Archiv für Januar 27th, 2025

RBB-Justiziariat getäuscht?, Zerstörung des ORF, Knast­zei­tungen

1. Täuschte die Redaktion ihre Hausjuristen?
(tagesspiegel.de, Alexander Fröhlich & Cristina Marina & Jost Müller-Neuhof)
“Der rbb hat im Zuge seiner Berichterstattung über Belästigungsvorwürfe gegen den Grünen-Politiker Stefan Gelbhaar schwerwiegende Fehler gemacht. Er hat Stefan Gelbhaar durch die nicht ausreichend geprüften Veröffentlichungen Unrecht getan.” Dies schrieb der öffentlich-rechtliche Sender in eigener Sache am Freitag in einer Pressemitteilung. Wie aus einer Antwort des RBB auf eine “Tagesspiegel”-Anfrage hervorgehe, könnte auch das hauseigene Justiziariat von der Redaktion getäuscht worden sein. Nun wolle der Sender “die Vorgänge auch journalistisch rekonstruieren und eine Aufarbeitung publizieren”.

2. “Die Zerstörung des ORF beginnt”
(arminwolf.at)
Armin Wolf kritisiert die Medienpolitik einer künftigen blau-schwarzen Koalition aus FPÖ und ÖVP in Österreich: “Sie wollen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk de facto verstaatlichen und dabei Programm und Personal massiv reduzieren.” Wolf, der selbst beim öffentlich-rechtlichen ORF arbeitet, warnt vor einer möglichen Umwandlung des Senders in einen staatlich kontrollierten “Grundfunk”. Zu seinem Text veröffentlicht er den offenen Brief der ORF-Redaktionsvertretung: Die Zerstörung des ORF.

3. Haben Medien zur Polarisierung beigetragen?
(deutschlandfunk.de, Sascha Wandhöfer, Audio: 57:52 Minuten)
Beim Deutschlandfunk (DLF) wurde ausführlich über die Corona-Berichterstattung der vergangenen Jahre gesprochen: “Welche Fehler haben Medien während der Corona-Pandemie gemacht? Welche blinden Flecken gab es? Wie hat das zur Polarisierung beigetragen?” Es diskutieren: der Journalisten Georg Mascolo, Kathrin Kühn aus der DLF-Wissenschaftsredaktion und der Medienforscher Carsten Reinemann.

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4. Feminismus im Archiv
(taz.de, Simone Schmollack)
“Zeit Online” hat seine feministische Kolumne “10 nach 8” nach zehn Jahren eingestellt. Zur Begründung heißt es, dass die Redaktion ihre “eigene Berichterstattung in diesen Bereichen erheblich ausgebaut” habe. Die Kolumne, insgesamt rund 2.000 Beiträge von etwa 600 Autorinnen aus verschiedenen Ländern, bleibe jedoch im Onlinearchiv verfügbar. Im Frühjahr erscheine außerdem eine Anthologie mit ausgewählten Texten.

5. Hass allein ist noch kein Geschäftsmodell
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
Mit Blick auf die Abwanderung von Nutzerinnen und Nutzern sowie die schlechte finanzielle Situation bei X (vormals Twitter) kommentiert Matthias Schwarzer: “Es ist eine Entwicklung, die sich auch Mark Zuckerberg genau anschauen sollte. Der Meta-Chef hat seine Dienste in den vergangenen Wochen ebenfalls umgebaut – als eine Art Treueschwur für Donald Trump. Auf Facebook und Instagram ist es mittlerweile erlaubt, Frauen oder LGBTQIA-Personen zu beleidigen. Führt Zuckerberg diesen Kurs fort, dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis seinen Plattformen dasselbe Schicksal blüht wie X.”

6. Viele deut­sche Knast­zei­tungen online ver­öf­f­ent­licht
(lto.de, Jochen Zenthöfer)
Jochen Zenthöfer beschreibt, wie die Aktivistin Lilith Wittmann mit ihrem Projekt “Knastarchiv” erstmals eine Vielzahl deutscher Gefängniszeitungen gesammelt und online zugänglich gemacht hat, um mehr Transparenz über den Alltag in Haftanstalten zu schaffen. Wittmann habe bislang 500 Ausgaben von 19 verschiedenen Zeitungen aus 18 deutschen Gefängnissen gesammelt. Um die Anonymisierung kümmere sie sich selbst: “In den Ausgaben, die Wittmann auf Papier oder als Datei zugesandt bekommt, ist fast nie etwas geschwärzt. Sie holt das selbst nach. Wittmann sieht jede Ausgabe durch und entfernt Namen von Gefangenen und einfachen Beamten.” Einzige Ausnahme sei eine gewisse “Beate Z.”.