Mit Anlauf in den Shitstorm, Mann hinter Lanz, Oscarverleihung

1. Auf die Fresse
(netzpolitik.org, Daniel Laufer)
Die Aktion #allesdichtmachen polarisiert wie selten etwas: Auf der einen Seite Jubel und Lob von AfD, “Querdenker”-Lager, Ex-Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen und “Bild”-Redaktion, auf der anderen Seite pures Entsetzen, Ablehnung und Shitstorm. Daniel Laufer fragt sich, wieso 53 Schauspieler und Schauspielerinnen “praktisch mit Anlauf in einen Shitstorm” sprangen. Die Antwort könnte mit Dietrich Brüggemann zu tun haben, einem in der deutschen Film- und Fernsehszene eigentlich hoch angesehenen Regisseur und Drehbuchautor.
Weitere Lese- und Hörhinweise: Im “Übermedien”-Podcast kommentiert Samira El Ouassil: “Am Ende schaut man sich diese 53 Videos an – und fühlt nur diesen schneidenden Effekt der Bitterkeit. Sie haben mit dem Messer nicht nur gekitzelt, wie es Künstler normalerweise machen, sondern sie haben zugestochen, in den Diskurs hineingestochen. Ohne Rücksicht auf Verluste. Und wir wissen am Ende nicht, wofür? Und warum? Was wollen sie denn jetzt genau?” (übermedien.de, Holger Klein, Audio: 42:21 Minuten)
Jetzt.de hat sechs Schauspieler und Schauspielerinnen, die nicht Teil der Kampagne waren, gefragt, was sie von der Aktion halten.
Bei n-tv.de räumt der Schauspieler und Aktionsteilnehmer Richy Müller ein: “Ich war blauäugig”. Er habe sein Video zurückgezogen: “Ich musste feststellen, dass mein Video vielen Menschen wehgetan hat, die ich niemals kränken oder veralbern wollte. Außerdem ist es auf einer Plattform gelandet, die ich nicht unterstützen will.”
Und bei rnd.de argumentiert Matthias Schwarzer lesenswert, warum Liefers Medienbashing so gefährlich ist.

2. Der Mann, der Markus Lanz zur Marke machte: “Es gehört Mut dazu, jemandem ins Gesicht zu sagen, dass er lügt”
(rnd.de, Imre Grimm)
Der ZDF-Talker Markus Lanz erfährt in letzter Zeit viel Lob für seine hartnäckigen Politikergespräche. Imre Grimm hat sich mit Markus Heidemanns, dem Produzenten und Mann hinter dem Erfolg, unterhalten und ihn gefragt, wie er sich die Entwicklung erklärt.

3. We love to infotain you: Gelingt die Info-Offensive der Privaten?
(dwdl.de, Peer Schader)
RTL, ProSieben & Co. bemühen sich derzeit mit allerlei Sondersendungen und Interviews um mehr Ernsthaftigkeit. Das gelingt mal mehr und mal weniger. Peer Schader ordnet den derzeitigen Stand der Transformation als “Übungsmodus” ein: “Der Wille, gesellschaftlichen Themen und aktuellem Tagesgeschehen im Programm mehr Raum zu geben, ist da – aber allzuoft hapert’s noch an der Ausführung.”
Weiterer Lesetipp: Neue Studio-Welt: Newssender sendet aus Springer-Neubau (dwdl.de, Alexander Krei).

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4. Warum Sie auf TikTok noch was lernen können
(meedia.de, Luca Schallenberger)
Viele assoziieren mit TikTok Tanzvideos oder lustige Lip-sync-Clips. Die Kurzvideoplattform fährt jedoch unter dem Hashtag #LernenMitTikTok eine Art Bildungsoffensive. Luca Schallenberger hat sich durch die Filmchen geklickt und ist recht angetan: “Auf TikTok lerne ich an einem Tag mehr als auf Twitter in einer Woche.”

5. Corona-Berichterstattung: Panikmacher oder seriöse Warner?
(de.ejo-online.eu, Marlis Prinzing & Florian Meißner)
Die Kommunikationswissenschaftlerin Marlis Prinzing und ihr Kollege Florian Meißner leiten aus Studienbefunden und Ethik fünf Punkte ab, was eine verantwortungsvolle Corona-Berichterstattung auszeichne. Gute Journalisten und Journalistinnen würden differenzieren, könnten zwischen Korrelation und Kausalzusammenhang unterscheiden, einordnen, Transparenz schaffen und die Risikokompetenz der Menschen stärken.

6. Wer hat gewonnen?
(spiegel.de)
Wegen der Corona-Pandemie fand die Oscarverleihung nicht im 3.400 Personen fassenden Dolby-Theatre, sondern mit 170 handverlesenen Anwesenden in der Union Station in Los Angeles statt. Beim “Spiegel” gibt es eine übersichtliche Zusammenfassung der Nominierten und Preisträger. Weitere Informationen unter: “Nomadland” ist der beste Film des Jahres (spiegel.de, Florian Pütz)

KW 16: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, endlich Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Samstagsausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Dr. Mai Thi Nguyen-Kim in der Hörbar Rust
(radioeins.de, Bettina Rust, Audio: 1:48:05 Stunden)
Bettina Rust hat sich Mai Thi Nguyen-Kim in die Hörbar eingeladen, die in ihrem Youtube-Kanal “maiLab” über die verschiedensten wissenschaftlichen und gesellschaftspolitischen Themen spricht. Man könnte fast sagen, dass fünf Personen gleichzeitig bei Bettina Rust zu Gast waren, denn Nguyen-Kim ist Wissenschaftsjournalistin, Chemikerin, Autorin, Youtuberin und Fernsehmoderatorin.

