Vom Verschwinden der Lokalzeitung, “Haaretz”, Bundesliga-Rechtevergabe

1. Vom Verschwinden der Lokalzeitung
(wuestenradar.de, Christian-Mathias Wellbrock & Sabrina Maaß)
Wo sind Lokalzeitungen verschwunden? Und wo drohen Nachrichtenwüsten? Diesen Fragen sind Christian-Mathias Wellbrock und Sabrina Maaß von der Hamburg Media School nachgegangen und haben “untersucht, wie sich die Situation der Tageszeitungen seit der deutschen Wiedervereinigung verändert hat und welche Folgen eine Schwächung der Lokalpresse für das demokratische Gemeinwesen in Deutschland haben könnte.” Es lohnt ein Blick in die 46-seitige Studie (PDF), in der nicht nur die Ergebnisse, sondern auch die Handlungsoptionen vorgestellt werden. Äußerst eindrücklich ist auch die interaktive Karte, die das gesamte Ausmaß der Veränderungen seit 1992 zeigt (Schieberegler bewegen).

2. Israels Regierung boykottiert Zeitung “Haaretz”
(taz.de, Felix Wellisch)
Die israelische Regierung unter Premierminister Benjamin Netanjahu habe beschlossen, Israels älteste und anscheinend unbequem gewordene Tageszeitung “Haaretz” zu boykottieren und dort keine Anzeigen mehr zu schalten: “Am Sonntag nahm das Kabinett laut Kommunikationsminister Shlomo Karhi einstimmig einen Vorschlag an, der allen Regierungsvertretern und Angestellten von staatlich finanzierten Organisationen vorschreibt, nicht mehr mit der Zeitung zu kommunizieren oder dort Anzeigen zu schalten.”

3. Neues vom Deutschlandfunk
(verdi.de, Volker Nünning)
Volker Nünning beschreibt die geplanten Programmreformen beim Deutschlandfunk, mit denen auf finanzielle, personelle und medienpolitische Veränderungen reagiert werden soll. Ziel sei es, das journalistische Profil des öffentlich-rechtlichen Senders trotz neuer Programmstrukturen und mehr digitalen Inhalten wie Podcasts zu bewahren. Die Reform solle bis 2025 in Arbeitsgruppen erarbeitet werden.

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4. Techkonzerne fordern Aufschub für australisches Jugendschutzgesetz
(zeit.de)
Technologiekonzerne wie Google, Meta und TikTok hätten die australische Regierung gebeten, die für diese Woche geplante Verabschiedung eines strikten Gesetzes zum Jugendschutz in Sozialen Medien zu verschieben, bis die Ergebnisse eines Pilotprojekts zur Altersüberprüfung vorliegen. Der Gesetzesentwurf, der die Social-Media-Nutzung von Kindern unter 16 Jahren künftig verhindern soll, werde unter anderem wegen mangelnder Kohärenz und Effizienz sowie fehlender Konsultation mit Experten und Interessengruppen von den Unternehmen kritisiert.

5. Bluesky HowTo und Tools
(metacheles.de, Sascha Pallenberg)
Die X/Twitter-Alternative Bluesky erlebt derzeit einen rasanten Zustrom von Nutzerinnen und Nutzern. Sascha Pallenberg hat allerlei Wissenswertes um die Microblogging-Plattform zusammengestellt und nennt hilfreiche Tools rund um die Themen Feeds, Labels, Starter Packs und Beitragsverwaltung. Außerdem kennt er nützliche Hilfsprogramme zur Migration von anderen Plattformen zu Bluesky.

6. Bundesliga-Rechtevergabe: Neustart unterm Damoklesschwert
(dwdl.de, Timo Niemeier & Alexander Krei)
Bei “DWDL” geht es um die Wiederaufnahme der Vergabe der Fußball-Bundesliga-Rechte für die Spielzeiten 2025 bis 2029. Zuvor habe ein “Hickhack” zwischen Pay-TV-Sender DAZN und Deutscher Fußball Liga (DFL) zum Abbruch des ursprünglichen Verfahrens geführt: “Der Ausgang der nun neu startenden Auktion ist völlig ungewiss. Als Gewinner könnte am Ende allen voran die DFL stehen, immerhin hat man bei Sky jetzt die Gewissheit, dass DAZN schon im Kampf um Paket B bereit ist, viel Geld auf den Tisch zu legen – möglicherweise so viel, um den Pay-Platzhirschen über kurz oder lang komplett aus dem Markt zu drängen.”

AfD-Hausverbot ungültig, Zeitung per Drohne, Überraschender Überschuss

1. Gericht erklärt Hausverbot der AfD gegen BR-Journalisten für ungültig
(bjv.de, Benedikt Frank)
Wie der Bayerische Journalisten-Verband (BJV) mitteilt, habe das Landgericht München angeordnet, dass ein Journalist des Bayerischen Rundfunks (BR) vom AfD-Parteitag im bayerischen Greding berichten dürfe. “Das Gericht hat wie erwartet bestätigt, dass eine politische Partei sich nicht aussuchen kann, wer über sie berichtet”, so der BJV-Vorsitzende Harald Stocker: “Die AfD hat der Freiheit der Berichterstattung dennoch enormen Schaden zugefügt. Das dürfte auch ihre Absicht gewesen sein. Das Hausverbot der AfD hat einen renommierten Reporter fast neun Monate lang bei seiner Arbeit behindert.”
Weitere Lese- und Gucktipps: Der BR-Journalist war dann auch beim AfD-Parteitag vor Ort und berichtete bei br.de, in einer Schalte und in mehreren Tweets von “Schikanen für Journalisten”.

