskultur durch autoritäre Kumpelei und den Ersatz des Gedankens durch den Affekt. Meister all dieser Surrogate ist Johannes B. Kerner.”

2. “Qualitätsjournalismus im Internet”

(drs.ch, Audio, 8:05 Minuten)

“Mit ‘newsnetz.ch’ will Tamedia den ‘schnellsten Qualitätsjournalismus’ im Internet bieten. Medienredaktor Klaus Bonanomi geht der Frage nach, ob es qualitativ hoch stehenden Journalismus, der schnell ist, überhaupt geben kann.”

3. “ORF lehnt seine Chefs ab”

(derstandard.at, Doris Priesching)

“Miese Werte für die Führung, schlechtes Image, mangelnde Mitbestimmung: Das macht ORF-Mitarbeiter krank, 30 Prozent sehen sich am Rande des Burn-outs.”

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Talese, Steinbrück, Schreibmaschinen

1. Gay Talese und New Journalism

(3sat.de/scobel, Video, 38:36 Minuten)

Gay Talese spricht in einem Podiumsgespräch am Kölner Literaturanlass Lit.Cologne über New Journalism.

2. “Offener Brief von Eltern der getöteten Schülerinnen”

(winnender-zeitung.de)

Sechs von der Gewalttat in Winnenden betroffene Familien veröffentlichen auf der Titelseite der Winnender Zeitung einen offenen Brief: “Wir wollen weniger Gewalt im Fernsehen. Das Fernsehen, als noch wichtigste Informations- und Unterhaltungsplattform, hat einen sehr großen Einfluss auf die Denk- und Gefühlswelt unserer Mitbürger. Das Fernsehen setzt heute die ethischen und moralischen Standards. Wenn wir es zulassen, dass unseren Mitbürgern weiterhin täglich Mord und Totschlag serviert werden, ist abzusehen, dass die Realität langsam, aber stetig dem Medienvorbild folgen wird.”

3. “Inzwischen, mittlerweile, neu”

(coffeeandtv.de, Lukas)

Die Facebook-Gruppe “Ich könnte Peer Steinbrück pausenlos die Fresse polieren!” wurde “irgendwann vor 11:42 Uhr am 29. Oktober 2008” gegründet. Dennoch erwecken einige Medien den Eindruck, die Gruppe sei neu. Zum Thema schreibt auch bildblog.de: “Fressemeldung mit Fehlern“.

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Fressemeldung mit Fehlern

Seit Peer Steinbrück Schweizer Banken irgendwie mit Indianern verglichen hat, versuchen sich Schweizer Politiker, Journalisten und Wirtschaftsfunktionäre mit ihrer Abneigung gegen den deutschen Bundesfinanzminister gegenseitig zu überbieten.

Heute berichtet die “NZZ am Sonntag” in einer kleinen Meldung darüber, dass der Cheflobbyist der Schweizerischen Bankiervereinigung Kuno Hämisegger eidgenössische Parlamentarier per E-Mail dazu aufgefordert habe, der Facebook-Gruppe “Ich könnte Peer Steinbrück pausenlos die Fresse polieren!” beizutreten.

Diese Nachricht greift auch Bild.de gerne auf und vermeldet:

10 000 Parlamentarier sind dem Aufruf bereits gefolgt!

Nun ist es nicht gänzlich auszuschließen, dass man auf eine Zahl wie 10.000 kommt, wenn man die Abgeordneten der Schweizer Bundesversammlung, der 26 Kantonsparlamente und aller Gemeindeparlamente addiert. Dass diese aber alle im E-Mail-Verteiler des Herrn Hämisegger stehen, bei Facebook angemeldet und dieser Gruppe beigetreten sind, darf als äußerst unwahrscheinlich gelten.

Mit anderen Worten: Die inzwischen mehr als 13.000 Mitglieder der Facebook-Gruppe sind natürlich nicht alle Parlamentarier.

Aber da ist noch ein Satz im Bild.de-Artikel, der stutzig macht:

Der Schweizer Finanzminister Hans-Rudolf Merz schlug Steinbrücks Einladung zum G20-Gipfel aus. Ein politischer Affront.