2. Wie versuchen Wissenschaftsleugner, Medien zu beeinflussen, Toralf Staud?
(wasmitmedien.de, Audio: 1:11:28 Stunden)
Der Virologe Christian Drosten kritisiert immer wieder Medien für ihre Berichterstattung und sprach in diesem Zusammenhang neulich von den sogenannten PLURV-Methoden der Desinformation. Bei “Was mit Medien” ist Toralf Staud vom Wissenschaftsportal klimafakten.de zu Gast, der die deutsche Fassung dieser Strategien erstellt hat.
Weiterer Lesehinweis: Hintergrundwissen zum englischsprachigen Vorbild: A history of FLICC: the 5 techniques of science denial (skepticalscience.com, John Cook).

3. Neue Wege für Lokaljournalismus
(wdr.de, Anika Reker, Audio: 12:13 Minuten)
Anika Reker berichtet über die neue Podcast-App “Lopodio”, die sich ausschließlich an Hörer und Hörerinnen in einer bestimmten Region richtet (Selbstbeschreibung: “Du erhältst für eine bestimmte Region lokal produzierte Podcasts mit regionalen Hosts und lokalen Geschichten”). Derzeit werde die App in der Region Soest in Nordrhein-Westfalen ausprobiert. Wer und was steckt hinter der App? Und hat die Sache Zukunft?

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4. Neues von Frauen in Film und Fernsehen: “I care a lot” und “Das Damen-Gambit”
(bzw-weiterdenken.de, Antje Schrupp, Video: 1:32:00 Stunden)
Im aktuellen Video-Gespräch aus der “beziehungsweise”-Redaktion geht es um den Film “I Care a Lot” und die Miniserie “Das Damengambit”: “Was ist aus feministischer Sicht von den Figuren zu halten? Was gefällt uns, was gefällt uns nicht? Ist euch zum Beispiel mal aufgefallen, dass die MarkTomJacks als Hauptfiguren fast ausgestorben sind – zumindest mal bei Netflix? Oder dass sich Geschlechterbeziehungen mehr und mehr vom rein männlichen Blick lösen? Wie werden Beziehungen unter Frauen entworfen? Mit wem können wir uns identifizieren und mit wem nicht?”

5. Machtkampf versus Kuschelkurs: Kandidatenkür in den Medien
(youtube.com, Zapp, Video: 7:23 Minuten)
Eigentlich wollte die CDU hinter verschlossenen Türen aushandeln, wen man ins Rennen um die Kanzlerschaft schickt. Was bei den Grünen in stiller Diskretion geschah, wurde bei der Union zum Twitter-Spektakel. Im Minutentakt drangen neue Wasserstandsmeldungen nach außen. Die mit den aktuellen Insiderinformationen versorgten Medienschaffenden gaben diese sogleich ungefiltert und ungeprüft weiter. “Zapp” hat mit Hauptstadtjournalistinnen und -journalisten über den medialen Blick auf die politischen Entscheidungsprozesse gesprochen.

6. Ist es gefährlich, was die Regenbogenpresse macht?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 39:19 Minuten)
Regenbogenpresse-Experte Mats Schönauer hat jüngst Jan Böhmermanns “ZDF Magazin Royale” bei der satirischen Sonderausgabe “Freizeit Magazin Royale” unterstützt. Beim medienkritischen Portal “Übermedien” ist Schönauer für die Rubrik “Topf voll Gold” zuständig, die sich mit der Klatschpresse beschäftigt. Im Podcast erzählt er, warum er sich die dauernde Auseinandersetzung mit der Yellow Press überhaupt antut, wie das Boulevard-Geschäftsmodell funktioniert und wer die bevorzugten Opfer der Lügen-Postillen sind: “Es gibt keinen Prominenten in Deutschland, über den mehr in der Regenbogenpresse berichtet wird, als über Helene Fischer – ohne dass sie ein einziges Mal mit denen gesprochen hat.”

#allenichtganzdicht, Videobotschaft aus der Klinik, Youtubes Eiskönig

1. Stars gegen den Lockdown: Warum die Aktion “Alles dicht machen” eine Verhöhnung der Coronatoten ist
(rnd.de, Imre Grimm)
Mehr als 50 deutsche Schauspieler und Schauspielerinnen, darunter Jan Josef Liefers und Ulrike Folkerts, wenden sich in einer Video-Aktion (sarkastisch gemeinter Titel: “Alles dicht machen”) gegen die Corona-Maßnahmen. Imre Grimm kommentiert: “Diese Aktion ist ein Schlag ins Gesicht der erschöpften Pfleger und Ärzte, die seit Monaten auf der letzten Rille laufen. Es ist eine Verhöhnung der Hinterbliebenen von mehr als 70.000 Coronatoten und derer, die auf Intensivstationen um ihr Leben kämpfen. Es ist eine zynische, kaltherzige Demonstration von Borniertheit aus den klimatisierten Türmen der Elfenbeinkultur, vorgetragen auch von jenen, die durchaus gut bezahlter Arbeit nachgegangen sind in den letzten Monaten.”
Beim “Tagespiegel” bezeichnet Sebastian Leber die Netz-Kampagne als “so schäbig, dass es weh tut”: “Die Prominenten, allen voran Jan Josef Liefers, begehen zudem einen Logikfehler, den man ebenfalls von der Querdenken-Fraktion kennt: Sie unterstellen, die Befürworter der Sicherheitsmaßnahmen seien regierungstreu, ja untertänig. Das ist grob falsch.”

2. Ich bin sprachlos, frustriert und ratlos
(facebook.com/Manfred Wagner, Video: 3:36 Minuten)
In bestimmten Medien, unlängst bei “Bild”, wird immer mal wieder bezweifelt, dass es in der Intensivmedizin eine Notlage gebe. Manfred Wagner, medizinischer Direktor und Pandemiebeauftragter des Klinikums Fürth, hat das keine Ruhe gelassen. In einer eindringlichen Videobotschaft erklärt er, welche unglaublichen Kraftanstrengungen es bedeute, den Intensivbetrieb aufrechtzuerhalten, und wie nahe man am Abgrund der Überlastung stehe.

