Planen Sie eine Reise nach Australien? Dann legen Sie am besten ein paar Gabeln bereit, die sie sich vor Ort in die Haare stecken können, und eine Extra-Tube Zahnpasta, um sie sich nach Ankunft hinter die Ohren zu schmieren. Denn nur so können Sie sich ordentlich vor fleischfressenden Freifall-Koalas schützen — jedenfalls wenn man den großen Fehler macht, auf Bild.de zu hören, und die Reisetipps des Portals konsequent weiterdenkt.
In Frankreich solle man etwa “nach dem Dessert keinen Wein mehr trinken”. In Griechenland solle man die Menschen nicht als “Pleite-Griechen” beschimpfen solle man die “Menschen am Telefon an ihrer Stimme erkennen”. Und in Taiwan solle man “am Neujahrstag nicht putzen”.
Zu Australien gibt Bild.de fünf Tipps. Nummer eins: Man solle “Koalas nicht mit dropbears verwechseln”:
Es werden verschiedene Methoden vorgeschlagen, um Drop Bears abzuschrecken. Dazu gehört, sich Gabeln in die Haare zu stecken, sich Vegemite oder Zahnpasta hinter die Ohren zu schmieren, auf sich selber zu urinieren oder nur Englisch mit australischem Akzent zu sprechen.
Bei “Wikipedia” steht allerdings auch:
Ein Dropbear oder Drop Bear (wörtliche Übersetzung “Fall-Bär”) ist ein fiktives australisches Beuteltier. (…) Geschichten über Angriffe werden erzählt, um Touristen zu erschrecken.
Für Ihren nächsten Besuch bei Bild.de hätten wir auch noch eine Reisewarnung einen Tipp:
Mit Dank an Marcel H. für den Hinweis!
Nachtrag, 16:07 Uhr: Bild.de hat in der Zwischenzeit reagiert und lässt die “Dropbears” nun nur noch “mit einem Augenzwinkern” auf “uninformierte Touristen” fallen:
Besucher sollten sich vor Ort stets über das lokale Risiko erkunden, empfiehlt der Autor mit einem Augenzwinkern (Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Textes war die Ironie nicht direkt erkennbar. Wir bitten um Entschuldigung).
1. Journalisten machen keine Fehler. Sie werden bloß missverstanden. (uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Der Chefredakteur der „Welt am Sonntag“ Peter Huth teilte auf Facebook die Meldung des Online-Dienstes seiner Zeitung, wonach ein baden-württembergischer AfD-Landtagsabgeordneter empfohlen habe, Frauen zu verbrennen, um das Klima zu retten. Als Huth von Nutzern darauf hingewiesen wird, dass das Zitat nicht stimmt, macht er sich über die „Wortklauber“ und die „Superkorrekten“ lustig. Eine Entschuldigung will ihm schon gar nicht über die Lippen kommen. Stefan Niggemeier kommentiert den Vorgang: „Wegen Leuten wie Huth werden in vielen Redaktionen immer noch nicht Fehler korrigiert, sondern Missverständnisse beklagt. Wegen einer Haltung wie der von Huth gibt es oft noch keine klaren Routinen, wie mit Korrekturen umzugehen ist, und vor allem kein Gespür für die verheerende Wirkung, die Falschmeldungen und ein ungeschickter Umgang mit ihnen haben. Es ist eine Haltung aus einer Zeit, in der es noch nicht drauf ankam. In der die Hütte noch nicht an allen Ecken brannte.“
2. Links, jüdisch, divers (taz.de, Frederik Schindler)
Ein neues Debattenmagazin will die „Diversität jüdischen Lebens jenseits der etablierten Institutionen“ zeigen: „Jalta – Positionen zur jüdischen Gegenwart“. Es geht darum, jüdisches Leben abzubilden und kritisch zu reflektieren. Die erste Ausgabe widmet sich aber auch feministischen Themen. Das Heft soll halbjährlich erscheinen. Die ersten beiden Ausgaben sind durch öffentliche Mittel finanziert, danach ist man auf sich allein gestellt.
3. Weil wir im Jahr 2017 leben (faz.net, Julia Encke & Karen Krüger)
Miriam Meckel ist Herausgeberin der „Wirtschaftswoche“ und Direktorin am Institut für Medien- und Kommunikationsmanagement an der Universität St. Gallen. Im Interview spricht sie unter anderem über Feminismus, Frauennetzwerke und Quotendiskussionen, über Donald Trump, Torsten Albig und Emmanuel Macron.
4. Am Dienstag kommt SPIEGEL DAILY (spiegel.de)
Der „Spiegel“ startet heute eine neue digitale Tageszeitung: „Spiegel Daily“. Die Inhalte kommen von den Kollegen von Print, Online und TV und werden in Form von einer einzigen Ausgabe jeweils um 17.00 Uhr an die Leser ausgeliefert. Das Ganze kostet 2,49 Euro je Woche bzw. 6,99 Euro je Monat, für Abonnenten des digitalen Spiegels ist das Angebot kostenlos.
5. Die kleine Null möchte beim Schwimmmeister abgeholt und in die Y-Achse aufgenommen werden! (nichperfekt.blogspot.de, Matthias Speidel)
Anlässlich der NRW-Wahl gab es auf „tagesschau.de“ eine Grafik zur Aussage „Hannelore Kraft versteht, was Menschen in NRW bewegt“: ein Liniendiagramm mit ganzen zwei Punkten, bei dem die Y-Achse nicht bei 0 beginnt. Das ist unsauber und unnötig, wie Matthias Speidel in seinem Blog bemerkt und wäre ein Fall für das von der „Tagesschau“ an anderer Stelle gepostete Tutorial für korrekte Statistiken.
6. Österreich: Verwirrung um “Dancing Stars”-Teilnehmer (dwdl.de, Timo Niemeier)
Was bei uns im Privatfernsehen als „Lets Dance“ bekannt ist, läuft in Österreich in ähnlicher Form im öffentlich-rechtlichen „ORF“ als „Dancing Stars“. Nun hat einer der Teilnehmer in einem Interview behauptet, dass der Sender ihm das Weiterkommen vertraglich zugesichert habe. Wenn dies stimmt, wäre dies Betrug an den Zuschauern, die Geld für ihre Voting-Anrufe zahlen.
Viel besser hätte die neue Woche für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Bild.de nicht starten können. Sie sind ganz verzückt:
Ob Eva beim Anblick des Vater-Tochter-Gespanns auch jedes Mal wieder ins Schwärmen kommt? Wir schon!
Mit “Eva” ist die Schauspielerin Eva Mendes gemeint, der “Vater” ist Schauspieler Ryan Gosling und die “Tochter” ist eines von zwei gemeinsamen Kindern des Ehepaares.
