Wenige Stunde vor der Pressekonferenz des BKA ist die aktuelle Folge des Podcasts von Gabor Steingart erschienen. Sein Gast: Julian Reichelt. Mit ihm sprach Steingart gestern Abend über den Datenklau. Und der “Bild”-Chef zeigt in knapp 22 Minuten eindrucksvoll, wie häufig man treffsicher mit Mutmaßungen und Behauptungen danebenliegen kann.
Zum möglichen Täter
Julian Reichelt im Podcast:
Ich glaube, was relativ klar ist: Das waren nicht ein oder zwei Jungs, die bei Pizza und Cola light im Keller gesessen haben, bisschen Computerspiele, bisschen Youtube und dann bisschen was gehackt haben und das dann aufbereitet haben. Das muss eine größere Struktur gewesen sein.
Das BKA sagt heute: Der 20-Jährige sei Schüler ohne besondere technische Ausbildung oder Informatikstudium. Er habe sich das nötige Wissen durch Computeraffinität und viel Zeit draufgeschafft. Er lebe noch bei seinen Eltern in Mittelhessen. Immerhin: Von Pizza, Cola light, Keller und anderen Reichelt’schen Hacker-Klischees war nicht die Rede.
(an dieser Stelle beweist auch Gabor Steingart seine Expertise, als er schlussfolgerte: “Sprechen wir noch mal über das Handwerk, die Professionalität. Wenn man sich die Seite selber anschaut, es sieht nicht aus danach, dass Schüler ein paar E-Mails gehackt haben.”)
Zu möglichen Komplizen
Julian Reichelt im Podcast:
Der Umfang des Materials einerseits und die Liebe zum Detail, mit der dieses Material aufbereitet worden ist, mit Überschriften versehen worden ist, verschlagwortet ist, geordnet worden ist, deutet schon darauf hin, dass es sich um eine größere Zahl von Personen handelt und vor allem eine professionell vorgehende große Anzahl von Personen, die dieses Material aufbereitet hat.
Steingart fragt nach, wie viele Beteiligte Reichelt vermutet. Der “Bild”-Chef:
Wir haben es hier mit sehr aktuellen Daten zu tun, mit sehr vielen aktuellen Daten, die sehr liebevoll aufbereitet worden sind. Deswegen würde ich, sozusagen als interessierter, hochinteressierte Laie, was die Aufbereitung von Daten angeht, da schon eher auf eine gut zweistellige Zahl von Personen tippen, die sich damit beschäftigt haben muss
Das BKA sagt heute: Alles deute auf einen Einzeltäter hin.
Zu einer möglichen staatlichen Unterstützung
Julian Reichelt im Podcast:
Ich glaube nach allem, was wir an Hacks in den letzten Jahren gesehen und erlebt haben, ist das Wahrscheinlichste immer noch, dass es zumindest staatliche Unterstützung, von welcher Seite auch immer, für diesen Hack gab.
Das BKA sagt heute: Es gebe keine Hinweise für staatliche Unterstützung.
Zum möglichen Motiv
Julian Reichelt im Podcast:
Meine große Schlussfolgerung daraus ist, dass in enorm vielen Daten enorm wenig, so gut wie gar kein wirklich brisantes, skandalöses Material dabei war, was diese Aussage stützen würde, die ja da betrieben werden soll: Die Politik ist korrupt, die Politik ist verkommen, wir können uns auf unsere Politiker nicht verlassen, es gibt düstere Absprachen hinter den Kulissen, es gibt vielleicht Absprachen zwischen Medien und Politik. All das, was dort forciert werden soll oder routinemäßig bei solchen Hacks und Leaks forciert werden soll, das, muss man sagen, konnten wir dort nicht entdecken.
Das BKA sagt heute: Der Verdächtige habe angegeben, “aus Verärgerung über öffentliche Äußerungen der betroffenen Politiker, Journalisten und Personen des öffentlichen Lebens gehandelt zu haben.”
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Gabor Steingart kündigte das Gespräch und seinen Gesprächspartner übrigens so an:
Der Datenklau und seine Folgen — dazu habe ich mit dem Mann gesprochen, der auf diesem Datenschatz jetzt sitzt und ihn mit einem Expertenteam derzeit nach allen Regeln der investigativen journalistischen Handwerkskunst auswertet. (…)
Der “Bild”-Chefredakteur, ein erfahrener Enthüller und ehemaliger Kriegsreporter, gibt freizügig Auskunft über seine Arbeit. Und, bei allem Nebel, den der Fall noch umgibt, erkennen wir jetzt in diesem Gespräch die Dimension einer Tat, die womöglich deutlich größer ist als das, was die Bundesregierung uns als Wahrheit zugestehen will.
Schwer zu sagen, was lustiger ist: Steingarts verschwörerisches Geraune oder Reichelts angebliche “investigative journalistische Handwerkskunst”.
1. Bye bye, twitter und Facebook (robert-habeck.de)
Der Grünen-Vorsitzende Robert Habeck geriet wegen unglücklicher Formulierungen in Wahl-Videos bereits das zweite Mal in Twitter-Turbulenzen. Zum selbstgemachten Digital-Ungemach gesellte sich ein unverschuldetes: Unbekannte verbreiteten via Twitter private Daten von ihm und seiner Familie. Nun hat sich Habeck in einem radikalen Schritt von den sozialen Medien verabschiedet und seine Twitter- und Facebook-Präsenzen stilllegt.
Weitere Lesetipps: Auf “Indiskretion Ehrensache” kritisiert Thomas Knüwer Habecks Reaktion. Und Wolfgang Michal hält der “FAZ” den Spiegel vor, indem er bei einem Anti-Twitter-Text spaßeshalber das Wort “Twitter” durch “FAZ” ersetzt. Beim “Deutschlandfunk” beschäftigen sie sich mit digitalem Stress durch soziale Medien, der Sucht nach Nachrichten und der Gegenbewegung “Data Detox”.