3. Wir brauchen eine neue Sprache für die Verkehrsberichterstattung
(iass-potsdam.de, Dirk von Schneidemesser)
“Offene Straßen”, nicht “Straßensperren”. “Autolagerflächen” anstatt “Parkplatz” – Dirk von Schneidemesser schlägt eine neue Sprache für die Verkehrsberichterstattung vor, denn: “Es beeinflusst die Städte, in denen wir leben, wie wir über sie reden.”

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4. Erstmals Tiktok-Formate für Grimme Online Award nominiert
(zeit.de)
Unter den Nominierten für den Grimme Online Award sind erstmals auch Formate, die bei der Kurzvideo-Plattform Tiktok erscheinen: der “Tagesschau”-Kanal und der Auftritt von Niklas Kolorz. In einer Pressemitteilung berichtet das Grimme-Institut über die Besonderheiten der diesjährigen Verleihung und einige ausgesuchte Nominierte. Weitere Einzelheiten finden sich in der Übersicht aller Nominierten.

5. Gegen die neue Normalität
(taz.de, Erica Zingher)
Vor allem durch die Querdenker- und Coronamaßnahmen-Gegner-Demos hat sich die Bedrohungslage für Jour­na­lis­ten und Journalistinnen in Deutschland verschlechtert. Nun hat ein Bündnis verschiedener Initiativen einen Kodex für Medienhäuser (PDF) entwickelt. Die darin geforderten Maßnahmen umfassen eine juristische, psychologische und finanzielle Unterstützung der Betroffenen. Medien wie “Zeit”, “Zeit Online”, “Spiegel”, “Frankfurter Rundschau”, dpa und die “taz” hätten sich dem Aufruf bereits angeschlossen.

6. Der Eiskönig und seine zehn Millionen Untertanen
(spiegel.de, Markus Böhm)
Zum Wochenausklang noch etwas sinnliche Lebensfreude: Der “Spiegel” berichtet über den Eiskünstler Gil Grobe und dessen Youtube-Kanal “Ice Cream Rolls”. Grobe versorgt von Hamburg aus weltweit mehr als 10 Millionen Abonnenten und Abonnentinnen mit Videos seiner Eiskreationen. Das Besondere an den Filmchen: Grobe redet nicht, trotzdem gibt es ganz viel zu hören.

“Ein Geschenk für Extremisten”

Gestern hat der Bundestag die sogenannte bundesweite Corona-Notbremse beschlossen. Oder wie die “Bild”-Redaktion heute auf Seite 1 titelt:

Ausriss Bild-Titelseite - Beschlossen! Merkels Einsperr-Gesetz - Ab wann Sie abends nicht mehr vor die Tür dürfen - Wie Polizisten kontrollieren - Welche Ausnahmen gelten - Wie Juristen die Sperre noch kippen wollen

Stimmt auch noch der Bundesrat zu, sollen vorerst verschiedene neue Regelungen gelten: Liegt in einem Landkreis oder einer kreisfreien Stadt die Sieben-Tage-Inzidenz über 100 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner, gilt beispielsweise eine nächtliche Ausgangssperre von 22 bis 5 Uhr (alleine joggen oder spazierengehen ist bis 24 Uhr erlaubt). Ab einer Inzidenz von 150 müssen Läden schließen und dürfen nur noch das Abholen vorbestellter Waren anbieten (ausgeschlossen sind Geschäfte des täglichen Bedarfs, etwa Supermärkte). Steigt der Inzidenzwert über 165, müssen Schulen dichtmachen und vom Präsenz- in den Distanzunterricht wechseln.

Laut Julian Reichelt ist das alles ein Geschenk …

Screenshot Bild.de - Kommentar zum Bundes-Lockdown - Ein Geschenk für Extremisten

In seinem Kommentar schreibt der “Bild”-Chef:

An diesen Tag werden wir uns leider noch lange erinnern. Der 21. April wird in die Geschichte eingehen als der Tag, an dem die demokratisch gewählte Regierung eines freiheitsliebenden Landes beschlossen hat, dass sie die Bürger einsperren kann. (…)

Während in England Menschen vor den Pubs Schlange stehen, sperrt unsere Regierung einen Landkreis mit 50000 Menschen ein, wenn in einer Woche 50 von ihnen positiv auf Corona getestet werden. Das ist nichts anderes als eine Strafmaßnahme gegen die Bevölkerung für eine an vielen Punkten gescheiterte Regierungspolitik.

Dass Reichelt sich die Menschenschlangen vor englischen Pubs als Gegenbeispiel rauspickt, ist etwas grotesk. Es zeigt, dass er entweder keine Ahnung hat, was zuvor in England los war; oder dass er Ahnung davon hat, sich aber absichtlich dumm stellt. In England galt wochenlang ein strikter Lockdown. Nun sind die Corona-Maßnahmen in verschiedenen Ländern nicht bis ins letzte Detail zu vergleichen, weil verschiedene Regierungen verschiedene Schwerpunkte setzen. Aber in wichtigen, grundlegenden Punkten war der Lockdown in England deutlich härter als die gestern im Bundestag beschlossene Notbremse: In England wurde nicht unterschieden zwischen verschiedenen Regionen oder Landkreisen – der Lockdown galt landesweit. Eine Ausgangssperre galt nicht nur nachts, sondern auch tagsüber. Geschäfte, die nicht für den täglichen Bedarf nötig sind, mussten dichtmachen – unabhängig vom regionalen Inzidenzwert. Die Schulen wurden geschlossen – ebenfalls unabhängig von der lokal vorherrschenden Inzidenz. Die “FAZ” zitierte Premierminister Boris Johnson, der bei der Verkündung der Maßnahmen Anfang Januar sagte:

“Sie dürfen Ihr Haus nur aus begrenzten, gesetzlich festgeschriebenen Gründen verlassen, etwa um das Notwendigste einzukaufen, um zur Arbeit zu gehen, wenn Sie auf keinen Fall von zuhause aus arbeiten können, um sich körperlich zu betätigen, um zum Arzt zu gehen oder um sich einer gewaltvollen Situation zuhause zu entziehen.” Die Maßnahmen sollen überwacht und Verletzungen mit Bußgeldern geahndet werden.

