Festgenommener Blogger, Subvention nicht funktional, Wahlvorbereitung

1. Freilassung gefordert
(reporter-ohne-grenzen.de)
Reporter ohne Grenzen reagiert auf die erzwungene Umleitung eines Passagierfluges nach Belarus, um den regimekritischen Journalisten und Blogger Roman Protasewitsch zu verhaften: “Ein Flugzeug zu einer ungeplanten Landung zu zwingen, um einen Journalisten und Blogger zu verhaften, markiert eine extreme Eskalation der Verbrechen des Regimes von Alexander Lukaschenko in Belarus. Reporter ohne Grenzen fordert von der Europäischen Union als Reaktion auf diesen perfiden Gewaltakt angemessene und deutliche Sanktionen. Der in Minsk verhaftete Blogger Roman Protasewitsch muss auf der Stelle freigelassen werden.”
Weiterer Lesehinweis: “Der festgenommene Blogger Roman Protassewitsch wird in Belarus in den Staatsmedien vorgeführt. Vieles deutet dabei jedoch auf Folter hin.” – Erst schlagen, dann schminken (taz.de, Barbara Oertel).

2. “Eine Subvention der Zustellung gedruckter Zeitungen ist nicht funktional”
(medienpolitik.net, Helmut Hartung)
Christopher Buschow ist Juniorprofessor für Organisation und vernetzte Medien an der Universität Weimar und einer der Autoren eines Gutachtens über Innovationsförderung im Journalismus (PDF). Im Interview mit medienpolitik.net spricht Buschow über das Scheitern der Presseförderung und mögliche Schlussfolgerungen daraus.

3. Soaps, Magazine, Trielle: Das planen die Privaten zur Wahl
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Die Privatsender bereiten sich mit viel Einsatz und einiger Akribie auf die bevorstehende Bundestagswahl vor. Sie dürften im Wahlkampf wohl eine größere Rolle spielen als noch 2017, glaubt Timo Niemeier. Vor allem RTL und ProSieben gäben sich ambitioniert, aber auch RTL2 wolle in der Berichterstattung zur Wahl mitmischen.
Weiterer Lesehinweis: “Wenn Deutschlands beliebtester Polit-Talk ‘Anne Will’ demnächst pausiert, laufen an seiner Stelle Krimis. Politik schiebt die ARD in die Nacht.” – Morde im Wahlsommer (taz.de, René Martens).

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4. Petra Gerster vor ihrer letzten “heute”-Sendung
(faz.net)
Heute präsentiert Petra Gerster zum letzten Mal die ZDF-Nachrichten, dann wolle sie sich in den Ruhestand verabschieden. Gerster arbeitet seit 1989 für das ZDF. Viele Jahre lang war sie Redakteurin und Moderatorin beim Frauenjournal “ML Mona Lisa”, später führte sie durch die “heute”-Nachrichten. Wer mehr über Gerster erfahren will, kann sich anschauen, wie sie im Jahr 2005 porträtiert wurde: Und dann deutet sie ein Lächeln an (faz.net, Felicitas von Lovenberg).

5. Nach Trump-Verbannung: Florida verbietet sozialen Netzen Sperrung von Politikern
(heise.de, Martin Holland)
Der republikanisch regierte US-Bundesstaat Florida hat es Sozialen Netzwerken untersagt, Kandidaten und Kandidatinnen für öffentliche Ämter länger als 14 Tage zu sperren. Das Gesetz sei eine direkte Antwort auf das Vorgehen von Twitter, Facebook und Co. gegen den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump. Ob das Gesetz Bestand haben wird, sei jedoch fraglich. Laut “New York Times” seien ähnliche Gesetzesvorhaben in anderen US-Bundesstaaten inzwischen im Sande verlaufen.

6. Der Weg in die Rebellion
(sueddeutsche.de, Fritz Göttler)
Fritz Göttler macht in der “Süddeutschen Zeitung” auf eine Reihe seiner Ansicht nach sehenswerter DDR-DEFA-Filme in der ARD-Mediathek aufmerksam.

Alle Schummelminister sind gleich, aber manche sind “Bild”-Freunde

Wie “Bild” berichtet, hängt in weiten Teilen davon ab, wer Freund der Redaktion ist und wer Feind, wer Gegner und wer Gefährte. Das war schon lange so, bevor Julian Reichelt Chefredakteur wurde; unter ihm hat sich diese Einteilung in Gut und Böse aber wieder verstärkt. Wie unterschiedlich die “Bild”-Medien, je nach Gunst, ähnliches Handeln verschiedener Menschen beurteilen, kann man gut an der aktuellen Berichterstattung über Franziska Giffey beobachten.

“Bild am Sonntag” nennt die wegen der Affäre um ihre Doktorarbeit zurückgetretene Familienministerin bereits nur noch “Schummelministerin”; Bild.de stellt sie gewissermaßen als Abkassiererin dar (“57 000 Euro nach Rücktritt wegen Doktortitel”), obwohl ihr das Geld dem Gesetz zufolge schlicht zusteht; und dann lasse Giffey durch ihren Rücktritt laut “Bild”-Redaktion auch noch “ein wichtiges Ressort im Kampf gegen die Corona-Pandemie und deren Folgen im Stich”. Egal, wie sie es macht: Rücktritt – falsch, kein Rücktritt – ebenfalls falsch.

Am kräftigsten teilt “Bild”-Chefkolumnist Alfred Draxler gegen Franziska Giffey aus:

Screenshot Bild.de - Kommentar zum Giffey-Rücktritt - Sie hat geschummelt, gemogelt und betrogen!

Draxler schreibt:

Jetzt ist die SPD-Politikerin ausgerechnet wegen ihrer Doktorarbeit als Bundesfamilienministerin zurückgetreten. In ihrer Dissertation liegt an 27 (!) Stellen eine objektive Täuschung vor. Heißt: Sie hat ohne Quellenangaben abgekupfert.

Sie hat geschummelt, gemogelt und betrogen!

Und jetzt will sie auch noch weiter tricksen!

Denn Giffey hält trotz der Plagiatsvorwürfe an ihrem Plan fest, im September Bürgermeisterin von Berlin werden zu wollen. Draxler:

Die großen Berliner Bürgermeister Ernst Reuter, Willy Brandt und Richard von Weizsäcker würden sich bei solch einer Nachfolgerin im Grabe umdrehen.

Zweifelsohne gibt es gute Gründe dafür, Franziska Giffeys Verhalten – sowohl in Bezug auf ihre Doktorarbeit als auch mit Blick auf ihre Berlin-Pläne – ausgesprochen kritisch zu sehen. In einem ähnlichen Fall legte Alfred Draxler allerdings völlig andere Maßstäbe an. Er ließ nicht gleich tote Politik-Größen im Grab rotieren. Im Gegenteil. Er fieberte schon dem Comeback eines Schummelministers (den Draxler und “Bild” natürlich nicht so nannten) entgegen: Im August 2017 sieht er bei einer Wahlkampfveranstaltung eine Rede von Karl-Theodor zu Guttenberg. Und ist hin und weg:

Screenshot Bild.de - Erste Wahlkampfrede bei Bier und Jubel - Guttenberg will's wissen

War da nicht mal was mit einer abgeschriebenen Doktorarbeit? Für Alfred Draxler alles nur eine Klammer wert:

Sechseinhalb Jahre nach seiner Abdankung (wegen teilweise abgeschriebener Doktorarbeit) hat Ex-Wirtschafts- und Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (45) gestern Abend in seinem alten Wahlkreis seinen ersten öffentlichen politischen Auftritt.