2. Drohnen gegen Populismus
(taz.de, Christina Koppenhöfer & Chiara Joos)
In einem Testprojekt im brandenburgischen Welzow würden Drohnen zur Zeitungszustellung erprobt, um die hohen Kosten in dünn besiedelten Regionen zu senken. Während Befürworter wie Bürgermeisterin Birgit Zuchold und der Deutsche Journalisten-Verband darin eine Chance sähen, lokale Informationen zu erhalten und sogenannte Nachrichtenwüsten zu vermeiden, würden strenge Gesetze und die Ausgaben für die Technik eine langfristige Umsetzung behindern. Die teure Drohnentechnologie belaste die ohnehin schon hohen Zustellkosten weiter.

3. “Noch gibt es die Chance, geschlossen Nein zu sagen”
(journalist.de, Mia Pankoke)
Mia Pankoke thematisiert die Forderung des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV), dass sich Rundfunkanstalten und Verlage geschlossen gegen Text- und Data-Mining durch Künstliche Intelligenzen (KI) aussprechen sollten. DJV-Justiziarin Hanna Möllers warne davor, dass das Trainieren von KI-Modellen mit journalistischen Inhalten ohne Vergütung der Urheberinnen und Urheber langfristig die journalistische Landschaft gefährde. ARD-Intendant Kai Gniffke argumentiere hingegen, dass öffentlich-rechtliche Inhalte wichtig für den demokratischen Diskurs seien und daher für KI-Anwendungen zugänglich bleiben sollten.

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4. WDR machte 2023 überraschend 150 Millionen Überschuss
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Eigentlich habe der öffentlich-rechtliche WDR 2023 mit einem Minus von 58 Millionen Euro gerechnet. Herausgekommen sei aber ein Überschuss von 150 Millionen Euro, berichtet Uwe Mantel bei “DWDL. “Das positive Ergebnis ist in erster Linie auf versicherungsmathematische Parameter und Veränderungen bei den Pensionsrückstellungen zurückzuführen, also vereinfacht gesagt auf die positive Entwicklung am Kapitalmarkt”, heiße es dazu vom WDR.

5. Newsletter Netzwerk Recherche 239 vom 25.11.2024
(netzwerkrecherche.org, Lena Kampf)
Wie immer eine Empfehlung wert, nicht nur für investigativ arbeitende Journalistinnen und Journalisten: der Newsletter des Netzwerk Recherche. Die aktuelle Ausgabe beginnt mit einigen Worten von Lena Kampf über den Weggang von X/Twitter und die Suche nach geeigneten Alternativen. Außerdem gibt es einen gewohnt guten Überblick über medienrelevante Nachrichten, Veranstaltungen, Preise und Stipendien.

6. DJV verlässt Musk-Plattform X
(djv.de, Gina Schad & Hendrik Zörner)
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) verabschiedet sich nach 15 Jahren von X (ehemals Twitter): “Für uns als Journalisten-Verband ist mit der Wahl von Donald Trump die letzte rote Linie überschritten. Wir wissen, dass viele Kolleginnen und Kollegen aktuell mit sich ringen, aber wir können sie nur dazu ermutigen, uns zu folgen und auf andere Kanäle auszuweichen. Zwischen Fake news und Desinformation haben wir Journalistinnen und Journalisten nichts verloren”, so der DJV-Vorsitzende Mike Beuster.

KW 47/24: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Theodor Herzl-Dozentur mit Martin Thür: Die Kontrollfunktion des Journalismus
(youtube.com, Martin Thür, Video: 1:22:26 Stunden)
In seinem Vortrag über “die Kontrollfunktion des Journalismus” betont ORF-Moderator Martin Thür, dass Journalismus in Demokratien als Wächter über Machtverhältnisse fungiere, indem er Missstände aufdecke und Debatten ermögliche. Thür illustriert dies mit historischen Beispielen und aktuellen Recherchen, die zeigen, wie journalistische Arbeit Machtmissbrauch sichtbar macht und Veränderungen anstößt. Unabhängiger Journalismus brauche Zeit, Engagement und Perspektivenvielfalt.

2. Stimmen der Freiheit: Vom Kriegsreporter zum Staatsfeind
(youtube.com, Wolfgang Krach, Video: 1:29:51 Stunden)
Die von Wolfgang Krach, Chefredakteur der “Süddeutschen Zeitung”, moderierte Veranstaltung widmet sich der Situation von Journalistinnen und Journalisten in Äthiopien während des Bürgerkriegs zwischen der Zentralregierung und der TPLF. Der Journalist Amir Aman Kiyaro berichtet über seine Arbeit im Kriegsgebiet, seine Verhaftung und die schwierigen Haftbedingungen. Mit Brita Wagener, der ehemaligen deutschen Botschafterin in Äthiopien, diskutiert er, wie Deutschland zu einem repressiven Regime steht und ob es weiterhin als “Reformpartnerland” unterstützt werden sollte.

3. Zwischen Hype und Wachstumsschmerz – der Podcast-Markt im Wandel
(thisismedianow.podigee.io, Lukas Schöne, Audio: 47:59 Minuten)
Der Podcast “This is Media Now” thematisiert den aktuellen Stand des Podcast-Marktes, insbesondere die Konsolidierung nach dem Hype der vergangenen Jahre. Es geht unter anderem um die Frage, wie neue Erlösquellen und Zielgruppen erschlossen werden können, während sich Werbe- und Produktionsstrategien den veränderten Marktbedingungen anpassen. Podcasting als Medium sei fest etabliert und biete weiterhin Wachstumspotenzial, vor allem durch innovative Ansätze und langfristiges Engagement.

