Rabatte, Griechenland, Verblendung

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Journalisten, Rabatte und Moral”
(berliner-zeitung.de, Götz Aly)
Während sie von Politikern “vollständige Transparenz” fordern, erfreuen sich “zehntausende Medienleute in aller Stille ihrer Rabatte und kleinen Vorteile”. “Der Fall Wulff ist eine schöne Gelegenheit, vor der eigenen Türe zu kehren.”

2. “Spiegel-Online & Co. zunehmend stärker in der Kritik”
(ef-magazin.de, Arne Hoffmann)
Arne Hoffmann fasst verschiedene Kritiken am Verhalten von Journalisten in der Causa Wulff zusammen. “Wenn jeder nur noch das sagen könnte, was juristisch absolut wasserdicht ist und am besten unter Zitat der jeweiligen Rechtsgrundlage, dann könnten wir alle nur schweigen oder über Anwälte kommunizieren.”

3. “Die Krise in der Medienbranche ist noch größer als die Krise insgesamt”
(dradio.de, Susanne Burg)
Die Journalistin Kaki Bali spricht über die Situation der Medien in Griechenland: “Die Zeitung meiner Jugend, die ich immer gelesen habe, die ist seit einem halben Jahr pleite. Die Leute versuchen, die noch zu publizieren, aber die sind seit dem August nicht bezahlt. Ein Fernsehsender, der rund um die Uhr Nachrichten praktisch hatte, ist auch pleite, und die Leute sind seit April nicht mehr bezahlt.”

4. “Innenministerium: Keine Verbote von iPhone und Blackberry”
(heise.de, rei)
“Innenminister verbannt iPhones”, schreibt “Bild”. Das deutsche Bundesinnenministerium widerspricht: “Diesen Geräten bleibt nach Angaben vom BMI-Sprecher Philipp Spauschus innerhalb des Ministeriums lediglich der Zugang zum Regierungsnetz verwehrt, da sie die erforderliche Sicherheitslösung SiMKo 2 nicht unterstützen. Welche Geräte die Mitarbeiter privat mitführen, bleibt nach Angaben des Sprechers ihnen selbst überlassen.”

5. “Falsche Frau mit Drachen-Tätowierung”
(superblaa.blogspot.com, Franky Armee)
Der “Blick am Abend” illustriert einen Text über den US-Film Verblendung (2011) mit einem Foto der Figur Lisbeth Salander – aus dem europäischen Film Verblendung (2009).

6. “Was Barack mir so schreibt”
(faz.net, Marcus Jauer)
Seit vier Jahren erhält Marcus Jauer E-Mails von Barack Obama. Eine Auswertung.

Eine Zeit zum Kofferauspacken

Keine Frage, Jörg Schmadtke hat einen stressigen Job und die “Hannoversche Allgemeine Zeitung” erklärt auch gerne, warum:

Um im Transfermonat Januar bei der schwierigen Suche nach einem neuen Stürmer fündig zu werden, ist Sportdirektor Jörg Schmadtke durchgestartet: von der Algarve über Düsseldorf weiter nach England, da blieb erst gar nicht viel Zeit zum Kofferauspacken. Der 96-Manager hat sich am Montag ein Spiel in der Premier League angeschaut, genauer gesagt das der Premier Reserve League zwischen dem FC Liverpool und Manchester United. Schmadtkes besonderes Interesse galt dabei einem 24 Jahre alten Senegalesen aufseiten der Gäste: Mame Biram Diouf, zehnfacher Nationalspieler und offenkundig nicht ausreichend beschäftigt bei “ManU”, einem der großen englischen Klubs.

Gut, die “Premier Reserve League” ist, “genauer gesagt”, nicht die Premier League, sondern die Liga der Reservemannschaften der Premier League. Außerdem ist dies eine willkommene Gelegenheit endlich mal darauf hinzuweisen, dass “ManU” keine gängige Abkürzung für Manchester United ist, sondern ein sehr bösartiges Wortspiel.*

Aber eigentlich soll es um etwas anderes gehen: das Spiel, das sich Jörg Schmadtke am Montag angeschaut hat.