2. Leser als “Versuchskarnickel” (sueddeutsche.de, Stefan Mayr)
Vergangenes Jahr veröffentlichte Hardy Prothmann, Betreiber des “Rheinneckarblogs”, eine Falschmeldung mit dem Titel “Massiver Terroranschlag in Mannheim”. Vom “bisher größten Terroranschlag in Westeuropa” war die Rede, bei dem 50 Angreifer “mit Macheten und Messern” Passanten attackiert und dabei 136 Menschen getötet und 237 verletzt hätten. Das sei jedoch nur ein Zwischenstand: Die Metzelei auf Mannheims Straßen sei noch nicht beendet. Für weitere Informationen musste man ein (Probe-)Abo abschließen. Um danach zu erfahren, dass alles frei erfunden war. Prothmann hatte dafür einen Strafbefehl über 9.000 Euro erhalten, gegen den er sich gerichtlich zur Wehr setzte. Keine gute Idee: Das Amtsgericht Mannheim verurteilte den Blogbetreiber nun zu einer Geldstrafe von 12.000 Euro. Prothmann ist sich weiterhin keiner Schuld bewusst und kündigte noch im Gerichtssaal Berufung an.
4. Ein “Nazis raus” und seine Folgen (tagesspiegel.de, Sebastian Leber)
Seit Jahrzehnten existiert der Spruch “Nazis raus”, eine Gegenreaktion zur rechtsradikalen “Ausländer raus”-Parole. Nachdem Nicole Diekmann, Korrespondentin aus dem ZDF-Hauptstadtbüro, den “Nazis raus”-Spruch twitterte, geriet sie ins Visier der Rechten und erhielt zahlreiche Hassnachrichten sowie Mord- und Vergewaltigungswünsche. Diekmann hat sich für ein paar Tage von Twitter verabschiedet, dem Kanal, auf dem ihr so viel Hass, aber auch Solidarität begegnete.
5. Wie Verlage mit den letzten Printleserinnen Roulette spielen (infosperber.ch, Catherine Duttweiler)
Man möchte meinen, dass sich Zeitungsverlage besonders hingebungsvoll um die letzten Printliebhaber kümmern. Was die Zuverlässigkeit der Zustellung und den Umgang mit Pannen anbelangt, ist dies jedoch nicht immer der Fall, wie Catherine Duttweiler aus der Schweiz berichtet.
6. Diese 10 Instagram-Accounts gingen im Dezember durch die Decke (horizont.net, Giuseppe Rondinella)
“Horizont” hat die letztmonatlichen Wachstumsraten aller deutschsprachigen Instagram-Kanäle ab 100.000 Follower analysieren lassen und daraus eine Top-10-Liste gebildet. Führend sind der 18-jährige Rapper Mero und der Sänger Lucas Cordalis. Profitieren konnten aber auch die Geschwister von Instagram-Berühmtheiten, die von ihren Brüdern und Schwestern ordentlich gepusht wurden.
Normalerweise ist das eine Methode der Hacker des russischen, auf Cyberkrieg spezialisierten Militärgeheimdienstes GRU.
Als Urheber oder Unterstützer kämen Staaten wie Russland und China infrage, hieß es zunächst. Besonders Russland steht im Verdacht, seit Jahren massiv Hackerangriffe auf Deutschland zu befehlen. Auch ein Zusammenwirken Russlands mit rechtsextremen deutschen Gruppen sei nicht auszuschließen.
Dass ausgerechnet keine Daten der rechtspopulistischen und kremlnahen AfD veröffentlicht wurden, könnte laut Gaycken auch eine falsche Fährte sein, um die Hintermänner der Attacke im russischen Sektor zu verorten. Oder eben ein Hinweis auf die Beteiligung russischer Kräfte im Hintergrund.
Bei russischen Geheimdiensten heißt solches Material “Kompromat” — Erpressungs-Material.
Dritte Spur: der russische Militärgeheimdienst GRU. Putins Cyberkrieger hackten sich bereits ins Bundestagsnetz. Reste dieser Angriffe könnten jetzt für den erneuten Daten-Angriff genutzt worden sein
Schon 2017 warnte General Michael Hayden, Ex-Direktor der CIA, in BamS vor Hacker-Attacken aus Russland: “Ihr Deutschen solltet euch Sorgen machen!”
Die Sprecherin des Chaos Computer Clubs, Constanze Kurz, widerspricht Röpcke heute in der “FAZ”: Es gebe “kaum Indizien dafür, dass es sich um einen großen Hack handeln könnte. Auch deutet nichts darauf hin, dass die Verantwortlichen mit besonderer technischer Expertise vorgegangen wären.”
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Röpcke ist bei “Bild” einer der Hauptautoren in dem Fall, atemlos schreibt und twittert er seit Tagen darüber. Schon wenige Stunden nach Bekanntwerden behauptete er:
Doch selbst heute, über drei Tage später, ist immer noch unbekannt, welche “cases of corruption” und “bad political scandals” Röpcke da entdeckt haben will. Oder ob er sich das einfach nur ausgedacht hat. Das Wort “corruption” nahm er später zurück und ersetzte es durch “nepotism”. Belege bleibt Röpcke aber bis jetzt schuldig. In der gedruckten Ausgabe vom Samstag widersprach ihm selbst das eigene Blatt. Auf die Frage “WIE BRISANT IST DAS MATERIAL?” antwortete “Bild”:
Nach erster Einschätzung sind keine Skandal-Akten dabei.
“Bild” habe “Unglaubliches” recherchiert, heißt es da:
BILD-Recherchen führen nun zu einem Hacker, der wahrscheinlich der Urheber der Twitter-Profile [von denen die Daten veröffentlicht wurden] ist.
Doch das, was dann “nach BILD-Informationen” und “laut BILD-Recherchen” “exklusiv” folgt — vieles davon stand mehr als einen Tag zuvor bereits bei “RT”. Darunter auch der Name des “Hackers, der wahrscheinlich der Urheber der Twitter-Profile ist”, die Namen der Plattformen, auf denen er aktiv sein soll, der Name der Person, deren Profilbild er verwendet, und so weiter. Ein Schelm, wer hier einen Zusammenhang sieht.