Ryan Gosling war mit seiner zweijährigen Tochter vor Kurzem in Los Angeles unterwegs. Paparazzi entdeckten die beiden und schossen Fotos, auf dem das Gesicht des Mädchens zu erkennen ist. Eines dieser Bilder hat nun also auch die Bild.de-Redaktion in die Hände bekommen. Und seitdem kommen die Promi-Kinder-Glotzer aus dem Schwärmen nicht mehr raus:
Die Unkenntlichmachung stammt von uns, Bild.de zeigt das Kind komplett unverpixelt auf der Startseite. Und das, obwohl die Redaktion sehr genau weiß, dass “Eva und Ryan” stets zu verhindern versuchen, dass ihre Kinder auf klickgeilen Internet-Portalen ausgestellt werden.
Im Artikel von Bild.de steht:
Esmeralda ist zwar schon ganze zwei Jahre alt und hat offensichtlich die besten Star-Appeal-Gene abbekommen — Bilder dieser Art sind aber eine absolute Rarität. Eva und Ryan achten sehr auf die Privatsphäre ihre [sic] Sprösslinge und halten sie fern von Blitzlichtgewitter und Paparazzi.
Den Schutz der Privatsphäre eines Kindes kann man natürlich schon mal vergessen, bei all der Begeisterung über solche “Star-Appeal-Gene” einer Zweijährigen.
Bei Bunte.de sind sie hingegen ganz erleichtert. Endlich ist er weg, dieser wahnsinnige Druck! Schließlich habe man “lange gewartet”:
Auf diese Bilder haben wir lange gewartet: Endlich zeigt uns Ryan Gosling seine Tochter Esmeralda!
Das Burda-Portal veröffentlicht ebenfalls das Foto von Gosling mit seiner jungen Tochter. Das Burda-Portal verzichtet dabei ebenfalls auf eine Verpixelung. Und das Burda-Portal schreibt ebenfalls, dass “Ryan und Eva” ihr Privatleben “weitgehend geheim” hielten:
Ryan und Eva sind bereits seit 2011 ein Paar, doch die Hollywood-Stars leben zurückgezogen und halten ihr Privatleben weitgehend geheim. Nicht mal von den beiden Schwangerschaften der schönen Schauspielerin erfuhr die Öffentlichkeit — bis die Geburten jeweils kurz bevor standen.
Dennoch — oder gerade deswegen — hat das Team von Bunte.de für ihren nächsten Beutezug einen Bitte an Ryan Gosling:
Esmeralda hat seit etwa einem Jahr eine kleine Schwester namens Amada (1). Auch auf sie würden wir gerne mal einen Blick werfen. Vielleicht beim nächsten Ausflug, Ryan?
1. “Wir wollen die Glaubwürdigkeit zurückgewinnen” (deutschlandfunk.de, Antje Allroggen & Marco Bertolaso)
Der Deutschlandfunk hat über seine Facebookseite ein verkürztes und damit falsches Zitat von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles in Umlauf gebracht. Im Interview erklärt “DLF”-Nachrichtenchef Marco Bertolaso, wie es zu diesem Fehler kam und warum die Korrektur so lange gedauert hat.
2. Anti-Fake-News-Einheit des BR nimmt Arbeit auf (dwdl.de, Marcel Pohlig)
Der BR will mit seiner neuen Einheit „BR Verifikation“ in den Kampf gegen Fake-News ziehen. Ein Zweimann-Team (“BR Social Listening und Verifikation“) soll das Geschehen in sozialen Netzwerken und im Internet verfolgen. Die Aufgabe: Gerüchte, Fake News und Propaganda im Internet enttarnen und berichtigen. Das Team ist mit allen Fachredaktionen des Senders verknüpft und soll auch mit dem bei der „Tagesschau“ angedockten „Faktenfinder“ zusammenarbeiten.
3. Presseverlage warnen vor Enteignung durch Gesetz (welt.de, Christian Meier)
Die Presseverlage wenden sich gegen die geplante Neufassung des Urheberrechts. Sorgen bereitet vor allem die geplante Aufnahme einer Open-Access-Regelung. Die Zeitungsverleger warnen vor „massiven Einschnitten in die Finanzierung von Journalismus“. Die FAZ nennt den Entwurf in einer ganzseitigen Eigenannonce gar „einen Angriff auf die wirtschaftlichen Grundlagen dieser freien Presse“, dem man „publizistisch entgegentreten“ werde.
4. Ueli Steck – ein Gewinn für den Alpinismus? (infosperber.ch, Walter Aeschimann)
Ende April kam der Profialpinist Ueli Steck bei einer Trainingstour am Nuptse zu Tode, einem Siebentausender zwei Kilometer südwestlich des Mount Everest. Viele Medien machten sich gleich an die Arbeit und schrieben „Texte, ekstatisch voll mit Schwärmerei, ohne Distanz und analytische Substanz“, wie Walter Aeschimann auf „Infosperber“ kritisiert. Was folgt ist der Versuch einer differenzierteren Einordnung.
5. Fakten für die Bubble (taz.de, Laila Oudray)
Die Historikerin Charlotte Jahnz hat zusammen mit „ZDF Digital“ ein Format entwickelt, das auf der Facebook-Seite von „ZDFinfo“ ausgespielt wird: „Aluhut ab“. In kurzen Videos liest sie Verschwörungstheorien und falsche Darstellungen vor und erklärt, was daran falsch ist und warum.
6. Ja! Deutschland ist nicht Letzter (sueddeutsche.de, Hans Hoff)
Hans Hoff beschäftigt sich in seiner TV-Kritik mit dem erneuten schlechten Abschneiden Deutschlands beim “Eurovision Song Contest” (ESC): „Trotz der leichten Verbesserung ist es ein Debakel für die deutsche Delegation, die in unendlicher Arroganz mal wieder alles falsch gemacht hat, was man falsch machen konnte. Die deutschen Verantwortlichen wollen einfach nichts lernen aus ihren Fehlern. Sie haben kein Gefühl für den Wettbewerb, und große Show machen können sie schon gar nicht.“
Ein 16-Jähriger soll vor ein paar Tagen in Lörrach zusammen mit zwei Komplizen einen Getränkemarkt überfallen haben. Noch ist nicht bewiesen, dass er wirklich einer der Täter ist, aber es spricht sehr viel dafür. Die Polizei fand einen Teil der Beute, insgesamt 13 Flaschen Alkohol im Wert von 500 Euro, im Zimmer des jungen Mannes, und was für ihn noch etwas unglücklicher ist: Am Tatort lag sein Ausweis.
Der erste Gedanke ist da natürlich: Wie kann so etwas passieren? Wie oft im Leben verliert man seinen Ausweis? Wie oft passiert das nüchtern? Und vor allem: Wie oft fällt einem der Ausweis in Situationen aus der Tasche, in denen man genau weiß, dass man auf keinen Fall Spuren hinterlassen darf?
Ich würde vermuten, die Wahrscheinlichkeit ist nicht wesentlich höher als die, dass einem Einbrecher beim Verlassen des Tatorts ein Flugzeug auf den Kopf fällt. Es könnte aber sein, dass ich mir irre, denn wenige Stunden nach dem Einbruch in den Getränkemarkt beobachtete in München ein Zeuge, wie ein Mann, etwa Mitte dreißig, versuchte, die Tür eines Geschäftshauses einzutreten. Der Zeuge rief die Polizei. Der Einbrecher flüchtete auf dem Fahrrad, was aber gar nicht nötig gewesen wäre, denn vor der immer noch verschlossenen Tür des Geschäftshauses lag eine Kundenkarte mit seinen Personalien.