Bei Franziska Giffey setzt Draxler für die “objektive Täuschung” an 27 Stellen ein Extra-Ausrufezeichen, bei Karl-Theodor zu Guttenberg und dessen 1218 Plagiatsfragmenten reicht ihm ein abschwächendes “teilweise”. Aber bei Guttenberg gab es ja auch diesen tobende Saal, die ständigen “KaTe, KaTe”-Rufe, das “überschäumende Bad im Jubel”. Hach, der Karl-Theodor:

Er in Jeans, blauem Sakko, offenem weißen Hemd, Ein-Tage-Bart. Seine schöne Frau Stephanie an seiner Seite, neben ihr Guttenbergs Vater Enoch. “Klartext” versprachen die Plakate draußen.

Und KT liefert: Klartext

Draxler sieht den Ex-Minister schon zurück in höchsten politischen Ämtern – und Guttenbergs einstiges Schummeln, Mogeln, Betrügen so gar nicht als Hindernis:

Es drängt sich der Eindruck auf: Hier läuft sich einer warm für neue politische Aufgaben. Charismatische Politiker wie KT sind rar. Er hat die Unterstützung von CSU-Chef Seehofer (“Wir können ihn sehr gut gebrauchen.”). Und: Die Basis hat ihm längst vergeben. (…)

Einer wie KT drängt sich nicht auf. Er muss sich in Demut üben – um eines Tages gerufen zu WERDEN. Als Minister? Seine Rede klang wie eine Bewerbung fürs Außenministerium.

Oder für etwas anderes?

Nach dem, was ich gestern Abend in Kulmbach erlebt habe, halte ich nichts mehr für undenkbar …


Unser Buch ist seit dem 11. Mai überall erhältlich, zum Beispiel bei euren lokalen Buchhändlern, bei GeniaLokal, bei Amazon, bei Thalia, bei Hugendubel, bei buch7, bei Osiander oder bei Apple Books. Es ist auch als eBook und Hörbuch erschienen.

Alfred Draxlers Jubel über Karl-Theodor zu Guttenberg ist die konsequente Fortführung einer seit Jahren andauernden “Bild”-Kampagne für den Liebling des Hauses. In unserem kürzlich erschienenen Buch über “Bild” haben wir ein ganzes Kapitel zu den Feind- und Freundbildern der Redaktion geschrieben. Die Berichterstattung über Guttenberg spielt darin eine zentrale Rolle. Hier ein Auszug:

Mit wie viel Energie und Einfallsreichtum “Bild” für Freunde in die Bresche springt, lässt sich seit mehr als zehn Jahren an der Berichterstattung über einen Mann beobachten, mit dem Julian Reichelt eine ganz persönliche Geschichte verbindet: “Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Wilhelm Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg”, wie “Bild” ihn nach seiner Ernennung zum Wirtschaftsminister groß auf der Titelseite nennt, ohne zu merken, dass einer der Namen frei erfunden ist (Wilhelm; er stammt aus einem manipulierten Wikipedia-Eintrag).1 Solche Nachlässigkeiten sollten der Redaktion in Zukunft aber nicht mehr passieren, denn schnell wird Guttenberg in den “Bild”-Medien zum glänzenden “Einhorn der deutschen Politik”2 erklärt. Ein “Aufklärer und Erneuerer”, “attraktiv, bescheiden, voller Power”3.

Als Verteidigungsminister – “Minister Liebling”4 – wird Guttenberg bei fast jeder seiner Auslandsreisen von “Bild” begleitet, genauer: vom damaligen “Bild”-Reporter Julian Reichelt, der den Kurs des “Klartext-Ministers” immer wieder lobt und sich für die deutschen Soldaten freut, die “nun endlich den Minister” hätten, “den sie verdienen”.5 (Im Sommer 2010 kommt der Verteidigungsminister dann auch persönlich zur Vorstellung von Reichelts neuem Buch.6) Die Inszenierung des Ministers geht so weit, dass “Bild” ein exklusives Foto – Guttenberg in “Top-Gun”-Pose vor einem Kampfjet – fast seitenhoch auf die Titelseite druckt und sogar eine 3D-Brille dazulegt: “Exklusiv in 3D: Minister Guttenberg fliegt im Kampfjet”.7 Immer wieder erscheinen Zeilen wie “Guttenberg auch in China ein Star”8 oder “Karl-Theodor und Stephanie zu Guttenberg: Total verschossen auf der Wiesn!”9 oder “Sind Adelige die besseren Politiker?”10 Ende 2010 träumt Bild schon von Kanzler Guttenberg: “CSU-Chef, Ministerpräsident oder sogar Kanzler … In welches Amt stürmt Guttenberg 2011?”11 Als Guttenbergs “hinreißende Frau Stephanie”12 eine Sendung bei RTL2 moderiert, machen die “Bild”-Medien in großem Stil Werbung dafür, lobpreisen die Show und ihre Macherin – “Deutschlands heimliche First Lady”13 – wochenlang auf allen Kanälen (“Bravo, Stephanie zu Guttenberg!”, “Respekt, Frau zu Guttenberg!”)14, und als sie im Dezember 2010 mit ihrem Mann deutsche Truppen in Afghanistan besucht, erklärt “Bild” auf der Titelseite in großen Lettern: “Wir finden die GUTT! Nörgler, Neider, Niederschreiber: Einfach mal die Klappe halten!”15

Zwei Monate später, an einem Samstagabend, macht es sich der Juraprofessor Andreas Fischer-Lescano mit einem Glas Rotwein vor seinem Computer gemütlich. Auf dem Monitor vor ihm: die Dissertation von Karl-Theodor zu Guttenberg. Er hat die 475 Seiten bereits gelesen, jetzt will er eine Rezension für eine Fachzeitschrift schreiben. Bei einer routinemäßigen Google-Suche merkt er plötzlich, dass einige Passagen der Arbeit wortwörtlich aus anderen Publikationen übernommen wurden.16

Vier Tage später titelt die “Süddeutsche Zeitung”: “Plagiatsvorwurf gegen Guttenberg”.17 Sofort stürzen sich nationale und internationale Medien auf die Enthüllung, nennen Guttenberg den “Lügenbaron”18. Rücktrittsforderungen kommen von allen Seiten. “Bild” aber geht mit voller Kraft in den Verteidigungsministerverteidigungsmodus. “Macht keinen guten Mann kaputt. Scheiß auf den Doktor”19, schreibt “Bild”-Kolumnist Franz Josef Wagner am Tag nach Bekanntwerden der Vorwürfe (obwohl er knapp zwei Jahre zuvor noch gegen jene “Uni-Luschen” gewettert hatte, die sich einen Doktortitel erkaufen: “Sich ein falsches Gehirn einpflanzen zu lassen, muss per Gesetz bestraft werden. Ein Doktortitel ist kein Busen, kein Facelifting und keine Straffung des Popos”20). Als Guttenberg kurz darauf verkündet, er wolle im Amt bleiben, titelt “Bild”: “GUT! Guttenberg bleibt!” Was hier geschehe, sei eine “Hetzjagd auf den beliebtesten Minister der Republik”.21