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4. Podcasts und Medien – mit Holger Klein
(youtube.com, Ali Hackalife, Audio: 2:15:27 Stunden)
Bei “Auch interessant” diskutieren Ali Hackalife und Holger Klein, wie sich die Podcast- und Medienlandschaft in den vergangenen Jahren verändert hat, besonders hinsichtlich Plattformen und Reichweite. Klein reflektiert seinen Werdegang vom Radio zur Podcast-Szene und beschreibt, wie Unabhängigkeit und kreative Freiheit im digitalen Zeitalter unter dem Druck von Marktlogiken stehen. In dem Gespräch geht es um Themen wie Monetarisierung, Reichweitenstrategien und die Herausforderungen kleinerer Produzenten in einer von Großproduktionen dominierten Branche.

5. Wie macht man aus bitterer Realität lustige Zeichnungen?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 19:28 Minuten)
Und noch einmal Holger Klein: Im “Übermedien”-Podcast begrüßt er als Gastgeber die Künstlerin und Karikaturistin Katharina Greve: “Wie entstehen ihre Ideen? Kann man alle Themen mit Humor behandeln? Wie hat sich die Karikatur im Laufe der Zeit verändert? Inwiefern grenzt sie sich vom Cartoon ab? Und was hat Greve mit dem Rücktritt von Papst Benedikt XVI zu tun?”

6. Filmförderung in Gefahr: Warum die Filmbranche nach dem Ampel-Aus zittert
(br.de, Jonathan Schulenburg, Audio: 26:43 Minuten)
Jonathan Schulenburg spricht mit dem Kulturjournalisten Moritz Holfelder über die stockende Reform der deutschen Filmförderung und deren Bedeutung für die Branche. Kulturstaatsministerin Claudia Roth hatte eine umfassende Reform versprochen, doch nach dem Ende der Ampelkoalition droht das Vorhaben zu scheitern. Björn Böhning, Hauptgeschäftsführer der Produktionsallianz, warnt im Interview vor gravierenden Folgen für Filmschaffende und die gesamte Branche.

Desinformationsverbreiter, RTL-Wahlduelle, Gefahr in Österreich

1. Diese 5 einst seriösen Medien verbreiten jetzt Desinformation
(volksverpetzer.de, Philip Kreißel & Thomas Laschyk)
Philip Kreißel und Thomas Laschyk werfen mehreren deutschen Medienhäusern eine zunehmende Verbreitung von Desinformation vor. Publikationen wie die “Schwäbischen Zeitung”, die “Berliner Zeitung”, die “NZZ”, der “Cicero” und die “Welt” würden rechte Narrative, russische Hofberichterstattung oder “Fake News” veröffentlichen. Kreißel und Laschyk fordern strengere Standards und eine konsequentere Haltung gegenüber Desinformationsquellen innerhalb etablierter Medien. Ihr Fazit: “Die Selbstkontrolle scheint immer wirkungsloser zu werden. Es gibt keine Standards für wirksamen Schutz vor übergriffigen Herausgebern. Und es wird sich nichts ändern, wenn wir die Übeltäter weiter wie seriöse Medien behandeln.”

2. Die Linke droht, sich notfalls in RTL-Wahlduelle einzuklagen
(dwdl.de, Uwe Mantel)
RTL plane im Vorfeld der Bundestagswahl drei TV-Duelle mit Spitzenkandidatinnen und -kandidaten von SPD, CDU/CSU, Grünen, FDP, AfD und BSW. Die Linke sei hingegen bislang nicht berücksichtigt worden. Die Partei habe dies scharf kritisiert und prüfe rechtliche Schritte, da sie in dem Vorgang einen Verstoß gegen den Medienstaatsvertrag und die journalistischen Grundsätze der Vielfalt und Fairness sehe. RTL verteidige die Auswahl mit einem Verweis auf Umfragewerte. Doch genau da sieht Uwe Mantel eine Argumentationslücke: “Wenn man sich die von RTL und ntv selbst in Auftrag gegebene Forsa-Wahlumfrage in der aktuellsten Ausgabe ansieht, dann liegen inzwischen dort FDP, BSW und die Linke gleichauf – und zwar bei jeweils nur 4 Prozent und somit aktuell unterhalb der 5-Prozent-Hürde, aber allesamt auch mit Chancen darauf, diese Hürde noch zu überspringen. Bleibt es dabei, müsste man wohl bei RTL anhand der selbst gewählten Maßstäbe noch einmal überdenken, wie die Zusammensetzung genau aussehen wird.”

3. Österreich: Gefahr für die Pressefreiheit
(verdi.de, Till Schmidt)
Im Interview mit dem Verdi-Medienmagazin “M” beschreibt Luis Paulitsch die politischen Auswirkungen der jüngsten österreichischen Nationalratswahl, bei der “die extrem rechte FPÖ” stärkste Kraft wurde, und skizziert Unsicherheiten bezüglich möglicher Regierungskoalitionen. Paulitsch betont, dass sich in Österreich eine mediale Parallelwelt etabliert habe, wodurch die FPÖ nicht mehr von unabhängiger Berichterstattung abhängig sei: “Mit Herbert Kickl hat sich die Rhetorik verschärft. Das Vertrauen in einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk wird zerstört, wenn man permanent den Eindruck vermittelt, er sei Teil oder Handlanger der Regierung und berichte lediglich das, was ‘von oben’ vorgegeben wird.”

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4. Was der FCC-Vorsitz mit der Meinungsfreiheit im Netz zu tun hat
(netzpolitik.org, Tomas Rudl)
Der von Donald Trump nominierte Brendan Carr, künftiger Chef der US-Telekommunikationsaufsicht FCC, wolle Onlinediensten die Inhaltemoderation erschweren. Tomas Rudl erklärt, was Carr sich bereits für das radikale Umbauprogramm “Project 2025” einer US-amerikanischen nationalistisch-konservativen Denkfabrik ausgedacht hatte und wie er seine Ideen umsetzen will.

