Kriegsberichterstattung

Ja, dieser “Preiskrieg der Elektro-Giganten” (O-Ton: Bild.de) ist wirklich ‘n Ding! Da verkaufte der “Mediamarkt” (O-Ton: Bild.de) am vergangenen Montag alles “ohne Mehrwertsteuer”, und am gestrigen Dienstag der “Konkurrent Saturn” (O-Ton: Bild.de) lauter Sachen “zum Einkaufspreis”, woraufhin sich Bild.de anschickte, “die wichtigsten Fragen rund um den Preiskrieg der Elektronik-Giganten(O-Ton: Bild.de) zu beantworten bzw. von Christian Fronczak vom Bundesverband der Verbraucherzentrale beantworten zu lassen. Soweit so gut.

Nur für den nicht weniger wichtigsten Hinweis, dass der Bild.de-Partner Mediamarkt und “Konkurrent” Saturn sich ja eigentlich gar keinen “Preiskrieg” liefern, weil doch Mediamarkt und Saturn beide zum Metro-Konzern gehören, dafür war (anders als etwa in den Online-Versionen der “Süddeutschen Zeitung”, der “Kölnischen Rundschau”, der “Norddeutschen Neuesten Nachrichten”, des “Handelsblatts”, der “Neuen Westfälischen”, des “Kölner Stadtanzeigers”, der “Mitteldeutschen Zeitung”, der “Rhein Zeitung”, der “Märkischen Oderzeitung”, der “Volksstimme”, der “Leipziger Volkszeitung”, der “Allgäuer Zeitung”, der “Hessischen Allgemeinen”, der “Westfalenpost”, der “Lausitzer Rundschau”, des “Iserlohner Kreisanzeigers”, der “Schwäbischen Zeitung”, der “Westdeutschen Zeitung”, der “Wendlinger Zeitung”, der “Backnanger Kreiszeitung”, der “Oberhessischen Presse”, der “Nürtinger Zeitung”, der “Ostthüringer Zeitung”, der “Stuttgarter Nachrichten”, der “Hamburger Morgenpost”, der “WAZ”, der “Thüringischen Landeszeitung”, der “Lübecker Nachrichten”, der “Aachener Zeitung”, der “Wormser Zeitung”, der “Offenbach Post” oder beispielsweise der “Welt”) in der multimedialen Erweiterung von Europas größter Tageszeitung aber offenbar kein Platz. Schade.

We are the champions XVII

Was ist denn das hier für ein Sauhaufen!

Äh, wieso Chef?

Morgen ist der 4. Januar 2005! Dann erscheint schon die zweite “Bild”-Zeitung in diesem Jahr! Und immer noch kein “Gewinner des Tages” aus dem eigenen Haus?

Na, liegt grad nichts an, Chef. Keine Sachen zum Promoten. Keine Freunde von Ihnen, die angerufen haben. Und Peter Bachér (“Bild”-Autor), Klaus Harisch (Aktion mit “Bild”), Susanne Fröhlich (Vorabdruck in “Bild”), Frank Schirrmacher (Vorabdruck in “Bild”) haben wir schon im Dezember abgefeiert.

Ja, spinn ich? Es muss doch irgendwen geben, irgendwen! Was ist denn mit der Goldenen Kamera von unserer Schwesterzeitschrift, der “Hörzu”?

Äh, ja, was ist mit der, Chef?

Die hat Jubiläum!

Was Rundes, Chef? 25. Geburtstag? 50. Geburtstag?

Nee. 40.

Ah. Heute, Chef?

Nee.

Diesen Monat?

Auch nicht. Im Februar.

Sind wir da nicht ein bisschen früh dran, Chef?

Ach, Humbug. Dann können wir sie im Februar nochmal zum “Gewinner des Tages” machen.

Ist recht, Chef. — Chef? Haben Sie für morgen auch schon was?

Der Tsunami und die Grünen

Wer ist schuld am Tsunami und den hunderttausendfachen Tod und Elend, das er brachte? Die Grünen. Weil sie so tun, als könnte man durch Mülltrennung und Gutsein die Welt retten. Kann man aber gar nicht.

Was? Sie meinen, nur ein Idiot könne so argumentieren? “Bild”-Kolumnist Franz-Josef Wagner kann es. Seine “Post von Wagner” adressiert er heute an die “lieben Ökos” und “Herrn Trittin und Frau Roth persönlich” und stellt Ihnen unter anderem diese Fragen:

Sind Sie sicher, daß Ihre Initiativen im Kosmos wohlwollend aufgenommen werden? Mit wem verhandeln Sie da drüben, daß – klatsch – plötzlich 150 000 Menschen sterben? Es zeigt sich also, daß Sie als Grüne nichts zu sagen haben.