“Bild”-Redakteure treten in Talkshows auf, um dem Minister beizuspringen; Nikolaus Blome, damals Leiter des “Bild”-Hauptstadtbüros (dessen Buch der Minister eigentlich auch vorstellen wollte, bis die Plagiatsaffäre dazwischenkam22), wiegelt bei “Hart aber Fair” ab: “Der Untergang des Abendlandes fällt aus, trotz dieser Doktorarbeit.” Bei “Maischberger” ringt eine “Bild-am-Sonntag”-Redakteurin, so beschreibt es der “Spiegel” später, “wie eine Ehefrau um Verständnis für den jungen Familienvater, der in siebenjähriger Nachtarbeit seine Doktorarbeit erstellt, dabei ein paar Fehler gemacht und nun als großartiger Minister Ziel einer Kampagne geworden sei. Aber: ‘Er ist auch ein Mensch.'”23 Der “Spiegel” nennt “Bild” damals die “Leibgarde von Karl-Theodor zu Guttenberg”.24

Kurz darauf startet “Bild” eine große Leseraktion. Auf der Titelseite wird dazu aufgerufen, per Telefon und Fax (kostenpflichtig) darüber abzustimmen, ob Guttenberg Minister bleiben oder zurücktreten solle. Auch online kann man abstimmen. Als sich dort eine Mehrheit gegen den Minister abzeichnet, verschwindet die Umfrage von der Seite. Sie erscheint erst wieder, als Journalisten sich nach dem Ergebnis erkundigen – das da lautet: 56 Prozent wollen den Rücktritt; nur 35 Prozent finden, er mache seinen Job gut.25 Tags darauf titelt “Bild”: “87% Ja-Stimmen beim BILD-Entscheid – ‘Ja, wir stehen zu Guttenberg!'”26 Die Zahl, behauptet die Zeitung, stamme aus dem Telefon- und Fax-Voting; die Online-Umfrage wird gar nicht erwähnt und in den Tiefen der Website versteckt.27

Sogar nach dessen Rücktritt ist “Bild” offenkundig bemüht, Guttenbergs Ansehen zu beschützen: Am Tag nach der Rücktrittserklärung beschreibt Julian Reichelt unter der Überschrift “Ich war mit dem Minister im Krieg” in herzerwärmenden Worten, wie Guttenberg einmal in ein brennendes Flugzeug kletterte, um für seinen Piloten, der Geburtstag hatte, eine Kiste Bier zu holen. Er habe oft von “Pflicht” und “Anstand” gesprochen, und Reichelt könne “bezeugen, dass seine Taten zu seinen Worten passten”.28

Bis heute berichten die “Bild”-Medien (oft exklusiv) über Guttenbergs Projekte29 und Aussagen30, lassen ihn Gastkommentare schreiben31, feiern auf der Wiesn “große Gaudi mit Guttenbergs”32. 2017, gerade mal einen Tag nach seinem ersten öffentlichen politischen Auftritt seit der Plagiatsaffäre, bringen “Bild” und Alfred Draxler ihn schon wieder als Kanzler ins Spiel.33

So behandelt “Bild” Freunde.

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Menschenverachtung, “Welt” vs. “Volksverpetzer”, Siegte Reichelt?

1. “Plötzlich arm, plötzlich reich”: Vorwürfe gegen Sat.1 und Imago TV
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Der Partyschlager-Sänger Ikke Hüftgold aka Matthias Distel erhebt schwere Vorwürfe gegen den Fernsehsender Sat.1 und die Produktionsfirma Imago TV. In einem Format, das an die Sendung “Frauentausch” erinnert, tauschen eine arme und eine reiche Familie das Leben. Als Distel die Dreharbeiten dazu begann und im Austausch-Haushalt eintraf, habe er Zweifel an dem Projekt bekommen: “Sofort kam die Frage bei uns auf, ob man Kinder im Alter von 8 und 10 Jahren, die offensichtlich psychische Probleme haben, rechtlich und moralisch gesehen in ein Fernsehformat ziehen kann, bei dem 8 Tage am Stück bis zu 10 Stunden gearbeitet werden sollte.” Auf Facebook hat er ein bewegendes Statement in die Kamera gesprochen – ein erschütternder Einblick in die Abgründe des TV-Boulevards.

2. Wie die “Welt” versehentlich “Volksverpetzer” an die Spitze der Twitter-Charts katapultierte
(volksverpetzer.de, Thomas Laschyk)
Thomas Laschyk vom “Volksverpetzer” arbeitet in einem langen Beitrag den Disput zwischen seinem Portal und der “Welt” rund um das umstrittene Thesenpapier zur intensivmedizinischen Versorgung in der Corona-Pandemie auf. Laschyk fragt sich: “Warum hat es eine Zeitung wie die WELT nötig, unseren kleinen Blog derart anzugreifen? Und zwar so … nennen wir es ‘böswillig’? Unbelegte Anschuldigungen (eher: Projektion), Fake News, Anprangerungen. Ich glaube, unsere vielen Faktenchecks von WELT–Artikeln in letzter Zeit tun langsam weh.”

3. Indische Regierung verbietet Begriff »indische Variante«
(spiegel.de)
In Indien hat sich die Corona-Mutante B.1.617 ausgebreitet, die auch als “indische Variante” bezeichnet wird. Diesen Ausdruck wolle die indische Regierung jedoch aus der Welt schaffen und habe daher alle Onlineplattformen aufgefordert, Stellen, in denen dieser Begriff vorkommt, zu löschen. Man argumentiere, dass die WHO die Variante B.1.617 nicht mit einem bestimmten Land in Verbindung bringe. Für den “Spiegel” zeigt die Reaktion der indischen Regierung, wie stark diese angesichts massiver Fehleinschätzungen unter Druck stehe.

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4. Leitfaden für den digitalen Wahlkampf
(reporter-ohne-grenzen.de)
Anlässlich des bevorstehenden Online-Wahlkampfs fordert ein Bündnis verschiedener Institutionen eine faire Auseinandersetzung: “Wir fordern alle demokratischen Parteien auf, eine Firewall für die Demokratie zu bauen. Das heißt: Vereinbaren Sie einen Verhaltenskodex für den digitalen Wahlkampf. Dafür haben wir vier einfache Regeln formuliert, deren Einhaltung eigentlich selbstverständlich sein sollte: Volle Transparenz beim Umgang mit Daten, ein umfassender Grundrechtsschutz und der Verzicht auf Desinformation sowie digitale Gewalt.”

5. “Bild”-Chef gewinnt vor Gericht gegen “Spiegel”
(sueddeutsche.de)
“Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt hat einen juristischen Erfolg gegen den “Spiegel” erzielt, doch wie ist dieser einzuordnen? Die Auswirkungen sind bislang jedenfalls überschaubar: Der Artikel “Vögeln, fördern, feuern” ist weiterhin beim “Spiegel” online, inzwischen sogar ohne Paywall, und lediglich um eine Anmerkung der Redaktion und eine Stellungnahme Reichelts ergänzt worden. Der “Bild”-Chef hatte moniert, dass er vor Veröffentlichung des Artikels vom “Spiegel” nicht konfrontiert worden sei. Dieser weist darauf hin, dass er mit der Kommunikationsabteilung des Axel-Springer-Verlages in Verbindung gestanden habe, und schreibt: “Julian Reichelt hat in einem Rechtsstreit mit dem SPIEGEL-Verlag eidesstattlich versichert, von der Kommunikationsabteilung des Axel-Springer-Verlages nicht über unsere Fragen informiert worden zu sein.”

