Archiv für Mai, 2024

TikToks Verhalten, Causa Fornoff, Welle von Overblocking

1. Warum nicht Tiktok und Co über Demo­k­ratie ent­scheiden sollten
(lto.de, Chan-jo Jun & Jessica Flint)
“Tiktok drosselte den Account von AfD-EU-Kandidat Maximilian Krah. Das mag wegen fragwürdiger Videos nachvollziehbar sein – transparent ist es nicht.” Bei “Legal Tribune Online” analysieren und bewerten Chan-jo Jun und Jessica Flint das Verhalten der Videoplattform aus rechtlicher Sicht. Demnach sollte der Staat die Regulierung solcher Fälle nicht den digitalen Giganten überlassen, sondern selbst klare gesetzliche Grundlagen schaffen.

2. HateAid reicht Beschwerde gegen TikTok ein
(spiegel.de)
Die Organisation HateAid habe bei der Bundesnetzagentur eine Beschwerde gegen TikTok eingereicht, weil die Meldefunktion der Plattform gegen Artikel 16 des Digital Services Act verstoße. HateAid kritisiere, dass der Meldeweg von TikTok nicht nutzerfreundlich und schwer zugänglich sei, was es Betroffenen von Hate Speech erschwere, Inhalte zu melden.

3. ZDF-Moderator Fornoff muss Posten räumen
(n-tv.de)
Der Journalist Matthias Fornoff muss seinen Posten als Leiter der ZDF-Hauptredaktion Politik und Zeitgeschehen räumen und wird voruassichtlich künftig ohne Führungsverantwortung in der ZDF-Chefredaktion arbeiten. Zu den Gründen teilte das ZDF der Deutschen Presse-Agentur mit: “Vorausgegangen waren Beschwerden über Fehlverhalten gegenüber Kolleginnen. Das ZDF hat diese geprüft und stellt dabei stets hohe Ansprüche an seine Führungskräfte. Matthias Fornoff hat Fehler eingestanden und die getroffene Entscheidung des ZDF akzeptiert.”

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4. Eine Welle von Overblocking rollt heran
(netzpolitik.org, Sebastian Meineck)
Sebastian Meineck beschreibt in der Mitschrift seines Vortrags auf der re:publica 2024 die zunehmende Tendenz zum Overblocking im Internet, bei dem im Namen des Jugendschutzes auch harmlose und bildende Inhalte gefiltert werden. Er nennt konkrete Beispiele, bei denen durch rigide und oft intransparente Filterregeln wichtige Inhalte blockiert und damit Grundrechte eingeschränkt werden. Meineck fordert mehr Transparenz, menschliche Moderation und Medienkompetenz, um die Informations- und Partizipationsrechte von Kindern und Jugendlichen zu schützen.

5. Freier Sender Radio Z in Gefahr?
(verdi.de, Peter Nowak)
Radio Z aus Nürnberg sieht sich durch die angekündigten Kürzungen der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien in seiner Existenz bedroht, da wichtige finanzielle Zuschüsse wegfallen könnten. Der Sender hoffe nun auf die Solidarität seiner Hörerinnen und Hörer, um die wegbrechenden Mittel durch neue Vereinsmitglieder auszugleichen. Gleichzeitig sei auch das Freie Radio Lora in München von finanziellen Problemen betroffen und kämpfe um eine gesicherte Finanzierung.

6. Wagenknecht-Partei muss nicht zu ARD-“Wahlarena” eingeladen werden
(faz.net)
Das Verwaltungsgericht Köln hat entschieden, dass das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) nicht zur ARD-Sendung “Wahlarena 2024 Europa” eingeladen werden muss, da der zuständige WDR das Recht habe, die Diskussionsteilnehmer selbst zu bestimmen. Das Gericht begründete seine Entscheidung damit, dass das BSW in anderen öffentlich-rechtlichen Wahlsendungen ausreichend berücksichtigt werde, und sich die Sendung auf Parteien beschränke, die bereits im Europäischen Parlament vertreten seien.

