Archiv für Oktober, 2025

Chatkontrolle bedroht Pressefreiheit, Nazimusikschwemme, Strittige Zahlen

1. Chatkontrolle bedroht Pressefreiheit
(djv.de, Ute Korinth)
Beim Deutschen Journalisten-Verband spricht sich Ute Korinth gegen die in Diskussion stehende Chatkontrolle aus: “Sollte die Chatkontrolle beschlossen werden, wäre das ein historischer Bruch – mit Konsequenzen weit über den Journalismus hinaus. Eine Demokratie, die private Kommunikation pauschal unter Verdacht stellt, stellt sich selbst infrage. Ein Nein zur Chatkontrolle wäre daher mehr als eine technische Entscheidung.”

2. Jawoll, mein Streamer
(taz.de, Johanna Schmidt)
Auf Spotify, YouTube und TikTok würden immer öfter KI-erzeugte Songs mit rechtsextremen Inhalten auftauchen, es sei eine “Nazimusikschwemme auf Streamingportalen” zu beobachten. Die Algorithmen der Plattformen würden dafür sorgen, dass diese Titel große Reichweiten erzielen und Nutzerinnen und Nutzer weitere ähnliche Inhalte angezeigt bekämen. Johanna Schmidt fordert, diese Musik und ihre Urheber klar als rechtsextrem zu benennen. Sie verweist dabei auf Theodor W. Adorno, der gesagt habe, dass Verschweigen keine Lösung sei.

3. Über Zahlen lässt sich nicht streiten. Oder doch?
(journalist.de, Kathi Preppner)
Beim “journalist” zeigt Kathi Preppner, wie sich drastische statistische Zahlen in der medialen Berichterstattung verfestigen und warum die Auftraggeber, die Fragestellungen und die Methoden von Studien stets kritisch geprüft werden müssen. Anhand von Beispielen aus den Bereichen Glücksspiel, Digitalwirtschaft, Gesundheit, Chemie und Tabak wird deutlich, wie Interessen, Framing und statistische Unsicherheiten Debatten und Politik beeinflussen können. Die von Preppners Gesprächspartnern genannten Tipps für Redaktionen: Kontext und Erhebungsdesign offenlegen, unabhängige Fachleute einbinden und im Zweifel auf die Nennung nicht belastbarer Studien verzichten.

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4. Fotojournalist im Einsatz getötet
(reporter-ohne-grenzen.de)
Wie die Organisation “Reporter ohne Grenzen” (RSF) meldet, wurde der 37-jährige französische Fotojournalist Anton Lallican bei einem Drohnenangriff Russlands in der Ukraine getötet, der ukrainische Fotograf Heorhij Iwantschenko wurde schwer verletzt. Lallicans “Tod muss vollständig und transparent aufgeklärt werden”, fordert RSF-Geschäftsführerin Anja Osterhaus: “Journalistinnen und Journalisten in Kriegsgebieten – insbesondere in Hochrisikogebieten wie dem Donbass – müssen besser geschützt werden.”

5. Die Macht der Supermonopole
(verdi.de, Volker Nünning)
Volker Nünning beschreibt, wie bei der Medienregulierung EU- und Länderregeln ineinandergreifen und welche neuen Herausforderungen sich für die Staaten aus dem Vorrang des EU-Rechts ergeben. Zudem thematisiert er, wie Politik angesichts der Macht großer Plattformen und von Künstlicher Intelligenz künftig Meinungsvielfalt, Public-Value-Angebote und offenen Zugang sichern kann.

6. Umstrittene Journalistin Bari Weiss wird neue Chefin von CBS News
(spiegel.de)
Eine bemerkenswerte Personalie in der US-amerikanischen Medienlandschaft: Die umstrittene Journalistin und Kolumnistin Bari Weiss soll die neue Chefin des Senders CBS News werden, trotz fehlender Erfahrung im TV-Geschäft. Die Übernahme komme dennoch nicht überraschend: “David Ellison, CEO des Hollywoodriesen Paramount Skydance und Sohn des ‘Oracle’-Gründers und Trump-Vertrauten Larry Ellison, hatte schon seit Längerem mit Weiss über eine mögliche gemeinsame Arbeit gesprochen.”