Mal von der Frage ab, warum ausgerechnet der deutsche Finanzminister zum G20-Gipfel nach London (Großbritannien) einladen sollte: Hat da vielleicht jemand bei Bild.de ein entscheidendes Wort im Artikel der Schweizer “Sonntagszeitung” übersehen?

Finanzminister Hans-Rudolf Merz lässt seinen deutschen Amtskollegen und härtesten Schweiz-Kritiker, Peer Steinbrück, ins Leere laufen und schlägt dessen Einladung zu einem Treffen vor dem G-20-Gipfel aus.

(Hervorhebung von uns.)

Im Interview mit dem “SonntagsBlick” wird Merz sogar mit der Äußerung zitiert, er habe bisher noch keine Einladung zu einem Treffen mit Steinbrück erhalten.

Mit Dank an die vielen, vielen Hinweisgeber!

Nachtrag, 20:05 Uhr: Bild.de hat den Satz mit den “10 000 Parlamentariern” ersatzlos gestrichen und an anderer Stelle eine kleine Änderung angebracht:

Der Schweizer Finanzminister Hans-Rudolf Merz schlug Steinbrücks Einladung zu einem Treffen vor dem G20-Gipfel aus.

Ob es eine solche Einladung überhaupt gab, ist nach wie vor nicht ganz klar.

Studien, Klickvieh, Lesekultur

1. “Einseitige mediale Wahrnehmung einer deutschen Studie”

(nzz.ch, H. Sf.)

Spiegel.de, welt.de, sueddeutsche.de. Sie alle berichteten über eine Studie mit dem Titel “Jugendliche in Deutschland als Opfer und Täter von Gewalt” (pdf-Datei). H. Sf. glaubt, das Medienecho gebe “den Schwerpunkt der Studie grob verzerrt wieder”, denn alle hätten sich auf den “Schlussteil, der auf 15 Seiten von ‘Ausländerfeindlichkeit, Antisemitismus und Rechtsextremismus’ handelt”, gestürzt, den “Stoff, nach dem deutsche Medien offenbar süchtig sind”.

2. Interview mit Günter Schröder

(dwdl.de, Thomas Lückerath)

Günter Schröder denkt sich die Fragen zur RTL-Sendung “Wer wird Millionär” aus: “Es mag sich banal anhören, aber das größte Problem ist oft auch sicherzustellen, dass die falschen Alternativen auch tatsächlich falsch sind.”

3. “Das Klickvieh-Gehege”

(medialdigital.wordpress.com)

“Was Verlage von der Blogosphäre lernen können.”

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Ostdeutsche Milchmädchenrenten

Es scheint, als hätte die “Bild”-Zeitung ihre Kampagne gegen die angebliche Ungerechtigkeit, dass die Ossis unsere ganze schöne Rente bekommen, für den Moment abgeschlossen. Heute steht nur noch ein kleinerer Artikel unten auf der zweiten Seite mit der Überschrift: “So viel Rente bekommen die Deutschen WIRKLICH”, als würde das, was “Bild” an den vorigen Tagen zum Thema veröffentlicht hatte, die Lage gar nicht treffen — was sogar stimmt.

Am Dienstag und Mittwoch hatte “Bild” mit diesen Schlagzeilen aufgemacht:

Weil die Rentenbezüge in den neuen Bundesländern um 3,38 Prozent steigen, in den alten aber nur um 2,41 Prozent, formulierte “Bild”:

Damit ist die Kluft zwischen den Rentenerhöhungen in Ost und West so groß wie zuletzt vor 10 Jahren.

Das stimmt, ist aber eine geschickte Verkehrung der Perspektive. Denn der Westen hat bei den Renten immer noch einen deutlichen Vorsprung vor dem Osten. Der “Rentenwert” (die monatliche Rente, die man pro Jahr mit einem Durchschnittseinkommen bekommt) ist im Osten über zehn Prozent niedriger. Unter gleichen Voraussetzungen bekommt ein Ostrentner weniger Geld aus der gesetzlichen Rentenversicherung als ein Westrentner.

Wenn die Renten jetzt im Osten also stärker steigen als im Westen, heißt das nicht, dass die Ostrenten den Westrenten weglaufen, wie “Bild” suggeriert, sondern nur, dass sich die Kluft zwischen beiden verringert. Das ist eine Folge davon, dass sich auch die Einkommensunterschiede langsam ausgleichen.