Kunstkritik und Hundekot, Reichelt muss nachliefern, Väterrechtler

1. Dürfen Medien Leute, die Nazi-Parolen singen, an den Pranger stellen?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 28:40 Minuten)
Seit einigen Tagen kursieren im Internet Videoaufnahmen von feiernden, jungen Menschen auf Sylt, die fremdenfeindliche Parolen skandieren und teilweise einen verkappten Hitlergruß zeigen. Diese Aufnahmen oder Teile davon wurden in Medien vielfach unverpixelt gezeigt, so dass die Identität der Beteiligten und deren persönlicher Hintergrund ermittelt und publiziert werden konnte. Holger Klein hat den Juristen Felix Damm gefragt: “Ist das in Ordnung? Dürfen Medien Menschen, die so eine Parole öffentlich skandieren, dann auch öffentlich vorführen? Wo verlaufen die Grenzen? Und können die Betroffenen womöglich Persönlichkeitsrechte geltend machen, also juristisch gegen Medien vorgehen?” Damm hält einen großen Teil der Veröffentlichungen für “gravierend rechtsverletzend”.

2. Reichelt verdonnert: Gericht fordert nach Lüge neues Video
(t-online.de, Lars Wienand)
Der ehemalige “Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt hat falsche Behauptungen über die Seenotrettungsorganisation Mission Lifeline verbreitet und muss nun auf Anordnung des Berliner Kammergerichts ein Richtigstellungsvideo auf seinem Kanal veröffentlichen. Das Gericht habe ein Zwangsgeld in Höhe von 5.000 Euro verhängt, weil Reichelt eine frühere gerichtliche Entscheidung missachtet habe, und drohe mit weiteren Strafen, falls er nicht nachbessert. Lars Wienand kommentiert bei t-online.de: “Das sture Verhalten von Julian Reichelt trägt dazu bei, dass die Vorgaben für Gegendarstellungen bei YouTube-Videos klarer werden.”

3. Wie “Stern” auf Väterrechtler-Propaganda hereinfiel
(volksverpetzer.de, Matthias Meisner)
Beim “Volksverpetzer” kritisiert Matthias Meisner eine Titelgeschichte des “Stern” über Trennungskinder. Der Beitrag stelle einseitig die Perspektive von Väterrechtlern dar, insbesondere durch den Psychologen Stefan Rücker, der den umstrittenen Begriff der “Eltern-Kind-Entfremdung” propagiere. Der “Stern”-Artikel überbetone die negativen Folgen von Trennungen und ignoriere den Gewaltaspekt, was zu einer verzerrten Darstellung beitrage.

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4. Immer mehr Internetsperren weltweit
(netzpolitik.org, Nora Nemitz)
Wie Nora Nemitz bei netzpolitik.org berichtet, zeigt der “KeepItOn”-Bericht (PDF), dass es im Jahr 2023 weltweit mindestens 283 Internetsperren in 39 Ländern gab, oft während Konflikten oder politischer Instabilität. Die meisten Sperrungen habe es – zum sechsten Mal in Folge – in Indien gegeben. Marginalisierte Gruppen wie die LGBTQ+-Gemeinschaft seien besonders betroffen, da die Sperren oft auf ihre Kommunikationsplattformen abzielen.

5. Wie uns Russland in die Netzwerke funkt
(zeit.de, Pauline Schinkels)
Pauline Schinkels berichtet von russischen Desinformationskampagnen in Sozialen Netzwerken. Dort würden gefälschte Inhalte verbreitet, die seriösen deutschen Medien ähneln. In der sogenannten “Doppelgänger-Kampagne” seien beispielsweise gefälschte Tweets und Artikel prominent genutzt worden, um Verwirrung zu stiften und Misstrauen zu säen. Es sei zu befürchten, dass diese Aktionen insbesondere im Wahljahr 2024 darauf abzielen, politische Wahlen in Deutschland und Europa zu beeinflussen.

6. Wie das Kunstsystem sich das Kunsturteil vom Hals schafft
(faz.net, Johannes Franzen)
Johannes Franzen schreibt in der “FAZ” über den Fall des Choreografen Marco Goecke, der eine Ballettkritikerin mit Hundekot attackiert hatte und anderthalb Jahre später zum Ballettdirektor in Basel ernannt wurde. Der Fall mache den Statusverlust der Kritik deutlich, so Franzen: “Der Skandal fällt in eine Zeit, in der professionelle Kritik an vielen Fronten geschwächt dasteht. Kulturjournalistische Formate werden eingespart. Die wirtschaftliche Infrastruktur, die das professionelle Schreiben über Kunst und Kultur möglich macht, schrumpft zusammen. Die Reaktion auf den Fall Goecke kann vor diesem Hintergrund auch als höhnische Geste des Triumphs eines Milieus gedeutet werden, das davon überzeugt ist, die professionelle Kritik nicht mehr zu brauchen.