Islamistische Terroristen, das wissen wir spätestens seit dem Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt in Berlin, lassen ihre Ausweise absichtlich am Tatort zurück. Sie wollen die Welt wissen lassen, was ihre kranken Gehirne ihnen geflüstert haben. Ihre Taten sollen ein Mahnmal sein.
Bei den beiden Männern, die an einem Dienstagabend im März in Essen-Rüttenscheid in ein Blumengeschäft einstiegen, ist davon nicht auszugehen. Auf den ersten Blick war wohl gar nicht so klar, ob sie überhaupt das Prinzip des Einbruchs verstanden haben, denn eigentlich lassen Einbrecher ja Dinge mitgehen. Hier aber lag das Geld verteilt auf dem Boden. Und eben Ausweise. Wenn der Plural in der Polizeimeldung tatsächlich stimmt, sogar die beider Täter. Und das lässt sich mit Pech alleine wohl nicht mehr erklären?
Aber womit dann? Mit der Rechtslage?
In Deutschland ist jeder Mensch ab dem vollendeten 16. Lebensjahr verpflichtet, sich ausweisen zu können. Kann natürlich sein, dass das Pflichtbewusstsein hierzulande auch bei Einbrechern so ausgeprägt ist, dass sie im Falle einer Festnahme neben der Anklage wegen Einbruchs auf keinen Fall auch noch Ärger wegen eines fehlenden Personalausweises riskieren wollen. Und dann passiert das, was man selbst von längeren Bahnreisen kennt: Aus Sorge, irgendein wichtiges Dokument nicht eingesteckt zu haben, durchwühlt man zu Hause das Gepäck noch zwei überflüssige Male. Und dann lässt man die Tasche am Bahnhof beim Bäcker stehen.
Die Frage ist, ob das auch passieren würde, wenn man wüsste, dass man die nächsten Jahre bei Verlust der Tasche im Gefängnis verbringt. Ich vermute, da wäre man etwas vorsichtiger. Kriminellen dagegen scheint so was egal zu sein. Dabei müssen sie ja eigentlich nur an ein Dokument denken. Und mit dem können sie anstellen, was sie wollen. Nur eben eins nicht.
Ralf Heimann hat vor ein paar Jahren aus Versehen einen Zeitungsbericht über einen umgefallenen Blumenkübel berühmt gemacht. Seitdem lassen ihn abseitige Meldungen nicht mehr los. Er hat mehrere Bücher veröffentlicht, zuletzt zusammen mit Jörg Homering-Elsner “Bauchchirurg schneidet hervorragend ab — Perlen des Lokaljournalismus”. Fürs BILDblog kümmert er sich um all die unwichtigen Dinge, die in Deutschland und auf der Welt so passieren.
(Foto: Jean-Marie Tronquet)
Was wohl in anderen Berufen los wäre, wenn über die in ihnen tätigen Menschen immer wieder solche Meldungen zu lesen wären? Architekt baut Haus ohne Türen. Bäcker vergisst, Brote zu verkaufen. Feuerwehr fährt ohne Schläuche los.
Und das nicht nur einmal, sondern wieder und wieder. Das sind ja Dinge, die man am ersten Tag lernt. Irgendwann schlügen wahrscheinlich die Berufsverbände Alarm. Danach würde man, um einfach etwas Sichtbares zu unternehmen, die Ausbildung reformieren. Und hier liegt wahrscheinlich auch das Problem mit den Einbrechern und Bankräubern. Ihre Lehre ist so gut wie überhaupt nicht organisiert. Während Finanzbeamte in Schulen lernen, die Leute um ihre Einnahmen zu erleichtern, eignen Einbrecher sich ihr Wissen ausschließlich in der Praxis an. Die Theorie fehlt vollkommen. Und das bleibt nicht ohne Folgen.
Es ist ein klassisches Bildungsproblem. Der Beruf steckt in der Krise. Andererseits sind die Beschäftigungsaussichten in Deutschland hervorragend. Nicht einmal jeder fünfte Täter wird gefasst. Das zieht Quereinsteiger an. Und vielleicht liegt hier auch die Erklärung für das Phänomen mit den Ausweisen. Als Einbrecher läuft das Geschäft anders als in Ausbildungsberufen. Die Kontaktdaten zurückzulassen, ist hier vollkommen zwecklos. Auch wenn die Leute sehen, dass man gute Arbeit geleistet hast — sie werden einen nicht empfehlen, und sie geben einem auch keine neuen Aufträge.
1. Die AfD als Platzhalter für…alles Mögliche (fr.de, Patrick Schlereth)
Bedient sich „Spiegel Online“ unseriöser Clickbating-Methoden, um mit reißerischen Überschriften Klicks zu erzeugen? Das könnte man unterstellen, wenn man sich einige Überschriften anschaut, die mit den Begriffen „AfD“ und „Alternative für Deutschland“ falsche Fährten legen.
2. “Das sind die größten Fachzeitschriften Deutschlands” (horizont.net, Roland Karle)
Im Gegensatz zu Publikumsmedien brummt bei Fachzeitschriften das Anzeigengeschäft: Der Werbeumsatz der 150 größten deutschen Fachzeitschriften steigt laut „Horizont“-Erhebungen 2016 auf 626,5 Millionen Euro. Spitzenreiter ist das „Deutsche Ärzteblatt“ mit einem Bruttowerbeumsatz von 41,3 Millionen Euro. Die Top-150-Fachzeitschriften hätten mit 626,5 Millionen Euro 0,9 Prozent mehr an Anzeigengeld eingenommen hätten, bei den ersten zehn der Rangliste war es gar ein Plus von 3,9 Prozent.
3. “Correctiv”-Stellungnahme zur Einstweiligen Verfügung (facebook.com/correctiv.org)
“Correctiv” wurde vom Landgericht Düsseldorf verboten, einen umstrittenen Artikel über eine AfD-Kandidatin in NRW weiter zu verbreiten. Dagegen will man Widerspruch einlegen: “Der Artikel hat auch innerhalb der CORRECTIV-Redaktion für große Diskussionen gesorgt. Mehrere Kolleginnen und Kollegen kritisierten die Veröffentlichung grundsätzlich, andere den Stil der Berichterstattung. Wir haben damit bereits in der vergangenen Woche auch den Ethikrat befasst und um ein Votum gebeten; und wir werden diese internen Debatten auch öffentlich machen, sobald sie abgeschlossen sind.”
4. Sich mit Deniz Yücel gemein machen? Aber ja! (rnd-news.de, Ulrike Simon)
Die ARD konnte sich nicht zu einer Aktion für den inhaftierten Journalisten Denis Yücel durchringen und begründete dies mit dem oft strapazierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Zitat, wonach sich ein Journalist mit nichts gemein zu machen habe, auch nicht mit einer guten Sache. Medienkolumnistin Ulrike Simon hat einige der bekanntesten Kollegen, die Friedrichs gut kannten beziehungsweise sich in seiner Tradition sehen, um eine Stellungnahme gebeten. Darunter Thomas Roth, Claus Richter, Dagmar Reim, Nikolaus Brender, Stephan Lamby und Christoph Fröhder.
