Trick oder Trick?

Es muss Freude geherrscht haben in der Bild.de-Redaktion, als jemand auf YouTube ein “irres Basketball-Video” fand, in dem nacheinander “vier Volltreffer von der Mittellinie” zu sehen sind:

Wurde dieses Video manipuliert oder nicht? Es lässt sich nicht mit 100-prozentiger Sicherheit feststellen. In den inzwischen über 500 Kommentaren zu dem Clip auf YouTube wird leidenschaftlich darüber gestritten. Die Person, die das Video online gestellt hat und nach eigenen Angaben aus dem Umfeld der gezeigten Kansas Jayhawks stammt, beteuert, dass alles echt sei.

Auffällig ist, dass offenbar von Anfang an vier Würfe geplant waren. So jubelt der Mann hinter der Kamera erst, als auch der vierte Wurf gelingt. Niemand wagt einen fünften Versuch.

Irritierend ist auch dieser Screenshot nach 27 Sekunden:

Basketball-Trickshot ohne Ball

Der Ball ist, nur für Sekundenbruchteile, nirgends zu sehen.

Zu unterscheiden, was echt und was nicht echt ist, wird schwieriger in Zukunft, für Laien und für Sportjournalisten. War es “die ganz große Kunst des Basketballs”, wie Bild.de die Aufnahmen einschätzt? Oder eher die ganz große Kunst der Videotechnik?

Videos von außergewöhnlichen Trickschüssen sind nämlich oft manipuliert. Wie das geht, zeigt der Filmemacher Jack Anderson in einem kurzen Video, das schon seit 2008 online ist:

Mit Dank an Bene F. und Jack Anderson.

Medienarchiv 68, N24, Google

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Editorial zum Medienarchiv68”
(medienarchiv68.de, Mathias Döpfner)
Der Axel-Springer-Verlag macht mit dem Medienarchiv 68 “rund 5.900 Beiträge, Kommentare, Leserbriefe, Karikaturen, Reportagen, Glossen und Interviews aus den Jahren 1966 bis 1968” zugänglich. Der Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner will damit die “publizistische Positionierung der Axel-Springer-Zeitungen in der damaligen Zeit” zur Debatte stellen: “Manche Klischees in den Köpfen erweisen sich auch als Endmoränen einer bis heute wirkungsvollen SED-Propaganda und Stasi-Desinformation.” Reaktionen auf die Lancierung des Medienarchivs sind auf taz.de, sueddeutsche.de oder fr-online.de zu lesen.

2. “Focus: Fakten, Fakten, Fakten??”
(klima-luegendetektor.de)
Der Klima-Lügendetektor schreibt über den “Focus”-Titel “Fällt die Klima-Katastrophe aus?” und kommt zu folgendem Schluß: “Die sensationsheischende Frage des ‘Nachrichtenmagazins’, ob die Klimakatastrophe ausfalle, lässt sich also kurz und bündig beantworten: Leider nein!”

3. “Du sollst nicht langweilen!”
(faz.net, Harald Staun)
Harald Staun über den Nachrichtensender N24: “Die bloße Etikettierung des Programms mit dem Begriff ‘Nachrichten’ scheint auszureichen, damit die sonst so fleißigen Kritiker des Privatfernsehens ihre fundamentalen Dünkel gegen Boulevardisierung und Infotainment vergessen. Die Solidaritätsbekundungen klingen ein wenig, als würde sich der Vegetarierbund beschweren, weil McDonald’s seine Salate abschafft.”

4. “‘Bild’-App ist bereits geknackt”
(dwdl.de, Alexander Krei)
“Einigen Usern ist es gelungen, die erst Anfang Dezember gestartete kostenpflichtige App der ‘Bild’ für das iPhone zu knacken. Dem Springer-Verlag ist das Problem bekannt, dennoch gibt man sich derzeit noch gelassen.”

5. “SF: Trickserei beim ‘Swiss Award'”
(persoenlich.com)
“Stand der ‘Schweizer des Jahres’ schon fest, bevor ihn das Volk per Televoting bestimmte?”

6. “Wieso Holzmedien bei Google-Kritik versagen”
(largeneuroncollider.com, Andreas Braendle)
Andreas Braendle hält Skepsis für angebracht, wenn Printmedien über Google schreiben. “Die seltsame Argumentation der Journalisten hört sich meist etwa so an, wie wenn Fährenbetreiber einen Autofahrer davon überzeugen wollen, nicht mit der neuen Brücke den Fluss zu überqueren, sondern weiterhin die Fähre zu nehmen – weil sie langsamer und teurer ist.”