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In ihren Artikeln liefern Röpcke und “Bild” dabei immer so viele Details und Screenshots zu den veröffentlichten Daten und den Seiten, auf denen sie veröffentlicht wurden, dass es für die Leserschaft ein Leichtes ist, sie selbst zu finden. Heute schreibt “Bild”:
Allein eine Datei mit dem Namen […] wurde seit Sonntag mehr als 3000 mal aufgerufen. Hinter ihr verbergen sich funktionierende Links zu mehr als 1000 Datensätzen von Politikern und Prominenten. Es ist davon auszugehen, dass sich am Sonntag und Montag abermals Hunderte die illegal erbeuteten Informationen auf ihre Rechner herunter luden.
Kein Wunder. Dank “Bild” wussten sie genau, wonach sie suchen mussten.
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Der größte Witz zum Thema aber kam mal wieder vom “Bild”-Chef persönlich:
Mit Dank an Moritz H., Michael E. und Benno S.!
Nachtrag, 8. Januar: Heute hat das BKA einen Verdächtigen festgenommen. Es ist nach ersten Erkenntnissen kein russischer Militärgeheimdiensthackerspion, sondern ein 20-jähriger Schüler aus Mittelhessen.
Franck Ribéry, Fußballer beim FC Bayern München, hat im Familienurlaub in Dubai ein Steak gegessen, das mit Gold umhüllt war, und ein Foto davon in den Sozialen Medien gepostet, was zu heftigen Vorwürfen und Anfeindungen gegen ihn führte, und was ihn wiederum dazu verleitete, unter anderem zu antworten: “F*ckt eure Mütter, eure Großmütter und auch euren Stammbaum.”
Nun ja.
Seit den Beleidigungen durch Ribéry fordert Matthias Brügelmann, Chefredakteur des “Bild”-“Sport-Kompetenzcenters” (ja, das heißt wirklich so), vehement dessenRauswurf — was aber nicht gefruchtet hat, denn der FC Bayern München sprach lediglich eine Geldstrafe aus.
Nun mag Franck Ribérys Hang zu Beschimpfungen und vergoldeten Steaks vielfältige Gründe haben. Seine Religion dürfte dabei allerdings nicht von Bedeutung sein. Bei Bild.de bringen sie sie heute dennoch auf der Startseite ins Spiel:
Hinter der Bezahlschranke steht dann auch nichts weiter, was Goldsteak und/oder Mütter-Beleidigung mit der Religion verbindet, aber man kann den Islam ja mal in den negativen Zusammenhang bringen. Das hat schließlich im vergangenen Jahr bei “Bild” schon prima funktioniert.
Gleich zu Beginn des “Bild plus”-Artikels erzählt die Redaktion übrigens von der islamfeindlichen Hetze, der die Familie Ribéry derzeit ausgesetzt ist:
Nachdem Ribéry gestern von den Bayern eine Geldstrafe aufgebrummt bekam, meldete sich seine Frau wieder zu Wort. Bei Instagram postete sie Beleidigungen, die sie selbst im Netz erhalten hatte.
Ein “Bayern-Fan” hatte geschrieben: “Verschwinde aus Deutschland, verdammte islamische Schlampe.”
Bei Bild.de haben sie mit ihrer heutigen Dachzeile wieder mal etwas dafür getan, dass solche Nachrichten so bald nicht aufhören.
Mit Dank an noir, Sven B. und @migrokosmos für die Hinweise!
1. Warum wir nichts über den Hackerangriff berichtet haben und jetzt doch diesen Artikel schreiben (buzzfeed.com, Marcus Engert)
“BuzzFeed News Deutschland” hat sich mit dem letzten großen Hackerangriff beschäftigt und die Erkenntnisse ausnahmsweise nicht in einem Artikel sondern in einem 27-teiligen Twitter-Thread niedergeschrieben. Der Grund: “Wir hatten so viele Fragezeichen, dass wir dachten: Das können wir nicht in einen Artikel packen. Die Menschen wollen von uns Antworten, keine Fragen.” Nach zahlreichen Reaktionen auf Twitter hat man sich entschieden, der Thematik doch einen Artikel zu widmen.
Weiterer Lesehinweis: Die netzpolitik.org-Analyse: Alles außer AfD: Was wir über das große Datenleck wissen (Markus Reuter).
Der Fall um die geleakten Daten wirft zudem die Frage auf, ob Journalistinnen und Journalisten die privaten Chatverläufe von Politikerinnen und Politikern lesen dürfen. Die Medienforscherin Jessica Heesen sagt dazu in der “taz”: “(…) bei einer Unterhaltung zwischen einer prominenten Persönlichkeit und ihren Familienangehörigen würde ich aus medienethischer Sicht keine ausführliche Analyse betreiben, sondern allenfalls einen kurzen Blick darauf werfen, um den Vorgang einzuordnen. Das muss ausreichen.”
Und zu guter Letzt die Lese-Empfehlung für: “Ups, ich hab’ ja doch was zu verbergen.” 5 Lehren für Journalist:innen aus dem #Hackerangriff (medium.com, Daniel Moßbrucker).
2. Youtube Advertising 2018: Welcher Spot hat massiv Geld verbrannt, welcher hat gezündet? (omr.com, Roland Eisenbrand)
Christoph Burseg vom Youtube-Analyse-Tool “Veescore” hat für “OMR” ausgewertet, welche deutschen Werbetreibenden sich beim Youtube-Marketing geschickt anstellen — und welche Ihr Geld verschwendet haben. Zentrale Fragestellung der Analyse: Wie viele Views benötigt der Advertiser mit seinem jeweiligen Werbevideo, um jeweils einen neuen Abonnenten für seinen Kanal zu generieren? Die Ergebnisse reichen von grotesk viel bis überraschend wenig.
4. Abgründe sind wichtig im Leben (54books.de, Tilman Winterling)
Die “Süddeutsche Zeitung” hat mit der Piper-Verlegerin Felicitas von Lovenberg über “Männer und männliche Eigenschaften” gesprochen und sich unter anderem nach ihren Erfahrungen mit Sexismus erkundigt. Tilman Winterling hat das Interview gelesen und ist dabei nicht aus dem Kopfschütteln herausgekommen.