Nun: Er hat es sich anschauen wollen, denn das Spiel wurde gestern wegen Unbespielbarkeit des Platzes abgesagt.

Mit Dank an Stephan R.

Nachtrag, 20:00 Uhr: Die “Hannoversche Allgemeine Zeitung” hat den Fehler mit dem Spiel, das gar nicht stattfand, transparent korrigiert — und verzichtet jetzt auch auf das “ManU”.

* Nachtrag/Korrektur, 21. Januar: Offenbar ist die Sachlage beim Thema “ManU” doch nicht so klar, wie wir angenommen hatten: Zwar ist die Abkürzung bei Fans von Manchester United ungebräuchlich, aber offenbar hat sie auch nicht so viel mit dem Flugzeugunglück von München zu tun.

Mit Dank an Jens Sch. und Jörn R.

Gilt als, Geheimsprache, Jodekoeken

6 vor 9

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1. “Bild antwortet auf taz-Fragen”
(taz.de, Felix Dachsel)
Die Pressestelle des Axel-Springer-Verlags beantwortet Fragen zur Causa Wulff, die von der “taz” an “Bild” gestellt wurden.

2. “ZiB-Redaktion – Das Protest-Video”
(youtube.com, Video, 2:47 Minuten)
55 Mitarbeiter des Aktuellen Dienstes in der ORF-Fernsehinformation protestieren und “fordern die Einhaltung des in der österreichischen Verfassung festgeschriebenen Rechtes auf Unabhängigkeit des ORF.”

3. “‘Gilt als’ ist schlechte Journalistensprache”
(netzjournalismus.de, Fiete Stegers)
Fiete Stegers sieht in der Wendung “gilt als” eine leichte Distanzierung, die dem Journalisten den Anschein von Objektivität verleiht, “während zugleich die beschriebene Zuschreibung durch nicht näher definierte Autoritäten schon fast umumstößlich ist.”

4. “Tempus- und Aspektmysterien der philosophischen Geheimsprache”
(texttheater.net, ke)
Sprache, wie sie in Texten einiger Philosophen zu lesen ist. Mit “beinahe ausschließlich solchen Verben, die die Änderung eines Zustandes ausdrücken” und der Konjunktion “wenn”.

5. “Der Nachrichtensender N24 lockt mit bemerkenswerter Offenheit”
(heise.de/tp, Peter Mühlbauer)
“Die dramatischen Stunden auf der Costa Concordia – eine fette Bildergalerie zum Untergang des Traumschiffs!”

6. “Als sie kamen, um die Kekse zu holen…”
(stefan-niggemeier.de)
Henryk M. Broder erhält am Flughafen in Amsterdam keine “Jodekoeken” mehr, auf “Welt Online” steht darauf: “Jetzt also auch Holland im Griff der Political Correctness.”

dpa  etc.

Kein Wunder

Wer professionell mit Informationen umgeht, sollte eigentlich aufhorchen, wenn er das Wort “Wunder” hört. Doch wer einfach nur faul Informationen hin- und herschiebt, für den ist das Wort “Wunder” ein willkommener Anlass zum Weghören, die universelle Erklärung für das Unwahrscheinliche, das Unlogische oder schlichtweg das Falsche.

Am Sonntag meldete die Nachrichtenagentur dpa um 10.16 Uhr:

Jüngste Microsoft-Mitarbeiterin in Pakistan gestorben

Sie galt als Computergenie und wurde mit gerade einmal neun Jahre die weltweit jüngste Mitarbeiterin des Softwaregiganten Microsoft. Nun starb die Pakistanerin Arfa Karim Randhawa mit nur 16 Jahren an den Folgen eines Herzinfarktes. (…)

Microsoft hatte das in Pakistan als Wunderkind gefeierte und mehrfach ausgezeichnete Mädchen 2004 zur offiziell zertifizierten Mitarbeiterin des Unternehmens gemacht. Damit war Arfa Karim die jüngste von hunderten Softwareentwicklern rund um den Globus.