5. Bekommt Fox News Konkurrenz? (sueddeutsche.de, Jürgen Schmieder)
Der amerikanische Medienkonzern „Sinclair Broadcast“ will seinen Rivalen „Tribune Media“ übernehmen, womit ein neuer Player rechts von „Fox News“ entstehen könnte. Momentan hätten die 139 regionalen und als erzkonservativ geltenden TV-Stationen von Sinclair nur eine geringe nationale Bedeutung. Durch den Zukauf würde das Unternehmen jedoch 42 Stationen in wichtigen Großstädten und Ballungsräumen dazu gewinnen und insgesamt 70 Prozent der amerikanischen Haushalte erreichen.
6. Hexen verbrennen fürs Klima? Journalisten entstellen AfD-Rede (uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Derzeit geistert ein aus dem Kontext gelöstes Zitat des baden-württembergischen AfD-Abgeordneten Rainer Podeswa durch die Medien, das als Empfehlung zur Hexenverbrennung verstanden werden könnte. Um damit das Klima zu retten… Stefan Niggemeier hat sich die Rede des Abgeordneten angeschaut und kommt zum Schluss: „Wie auch immer man zu Podeswa und seinen haarsträubenden Schein-Argumenten und Vergleichen steht: Ihm zu unterstellen, er plädiere für das Verbrennen von Frauen oder glaube ernsthaft, dass das Verbrennen von Frauen den Klimawandel vor 500 Jahren gestoppt hat, ist falsch.“
Der diesjährige “Eurovision Song Contest” steht unter dem Motto “Celebrate Diversity”. Eine gute Gelegenheit, einmal zu hinterfragen, warum die ARD — verantwortlich für den “ESC” in Deutschland — im Umgang mit Diversitätsfragen so grandios scheitert. Im letzten Jahr schaffte sie dabei mit den Ereignissen um die missglückte Nominierung von Xavier Naidoo so etwas wie einen Worst Case. Auch in diesem Jahr fremdelt die ARD mit dem, was den Contest eigentlich ausmacht.
Doch zunächst zurück zu der Sache mit Naidoo, der gerade rechtzeitig zum diesjährigen “ESC” mit seinem “Marionetten”-Song die Frage provoziert, wann die ARD sich endlich für den “Shitstorm” bedankt, der es ihr ermöglichte, den Sänger nicht zum “Eurovision Song Contest” schicken zu müssen.
Als der Sender nach der Nominierung Naidoos (ohne den sonst üblichen Vorentscheid) unter anderem mit Homophobie-Vorwürfen gegen ihren Kandidaten konfrontiert wurde, verweigerte er sich einer inhaltlichen Auseinandersetzung. Stattdessen versuchte der zuständige Koordinator Thomas Schreiber, die Kritik mit dem Hinweis auf die eigene Diskriminierungserfahrung des Sängers für absurd zu erklären:
Xavier Naidoo ist weder rechtspopulistisch noch homophob oder antisemitisch. Xavier ist als Kind selber massiv diskriminiert worden und hat Schläge bekommen, weil er keine weiße Hautfarbe hat.
Die Vorstellung, dass die Zugehörigkeit eines Menschen zu einer Minderheit diesen vor Ressentiments gegenüber einer anderen bewahren würde, ist von bewundernswerter Naivität. Ihm liegt ein Paternalismus zu Grunde, der im Grunde rassistisch ist. Dazu passt auch, dass Schreiber die Hautfarbe Naidoos mit einer politischen Haltung verwechselte und dessen geplanten Auftritt per se als Statement für Weltoffenheit hielt, hinter dem die tatsächlichen Statements des Künstlers zu marginalisieren sind. Es ist eine Sicht auf Minderheiten, die bei allen sich dahinter offenbarenden Abgründen auch etwas Drolliges hat: Ein Blick wie auf wie separat eingezäunte Tierarten im Zoo — so sind sie, die Schwarzen, so sind sie, die Homos. Die Merkmale, mit denen sich Minderheiten unterscheiden, werden zu Schablonen. Vielfalt, so darf man der ARD unterstellen, bedeutet hier das Ausstellen von Schablonen, nicht deren Dekonstruktion.
Sobald die von der ARD umhegten Minderheiten zu selbstständigen Akteuren werden, passen sie nicht mehr ins Format. Wie brisant ein solcher Blödsinn werden kann, zeigte sich im weiteren Verlauf der Naidoo-Debatte: Die Warnung vor Homophobie (also vor einer Aggression) wurde mit Hilfe der von der ARD vorgegebenen Argumentationsmuster zur eigentlichen Aggression umgedeutet — nicht Homophobie ist das Problem, sondern die Homosexuellen und ihre Unterstützer, die sich dagegen wehren, sind es. Die Tatsache, dass Naidoo dann schließlich doch nicht zum “ESC” fahren “durfte”, verlieh dem homophoben Zerrbild einer “aggressiven Homolobby” dann auch noch zusätzliche selbsterklärende “Plausibilität”.
All das, was Theaterautor, Blogger und Marketingexperte Johannes Kram schon so gemacht hat, würde nicht in diese Box passen. Deswegen hier unvollständig und im Schnelldurchlauf: Nicht nur, aber auch wegen seiner Medien-Kampagne ist Guildo Horn zum “Eurovision Song Contest” gekommen. Den “Waldschlösschen-Appell” gegen Homophobie in Medien hat er initiiert. Sein “Nollendorfblog” bekam eine Nominierung für den “Grimme Online Award”. Und mit “Seite Eins — Theaterstück für einen Mann und ein Smartphone” hat er Boulevard-Kritik auf die Bühne gebracht. Dafür ein herzliches Dankeschön vom BILDblog.
Ob der ARD das Ausmaß ihrer Verstricktheit in diese ganze Naidoo-Geschichte, also auch in die heutige, bewusst ist? Ob sie versteht, dass die von ihr befeuerte “Plausibilität”, die eine Logik von vermeintlicher Verschwörung und vermeintlicher Ohnmacht ist, auch die innere Logik des “Marionetten”-Songs ist?
Hinter dem Fall Naidoo steht jedoch noch eine ganz andere Frage: Wieso versuchte die ARD, ausgerechnet einen auch im eigenen Haus großteils als homophob eingeschätzten Künstler in einem Format zu installieren, das als die Gay-Culture-Ikone des internationalen Fernsehens gilt? Nicht nur die Besetzung Naidoos, sondern auch fast alles, was die ARD seit Jahren rund um die “Eurovision”-Finalshow inszeniert, wirkt wie eine schwule Teufelsaustreibung. Dies hat zur Folge, dass sich alle fremd fühlen, nicht nur die queere Fanbasis, sondern auch die Musiker, die in den Vorabshows auf der Bühne stehen und deren Bekenntnisse zur Wichtigkeit des “ESC” für ihr eigenes Leben so wirken, als würde man ihnen eine Pistole vor das Gesicht halten. Kein Wunder, dass in dieser zynischen Grundkonstruktion nichts gelingen möchte. Es ist erstaunlich, mit welcher Inbrunst die ARD eine Marke zerstört, nur weil der Minderheitenzoo in ihren Köpfen sie nicht verstehen lässt, dass Queerness kein Hindernis dafür ist, ein großes, auch mainstreamiges Publikum zu erreichen. Sondern eine der besten Voraussetzungen dafür.
