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Balla, balla

Bild.de berichtet seit gestern unter Berufung auf eine aktuelle Meldung der britischen Boulevardzeitung “Daily Mirror”, der Fußballer Michael Ballack habe “seine Namensrechte an den FC Chelsea abgetreten” — und zwar für “25 000 Pfund (45 000 Euro) pro Woche”.

Und das ist zunächst mal insofern seltsam, als 25.000 britische Pfund umgerechnet eigentlich nicht einmal 37.000 Euro sind.

Am Ende des Ballack-Artikels steht dann aber auch noch dies:

“Für die Europäische Union, die gerade über eine Gehaltsobergrenze im Fußball diskutiert, ist Ballacks Gehaltsvolumen völlig balla, balla!

Jose Luis Arnaut, der sich bei der EU mit diesem Thema beschäftigt: ‘Ich bin sehr betroffen. Sport und besonders Fußball sind derzeit nicht in einer guten Verfassung.'”

Und das ist nun insofern seltsam, als sich das “Ich bin sehr betroffen”-Zitat von Jose Luis Arnaut, anders als Bild.de suggeriert, gar nicht auf Ballacks “balla, balla”-Gehalt beziehen kann. Der Arnaut-O-Ton stammt ursprünglich aus dem Vorwort einer Studie, die, nun ja, bereits am Vortag des “Mirror”-Gerüchts veröffentlicht worden war.

Mit Dank an Christiane B. und Jörg W. für die Hinweise.

Symbolfoto XXXVIII

“Bild”-Hamburg druckt heute im Sportteil ein großes Foto. Darauf zu sehen: ein mit Ketten behängter und bemalter Mann (siehe Ausriss). Der dazugehörige Artikel handelt davon, dass sich die WM-Mannschaft des karibischen Inselstaates Trinidad & Tobago entschieden habe, nicht den Masseur bzw. “Kult-Kneter” Hermann Rieger zu engagieren, sondern, wie “Bild” gleich an mehreren Stellen schreibt, einen “Voodoo-Medizinmann”/”Voodoo-Medizinmann aus der Karibik”/”Voodoo-Zauberer”.

Das mag stimmen. Allerdings zeigt das große Foto, mit dem “Bild” die Meldung illustriert, mitnichten, wie “Bild”* suggeriert, einen “Voodoo-Medizinmann aus der Karibik”. Vielmehr zeigt es — wie z.B. das Fußballmagazin “Rund” und sport.ARD.de berichteten — den 41-jährigen Taxifahrer Evoloko aus der Demokratischen Republik Kongo.

*) Nur, damit es bei “Bild” nicht heißt, der Fehler liege beim Fotografen: “Bild” gibt zwar als Quelle “Fotos: STRUSS, IMAGO” an, doch weder der Fotograf Werner Struß, noch die Agentur Imago haben, wie sie uns zumindest versichern, das abgebildete Foto im Angebot.

Mit Dank an Martin K. für den Hinweis und Eberhard S. für die Unterstützung.

Überraschungen wehren sich gegen “BamS”

Na, das war doch mal eine verkaufsträchtige Ankündigung auf der Titelseite der gestrigen “Bild am Sonntag”:

Alle 23 Namen: Das ist Klinsis WM-Truppe ... BamS stellt das komplette Team vor

“Deutschlands schnellstes Magazin” ist so schnell – die wissen Dinge schon, bevor sie passiert sind! Denn eigentlich stellte Jürgen Klinsmann den deutschen WM-Kader ja erst heute mittag vor. Aber die “Bild am Sonntag”-Leute hatten entweder hellseherische Fähigkeiten oder beste Insider-Informationen — jedenfalls waren sie ihrer Sache verdammt sicher. In einen Bildtext schrieben sie:

Morgen gibt Klinsmann seinen WM-Kader bekannt. Es wird keine Überraschungen geben

Und vielleicht hätten sie da doch stutzig werden sollen, denn irgendwie gehört es doch zum Wesen von Überraschungen, dass man sie nicht vorhersagen kann. Und, siehe da, was steht heute nach der offiziellen Bekanntgabe des WM-Kaders auf vielen Nachrichtenseiten und natürlich auch bei Bild.de? Sowas:

Von den 23 Spielern, deren Namen die “Bild am Sonntag” zu wissen behauptete, stimmten nur 20. Anders als die “Bild am Sonntag” schrieb, sind Patrick Owomoyela, Fabian Ernst und Kevin Kuranyi nicht im Kader. Nicht auf dem Zettel hatte die “Bild am Sonntag” dafür Thomas Hitzlsperger, David Odonkor und Mike Hanke (ausdrücklich und im Indikativ: “im Sturm setzt der Bundestrainer auf Oliver Neuville … statt auf Mike Hanke”).