6. Youtuber entwirft Fakecreme und legt Social-Media-Stars rein
(rnd.de)
Der Youtuber Marvin Wildhage wollte wissen, wie sorgfältig Influencer ihre Kooperationspartner und die von ihnen beworbenen Produkte auswählen, und hat ihnen die vermeintliche Hautcreme “Hydrohype” (ein profanes Gleitgel) zur Anpreisung angeboten. Drei Online-Meinungsmacher seien auf den Streich hereingefallen und hätten die vermeintliche Wundercreme auf ihren Kanälen beworben.

KW 20: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, endlich Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Samstagsausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

***

1. Wie vergiftet ist das Klima in den Redaktionen?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 21:23 Minuten)
Im “Übermedien”-Podcast unterhält sich Holger Klein mit den beiden Reporterinnen Eva Hoffmann und Pascale Müller. Die zwei Journalistinnen haben Kolleginnen und Kollegen nach deren Erfahrungen mit Belästigungen, Machtmissbrauch, Sexismus und Rassismus in Redaktionen befragt. Insgesamt hätten 189 Personen auf ihren Aufruf reagiert, mit 25 mutmaßlich Betroffenen haben die Autorinnen tiefergehend gesprochen. Die Medienbranche habe ein strukturelles Problem, das sich nachteilig für alle auswirke: “Unsere Meinung ist schon, dass es den Output verschlechtert, wenn Redaktionen verängstige und belästigte Mitarbeiter*innen haben.”

2. Welche 11 Learnings hat die Rheinische Post auf TikTok gemacht, Hannah Monderkamp?
(wasmitmedien.de, Daniel Fiene & Sebastian Pähler, Audio: 49:56 Minuten)
Seit drei Monaten mischt die “Rheinische Post” auf der Kurzvideo-Plattform TikTok mit. Wie geht man auf einem TikTok-Kanal viral – und wie nicht? Wie lassen sich redaktionelle Prozesse auf TikTok umsetzen? Welche Ziele können Medien erreichen? Um diese Themen geht es im Gespräch mit Hannah Monderkamp, Head of Audience Development der “Rheinischen Post” (das Gespräch beginnt bei Minute 8:30.)

3. Warum Trash-Schleuder RTL jetzt seriös wird
(youtube.com, Walulis Story, Philipp Walulis, Video: 15:33 Minuten)
Der Fernsehkanal RTL ist bei vielen Menschen vor allem als Unterhaltungs- und Trashschleuder bekannt, doch der Sender arbeitet an seinem Image: weniger Dieter Bohlen, mehr Jan Hofer. Weniger Trash-TV, mehr seriöse News. Philipp Walulis erklärt den Strategiewechsel auf gewohnt zugespitzte Weise.

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4. Podcast Spezial zur Rundfunkpolitik: Seriöses für junges Publikum
(soundcloud.com, M – Der Medienpodcast, Manfred Kloiber, 35:32 Minuten)
Bei “M – Der Medienpodcast” gibt es eine Sonderausgabe zur Rundfunkpolitik. Manfred Kloiber hat sich mit Juliane Leopold, Chefredakteurin Digitales von ARD Aktuell, unterhalten – über die Fragen, wie die Öffentlich-Rechtlichen das junge Publikum erreichen können, wie sie der Streaming-Konkurrenz trotzen wollen und wo sie bei den Sozialen Medien ansetzen.

5. Lebensgefährlicher Enthüllungsjournalismus und Grimme-Preise
(wdr.de, Anja Backhaus, Audio: 44:19 Minuten)
Im Medienmagazin von WDR 5 geht es unter anderem um folgende Themen: Lebensgefährliche Enthüllungen, die Grimmepreise, den Unmut über die WhatsApp-Frist und den Trend zum Newsletter-Journalismus. Zum Abschluss folgt noch eine Portion Medienschelte: “Ein falscher Satz – und raus bist du.”

6. Indiana Jones: Hinter den Kulissen
(youtube.com, Arte, Video: 52:16 Minuten)
Und noch etwas Unterhaltsames. Die Arte-Doku über den Kassenschlager “Indiana Jones”, der vor vier Jahrzehnten das Genre Abenteuerfilm revolutionierte: “Peitsche, Hut, verschlissene Jacke und ein schelmisches Lächeln auf den Lippen – das sind die unverkennbaren Markenzeichen von Indiana Jones. Der Filmheld wird dieses Jahr 40: Der runde Geburtstag bietet die ideale Gelegenheit zur Untersuchung eines popkulturellen Phänomens, das die Filmlandschaft nachhaltig prägte.”

7. #77 Was sind die Grenzen von Boulevardjournalismus, Moritz Tschermak?
(podcastproduzenten.de, Medientage Mitteldeutschland, Claudius Nießen, Audio: 20:52 Minuten)
In eigener Sache und deshalb als zusätzlicher Link: Mein BILDblog-Kollege Moritz Tschermak hat sich im Podcast der Medientage Mitteldeutschland über die Grenzen von Boulevardjournalismus unterhalten. Es geht unter anderem um tendenziöse Berichterstattung, den Einfluss von “Bild”-Chef Julian Reichelt und um Soziale Medien in der Regenbogenpresse.

Uploadprobleme, Klickerfolg der “Welt”, Diana-Interview

1. Ihr Upload ist leider fehlgeschlagen
(zeit.de, Meike Laaf)
Alle Einwände der Kritikerinnen und Kritiker haben nichts genutzt: Gestern wurde vom Bundestag die umstrittene Urheberrechtsreform beschlossen. Mit dabei: die von vielen als problematisch angesehenen Uploadfilter. Meike Laaf widmet sich in einer ausführlichen Analyse den Fragen der möglichen technischen Umsetzung. Die Technik allein könne es jedoch nicht richten: “Ohne Menschen, die maschinelle Entscheidungen zumindest überprüfen, wird es in vielen Fällen schwierig werden. Ganz zu schweigen von der Notwendigkeit, mehr Transparenz als bisher darüber herzustellen, warum Sperrentscheidungen gefallen sind.”

2. Für seriöse Medien wäre #DIVIgate eine Katastrophe, für “Welt” war es ein voller Erfolg
(volksverpetzer.de, Thomas Laschyk)
Die “Welt” hat einem hochproblematischen, da fehlerbehafteten Thesenpapier über die angeblich nicht vorhandene Auslastung der Intensivstationen großen Raum gegeben. Laut Insiderinformationen freue sich der Digital-Chef der “Welt” über den Klick-Erfolg – trotz der Fehler und trotz heftigem Widerspruch von Medien und Experten. Thomas Laschyk kommentiert: “Für seriöse Medien, denen Ansehen und korrekte Berichterstattung wichtig sind, wäre so eine massive Fake News eine Katastrophe. Der MDR bezeichnet das als ‘Unfall’, wenn HR oder MDR nach dem Verbreiten von Fake News selbst Korrekturen veröffentlichen müssen (wir haben auch darüber berichtet). Bei WELT nimmt man das eher als vollen Erfolg wahr.”

