Wo kommen nur diese ganzen bösen Spiele her?

“Was ist eigentlich ein Killerspiel?”

…fragte Bild.de kürzlich und antwortete:

Der Begriff tauchte wohl zum ersten Mal 1993 in einem Blog zum Thema Paintball auf. Damit waren noch reale Ballerspiele – Menschen beschießen sich mit Farbkugeln – und noch nicht die virtuellen Ableger (…) gemeint. Erst nach dem Schulmassaker von Littleton an der Columbine High School am 20. April 1999 und nach dem Amoklauf von Erfurt am 26. April 2002 (…) wurde der Begriff Killerspiel in der öffentlichen Wahrnehmung auf Computerspiele gemünzt.

In der von Bild.de verlinkten Quelle aus dem Jahr 1993 heißt es indes:

“Man verstehe mich hier bitte nicht falsch — Ich halte auch die allseits bekannten Killerspiele am Computer fuer verwerflich (…)”

Seit Tagen arbeiten sich “Bild” und Bild.de an “Killerspielen” ab.

Vorgestern gab Bild.de Tipps, wie man Kinder und Jugendliche von Spielen fern hält, für die sie noch zu jung sind.

In dem Artikel findet sich auch folgende Passage:

Bei dem PC-Game "Grand Theft Auto", von dem bereits die vierte Folge erschienen ist, gehört auch Amoklaufen zum Spiel. Der schärfste Kritiker von Gewalt-Games, der Kriminologe Christian Pfeiffer, erklärte in einem Interview mit COMPUTER BILD SPIELE: "Bei Grand Theft Auto 4 ist ein Amoklauf möglich. Da kriegt man nicht viele Punkte, aber es wird ein bisschen Geld fallen gelassen, wenn Passanten abgeschossen werden. Und dieses Spiel ermöglicht diesen Amoklauf-Modus. Warum ist das möglich?"

Nun könnte man Pfeiffers Frage natürlich “philosophisch” nennen. Aber weil Bild.de gestern über die Warenhauskette Galeria Kaufhof berichtete, die zukünftig keine Spiele ohne Jugendfreigabe mehr verkaufen will (“Damit reagiert zum ersten Mal ein Endverkäufer auf die öffentliche Debatte um Killerspiele”), böte sich auch eine schlichte Antwort an: Weil es einen Markt gibt. Mit Käufern und Verkäufern.

Und zu diesen Verkäufern gehört beispielsweise …

Bild.de Download-Spiele: Grand Theft Auto 4

… das Download-Portal von Bild.de.

Mit Dank an Christian S.!

Politiker und Journalisten, Winnenden

Winnenden nach dem Amok: Presse unerwünscht (Keystone)
1. “Studie: Hauptstadtjournalisten wollen Einfluss auf Politik nehmen”
(tagesspiegel.de, Sonja Pohlmann)
Hans Mathias Kepplinger befragte in Berlin 187 Bundestagsabgeordnete und 235 Journalisten. Letztere gefragt, ob sie erstere beeinflussen, schätzten sie den Ist-Zustand mit 7,04 / 10 Punkten ein, den gewünschten Zustand mit 5,47 / 10 Punkten (auf einer Skala von 0 bis 10). “Damit nimmt ein großer Teil der Hauptstadtjournalisten offenbar an, dass sie bereits spürbar in das politische Geschehen eingreifen.”

2. “Winnenden: Stadt im Ausnahmezustand”
(ndr.de, Video, 8:18 Minuten)
Kann man trauern, wenn einen dabei ungezählte Kameras verfolgen? Nein, und das stört die Einwohner der von Journalisten überschwemmten Kleinstadt. Befragt nach den Journalisten, berichten sie von Missachtung der Privatsphäre und von Erpressungsversuchen. Beste Szene: Über die Friedhofsmauer fotografierende Presseleute beschweren sich, weil sie dabei gefilmt werden

3. “Der Markt schreit immer mehr nach Sensation”
(zeit.de, Kathrin Wanke)
“Nach dem Amoklauf von Winnenden hat die Öffentlichkeit über Schützenvereine und Computerspiele diskutiert. Doch auch die Berichterstattung der Medien steht in der Kritik.”