Und prompt macht die Saga vom Wunderkind in Microsoft-Diensten die Runde:

Auf Bild.de:

Sie galt als Computergenie und wurde mit gerade einmal neun Jahre die weltweit jüngste Mitarbeiterin des Softwaregiganten Microsoft. Jetzt ist sie tot!

In der “Welt kompakt“:

Die jüngste Mitarbeiterin von Microsoft ist gestorben

In der “Frankfurter Rundschau“:

Arfa Karim Randhawa war neun, als sie zur jüngsten Mitarbeiterin beim Computer-Giganten Microsoft wurde. In ihrer Heimat Pakistan wurde sie als Computergenie gefeiert und mit Preisen überhäuft. Nun ist Randhawa im Alter von 16 Jahren gestorben.

Und auf Süddeutsche.de:

Sie galt als Genie und gefeierte Computerexpertin in Pakistan, mit neun Jahren wurde sie jüngste Mitarbeiterin von Microsoft. Nun ist sie mit 16 an den Folgen eines Herzinfarktes gestorben. Die Beileidsbekundungen erreichen die Familie auch aus der politischen Spitze des Landes.

In der “Berliner Morgenpost“:

Ein undatiertes Foto zeigt das pakistanische Mädchen Arfa Karim Randhawa, die jüngste Mitarbeiterin des Microsoft-Konzerns

Alleine: Die verstorbene Jugendliche war nie Mitarbeiterin von Microsoft. Sie hatte im Alter von neun Jahren die Prüfung zum “Microsoft Certified Professional” bestanden. Das Zertifikat wird an Entwickler verliehen, die in bestimmten Bereichen ihre Kenntnisse über Microsoft-Produkte vorweisen können.

Am Montagmorgen hat die dpa die Meldung korrigiert. Doch für viele Medien bleibt das ohne Belang — die 16jährige bleibt für sie die “jüngste Angestellte von Microsoft”.

Mit Dank an die vielen Hinweisgeber.

B.Z.  

Minderwertiger Trash wie von der Schießbude

Wer ein etwas exzentrisches Hobby pflegt, sammelt vielleicht Gegendarstellungen aus Zeitungen und Zeitschriften. So jemand würde den Ausschnitt aus der gestrigen “B.Z.” wohl bei den schöneren Exemplaren in seinen Ordner einsortieren.

In den Hauptrollen: Ein Berliner CDU-Politiker, der als Senator mit der kürzesten Amtszeit (12 Tage) in die Polithistorie eingegangen ist, und eine … äh: schillernde Entertainerin und ehemalige “Dschungelkönigin”.

Gegendarstellung

Zu “Auch Désirée Nick fühlt sich vom Ex-Senator Braun getäuscht” in B.Z. vom 18. Dezember 2011:

Sie schreiben: Es war die Schrankwand, die sie stutzig machte. Vollgestellt mit ausgestopften Puppen, gigantischen Stofftieren. “Minderwertiger Trash wie von der Schießbude”, beschreibt Désirée Nick (55) das Büro von Michael Braun (55, CDU), … “Ich dachte gleich: Was ist das für ein Notar, der so etwas sammelt?”

Dazu stellte ich fest: In meiner Kanzlei gab es nie eine ausgestopfte Puppe, oder ein Stofftier. Ich sammle so etwas auch nicht.

Sie schreiben: “In einer Image-Broschüre wirbt die Swisskontor, mit der renommierten Kanzlei Lehmann-Brauns/Braun zusammenzuarbeiten.”

Dazu stelle ich fest: Es gibt keine Broschüre, in der ich genannt werde.

Berlin, den 19.12.2011
Rechtsanwalt Johannes Eisenberg für Michael Braun, Notar

Michael Braun hat recht. Die Redaktion

Liebe Journalisten!