Statt kulturelle Unterschiedlichkeit zu zelebrieren, ist bei den Vorentscheidungsshows der letzten Jahre alles darauf ausgerichtet, diese zu negieren. In diesem Jahr war dieses Bemühen besonders erkennbar: Die Beiträge wurden von einer Jury (bestehend aus Lena, Tim Bendzko und Florian Silbereisen) kommentiert, deren Kompetenzen sich aus verschiedenen Musikkulturen begründet. Doch statt für die Verschiedenheit, die jeweiligen Stärken dieser kulturellen Hintergründe zu streiten, bestand die Aufgabe der Juroren offensichtlich darin, diese zu überwinden. Der Volksmusikstar sollte im popkulturellen Sinne cool sein, dafür der Teenie-Popstar schlagerkompatibel. Und Lena einfach irgendwer. Alles eine Sauce. “Celebrating Diversity” ist für die ARD vor allem das Verhindern von Diversity: Die Suche nach dem größten gemeinsamen Nenner.
Wer den “Eurovision Song Contest” nur für eine trashige Quatschveranstaltung hält (was er natürlich auch ist, aber eben nicht nur), dem mag all das egal sein. Aber er mag vielleicht auch erkennen, dass er so vielen Menschen nicht egal ist. Ein Hinweis darauf könnte sich etwa hinter der Tatsache verbergen, dass zum Sieg Conchita Wursts selbst die russischen Televoter mit beachtlichen acht Punkten beigetragen haben. Was den “ESC” zusammenhält ist eine Queerness im besten Sinne, also eine, die weit mehr ist als LGTBI, sondern das wohlwollende Zulassen und Integrieren abseitiger Identitäten, das Spiel mit Normen und nicht deren Restauration.
Die ARD scheitert seit Jahren am “ESC”, weil sie ihn nicht verstanden hat, nicht verstehen will. Der Wettbewerb ist ein Opfer ihres Unvermögens geworden, Popkultur als etwas zu verstehen, das Reibung und nicht Angleichung verlangt, und das verhindert hat, eigene erfolgreiche popkulturelle Musikformate in ihrem Programm zu verankern. Deshalb soll der “ESC” sein, was er nicht ist: Eine imposante, aber x-beliebige Musikshow, in der all das Schräge, Queere nur Kulisse und nicht das eigentlich Passierende ist.
So klang es schon fast wie eine kleine Unwetterwarnung, als der Off-Kommentar beim diesjährigen ersten Halbfinale einen Mann mit Rock ankündigen musste und diesen in der Kategorie “Paradiesvogel” verortete. So, als hätte es Conchita Wurst nie gegeben. So, als wären alle Heteros alle ein bisschen doof. Der wahre Paradiesvogel des “Eurovision Song Contests” heißt ARD.
1. Österreichs Vizekanzler tritt ab und keilt gegen den ORF (dwdl.de, Timo Niemeier)
Der österreichische Vizekanzler und ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner hat den Rückzug von allen politischen Ämtern angekündigt. In einer eilig einberufenen Pressekonferenz kritisierte er auch den ORF scharf. Besonders gestört hat ihn wohl, dass er mit dem Film “Django – Die Totengräber warten schon“ in Zusammenhang gebracht wurde.
2. Grüße aus Ostpreußen (sueddeutsche.de, Willi Winkler)
Wenn man nach Erkenntnissen eines Stuttgarter Historikers geht, wurden zwischen 1942 und 1945 ungefähr vierzigtausend Bilder zwischen den sich erbittert bekriegenden Ländern Amerika und Deutschland getauscht. Willi Winkler erzählt, wie die amerikanische Nachrichtenagentur AP mit einem berühmten Bild von Hitler und Mussolini noch kurz vor Kriegsende die Nazi-Propaganda unterstützte.
3. Schreibverbot für Streikende (taz.de, Patrick Guyton)
Sechs Monate dauert nun schon der Kampf der Redakteure und Verlagsangestellten des „Obermain-Tagblatts“ für einen neuen Haustarifvertrag. Der Hintergrund: Seit zehn Jahren haben die Beschäftigten keine Lohnerhöhung mehr erhalten. Nun sind zwei Redakteure von der Verlagsleitung mit einem „Schreibbann“ belegt worden.
4. Stellvertreterkrieg ums Web (zeit.de, Torsten Kleinz)
Wenn selbst Google angeblich an einem Werbeblocker für den konzerneigenen Browser Chrome arbeitet, weiß man, dass in Sachen Onlinewerbung einiges im Argen liegt. Torsten Kleinz fasst die derzeitige Situation zusammen. Dabei geht es nicht nur um den Aspekt der Monetarisierung von Onlineinhalten, sondern auch um Themen wie freie Meinungsäußerung, Netzneutralität und Datenschutz.
5. Wolfgang Kubicki und die dunkle Macht in Mainz (uebermedien.de, Boris Rosenkranz)
Der schleswig-holsteinische FDP-Spitzenpolitiker Wolfgang Kubicki ereifert sich darüber, dass er von der Markus-Lanz-Redaktion ausgeladen wurde und wittert dahinter eine politische Verschwörung. Boris Rosenkranz erklärt, warum die Vorwürfe ins Leere gehen.
6. Skurriler Aufruf bricht Twitter-Rekord (haz.de)
Der auf Twitter meistgeteilte Tweet war bislang das berühmte Oscar-Selfie von Ellen DeGeneres mit Stars wie Jennifer Lawrence, Bradley Cooper und Brad Pitt aus dem Jahr 2014. Der Rekord wurde nun gebrochen, wovon zwei Seiten profitieren: Der neue Rekordinhaber darf ein Jahr lang kostenlos Chicken Nuggets essen und die betroffene Fast-Food-Kette freut sich über die kostenlose Werbung.