“Bild” suggeriert, dass Ostdeutsche auch in absoluten Zahlen mehr Rente bekommen. Auch das stimmt nur scheinbar. Ein realistischer Vergleich ist kaum möglich, weil in Ostdeutschland Gutverdiener wie Ärzte oder Rechtsanwälte den Durchschnitt in die Höhe treiben, die im Westen nicht aus der gesetzlichen Rentenkasse bezahlt werden. Außerdem sind ostdeutsche Frauen im Schnitt länger berufstätig gewesen, was ihre Rente entsprechend in die Höhe treibt.

Das stand gestern sogar auch in “Bild” — hinderte das Blatt aber nicht daran, mithilfe seiner professionellen Milchmädchen Ost und West gegeneinander auszuspielen:

Schaut man sich die Daten genauer an, fällt auf, dass die Männer, die beide jeweils 45 Jahre als Handwerker gearbeitet haben, auch fast genau die gleiche Rente bekommen. Der Unterschied geht allein auf die unterschiedlichen Lebensgeschichten der Frauen: Frau Ost hat 26 Jahre als Kindergärtnerin gearbeitet, Frau West nur 15 Jahre als Schneiderin.

Als Beleg für die Ungerechtigkeiten im deutschen Rentensystem zwanzig Jahre nach der Wiedervereinigung taugen diese Paare nicht. Aber um Neid zu schüren und Zeitungen zu verkaufen, reicht’s natürlich.

Mit Dank an Rainer S.!

Wo kommen nur diese ganzen bösen Spiele her?

“Was ist eigentlich ein Killerspiel?”

…fragte Bild.de kürzlich und antwortete:

Der Begriff tauchte wohl zum ersten Mal 1993 in einem Blog zum Thema Paintball auf. Damit waren noch reale Ballerspiele – Menschen beschießen sich mit Farbkugeln – und noch nicht die virtuellen Ableger (…) gemeint. Erst nach dem Schulmassaker von Littleton an der Columbine High School am 20. April 1999 und nach dem Amoklauf von Erfurt am 26. April 2002 (…) wurde der Begriff Killerspiel in der öffentlichen Wahrnehmung auf Computerspiele gemünzt.

In der von Bild.de verlinkten Quelle aus dem Jahr 1993 heißt es indes:

“Man verstehe mich hier bitte nicht falsch — Ich halte auch die allseits bekannten Killerspiele am Computer fuer verwerflich (…)”

Seit Tagen arbeiten sich “Bild” und Bild.de an “Killerspielen” ab.

Vorgestern gab Bild.de Tipps, wie man Kinder und Jugendliche von Spielen fern hält, für die sie noch zu jung sind.

In dem Artikel findet sich auch folgende Passage:

Bei dem PC-Game "Grand Theft Auto", von dem bereits die vierte Folge erschienen ist, gehört auch Amoklaufen zum Spiel. Der schärfste Kritiker von Gewalt-Games, der Kriminologe Christian Pfeiffer, erklärte in einem Interview mit COMPUTER BILD SPIELE: "Bei Grand Theft Auto 4 ist ein Amoklauf möglich. Da kriegt man nicht viele Punkte, aber es wird ein bisschen Geld fallen gelassen, wenn Passanten abgeschossen werden. Und dieses Spiel ermöglicht diesen Amoklauf-Modus. Warum ist das möglich?"

Nun könnte man Pfeiffers Frage natürlich “philosophisch” nennen. Aber weil Bild.de gestern über die Warenhauskette Galeria Kaufhof berichtete, die zukünftig keine Spiele ohne Jugendfreigabe mehr verkaufen will (“Damit reagiert zum ersten Mal ein Endverkäufer auf die öffentliche Debatte um Killerspiele”), böte sich auch eine schlichte Antwort an: Weil es einen Markt gibt. Mit Käufern und Verkäufern.

Und zu diesen Verkäufern gehört beispielsweise …

Bild.de Download-Spiele: Grand Theft Auto 4

… das Download-Portal von Bild.de.

Mit Dank an Christian S.!

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