5. Zwischen den Zeilen: Was uns die Fightin’-Words-Analyse über die Russland-Berichterstattung verrät
(de.ejo-online.eu, Juliane Niepert)
Juliane Niepert erläutert, wie Sprache ideologische Perspektiven in der medialen Berichterstattung sichtbar macht, und thematisiert die Anwendung der “Fightin’-Words”-Methode auf die Russland-Berichterstattung deutscher Medien: “Letztendlich ist die Entscheidung von Die Zeit, die ukrainische Hauptstadt fortan als ‘Kyjiw’ zu bezeichnen, ein Beispiel dafür, wie bewusst gewählte Sprache politische Standpunkte und ideologische Ausrichtungen sichtbar machen kann. Die Fightin’ Words-Methode verdeutlicht genau diese Dynamiken, indem sie aufzeigt, wie sprachliche Unterschiede ideologische und kulturelle Perspektiven widerspiegeln.”

6. Fil­me­ma­cherin bekommt Aus­kunft über Wer­be­ein­nahmen von RTL
(lto.de, Pauline Dietrich)
Das Oberlandesgericht Köln habe entschieden, dass RTL einer Filmemacherin Auskunft über die Werbeeinnahmen zu ihren Produktionen erteilen müsse, um mögliche Nachvergütungsansprüche prüfen zu können. Das Gericht habe den Auskunftsanspruch bejaht, da ein Kausalzusammenhang zwischen Werbeeinnahmen und den Sendungen angenommen werde, obwohl dies in der Literatur umstritten sei. Die Entscheidung markiere einen Meilenstein im Privatrundfunkrecht.

Rundfunkbeitrag, KI beeinflusst Vielfalt, Sonnige Schleichwerbung

1. “Das wird jetzt nicht schön. Die Kritiker werden auf uns eindreschen.”
(dwdl.de, Alexander Krei)
Alexander Krei berichtet bei “DWDL” über ein Interview des ARD-Vorsitzenden Kai Gniffke, das dieser der “Zeit” gegeben hat (nur mit Abo lesbar). Es geht dabei um den Streit um die künftige Höhe des Rundfunkbeitrags und die Verfassungsbeschwerde der öffentlich-rechtlichen Sender gegen die Bundesländer. Gniffke habe das Vorgehen wie folgt kommentiert: “Es ist nicht gut für uns, es ist nicht gut für die Länder und vermutlich auch nicht für das Bundesverfassungsgericht. Und damit ist es nicht gut für unser Land. Aber es wäre noch schlechter, wenn wir das unabhängige Verfahren zur Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks einfach drangeben würden.”
Weiterer Lesetipp: In der “taz” kommentiert der rechtspolitische Korrespondent Christian Rath: “Es wird also darauf hinauslaufen, dass – wie 2021 – erneut das Bundesverfassungsgericht die Erhöhung des Rundfunkbeitrags anordnen muss. Fast könnte man meinen, die Länder zielen darauf ab, die unpopuläre Entscheidung den Rich­te­r:in­nen zu überlassen.”

2. Sonnige Schleichwerbung
(kobuk.at, Felix Mährenbach)
“Die Kronen Zeitung und das Land Burgenland gründen ein gemeinsames Unternehmen für Solartechnik. Zeitgleich startet das Massenblatt eine Kampagne für ‘Krone Sonne’. Ein Zufall?” Felix Mährenbach ist der problematischen Konstellation nachgegangen.

3. Der #eXit ist sicher kein “kindischer Kitsch”
(diepresse.com, Luis Paulitsch & Mathias Zojer)
Der Essayist und Buchautor Wolf Lotter hatte den Weggang von Journalistinnen und Journalisten sowie Parteien von X/Twitter als “lächerliche Aktion” und “kindischen Kitsch” bezeichnet und dabei auf George Orwell verwiesen. Nun antworten ihm Luis Paulitsch und Mathias Zojer: “Wenn George Orwell bei Lotter als Kronzeuge herangezogen wird, um die Pflicht zur journalistischen Präsenz auf X zu untermauern, ist das nicht ohne Komik. Orwell selbst hätte kaum vorgeschlagen, sich einer Umgebung zu beugen, die Lügen und Hass systematisch befördert. Freiheit bedeutet auch, sich nicht zum Komplizen von propagandistischen Strukturen zu machen.”

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4. Urteil: Journalist Zamora soll zurück ins Gefängnis
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) protestiert gegen die Inhaftierung des guatemaltekischen Investigativjournalisten José Rubén Zamora: “Wir sind entsetzt über die Entscheidung des Gerichts in Guatemala”, so RSF-Geschäftsführerin Anja Osterhaus: “Die anhaltende Verfolgung von José Rubén Zamora verletzt nicht nur seine Rechte, sondern sendet auch eine abschreckende Botschaft an alle Journalistinnen und Journalisten, die mit ihren Recherchen Korruption und Missstände aufdecken. Wir fordern seine umgehende und bedingungslose Freilassung.”

5. KI beeinflusst Vielfalt in den Medien
(verdi.de, Bärbel Röben)
Bärbel Röben fasst die wichtigsten Ergebnisse einer Konferenz der “Neuen deutschen Medienmacher*innen” in Berlin zusammen, bei der über den Einfluss von Künstlicher Intelligenz auf den Journalismus diskutiert wurde. Die anwesenden Expertinnen und Experten hätten sowohl Chancen wie Transparenz, Ressourcenersparnis und innovative Anwendungen als auch Risiken durch Manipulationen und fehlende Diversität angesprochen.

6. “Der Berg ist sehr steil. Und wir haben auch einen Rucksack”
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz, Video: 1:45 Minuten)
Boris Rosenkranz hat sich die medialen Auftritte von CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann angeschaut und aus den vielen Linnemann-Phrasen einen Supercut erstellt. Es geht um Weisheiten aus der Fußballwelt, steile Berge und große Rucksäcke, das Hinfallen und das Aufstehen und die Tätigkeit im Zitronenhandel.