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Das doppelte Verlies

Bei Bild.de hält man es offenbar für sehr wichtig, den Lesern zu zeigen, wie das Verlies ausgesehen habe, in dem Josef F. über Jahre “seine Tochter mit den drei Kindern gefangen” hielt.

 

 

 

 

 

Bild.de zeigt nämlich den “Inzest-Keller als 3D-Animation” (rechts oben).

 

 

 

 

 

Andererseits gibt es auf derselben Seite, unmittelbar darunter eine Grafik, auf der der “Inzest-Keller” ganz anders aussieht (rechts unten).

So gesehen hält Bild.de es dann wohl doch primär für wichtig, den Lesern irgendwas zeigen. Egal was.

Mit Dank an Andreas G. auch für die Pointe.

Österreich, Experten, DSDS, CBL

1. “Der nationale Hang zur Gosse”
(zeit.de, Joachim Riedl)
Die Medienbranche in Österreich befindet sich in einem Teufelskreis: “Noch jede Neugründung führte in den vergangenen Jahrzehnten dazu, dass die Niveauspirale ein Stück weiter nach unten gedreht wurde. In Österreich bewirkt Konkurrenz am Mediensektor offensichtlich, dass, wie in einem negativen evolutionären Prozess, die Standards immer weiter sinken.”

2. “Justizministerin plant härtere Strafen für Medien”
(derstandard.at)
Noch einmal Österreich. Justizministerin Claudia Bandion-Ortner möchte den Opferschutz ausweiten und “Medien bei entwürdigender Berichterstattung künftig härter bestrafen”. Sie erwägt auch, “strafrechtliche Sanktionen gegen einzelne Journalisten auszubauen”.

3. “World Of Bullshit”
(taz.de, Arno Frank)
“Wie wäre es, statt der ‘Computerspiele’ mal populistische Studien zu verbieten? Oder deren Lektüre erst ‘ab 18’ zu erlauben? Es würde nichts helfen, die ‘Experten’ sind nicht mehr zu stoppen.”

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“Wir hätten das niemals erlaubt”

“Nicht jugendfrei”, das Jugendportal der “Waiblinger Zeitung” hat mit dem Vater von einem der Mädchen geredet, die bei dem Amoklauf in Winnenden am vergangenen Freitag ums Leben gekommen sind, und über deren Leben und Sterben auch “Bild” in größter Aufmachung berichtet hat:

Uwe Schill kann reden in seiner Trauer. Von sich aus hat der Vater der getöteten Chantal unsere Redaktion aufgesucht, und es hat sich ein Gespräch ergeben über die Dankbarkeit des Hinterbliebenen für den großen Beistand. Und über den Schmerz darüber, wie Bild-Zeitung und Fernsehsender sich des Bildes der getöteten Tochter bemächtigen; und wie Bekannte über Opfer und Täter sprechen und er dies wehrlos im Fernsehen mitverfolgt.

Zwei Stunden nachdem Chantal gestorben war, stand ein Reporter bei Schills in der Haustür und wollte Bilder von Chantal. “Kein Ausdruck des Beileids, keine Rücksicht, kein Mitgefühl . . . Mein ältester Sohn hat ihn dann von der Tür gewiesen.” (…)

Das Bild der getöteten Tochter wird fremdbestimmt: “Die Bild-Zeitung und andere, auch Fernsehsender, ziehen Profit aus unserem Leid! Dreimal hintereinander sind Bilder von Chantal erschienen, ohne dass wir das gewollt hätten. Wir hätten das nie erlaubt.” (…)

Schill vermutet, dass die Fotos seiner Tochter aus dem Schüler-VZ stammen, einem Internetverzeichnis, das bei Schülern äußerst beliebt ist und in das die große Mehrheit der Schülerinnen und Schüler Fotos von sich hineinstellt — meist in dem Gefühl, dass nur andere Schüler dieses Verzeichnis anschauen, dass Jugendliche und Kinder unter sich wären in dieser Abteilung des Internets. Aber Internet ist immer Weltöffentlichkeit. Die Bildbeschaffer bestimmter Medien nützen dies aus. “Die reißen die Bilder an sich und fragen nicht danach, was wir Hinterbliebenen denken und fühlen”, sagt Schill. (…)

“Bild” lässt Schläger-Opfer für sich kämpfen

Es ist nicht Neues, dass “Bild” Probleme mit der Tatsache hat, dass für Kriminelle die gleichen Rechte gelten wie für alle anderen Bürger.