Nachdem der Inzidenzwert in England – wohl auch dank der strikten Lockdown-Maßnahmen neben der gut laufenden Impf-Kampagne – deutlich gesunken ist, werden diese Regeln nun Stück für Stück gelockert. Unter anderem dürfen Pubs wieder ausschenken. Wenn Julian Reichelt also England als Gegenbeispiel nennt und die Möglichkeit, vor Pubs/Eckkneipen ein Bier zu trinken, offenbar als Ziel sieht – plädiert er dann nicht eigentlich für härtere Maßnahmen nach englischem Vorbild?

Auf jeden Fall liegt er mit seiner Überschrift “Ein Geschenk für Extremisten” nicht falsch – bezogen auf seinen eigenen Kommentar. Der wird in den Sozialen Netzwerken reichlich rumgereicht. Die Accounts und Gruppen, die ihn teilen, heißen unter anderem: “AfD-FanCLUB”, “AfD bürgernah, aktuell zum Mitreden”, “AfD 51% – das ist unser Ziel !!!”, “Freunde der AfD!”, “AfD – Kreisverband Reutlingen”, “Unterstützer der AfD!”, “AfD jetzt erst recht !”.

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Goldenes Podcast-Zeitalter, AfD-Sprachtricks, Wagenknechts Betten

1. Das Goldene Zeitalter des Podcasts beginnt erst jetzt
(spiegel.de, Sascha Lobo)
Die Audio-App Clubhouse habe das Thema Social Audio stark vorangetrieben, findet Sascha Lobo, doch der eigentliche Innovationstreiber könne Apples Ankündigung einer Bezahlfunktion für Audio-Inhalte sein: “Mit rund einer Milliarde aktiver Geräte rund um den Planeten gibt die schiere Masse den Ausschlag. Der Kopfhörer ist das Wahrzeichen der Millennials, das Smartphone ihr Alltagsmittelpunkt und Social Audio mit Podcasts als Kern sind ihre ständige Begleitung. So, wie es das Dudelradio für die Babyboomer war. Nur größer.”

2. Wie die AfD versucht, Wähler sprachlich zu überlisten
(migazin.de, Clara Herdeanu)
Die AfD hat einen neuen Wahlkampfslogan: “Deutschland. Aber normal.” Was ist davon aus linguistischer Sicht zu halten? Welcher sprachlicher Mechanismen bedient sich die Partei in ihrem Wahlspruch und ihrer begleitenden Kommunikationskampagne? Auf den ersten Blick gebe es daran zwar nichts zu beanstanden, findet Linguistin Clara Herdeanu, aber: “Auf den zweiten Blick ist der Slogan und die dazugehörige Kampagne ein Paradebeispiel für ein unter rechten Populisten beliebtes Sprachmuster – die aufgesetzte und bewusste eingesetzte Harmlosigkeit als Tarnung: Denn Populisten kommunizieren nicht nur mit provokanten Äußerungen, die ihnen Aufmerksamkeit in der breiten Öffentlichkeit versichern. Genau so wichtig in ihrem Werkzeugkoffer sind die Wörter mit Code-Potenzial und Doppeldeutigkeit (beispielsweise ‘Rothschilds’) sowie die vermeintlich harmlosen, einlullenden Formulierungen.”

3. Pressekodex für polizeiliche Arbeit
(verdi.de, Karin Wenk)
Baden-Württemberg führt einen Pressekodex für die polizeiliche Arbeit ein, der landesweite Standards festlege und den Rahmen für eine professionelle Zusammenarbeit mit den Medien abstecke. Ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, findet Verdi-Redakteurin Karin Wenk angesichts der in letzter Zeit gestiegenen Zahl von Angriffen auf Medienschaffende.

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4. Video von Sahra Wagenknecht: Intensivbetten-Statistik erneut falsch interpretiert
(correctiv.org, Sarah Thust)
Im Zuge der Corona-Diskussion taucht in Sozialen Netzwerken immer wieder die Behauptung auf, dass Intensivbetten in Deutschland abgebaut worden seien. Der Gedanke dahinter: Die Betten seien aus der Statistik sozusagen verschwunden, um den Lockdown oder die Corona-Maßnahmen zu begründen. Auch die Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht nahm sich des Themas in einem ihrer Videos an und argumentierte mit Zahlen aus dem offiziellen DIVI-Register, die ihre Aussagen angeblich beweisen würden. “Correctiv” hat etwas genauer hingeschaut: “Die Daten aus dem DIVI-Intensivregister belegen nicht, dass bundesweit tausende Intensivbetten ‘abgebaut’ wurden oder ‘verschwunden’ sind. Die Daten stellen lediglich ein Bild der aktuellen Lage dar. Belege, dass ein Rückgang der Intensivbetten-Zahlen absichtlich herbeigeführt wurde, gibt es nicht.”