Rund 82 Millionen Deutsche (einzige Ausnahme: Christian Wulff) machen sich gerade Gedanken darüber, wer neuer Bundespräsident anstelle des Bundespräsidenten werden könnte. Der “Berliner Kurier” sieht Wulff “schwer angeschlagen”:

Nach Kredit-Affäre, Vorwürfen um Gratis-Urlaube bei befreundeten Prominenten und jetzt um spendierte Upgrades für edle Hotel-Suiten kann er kaum noch als moralische Instanz für die Deutschen fungieren.

Da drängt sich natürlich eine Frage auf:

Aber wie korrekt waren eigentlich seine neun Vorgänger im höchsten Staatsamt?

Der “Kurier” hat deshalb “im Qualitäts-Check die Ex-Staatsoberhäupter unter die Lupe” genommen und fasst die zehnjährige Amtszeit Heinrich Lübkes so zusammen:

Heinrich Lübke (1959-1969): Leicht überforderter Fettnäpfchen-Spezi, beliebt bei Kabarettisten. "Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Neger", sagte er bei einem Besuch in Liberia. Lieferte Vorlagen für unzählige "Präsidenten"-Witze.

Tatsächlich hängt Lübke dieses Zitat seit 50 Jahren nach — nur wahrer wird es dadurch nicht.

Die “Zeit” hat sich des angeblichen Ausspruchs schon vor zehn Jahren für ihre Rubrik “Stimmt’s?” angenommen und kam zu dem Schluss:

Jeder kennt das Zitat, die meisten hätten es Lübke auch zugetraut, es wird sogar genau datiert auf einen Staatsbesuch in Liberia im Jahr 1962 – aber es gibt keinen Beleg dafür!

Für den Fall, dass der “Kurier” seinen Irrtum morgen korrigieren und Lübkes Fettnäpfchen-Kompetenz mit seinem zweitberühmtesten Ausspruch untermauern will: Auch “Equal goes it loose” (“Gleich geht’s los”) hat der Präsident offenbar nie gesagt.

Mit Dank an Petra O.

Primeur-Korruption, Xinhua, Goldglanz

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1. “Zwischen Mainstream und Volkes Seele”
(faz.net, Harald Staun)
Harald Staun denkt über die “öffentliche Meinung” in der Causa Wulff nach. “Der genervten Öffentlichkeit aber kann man nur raten: Wer den Klatsch aus Bellevue nicht mehr hören will, weil er meint, man müsse ein Amt nur ein Weilchen in Ruhe lassen, damit sein Inhaber es wieder in Würde tragen könne, der sollte einfach nicht mehr jede neue Petitesse anklicken, die im Internet steht. Dann lässt auch ‘Spiegel Online’ das Thema fallen. Ganz automatisch.”

2. “Ausländische Korrespondenten schreiben, was sie von der Causa Wulff halten”
(welt.de)
Siehe dazu auch die Eindrücke von “Focus”-Korrespondenten.

3. “Wir brauchen Haltung”
(tageswoche.ch, Urs Buess, Philipp Loser und Christian Schnur)
Es habe sich eine “Primeur-Korruption” (Primeur = Scoop) in der Schweizer Medienbranche entwickelt, sagt WOZ-Chefredakteurin Susan Boos im ausführlichen Interview: “Da werden Medienschaffende von Interessensvertretern gezielt mit Informationen gefüttert, und die ­betreffenden Journalisten tun dann so, als hätten sie den Primeur selbst erarbeitet.”

4. “Gratis-Meldungen auf Parteilinie”
(dradio.de, Pierre-Christian Fink)
In Afrika hat die dpa drei Korrespondentenbüros – die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua dagegen 26. “Die westlichen Agenturen müssen sich zum Großteil selbst finanzieren. Xinhua hingegen bekommt Geld vom Staat.”