Wagners Logik geht so: Wenn wir schon keine Naturkatastrophen verhindern können, sollten wir wenigstens auch nicht versuchen, von Menschen verursachte Katastrophen zu verhindern. Oder anders gesagt: Lasst uns wenigstens nicht das bisschen Zeit, bis die nächste Welle über uns selbst hinwegschwappt, mit Mülltrennen vergeuden.

Oder noch anders gesagt: Für den Kolumnisten der “Bild”-Zeitung ist auch so eine Katastrophe ein guter Anlass, sich mit dem politischen Gegner, den Grünen, anzulegen.

Springer-Journalist stört Trauerfeier

Wenn Sie in der Zeitung lesen würden:

Hemden-König beschimpft
Familien-Streit bei der Kern-Beerdigung

— wie würden Sie sich dann die Beerdigung vorstellen? Lautstark, oder? Mit einem Ausraster, Eklat, Skandal, sowas. Keine Frage.

Wenn aber in “Bild” steht:

— klar, dann ahnen sie: Es war alles andere als lautstark, und niemand ist ausgerastet. Und richtig: Die Berichte von der Beerdigung von Daniela Kern stimmen zwar darin überein, dass das Klima zwischen den beiden Familien eisig war. Aber alle schreiben auch, dass sich beide Parteien konsequent aus dem Weg gingen. Selbst “Bild”:

Während der ganzen Trauerfeier sprach Danas Familie kein Wort mit Otto Kern. Nur eisiges Schweigen.

Gleichzeitig schweigen und einander beschimpfen, das können die Menschen nur in “Bild”. Möglicherweise bezieht sich die Überschrift auf einen Satz von Danielas Vater, den “Bild” mit den Worten zitiert:

“Was soll ich noch mit einem Mann reden, der in der Kapelle keine Träne für meine Tochter vergießt.”

Wann und wem er das sagte, verrät “Bild” nicht, aber es ist aber — anders als “Bild” im Teaser und in der Überschrift suggeriert — offensichtlich nicht bei der Trauerfeier geschehen.

Viel spannender als all das ist übrigens diese kleine Notiz im Bericht der “Heilbronner Stimme” von der Beerdigung:

Die Kommunalverwaltung versuchte mit einem absoluten Fotografier- und Filmverbot auf dem Friedhofsgelände das Informationsbedürfnis auf ein pietätvolles Maß zu kürzen. (…) Doch schon am Abend des Tages vor der Beerdigung ignorierten einige Reporter das Fotografierverbot und sind kaum im Zaum zu halten. Unmittelbar vor der Trauerfeier führte die Polizei sogar einen Journalisten der Springer-Presse ab, der für sich Sonderrechte in Anspruch nahm.

Allgemein  

Enthüllung

Bisher nahmen wir an, dass “Bild” all das als mit dem magischen Wort “geheim” bezeichnet, was dem Blatt bislang nicht bekannt war. Wir müssen uns korrigieren.

Heute steht da nämlich ein Artikel über Nicole Richie. Der Inhalt ist zu vernachlässigen, es handelt sich um einen (als solchen natürlich nicht gekennzeichneten) werblichen Hinweis auf das Männermagazin “Maxim”, das wie “Bild” bei Axel Springer erscheint. In diesem Artikel findet sich der Satz:

Nicci enthüllt (…) ein geheimes Brustpiercing.

Das ist erstens irreführend, weil sie das Brustpiercing keineswegs “enthüllt”, sondern auch auf den “heißen” Fotos mit verschiedenen Stücken Stoff verhüllt. Vor allem aber ist es quatsch, denn dass Frau Richie ein Brustpiercing hat, weiß die ganze Welt (oder jedenfalls jener Teil, den es interessierte), seit es im Juli 2004 den Alarm eines Metall-Detektors am New Yorker Flughafen auslöste. (Es gibt von Frau Richie auch Fotos, die ihre sekundären Geschlechtsmerkmale samt Metallschmuck zeigen, aber die können Sie sich bitte selbst im Internet suchen, Danke.)

Berichtet hat damals über den Vorfall auch — richtig: Bild Online. Wir müssen unsere Definition also korrigieren:

Mit dem magischen Wort “geheim” bezeichnet “Bild” alles, was a) dem Blatt bislang nicht bekannt war oder b) der gerade zufällig diensthabende Redakteur nicht wusste oder c) ihm egal war oder d) mit einem Produkt des Hauses zu tun hat, das ein bisschen PR gebrauchen kann.