5. “Man hat mir die Zusammenarbeit systematisch verweigert”
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers, Audio: 6:16 Minuten)
Der Völkerrechtsprofessor Nils Melzer hat ein Buch über seine Zeit als UN-Sonderberichterstatter zum Fall Assange geschrieben. Darin beschreibt er, wie der Wikileaks-Gründer staatlicher Willkür und psychischer Folter ausgesetzt sei. Melzer wolle mit seiner Veröffentlichung die Öffentlichkeit alarmieren, da er im System selbst nicht weitergekommen sei: “Während meiner Arbeit über die diplomatischen Kanäle, die mir zur Verfügung stehen, hat man mir leider die Zusammenarbeit in diesem Fall systematisch verweigert. Und das hat mich ja auch so schockiert, weil ich es hier nicht mit irgendwelchen Diktaturen zu tun habe, sondern mit westlichen Rechtsstaaten.”

6. Im eigenen Film
(sueddeutsche.de, Jürgen Schmieder)
Der Beraterkonzern Deloitte hat eine neue Ausgabe der “Digital media trends” vorgelegt. Jürgen Schmieder hat einige interessante Kennziffern herausgesucht, die einen Medienumbruch ankündigen: “Hinter diesen Zahlen verbergen sich Trends, die bald zu Veränderungen führen dürften. Sie zeigen, dass sich gerade die Vorstellung davon, was Unterhaltung ist, grundsätzlich wandelt – und das hängt mit einem unterschiedlichen Gebrauch des Internets in den verschiedenen Generationen zusammen.” Eine lohnende Lektüre, weil sie die veränderte Mediennutzung verdeutlicht.

Deutschland fällt ab, Geschönte Karten, Intensivbilder

1. Deutschland wird herabgestuft
(zdf.de)
In der aktuellen “Rangliste der Pressefreiheit” der Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) ist Deutschland auf den 13. Platz gefallen. RSF-Vorstandssprecher Michael Rediske kommentiert: “Aufgrund der vielen Übergriffe auf Corona-Demonstrationen mussten wir die Lage der Pressefreiheit in Deutschland von ‘gut’ auf nur noch ‘zufriedenstellend’ herabstufen: ein deutliches Alarmsignal.”
Weiterer Lesehinweis: In der “taz” schreibt Erica Zingher: “In einer Demokratie muss die Freiheit der Presse geschützt werden. Wenn die Behörden das nicht leisten können, dann haben sie versagt.”

2. So verharmlost die BILD die Corona-Lage mit der Inzidenz-Karte
(volksverpetzer.de, Larena Klöckner)
“Bild” hat unlängst der “tagesschau” vorgeworfen, die Inzidenz-Landkarten absichtlich dunkler gefärbt zu haben, um die Corona-Lage zu dramatisieren (siehe dazu auch den ARD-“Faktenfinder”: Keine Manipulation bei Corona-Karten). Nun wurde die “Bild”-Redaktion dabei erwischt, wie sie mit neuen Farbskalen die Entwicklung der Fallzahlen schönt. Larena Klöckner hat den Fall aufgearbeitet und kommentiert.

3. “Es braucht diese Bilder, damit die Leute die Notlage begreifen”
(deutschlandfunk.de, Mirjam Kid, Audio: 8:25 Minuten)
Fotojournalist und Intensivpfleger Fabian Fiechter hat die Arbeit von Pflegekräften in Corona-Zeiten begleitet. Der Deutschlandfunk hat mit Fiechter über seine Arbeitsweise, seinen Antrieb und seine Verantwortung gesprochen: “Ich möchte nicht den Freifahrtschein geben, dass man einfach nur, weil man es kann, alles fotografiert. Aber ich glaube schon, dass das wichtig ist, dass die Menschen Bilder bekommen.”

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4. Jetzt aber schnell
(netzpolitik.org, Josefine Kulbatzki)
Der Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar hat ein sogenanntes Dringlichkeitsverfahren gegen Facebook eingeleitet. Es bestehe Grund zur Annahme, dass die von dem Unternehmen angestrebte Datenweiterreichung zwischen Facebook und WhatsApp unzulässig durchgesetzt werde.
Weiterer Lesehinweis: Facebook will Aufregung um riesiges Datenleck aussitzen: “Eine versehentlich versandte E-Mail zeigt: Facebook setzt darauf, dass das Medieninteresse am jüngsten Leak der Daten von 533 Millionen Nutzern von allein abnimmt. Statt aufzuklären, schweigt das Unternehmen bewusst.” (spiegel.de, Patrick Beuth)

5. “Die Wissenschaft ist auf kritischen Journalismus angewiesen”
(journalist.de, Kathi Preppner)
Das Fachmagazin “journalist” hat sich mit Josef Zens unterhalten, der das “Kompetenzteam Wissenschaftskommunikation” des Journalistenverbands Berlin-Brandenburg koordiniert: “Es geht uns darum, auch wissenschaftsfremden Redaktionen und Ressorts ein Verständnis für wissenschaftliche Prozesse zu vermitteln, so dass da Standards gesetzt werden, die nicht einfach nur heißen: große Reichweite. Sonst kann ich immer einen Durchbruch vermelden oder einen Weltuntergang verkünden.”

6. Apple startet Podcast-Offensive – mit kostenpflichtigem Abo-Dienst
(meedia.de, Nils Jacobsen)
Apple hat bei seiner jüngsten Produktvorstellung nicht nur diverse neue Geräte präsentiert, sondern einen Premium-Dienst angekündigt, bei dem Nutzerinnen und Nutzer ausgewählte Podcasts kostenpflichtig abonnieren können.
Weiterer Lesehinweis: Auch Facebook will ins Audiogeschäft einsteigen. Dort plant man einen Clubhouse-Klon. Außerdem soll es dank einer Kooperation mit Spotify bald möglich sein, Podcasts direkt in der Facebook-App anhören zu können.