5. “Musik, die keine sein darf”
(taz.de, Thomas Winkler)
Die Musik zwischen den Wortbeiträgen des Deutschlandfunk: “Sie soll nicht berühren, aber auch niemanden aufregen, sie soll im besten Falle keine Emotionen wecken, also absurderweise genau das nicht tun, was sonst als die vornehmste Aufgabe der Musik gesehen wird. Es ist, kurz gesagt: Musik, die keine Musik sein darf.”

6. “Goldglanzrauschende Ballnacht schimmert fantastisch”
(oldenburger-lokalteil.de)
In welche Worte die NWZ den selbst mitveranstalteten Presse- und Opernball in Oldenburg fasst.

Setzen, Sex!

In der Redaktion von Bild.de sitzen ein paar bemitleidenswerte Menschen, die die Rubrik “10 um 10” befüllen müssen. Dafür müssen sie jeden Tag um 10 Uhr (oder genauer: irgendwann zwischen halb Zehn und Elf) irgendeine Top-10-Liste zusammenstellen wie “Die 10 kultigsten Chuck-Norris-Sprüche”, “Die 10 nervigsten Weihnachtslieder” oder “10 Verhütungsmethoden, die nichts taugen”.

Heute nun lautet der Name der Liste “10 Fakten, die wir vor einem Jahr noch nicht wussten”. Zu diesen Fakten gehört neben “Beten hilft wirklich” und “Punk ist wertvoll”:

8. Übung macht den (Sex-)Meister: In Österreich wurde die “Austrian International School of Sex” (AISOS). von der Schwedin Ylva-Maria Thompson gegründet. Für die Ex-TV-Talkerin steht fest: Die Liebeskraft muss ebenso trainiert werden wie Muskeln und Hirn!

Statt den eigenen Artikel über die “Sex-Schule” zu verlinken, hätten die Leute von Bild.de mal lieber ein bisschen googeln sollen. Dann wären sie zum Beispiel auf die Artikel vom “Wiener Kurier” oder von “Die Presse” aus dem vergangenen Dezember gestoßen, in denen die vermeintliche Sex-Schule als Inszenierung der Künstlergruppe “The Birdbase” enttarnt wird, die zuvor durch falsche Franz-Kafka-Bücher aufgefallen war (BILDblog berichtete).

BILDblog lesen hätte übrigens auch in diesem Fall geholfen: Wir hatten den “Presse”-Artikel, in dem sich “The Birdbase” bekennt, die Sex-Schule erfunden zu haben, am 14. Dezember bei “6vor9” verlinkt.

Mit Dank an Björn, Bernhard H. Leo und Maxi.

Drohnen, Zuwanderung, Hundt beißt Mann

6 vor 9

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1. “Sie sind Rädchen in der Propagandamaschine”
(faz.net, Friederike Boege)
Friederike Boege schreibt über westliche Journalisten, die in China für die englischsprachigen Dienste der Staatsmedien tätig sind.

2. “Drohnenjournalismus”
(training.dw-world.de, Marcus Bösch)
Marcus Bösch stellt fest, dass sich deutsche Journalisten und Redaktionen sich nicht sonderlich für die Möglichkeit der Berichterstattung mit Drohnen zu interessieren scheinen. “Heute kann jeder für rund 300 Euro einen so genannten Quadrocopter kaufen, den man über ein iPhone steuern kann. So ein Quadrocopter fliegt zwar nur etwa 10 Minuten lang, dafür eingebaut sind zwei Kameras mit Front- und Bodenansicht.”

3. “Studie: Negative Bilder dominieren Berichte über Zuwanderung”
(derstandard.at, Oliver Mark)
Oliver Mark stellt die Dissertation “Zuwanderung – Herausforderung für Österreichs Medien” von Karin Zauner vor. “Die Kommunikationswissenschafterin hat für ihre Studie 40 österreichische Chefredakteure bzw. Geschäftsführer interviewt. (…) Der Kontext, in den das Thema Migration eingebettet ist, wird von den Themen ‘Problem/Konflikt’ (93 Prozent), ‘Kriminalität’ (63 Prozent) und ‘Bedrohung/Angst’ (28 Prozent) dominiert. Positive Beispiele werden zwar für sinnvoll erachtet (80 Prozent), kommen aber im Redaktionsalltag viel zu kurz.”