5. Solidarität für Fabrizio! – Nicht der DSDS-Kandidat war respektlos, sondern die Sendung, die ihn vorgeführt hat. (nollendorfblog.de, Johannes Kram)
In der vergangenen Ausgabe von “Deutschland sucht den Superstar” wurde genußvoll das Scheitern eines schwulen 21-jährigen Kandidaten zelebriert. Vom “respektlosesten Kandidat aller Zeiten” war danach in den Medien die Rede, die nur zu gern der überdrehten RTL-Inszenierung folgten. Johannes Kram hat näher hingeschaut und erklärt, wie bei “DSDS” derartige Fremdschäm- und Empör-Elemente eingebaut werden. Sein Resümee: “Der Mut eines jungen Mannes, zu sich selber zu stehen, wurde missbraucht für die Inszenierung einer Vernichtung. Ja, Fabrizio hat sich schlecht geschlagen. Vor allem aber hatte er das Pech, dies in einem Format zu tun, das darauf angewiesen ist, daraus Kapital zu schlagen. Wer hierfür Schadenfreude empfindet oder gar Wut auf den Kandidaten, weil er sich so für dessen peinliches Anderssein schämt, der muss sich fragen lassen, wie peinlich ihm das eigene Anderssein ist.”
6. Kann man die russische Mafia mit Powerpoint erklären? (faz.net, Allegra Mercedes Pirker)
Die “FAZ” hat den “Tatort” vom Sonntagabend einem Faktencheck unterzogen und dazu verschiedene Sachverständige befragt, darunter ein Experte vom Bund Deutscher Kriminalbeamter, die Sprecherin des Bundeskriminalamts und ein Rechtsmediziner.
Das Schlimmste aber, und das wird selbst an den Chefetagen nicht spurlos vorbeigegangen sein, waren die Verkaufszahlen. Laut IVW war die letzte Auflagenmeldung von “Bild” die schlechteste seit 64 Jahren. Schon im ersten Quartal dieses Jahres war die verkaufte Auflage um fast zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr eingebrochen.
Darum musste sich “Bild” dieses Jahr in besonderem Maße auf alte Stärken besinnen. Ein kleiner Rückblick.
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Das Tier des Jahres
Der Wolf. Das Lamm. Und die ewig grausame Geschichte von Tod und Verderben.
Hurz!
Stellte sich später heraus, dass es doch kein Wolf war, ließ “Bild” das natürlich unerwähnt.
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Das Geschlecht des Jahres
Von den “Gewinnern” des Tages auf der Titelseite waren über 80 Prozent — Männer.
Auch von den Verlierern waren über 80 Prozent männlich. Selbst Tiere und Gegenstände tauchten in dem Ranking häufiger auf als Frauen.
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Die Religion des Jahres
Gehen wir doch mal die großen durch. Also. Hinduismus: kam in der Print-“Bild” in diesem Jahr genau einmal vor. Der Buddhismus kam immerhin auf zwei Erwähnungen. Das Judentum kam auf sieben, das Christentum auf 28. Der Islam auf 266.
Und anders als bei anderen Religionen sind beim Islam für “Bild” nur zwei Gefühlsrichtungen zugelassen: Angst und Empörung. Das war auch 2018 nicht anders, und relativierende Fakten blieben dabei selbstverständlichunbeachtet.
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Der Skandal des Jahres
Über 800 Mal hat “Bild” in diesem Jahr das Wort “Skandal” gedruckt, am größten und empörtesten im Frühjahr — beim großen:
Auch “BAMF-Skandal” genannt. BAMF, ihr wisst schon, diese von einer “Skandal-Chefin” geleitete und mit “Skandal-Akten” vollgestopfte “Skandal-Behörde”.
Und als ein paar atemloseWochen später herauskam, dass der Fall nicht mal ansatzweiseso wild war, wie von “Bild” dargestellt, war das der Redaktion wie viele Titelschlagzeilen wert? Genau.
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Der Experte des Jahres
Brauchte “Bild” in diesem Jahr ein knackiges Zitat, war einer sofort zur Stelle:
Prof. Michael Wolffsohn (München) spricht aus, was vielen schwerfällt: “Trump, über den viele lachen, hat mit seiner Strategie mehr erreicht als seine Vorgänger.”
Ob zu Trump, zu Putin, zur Bundeswehr, zum ZDF — das ganze Jahr über versorgte der “Publizist und Historiker” (je nach Bedarf auch mal “Bundeswehr-Historiker” oder “Hochschullehrer des Jahres”) Michael Wolffsohn die “Bild”-Redaktion zuverlässig mit “deutlichen Worten”, auch und am liebsten zu hochkontroversen Themen. Und praktischerweise war er dabei immer einer Meinung mit “Bild”.
Als “Bild” sich darüber beklagte, dass Deutschland sich nicht genug gegen die Gasangriffe in Syrien einsetze, beklagte sich auch Michael Wolffsohn über die “bundesdeutsche Drückebergerei”:
Wolffsohn: “Auf der einen Seite hören wir seit Jahrzehnten ‘Nie wieder Auschwitz!’. Über die damals von deutschem Gas Ermordeten wird heute in Deutschland geweint, gegen die jetzige Auschwitz-Variante wird nichts getan.”
Als “Bild” sich über den Rassismus-Vorwurf von Mesut Özil empörte, empörte sich auch Michael Wolffsohn:
(Fazit: “Den größten Respekt hätten die mächtigsten Machos der Welt vermutlich vor Friedrich Merz.”)
Als “Bild” sich über eine antisemitische Karikatur in der “Süddeutschen Zeitung” echauffierte, wetterte auch Wolffsohn:
Als Michael Wolffsohn dann im Herbst einen Preis von einer Stiftung bekam, ließ die “Bild”-Zeitung im Gegenzug eine Meldung auf der Titelseite springen — und kürte Wolffsohn ein paar Wochen später, Überraschung: zum “Gewinner” des Tages.
Das zentrale Thema der wochenlangen Hysterie: Ausländer. Kriminelle Ausländer. Und was alles passieren könnte, wenn wir da nicht sofort etwas tun, und zwar: “Abschieben!”
Wenn sich dann herausstellte, dass sie falsche Vorwürfe verbreitet hatte, gab sich die Redaktion große Mühe, die Korrektur möglichst gut zu verstecken. Oder brachte erst gar keine.
Aber kein Wunder, konnten sie doch ein weiteres Jahr Tag für Tag lesen, dass wir überschwemmt werden von Terroristen und Kindsmördern, und dass uns, wenn wir uns nicht bald zur Wehr setzen, die kriminellen Ausländer mit Sicherheit alle umbringen. Wenn uns bis dahin nicht schon die Wölfe gefressen haben.