Allgemein  

Alles ist möglich

Wir sind stolz und glücklich, Ihnen exklusiv ein Foto vom potentiellen ungeborenen Kind von Millionärswitwe Tatjana Gsell und Ferfried Prinz zu Hohenzollern zeigen zu können. Wenn Sie bitte hier klicken wollen. Je nachdem, wann Sie diese Zeilen lesen, könnte es auch schon so oder so aussehen. Oder, wenn Sie bei uns nicht so regelmäßig vorbeischauen, sogar bereits so.

Das nur, damit wir wissen, wovon wir reden, wenn “Bild” heute schreibt:

Und über den Artikel die Überschrift setzt:

Fest der Liebe bei Tatjana Gsell & Prinz “Foffi”
Wächst in ihrem Bauch schon ein Baby?

Wenn da ein Baby im Bauch von Tatjana Gsell wächst, dann ist es (laut “Bild”) heute vier Tage alt, also ein Zellhaufen, der sich gerade auf den Weg zur Gebärmutter gemacht hat. Gezeugt wurde das Baby nämlich von den beiden an Heiligabend. Also, wenn es gezeugt wurde. Denn ob es gezeugt wurde, weiß nur der liebe Gott. Als Indiz, das die Frage in der Überschrift rechtfertigt, muss dem Blatt allein die Aussage von “Prinz ‘Foffi'” dienen, dass beide am 24. Dezember ihre Verlobung mit etwas Geschlechtsverkehr gefeiert hätten (Hervorhebungen von uns):

Vielleicht ist es ja dabei passiert. Vielleicht haben wir ja einen kleinen Junior produziert. Oder eine Juniorin. Ich wäre so glücklich, wenn Tatjana schwanger würde.”

Und wenn es jetzt noch nicht geschehen sein sollte, hoffen wir nur, dass er nicht jedesmal, wenn er es erneut versucht, wieder die “Bild”-Zeitung informiert und die “Bild”-Zeitung dann “Deutschland”.

Allgemein  

Das, nicht die!

Ähm, Momentchen mal! Schon möglich, dass “bild”, wie “Bild.de” berichtet, in den von der Internetsuchmaschine Google alljährlich veröffentlichten Listen der meistgesuchten Begriffe irgendwo auf Platz 7 ist, denn in der Unter-unter-Kategorie “Popular Queries Germany” steht zwischen “christina aguilera” (Platz 6) und “britney spears” (Platz 8) tatsächlich “bild”. Aber wie berichtet “Bild.de” darüber? Na, so:

Und so:

Schließlich heißt es dann sogar:

Was natürlich endgültig Blödsinn ist, denn Platz 7 geht an “bild”, das damit “arbeitsamt” und “aldi” schlägt.

Nachtrag, 23:55:
Und die “Bild”-Zeitung vom Heiligabend macht sich deshalb sogar selbst zum “Gewinner” des Tages, hahahahahaha-ho-ho-ho-hä?!

Allgemein  

Nachrichtenvergrößerung (Nachtrag)

Aus aktuellem Anlass möchten wir noch einmal kurz auf diese (hoppla, dann eben auf diese) “Erster TV-Star bereut Busen-OP”-Sache mit Nadeshda Brennicke zurückkommen, auch wenn wir dem nichts, aber auch gar nichts hinzuzufügen haben – außer vielleicht den folgenden Bild.de-Satz, mit dem Brennickes Gegendarstellung / Richtigstellung endet:

Die Redaktion stellt hierzu fest: Frau Brennicke hat Recht. Das Bild zeigt Frau Nadesha nicht nach ihrer Busen-OP.”

Denn darüber wird sich “Frau Nadesha” bestimmt freuen – zumal sie das Foto sehr wohl nach ihrer Busen-OP zeigt. (Der ARD-“Tatort”, aus dem das Bild stammt, wurde am 26.05.2002 erstausgestrahlt, während der Untergang der Kursk, dessenwegen Brennicke offenbar unmittelbar nach ihrer Busen-OP hatte weinen müssen, bekanntlich am 12. August 2000 stattfand.)

Naja, ist’s eben eher eine Falschstellung” geworden, was nicht verwundert: Schließlich hatte “die Redaktion” die Sache ja schon bei der ursprünglichen Bild.de-Veröffentlichung nicht begriffen.