7. Wandel der Medienwelt – das langsame Ende der gedruckten Zeitung
(radioeins.de, Lorenz Meyer, Audio: 4:15 Minuten)
Zusätzlicher Link, da in eigener Sache: Bei radioeins kommentiert der “6-vor-9”-Kurator das langsame Ende der gedruckten Zeitung: “Die Printzeitung war und ist die perfekte Technologie. Keine Updates, keine Cookies, keine Akku-Warnung, keine nervigen Popup-Fenster. Du schlägst sie auf, sie funktioniert. Die User Experience und das Interface sind nach 400 Jahren Entwicklung unschlagbar. Und trotzdem ist sie tot. Während die ‘Süddeutsche’ – durchaus zu Recht – feiert, hat die ‘taz’ als erste den Mut, es öffentlich zuzugeben und sich dem Unvermeidlichen zu stellen.”

Nennen der Nationalität, Haltet euch raus!, Über eigene Fehler sprechen

1. Nennen der Nationalität: Presserat besorgt über bayerische Anweisung
(medien.epd.de)
Der Deutsche Presserat zeige sich besorgt über die neue Anweisung des bayerischen Innenministeriums, wonach die dortige Polizei seit dem 1. Oktober in Pressemitteilungen grundsätzlich die Nationalität von Tatverdächtigen und Opfern nennen soll. Der Presserat warne vor der Gefahr, dadurch Vorurteile gegenüber bestimmten Gruppen zu verstärken. Die Änderung markiere einen Bruch mit der bisherigen, am Pressekodex orientierten Praxis.

2. Haltet euch raus! Ein Plädoyer für die Rückkehr zur Staatsferne
(dwdl.de, Peer Schader)
Peer Schader warnt davor, dass politische Einflussnahme auf ARD und ZDF zunehmend als normal angesehen werde. Statt um sachliche Kritik gehe es dabei oft um vage Vorwürfe, persönliche Angriffe und die Verbindung von Programmfragen mit der Finanzierung. Schaders Fazit: “Es ist nicht so kompliziert. Sondern, im Gegenteil, supereinfach: Die Staatsferne ist das Fundament unabhängiger Berichterstattung. Wer sie wissentlich untergräbt, beschädigt die Demokratie. Nicht nur gefühlt, sondern: ganz konkret.”

3. Sprecht über eure Fehler!
(journalist.de, Felix Rohrbeck)
Felix Rohrbeck schreibt über die mangelnde Fehlerkultur im Journalismus und darüber, wie diese zum Vertrauensverlust in Medien beitrage. Er zeigt, dass nicht die Fehler selbst das Hauptproblem seien, sondern das Schweigen oder Abwiegeln danach, was bei vielen Menschen Misstrauen und Verschwörungserzählungen befeuere. Als positives Beispiel hebt Rohrbeck das Experiment der “Spiegel”-Redaktion hervor, die sich von Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen öffentlich analysieren und kritisieren ließ.

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4. “Die Filterblase ist oft ein Phantom”
(taz.de, Regina Roßbach)
Die Kommunikationswissenschaftlerin Merja Mahrt erklärt im Interview mit der “taz”, dass die oft diskutierten “Filterblasen” und “Echokammern” in der Realität weniger verbreitet seien als angenommen. Die meisten Menschen würden unterschiedliche Medien parallel nutzen, was extreme Abschottung selten mache. Medien sollten auf Vielfalt, Transparenz und lokale Berichterstattung setzen, um einer gesellschaftlichen Fragmentierung entgegenzuwirken.

5. Exxpress setzt nach Kirk-Attentat auf erfundene Skandale
(kobuk.at, Andrea Gutschi)
Andrea Gutschi beschreibt in ihrem Artikel bei “Kobuk”, wie das österreichische Rechtsaußenmedium “Exxpress” nach dem Attentat auf den US-Aktivisten Charlie Kirk gezielt Falschinformationen verbreitet habe, um politisch Stimmung zu machen. Die Seite konstruiere Skandale, unter anderem rund um angeblichen “Trans-Terror”, Gewaltaufrufe auf Bluesky oder einen vermeintlichen Skandal um Österreichs Justizministerin. Gutschi zeigt anhand zahlreicher Beispiele, wie der “Exxpress” systematisch Tatsachen verdreht, Einzelaussagen aufbauscht und Narrative der radikalen Rechten bedient.

6. Stephen King ist der meistverbannte Autor an US-Schulen
(spiegel.de)
Der Schriftsteller Stephen King sei laut dem Autorenverband PEN America der am häufigsten aus Schulbibliotheken verbannte Autor in den USA. Seine Werke seien im Schuljahr 2024/25 insgesamt 206 Mal aus Schulbibliotheken entfernt worden. Die Autorenvereinigung warne vor einer weiterhin alarmierenden Entwicklung. Dies betreffe besonders die republikanisch regierten Bundesstaaten wie Florida, Texas und Tennessee, wo der Großteil der Zensurfälle verzeichnet worden sei.