Nachtrag, 27. Dezember: Der Vollständigkeit halber: Auch wenn in der Collage im Abschnitt “Die Religion des Jahres” ein Beispiel mit “Islamismus” zu sehen ist — bei den 266 Nennungen handelt es sich tatsächlich nur um Nennungen des Wortes “Islam”. Schon klar: Wenn man nach “Islam” sucht, findet man in den Ergebnisse auch Treffer wie “Islamismus” (da steckt ja schließlich die Buchstabenkombination “Islam” drin). Diese Treffer haben wir allerdings nicht mitgezählt.
Bevor wir uns gleich für ein paar Tage in unsere schalldichte Höhle zurückziehen, in der uns keine “Bild”-Titelseiten und keine Tweets von Julian Reichelt erreichen und in der die Internetverbindung zu schwach ist, um Bild.de aufzurufen, möchten wir Euch allen noch schnell fürs Lesen danken und Euch und Euren Familien frohe Weihnachten, ein paar schöne, entspannte Tage und einen guten Start ins neue Jahr wünschen!
Ein großes Dankeschön geht an alle, die uns mit Hinweisen versorgt haben. Wir haben es wieder nicht geschafft, allen nachzugehen und alles aufzuschreiben, haben uns aber große Mühe gegeben, dass es möglichst viele sind.
Und natürlich möchten wir auch all jenen danken, die uns in den vergangenen zwölf Monaten finanziell unterstützt haben! Wer von Euch noch nicht dabei ist, aber gern dabei sein möchte, kann mal hier nachschauen, wie das geht (Spoiler: ganz einfach und auf vielfältige Weise!). Jetzt aber erstmal ein ganz herzlicher Dank an all diese tollen Menschen:
Aaron S., Achim B., Achim F., Achim K., Achim S., Adrian T., Albert M., Albrecht W., Alena M., Alex G., Alex K., Alex M., Alexander A., Alexander B., Alexander G., Alexander H., Alexander K., Alexander R., Alexander S., Alexander W., Alexandra K., Alexis B., Alfons A., Alfons S., Alina R., Amac G., Amy S., Andre F., Andre H., Andre J., Andre S., André W., Andrea d. L., Andrea H., Andrea K., Andrea P., Andrea S., Andreas B., Andreas C., Andreas E., Andreas F., Andreas G., Andreas H., Andreas K., Andreas L., Andreas M., Andreas N., Andreas P., Andreas R. B., Andreas R., Andreas S., Andreas W., Andree H., Andres F., Andres S., Andy S., Anette P., Angela Yvonne K., Angelika K., Anita R., Anita Z., Anja C., Anja R., Anja S., Anja W., Anke K., Anke N., Anke W., Anna B., Anna M., Anna S., Anna-Lena S., Anne S., Annemarie S., Annette B., Annette F., Annette K., Annika H., Annika S., Antje L., Anton S., Anton T., Antonia T., Arch H., Armin L., Arne C., Arne L., Arne T., Artur K., Astrid P., Athanasios M., Axel S., Axel-R. O., Aydin A., Barbara L., Barbara S., Bärbel W., Bastian G., Bastian L., Ben F., Ben H., Benedict S., Benedikt K., Benedikt S., Benjamin B., Benjamin E., Benjamin F., Benjamin G., Benjamin J., Benjamin M., Benjamin P., Benjamin R., Benjamin W., Benno A., Berenike L., Berit J., Bernd F., Bernd M., Bernd Ö., Bernd R., Bernhard F. S., Bernhard K., Bert R., Berthold H., Bettina K., Bettina T., Bianca B., Bjoern E., Bjoern S., Bjoern T., Bjorn H. D., Björn H., Björn K., Bla B., Bo G., Bobby R., Bodo S., Bodo W., Brian P., Britta S., Buddy C., C. K., Carl H., Carline M., Carlo B., Carlo S., Carsten B., Carsten K., Carsten L., Carsten P., Carsten R., Carsten S., Chantal F., Chris E., Chris M., Chris T., Christian B., Christian F., Christian G., Christian H.-B., Christian H., christian H., Christian L., Christian M., Christian N., Christian O., Christian R., Christian S., Christian W., Christian Z., Christiane V., Christin N., Christina P., Christine G., Christine H., Christine T., Christoph A., Christoph D., Christoph E., Christoph J., Christoph K., Christoph Kurt M., Christoph M., Christoph P., Christoph S., Christophe K., Chrstn B., Claas P., Claudia Z., Claudius S., Clemens B., Clemens H., Clemens L., Colin S., Conner W., Constantin P., Constantin R., Constantin S., Cornelia F., Cornelius L., D. V. H., Daniel A., Daniel B., Daniel D., Daniel G., Daniel H., Daniel J., Daniel K., Daniel L., Daniel P., Daniel R.-G., Daniel S., Daniel T., Daniel V., Daniela H.-D., Daniela S., Danijel M., Danilo G., Danny F., Danny H., Dario C., Dario S., David A., David B., David K., David N., David R., David T., Delia W., Denis M., Deniz T., Dennis B. H., Dennis B., Dennis Benjamin H., Dennis H., Dennis K., Dennis R., Dennis W., Desiree B., Diana Z., Dierk R., Dietmar N., Dietz P., Dimitri V., Dirk A., Dirk B., Dirk D., Dirk H., Dirk L., Dirk P., Dirk S., Dirk T., Dirk W., Dominic G., Dominik D., Dominik H., Dominik K., Dominik W., Dominique T., Dora A., Dorothea A., Dorthe K., Dortje L., Eckart L., Eckhard S., Edda B., Eduard W., Efthimios T., Eik L., Ekkart K., Ekkehard K., Elena K., Elena N., Elmar E., Elmar M., Emil S., Eric M., Eric U., Erik M., Erika H., Erwin P., Eugen W., Fabian B., Fabian H., Fabian L., Fabrice B., Feda M., Felix F., Felix G., Felix J., Felix M., Felix R., Felix S., Felix T., Felix W., Florian A., Florian B., Florian F., Florian G., Florian H., Florian J., Florian L., Florian N., Florian R., Florian S., Florian T., Florian W., Fran W., Frank F., Frank H., Frank K., Frank P., Frank S., Frank V., Frank W. B., Frank W., Frank Werner B., Frank Z., Franz B., Franz H., Franz J. 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S., Uwe Dirk S., Uwe F., Uwe H., Uwe K., Uwe P., Uwe S., Valerie R., Vanessa B., Vanessa F., Vera L., Verena H., Vincenzo T., Vinzenz F., Volker B., Volker K., Volker M., Volkmar D., Wendelin S., Wiebke S., Wilko Z., Winnie G., Wladimir P., Wolf G., Wolf H., Wolfgang A., Wolfgang F., Wolfgang G., Wolfgang H., Wolfgang K., Wolfgang T., Wolfgang W., Wolfram L., Yannic F., Yvonne R., Yvonne T. und Zoë B.!