Sensibler geht’s nicht

Am 11. Dezember berichtete sueddeutsche.de:

Nach dem Tod von Robert Enke hat die Fußballbranche begonnen, neu über einige Themen nachzudenken, zum Beispiel über den Umgang mit Tabus oder die Frage nach dem öffentlichen Druck auf einen Profispieler – oder die Spielernoten. (…)

[Auch “Bild”] ist nach dem Enke-Tod nicht einfach so zur Tagesordnung übergegangen. Über vieles sei diskutiert worden, auch über Noten, und man sei schließlich zu dem Ergebnis gekommen, bei der Benotung so weiter zu machen wie bisher, sagt [Walter M.] Straten. Auch in seiner Redaktion soll es zu einem etwas sensibleren Umgang mit den Zensuren kommen: “Wir werden wohl mit extremen Noten etwas vorsichtiger sein”, sagt der stellvertretende Bild-Sportchef. Man werde sich einmal mehr überlegen, “ob der Spieler, der eine klare Torchance vergeben hat, oder der Torwart, der den Ball hat durchflutschen lassen, eine Sechs bekommt oder eine Fünf reicht”.

Heute urteilte die “Bild am Sonntag” über die Leistungen von Hannover 96 wie folgt:

Nach einem Beitrag von Spox-Mitarbeiter Max-Jacob Ost (“GNetzer”), mit Dank an Toni Z.!

Nachtrag, 18. Januar. Aus dem Spielbericht in “Bild”:

Das war nicht mal Betriebssport
Die roten Voll-Versager

Die roten VOLL-VERSAGER! Das war nicht mal Betriebssport, so steigt ihr ab – aber 100-prozentig…

Deshalb schreibt BILD das Wort “Mannschaft” ab sofort nur noch in Anführungszeichen. Und zwar solange, bis die Profis endlich wieder zeigen, dass sie eine MANNSCHAFT sind!

Diese 96-“Mannschaft” spielte gegen Hertha wie ein Absteiger. Ohne Biss und ohne Ideen. Führungsspieler? Die haben die Roten nur in der Gehaltstabelle. (…)

Die roten VOLL-VERSAGER sind aber nicht nur auf dem Platz… (…)

Die roten Vollversager – bei 96 steht jetzt alles und jeder auf dem Prüfstand!

Posthum gealtert

Eigentlich wollten wir ja nicht mehr über falsche Altersangaben bei “Bild” berichten. Die sind nämlich immer noch so häufig, dass man dafür ein eigenes Blog einrichten könnte.

Aber die Vehemenz, mit der “Bild” und Bild.de Petra Schürmann (†74) mit ihrem Tod um zwei Jahre haben altern lassen, ist schon bemerkenswert:

Die frühere Fernsehmoderatorin starb im Alter von 76 Jahren in ihrem Haus in Starnberg. Die Klinik Großhadern bestätigte am Donnerstag entsprechende Informationen der Münchner "Abendzeitung".

Petra Schürmann († 76) ist tot. Sie starb um halb zwei in der Nacht zu Donnerstag in ihrem Haus in Starnberg.

Der 21. Juni 2001. Sommerbeginn. Ein Tag, der dem Leben von TV-Moderatorin Petra Schürmann († 76) eine tragische Wendung geben sollte .

Petra Schürmann ist tot. Die Moderatorin starb in der Nacht zum Donnerstag in ihrem Haus am Starnberger See im Alter von 76 Jahren.

Freunde und Kollegen erinnern sich an Petra Schürmann (†76): Sie war ein wunderschöner Mensch ...

“Bild” ist immerhin so konsequent, auch ein anderes Geburtsdatum zu nennen als alle anderen Quellen:

(*15.09.1933)

Nun kann es natürlich sein, dass “Bild” mehr weiß als alle Anderen. Das dann aber noch nicht sehr lange: Im vergangenen Frühjahr, als “Bild” und Bild.de zuletzt über Frau Schürmann berichteten, war sie dort noch 73.

Große Sorge um Schauspielerin Petra Schürmann (73). Ihre Freunde sind in Alarmstimmung!