Tausende Blogger, Medienleute und Netzaktivisten sind nach Berlin zur re:publica gereist, um die Themen der digitalen Gesellschaft zu diskutieren. Auch wir konnten dem Lockruf nicht widerstehen und sind dort. Besonders interessieren uns natürlich alle Themen, die im weitesten Sinne mit Medien zu tun haben. Deshalb haben wir aus der Vielzahl von Vorträgen die für uns interessanten Veranstaltungen des dritten Tags herausgepickt (was bei dem Überangebot nicht leicht war) und samt der offiziellen Beschreibungstexte hier aufgeführt. Vielleicht sieht man sich ja…
1. Privacy und datengetriebener Journalismus: Warum Datenschutz keine Innovations-Bremse sein muss (Stage 7 – 10.00 bis 11.00 Uhr) (re-publica.com)
Datenschutz gilt als Bremse der Medien-Innovation. Muss das sein? Tatsächlich bieten sich viele Möglichkeiten, eigene Produkte innovativ und datenschutzkonform zu gestalten. In ihrem Talk präsentieren die Journalisten Marco Maas und Daniel Moßbrucker Ergebnisse einer Analyse der neuen EU-Datenschutzgrundverordnung und stellen Thesen auf, welche Neuerungen für die Medien-Branche wichtig werden. Anhand eigens entwickelter Beispiele zeigen sie, wie neue Datenschutz-Pflichten in Apps journalistischer Angebote integriert werden können. Marco Maas (Datenjournalist OpenDataCity)
Daniel Moßbrucker (Internet Freedom Desk Officer Reporters Without Borders)
2. Medienstrafrecht: Grundwissen für Blogger und Journalisten (Stage J – 10:00 bis 11.00 Uhr) (re-publica.com)
Medienstrafrecht? Was ist denn das? Blogger, Vlogger, Podcaster, aber auch Print-Journalisten und Verleger sollten das eigentlich wissen. Denn es gibt einen Bereich des Strafrechts, der für diese Personengruppen in der täglichen Arbeit relevant ist – jenseits der jüngsten “Strafe für Fake-News” Debatte. Ulrich Kerner (Rechtsanwalt und Fachanwalt für Strafrecht der AnwaltFuerStrafsachen.de – FHF)
3. Der Source Code der AfD (Stage 5: 10:30 bis 11.00 Uhr) (re-publica.com)
Oft wird argumentiert, Kritik an der AfD wäre durch die „Lügenpresse“ gesteuert und Äußerungen von Funktionären stünden nicht für die Position der Partei. Deshalb habe ich das getan, was jeder gute Nerd macht. Ich habe den Source-Code gelesen, also alle Wahlprogramme der AfD auf EU-, Bundes- und Landesebene. Hinzu kommen unzählige Anträge aus Bürgerschaften und Landtagen. Dieser Talk fasst die großen Baustellen der AfD zusammen. Und diese haben es in sich! Katharina Nocun (Blogger kattascha.de)
4. Das Auge liest mit: Multimediales Storytelling ohne Code und Kohle (Media Cube – 11:15 bis 12:15) (re-publica.com)
Geht nicht, gibt’s nicht! Multimediales Storytelling muss nicht teuer sein, wenn man die richtigen Programme kennt. Wir zeigen dir nützliche Tools, mit denen du deine Storys ohne Geld oder Programmierkenntnisse in multimediale Online-Reportagen verwandelst – und das ohne großen Aufwand. Daniela Späth (Journalistin Deutsche Welle)
Michel Penke (Redakteur Gründerszene)
5. Geld im digitalen Journalismus – Wege zu innovativen Geschäftsmodellen (Media Cube – 12:30 bis 13:00 Uhr) (re-publica.com)
Der digitale Wandel stellt Medienunternehmen vor eine große Herausforderung: Wie lässt sich online mit Informationsjournalismus Geld verdienen? Führt der Weg dahin über Kämpfe um das sogenannte Leistungsschutzrecht, Adblocker oder “zahlungswillige” UserInnen? Oder muss die Medienbranche stattdessen ebendiese UserInnen sowie deren Bedürfnisse ins Zentrum stellen, um daraus innovative Geschäftsmodelle zu entwickeln? Und falls ja, wie geht das? Wir diskutieren mit euch, ob und wie man existierende digitale Geschäftsmodelle für Medien nutzbar machen kann. Oliver Kaut (Vorstand Digital Media Finance Lab)
Paulina Parvanov (Journalistin Digital Media Finance Lab)
6. Innenminister de Maizière im netzpolitischen Dialog (Stage 2 – 12:30 bis 13:30 Uhr) (re-publica.com)
Im Wahljahr gibt es auch auf der re:publica vermehrt interaktive Formate, die dem Publikum Fragen und Aufmerksamkeit abverlangen: Wir freuen uns sehr, erstmalig Thomas de Maiziére begrüßen zu dürfen. Nach einem Impulsvortrag trifft der Innenminister in einem moderierten Gespräch auf Constanze Kurz und Markus Beckedahl von netzpolitik.org- und zwar als Debattenformat: Moderatorin Geraldine de Bastion stellt Fragen zu netzpolitischen Kerngebieten- beide Seiten dürfen Stellung nehmen. Ausserdem wird es auch genügend Zeit geben für eure Fragen! Geraldine de Bastion (Programmteam re:publica)
Constanze Kurz (Autorin netzpolitik.org)
Markus Beckedahl (Gründer und Chefredakteur netzpolitik.org)
Thomas de Maizière (Minister Bundesministerium des Innern)
7. Hands-on Verifikation: Social-Media-Inhalte überprüfen (Stage 7 – 12:30 bis 13:30) (re-publica.com)
Augenzeugen-Fotos, falsche Verdächtigungen und spektakuläre Videos: Journalisten und Redaktionen haben eine besondere Sorgfaltspflicht, aber auch normale Nutzer sollten sich fragen: Stimmt das, was ich da mit einem Klick auf “Teilen” oder “Retweet” verbreite? Wir erklären, wie man Informationen, Bilder und Videos aus dem Netz einschätzen und überprüfen kann, und zeigen Beispiele aus dem redaktionellen Alltag. Hands-on: Bring your own device! Fiete Stegers (Netzwelt-Redakteur NDR)
Wolfgang Wichmann (Redakteur tagesschau / tagesthemen ARD)
8. Berichterstattung für Flüchtlinge: Do´s and Don´ts (Media Cube 13:45 bis 14.45 Uhr) (re-publica.com)
Alle reden über sie, aber wir reden mit ihnen: Flüchtlinge. Die anfängliche Begeisterung in der Bevölkerung ist gewichen, die Honeymoon-Phase haben wir hinter uns. Der direkte Draht in die Community ist umso wichtiger. Wir stehen täglich in direktem Kontakt mit unseren Usern bei Facebook. Besonders wichtig ist dabei auf Augenhöhe miteinander zu kommunizieren und die kleinen, aber feinen Unterschiede zu kennen. Janina Werner (Journalistin WDRForyou)
Falah Elias (Reporter und Moderator WDR)
9. Gründung eines Medien-Startups (Stage 6 : 15:00 bis 16:00 Uhr) (re-publica.com)
Immer mehr Journalisten entscheiden sich dafür, ihr eigenes Ding zu machen und ein Startup zu gründen. Doch dabei gibt es einiges zu beachten. Bei dieser Diskussion berichten unterschiedliche Gründer von ihren Erfahrungen, von Do’s und Don’ts und geben Interessierten somit einen realistischen Einblick was es heißt, ein Unternehmen an den Start zu bringen. Pauline Tillmann (Chefredakteurin Deine Korrespondentin)
Nora-Vanessa Wohlert (Mit-Gründerin EDITION F)
Marco Maas (Datenjournalist OpenDataCity)
Laurent Burst (Mit-Gründer Project R / Republik)
10. Ein Taliban spielt Tagesschau – Die absurde Bildkultur Islamistischer Propaganda (Stage 3: 16:45 bis 17:15 Uhr) (re-publica.com)