Wenn ein junger Mann, der wegen versuchten Mordes im Gefängnis sitzt, seine langjährige Freundin heiraten will, mit der er ein Kind hat, ist das für “Bild” etwa ein “Trick”, um der Abschiebung zu entgehen. Wenn ein Anwalt nach Unregelmäßigkeiten während der Polizei-Verhöre Freispruch für seinen Mandanten fordert, nennt die Zeitung diesen Vorgang “unfassbar”.

Auch braucht es in der Regel mehrere Gerichtsurteile, bis “Bild” zähneknirschend und unter “Aber die Pressefreiheit!”-Gemurmel darauf verzichtet, aktuelle Fotos von freigelassenen Ex-Terroristen zu zeigen.

Was also ist es für “Bild”, wenn einer der Münchener “U-Bahn-Schläger” vor dem Landgericht Hamburg erwirkt, dass die Zeitung sein Foto nicht mehr unverfremdet zeigen darf?

Na sicher:

Skandal um U-Bahn-Schläger

“Bild” ereifert sich aber nicht selbst, sondern überlässt die Empörung jemandem, bei dem sie jeder noch so skeptische Leser nachvollziehen kann: dem Opfer.

Prügelopfer entsetzt über Gerichtsurteil

Spiridons Opfer Bruno N. (76): “Ich kann das nicht verstehen. Die wollten mich totschlagen. Bei so einer Tat gibt es keinen Anspruch auf Privatsphäre. BILD hat die Leser aufgeklärt, indem Fotos der Täter veröffentlicht wurden.”

Quasi über Bande kann die “Bild”-Redaktion so deutlich machen, was sie von dem Urteil hält, ohne sich selbst zu Wort zu melden.

Na ja, fast:

Gegen das Foto-Urteil wird BILD Berufung einlegen.

Mit Dank an die vielen Hinweisgeber!

Unverbesserlich VII

"Die Mutter vom Container-Baby: Sie hielt ihrem Jungen Mund und Nase zu, bis er nicht mehr atmete"

So berichtet “Bild” heute über eine Mutter, die ihren Säugling umgebracht und in einem Altkleider-Container abgelegt haben soll. “Bild” zeigt ein unverfremdetes Foto der Frau und nennt die Straße und den Stadtteil, wo sie wohnt.

Die “Bild”-Zeitung tut also das, was sie andauernd in solchen Fällen tut: Sie zeigt, dass der Pressekodex und die Spruchpraxis des Presserats ihr herzlich egal sind – vom Persönlichkeitsrecht der Mutter ganz zu schweigen.

ProSieben, Schwarzer, Stewart, Davies

1. “Winnenden: 100 Euro für eine Tränen-Aufnahme”
(wuv.de, Jochen Kalka)
“Schülern wurde gegen Cash diktiert, was sie vor laufender Kamera sagen sollten. Auch der Satz ‘Tim wurde von seinen Mitschülern gemobbt’, soll gekaufte Filmware gewesen sein. Andere Schüler wurden, ebenfalls gegen ein Entgeld von 20 bis 100 Euro, gebeten, Blumen oder Kerzen abzulegen und sich dann weinend zu umarmen.”

2. “Gibt es noch recherchierende Journalisten?”
(carta.info, Marvin Oppong)
Alice Schwarzer belegt ihre Thesen in der Welt und im Standard zu den Auswirkungen von Pornografie mit Untersuchungen von Henner Ertel vom G.R.P. Institut für Rationelle Psychologie. Dieses wurde aber 2008 von Jochen Paulus in der Zeit als unseriös enttarnt. Gegen Henner Ertel läuft ein Strafverfahren, ihm “wird vorgeworfen, die Grade ‘Doktor’ und ‘Professor’ zu Unrecht zu führen.”

3. Pro7 Newstime täuscht Nachrichten vor
(dwdl.de, Jochen Voß)
“Am Wochenende verstörte ProSieben seine Zuschauer mit Programmtrailern im Stil einer echten Nachrichtensendung.” Auf YouTube zu sehen einmal das in Rekordzeit gealterte Baby, einmal der von Insekten angegriffene Mann.