KW 40/25: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

***

1. Der talentierte Mr. F.
(ardmediathek.de, Igor Plischke, Video: 1:17:25 Stunden)
In dieser Doku wird eine Geschichte erzählt, die eigentlich zu verrückt klingt, um wahr zu sein: Drei Jahre lang arbeiten die Berliner Filmstudenten Julius und Moritz an ihrem Animationsfilm “Butty”, mit dem sie den Sprung in die große Filmwelt schaffen wollen. Doch dann der große Schock: “Butty” kursiert bereits online unter einem anderen Namen, mit anderen Credits, zugeordnet einem Filmemacher aus den USA. Was folgt, ist eine mitreißende Spurensuche nach dem “talentierten Mr. F.”, der sich öffentlich mit fremden Federn schmückt. Der Film überzeugt dabei nicht nur mit seiner unglaublichen Story, sondern auch mit einem gelungenen Schnitt, einer klugen Regie, passender Musik- und Soundunterstützung und vor allem mit zwei sympathischen, hartnäckigen Protagonisten, die man einfach gern durch dieses absurde Abenteuer begleitet. Unbedingter Gucktipp!
Weiterer Hörtipp: Für “Übermedien” hat Holger Klein mit Regisseur Igor Plischke gesprochen: Wie lässt man einen Hochstapler auffliegen?: “Wie nähert man sich so einem Menschen? Und warum ist dieser Film so versöhnlich?” (uebermedien.de, Audio: 32:42 Minuten)

2. KI: Der Tod des Internets
(arte.tv, Mario Sixtus, Video: 51:31 Minuten)
In seiner Arte-Doku warnt der Filmemacher Mario Sixtus eindringlich vor der zunehmenden Vermüllung des digitalen Raums durch KI-generierte Inhalte. Er zeigt, wie automatisierte Systeme das Netz mit Desinformation, synthetischen Bildern und bedeutungslosem Content überschwemmen. Auf seiner Reise trifft Sixtus unter anderem auf den KI-Kritiker Cory Doctorow, eine Klick-Arbeiterin in Kenia und einen selbstgeklonten Podcaster in New York.

3. Social Media und BigTech: Gefährden sie unsere Demokratie?
(youtube.com, Helene Reiner & Dunja Hayali, Video: 41:14 Minuten)
Im “heute-journal”-Podcast des ZDF diskutieren die Journalistinnen Dunja Hayali und Helene Reiner mit dem Medienwissenschaftler Martin Andree über die Macht von Social Media und die Verantwortung großer Tech-Konzerne. Ausgehend von einem Shitstorm gegen Hayali aufgrund ihrer Moderation zum Tod des US-Aktivisten Charlie Kirk geht es um die Rolle von Plattformen bei Diskursverschiebungen, Desinformation und Hassrede.

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4. Nur gut für Vergleiche? Das Saarland in den Medien
(ardaudiothek.de, Thomas Bimesdörfer & Michael Meyer, Audio: 17:05 Minuten)
“Wenn Wälder brennen, wenn Öl auf dem Meer ausfließt oder Wasser ganze Landstriche überflutet, dann schlägt die Stunde des Saarlandes. Als Vergleichsgröße, zum Anschaulich machen der betroffenen Gebiete.” Thomas Bimesdörfer und Michael Meyer sprechen im Rahmen des Tags der Deutschen Einheit bei “Medien – Cross und Quer” mit dem Journalisten Michael Kuderna. Thema ist die überregionale Berichterstattung über das Saarland, jenseits seiner bloßen Instrumentalisierung als Maßeinheit.

5. Wenn Journalismus versagt – Fabian Goldmann über die Rolle der Medien im Krieg gegen Gaza
(youtube.com, Ignacio Rosaslanda, Video: 48:29 Minuten)
Ignacio Rosaslanda empfängt den Journalisten Fabian Goldmann in der Redaktion der “Jungen Welt” zum Gespräch über dessen Buchprojekt “Staats(räson)funk”. Darin analysiert Goldmann die deutsche Nahost-Berichterstattung seit dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023. Sein Fazit: Die großen Medien würden einseitig zugunsten der israelischen Regierung berichten, etwa durch selektive Quellenwahl, Sprache und fehlende Empathie für palästinensische Opfer.