Schmutzkampagne bei “Focus Online”, Rundfunkbeitrag, SMS-Klage

1. Falschnachricht über die SPD: Schmutzkampagne bei “Focus Online”
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz)
Boris Rosenkranz berichtet über einen “Focus-Online”-Artikel, der fälschlicherweise eine Schmutzkampagne der SPD gegen Friedrich Merz thematisiert habe (“Wahlkampf aus der untersten Schublade: SPD plant Schmutz-Kampagne! Frauen sollen Angst vor Friedrich Merz schüren”). Die SPD, die umgehend rechtliche Schritte eingeleitet habe, habe die Vorwürfe dementiert. “Focus Online” habe den Artikel zwar gelöscht, doch die Verbreitung der Falschmeldung könnte das Vertrauen in Medien weiter beschädigen, schreibt Rosenkranz.
Weiterer Lesetipp: SPD will “Fairness-Abkommen” für den Wahlkampf: “Der Wahlkampf ist noch gar nicht offiziell eröffnet, da wird bereits die erste Falschbehauptung verbreitet. In diesem Fall über die SPD. Deren Generalsekretär schlägt anderen Parteien ein ‘Fairness-Abkommen’ vor.” (tagesschau.de, Moritz Rödle)

2. Rundfunkbeitrag: ARD & ZDF ziehen vor das Verfassungsgericht
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Nachdem die Bundesländer keine Einigung erzielt haben, zögen ARD und ZDF vor das Bundesverfassungsgericht, um die von der KEF empfohlene Erhöhung des Rundfunkbeitrags durchzusetzen. ZDF-Intendant Norbert Himmler habe diesen Schritt wie folgt begründet: “Der Blick auf die Krisenherde der Welt und die wachsende Verunsicherung auch in Deutschland zeigen einmal mehr, wie wertvoll der öffentlich-rechtliche Rundfunk als Garant verlässlicher Informationen für die Gesellschaft ist. Die Verfassung gibt vor, dass er dafür angemessen finanziert sein muss. Da die Länder die Beitragsempfehlung der KEF nicht umsetzen, bleibt uns keine andere Möglichkeit, als erneut Beschwerde in Karlsruhe einzulegen.”

3. Was schrieb Ursula von der Leyen an den Pfizer-CEO?
(lto.de)
“Legal Tribune Online” berichtet über eine Klage der “New York Times” vor dem Gericht der Europäischen Union auf Offenlegung von SMS zwischen EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Pfizer-Chef Albert Bourla. Hintergrund sei ein milliardenschwerer Vertrag über einen Corona-Impfstoff aus dem Jahr 2021, bei dessen Zustandekommen persönliche Kontakte und Textnachrichten eine Rolle gespielt haben sollen. Die Klage werfe aus juristischer Sicht grundsätzliche Fragen zur Transparenz der EU-Institutionen und zur Einstufung von Textnachrichten als öffentliche Dokumente auf.

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4. Was will die “Tagesschau” auf Twitch?
(laeuft-programmschau.podigee.io, Alexander Matzkeit, Audio: 25:55 Minuten)
In dieser Folge des Podcasts “Läuft” schaut sich Alexander Matzkeit an, wie die “Tagesschau” versucht, mit ihrem Twitch-Projekt “Tagesschau Together” ein jüngeres Publikum zu erreichen. Dazu unterhält er sich mit Daniel Stolz vom “X Lab” des SWR und Isabella David-Zagratzki aus der Social-Media-Redaktion der “Tagesschau”. Sie sprechen über “die Genese des lernenden Formats, erste Schlussfolgerungen und darüber, wie Innovation in der ARD überhaupt möglich ist.”

5. Prozess gegen Jimmy Lai geht weiter
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) fordert die Freilassung des in Hongkong vor Gericht stehenden Verlegers Jimmy Lai: “Der Prozess gegen Lai steht symbolisch für den Verfall der Pressefreiheit in Hongkong. Die Vorwürfe sind fadenscheinig, der Prozess ist absurd. Dennoch sitzt der Gründer der Zeitung Apple Daily seit fast vier Jahren in Isolationshaft und sein Gesundheitszustand hat sich deutlich verschlechtert. Jimmy Lai muss sofort freikommen”, sagt RSF-Geschäftsführerin Anja Osterhaus.

6. Alles fließt
(taz.de, Ferry Batzoglou)
Ferry Batzoglou beschreibt die Medienlandschaft in Griechenland, die von einem erdrückenden Angebot privater Medien geprägt sei, während das Land in der weltweiten Rangliste der Pressefreiheit weit abgeschlagen auf Platz 88 liege. Eine Recherche des investigativen Reporter-Netzwerkes “Solomon” habe die Verbindungen von zwölf griechischen Medienmogulen aufgedeckt, die weltweit Hunderte von Unternehmen betreiben, oft mit Schwerpunkten im Schifffahrts-, Finanz- und Energiesektor.

Social-Media-AfD überschätzt, “Bro Vote” für Trump, BR-Bibliothek

1. AfD als Social Media Partei überschätzt
(verdi.de)
Eine aktuelle Studie der Otto Brenner Stiftung hat sich mit der AfD als “Social-Media-Partei” beschäftigt (PDF) und dazu deren Landtagswahlkämpfe in Sachsen, Thüringen und Brandenburg untersucht. Das Fazit: “Zumindest mit Blick auf die hier untersuchten Wahlkämpfe ziehen die Autoren den Schluss, dass die AfD weit weniger Social-Media-Partei ist, als häufig kolportiert. Es gelte, die Gefahren des neu- und extrem-rechten Medienkosmos ernst zu nehmen, ohne die strategisch-kommunikativen Fähigkeiten der AfD zu überhöhen.”