Der Buttermilchverlierer

Eigentlich ein Jammer, dass die “Bild”-Zeitung es damals, Ende August, schlicht versäumt hatte, Dieter Bohlen zum “Verlierer” des Tages zu machen. Dabei war ihm doch vom Müller-Milch-Konzern der eigentlich erst zum Jahresende auslaufende Werbevertrag mit sofortiger Wirkung gekündigt worden, nachdem sich Bohlen in aller Öffentlichkeit abfällig über Buttermilchtrinker geäußert hatte. O-Ton Bohlen damals:

“Buttermilch wird von 50-jährigen alternativen Bio-Latschenträgerinnen gekauft. Dass die nicht unbedingt Produkte kaufen, auf denen meine Rübe prangt, ist doch klar.”

Nun ja. Bei Müller Milch jedenfalls hieß es in einer Pressemitteilung vom 27.08.04 anlässlich der zitierten “unwahren und diffamierenden Äußerungen”: “Eine derartige Äußerung ist schlicht nicht hinnehmbar, erst recht nicht von einem vertraglich mit uns verbundenen Werbepartner. Unsere Kunden sind unser höchstes Gut, wir lassen nicht zu, dass diese von wem auch immer beleidigt werden. (…) Neben der abfälligen Art und Weise sind Herrn Bohlens Äußerungen auch schlicht und ergreifend falsch.” (Und mal abgesehen davon, dass solche Vorwürfe kritischen “Bild”-Lesern irgendwie bekannt vorkommen können:) Wenn das tags drauf nicht Bohlen zum Verlierer machte, wen dann?

Andererseits war nie wirklich zu rechnen gewesen mit einem “Verlierer”-Bohlen. Sei es, weil er seine “unwahren und diffamierenden Äußerungen” ausgerechnet in der Sonntagsausgabe der “Bild”-Zeitung (“BamS”) geäußert hatte, oder weil (nicht erst, seit Bohlens Autobiografie von der Ehefrau des “Bild”-Chefs und “BamS”-Herausgebers aufgeschrieben worden war) die Springer-Blätter “Bild” und “BamS” womöglich “die natürlichen Partner von Dieter Bohlen” sind.

Egal. Denn jetzt hat es Bohlen mit seiner Buttermilchgeschichte doch noch in die “Verlierer”-Rubrik von “Bild” geschafft. Ja, nachdem bekannt wurde, dass Bohlen vor dem Augsburger Landgericht gegen den Müllerschen Rauswurf klagt, geht die “Verlierer”-Ehre heute an… Müller-Milch-Chef Theo Müller!

Was für blöde Zahlen!

In einem “großen Branchen-Report” schreibt “Bild” am Dienstag auf, “wie 2005 wird”, also wo im kommenden Jahr Stellen gestrichen werden und wo mit Neueinstellungen zu rechnen ist. Warum auch nicht? Weil aber “Bild vor zwei Monaten schon einmal eine solche Branchenprognose gedruckt hatte, vergleichen wir doch mal ein paar:

Chemie
— In der Chemie-Branche bleibt die Joblage 2005 laut “Bild” “stabil”: “Der Branchenverband VCI erwartet mehr Aufträge, vor allem aus dem Inland.”
— In der Prognose vom Oktober hieß es noch: “Laut Verband VCI bauen Firmen, u. a. wegen des Ölpreises, bis zu 20.000 Jobs ab.”

Hotel- und Gaststättengewerbe
— Die Zahl der Jobs “bleibt stabil”, schreibt “Bild” jetzt, “weil immer mehr Deutsche Urlaub im eigenen Land machen”.
Vor zwei Monaten waren allerdings noch ” rund 5000 neue Stellen im Hotelgewerbe” realistisch, “weil mehr Auslandstouristen kommen”.

Maschinenbau
— In der heutigen “Bild” steht, dass im neuen Jahr 5000 Stellen geschaffen werden sollen.
Zuletzt war in “Bild” nach 4000 Entlassungen “bis Jahresende [2004]” von einer “stabilen Jobsituation wegen Auftragbooms” die Rede.

Bau
— “Bild” befürchtet einen “Absturz auf Raten”: “minus 20.000 Jobs”.
Vor zwei Monaten rechnete sie noch mit “minus 60.000 Jobs”.

Öffentlicher Dienst
— Bei “4,7 Mio. Beschäftigten” sollen “10.000 weitere Stellen” wegfallen, “weil Bund, Länder und Gemeinden sparen müssen”, so “Bild”.
Der Oktober-Prognose zufolge galten bei “4,2 Mio. Beschäftigten” noch “30 .000 Arbeitsplätze” als bedroht.

Und mal abgesehen davon, dass sich im Vergleich der beiden “Bild”-Prognosen offenbar die Zahl der Beschäftigten im Öffentlichen Dienst seit Oktober ohnehin um 500.000 verändert hat (siehe oben), ist das vielleicht auch alles nicht so wichtig. In zwei Monaten ist ja sowieso wieder alles ganz anders.

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