RTLs “Info-Offensive”, Burda beleidigt, Baerbock bei ProSieben

1. Was hinter der Informations-Offensive von RTL steckt
(deutschlandfunk.de, Christoph Sterz, Audio: 6:26 Minuten)
RTL ist bislang vor allem für sein Unterhaltungsprogramm bekannt, doch der Sender wolle seine Kompetenzen im News-Bereich ausbauen. Was steckt hinter der “Info-Offensive”? Die Abgrenzung zu Streaming-Diensten? Der Versuch, sich bei den Medienaufsehern einzuschmeicheln? Oder die gestiegene Nachfrage nach verlässlichen Informationen, wie der RTL-News-Geschäftsführer behauptet?

2. Burda: Böhmermann geht “weit über die Grenzen des guten Geschmacks”
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz)
Jan Böhmermann hat sich in der jüngsten Ausgabe seines “ZDF Magazin Royale” mit der deutschen Regenbogenpresse und ihrem skrupellosen Geschäftsmodell beschäftigt. Mit auf der Anklagebank: Der für zahlreiche Klatschblättchen und Lügengeschichten verantwortliche Burda-Verlag, der gegenüber seinen Mitarbeitenden mit einer hilflos wirkenden Stellungnahme reagiert: Die Sendung des TV-Satirikers gehe “weit über die Grenzen des guten Geschmacks”.

3. Über das Ende von Maxwell Strauß wurde nicht diskutiert
(faz.net)
Der Bayerische Rundfunk hat unlängst einen Sketch des Satirikers Helmut Schleich ausgestrahlt, in dem dieser als schwarz geschminkter “Maxwell Strauß” zu sehen war. Zunächst hatte der Sender die Ausstrahlung gegen Blackfacing-Vorwürfe verteidigt, war dann jedoch umgeschwenkt und hat die Sendung aus der Mediathek entfernt. Schleich hat sich dazu in verschiedenen Medien geäußert. Er bedauere, dass “der Diskriminierungsvorwurf stärker gewichtet wurde als die Freiheit der Kunst”. Den Vorwurf des Blackfacings wolle er nicht gelten lassen: “Hier in Deutschland spielt das Thema historisch betrachtet keine besondere Rolle.”

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4. Realität oder Fiktion – wer erklärt die Politik besser?
(de.ejo-online.eu, Joachim Trebbe)
In einer Studie wird die Politik-Darstellung in einer Fernsehserie (“Borgen”) mit der Darstellung in einem politischen Magazin (“Berlin direkt”) verglichen. Joachim Trebbe fasst die Ergebnisse zusammen: “Für das Wissen darüber, wie politische Prozesse ablaufen, können fiktive Geschichten also offensichtlich genauso relevant sein wie die journalistische Berichterstattung über das politische Tagesgeschäft – das gilt allerdings nicht für die Meinungsbildung über aktuelle, gesellschaftliche Probleme – die kann man sich nicht ausdenken.”

5. Behandelt wie die Mafia
(taz.de, Michael Braun)
Die sizilianische Staatsanwaltschaft hat über Rettungseinsätze im Mittelmeer recherchierende Journalisten und Journalistinnen in einem Umfang abgehört, wie es sonst nur ­­­­bei Mafia- oder Terrorismusverdacht üblich ist, berichtet Michael Braun. Mindestens in einem Fall soll eine Person abgehört worden sein, gegen die kein Verdacht bestanden habe. In einem anderen Fall sei ein Gespräch einer Journalistin mit ihrer Anwältin protokolliert worden, das nichts mit den Ermittlungen zu tun hatte. Als Reaktion auf dieses Vorgehen habe die Journalistengewerkschaft für den 3. Mai, den Tag der Pressefreiheit, zu einer Protestkundgebung vor dem Sitz des Ministerpräsidenten in Rom aufgerufen.

6. Baerbock hat bei Pro Sieben leichtes Spiel
(sueddeutsche.de, Cornelius Pollmer)
In der aktuellen “SZ”-Medienkolumne geht es um das erste große Exklusivinterview mit der grünen Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock bei ProSieben. Cornelius Pollmer zieht ein Fazit: “Bekommen haben die Grünen nicht zuletzt ein schönes Handicapmatch, weil die Interviewer Katrin Bauerfeind und Thilo Mischke es in kaum einer Sekunde vermochten, Baerbock inhaltlich zu stellen. Fazit aus Sicht der Grünen: extrem smarter Schachzug, we love to politain you, netter Fernsehsender, gerne wieder!”

Böhmermann-Boulevard, BR stoppt Blackfacing, Umarmungsvorhang

1. Dreiste Lügen über Hubert Burda! Wie Jan Böhmermann am Kiosk die Klatschpresse foppt
(rnd.de, Imre Grimm)
In der jüngsten Ausgabe seiner Sendung “ZDF Magazin Royale” beschäftigt sich Jan Böhmermann mit dem perfiden Geschäftsmodell der Regenbogenpresse. Außerdem holt er zum Gegenschlag aus: Seit Samstag liegt in den Kiosken das 32-seitige “Freizeit Magazin Royale” für 99 Cent zum Kauf bereit. Im Visier der Schundblatt-Parodie mit reichlich Fake-Geschichten sind jedoch nicht die üblichen Personen wie Michael Schumacher, Helene Fischer oder Günther Jauch, sondern Verleger Hubert Burda (“Starb seine Mutter aus Scham?”) oder Verlegerin Yvonne Bauer von der Bauer Media Group (“Schädel-Schock: Wie lange liegt sie noch im Koma?”).

2. MeToo: Nach 19 Monaten dürfen wir diese Recherchen wieder online stellen
(buzzfeed.de)
2019 hatten “BuzzFeed News” und “Vice” über einen Berliner Arzt berichtet, dem von zahlreichen Patienten vorgeworfen worden sei, sie sexuell missbraucht zu haben. Gegen die Berichterstattung hatte sich der bekannte HIV-Arzt juristisch und zunächst erfolgreich gewehrt. Nun habe das Kammergericht Berlin große Teile der Texte wieder zugelassen.