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“Bild” im Abwrackwahn

Die Rechnung mit der Abwrackprämie ist im Grunde ganz einfach: Jeder, der seit mindestens einem Jahr Halter eines mindestens neun Jahre alten Autos ist, bekommt, wenn er es verschrotten lässt und sich einen Neu- oder Jahreswagen kauft, einen Zuschuss von 2.500 Euro (erstaunlicherweise können laut “Bild” offenbar auch neun Jahre alte Autos noch “fast neu” sein). Da die Bundesregierung dafür insgesamt 1,5 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt hat, reicht das also für 600.000 Fahrzeuge.

Laut dem Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) sind bis heute, 16. März 2009, “bereits 246.853 Anträge auf Gewährung der Umweltprämie eingegangen”:

Bei der Berechnungsgrundlage von 600.000 möglichen Anträgen können noch 353.147 Anträge gestellt werden.

Vergangenen Freitag schrieb “Bild”:

"Abwrackprämie nur noch für 147.000 Autos"

“Bild” hat diese Zahl vom Kfz-Händlerverband ZDK, laut dem bis vergangenen Donnerstag “rund 453.000 Neu- und Jahreswagen mit Prämie (2500 Euro) verkauft” worden seien. Das ist durchaus möglich, da es sicherlich einige Zeit dauert, bis alle Anträge beim BAFA eingehen.

Am Samstag aber berichtete “Bild”:

"Ansturm auf die Autohäuser: Abwrackprämie heute ausverkauft?"

Das scheint weniger eine Überschrift zu sein, als eine Text-Aufgabe, deren Beantwortung selbst Leuten mit rudimentären Mathe-Kenntnissen leicht fallen dürfte. Denn der ZDK rechnete laut “Bild” damit, dass am Samstag “noch mal 30.000 Autos mit Abwrackprämie abgesetzt werden.” Das machte dann also 483.000 Autos, wenn man die ZDK-Zahlen vom Freitag zugrunde legt, und die Prämie würde noch für rund 117.000 Fahrzeuge reichen. “Bild” löst die Aufgabe im Text denn auch richtig, aber nicht sehr präzise:

Damit dürften bis heute Abend rund 500 000 Autos mit Prämie verkauft worden sein. Das Geld (1,5 Milliarden Euro) reicht für insgesamt 600 000 Fahrzeuge, ist in Kürze aufgezehrt.

Und während “Bild” es sich offenbar zum Ziel gesetzt hat, die Leute scharenweise in die Autohäuser zu treiben, indem sie einen so nicht vorhandenen Zeitdruck suggeriert (vergangenen Donnerstag hieß es in “Bild” noch: “Abwrackprämie reicht nur noch für vier Wochen”), berichtet beispielsweise die “Welt” heute schon über das “Risiko Abwrackprämie”:

Das Staatsgeld verführt manche auch bei leerer Haushaltskasse zum Autokauf

(…) Verbraucherzentralen warnen bereits, dass die Abwrackprämie Menschen verlockt, sich ein neues Auto zu kaufen, obwohl sie es sich eigentlich nicht leisten könnten. “Die Kunden fühlen sich wie im Schnäppchenmarkt, und die Autohändler nutzen diese Situation aus”, sagt Leif Rättig von der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein.

Es sieht nicht so aus, als ob die “Bild”-Zeitung sich die Aufgabe gesetzt hat, dem entgegen zu wirken.

Mit Dank an Rainer S., Georg G., Heiko T., Melvin B., Björn K., Philipp W.

Dieter Althaus in der “Bild”-Reha

Ob die “Bild”-Zeitung positiv über jemanden berichtet, ist unter Chefredakteur Kai Diekmann nicht unbedingt eine Frage der Ideologie. Viel entscheidender ist es, ob jemand bereit ist, mit “Bild” zu kooperieren. Das wichtigste Prinzip ist das des Geben und Nehmens.

Wie das funktioniert, lässt sich sehr plastisch am Fall des thüringischen Ministerpräsidenten Dieter Althaus zeigen. Althaus gibt der “Bild”-Zeitung exklusive Informationen. Dafür gibt “Bild” ihm die Berichterstattung, die er sich wünscht.