3. “Ich bin für meine Autor:innen jederzeit erreichbar”
(fachjournalist.de, Florian Beißwanger)
Anna von Planta arbeitet als Lektorin beim Diogenes Verlag. Dort betreut sie das Gesamtwerk der bereits verstorbenen Friedrich Dürrenmatt und Patricia Highsmith sowie viele andere bekannte Autoren wie Patrick Süskind, John Irving und Paulo Coelho. Im Interview mit dem “Fachjournalist” erinnert sie sich an die Zusammenarbeit mit Dürrenmatt, erklärt, was gute Lektoren ausmacht, und was angehende Schriftstellerinnen und Schriftsteller von Autor John Irving lernen können. Ein lohnenswerter, da eher seltener Blick hinter die Kulissen der Bücherwelt.

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4. Neue ARD-Programmchefin im RND-Gespräch: “Wir haben Teile der Bevölkerung verloren”
(rnd.de, Imre Grimm)
Die ARD hat eine neue Programmchefin: die von der ARD-Filmproduktionstochter Degeto kommende Christine Strobl. Im Gespräch mit Imre Grimm geht es unter anderem um ihre Pläne für die ARD, um Spar- und Konkurrenzdruck, Diversität, die Mediathek und das Thema Gebühren. Und natürlich spricht Grimm das Thema einer möglichen CDU-Nähe an: Strobl ist die Tochter von Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble und mit dem baden-württembergischen CDU-Landesvorsitzenden Thomas Strobl verheiratet.

5. Hassrede, absetzbar
(taz.de, Matthias Meisner)
Seit Jahren gelinge es Vereinen im rechten politischen Spektrum, den Status der Gemeinnützigkeit zu erlangen, berichtet die “taz”: Das sei zeitweise beim Portal “Journalistenwatch” so gewesen und nun beim sogenannten “Demokratienetzwerk”, das im Kern nichts weiter als ein pöbelnder Twitter-Account sei. Matthias Meisner schreibt: “Das in Mannheim ins Vereinsregister eingetragene ‘Demokratienetzwerk’ mit seinen rund 2.800 Twitter-Follower:innen ist 2019 vom Finanzamt Rastatt als ‘gemeinnützig’ eingestuft worden, Spenden sind also steuerlich abzugsfähig. Und das für eine rechte Propagandaschleuder. Wie ist das möglich?”

6. Schwere Fehler bei legendärem Diana-Interview – BBC bittet um Entschuldigung
(spiegel.de)
1995 erreichte ein Interview weltweit Rekord-Einschaltquoten. Im Gespräch mit dem BBC-Reporter Martin Bashir sprach Lady Diana ungewöhnlich offen über die Untreue ihres Mannes Charles und ihre eigenen psychischen Probleme. Jahrzehnte später kommt ein interner Untersuchungsbericht des Fernsehsenders zu dem Schluss, dass sich Bashir das Interview offenbar mit unlauteren Methoden erschlichen hatte: Der Reporter habe Diana gefälschte Kontoauszüge vorgelegt, die beweisen sollten, dass Mitarbeiter am Hofe für Spitzeldienste bezahlt worden seien.

7. “Bildblog”-Autoren: “Angst verkauft sich besser als eine Willkommenskultur”
(derstandard.de, Oliver Mark)
In eigener Sache und deshalb als zusätzlicher Link: Meine BILDblog-Kollegen Moritz Tschermak und Mats Schönauer haben sich mit dem “Standard” über ihr “Bild”-kritisches Buch “Ohne Rücksicht auf Verluste” unterhalten. In dem Gespräch geht es um die Mechaniken der “Bild”-Berichterstattung, die Muster dahinter und die Unterschiede zwischen der Ära Diekmann und der Ära Reichelt. Bei der Gelegenheit und bei aller Befangenheit: “Ohne Rücksicht auf Verluste” sollte in jedem Bücherschrank stehen. Nicht nur, weil es eine fundierte Analyse des immer noch mächtigsten Mediums Deutschlands darstellt, sondern auch medienerfahrenen Lesern und Leserinnen neue Einblicke und Einsichten bietet.

Der Antisemitismus der anderen, “DiviGate”-Analyse, Politwerbung

1. Der Antisemitismus der Anderen
(krautreporter.de, Stephan Anpalagan)
“Deutschland diskutiert mal wieder über Antisemitismus. Nein: über muslimischen Antisemitismus. Dabei wurde der deutsche nie aufgearbeitet.” Stephan Anpalagan spricht in seinem wichtigen Longread auch die Rolle vieler Medien an, insbesondere die des Springer-Konzerns: “Man könnte meinen, die Herrschaften bei Bild und zuweilen auch Welt ließen keine noch so abwegige Gelegenheit ungenutzt, um den Antisemitismus in Richtung Islam umzulenken.”

2. Mehr Tiefgang im Netz
(taz.de, René Martens)
René Martens kommentiert die als Webdokus angelegten Kulturformate der Öffentlich-Rechtlichen: “Es gehört zu den Ironien des Mediennutzungswandels, dass im vermeintlich oberflächlichen Netz Kultur-TV-Formate entstehen, die mehr Tiefe ermöglichen als die klassischen Sendungen – wobei diese – über den Weg der linearen Zweitverwertung – dann wiederum von den Neuentwicklungen profitieren können.”

3. Der Fall Argonerd – Issue #3
(getrevue.co, Benjamin Läpple)
In einem umstrittenen, da lücken- und fehlerhaften Thesenpapier sowie einem “Welt”-Interview wurden den Intensivmedizinern schwere Vorwürfe gemacht: Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) habe angeblich im eigenen Interesse mit Zahlen getrickst, Patienten seien ohne Not auf Intensivstationen verlegt worden (die DIVI widersprach dem entschieden). Auf Twitter wurde die Debatte stark durch einen anonymen Account befeuert. Benjamin Läpple hat die Vorgänge um das angebliche #DiviGate rekonstruiert und in seine Analyse mehr als eine Million Tweets einbezogen.

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4. ARD und ZDF nehmen Arte-Inhalte in ihre Mediatheken auf
(dwdl.de, Alexander Krei)
ARD und ZDF haben ihre Mediatheken bereits vergangenes Jahr um die Inhalte des jungen Netzwerks Funk und des Ereignis- und Dokumentationskanals Phoenix erweitert. Nun wolle man große Teile des Programmangebots von Arte integrieren: “Das stärkt die gemeinsame Plattform und macht unsere inhaltliche Vielfalt attraktiv und nutzerfreundlich zugänglich”, so der ARD-Verantwortliche Benjamin Fischer.

5. Facebook verbietet Falschinformationen in Werbeanzeigen – warum ist die Plattform dann voll damit?
(correctiv.org, Alice Echtermann)
“Correctiv” ist selbst als Faktenchecker für Facebook tätig, gerät bei der Überprüfung von politischen Anzeigen jedoch an seine Grenzen: “Wir fanden bei unseren Recherchen Hinweise darauf, dass Facebook seine eigenen Regeln bezüglich Falschinformationen und politischen Anzeigen hierzulande nicht konsequent durchsetzt. Manche Anzeigen werden gesperrt, andere nicht. Die Frage ist: Nach welchen Kriterien entscheidet Facebook hier?” Alice Echtermann führt in der lesenswerten Recherche einige konkrete Fälle und Schwachstellen auf.

