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Ein Bild, zwei “Bild”-Meinungen

Arsenal London, dessen Torwart Jens Lehmann ist, flog bekanntlich gegen Bayern München, dessen Torwart Oliver Kahn ist, aus der Champions-League. Und Kahn und Lehmann sind bekanntlich beide in der Deutschen Nationalmannschaft, wo sie um den Posten des StammTorhüters konkurrieren. Soweit so gut. Morgen nun steht Bayern gegen Chelsea London im Viertelfinale. Und jetzt dies:

Lehmann plötzlich Kahn-Fan

So steht es heute in “Bild”, weil Lehmann über Kahn sagt, “Ich wünsche ihm den Sieg”. “Bild” illustriert die Geschichte u.a. mit diesem Foto:

Und in der Bildunterzeile steht:

Fair: Nach dem Champions-League-Aus von Arsenal gratuliert Londons Jens Lehmann (l.) Oliver Kahn zum Viertelfinal-Einzug

Das gleiche steht auch in der Online-Ausgabe unter einem anderen Foto, nämlich diesem hier:

Sehen wir mal davon ab, dass Bild.de hier also das falsche Foto eingebaut hat, weshalb die Unterzeile nicht mehr stimmt (Kahn, nicht Lehmann, steht links). Viel interessanter ist nämlich, dass das Tätschelfoto schon einmal in “Bild” abgedruckt wurde. Und schon damals konnte man dort quasi nachlesen, dass es nur einen Wimpernschlag nach dem Händedruckfoto entstand (“Ein Händedruck unter Männern”). – Trotzdem wurde es in einen völlig anderen Zusammenhang gestellt:

Ja was denn nun? “Demütigt” Kahn hier tatsächlich Lehmann, wie “Bild” am 24. Februar auf der Titelseite schrieb? Gratuliert Lehmann hier Kahn, wie heute bei Bild.de steht? Stammen die Fotos aus dem Achtelfinal-Hinspiel oder doch eher aus dem Rückspiel? Sucht man sich bei “Bild” etwa völlig Ereignis unabhängig Fotos zusammen, um dann irgendwelchen Quatsch drunter zuschreiben, der zwar mit der Wahrheit nichts zu tun hat, dafür aber zur Geschichte passt? Und was sagt das eigentlich über den Wahrheitsgehalt der Geschichten selbst aus?

Zumindest eine Frage lässt sich definitiv beantworten: Die Fotos wurden im Achtelfinal-Hinspiel aufgenommen und nicht, wie “Bild” behauptet, “nach dem Champions-League-Aus von Arsenal”. Bei der Beantwortung der anderen Fragen kann man sich nicht hundertprozentig sicher sein.

Mit Dank für den sachdienlichen Hinweis an Markus.

Nachtrag, 18.35 Uhr:
Das Tätschelfoto auf Bild.de wurde inzwischen durch das Händedruckfoto ersetzt. Da man aber bei Bild.de offenbar Fehler von “Bild” nicht einfach so verbessern darf, steht die falsche Behauptung, der Händedruck habe “nach dem Champions-League-Aus von Arsenal” stattgefunden, immer noch da.

Gewinner des Jahres

Lange nichts von Helmut Kohl gehört. Im vergangenen Jahr war noch mächtig was los: Er gewann einen Prozess (und wurde dafür bei “Bild” Gewinner des Tages), er bekam einen Preis in Polen (und wurde dafür bei “Bild” Gewinner des Tages), er schrieb einen Bestseller (und wurde dafür bei “Bild” Gewinner des Tages), er schrieb wirklich einen Bestseller (und wurde dafür bei “Bild” Gewinner des Tages), er bekam einen Preis in Bayern (und wurde dafür bei “Bild” Gewinner des Tages), er gewann noch einen Prozess (und wurde dafür bei “Bild” Gewinner des Tages), er wurde Ehrenbürger seiner Heimatstadt (und wurde dafür bei “Bild” Gewinner des Tages), und er bekam einen Preis in Italien (und wurde dafür bei “Bild” Gewinner des Tages).

In diesen Minuten zeichnet “Bild” Helmut Kohl mit dem “Bild”-Medienpreis “Osgar 2005” dafür aus, dass er im vergangenen Jahr am häufigsten Gewinner des Tages in “Bild” war dass er sich für die deutsche Einheit, eine starke EU und ein freiheitliches Osteuropa eingesetzt hat.

Und wenn er dafür morgen nicht Gewinner des Tages in “Bild” ist, werden wir nachfragen, was da schiefgelaufen ist. Versprochen!

Nachtrag, 16.03.2005:
Also schiefgelaufen ist da natürlich nix. Im Gegenteil: “Helmut Kohl ist ja quasi ‘Gewinner’ des Tages,” so ein “Bild”-Sprecher unter Verweis auf die begleitende Berichterstattung, “weil er zusammen mit sieben weiteren wichtigen Persönlichkeiten den Osgar gewonnen hat.” Das leuchtet ein – zumal die Springer-Zeitung “Bild” den “Gewinner”-Platz so mal wieder anderweitig zu nutzen verstand und ihn kurzerhand dem Geschäftsführenden Redakteur der Springer-Zeitungen “Welt” und “Welt am Sonntag” zueignete.

Lukas 6, 41

Schon wieder ein Gewinner von BILD,

schreibt heute “Bild” über den “Gewinner des Tages” aus dem eigenen Haus, und das klingt, als sei es ihnen fast ein bisschen peinlich, sich schon wieder selbst loben zu müssen. Aber was soll man machen: Diese “Gewinner/Verlierer”-Rubrik ist absolut unbestechlich, da muss man gute Leute (wie aktuell den Politik-Chef von “Bild”, der Chefredakteur der “Rheinischen Post” wird) auch dann würdigen, wenn es irgendwie ein Eigenlob ist.

“Verlierer des Tages” ist übrigens die F.A.Z., weil sie in ihrem Reiseteil zu einem Bericht über Lübeck ein Bild aus Bremen gezeigt hat. Peinlich sowas.

Aber, hey, so wie die “Bild”-Zeitung Leute auch dann zu “Gewinnern des Tages” macht, wenn sie aus dem eigenen Haus sind (so schwer es fällt), so würde sie bestimmt nicht zögern, sich selbst zum “Verlierer des Tages” zu machen, wenn ihr irgendwelche peinlichen Fehler unterlaufen wären oder sie falsche Bilder abgedruckt hätte oder sie gewichtige Rügen bekommen würde.

Aber zum Glück kommt sowas ja nie vor.

Outing

Dass “Bild” in ihrer “In & Out”-Liste gelegentlich den Eindruck erwecken kann, es werde dort die Grenze zur Schleichwerbung überschritten, ist journalistisch gesehen bedenklich, aber bekannt. Am gestrigen Donnerstag zum Beispiel war für “Bild” die am Montag erscheinende “‘BILD-Volksbibel’ zum Supergünstigpreis von 9,95 Euro” ganz doll “in”.

Aber dass gestern in der (derzeit von Kai Diekmann geleiteten) “Bild” als erstes “Der gegelte Wet-Fett-Look auf dem Kopf” auf der “out”-Seite steht, gibt einem dann doch zu denken

Mit Dank an Gunther S. für den sachdienlichen Hinweis.

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