2. «Bro Vote»: Wie Podcasts und alternative Medien Trump zum Wahlsieg verhalfen
(de.ejo-online.eu, Svetlana Greidina)
“Donald Trumps Sieg bei den Präsidentschaftswahlen 2024 zeigt, wie radikal sich die politische Landschaft in den USA verändert hat. Eine entscheidende Rolle spielte dabei das sogenannte ‘Bro Vote’ – junge Männer unter 30 Jahren, die sich zunehmend auf alternative Medien und Podcasts verlassen, anstatt den traditionellen Medienkanälen zu vertrauen.” Svetlana Greidina erklärt, was es mit dem “Bro Vote” auf sich hat und warum es für Trumps Wahlerfolg so wichtig war.

3. Wie der BR nach dem Programm auch seine 100-jährige Bibliothek schleift
(muenchner-feuilleton.de, Cornelia Zetzsche)
Der öffentlich-rechtliche Bayerische Rundfunk löst seine Bibliothek auf. Einigermaßen fassungslos kommentiert Cornelia Zetzsche: “Die 100-jährige Sammlung mit über 70.000 Bänden inklusive Erstausgaben, Raritäten, alten Büchern aus dem 16./17. Jahrhundert und Schriften aus den Anfangsjahren des Radios 1922/24, als der BR noch Deutsche Stunde in Bayern hieß, all das wird Ende November endgültig aufgelöst. Schon seit Mai hat sie gewaltige Lücken, zur Freude diverser Institute und eines Leipziger Großantiquars, der auch andere ARD-Bibliotheken für’n Appel und n’ Ei abholt und damit sein Geschäft macht, aber wer braucht heute schon ‘alte’ Bücher?!?”

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4. “Signal gelebter Solidarität”: Einigung im Tarifstreit beim SWR
(dwdl.de, Alexander Krei)
Der SWR habe nach elfmonatigen Verhandlungen und Warnstreiks eine Einigung im Tarifstreit erzielt, die insbesondere die unteren Einkommensgruppen entlasten soll. Die Vereinbarung umfasse gestaffelte Gehaltserhöhungen, Einmalzahlungen, Zuschüsse sowie Anpassungen für freie Mitarbeitende, Lernende und Angestellte des öffentlich-rechtlichen Senders.

5. So steht es um den Forschungszugang zu X, Facebook & Co.
(netzpolitik.org, Tomas Rudl)
Will die Forschung den Einfluss von Social Media auf Politik und Gesellschaft untersuchen, ist sie auf entsprechende Forschungszugänge der Plattformen angewiesen. Diese würden sich aber nur ungern in die Karten schauen lassen. Eigentlich soll der Digital Services Act der EU das Problem lösen, doch das sei bislang nicht gelungen, wie Tomas Rudl bei netzpolitik.org erklärt.

6. BGH stärkt Schadensersatzansprüche von Nutzern gegenüber Facebook
(zeit.de)
Der Bundesgerichtshof (BGH) habe entschieden, dass Nutzerinnen und Nutzer nach einem Datendiebstahl in den Jahren 2018 und 2019 Schadensersatzansprüche gegen Facebook geltend machen könnten. Dies betreffe weltweit 531 Millionen Menschen. Dem Urteil zufolge stellt der Verlust der Kontrolle über persönliche Daten einen immateriellen Schaden dar, für den kein konkreter wirtschaftlicher Verlust nachgewiesen werden müsse. Die Höhe des Anspruchs sei jedoch begrenzt – der BGH halte 100 Euro für einen angemessenen Betrag.

RBB wehrt sich, Westdeutsche Perspektiven, Tracker-Recherche

1. RBB wehrt sich juristisch gegen Rundfunkstaatsvertrag
(dwdl.de, Alexander Krei)
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) wolle Verfassungsbeschwerde gegen den Rundfunkstaatsvertrag Berlin-Brandenburg einlegen. Der Sender sehe die Rundfunkfreiheit durch Regelungen wie die erweiterte Regionalberichterstattung und die politisch festgelegte Anzahl von Regionalbüros gefährdet. Zudem kritisiere der RBB eine aus seiner Sicht verstärkte Einflussnahme der Politik auf Personalentscheidungen, die unter anderem den Rundfunkrat beträfen.

2. Nur zu Besuch
(taz.de, Alexander Teske)
In seinem Essay kritisiert Alexander Teske die Vergabe des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises an westdeutsche Journalisten und Journalistinnen für Reportagen über Ostdeutschland: “Alle Preisträger eint: Sie haben Filme über Ostdeutschland gedreht. Und: Alle vier sind Westdeutsche. Den Filmen sieht man das an. Sie zeichnen ein einseitiges Bild und zeigen nur einen kleinen Ausschnitt der Realität. Der Jury unter dem Vorsitz von Sandra Maischberger fiel das nicht auf. Vielleicht, weil unter 43 Mitgliedern nur eine Ostdeutsche ist.”

3. Zieht euch warm an
(djv.de, Gina Schad)
Gina Schad, Pressesprecherin des Deutschen Journalisten-Verbands, kommentiert die Wahl Donald Trumps und mögliche ähnliche Entwicklungen in Deutschland: “Wir dürfen nicht zulassen, dass dieser Mann die Medien in Europa und Deutschland vor sich hertreibt. Bei uns werden in einer vorgezogenen Bundestagswahl die Karten bald neu gemischt. Die AfD steht schon in den Startlöchern. Vielleicht ist die Antwort auf die Wahl von Trump ein Kodex, wie wir als Medienschaffende mit der AfD umgehen sollten. Jetzt können wir noch etwas ändern, bevor es in ein paar Jahren auch bei uns heißt: Alle vier Jahre grüßt das Murmeltier.”