6. Die komplett irre Geschichte hinter der Internet-Legende
(youtube.com, Mats Schönauer, Video: 20:19 Minuten)
Mats Schönauer hat sich mit der oft zu lesenden Behauptung, jeder Mensch verschlucke in seinem Leben im Schlaf acht Spinnen, beschäftigt: “In diesem Video erzähle ich die wilde Geschichte hinter dieser Urban Legend: Was die mysteriöse Journalistin Lisa Holst damit zu tun hat, was Experten dazu sagen und wie KI die Sache noch schlimmer macht.”
Transparenzhinweis: Mats Schönauer ist ehemaliger Leiter des BILDblog und Co-Autor des BILDblog-Buchs “Ohne Rücksicht auf Verluste. Wie BILD mit Angst und Hass die Gesellschaft spaltet”.

Anzeige wegen Kriegsverbrechen, Miteinander reden, Gemalte Wurzeln

1. RSF reicht fünfte Strafanzeige beim IStGH ein
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) hat beim Internationalen Strafgerichtshof erneut Anzeige wegen Kriegsverbrechen der israelischen Streitkräfte eingereicht. RSF-Geschäftsführerin Anja Osterhaus sagt dazu: “Die Situation in Gaza ist weiter katastrophal, aber wir erfahren davon immer weniger. Das liegt auch daran, dass die israelische Armee so viele Medienschaffende tötet, eine wachsende Zahl von ihnen sogar gezielt. Dazu kommen die Diffamierungen der israelischen Behörden gegen palästinensische Medienschaffende. Sie werden genutzt, um die Angriffe zu legitimieren. Wir sind schockiert, dass die Verantwortlichen für diese Verbrechen weiterhin straffrei bleiben.”

2. “Wie können wir miteinander reden, wenn keiner mehr zuhört?”
(journalist.de, Catalina Schröder)
Moderatorin und Journalistin Aminata Belli erzählt im Interview mit dem “journalist”, wie sie in Sozialen Medien regelmäßig sexistische und rassistische Angriffe erlebt und warum diese sie heute stärker treffen als früher: “Früher konnte ich mir einreden, dass das nur ein paar Leute im Internet sind – und nicht die echte Welt. Heute merke ich, dass auch in der echten Welt Kommentare zunehmen.” Trotzdem lösche sie vieles bewusst nicht, damit die Realität von Hass sichtbar bleibe.

3. Musk sagt Wikipedia den Kampf an
(spiegel.de)
Elon Musk habe mit “Grokipedia” eine Wikipedia-Alternative angekündigt, die von seiner KI-Firma xAI entwickelt werde und angeblich deutlich besser sein soll. Er habe Wikipedia als einseitig im Sinne einer linken Ausrichtung kritisiert. Ähnlich habe sich auch Musks Weggefährte David Sacks geäußert, inzwischen KI-Beauftragter der US-Regierung, der sich gegen den Einsatz von Wikipedia-Inhalten für das KI-Training ausgesprochen habe.

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4. Mehr zukunftsorientierten Journalismus wagen
(digitalpolitik.de, Markus Beckedahl)
Markus Beckedahl kündigt in seinem Newsletter das von ihm mitkuratierte b°future Festival für zukunftsorientierten Journalismus in Bonn an. Außerdem wirbt er für eine politische Förderung offener, dezentraler Infrastrukturen wie das Fediverse, fordert digitale Souveränität besonders in Schulen sowie offene Standards, eine nachhaltige Cloud in Europa und demokratische Kontrolle von Künstlicher Intelligenz.

5. “Wenn Facebook dieses Konto löscht, sind wir tot”
(netzpolitik.org, Timur Vorkul)
Wie Timur Vorkul berichtet, steht das vietnamesisch-deutsche Exilmedium “Thoibao” mit Sitz in Berlin unter erheblichem Druck. Chefredakteur Trung Khoa Lê berichte von Facebook-Löschungen, Cyberattacken und juristischen Einschüchterungsversuchen durch Vietnams reichsten Unternehmer. Da die Plattform vor allem über Facebook Millionen Menschen in Vietnam erreiche, drohe im Fall einer Kontosperrung das Aus.

6. “Mal mir Wurzeln, weil ich keine hab!”
(taz.de, Roman Grafe)
In der “taz” erinnert Roman Grafe in einem Nachruf an die Hamburger Künstlerin und Gerichtszeichnerin Christine Böer, die am 11. September im Alter von 84 Jahren gestorben ist. Böer wurde bundesweit bekannt für ihre eindrucksvollen Porträts aus Gerichtssälen und ihre empathischen Zeichnungen gesellschaftlicher Randfiguren. Ihr Werk, das in zahlreichen Medien erschien, sollte bewahrt werden, so Grafe: “Es wird Zeit, dass sich jemand findet, der ihren Nachlass übernimmt und zugänglich macht.”