Traurig erinnert die Geschichte von Peter Alexander an einen anderen Fall: Den der TV-Moderatorin Petra Schürmann (73).

Mit Dank an Big J, John H. und Stefan W.

Nachtrag, 20. Januar: “Bild” wusste tatsächlich mehr als die meisten Anderen — mehr dazu hier.

Kürzer gemacht

Eine (vielleicht) wichtige Meldung für Formel-1-Fans:

Ecclestone will das "Abkürzen" erlauben

Bevor es offiziell so weit ist, geht Bild.de aber schon mal mit gutem Beispiel voran:

Bernie Ecclestone (l.) im Gespräch mit Ferrari-Star Fernando. Jetzt überrascht der Formel-1-Boss mit einem kuriosen Vorschlag: Er will Abkürzungen bei den Formel-1-Rennen für die Fahrer zu lassen

… und kürzt Fernando Alonso den Nachnamen weg.

Mit Dank an Sven D.

Nachtrag, 16. Januar: Bild.de hat “Fernando” sein “Alonso” zurückgegeben.

Haiti, Al Qaida, Phrasen

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Wenn Helfer Medien helfen müssen”
(evangelisch.de, Henrik Schmitz)
Deutschsprachige Helfer in Haiti werden von den Medien mit Anfragen überhäuft, zum Beispiel Astrid Nissen, Leiterin des Projektbüros der Diakonie Katastrophenhilfe in Port-au-Prince. “Die Medien sind auf Menschen wie Astrid Nissen angewiesen. Die Zahl der Auslandskorrespondenten ist in den vergangenen Jahren eher zurückgegangen. Es muss gespart werden, auch an der Kompetenz in der Berichterstattung über exotische Länder. Das liegt natürlich auch am Publikum. Flapsig ausgedrückt: Wen interessiert schon Haiti, wenn dort nicht die Erde bebt?”

2. “Empathie”
(blog.tagesschau.de, Kai Gniffke)
Auch die Tagesschau hat keine Korrespondenten vor Ort: “Mehrere ARD-Reporter versuchen seit gestern ins Land zu kommen. (…) Auch wenn ich es nach außen nicht gerne zugebe, offen gesagt habe ich gehofft, dass die eigenen Leute möglichst die ersten sein werden, die aus Haiti berichten. Als wäre das so eine Art Wettbewerb. Ich kann gleich sagen: Wir waren es nicht. Heute abend versuche ich, mit dieser Tatsache nicht zu hadern. Denn mir ist besonders in den letzten 24 Stunden wieder einmal klar geworden, wie sehr mir in solchen Situationen die Fähigkeit zur Empathie verloren geht.”

3. “Komplizen: Die Medien und der Terror”
(carta.info, Stephan Ruß-Mohl)
Journalismusprofessor Stephan Ruß-Mohl fragt: “Wäre Al Qaida nicht bald machtlos, wenn selbst ‘gelungene’ Selbstmordattentate nur noch wenig oder keine Medienaufmerksamkeit auf sich lenkten? Die Medien ignorieren ja tagtäglich auch tausend andere Gewalttaten und Kriege auf dieser Welt.”

4. “Print lebt, und wie: ‘Landlust’ überholt ‘Focus'”
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Wenig überraschendes zeigen die neusten IVW-Zahlen der Printmedien: Viele verlieren (“Unter den Verlierern sind viele Me-too-Produkte, die freundlich formuliert verzichtbar sind”), Wochenzeitungen wie die “Zeit” und die “FAS” gewinnen hinzu. “So abgedroschen dieser Spruch auch klingen mag: Qualität setzt sich durch. Einen Automatismus dafür gibt es nicht, aber immerhin die Erkenntnis, dass es sich lohnen kann, gut zu sein.”

5. “Die hohlen Phrasen der Bosse”
(meedia.de/nc/background/meedia-blogs, Stefan Winterbauer)
“Es gehört zum Selbstverständnis der so genannten Entscheidungsträger, dass man so tun muss, als ob alles spitzenmäßig läuft. Breites Grinsen aufgesetzt und beide Daumen hochgestreckt. Auch wenn hinter einem für jeden sichtbar die Ruinen rauchen.”

6. “Georg Mascolo in Leipzig zu Gast: Nachrichten sind ein rares Gut”
(l-iz.de, Ralf Julke)
“Spiegel”-Chefredakteur Georg Mascolo sieht Nachrichten als ein Rohstoff, der nicht beliebig zu vermehren ist. Und: “Das Umschreiben von dpa-Meldungen wird in Zukunft nicht mehr reichen.”