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4. Ein Babystrampler, der sich aus Belgrad meldet
(journalist.de, Sonja Peteranderl)
Sonja Peteranderl beschreibt, wie Journalistinnen und Journalisten mithilfe von Trackern illegale Praktiken wie Elektroschrottentsorgung oder Steuervermeidung aufdecken. Ihr Text beleuchtet auch die Herausforderungen der Technologie, den Missbrauch durch Stalking sowie technische Einschränkungen solcher Recherchen.

5. #eXit: Twitter ist leider kaputt
(arminwolf.at)
In seinem Blog beschreibt der Journalist Armin Wolf seine 16-jährige Beziehung zu Twitter, die er nun aufgrund der negativen Entwicklungen unter Eigentümer Elon Musk beenden wolle. Wolf kritisiert die Plattform für die Förderung von Hassrede, Propaganda und algorithmischer Verzerrung, die den einstigen Nutzen für Journalismus und Diskurs verdrängt habe. Als Alternative empfiehlt er die Plattform Bluesky.
Weiterer Lesetipp: Bluesky verzeichnet in Woche nach US-Wahl eine Million neue Nutzer: “Die Social-Media-Plattform hat in der Woche nach der US-Wahl eine Million neue Nutzerinnen und Nutzer gewonnen. Das hat auch mit neuen Nutzungsbedingungen von X zu tun.” (zeit.de)

6. Abschied aus der hypermoralisierten Mediengesellschaft
(matthiaszehnder.ch)
Matthias Zehnder thematisiert die zunehmende Moralisierung in Medien und Politik, die dringliche Appelle und moralischen Alarmismus zur Aufmerksamkeitserzeugung nutze. Er argumentiert, dass diese Kommunikationsweise Misstrauen und Demoralisierung auslöse, sowohl in Unternehmen als auch in der Gesellschaft, da sie sachliche Debatten und formale Rahmenbedingungen untergrabe. Sein Appell: “Versuchen Sie, weniger zu verurteilen und mehr zu beurteilen. Natürlich wünsche ich mir genau das von den Medien und ihrer Berichterstattung. Auch da: Regen Sie sich nicht darüber auf. Ständiges Moralisieren ist kontraproduktiv.”

KW 46/24: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Wie lässt sich der politische Diskurs auf sozialen Plattformen retten?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 29:50 Minuten)
Robert Habecks Rückkehr zu X/Twitter war für Holger Klein der Anlass, sich mit Ingo Dachwitz, Redakteur bei netzpolitik.org, über die Musk-Plattform und die damit zusammenhängenden Themen zu unterhalten: “Wie sehr könnte X-Eigner Elon Musk auch im deutschen Wahlkampf mitmischen? Welchen Einfluss haben die großen Plattformen und Desinformation überhaupt? Inwiefern unterscheidet sich die politische Öffentlichkeit in USA von der in Deutschland? Und wie müssten Plattformen konzipiert sein, auf denen Wut und Hass nicht mit Reichweite belohnt werden?”

2. Krieg in Nahost: Warum sind Journalisten noch immer so gefährdet?
(br.de, Linus Lüring, Audio: 30:19 Minuten)
Der Krieg im Nahen Osten bleibt gefährlich für Journalistinnen und Journalisten: Über 150 von ihnen seien seit dem Überfall der Hamas auf Israel und den anschließenden Angriffen der israelischen Armee getötet worden. “Warum verbessert sich die Lage nicht? Warum werden Reporterinnen und Reporter gezielt angegriffen? Wie könnten sie besser geschützt werden?” Darüber spricht Linus Lüring mit Martin Durm, der für die ARD immer wieder aus Syrien und dem Libanon berichtet, und mit Tel-Aviv-Korrespondent Jan-Christoph Kitzler. Christopher Resch von der Organisation Reporter ohne Grenzen erläutert, warum gezielte Angriffe auf Medienschaffende Kriegsverbrechen sind und welche Bedeutung Klagen vor dem Internationalen Strafgerichtshof haben können.

3. Caren Miosga über Ehrlichkeit in der Politik, ihre Überzeugungen und gute Fragen
(youtube.com, Matze Hielscher, Audio: 2:02:13 Stunden)
Matze Hielscher hat die Journalistin und Polit-Talkerin Caren Miosga in sein “Hotel Matze” eingeladen: “Ich wollte von Caren wissen, wie sich ihr Leben durch die Entscheidung für ihre eigene Talkshow verändert hat und ob es aus ihrer Sicht eigentlich wahrhaftige Gespräche mit Politikerinnen und Politikern gibt. Wir sprechen über Carens Werdegang und ihre katholische Erziehung, es geht um Ehrlichkeit und Überzeugung, um Zuversicht, journalistische Neutralität und um gute Fragen.”

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4. Kommen manche EU-Themen zu kurz in den Medien?
(deutschlandfunk.de, Sören Brinkmann, Audio: 29:05 Minuten)
Im Deutschlandfunk (DLF) kommen regelmäßig Hörerinnen und Hörer zu Wort. Manchmal liefern sie sogar die Idee für eine ganze Sendung und tauschen sich darin mit Expertinnen und Experten aus. In dieser Folge des Podcasts “Nach Redaktionsschluss” geht es um die Frage, ob manche EU-Themen in den Medien zu kurz kommen. DLF-Hörer Hendrik Fehr wünscht sich mehr Erklärungen zu den Zusammenhängen in der Europäischen Union. Mit ihm diskutieren DLF-Brüssel-Korrespondent Peter Kapern und Sören Brinkmann aus der “Mediasres”-Redaktion über Einblicke in EU-Institutionen und politische Prozesse.