Gaza-Brief, Schweigen nach dem Beitrags-Knall, Gekaperte Medien

1. Gaza: Offener Brief an die Bundesregierung
(reporter-ohne-grenzen.de)
Reporter ohne Grenzen und 16 weitere Medienorganisationen fordern in einem offenen Brief (PDF) die Bundesregierung auf, sich für die teilweise oder vollständige Aussetzung des EU-Israel-Assoziierungsabkommens einzusetzen und internationalen Medien ungehinderten Zugang nach Gaza zu ermöglichen. Sie verlangen unter anderem eine humanitäre Versorgung für Medienschaffende und die Aufhebung der Blockade der Einreise ausländischer Journalistinnen und Journalisten.

2. Rügen für Vorverurteilungen und Diskriminierungen
(presserat.de)
Der Deutsche Presserat hat insgesamt 21 Rügen ausgesprochen, vor allem wegen Vorverurteilung, identifizierender Berichte, Diskriminierung, Sensationslust und mangelnder Sorgfalt in der Berichterstattung. Unter den gerügten Medien tauchen erneut Titel aus dem Axel-Springer-Konzern auf (“BZ” und mehrfach Bild.de), daneben waren auch andere Häuser betroffen, beispielsweise die “FAZ”, die “Berliner Zeitung” und Focus.de.

3. ARD, ZDF und das große Schweigen nach dem Beitrags-Knall
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Wie Timo Niemeier bei “DWDL” berichtet, werde das Bundesverfassungsgericht erst 2026 über die Beschwerden von ARD und ZDF zum Rundfunkbeitrag entscheiden. In der Folge müssten die Sender die Zeit bis zu einer richterlichen Entscheidung mit Sparprogrammen und Rücklagen überbrücken, doch ohne schnelle oder rückwirkende Erhöhung seien Einschnitte wahrscheinlich. Damit komme auch die Reform der Rundfunkfinanzierung nicht voran, wodurch sich die Unsicherheit bis in die nächsten Haushalte verlängere.

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4. Gekaperte Medien gefährden Demokratie
(verdi.de, Bärbel Röben)
Bärbel Röben hat die Jahrestagung des Journalistinnenbundes (jb) in Leipzig besucht und ihre Eindrücke zusammengefasst. Susanne Baer, ehemalige Bundesverfassungsrichterin sowie Professorin für Öffentliches Recht und Geschlechterstudien, habe vor einer “gekaper­ten” Öffentlichkeit gewarnt und betont, Medienfreiheit sei an Würde und Gleichheit gebunden. Die Tübinger Medienforscherin Mandy Tröger sehe in Ostdeutschland Rückschritte bei Geschlechtergerechtigkeit, Vertrauensdefizite und eine Unterrepräsentation ostdeutscher Frauen in Redaktionen. Außerdem seien Projekte vorgestellt und jb-Preise für sensible Berichte über Gewalt gegen Frauen vergeben worden.

5. Wie die Bundesregierung das Fediverse fördern könnte
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Das Zentrum für Digitalrechte und Demokratie schlage ein Förderprogramm vor, das dezentrale und gemeinwohlorientierte Infrastrukturen wie das Fediverse und das AT-Protokoll stärken soll, um die Abhängigkeit von großen Tech-Plattformen zu verringern: “Neben diesen Maßnahmen solle auch die Bundesregierung mit gutem Beispiel vorangehen: Nach dem sogenannten +1-Prinzip sollten alle Ministerien mindestens eine gemeinwohlorientierte, dezentrale Plattform nutzen.”

6. “Wer liest heute schon noch gedruckte Zeitungen?”
(taz.de, Plutonia Plarre)
Die “taz” hat Jürgen Rademacher interviewt, der früher auch die “taz” druckte und sich im Alter von 57 Jahren zum S-Bahn-Fahrer ausbilden ließ. Rademacher erzählt vom harten Umstieg, von den Reizen des neuen Jobs zwischen Nachtschichten, Wetter und Verantwortung und davon, wie ihm Technikkenntnisse aus der Druckerei in der S-Bahn helfen. Er begrüßt den digitalen Kurs der “taz” und verweist dabei auf schwindende Leserschaft sowie die Umweltbelastung beim Drucken durch Papier, Farbe und Chemie.

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