6. Angriff auf Netflix und Disney+
(deutschlandfunk.de, Sören Brinkmann & Stefan Fries, Audio: 5:20 Minuten)
Im globalen Streaming-Markt zeichnet sich eine Verdichtung ab: WarnerMedia soll mit dem TV-Konzern Discovery fusionieren, die französischen TV-Sendergruppen TF1 und M6 wollen sich zusammenschließen, und Amazon werde womöglich das traditionsreiche Hollywood-Studio Metro-Goldwyn-Mayer (besser bekannt als MGM) übernehmen. Stefan Fries hat sich im Deutschlandfunk mit dem Medienjournalisten Thomas Lückerath über die möglichen Auswirkungen für das Publikum in Deutschland unterhalten.

“Wer den toten Willi jetzt zu Geld machen will”

Vor vier Wochen ist der Schauspieler und Sänger Willi Herren gestorben, und laut “Bild” gibt es nun ein “unwürdiges Gezerre um seinen Namen”, einen “NEUEN STREIT”:

BILD erfuhr: Drei Frauen pokern jetzt um die Namensrechte von Willi Herren. Um damit nach seinem Tod weiter Geld zu verdienen?

fragt Bild.de und titelt dazu auf der Startseite:

Screenshot Bild.de - Neuer Streit um Herren - Wer den toten Willi jetzt zu Geld machen will

Praktisch, dass die Redaktion mit dem Symbol ganz unten schon im Teaserbild die Antwort mitliefert. Denn wer das alles erfahren will, muss zahlen: Die Auflösung gibt es nur mit einem “Bild-plus”-Abo.

Das hat bei Texten über Willi Herrens Tod eine gewisse Tradition, wie ein Blick ins Bild.de-Archiv zeigt:

20. April (Herrens Todestag)

JASMIN HERREN – So erfuhr Willis Ehefrau von seinem Tod!

Um den Artikel lesen zu können, muss man zahlen.

BESTE FREUNDE ALARMIERTEN DIE POLIZEI – “Willi war 24 Stunden nicht erreichbar”

Um den Artikel lesen zu können, muss man zahlen.

21. April

DER “PROMIS UNTER PALMEN”-VERTRAG! Was jetzt aus Willis Gage wird

Um den Artikel lesen zu können, muss man zahlen.

DROGEN-ABSTÜRZE, LIEBES-TROUBLE UND GANZ VIEL TRASH-TV – Willis wildes Leben!

Um den Artikel lesen zu können, muss man zahlen.

TV-STAR WILLI HERREN TOT AUFGEFUNDEN – Beamte fanden eine sehr unaufgeräumte Wohnung vor

Um den Artikel lesen zu können, muss man zahlen.

FREUNDE DES TV-STARS SIND GESCHOCKT – “Willi wollte jetzt bei mir in München übernachten”

Um den Artikel lesen zu können, muss man zahlen.

22. April

KEIN KLINGELSCHILD, AN DER TÜR KEINE NAMEN – In dieser Wohnung wurde Willi Herren gefunden

Um den Artikel lesen zu können, muss man zahlen.

“PROMIS UNTER PALMEN” WIRD NICHT WEITER AUSGESTRAHLT – Was Sat.1 jetzt anstelle von Willi Herren (†45) sendet

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KURZ NACH SEINEM TOD – Einbruch in Willi Herrens Wohnung!

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23. April

“ER BESTELLTE EINE GROSSE MENGE AN DROGEN” – Wilde Partynacht kurz vor Willi Herrens Tod

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WILLI HERREN TOT – Das sagen seine besten Freunde zu Absturz-Gerüchten

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SPENDENAUFRUF DER GESCHWISTER GELÖSCHT – Beerdigung für Willi – Ehefrau Jasmin schaltet sich ein!

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29. April

PAUKENSCHLAG NACH TOD DES TV-STARS – Willis Ehefrau kommt nicht zur Beerdigung!

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30. April

DARUM KOMMT EHEFRAU JASMIN NICHT – Ärger um Beerdigung von Willi Herren

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3. Mai

WILLI HERRENS (†45) REIBEKUCHEN-TRUCK ABGEBRANNT – 150 000 Euro Schaden! War es ein brennendes Teelicht?

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5. Mai

TRAUERFEIER HEUTE UM 11.11 UHR IN KÖLN – Willis letzte Reise – so nimmt die Familie Abschied!

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ORDNUNGSAMT, FALSCHE PFERDE UND EIN EINZIGER PROMI – Das war Willis letzte große Party!

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7. Mai

JASMIN HERREN WEINT AN SEINEM GRAB – Was in ihrer letzten Liebes-Botschaft an Willi steht

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MIT BESCHÜTZER ANS GRAB – Bodyguard von Willis Witwe ist selbst ein Promi

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8. Mai

SCHLEIFEN ABGERISSEN – Kranz-Krieg am Grab von Willi Herren

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TOCHTER ALESSIA ÜBER DEN KRANZ-KRIEG AN WILLI HERRENS GRAB – Darum habe ich Jasmins Schleife entfernt

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9. Mai

DAS HÄTTE ER ALLES NICHT GEWOLLT! Riesen-Zoff zwischen Willis wichtigsten Frauen

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10. Mai

HAT WILLI DIESER DRUCK KAPUTT GEMACHT? “Entscheide dich zwischen mir und deiner Familie!”

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14. Mai

WOHNUNG VERWÜSTET – Hat Willi Herren bis zu seinem Tod gefeiert?

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15. Mai

WILLIS HERRENS (†45) GUTE FREUNDIN VERRÄT – Reibekuchen-Truck wird zur Fan-Gedenkstätte

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16. Mai

HIER WURDE ER TOT AUFGEFUNDEN, HIER FEIERTE ER SEINE LETZTE PARTY – Wer Willis Wohnung kurz vor seinem Tod kündigte

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Zwei Tage später erzählt die “Bild”-Redaktion also, “wer den toten Willi jetzt zu Geld machen will”.

Mit Dank an und Bernhard K., Tihomir und Björn für die Hinweise!

Angriffe bei Querdenken-Demos, Einfältigkeitsmerkmale, Sklaverei

1. Angriffe bei Querdenken-Demos
(zdf.de, Arndt Ginzel & Henrik Merker, Video: 7:58 Minuten)
Auf den sogenannten “Querdenker”-Demos hat es die Polizei immer öfter mit selbsternannten Reportern und Pseudo-Journalistinnen zu tun. Diese würden die Ereignisse vor Ort filmen, die Bilder angeblicher Polizeigewalt dann über Social-Media-Plattformen verbreiten und damit Hass im Netz schüren. Für die Polizei ist der Umgang mit den vermeintlichen Medienschaffenden nicht einfach, wie Arndt Ginzel und Henrik Merker in ihrem Film für “Frontal21” dokumentieren.