5. Preiswert – Die Jury tagt. Was ist guter Journalismus?
(youtube.com, Tom Schimmek, Audio: 45:09 Minuten)
In dieser Folge des “Brenner”-Podcasts dreht sich alles um den Otto-Brenner-Preis und die Frage, was guten Journalismus ausmacht. Die Jurymitglieder, darunter renommierte Journalistinnen und Journalisten, diskutieren über Kriterien wie gründliche Recherche, Mut und handwerkliche Qualität, aber auch über den Einfluss von Medien auf die Demokratie.

6. Erfolgreich mit True Crime
(spotify.com, HSS Satzzeichen, Christian Jakubetz, Audio: 20:07 Minuten und 22:53 Minuten)
Warum ziehen wahre Kriminalfälle so viele Menschen in ihren Bann? Im “Satzzeichen”-Podcast spricht Christian Jakubetz mit Anne Kunze, Investigativjournalistin bei der “Zeit” und Gastgeberin des Podcasts “Zeit Verbrechen”, über die Kunst des Erzählens, den Unterschied zwischen Print und Podcast sowie die Herausforderung, True Crime spannend und respektvoll zugleich zu gestalten. Ein zweiteiliger Einblick in das meistgehörte Genre der Podcast-Welt.

Einfluss von KKR, “The Onion” kauft “Infowars”, Massen-X-odus

1. Springer-Konzern: Nutzte Hauptaktionär KKR den Medienkonzern für politische Einflussnahme?
(lobbycontrol.de, Christina Deckwirth & Aurel Eschmann)
“Die BILD-Zeitung war klare Gegnerin des Heizungsgesetzes. Welche Rolle spielte dabei Springer-Hauptaktionär KKR? Neue Dokumente belegen zumindest, dass der Finanzinvestor in Deutschland Lobbyarbeit betreibt. Wir untersuchen die Fakten dazu.” Christina Deckwirth und Aurel Eschmann von der Organisation “LobbyControl” haben in ihrer Recherche zahlreiche Auffälligkeiten entdeckt, die mindestens weitere Fragen aufwerfen.

2. Satirezeitschrift »The Onion« kauft Verschwörungstheoretiker-Internetportal
(spiegel.de)
Das US-Satiremagazin “The Onion” habe das bekannte Verschwörungsportal “Infowars” von Alex Jones ersteigert. Die Übernahme sei von Opferfamilien des Sandy-Hook-Amoklaufs unterstützt worden, denen Jones nach einer Verleumdungsklage über eine Milliarde US-Dollar schulde. “The Onion” plane offenbar, “Infowars” künftig als parodistische Plattform zu nutzen, um Geschäftspraktiken und Inhalte von Verschwörungsmystikern humorvoll zu entlarven.

3. Mehrere Promis verlassen Musks Plattform X
(n-tv.de)
Mehrere Prominente, darunter Jamie Lee Curtis, Jim Carrey, Toni Braxton und Moby, hätten Elon Musks Plattform X/Twitter verlassen, was auf die Wahl Donald Trumps und Musks politische Verbindungen zu Trump zurückgeführt werde. Die Konkurrenzplattform Bluesky, gegründet von Twitter-Erfinder Jack Dorsey, habe in der Woche nach der US-Wahl eine Million neue Nutzerinnen und Nutzer dazugewonnen. Auch in Deutschland hält der “X-odus” an. So hätten sich unter anderem der Fußballklub FC St. Pauli und das Online-Feuilleton “54books” von X verabschiedet.

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4. Verlage unterliegen in Rechtsstreit um “Newszone”-App
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Im juristischen Streit um die öffentlich-rechtliche “Newszone”-App des SWR hätten die klagenden Verlage eine Niederlage einstecken müssen, schreibt Uwe Mantel bei “DWDL”. Nachdem die Verlage in einem ersten Urteil zunächst erfolgreich waren, habe die zuständige Kammer des Landgerichts Stuttgart – inzwischen etwas anders besetzt als beim ersten Urteil – diesmal in der App kein “presseähnliches Angebot” erkennen können.

5. Protestbrief gegen Vorgehen bei Today-Aus
(persoenlich.com, Christian Beck)
Laut persoenlich.com würden rund 170 Mitarbeitende des Schweizer Medienunternehmens CH Media in einem Protestbrief das überraschende und abrupt kommunizierte Ende der “Today”-Portale kritisieren. “Dieser Brief bringt den Unmut der Unterzeichnenden zum Ausdruck, auf welche Art und Weise CH Media die Einstampfung der Today-Portale umgesetzt und kommuniziert hat”, heiße es in dem Schreiben, das persoenlich.com vorliegt. Weitere Informationen zum Hintergrund: Sechs Today-Portale werden eingestellt: “Die Plattformen FM1Today, ArgoviaToday, BärnToday, PilatusToday, ZüriToday und 32Today sind per sofort nicht mehr erreichbar. Es kommt zu 34 Kündigungen. Der Verlag begründet den Entscheid mit mangelnder Wirtschaftlichkeit und fehlender Perspektive.” (persoenlich.com)

6. Von der gefeierten Influencerin zur Gefangenen
(taz.de, Mirco Keilberth)
Die tunesische Influencerin Amel Thamlaoui, bekannt als “Lady Samara”, sei zu einer Haftstrafe von über drei Jahren verurteilt worden. Obwohl sie in ihren Inhalten weder politische noch gesellschaftskritische Themen behandele, werfe ihr das Justizministerium eine Mitschuld an der “Verwahrlosung” in Sozialen Netzwerken vor. Mirco Keilberth kommentiert: “Warum eine selbstbewusste junge Tunesierin, die am meisten Klicks mit ihrer opulenten Hochzeitsfeier im Frühjahr hatte, nun ihr Kind im Gefängnis zur Welt bringen soll, darüber rätseln immer noch viele im Land. Aber natürlich nur hinter vorgehaltener Hand.”

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