7. Die CDU und ihre Online-Umfrage zum Verbrennungsmotor
(radioeins.de, Lorenz Meyer, Audio: 4:00 Minuten)
Als siebter und zusätzlicher Link, weil in eigener Sache: Bei radioeins kommentiert der “6-vor-9”-Kurator eine abgebrochene Online-Umfrage der CDU zum Verbrennungsmotor: “Digitale Beteiligung kann nur funktionieren, wenn die Verantwortlichen mit der nötigen Sorgfalt und Kompetenz vorgehen. Ich sag’s mal so: Die CDU hat hier gleich mehrfach versagt.”

Beschwerliche Beschwerdewege, “Sylt-Video”, Erotikclips und Rechtes

1. Jahresbilanz: 708 Beschwerden an die Rundfunkräte
(deutschlandfunk.de, Stefan Fries, Audio: 7:54 Minuten)
“Die Rundfunkräte sollen das Programm der öffentlich-rechtlichen Sender kontrollieren und über Beschwerden entscheiden. Doch nur selten rügen sie die Anstalten für Verstöße.” Stefan Fries ist diesem Phänomen für den Deutschlandfunk in einer aufwendigen Recherche nachgegangen. Dass die Zahl der Beschwerden vergleichsweise gering ist, könne auf mehrere Faktoren zurückgeführt werden: Erstens kenne die Öffentlichkeit möglicherweise nicht alle Beschwerdemöglichkeiten oder mache von ihnen keinen Gebrauch. Zweitens würden viele Beschwerden bereits vor einer formellen Entscheidung des Rundfunkrates von den Intendanten und Programmdirektoren bearbeitet und oft auch erledigt. Und drittens halte das komplizierte und bürokratische Beschwerdeverfahren viele davon ab, ihre Beschwerde bis zu einer Entscheidung des Rundfunkrats zu verfolgen.

2. Öff­ent­li­ches Inter­esse oder Pran­ger­wir­kung?
(lto.de, Luisa Berger)
Das “Sylt-Video”, in dem junge Erwachsene ausländerfeindliche Parolen skandieren, kursiert unverpixelt im Internet und hat für die Betroffenen gravierende Folgen wie fristlose Kündigungen und Anfeindungen. “Legal Tribune Online” hat Medienrechtsexpertinnen und -experten gefragt, wie sie den medialen Umgang mit dem Video beurteilen.

3. Erotikclips und rechte Stimmen
(taz.de, Matthias Meisner)
In der “taz” beschäftigt sich Matthias Meisner mit dem Lokalsender tv.berlin. Dieser sei für seine Mischung aus Teleshopping, esoterischen Inhalten und umstrittenen Gästen wie Hans-Georg Maaßen und Thilo Sarrazin bekannt und habe in seiner über 30-jährigen Geschichte immer wieder für Schlagzeilen gesorgt. Besonders auffällig sei die Berichterstattung über Aserbaidschan, die dem Sender den Vorwurf der politischen Nähe zu Baku und Ankara eingebracht habe. Trotz kritischer Inhalte und rechter Tendenzen habe die zuständige Medienanstalt bisher keine Programmbeschwerden erhalten.

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4. 37 Hacks für eine gute Recherche
(recherche.substack.com, Daniel Drepper & Anne-Kathrin Gerstlauer)
In Kooperation mit Anne-Kathrin Gerstlauers Newsletter “Texthacks” veröffentlicht der Investigativjournalist Daniel Drepper eine Liste mit 37 seiner wichtigsten Tipps für gute Recherche – von der Themenfindung über die Konfrontation bis zur Veröffentlichung, immer unter Berücksichtigung journalistischer Standards und der Unschuldsvermutung.