Wobei “Plötzlich” in diesem Fall bedeutet: Die “Bild”-Redaktion hat einen Fehler gemacht, und der große Mist, den sie verbreitet hat, fliegt den Mitarbeitern gerade um die Ohren. Dieses “Plötzlich” ist eine Art Korrektur im Gewand eines weiteren Vorwurfs.
Es geht um die Weihnachtskarte — oder besser: die Weihnachtskarten — von Annette Widmann-Mauz, der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung. Am späten Dienstagabend schreiben Franz Solms-Laubach und Filipp Piatov bei Bild.de:
Das ganze Land wünscht zurzeit “Fröhliche Weihnachten” auf Karten, doch ausgerechnet die Integrationsbeauftragte kriegt das nicht hin.
Auf der Weihnachtskarte, die Integrationsministerin Annette Widmann-Mauz (52, CDU) mit ihrer Pressestelle verschickt, sind zwar Weihnachtsmann-Mützen, Baumschmuck und Engel mit Heiligenschein zu sehen, es fehlt aber das wichtige Wort: Weihnachten!
Stattdessen steht dort: “Egal woran Sie glauben … wir wünschen Ihnen eine besinnliche Zeit und einen guten Start ins neue Jahr.”
Am Mittwoch reicht die “Bild”-Zeitung ihren aussichtsreichen Beitrag zum Wettbewerb “Wer erschafft den größten Elefanten aus der kleinsten Mücke?” ein:
… schreibt die Redaktion auf der Titelseite. Und auf Seite 2:
Die Staatsministerin für Migration, Flüchtlinge und Integration soll also Weihnachten “abgeschafft”, sich “vor dem Wort Weihnachten” gedrückt, “unser christliches Fundament” verschwiegen haben. Blöd nur, dass eine weitere aktuelle Grußkarte von Annette Widmann-Mauz existiert. Und darin stehen Dinge wie “ein friedvolles Weihnachtsfest und ein gesegnetes Jahr 2019” oder “Öffnen wir unsere Herzen für das Geheimnis der Heiligen Nacht”. Dazu der Spruch des Theologen Angelus Silesius: “Das Licht der Herrlichkeit scheint mitten in der Nacht. Wer kann es sehen? Ein Herz, das Augen hat und wacht.” Alles sehr, sehr christlich.
Während die Karte, bei der Solms-Laubach und Piatov und “Bild” das Abendland untergehen sehen, in einer Auflage von 100 Exemplaren an Journalistinnen und Journalisten und Redaktionen gegangenen und von Widmann-Mauz’ Presseteam verschickt worden sein soll, soll die andere Karte in einer Auflage von 1000 Exemplaren an Kolleginnen und Kollegen im Bundestag, Freunde in der CDU, Kirchen, Religionsgemeinschaften gegangen sein.
“Bild” lag also heftig daneben. Doch anstatt einfach zu sagen: “Wir lagen daneben”, schreibt die Redaktion, dass “plötzlich” eine “zweite Weihnachtskarte von Widmann-Mauz aufgetaucht” sei, und zündet die nächste Stufe. “Bild” gestern:
So macht man Menschen fertig.
Im Hauptartikel — dieses Mal interessanterweise ohne Autorennamen — geht es unter anderem um Widmann-Mauz’ Studienabbruch und ihr angebliches Versagen als Integrationspolitikerin. Die Redaktion wirft ihr vor, “dass sie es auch nach acht Monaten im Amt noch nicht geschafft habe, ein Freitagsgebet in einer Moschee zu besuchen.” Was wäre wohl in “Bild” los, wenn Annette Widmann-Mauz in diesen acht Monaten dreimal in der Moschee, aber nicht so oft im Gottesdienst gewesen wäre?
Der kleine Kasten unten rechts auf der Seite (“Die zweite Karte der Staatsministerin”) ist die Art, wie die “Bild”-Mitarbeiter zeigen, dass sie einen Fehler gemacht haben. Und dazu gehört auch, dass sie noch einmal auf Annette Widmann-Mauz einschlagen: “Parteiintern christlich, nach außen beliebig — ein bemerkenswerter Widerspruch.”
Vermutlich hätte aber auch eine größere Korrektur nicht mehr viel gebracht. Bei Bild.de durften die Leserinnen und Leser bereits über die berufliche Zukunft der Integrationsbeauftragten abstimmen. In den Sozialen Netzwerken haben die Hetzer, denen “Bild” das nächste Opfer zum Fraß vorgeworfen hat, Widmann-Mauz längst beleidigt und beschimpft. Die AfD, Erika Steinbach und all die anderen ganz Rechten konnten auf ein neues Thema aufspringen und taten das auch zahlreich. CDU-Politikerinnen und -Politiker haben sich von “Bild” zu kritischen Äußerungen bringen lassen. “Integrationsexperte” Ahmad Mansour durfte auch noch was sagen.
Und “Bild” hatte das nächste Kapitel in der traditionellenJahresend–Erzählung, dass in Deutschland Weihnachten abgeschafft werde.
Für die Fehler, die die Redaktion dabei gemacht hat, musste sie nicht mal um Entschuldigung bitten. Sie hat einfach noch einen draufgesetzt.