4. “Lebenslänglich für Wulff”
(berliner-zeitung.de, Matthias Thieme)
Günter Wallraff fordert lebenslängliches Bundespräsidententum für Christian Wulff: “Wenn er die Stromstöße dieser medial inszenierten Hinrichtung politisch überlebt, sollte er das Amt zur Bewährung behalten – aber dann bitte auch lebenslänglich. Damit wäre auch der Steuerzahler entlastet. Man muss das mal durchrechnen. Was zahlen wir den früheren Bundespräsidenten alles? Lebenslänglich Bezüge, Dienstwagen, Fahrer, Büro, Sekretärin. Die Lebenserwartung steigt ja nun auch ständig.”

5. “!@#&^%$!!!!!! (Cellphone halts Mahler’s Ninth mid-movement)”
(thousandfoldecho.com, Amanda Keil, englisch)
Das Klingeln eines Mobiltelefons führt zu einer Unterbrechung eines Konzerts in der Avery Fisher Hall in New York. “Until today I’ve never been to a concert where a cellphone stopped the orchestra in the middle of a piece, but now I can check that awful milestone off the list.”

6. “Von Medien weitgehend ignoriert: Arbeitgeberpräsident Hundt beißt Mann”
(der-postillon.com)
“Augenzeugen zufolge hatte sich Hundt so fest in der Wade des Mannes verbissen, dass es keinem der Anwesenden gelungen sei, die beiden zu trennen. Erst als Hundt mithilfe eines herbeigeholten Gartenschlauches mit kaltem Wasser abgespritzt wurde, ließ er von seinem Opfer ab und rannte jaulend aus dem Veranstaltungssaal.”

Die Ziehung der Otto-Zahlen

“Bild” hat schon länger nicht mehr über den “Bio-Sprit” E10 berichtet, den die Zeitung im vergangenen Frühjahr so schön als Feindbild entdeckt hatte (BILDblog berichtete). Ende Dezember berichtete das Blatt in einer winzigen Meldung, dass die befürchteten Motorschäden durch E10 in Deutschland “offenbar ausgeblieben” sind, aber das konnte ja niemanden interessieren.

Jetzt hat immerhin Bild.de eine Gelegenheit gefunden, ganz wertfrei über E10 zu berichten:

Biosprit im Flugzeug getestet: Nein zu E10! Lufthansa setzt weiter auf Kerosin

Kein Schaden am Triebwerk, keine spröden Schläuche – auch Flugzeuge vertragen E10. Von Juli bis Dezember pendelte ein Lufthansa-Airbus zwischen Hamburg und Frankfurt. Im Tank war Bio-Kraftstoff – der seit Monaten von deutschen Autofahrern als Öko-Plörre verschmäht wird.

Nun gut: Ehrlich gesagt glaubt Bild.de, eine Gelegenheit gefunden zu haben, über E10 zu berichten.

Zwar haben zahlreiche Medien, die über die Tests der Lufthansa berichteten, das Wort “Biospritverwendet, aber natürlich handelte es sich dabei nicht um den Ottokraftstoff E10, sondern um Bio-Kerosin, das sich chemisch deutlich davon unterscheidet.

Wenn die Lufthansa ihren Airbus wirklich mit E10 betankt hätte, wäre der Effekt vergleichbar mit dem der entsteht, wenn man einen Diesel-PKW mit Benzin betankt, nur bedeutend teurer: der Motor ginge kaputt.

Mit Dank an Christoph H.

Nachtrag, 20.20 Uhr: Bild.de hat den Artikel unauffällig überarbeitet.

2. Nachtrag, 21.50 Uhr: … und dabei E10 zum “Biodiesel” verschlimmbessert.

Mit Dank an Chris H. und Tharcel.

3. Nachtrag, 14. Januar: Jetzt ist E10 wieder “Biosprit”.

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