Natürlich aber sind diese peinlichen Fehl-Vorhersagen nicht der “Bild am Sonntag” anzulasten, sondern Jürgen Klinsmann.

Noch ‘ne Torte (Wiedervorlage)

Da hatte der Zuckerbäcker von Bild.de vor einem Monat so ein schönes Tortendiagramm gebacken, und uns wollte es trotzdem nicht so recht schmecken. Kein Wunder eigentlich. Doch nachdem wir uns öffentlich über den Pfusch beschwert hatten, wurde die Tortengrafik nicht etwa entsorgt, sondern — husch-husch — umdekoriert und erneut in die Auslage gestellt. Enttäuscht haben wir den Bild.de-Backshop seitdem gemieden und erst jetzt, als wir geschäftlich mal wieder in der Gegend waren, festgestellt, dass der Konditor offenbar eine neue Torte gebacken und sie stickum gegen das ungenießbare Teil ausgetauscht hat.

Schön sieht sie aus, die neue. Pfusch ist es trotzdem: Aus einem 20-Prozent-Anteil sind nun “18 %” geworden (siehe Ausriss) — so dass die Umfrageergebnisse in der aktuellen Fassung nicht mehr nur falsch dargestellt, sondern auch erstmalig falsch sind.

Mit Dank an Sine W. für den Hinweis.

Nachtrag, 18.6.2006: Um’s mit unserem Leser Frederik B. zu sagen: Offenbar haben sie’s gebacken gekriegt.

Kurz korrigiert (99)

Das ist natürlich ein bisschen blöd: Wenn man den Eindruck zu erwecken versucht, man kenne den genauen Standort fast jeden Stiefmütterchens, das Michael Schumacher auf seinem Anwesen in Gland pflanzen lässt…

…aber offenbar nicht einmal weiß, dass dieser Ort gar nicht am Zürichsee liegt, sondern ungefähr am anderen Ende der Schweiz, am Genfer See.

Danke an Dominik W., Cosmo, Markus K., Beat M., Jördis G. und Frank S. für den Hinweis!

Nachtrag, 11.12 Uhr. Bild.de hat das nochmal im Atlas nachgeschlagen — oder einfach richtig bei uns abgeschrieben.

Kurz korrigiert (98)

Schon möglich, dass der WM-Mannschaftsbus “uns” (also “Bild”) nicht gefällt. Das ist aber noch lange kein Grund, in einem Artikel zum Thema “Was soll der Stuß mit unserem Bus?” zu behaupten:

“Gebaut wurde er von Mercedes, drauf steht aber WM-Sponsor Hyundai (baut keine Busse).”
(Hervorhebung von uns.)

Denn: Hyundai baut sehr wohl Busse, exportiert/bringt sie aber offenbar nicht nach Europa, wie beispielsweise N24.de bereits vor gut neun Monaten und das “Hamburger Abendblatt” vor gut neun Wochen berichteten.

Mit Dank an Christian W. und Jörg für den Hinweis.

Nachtrag, 15.45 Uhr: Bei Bild.de wurde die sachlich falsche Textpassage inzwischen ersatzlos gestrichen.

USA warnen vor Terror und mexikanischen Pools

Manchmal, da sind die Leute von “Bild” schon auf genau der richtigen Fährte zum Kern einer Geschichte und kommen dann kurz vor dem Ziel doch noch vom Weg ab.

Wie bei diesem Artikel in der aktuellen “Bild am Sonntag”:

USA warnen vor Terror bei Fußball-WM

Fünf Wochen vor Anpfiff der Fußballweltmeisterschaft haben die USA vor Terroranschlägen in Deutschland gewarnt! (…)

Nach BamS-Informationen wurden Bundesregierung und Sicherheitsdienste von der am Freitag veröffentlichten Mitteilung völlig überrascht. Aus Washington war kein Hinweis gekommen — obwohl es üblich ist, vor Terrorwarnungen die betreffenden Staaten in Kenntnis zu setzen.