2. Worüber wir neben Corona auch diskutieren müssen
(netzpolitik.org, Pia Stenner & Markus Beckedahl )
Morgen startet die bis Samstag andauernde re:publica. Wegen der Corona-Pandemie findet “die Internet-Gesellschaftskonferenz” bereits zum zweiten Mal nur im Netz statt. Am ersten Tag liegt der Schwerpunkt auf Medien und Medienpolitik, Freitag und Samstag auf Gesellschaftsthemen. Der Beitrag auf netzpolitik.org stellt einige der netzpolitisch relevanten Vorträge, Talks und Debatten vor. Alles Weitere gibt es in der offiziellen Programmübersicht. Tickets zu Preisen ab 25 Euro können noch über die Website gebucht werden.

3. Jede Menge Einfältigkeitsmerkmale
(de.qantara.de, Stefan Buchen)
Der Journalist und “Tagesschau”-Sprecher Constantin Schreiber hat bereits zwei Sachbücher zum Islam verfasst, “Inside Islam” und “Kinder des Koran”. Nun hat er einen Roman vorgelegt. Rezensent Stefan Buchen ist geradezu entsetzt: “Man könnte fragen, wie glaubwürdig es ist, wenn der neue Mr. Tagesschau, Hautfarbe weiß, sich ‘kritisch’ mit den Auswüchsen der Diversitätspolitik auseinandersetzt. Aber das scheint eher nachrangig. Literaturgeschichtlich knüpft ‘Die Kandidatin’ an vielgelesene Schundromane der Zwanziger und Dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts an, in denen ebenfalls an die Ängste und den Hass des Publikums appelliert und vor ‘der Übernahme unseres Landes’ gewarnt wird.”

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4. Anno 1800 und die Sklaverei: Ein Feature, das sich nicht durchsetzen konnte
(okcool.space, Dom Schott)
Sollte ein Historiengame wie “Anno 1800” unangenehme Aspekte wie die Sklaverei miteinbeziehen oder ausblenden? Spielejournalist Dom Schott hatte die Argumente der Spieleentwickler für ein Ausblenden der schwierigen Thematik bereits 2018 als “inhaltlich falsche Feel-Good-Programmatik und Etikettenschwindel” kritisiert. Nun habe sich ein ehemaliger “Anno”-Entwickler mit einer längeren Stellungnahme bei ihm gemeldet, den Schott als Gastbeitrag veröffentlicht. Der anonym bleiben wollende Entwickler schreibe darin unter anderem: “Wenn Spielejournalismus kritisch hinterfragt, ist es das Gegenteil von Cancel Culture. Gecancelt werden in jedem Studio zig Ideen am Tag, zugunsten von Althergebrachtem und Bekanntem. Äußere Kritik dagegen bricht Strukturen auf, gibt neuen Stimmen Argumente, Gewicht und Resonanz. In der Summe führt dies zu innovativeren Ideen, durchdachterem Design und frischeren Geschichten. Jenseits politischer Überzeugungen sollte jeder dankbar dafür sein, dass Megakonzerne wie Hobby-Entwickler von einer kritischen Presse ermuntert werden, Neues zu wagen.”

5. “Du leidest und jubelst”
(sueddeutsche.de, Stefan Fischer)
Der Fußballkommentator Karlheinz Kas sieht seinem baldigen Ruhestand entgegen. Beim Bundesligafinale am Pfingstsamstag sitzt er ein letztes Mal am Mikrofon (Bayern 1, 15:05 Uhr). Stefan Fischer hat Kas befragt: Was muss ein Radio-Kommentator leisten? Wie hat sich die Arbeit in den vergangenen Jahrzehnten verändert? Und wie trist ist es, in einem leeren Stadion zu sitzen?

6. Spotify nimmt Podcasts auf die Schippe
(wuv.de, Lena Herrmann)
Beim Parodieformat “Podcasts – der Podcast” werden bekannte Podcasts wie “Fest & Flauschig” (Böhmermann & Schulz), “Zeit Verbrechen” (Rückert & Sentker), “AWFNR” (Ripke & Winterscheidt) und “Paardiologie” (Roche & Keß-Roche) spielerisch aufs Korn genommen. Der Unterton sei jedoch freundlich und respektvoll, so der für das Projekt verantwortliche Spotify-Manager: “Mit ‘Podcasts – der Podcast’ zollen wir den beliebtesten deutschsprachigen Podcaster:innen auf humorvolle und liebevolle Art Respekt für ihre beeindruckende kreative Arbeit.” Der “6-vor-9”-Kurator hat sich die erste Folge bereits angehört und war insgesamt recht angetan, besonders von den treffenden Imitationen von Olli Schulz und Charlotte Roche. Das Format ist jedoch ziemlich meta und empfiehlt sich eher nur für Podcast-Liebhaber, die die imitierten Formate wiedererkennen.
Weiterer Lesetipp: “DWDL” hat sich mit den verantwortlichen Produzenten über das Projekt unterhalten. In dem Gespräch geht es auch um die besonderen Herausforderungen bei der Umsetzung (dwdl.de, Manuel Weis).

Neue Glyphosat-Klatsche, Entsetzte Intensivmediziner, Null Aussagekraft

1. Glyphosat-Gutachten: Bundesinstitut für Risikobewertung verliert erneut Klage gegen uns
(fragdenstaat.de, Arne Semsrott & Phillip Hofmann)
Durfte die Transparenz-Initiative “Frag den Staat” ein umstrittenes Glyphosat-Gutachten aus dem Bundesinstitut für Risikobewertung veröffentlichen? Nein, sagte die Behörde von Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner. Und begründete dies mit einer angeblichen Verletzung des Urheberrechts. Nun gab es die bereits zweite juristische Schelle für die Behörde: Nach dem Landgericht erkannte jetzt auch das Oberlandesgericht Köln an, dass die Veröffentlichung zulässig war. Arne Semsrott und Phillip Hofmann von “Frag den Staat” fordern für die Zukunft allgemeinverbindliche Regeln: “Es bedarf einer Klarstellung, dass das Urheberrecht nicht für Zwecke staatlicher Geheimhaltung missbraucht werden darf. Wir werden daher auch künftig weiter das Recht auf Informationsfreiheit verteidigen. Für eine lebendige Demokratie ist es essentiell, dass wichtige Informationen öffentlich zugänglich sind.”

2. “Irrführende Vorwürfe”: “Welt” verbreitet Fakes über DIVI-Auswertung – Intensivmediziner entsetzt
(volksverpetzer.de, Thomas Laschyk)
Die Behauptungen des Ökonomen Matthias Schrappe und dessen Kollegen in der “Welt” über die Intensivstationen sorgen in der Fachwelt für Empörung: “Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) e.V., der Marburger Bund Bundesverband und die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) e. V. weisen die irreführenden Vorwürfe vom Spiel mit der Angst, von der Manipulation offizieller Statistiken und sogar die Unterstellung, rein aus finanziellem Interesse Patienten intensivmedizinisch zu behandeln, aufs Schärfste zurück.” Thomas Laschyk vom “Volksverpetzer” hat sich das problematische Thesenpapiers und die Veröffentlichungen der “Welt” angeschaut. Sein Befund: “Weder WELT noch die Autor:innen des Papiers haben offenbar irgendjemanden befragt, der ihre offensichtlichen Missverständnisse, Denk- und Rechenfehler hätte aufklären können.”