Georg Streiter, der früher selbst bei “Bild” gearbeitet hat und später stellvertretender Regierungssprecher war, hat bei Facebook einen sehr lesenswerten Beitrag zur “Bild”-Berichterstattung über Annette Widmann-Mauz veröffentlicht.* Er schreibt darin unter anderem:
Wer — wie ich — lange Jahre bei Boulevard-Zeitungen gearbeitet hat, kennt auch die Kniffe, mit denen man immer halbwegs überleben kann, auch wenn man gerade ins Klo gegriffen hat. Eine Rettungs-Regel z.B. lautet: wenn Du falsch berichtet hast, lass die Korrektur aussehen wie eine neue Enthüllung. Die veredelte Variante: zünde zusätzlich ein großes Feuerwerk, das ablenkt. Ein Musterbeispiel dafür ist die versuchte Hinrichtung der Staatsministerin bei der Bundeskanzlerin, Annette Widmann-Mauz (CDU), durch die “Bild”-Zeitung.
Er habe “arge Probleme”, so Streiter, “mit dem fanatischen Kurs, den der aktuelle Chefredakteur fährt.”
Mit Dank an die vielen Hinweisgeber!
*Nachtrag, 27. Dezember: Der Facebook-Post von Georg Streiter ist inzwischen nicht mehr für jeden lesbar. Streiter hatte uns gegenüber bereits angekündigt, dass er seinen Text zu gegebener Zeit wieder auf “privat” stellen werde.
Aus aktuellem Anlass eine “6 vor 9”-Sonderausgabe, die sich ausschließlich der “Causa Relotius” bzw. der “Causa Spiegel” widmet.
1. Die Blender sind unterwegs (journalist-magazin.de, Ludwig Greven)
Beim Medienmagazin “journalist” fragt sich Ludwig Greven, warum niemandem in den beteiligten Redaktionen aufgefallen sei, dass viele der gefeierten Reportagen von Claas Relotius zu toll waren, um wahr zu sein: “Vermutlich, weil die Vorgesetzten nicht merken wollten oder schlicht nicht merkten, dass sie sich erneut bereitwillig hatten blenden lassen. Weil sie nicht genügend nachdachten und nachprüften. Weil sie sich selbst im Glanz des neuen Kisch sonnen wollten, damit ihr Blatt wieder ein wenig erstrahlte. Um ein wenig von den Preisen abzubekommen, die Claas Relotius in Serie erhielt. Um gegenüber der Konkurrenz zu prahlen.”
Am Ende seines Beitrags gibt es zudem eine umfangreiche Linksammlung mit Verweisen zu den Stellungnahmen der Medien, die von dem Fall betroffen sind.
2. “Ich wusste, dass er lügt” (sueddeutsche.de, Ralf Wiegand)
Wenn der Journalist Juan Moreno nicht gewesen wäre, würde Claas Relotius wahrscheinlich weiter für den “Spiegel” lügen und zusätzliche Preise für seine Fantasy-Literatur einheimsen. Und der “Spiegel” hat es Moreno bei der Aufdeckung des Schwindels wahrlich nicht einfach gemacht. Mit der “Süddeutschen” hat Moreno über die Probleme bei der Enttarnung und Relotius’ brillante Lügen gesprochen.
Beim “Spiegel” ist Moreno in einem kurzen Video-Interview zu sehen: Reporter Juan Moreno über den Fall Relotius.
3. Ich kann die Empörung über #Relotius nicht ernst nehmen. (facebook.com, Ronja Von Wurmb-Seibel)
Die Journalistin Ronja Von Wurmb-Seibel hat für die “Zeit” geschrieben und ist unter anderem Autorin eines Buchs über Afghanistan, wo sie auch für eine gewisse Zeit gelebt hat (“Ausgerechnet Kabul: 13 Geschichten vom Leben im Krieg”). Auf Facebook berichtet sie von eigenen Erfahrungen mit sensations- und geschichtenhungrigen Chefs und Kollegen: “Tipps, die prominente Chefs mir als junger Journalistin gaben: “Das Gute am Auslandsjournalismus ist ja, dass niemand rausfinden wird, ob der Mann in Kabul das wirklich gesagt hat.” Oder: “Du hast recherchiert? Das machen wir hier eher nicht.” Ich betone: das war ganz am Anfang meines Berufsleben, kein heimliches Geständnis im Vertrauen, sondern offenbar der beste Rat, den diese Chefs einer aufstrebenden Reporterin zu geben hatten.”
4. Das Problem der Geschichten (taz.de, Anne Fromm & Rene Martens)
Claas Relotius sei das Produkt eines journalistischen Zeitgeistes, der Schönschreiben feiere und Recherche und Quellen-Transparenz vernachlässige, so Anne Fromm und Rene Martens in ihrer “taz”-Analyse. Bemerkenswert sei die Form des Offenlegungs-Artikels durch den künftigen “Spiegel”-Chefredakteur Ullrich Fichtner: “Er liest sich wie ein Krimi, ist geschrieben in dem Stil, mit dem Relotius groß geworden ist. Der Kollege, der ihn zu Fall gebracht habe, sei wochenlang “durch die Hölle” gegangen, durch “tiefe Täler”. Relotius, so beginnt der Text, sei kurz vor dem Ende seiner Karriere “Glanz und Elend” noch “einmal ganz nah” gekommen. Relotius sei “ein journalistisches Idol seiner Generation”, und das lässt sich natürlich nicht leicht widerlegen, denn man kann die Generation ja nicht mal eben anrufen und nachfragen, ob das stimmt. Der Text strotzt nur so vor Pathos. Am Ende bleibt hängen: Der Spiegel ist ein Hort der Wahrheit, Relotius ein Nestbeschmutzer. Selbstkritik räumt der Autor des Textes und künftige Spiegel-Chefredakteur Ullrich Fichtner kaum ein.”
