Archiv für Oktober 7th, 2024

Schlecht hören, gut schleichen

Thomas Gottschalk hat wirklich Glück. Er bekomme …

nun ein Super-Hörgerät von Geers, das KI-gestützt ist und 4500 Euro kostet.

Das berichtete Chefreporter Stephan Kürthy am vergangenen Mittwoch in der gedruckten “Bild”. Und auch bei Bild.de schreibt Kürthy über die tolle Hilfe, die das Unternehmen Geers Gottschalk biete:

Der Entertainer hat kein Problem damit, diese Hilfe auch anzunehmen. Am Dienstag bekam er in München bei Geers World of Hearing den Prototypen der Zukunft angepasst und erklärt: den KI-gestützten Phonak Audeo Sphere Infinio (Kosten ab 4000 Euro).

Thomas Gottschalk hat wirklich Glück. Er ist rein zufällig auch das offizielle Werbegesicht des Hörgeräteherstellers Geers und dürfte dafür eine ordentliche Stange Geld bekommen.

Und dann hat Thomas Gottschalk noch einmal wirklich Glück: Dass die “Bild”-Redaktion kein Problem damit hat, diese Schleichwerbung als ganz normalen Artikel zu veröffentlichen, ohne “Anzeige” darüber zu schreiben und ohne irgendeinen Hinweis auf Gottschalks Werbetätigkeit für Geers. Stattdessen tarnt sie das Ganze als Beziehungsschmonzette:

Screenshot Bild.de - Thomas Gottschalk über sein Ohr-Problem - Ich höre immer auf Karina

Thomas Gottschalk (74) und seine Frau Karina (62) haben ein kleines Streitthema: die Fernseh-Lautstärke im gemeinsamen Schlafzimmer.

Hach, diese herrlich normalen Gottschalks.

Die Nummer erinnert uns an etwas: Erst im März dieses Jahres bekam die “Bild”-Redaktion vom Deutschen Presserat eine Rüge für einen Artikel mit der Überschrift “So kloppe ich meine Kilos weg!” In dem Beitrag ging es um “die FETT-WEG-TIPPS” von Fußballtrainer Jürgen Klopp:

Der Star-Trainer selbst nutzt ein Peloton-Bike, bei dem digital an voraufgezeichneten sowie Live-Kursen teilgenommen werden kann, die von Trainern angeleitet werden.

Dass Klopp zu dieser Zeit auch Peloton-Werbebotschafter war, hat die “Bild”-Redaktion im Artikel nicht erwähnt. Der Presserat wertete die Veröffentlichung als Schleichwerbung.

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Verschwiegener Geldgeber, “Bild” macht arm, Reformstaatsvertrag

1. Die Millionen des verschwiegenen Geldgebers
(t-online.de, Lars Wienand & Jonas Mueller-Töwe)
Bei t-online.de berichten Lars Wienand und Jonas Mueller-Töwe, dass Ex-“Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt mit seinem politischen Krawallportal “Nius” offenbar in den Fernsehmarkt einsteigen will. Sowohl bei diesem Vorhaben als auch ganz generell sei das Projekt stark vom Investor Frank Gotthardt abhängig. Gotthardt, in der Berichterstattung stets als Milliardär geführt, dessen Vermögen in den vergangenen Monaten allerdings um 900 Millionen Euro geschrumpft sein soll, habe bereits Millionen in “Nius” gesteckt. Seine anderen, eher regionalen Medienprojekte führen allerdings Verluste ein, und Gotthardt verliere das Interesse an ihnen. Es wird spekuliert, dass “Nius” ein ähnliches Schicksal drohe, sollte das Projekt ein Zuschussgeschäft bleiben.

2. BILD Lesen macht arm – Wärmepumpe wird am günstigsten
(volksverpetzer.de, Philip Kreißel)
Philip Kreißel kritisiert in seinem Artikel beim “Volksverpetzer” die Fehlinformation von Medien wie “Bild” und “Welt” über das Heizen mit Wärmepumpen. Er zeigt auf, dass die Wärmepumpe langfristig die günstigste und effizienteste Heizmöglichkeit sei, und weist darauf hin, dass die Strompreise durch den Ausbau der erneuerbaren Energien gesunken seien. Gas werde durch geopolitische Entwicklungen und den Emissionshandel hingegen teurer. Die oft durch Beiträge großer Medienkonzerne beeinflusste Entscheidung für fossile Heizmethoden sei finanziell unklug.

3. Reformstaatsvertrag: was sich bei ARD und ZDF ändern soll
(br.de, Jonathan Schulenburg, Audio: 20:57 Minuten)
Bei “BR24 Medien” sprechen Heike Raab, Staatssekretärin und Koordinatorin der Rundfunkkommission, Hubert Krech, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Redakteursausschüsse, und Gudrun Riedl, Redaktionsleiterin von BR24, über die Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Hauptthemen sind die zukünftige Finanzierung, mögliche Streichungen von Radio- und TV-Spartensendern sowie die Fokussierung auf digitale Video- und Audioinhalte statt Text. Außerdem wird über eine gemeinsame technische Plattform diskutiert, auf der die Inhalte von ARD, ZDF und möglicherweise auch privaten Anbietern gebündelt werden könnten.

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4. Schmitz-Portrait: Griff nach den Sternen
(clap-club.de, Bijan Peymani)
“Clap”-Reporter Bijan Peymani schreibt über Gregor Peter Schmitz, Chefredakteur des “Stern”, und dessen ehrgeizige Aufgabe, das Magazin mit Unterstützung von RTL neu zu positionieren und ein digitales Geschäftsmodell zu etablieren. Schmitz betont, dass er für dieses Vorhaben ein Maximum an Ressourcen und Freiheiten zur Verfügung habe, doch trotz der finanziellen Unterstützung bleibe das Projekt herausfordernd: “Das ist echt anspruchsvoll, und ja, wir sind spät dran.”

5. EuGH verlangt von Facebook Verfallsdatum für Werbedaten
(spiegel.de)
Der Europäische Gerichtshof habe entschieden, dass Facebook personenbezogene Daten nicht unbegrenzt und unterschiedslos für Werbezwecke speichern dürfe. Vorausgegangen war eine Klage des Datenschutzaktivisten Max Schrems, der kritisiert habe, dass Facebook aus seinen Daten Rückschlüsse auf seine sexuelle Orientierung ziehe. Das Urteil könne weitreichende Auswirkungen auf die gesamte Online-Werbebranche haben, da es alle Unternehmen betreffe, die ähnliche Datenpraktiken anwenden.

6. Inszenierung mit gefährlichen Nebenwirkungen
(netzpolitik.org, Vincent Först)
Vincent Först beschreibt, wie politische Videos auf TikTok Politikerinnen und Politiker als starke Symbolfiguren inszenieren, oft auf Kosten der Inhalte und mit gefährlichen Botschaften. Diese stark emotionalisierenden Videos würden durch gezielte Schnitttechniken und Musik dramatische Effekte erzeugen, populistische Botschaften verbreiten und dabei Millionen von Klicks generieren.