3. Angriffe auf Medien sind Kriegsverbrechen
(reporter-ohne-grenzen.de)
In den vergangenen Tagen habe die israelische Armee mit Luftangriffen die Räumlichkeiten von 23 palästinensischen und internationalen Medien zerstört. “Gezielte Angriffe auf Medien sind ein Kriegsverbrechen”, protestiert Christian Mihr, Geschäftsführer von Reporter ohne Grenzen: “Wenn die israelische Armee Medienunternehmen bewusst ins Ziel nimmt, behindert sie die Berichterstattung über den Konflikt und schneidet die zivile Bevölkerung von wichtigen Informationen ab. Wir rufen deshalb die Chefanklägerin des Internationalen Strafgerichtshofs dazu auf, Ermittlungen aufzunehmen.”

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4. Der Klassenkrampf
(sueddeutsche.de, Wolfgang Janisch)
Die Tageszeitung “junge Welt” wird vom Verfassungsschutz als verfassungsfeindlich eingestuft, was für die Zeitung nach eigenen Angaben mit erheblichen Nachteilen verbunden sei. Sie habe Schwierigkeiten beim Schalten von Anzeigen, bei der Beauftragung von Druckereien oder der Zusammenarbeit mit Vertriebspartnern. Wolfgang Janisch, justizpolitischer Korrespondent der “Süddeutsche Zeitung”, ordnet den Fall ein.

5. Wer profitiert von Facebook News?
(zdf.de, Stephan Mündges)
Facebook führt nun auch in Deutschland ein neues Feature ein: Unter “Facebook News” gibt es fortan eingekaufte Nachrichtenartikel und Inhalte journalistischer Medien zu sehen. Über 100 deutsche Medienmarken sollen dort vertreten sein, darunter “FAZ”, “Spiegel”, “taz”, “Welt”. Ist das ein guter Deal für die Verlage? Umgeht Facebook die Ansprüche aus dem Leistungsschutzrecht? Und in welchen Formen profitiert der Springer-Konzern davon? Stephan Mündges kommentiert den Einstieg des Tech-Riesen ins Nachrichtengeschäft.
Weiterer Lese- und Gucktipp: Jesper Doub ist bei Facebook “Director of News Partnerships” und soll in dieser Position die Beziehungen zu den Verlagen pflegen. Markus Trantow hat für “turi2” mit Doub über das neue Nachrichten-Angebot gesprochen (turi2.de, Video: 9:53 Minuten).

6. Jede Sekunde zählt: Währungshüterin verramscht ihre Währung
(dwdl.de, Torsten Zarges)
Die AGF erhebt im Auftrag von Fernseh- und Streaminganbietern die Einschaltquoten im deutschen Bewegtbildmarkt. Nun hat die AGF monatliche Streaming-Hitlisten eingeführt. “DWDL”-Chefreporter Torsten Zarges begrüßt die Neuerung, kritisiert jedoch das Zustandekommen der Zahlen: “Endlich veröffentlicht die AGF monatliche Streaming-Hitlisten. Dass sie dabei jedoch den gewohnt harten TV-Standard aufgibt und schiere Nettoreichweiten ausweist, sendet ein verheerendes Signal. Die Zahlen haben null Aussagekraft.”

Unter Beschuss, Warten auf die Elche, Klimadatenjournalismus

1. Berichterstattung unter Beschuss
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers & Tim Aßmann & Sebastian Wellendorf, Audio: 6:25 Minuten)
Die Arbeitsbedingungen für Korrespondentinnen und Korrespondenten, die aus Israel berichten, haben sich seit den aktuellen Raketenangriffen der Hamas massiv verändert. Tim Aßmann, Leiter des ARD-Hörfunkstudios in Tel Aviv, erinnert sich an eine ähnliche Situation im Jahr 2014, doch die aktuellen Angriffe würden eine “neue Qualität” darstellen: “Auch für uns ist das eine außergewöhnliche Situation.”
Weiterer Lesetipp: Der Journalistenverband Foreign Press Association und die Organisation Reporter ohne Grenzen kritisieren den israelischen Luftangriff auf Medienbüros in Gaza (rnd.de).

2. Warten auf die Elche
(taz.de, Reinhard Wolff)
In Schweden und Norwegen erfreut sich das sogenannte Slow-TV großer Beliebtheit. Darunter fallen Dauersendungen aus dem Wald und abgefilmte Fahrten mit Bahn sowie Schiff. In Norwegen habe es bislang 27 solcher Slow-TV-Sendungen gegeben: Vom 18-stündigen Lachsfischen, bei dem es drei Stunden dauerte, bis der erste Lachs anbeißen wollte, über einen Strick­abend bis zum Zug einer Rentierherde. Und auch die Schweden finden Gefallen an der Langsamkeit und produzieren ähnliche Langformate. Reinhard Wolff geht der Frage nach, warum Slow-TV gerade in den skandinavischen Ländern so beliebt ist.

3. Dokus im Dritten: So geht gutes Regionalfernsehen, macht mehr davon!
(dwdl.de, Peer Schader)
Aufbruch im Osten, Geflüchteten-Integration in Hessen, Kampf mit der Armut in Baden-Württemberg … Peer Schader stellt in seiner “DWDL”-Kolumne einige besonders gelungene Regional-Reportagen und Dokus der (öffentlich-rechtlichen) dritten Fernsehprogramme vor: “Alle diese Sendungen sind Beispiele dafür, was regionales Fernsehen zu leisten vermag, wenn es nicht bis zur Unkenntlichkeit durchformatiert worden ist und Autorinnen bzw. Autoren die Freiheit lässt, Menschen einfach erzählen zu lassen; und zwar nicht bloß, weil die vorher am lautesten geschrien haben.”

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4. Klimadatenjournalismus
(klimajournalismus.substack.com, Lorenz Matzat)
Für Lorenz Matzat stellt die Covid-19-Pandemie eine Zäsur für den Datenjournalismus dar: “Markierten die Afghanistan War Logs von 2010 quasi die Geburtsstunde des data-driven-journalism, hat er es zehn Jahre später tagtäglich auf die Start- und Titelseiten geschafft. Waren zuvor Graphen und Tabellen nur im Sport und bei der Börse sowie Kartenvisualisierungen im Wetter täglich wiederkehrender Bestandteil, sind jetzt Dashboards, Graphen, Diagramme und Karten zu Infektionszahlen & Co. normal geworden.”

5. Reporter der Deutschen Welle zu Haftstrafe verurteilt
(sueddeutsche.de)
In Belarus ist ein freier Journalist und Korrespondent der Deutschen Welle zu 20 Tagen Haft verurteilt worden. Alexander Burakow habe über einen Prozess gegen Oppositionspolitiker berichten wollen und mit anderen Medienvertretern vor einem Gerichtsgebäude gewartet. Dies sei ihm als verbotene und “erneute Teilnahme an einem nicht autorisierten Ereignis” ausgelegt worden.

6. Fünf Tipps für Ihr Fernseh-Fest: Nicht nachmachen!
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz)
Das ARD-Servicemagazin “Live nach neun” hat dieser Tage Geburtstag gefeiert. Dabei spielten sich einige, nun ja, befremdliche Szenen ab. Boris Rosenkranz versucht bei “Übermedien”, dem Ganzen etwas Gutes abzugewinnen, und hat daraus fünf (nicht ganz ernst gemeinte) “Tipps für Ihr Fernseh-Fest” gebastelt.

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