5. Spiegel-Gruppe erzielt mehr Umsatz im Digitalen als mit Print
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Bei “DWDL” fasst Uwe Mantel die aktuellen Geschäftszahlen der “Spiegel”-Gruppe zusammen, die erstmals mehr Umsatz im Digitalen als im Print erzielt habe. In einer Pressemitteilung der “Spiegel”-Gruppe kommentiert Geschäftsführer Stefan Ottlitz: “30 Jahre nach dem Start von SPIEGEL ONLINE, sechs Jahre nach dem Pay-Start beim SPIEGEL sowie danach bei manager magazin, Harvard Business manager und 11FREUNDE sind digitale Abo-Modelle zu einer zentralen Größe geworden, die unseren Journalismus nachhaltig finanzieren helfen – die Erlöse daraus tragen den Gutteil des digitalen Wachstums.”

6. Über die Stand-up-Szene: Im Garten der Comedy
(setup-punchline.de, Bernhard Hiergeist)
In seinen “Noten zur Comedy” (auch als Newsletter zu beziehen) nimmt Bernhard Hiergeist immer mal wieder ein aktuelles Thema aus dem Bereich Comedy unter die Lupe. In der aktuellen Ausgabe geht es um die Stand-up-Szene, speziell um den Lucky Punch Comedy Club in München, der durch Schreibworkshops und Open-Mic-Abende neue Talente fördere und eine lebendige Szene schaffe. Im Gegensatz dazu fehle es dem Quatsch Comedy Club in München an lokaler Verzahnung, was zu weniger Shows und schwächerer Einbindung örtlicher Comedians führe.

“Bild” und der Wellengenerator, Strafanzeige, Gekaperter Partysong

1. Kriegsverbrechen: RSF stellt dritte Strafanzeige
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RoG) hat beim Internationalen Strafgerichtshof zum dritten Mal Strafanzeige wegen israelischer Kriegsverbrechen gegen Journalistinnen und Journalisten eingereicht. “Wer die Medien ins Visier nimmt, verletzt das Recht der Öffentlichkeit auf Informationsfreiheit, das in Kriegszeiten so wichtig ist”, so Anja Osterhaus, RoG-Geschäftsführerin für Politik und Strategie: “Gezielte Angriffe auf Journalistinnen und Reporter dürfen nicht straffrei bleiben!”

2. “Bild” findet Wellengenerator für Wasserstandsmeldungen
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Stefan Niggemeier schreibt über die irreführende “Bild”-Berichterstattung, die aus minimalen Veränderungen von Umfragewerten große Schlagzeilen macht. “Bild” behaupte auf Basis der wöchentlichen Insa-Prognose einen drastischen Verlust der AfD bei den Direktmandaten, obwohl die aktuelle Umfrage kaum Bewegung zeige. Niggemeier kritisiert die Art und Weise, wie kleine prozentuale Veränderungen durch ein undurchsichtiges Rechenmodell überdramatisiert und als signifikante politische Veränderungen dargestellt würden.

3. Mindestkonsens oder Overblocking? Wie berechtigt ist die Kritik am European Media Freedom Act?
(de.ejo-online.eu, Torben Kassler)
Torben Kassler hat sich mit dem Medienrechtsexperten Niklas E. Kastor über die Kritik am European Media Freedom Act (EMFA) unterhalten. Kastor befürwortet eine EU-weite Medienregulierung. Der EMFA sei jedoch kein Allheilmittel gegen antidemokratische Tendenzen, seine Wirksamkeit hänge von der praktischen Umsetzung und Durchsetzung ab.

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4. MDR-Moderator Steffen Quasebarth wechselt in die Politik
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Wie “DWDL” berichtet, verlässt Steffen Quasebarth, 32 Jahre lang Moderator des MDR-Ländermagazins für Thüringen, den öffentlich-rechtlichen Sender und wechselt in die Politik. Er wolle bei der kommenden Landtagswahl in Thüringen für das Bündnis Sahra Wagenknecht kandidieren. Kollegen und Führungskräfte des MDR hätten Quasebarth für dessen Professionalität, Menschlichkeit und langjährigen Verdienste gewürdigt.
Weiterer Lesetipp: Im Interview mit dem “Stern” spricht Quasebarth über den Wechsel: Vom MDR zu Wagenknecht: Warum ein TV-Moderator in die Politik geht (stern.de, Martin Debes).