Rühmten sich Islamistische Gruppen Anfang des Jahrtausends noch mit einem Bildverbot, so streamen sie mittlerweile Ihre Propaganda nahezu live in das Internt. Als Reaktion darauf hat sich das Bildverbot in das Westliche Lager verschoben und der Ruf nach Zensur wird immer lauter. Ich habe mich als Künstler in den letzten Jahren intensiv den Bildern dieser Propaganda auseinandergesetzt und möchte darlegen weshalb ein gesellschaftlicher Diskurs hier sehr wichtig ist und ausgesprochen befreiend sein kann. Simon Menner
11. Geh sterben du F°tze (Stage 2: 18:00 bis 18:30 Uhr) (re-publica.com)
Eine Erlebnis-Session für alle, die noch nie im Zentrum eines Shitstorms standen. Jede:r weiß mittlerweile was ein Shitstorm ist. Wir kennen Politiker:innen, die im TV einzelne Hass-Tweets vorlesen. Aber wie fühlt sich das an, als Mensch Ziel so eines Shitstorms zu sein? Für alle, die mutig genug sind sich freiwillig 30 Minuten lang blankem Hass auszusetzen, bietet diese Session einen authentische Simulation. Laura Sophie Dornheim (Digital Strategist)
Tausende Blogger, Medienleute und Netzaktivisten sind nach Berlin zur re:publica gereist, um die Themen der digitalen Gesellschaft zu diskutieren. Auch wir konnten dem Lockruf nicht widerstehen und sind dort. Besonders interessieren uns natürlich alle Themen, die im weitesten Sinne mit Medien zu tun haben. Deshalb haben wir aus der Vielzahl von Vorträgen die für uns interessanten Veranstaltungen des zweiten Tags herausgepickt (was bei dem Überangebot nicht leicht war) und samt der offiziellen Beschreibungstexte hier aufgeführt. Vielleicht sieht man sich ja…
1. Flachsinn – über gute und schlechte Aufmerksamkeit, wie man sie bekommt, wer gewinnt und wohin alles führt (Stage 1 – 10:00 bis 11:00 Uhr) (re-publica.com)
Früher war es nicht so gut, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. “Gehe nicht zum Fürst, wenn du nicht gerufen wirst.” Man wollte bestimmt nicht “auffällig” werden, weil Normabweichungen zu Nachteilen führten. Heute hat derjenige Erfolg, der Aufmerksamkeit auf sich zieht, “attraktiv” oder “visible” ist, also weithin “auffällig” wirkt und als “besonders” gilt. Die Aufmerksamkeit mausert sich seit Jahren zu einer Ersatzwährung. Gunter Dueck (CEO Omnisophie)
2. Anonymous.Kollektiv & Migrantenschreck: Warum wir bei Rechten geklingelt haben (Stage 2 – 10:00 bis 11:00 Uhr) (re-publica.com)
Hunderte Deutsche haben illegale Schusswaffen beim Online-Shop “Migrantenschreck” bestellt. Wir haben Dutzende besucht, viele von ihnen sind Menschen aus der Mitte der Gesellschaft. Das zeigt: Rechte Parolen sind im Mainstream angekommen, das Bild des angeblich kriminellen Flüchtlings verfängt. Wie können Journalisten damit umgehen? Wie ernst sollen wir die Ängste der besorgten Bürger nehmen? Karolin Schwarz (Social Media Redakteurin & Journalistin Hoaxmap)
Max Hoppenstedt (Chefredakteur MOTHERBOARD)
Simon Hurtz (Redakteur SZ.de)
3. »Wir hab’n Polizei!« – Chancen & Herausforderungen beim Einsatz sozialer Medien in der Polizeiarbeit (Stage 2 – 11:15 bis 12:15 Uhr) (re-publica.com)
Aufgezeigt werden soll, wie ein ganzer Berufsstand durch seine Kommunikation in den sozialen Medien eine Art Imageaufschwung von »dislikable« zu »loveable« erfahren hat, welche positiven Signale dies für unsere Gesellschaft, den Rechtsstaat und die Zukunft der digitalen Präsenz der Polizei haben kann, vor welche Herausforderungen der offene Dialog die Beamten aber auch stellt (Stichworte: Falschmeldungen, Hatespeech, Whistleblowing, Terrorwarnungen …) und wie diese Weise der »neuen Kommunikation« anderen Berufsgruppen zum Vorbild gereichen kann. Alexa Brandt (Digitalredakteurin I Head of PR & Social Media result gmbh)
Katharina Kleinen-von Königslöw (Professor University of Hamburg)
André Karsten (Social Media Communicator / Polizeisprecher Soziale Medien Polizei Frankfurt am Main)
Thomas-Gabriel Rüdiger (Kriminologe FHPol Brandenburg)
4. Survival of the fakest? ARD und andere Medien im Kampf gegen gezielte Falschinformationen im Netz (re-publica.com)
Derzeit scheint das Netz von Fake News durchsetzt zu sein. Meldungen, die im Internet kursieren, können weitreichende Konsequenzen nach sich ziehen. Wie können wir uns gegen Falschmeldungen wappnen? Stefan Niggemeier (Gründer Übermedien)
Juliane Leopold (Journalistin und Beraterin)
David Biesinger (Programmchef)
Patrick Gensing (Leiter Faktenfinder Tagesschau)
Richard Gutjahr (Journalist und Blogger G! blog)
Niddal Salah-Eldin (Head of Social Media WELTN24)
5. Exit Journalism: Dating-, Shopping-, und Vergleichsportale. Bestimmen sie die Zukunft der Medienkonzerne? (Stage 7 – 11:15 bis 12:15 Uhr) (re-publica.com)
Springer macht in Immobilienanzeigen, Burda in Dating und P7S1 in Vergleichsportalen. Es scheint als ob die journalistischen Produkte nur noch als Startrampe für besser bezahlte Aktivitäten im Netz gesehen werden. Welche Rolle spielt Journalismus für die Konzerne? Wie kann sich das journalistische Kerngeschäft weiter entwickeln und eigenständig bestehen? Hansi Voigt (Freier Medienberater)
Arne Wolter (Chief Digital Officer Gruner+Jahr GmbH + Co KG)
Caroline von der Groeben (Chief of Staff to the board Axel Springer SE)
6. What’s Up TV? Television from Abroad (Stage 6 – 12:30 bis 13:00 Uhr) (re-publica.com)
Der Markt für Fernsehformate ist international, und TV-Trends verbreiten sich schnell über die ganze Welt. Trotzdem unterliegt jedes Land nationalen Eigenheiten und Geschmäckern. Was trotzdem Trend ist – oder zu einem werden könnte, welche Formate in der TV-Branche diskutiert werden und was für kuriose Auswüchse die TV-Produktion zuweilen zustande bringt, präsentiert die Session. Marcel Amruschkewitz (Leiter Creative Unit VOX)
7. Beitragskürzung oder erweiterter Auftrag. Wohin entwickelt sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk? (Stage 7 – 12:30 bis 13:30 Uhr) (re-publica.com)
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk steht unter Veränderungs- und Rechtfertigungsdruck, in Deutschland und in ganz Europa. Der Druck kommt nicht nur durch neue Medientechnologien und veränderte Medienrezeptionsgewohnheiten der Nutzer, sondern auch aus Politik und den eigenen Reihen. Innerhalb der Rundfunkanstalten wird in Arbeitsgruppen über zukünftige Strukturen, Reformansätze, Angebote und die Vorstellungen der Beitragszahler diskutiert.Der öffentlich-rechtliche Rundfunk steht unter Veränderungs- und Rechtfertigungsdruck, in Deutschland und in ganz Europa. Der Druck kommt nicht nur durch neue Medientechnologien und veränderte Medienrezeptionsgewohnheiten der Nutzer, sondern auch aus Politik und den eigenen Reihen. Innerhalb der Rundfunkanstalten wird in Arbeitsgruppen über zukünftige Strukturen, Reformansätze, Angebote und die Vorstellungen der Beitragszahler diskutiert.