3. “Welt” täuscht über Fakten zum PCR-Test – bekommt Applaus von Rechtsextremen und Querdenker:innen
(volksverpetzer.de)
Der “Volksverpetzer” kritisiert einen Meinungsbeitrag der “Welt” zur Debatte über die Ergebnisse von PCR-Tests: “Die WELT schreibt einen tendenziösen Artikel voller Falschdarstellungen, die längst bekannte Fakten zum Skandal aufbauschen und wichtigen Kontext und Aussagen von Expert:innen verschweigen.”

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4. BR nimmt Satirefigur aus dem Programm
(spiegel.de)
Der Bayerische Rundfunk zeigte unlängst einen Sketch, für den sich der Satiriker Helmut Schleich das Gesicht schwarz angemalt hatte. In dem Satirebeitrag mimte Schleich den fiktiven Kanzlerkandidaten “Maxwell Strauß”; das Blackfacing sorgte für viel Kritik. Zunächst verteidigte der Sender die umstrittene Kunstfigur. Nun hat sich der BR aber anders entschieden: Die Franz-Josef-Strauß-Karikatur werde künftig nicht mehr im Programm zu sehen sein.

5. Kinderschützer kritisieren geplantes Instagram für Kinder
(zeit.de)
Bei Instagram könnte es demnächst eine “sichere und altersgerechte” Version für unter 13-Jährige geben. Das jedenfalls werde derzeit vom Mutterkonzern Facebook geprüft. Kinderschützer warnen in einem Offenen Brief an Facebook-Chef Mark Zuckerberg vor der ihrer Meinung nach gefährlichen “Babyvariante”.

6. Endlich nah
(sueddeutsche.de)
In Amsterdam wurden zum 64. Mal die World Press Photo Awards vergeben. Als bestes Pressefoto des Jahres wurde eine Aufnahme des dänischen Fotografen Mads Nissen ausgezeichnet. Es zeigt, wie eine 85-jährige Bewohnerin eines Pflegeheims von einer Krankenschwester umarmt wird – corona-konform durch einen Umarmungsvorhang.

KW 15: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, endlich Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Samstagsausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Hab ich für mein Alter genug erreicht?
(druckausgleich.podigee.io, Annkathrin Weis & Luca Schmitt-Walz, Audio: 37:06 Minuten)
Beim “Druckausgleich”-Podcast des Magazins “journalist” geht es um “den Berufsstart in der Medienbranche, die Kunst der Prokrastination und gegen den Druck, alles und ständig perfektionieren zu müssen”. Die aktuelle Folge behandelt unter anderem die Altersstruktur freier Journalistinnen und Journalisten, Prekarisierung im Journalismus und die Nachwuchssorgen der Medienbranche.

2. “Charité intensiv”: Warum brauchen wir diese Corona-Bilder?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 55:42 Minuten)
Die vierteilige Dokumentation “Charité intensiv: Station 43” von Carl Gierstorfer (zu sehen in der ARD-Mediathek) verlangt mit ihren eindringlichen Bildern und nahegehenden Szenen beim Zuschauen allerhand ab. Über Monate haben Regisseur und Autor Gierstorfer sowie Co-Autorin Mareike Müller die Arbeit auf der Intensivstation begleitet und das Schicksal von Covid-19-Betroffenen dokumentiert. Holger Klein hat sich mit dem Filmemacher unterhalten, der zuvor bereits Dokumentarfilme über HIV und Ebola gedreht hat.
Weiterer Lesetipp: Dokumentation aus der Charité – Die nächste Phase der Pandemie: Nach der Ohnmacht und der Wut – die Trauer (uebermedien.de, Kai Kupferschmidt).

3. #DiePodcastin über #MaleFail
(diepodcastin.de, Isabel Rohner & Regula Stämpfli, Audio: 52:17 Minuten)
Der feministische Wochenrückblick mit Isabel Rohner und Regula Stämpfli behandelt unter anderem das sogenannte #sofagate anlässlich Ursula von der Leyens Erdoğan-Besuchs, Gewaltverbrechen im ZDF, Hannah Arendt und die Causa Cohn-Bendit. Außerdem findet ein Thema der Vorwoche seine Fortsetzung: Sexismus in der Schweizer Medienbranche. In diesem Zusammenhang verliest Rohner einen Meinungsbeitrag, den das Schweizer Medienunternehmen CH Media bei ihr zum Thema zwar bestellt, jedoch zum Abdruck abgelehnt habe.

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4. Die Influencer-Show mit Ole Nymoen & Wolfgang M. Schmitt im Literaturhaus Hannover
(youtube.com, Literaturhaus Hannover, Video: 1:25:29 Stunden)
Wolfgang M. Schmitt und Ole Nymoen (gemeinsamer Podcast: “Wohlstand für alle”) haben ein Buch verfasst, in dem sie mit dem Geschäftsmodell der Influencer abrechnen: “Influencer: Ideologie der Werbekörper”. In einer unterhaltsamen und erkenntnisreichen Bühnenshow führen sie durch die schillernde Welt der digitalen Selbstvermarkter.

5. “False Balance ist der größte Fehler der Journalisten”
(deutschlandfunkkultur.de, Philip Banse & Bettina Conradi & Vera Linß, Audio: 54:30 Minuten)
“Wie sollte die Berichterstattung über Wissenschaft aussehen in einer Zeit, in der Forschung und ihre Ergebnisse eng mit dem Alltag verwoben und direkt an politische Interessen geknüpft sind?” Dieser spannenden Frage geht Philip Banse beim Deutschlandfunk nach und hat sich dazu drei Leute vom Fach eingeladen: die Neuro- und Kommunikationswissenschaftlerin Maren Urner, den Wissenschaftsjournalisten Lars Dittrich und die Literaturwissenschaftlerin Nicola Gess.