“Und was qualifiziert Sie so als Journalist?”

Seit im vergangenen November bekannt wurde, dass Kristina Köhler neue Bundesfamilienministerin wird, steht eine Frage im Raum:

Kann man ohne Kinder eine gute Familien-Ministerin sein?

Sie ist jung, ledig, kinderlos – und künftig die Mutter der Nation. Kristina Köhler (32, CDU) ist Deutschlands neue Familienministerin. Ist die Hessin diesem Job gewachsen?

(Bild.de, 28. November 2009)

“Ihre Vorgängerin im Amt, Ursula von der Leyen, ist siebenfache Mutter. Sie sind ledig und kinderlos. Was qualifiziert Sie als Familienministerin?”

(“Bild am Sonntag”, 29. November 2009)

“Frau Ministerin Köhler, Sie sind 32 Jahre jung, kinderlos – was befähigt Sie, das Familienministerium zu führen?”

(“Welt am Sonntag”/“Berliner Morgenpost”, 6. Dezember 2009)

“Frau Köhler, Sie sind 32, kinderlos und noch ledig. Was qualifiziert Sie, das Familienministerium zu leiten?”

(“Bild”, 14. Januar 2010)

Trotz der immer gleichen Fragen blieb Frau Köhler bei ihren Antworten ausgesucht höflich, bemühte sich aber im Gegenzug um ähnlich große Unoriginalität:

Ich habe mich sowohl in meinem Studium als auch in meiner bisherigen Arbeit im Innenausschuss immer mit gesellschaftlichen Themen befasst. Vor allem habe ich mich um Integration von Migranten und den Kampf gegen Rechtsextremismus, Linksextremismus und Islamismus gekümmert. Das sind Themen, die auch in meinem Ministerium von entscheidender Bedeutung sein werden.

(“Bild am Sonntag”, 29. November 2009)

Das mit den 32 Jahren, das wird sich ja im Laufe der Zeit ändern. Ich bin jetzt Ministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend – und Sie werden schwerlich jemanden finden, der all diese Bereiche in einer Person vereinigt. Ich habe mich im Studium und auch in meiner bisherigen Funktion im Innenausschuss intensiv mit gesellschaftspolitischen Fragen beschäftigt, daran knüpft mein jetziges Amt gut an.

(“Welt am Sonntag”/“Berliner Morgenpost”, 6. Dezember 2009)

Das mit den 32 Jahren wird sich ja im Laufe der Zeit ändern. Ich bin jetzt Ministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend – und Sie werden schwerlich jemanden finden, der all diese Bereiche in einer Person vereinigt. Ich habe mich in meiner bisherigen Funktion im Innenausschuss intensiv mit gesellschaftspolitischen Fragen beschäftigt und war beim CDU-Grundsatzprogramm für Familie zuständig – daran knüpft mein jetziges Amt gut an.

(“Bild”, 14. Januar 2010)

Mit Dank auch an Stephan K.

CIA, SPÖ, E-Bücher

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “CIA-Killerstory ohne Quellen”
(ndr.de, Video, 7:05 Minuten)
Ein in den letzten Tagen von vielen Zeitungen aufgegriffenes angebliches Mordkomplott der CIA auf Mamoun Darkazanli beruht auf genau einer Quelle, einem Artikel in der “Vanity Fair”. Das Medienmagazin “Zapp” meint: “Zu aufregend, um wahr zu sein”.

2. “‘Big Brother’ und das Haus der verlorenen Seelen”
(faz-community.faz.net, Peer Schader)
Peer Schader hat sich die Bewohner der zehnten Staffel des Big-Brother-Hauses genauer angesehen: “Es ist eine ganz erstaunliche Truppe, die Endemol da für die zehnte Staffel von ‘Big Brother’ zusammengecastet hat: Menschen, die nicht mal mehr fürs, sondern teilweise schon im Fernsehen leben, und für die schon ganz genau vorgeplant sein dürfte, welche Konflikte sie in den kommenden Wochen durchlaufen sollen.”