An dieser Stelle hätten die drei Autoren des Artikels ahnen können, dass an ihrer Geschichte etwas faul ist. Denn wenn es “üblich ist”, vor Terrorwarnungen die betreffenden Staaten in Kenntnis zu setzen, das in diesem Fall aber nicht geschah, könnte das natürlich einfach bedeuten, dass es sich hier gar nicht um eine neue “Terrorwarnung” handelte.

Und genauso ist es.

Das für Reisehinweise zuständige “Bureau of Consular Affairs” des amerikanischen Außenministeriums hat weder eine aktuelle Reisewarnung, noch eine spezielle Bekanntmachung über Gefahren durch Terror und Gewalt herausgegeben, und auch in seinen Konsularinformationen über Deutschland ist die WM nicht erwähnt.

Der “Bild am Sonntag”-Artikel bezieht sich auf eine Informationsbroschüre zur Fußball-WMin exakt gleicher Form warnt die Behörde aktuell zum Beispiel Studenten, die in den Frühjahrsferien nach Mexiko reisen, dass dort regelmäßig US-Bürger tödlich mit den Auto verunglücken, von Balkonen oder in Gruben fallen oder im Hotelpool ertrinken.

Die Broschüre zur Fußball-WM enthält nur ganz allgemeine Warnungen wie die, dass solche Massenereignisse “grundsätzlich” ein Ziel von Terror-Anschlägen sein können (und dass “emotionsgeladene Sportereignisse” generell “unvorhersehbar” seien). “Konkrete, glaubwürdige terroristische Drohungen” gebe es nicht. Dieser Satz findet sich schließlich auch im “Bild am Sonntag”-Artikel — aber erst, nachdem die drei Autoren gründlich den gegenteiligen Eindruck erweckt haben.

Danke an Jörn W. für den Hinweis!

Kurz korrigiert (96)

Ähm, anders als Bild.de aus aktuellem Anlass behauptet, lautet die erste Zeile der britischen Nationalhymne im englischen “Originaltext” natürlich nicht "God save out Gracious Queen"!

Mit Dank an Fabian L. für den Hinweis.

Nachtrag, 16 Uhr: Erstaunlich! Obwohl wir gar nicht ausdrücklich dazugeschrieben haben, wie denn die erste Zeile der britischen Nationalhymne wirklich im Originaltext heißt, ist es Bild.de gelungen, den Fehler im Anschluss an unseren Eintrag zu korrigieren.

Nachtrag, 17.23 Uhr: Es sei — mit Dank an Carsten W. für den Hinweis — hier noch schnell nachgetragen, dass in dem Bild.de-Artikel (über die mangelhaften Fremdsprachenkenntnisse einer britischen Boulevardzeitung anlässlich einer “Initiative des englischen [sic] Außenministeriums”) ein gewisser “Außenminister Lord David Triesman” erwähnt wird, obwohl es unseres Wissens in Großbritannien doch überhaupt keinen Außenminister Lord David Triesman gibt.

Und noch ‘ne Torte

Oh, nein! Bild.de hat es schon wieder getan!

Bevor wir jedoch darauf zu sprechen kommen, was, hier aus gegebenem Anlass zunächst ein kleiner Link zu Renate Wanner in die “Sindelfinger Zeitung”. Aber nun zurück zu Bild.de:

Dort sieht die Tortengrafik zu aktuellen “WM-Frage der Woche” (“Wurde Kahn von Klinsi fair behandelt?”) nämlich so aus:

Doch halt, nein, stopp! Das stimmt natürlich nicht. Die Bild.de-Grafik sieht gar nicht so aus, sie könnte nur, wie wir wissen, ebensogut so aussehen wie die von uns angefertigte und abgebildete Montage. Selbstverständlich sieht die echte Tortengrafik von Bild.de ganz anders aus.

Nur mit der Idee, Prozentanteile in einem Tortendiagramm so darzustellen, dass die Größe der Tortenstücke den Prozentanteilen entspricht, hat auch die echte Bild.de-Grafik nichts zu tun. Sie sieht eher so aus wie eine umdekorierte Wiederverwertung einer anderen Torte. Dabei wäre es gar nicht so schwierig für Bild.de, ein korrektes Tortendiagramm zur aktuellen WM-Frage aufzutreiben. Das findet sich nämlich heute, weltexklusiv, in der gedruckten “Bild”.

Mit Dank Alexander W. für den Hinweis.

Nachtrag, 19.40 Uhr: Bild.de hat die Grafik inzwischen geändert — und dieses Mal etwa sogar auf Anhieb korrigiert?

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