6. Wie sollte die ARD mit “Querdenken”-Demos umgehen?
(youtube.com, Zapp – Das Medienmagazin: Video: 1:29:57 Stunden)
“Querdenker”-Demos sind für Medienschaffende ein gefährliches Pflaster. Sie müssen nicht nur mit Beschimpfungen, sondern auch mit körperlichen Übergriffen rechnen. Wie sollte etwa die ARD damit umgehen? Und welche Rolle sollte die “Querdenken”-Bewegung in ihren Programmen spielen? Darüber diskutieren die Programmdirektorin des Hessischen Rundfunks, Gabriele Holzner, SWR-Intendant Kai Gniffke und die Sozialpsychologin Pia Lamberty live im “Zapp Talk” mit Daniel Bouhs.

Umsturz-Experte Frank, Facebooks Demokratiefeinde, Julians TV-Pläne

1. Aufgespürt: Dieser Mann vernetzt alle Umsturzideen
(t-online.de, Lars Wienand)
t-online.de und das ARD-Magazin “Kontraste” haben eine, wenn nicht die Schlüsselfigur hinter unzähligen rechtsesoterischen und rechtsextremen Telegram-Gruppen aufgespürt: Frank Schreibmüller sei direkt oder indirekt an 4.000 Gruppen und Kanälen bei dem Messenger beteiligt. Lars Wienand hat den spektakulären Fall aufgeschrieben. In der ARD-Mediathek gibt es dazu den unbedingt sehenswerten TV-Beitrag der “Kontraste”-Redaktion: Radikalisierung auf Telegram (Silvio Duwe & Chris Humbs & Pune Jalilevand, Video: 6:42 Minuten).

2. Erst handeln, wenn es zu spät ist
(netzpolitik.org, Josefine Kulbatzki)
Sophie Zhang war bei Facebook unter anderem für das Aufdecken verdächtiger Netzwerke zuständig. Mehrere Male erlebte sie, wie demokratiefeindliche Regierungen mit schmutzigen Tricks ihre Bevölkerung manipulierten und politische Gegner diskreditierten. Zhang meldete die Vorgänge, die von ihr erwarteten Konsequenzen hätten ihre Meldungen jedoch meist nicht gehabt. Nach zweieinhalb Jahren wurde Zhang von Facebook gefeuert. Eine “Guardian”-Recherche deckt das ganze Ausmaß der staatlich unterstützten Manipulation auf der Plattform auf.

3. Die Journalistin* der Zukunft baut der Community eine Bühne (* Männer sind mitgemeint)
(journalist.de, Peter Turi)
Beim “Blick auf den Journalismus” schreibt diesmal Peter Turi, Journalist, Gründer und Geschäftsführer der turi2 GmbH, über den “Community-Journalismus”: “Ich bin überzeugt: Es gibt eine großartige Zukunft für uns, für etablierte und für neue, junge Medienmacherinnen und Journalisten – wenn wir die Art ändern, wie wir die Welt betrachten, beschreiben und bearbeiten. Nach dem Boulevard-, dem Katastrophen-, dem Haltungs-, Meinungs-Journalismus sollte eine neue Form von Journalismus erblühen: der Community-Journalismus. Der Journalismus auf Augenhöhe, die Kommunikation mit der und für die Zielgruppe.” Wie nahezu alle Ausgaben der Serie eine Pflichtlektüre für Medienschaffende und Medieninteressierte!

Bildblog unterstuetzen

4. Corona trifft Fotobranche hart
(verdi.de, Susanne Stracke-Neumann)
Professor Lars Bauernschmitt von der Fachhochschule Hannover hat sich bei Fotografen und Fotografinnen nach den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie umgehört: “Während die Fotograf*innen durchschnittliche Umsatzrückgänge in Höhe von 23,7 Prozent verzeichneten, lagen diese bei den Bildagenturen sogar bei 26,3 Prozent. Dem standen bei den beteiligten Bildagenturen Förderungen in Höhe von 2,3 Prozent (gemessen an den Ausfällen) gegenüber.”

5. Journalismus mit rechts
(medienwoche.ch, Benjamin von Wyl)
Die Schweizer Satirezeitschrift “Nebelspalter” hat in ihrer fast 150-jährigen Geschichte schon manche Umbrüche erlebt. Aktuell suche sie ihren Platz rechts der “NZZ”, wo bereits die “Weltwoche” grase, so Benjamin von Wyl. Trotzdem würden sich die beiden rechten Publikationen in zentralen Punkten unterscheiden. von Wyl hat sich beide Medien angeschaut und eine lesenswerte Analyse verfasst.

6. Warum “Bild”-Chef Julian Reichelt bei seinen Fernsehplänen mehr einfallen muss
(meedia.de, Gregory Lipinski)
2021 findet die Bundestagswahl statt. Ein geeigneter Zeitpunkt für den Start eines neuen TV-Senders, mag sich der Axel-Springer-Konzern gedacht haben und startet “Bild-TV”. Das derzeitige Programmangebot sei jedoch zu dünn, findet Gregory Lipinski: “Nun ist ‘Bild’ eine bekannte Medienmarke, die schnell Marktanteile aufbauen kann. Doch das wird langfristig nicht ausreichen, um sich vom Werbekuchen der Branchen-Schwergewichte ein größeres Stück abzuschneiden.” Der Ausweg für “Bild TV” könne in einer Zusammenarbeit mit dem Münchener Fernsehunternehmen Leonine liegen, an dem Springer-Miteigentümer KKR ebenfalls Anteile besitze.

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