5. Achtung: Werbung? Und mediale Parallelwelten im Iran
(wdr.de, Sebastian Sonntag, Audio: 41:31 Minuten)
Im WDR5-Medienmagazin “Töne, Texte, Bilder” geht es um verschiedene Themen: die Trennung von Werbung und redaktionellem Inhalt, mediale Parallelwelten im Iran, geklonte KI-Stimmen und das Verfassen von Filmkritiken. In der “Medienschelte” kritisiert Tom Beinlich den medialen Umgang mit dem Grundgesetz-Jubiläum.

6. Sylt: Wie ein Partysong zum rassistischen Meme geworden ist
(belltower.news, Robert Lüdecke)
“AfD, Neonazis und Co haben es geschafft, ‘L’amour toujours’ von Gigi D’Agostino zum rechtsextremen Meme zu machen. Nicht nur auf Sylt.” Robert Lüdecke fasst die Entwicklung des gekaperten und missbrauchten Songs zusammen, die zeige, wie tief Rassismus in allen Gesellschaftsschichten verankert sei, und wie Musik als Mittel zur Verbreitung rechtsextremer Botschaften genutzt werde.

Repräsentativität, Klebstoff zum Pizzabacken, Kochshowsättigung

1. Repräsentativität und Realität
(netzpolitik.org, Juli Katz)
Juli Katz schreibt bei netzpolitik.org über die Problematik der Repräsentativität von Online-Befragungen, wie sie beispielsweise bei der viel diskutierten “Trendstudie” zur deutschen Jugend auftrete. Die Studie, die einen Rechtsruck unter Jugendlichen sowie jungen Erwachsenen diagnostiziert und die von zahlreichen Medien aufgegriffen wurde, basiere auf einer selbstrekrutierten Online-Umfrage, deren Repräsentativität von Experten angezweifelt werde. Katz betont, dass der Begriff “repräsentativ” oft ungenau sei, und Online-Befragungen häufig nicht alle relevanten Bevölkerungsgruppen abbilden könnten.

2. Politik in der Werbepause
(taz.de, Ann-Kathrin Leclère & Ambros Waibel & Volkan Ağar & Joscha Frahm)
Die “taz” beschäftigt sich mit der Wahlwerbung im Fernsehen zur Europawahl. Die Autorinnen und Autoren haben sich drei Werbespots angesehen, von FDP, SPD und dem Bündnis Sahra Wagenknecht, und dabei herausgefunden, “wer völlig freidreht und wer noch einmal Schach spielen lernen muss”.

3. Täuschend echt, authentisch falsch
(zeit.de, Anant Agarwala)
Anant Agarwala berichtet über den zunehmenden Einsatz von Deepfakes, bei denen künstlich erzeugte, gefälschte Audio- und Videoaufnahmen zur Manipulation von Wählerinnen und Wählern sowie zur Diffamierung politischer Gegner eingesetzt werden. Ein Start-up in Indien produziere solche Deepfakes für Politikerinnen und Politiker aller Parteien. Die Technologie sei leicht zugänglich und schwer zu erkennen, was die Verbreitung von Falschinformationen und die Gefahr einer gesellschaftlichen Polarisierung erhöhe.

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4. Google empfiehlt Klebstoff zum Pizzabacken
(spiegel.de)
In den USA habe Google seinen Suchmaschinendienst um KI-Übersichten erweitert, was zu teilweise kuriosen Ergebnissen führe. Nutzerinnen und Nutzer würden in Sozialen Medien reihenweise Beispiele peinlicher bis verstörender Fehler veröffentlichen. Der Grund: “Die KI-Software scheint in vielen Fällen seriöse Informationen nicht von Scherzen oder Satire unterscheiden zu können.”

5. Newsletter Netzwerk Recherche 233
(netzwerkrecherche.org, Barbara Junge)
Wie immer eine Empfehlung wert, nicht nur für investigativ arbeitende Journalistinnen und Journalisten: der Newsletter des Netzwerk Recherche. Die aktuelle Ausgabe beginnt mit einem Beitrag von Barbara Junge zur Frage, ob Medien mit ihrer Berichterstattung über Angriffe auf Politiker und Politikerinnen Nachahmungstaten provozieren. Daneben gibt es den gewohnten Überblick über medienrelevante Nachrichten, Veranstaltungen, Preise und Stipendien.