  • Schon im vergangenen Sommer nutzte Althaus die “Bild”-Zeitung, um Gerüchte zu dementieren, er habe ein Kind mit seiner Sekretärin. “Bild” nannte diese Gerüchte prompt eine “BABY-LÜGE”.
  • Im Februar veröffentlichte “Bild” das erste Foto von Althaus nach dem Unfall. Es zeigt ihn beim Spaziergang in Konstanz, in der Nähe seiner Reha-Klinik. “Bild” druckte es unter der Überschrift: “Es geht ihm endlich wieder besser!”
  • Bei der Beerdigung seines Vaters wurde Althaus von Polizisten und Sicherheitsleuten mit Regenschirmen abgeschirmt; Fotos und Fernsehaufnahmen waren nicht erlaubt. Für den Fotografen der “Bild”-Zeitung scheint Althaus dann aber noch einmal am Grab posiert zu haben, so dass sie ein Exklusiv-Foto präsentieren konnte. Wie zum Dank machte die Zeitung eine Kehrtwendung und beschrieb sein Auftreten bei der Beerdigung nun nicht mehr als “geschwächt”, sondern stark — ganz wie der designierte Spitzenkandidat und seine Partei es wünschten (wir berichteten).
  • Auch über die Verurteilung Althaus’ zu einer Geldstrafe berichtete “Bild” ganz in seinem Sinne (wir berichteten).

Vorgestern nun nominierte die CDU Althaus zu ihrem Spitzenkandidaten — in Abwesenheit. Der Kandidat war offensichtlich noch nicht fit genug, um vorbeizuschauen, er schickte nicht einmal eine Videobotschaft. Die Aufgabe, alle Zweifel auszuräumen, ob sein Gesundheitszustand gut genug ist, übernahm — “Bild”-Chefredakteur Kai Diekmann höchstpersönlich.

“Exklusiv” und “als erster Journalist” traf er “jetzt” den Ministerpräsidenten “in der Reha-Klinik” und berichtet darüber in größter Aufmachung in der gestrigen “Bild am Sonntag” und der heutigen “Bild”:

Daran, wie es Althaus geht, lässt Diekmann nicht den Hauch eines Zweifels:

Gedanken, Erwartungen: Wie wird er wohl aussehen? Gebrechlich? Vielleicht sogar gebrochen? Stützen ihn seine Leibwächter vom Landeskriminalamt? Muss er nach Worten ringen? Verliert er im Gespräch immer wieder den Faden? NICHTS VON ALLEDEM. Es ist kurz nach 13 Uhr, als der Ministerpräsident Dieter Althaus vor dem Hotel aus einem schwarzen Suzuki-Geländewagen steigt. Aus eigener Kraft, ohne fremde Hilfe. Er trägt eine schwarze Hose, einen schwarzen Pullover, dazu ein weißes Hemd mit dunkelrot gestreifter Krawatte. Mit schnellen Schritten durchquert er den Kreuzgang des uralten Hauses, sein Händedruck ist kräftig. Ein wenig schmaler ist er geworden, seine Augen schauen hell und wach, als hätte es den Albtraum auf der Riesner-alm nie gegeben. Ein älteres Ehepaar schaut verblüfft herüber, sie flüstert: "Ist das nicht der Althaus, der mit dem Unfall?"

Heute in “Bild” muss man sogar nur die Bildtexte lesen, um die entscheidende Botschaft des Interviews zu erfahren (die Botschaft, die mit der identisch ist, die Althaus und seine Partei den zweifelnden Wählern, Parteimitgliedern und Kommentatoren vermitteln wollen):

So funktioniert “Bild”: “Bild” hat eine große Exklusiv-Geschichte, Althaus hat eine Berichterstattung in seinem Sinne, und alle sind glücklich. (Außer vielleicht diejenigen, die eine unabhängige, wahrheitsgemäße Berichterstattung erwarten.)

Wohlgemerkt: Es kann durchaus sein, dass Althaus wirklich wieder stark und gesund ist und einen kräftigen Händedruck und helle, wache Augen hat. Nur ist “Bild” dafür keine verlässliche Quelle.

Mit Dank an Falk H.

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