Tabea Rößner (MdB Bündnis 90/Die Grünen) Ulrike Simon (freiberufliche Medienjournalistin)
Hans Demmel (Vorsitzer / Geschäftsführer VPRT e. V. / n-tv)
Prof. Dr. Karola Wille (Intendantin des MDR und Vorsitzende der ARD)
Lauri Kivinen (CEO Yle – Finnish Broadcasting Company)
8. Jemand vor Ort? Lokaljournalismus zwischen Innovation, gesellschaftlicher Bedeutung und staatlicher Förderung. (Stage 7 – 15:00 bis 16:00 Uhr) (re-publica.com)
In immer mehr Regionen in Deutschland gibt es nur noch eine Tageszeitung, auch im lokalen Rundfunk nimmt die Konzentration zu. Hyperlokale Blogs erschienen kurze Zeit als Alternative, die Finanzierung bleibt jedoch in den meisten Fällen schwierig. Um lokale Vielfalt zu erhalten, werden unterschiedliche Konzepte zur Weiterentwicklung und Förderung von Lokaljournalismus diskutiert und in einzelnen Bundesländern auch probiert. Prof. Dr. Hansjürgen Rosenbauer (Vorsitzender des Medienrats Medienananstalt Berlin-Brandenburg)
Prof. Dr. Frank Lobigs (Professor für Journalistik, Schwerpunkt “Ökonomische Grundlagen des Journalismus” Inst. f. Journalistik, TU Dortmund)
Thomas Kralinski (Chef der Staatskanzlei & Beauftragter für Medien Staatskanzlei Land Brandenburg)
Patricia Schlesinger (Intendantin Rundfunk Berlin-Brandenburg)
Prof. Bascha Mika (Chefredakteurin Frankfurter Rundschau GmbH)
Isa Sonnenfeld (Head of Google News Lab DACH)
Andrea Hansen (Freie Journalistin und stellvertretende Landesvorsitzende DJV NRW)
9. Schöner Schein oder tiefgreifende Erkenntnisse? – Datenjournalismus im redaktionellen Alltag (Stage 4 – 16:15 bis 17:15 Uhr) (re-publica.com)
Datenjournalismus schafft Ordnung im Chaos, zeigt komplexe Zusammenhänge auf und macht riesige Zahlenmengen auf einen Blick begreifbar. Datenjournalismus ist die Antwort auf die großen Datenmengen unserer Welt. Aber zeigt Datenjournalismus wirklich Neues? Interessieren sich die NutzerInnen dafür? Welche Reichweiten lassen sich damit erzielen? Und wie bindet man die Datenjournalisten sinnvoll in den Redaktionsalltag ein? Auf der Bühne: Macher und Experten mit Daten, Erfahrungen und Gedanken zu einem wichtigen Thema im Journalismus – nicht nur Online. Lorenz Matzat (Journalist & Unternehmer Lokaler Infosystems)
Wolfram Leytz (Redaktionsleiter rbb|24 Rundfunk Berlin-Brandenburg)
Uli Köppen (BR Data)
Teresa Sickert (Journalistin Radiobüro)
Christina Elmer (Ressortleitung Datenjournalismus Spiegel Online)
10. Fake News und die Glaubwürdigkeitsdebatte. Wie dringt Journalismus noch durch? (Stage 7 – 17:30 bis 18:30 Uhr) (re-publica.com)
Erst die Fake-News teilen, sich dann über die Gegenposition in den Medien aufregen, um sich schließlich bei Russia Today zu informieren. Der Kampf um Aufmerksamkeit im Social Web schafft schiefe Anreize für Medienmacher und Nutzer. Wie geht man mit den Unwahrheiten um? Wie stärkt der Journalismus seine Glaubwürdigkeit und dringt zu den Nutzern durch? Dr. Barbara Hans (Chefredakteurin SPIEGEL ONLINE GmbH)
Jim Egan (CEO BBC Global News Ltd)
Dr. Joachim Huber (Leiter Ressort Medien Der Tagesspiegel)
Niddal Salah-Eldin (Head of Social Media WELTN24)
Dr. Maren Urner (Co-Founder and editor-in-chief Perspective Daily)
Dr. Rasmus Kleis Nielsen (Director of Research Reuters Institute, University of Oxford)
11. Fake sells: Eine wahre Geschichte in 2000 Facebook-Copys (Stage 1 – 18:45 bis 19:15 Uhr) (re-publica.com)
Fake News sind immer die News der anderen? Unsere Datenanalyse zeigt, wie sich Falschmeldungen auszahlen und mit welchen Strategien Medien Fakes verbreiten: Jeder dritte Facebook-Post enthält Spuren von Unwahrheit. Um dem Problem beizukommen, gilt es zu differenzieren: zwischen Propaganda, Clickbait und Fahrlässigkeit. Wir präsentieren das Thema als interaktive Game Show mit zwei Kandidaten und einer Hydraulikpresse (Modell „Lügenpresse™“) auf der Bühne, die über Wahrheit und Fake richtet. Theresa Locker (MOTHERBOARD)
12. Unfragen und Umfragen: Wenn Meinungsforschung Meinung macht (re-publica.com)
Wir konsumieren Eindeutigkeit: 2,5 Milliarden Euro pro Jahr geben deutsche Politik und Wirtschaft für quantitative Meinungsforschung aus, 150 Umfragen beauftragt allein das Bundeskanzleramt jährlich. Doch nach Wahlkämpfen, die mitunter von Bots und sogenannten Fake News bestimmt wurden, scheint es immer schwieriger, diese Eindeutigkeit zu finden. Große Medien nutzen zur Steigerung ihrer Engagement-Raten häufig einfache Klick-Tools, um Meinungen abzufragen. Welche Meinungen diese Ergebnisse widerspiegeln ist fraglich.
Christian Humborg (Of Counsel CORRECT!V) Janina Mütze (Co-Founder & COO Civey)