5. Was mMn bei der Causa Relotius untergeht (twitter.com, Emran Feroz)
Emran Feroz berichtet als freie Journalist hauptsächlich aus Nahost und Zentralasien und ist Autor eines Buchs über den amerikanischen Drohnenkrieg in Afghanistan (“Tod per Knopfdruck”). In einem Twitter-Thread macht Feroz auf ein Problem bei Auslandsgeschichten aufmerksam: “Wer aus Ländern wie Afghanistan berichtet, weiß, dass es immer wieder einige Kollegen gibt — meist weiß, westlich und männlich — die krampfhaft Geschichten suchen. Sie sind mit Dolmetschern, Fixern & Orientalisten-Brille unterwegs. Sie beuten lokale Journalisten aus. Am Ende brillieren sie in ihren Heimatländern mit Exklusivstories. Niemand kann mir erzählen, dass derartige Personen den Protagonisten ihrer Geschichten derart nahe standen wie sie es meist vorgeben. Das ist meistens aufgrund sprachlicher und kultureller Barrieren nicht machbar. Ich und einige afghanische Kollegen und Freunde wundern uns seit Jahren darüber.”
6. «Blondinen färben ihr Haar dunkel» (folio.nzz.ch, Claas Relotius)
Es ist fast zum Lachen, wenn es nicht alles so traurig wäre: Claas Relotius hat 2014 für die “NZZ” ein kurzes Interview mit einer finnischen Friseurin geführt, bei dem sich die Redaktion zum “bizarrsten Korrigendum veranlasst sah, das wir je veröffentlichen mussten”. Vorausgegangen war ein auch jetzt noch einsehbarer Kommentar einer aufmerksamen Leserin: “Bei diesem Bericht muss es sich um eine Fiktion handeln: Erstens ist der Name Hannu ein Männername (Hans), zweitens existiert dieser Coiffeursalon in Lahti nicht, und drittens sind die Preise pro Haarschnitt bedeutend höher (z.B. Kinder bis 8-12 Jahre 26€). Auch die Preise für Milch, Brot und Kinobillette sind höher. Ein Liter normale Milch kostet ungefähr 1,20 €. Vom NZZ Folio erwarte ich eigentlich recherchierte Berichte.”
Hinweis: Im Lauf des Tages folgt aus aktuellem Anlass eine “6 vor 9”-Sonderausgabe, die sich ausschließlich der “Causa Relotius” bzw. der “Causa Spiegel” widmet.
1. Wikimedia verliert Rechtsstreit: Weniger freie Inhalte, mehr Abmahngefahr (netzpolitik.org, Leonhard Dobusch)
Der Bundesgerichtshof hat entschieden: Museen können ihren Besuchern verbieten, Fotos von gemeinfreien Werken anzufertigen. Gleichzeitig sind die von den Museen angefertigten Fotos der Ausstellungsstücke als “Lichtbild” gemäß § 72 Abs. 1 des Urheberrechtsgesetzes für fünfzig Jahre geschützt. Die Folgen dieser Entscheidung seien laut netzpolitik.org weitreichend “und betreffen gleichermaßen individuelle Nutzer gemeinfreier Werke und Plattformen wie Wikimedia Commons, die Fotos gemeinfreier Werke online frei zugänglich anbieten. Sie müssen nämlich zukünftig nicht nur klären, ob ein Werk gemeinfrei, also der urheberrechtliche Schutz bereits abgelaufen ist. Sie müssen darüber hinaus auch die Zustimmung des Fotografen des Bildes des gemeinfreien Werkes einholen oder nachweisen, dass das Bild selbst schon vor über 50 Jahren gemacht worden ist. Beides ist in vielen Fällen überaus schwierig, wenn nicht gar unmöglich.”
2. Verbraucherjournalismus: Lösungen für Alltagsprobleme (fachjournalist.de, Ulrike Bremm)
“Finanztip”-Chefredakteur und “Verbraucherjournalist” Hermann-Josef Tenhagen erzählt, welches Lebensmotto ihn antreibt, wo er seine Verantwortung sieht und warum das Ressort attraktiver ist, als viele denken: “… im Grunde genommen sind wir im Verbraucherjournalismus an den großen Fragen dran. An den Fragen von Freiheit des Einzelnen und von Gerechtigkeit. Denn zum Verbraucherjournalismus gehören auch Themen wie der VW-Skandal, mit dem Betrug der Konzerne, den Dieselfahrverboten und den Fragen: “Warum darf es die blaue Plakette nicht geben?” “Was steckt da eigentlich dahinter?””
4. Next chapter: Internet – SPEX macht online weiter (spex.de, Dennis Pohl)
Als vor einigen Wochen das Ende der gedruckten “Spex” (Magazin für Popkultur) bekanntgegeben wurde, herrschte vielerorts Trauer. Nun gibt es Neuigkeiten: “Spex” wird mit dem 1. Februar 2019 online weitergeführt. Dennis Pohl zu den Gründen: “Weil dieser spezielle Masochismus, den es wohl schon immer für engagierten Pop-Journalismus brauchte, zu tief in uns verwurzelt ist. Vor allem aber, weil wir an SPEX glauben. Also daran, dass es weiterhin eine Stimme braucht, die abseitigen, marginalisierten, diskriminierten und aufrührerischen Positionen in Pop und Gesellschaft zu Gehör verhilft.”
5. Nach 25 Jahren und 200 Kolumnen bin ich jetzt WIREDless (wired.de, Johnny Haeusler)
Nachdem der Medienkonzern Condé Nast bereits das deutschsprachige “Wired”-Printmagazin eingestellt hat, geht es nun auch mit der Website zu Ende. Anlass für “Wired”-Kolumnist Johnny Haeusler auf seine Zeit bei dem Onlinemagazin zurückzublicken, in der er rund 200 Online-Kolumnen verfasst hat.
6. Rechtsextremes Muster bei Bundeswehr und Polizei – Whistleblowerschutz überfällig (whistleblower-net.de, Vera Hanna-Wildfang & Antonia Peißker)
Anlässlich der rechtsextremen Umtriebe bei Bundeswehr und hessischer Polizei, verlangt das “Whistleblower-Netzwerk” einen besseren Schutz von Hinweisgebern: “Whistleblowern werden bei der Polizei Hinweise auf Missstände ganz besonders schwer gemacht. Die eingeschränkten Meldemöglichkeiten der Polizist*innen sowie das von der Gesellschaft weitgehend abgeschottete System machen geschütztes Whistleblowing aber im Gegenteil ganz besonders notwendig.” Update: Die Redaktion von whistleblower-net.de scheint den von uns verlinkten Text ohne jeden weiteren Kommentar gelöscht zu haben. Update 2: Der Text ist wieder online.