3. “SP verschickt unter ORF-Logo ausgefüllte Wahlformulare für Publikumsrat”
(derstandard.at, Harald Fidler)
Auch in Österreich geht es um den Einfluss der Parteien auf öffentlich-rechtliche Anstalten. Die Partei SPÖ verschickt zur Wahl von sechs direkt wählbaren Publikumsräten Briefe, die so wirken, als wäre der ORF Absender.

4. Interviews mit Meinungsmachern
(dctp.tv, Videos)
Neue Videos mit Bloggern sind online. Dabei: Thomas Knüwer, Udo Vetter, Mario Sixtus und Stefan Laurin.

5. “Eklat um das Monster”
(weltwoche.ch, Kurt W. Zimmermann)
Kurt W. Zimmermann erklärt anhand eines konkreten Beispiels die “sechs Phasen des Thesenjournalismus”: Skandalisierung, Personalisierung, Kampagne, Rücktritt, Eskalation und Schmutz.

6. “Lesen, Schreiben [1]”
(intrig.antville.org, Peter Praschl)
Peter Praschl macht sich Gedanken zu E-Büchern.

Alter und Aussehen egal

Seit das “Hamburger Abendblatt” seine Qualitätsoffensive gestartet hat, sind viele Inhalte auf seiner Website kostenpflichtig.

So kann man den Text “Glatteis: 70 Hamburger nach Stürzen im Krankenhaus” nicht ohne Weiteres lesen. Was man aber kostenlos zu sehen bekommt, ist dieses Foto:

Noch immer sind viele Straßen, Geh- und Radwege spiegelglatt. Böse Ausrutscher leisteten sich am Dienstag mehr als 70 Hamburger.

Es zeigt die Kreuzung der Friedrichstraße mit dem berühmten Prachtboulevard Unter den Linden — in Berlin.

Gut zu erkennen an dem Doppeldeckerbus rechts im Bild und der Fassade des Hotels “The Westin Grand” am linken Bildrand.

Das Foto zeigt aber nicht nur die falsche Stadt, es ist noch nicht einmal aktuell: Wie unser Berliner Büro berichtet, liegt in der ganzen Stadt Schnee. Vermutlich stammt das Bild aus der gleichen Serie wie ein anderes Winter-Foto, das dpa kurz vor Weihnachten veröffentlichte.

Für zahlende Leser hält das Abendblatt.de, das nicht zum ersten Mal durch mangelnde Genauigkeit bei der Foto-Auswahl auffällt, übrigens eine 21-teilige Bildergalerie bereit:

Fotostrecke: Winter in Hamburg. Hamburg ist jetzt ein Winterwunderland.

Alle Fotos zeigen – soweit wir das überblicken können – Hamburg.

Mit Dank an Peter C.

Schleichst du noch oder wirbst du schon?

Schleichwerbung oder Modemacke - Warum trägt Bohlen immer dieselbe Polo-Hemden-Marke?

fragt Bild.de gewohnt investigativ und unterstreicht mit einer dreiteiligen Bildergalerie die Feststellung, dass Dieter Bohlen in der dritten Folge der aktuellen Staffel “Deutschland sucht den Superstar” bereits zum dritten Mal ein Polohemd von “Camp David” trug. Ironischerweise riecht die überaus schmeichelhafte Beschreibung des amerikanischen Modelabels durch “Bild” (“Laut Konzern ‘eine Marke für selbstbewusste Männer ab 25’ (Shirts rund 30 Euro)”) selbst schon ein wenig nach Schleichwerbung.

Den Beitrag schmücken zwei InText-Werbelinks zu einer Mode-Preisvergleichsseite und zwischen den zahlreichen Anzeigen für verschiedenste Online-Mode-Versandhäuser hat Bild.de ein mutmaßlich redaktionell gemeintes Video von Reuters eingebaut, in dem über die Modeschau eines Unterwäsche-Herstellers berichtet wird. Für Produktinformationen ist also ausreichend gesorgt.

Was jedoch komplett fehlt, ist die Antwort auf die ursprüngliche Frage, die wir gerne beantworten: Nein, Dieter Bohlen macht keine Schleichwerbung — sondern ganz offen Werbung für “Camp David”. Recherchefreudige Journalisten hätten dies leicht mit einem Besuch im Online-Shop der Marke herausfinden können:

Camp David - Dieter Bohlen - Bestseller!

Da grinst einen der Dieter nämlich die halbe Seite ausfüllend direkt an — und die Polohemden sind auch schon alle ausverkauft.

Mit Dank an Matthias K.

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