6. Kochshowsättigung bei Sat.1 & Co.: Schmeckt nicht, gibt’s nicht
(dwdl.de, Peer Schader)
Deutsche TV-Kochshows setzen häufig auf ähnliche Konzepte und einfache Rezepte, was bei “DWDL”-Kolumnist Peer Schader zu Übersättigung und Appetitlosigkeit führt: “Letztlich ist es beim Fernsehen wohl ähnlich wie beim Soßenkochen: Hauptsache, man bekommt Bindung rein. Und das gelingt den allermeisten Sendern mit ihren neuen Formaten derzeit aus nachvollziehbaren Gründen so gar nicht.”

KW 21/24: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

***

1. Was haben wir aus dem Fall Föderl-Schmid gelernt?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 30:51 Minuten)
Holger Klein und Stefan Niggemeier sprechen im “Übermedien”-Podcast über die Aufarbeitung der Plagiatsvorwürfe gegen Alexandra Föderl-Schmid, stellvertretende Chefredakteurin der “Süddeutschen Zeitung”: Wie konnte sich die Geschichte zum Skandal ausweiten? Was kann man Föderl-Schmid vorwerfen? Und was nicht? Und warum hat “Übermedien” nicht berichtet, obwohl die Redaktion von den Vorwürfen wusste?
Weiterer Hörtipp: Bei “BR24 Medien” fragt Nina Landhofer: “Machen wir es uns im journalistischen Alltag manchmal zu einfach? Brauchen wir mehr Regelungen darüber, wie man mit Quellen umgeht, wo man sie verlinkt, wo nicht, oder engt das zu sehr ein?” (ardaudiothek.de, Audio: 26:34 Minuten)

2. Masse statt Klasse? DGB-Kritik an Wirtschafts-TV
(sr.de, Thomas Bimesdörfer & Michael Meyer, Audio: 17:27 Minuten)
“Viel Kraft – wenig Biss”. So lautet das Fazit einer Studie der DGB-nahen Otto Brenner Stiftung zur Wirtschaftsberichterstattung in ARD und ZDF (PDF). Thomas Bimesdörfer und Michael Meyer haben sich mit SR-Wirtschaftsredakteur Wolfgang Wirtz-Nentwig über die Kritik an der Fernsehberichterstattung der Öffentlich-Rechtlichen unterhalten.

3. Im Todesmut der schlechten Quote mit Friedrich Küppersbusch
(laeuft-programmschau.podigee.io, Alexander Matzkeit, Audio: 24:29 Minuten)
Was kann man im Superwahljahr von der Wahlberichterstattung im Fernsehen erwarten? Das hat Alexander Matzkeit den Politjournalisten und Fernsehproduzenten Friedrich Küppersbusch gefragt (Spoiler: nicht viel). Außerdem geht es um “Moral, TikTok und Deutschlands vier beste politische Interviewer:innen aller Zeiten” sowie die Doku über den Medienanwalt Christian Schertz.

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4. Journalismus unter Druck #4 – KI als Retter des Journalismus?
(youtube.com, Vera Linß, Video: 1:35:27 Stunden)
Bei der Heinrich-Böll-Stiftung wurde über die Auswirkungen der Künstlichen Intelligenz (KI) auf den Journalismus diskutiert: Welche Regeln brauchen wir, um das Beste aus der KI rauszuholen und Risiken zu minimieren? Als Expertinnen und Experten mit dabei: Stephan Weichert (Vocer Institut für Digitale Resilienz), Sascha Devigne (Chefredakteur “Studio 47”), Marie Todeskino (Mitglied der Chefredaktion bei Ippen Digital) und Ole Reißmann (Leiter KI in der “Spiegel”-Gruppe).
Weiterer Gucktipp: Unbedingt empfehlenswert ist die Keynote von Philipp “Pip” Klöckner auf dem OMR-Festival, einer Großveranstaltung zu digitalem Marketing und Technologie: “Wo wir in Sachen KI wirklich stehen und was uns erwartet” (youtube.com, Philipp Klöckner, Video: 46:49 Minuten).

5. Nachhaltigkeit und Emotion als Faktoren journalistischer Arbeitsqualität
(youtube.com, Marlis Prinzing, Video: 20:55 Minuten)
Bei der Jahrestagung des Netzwerks Medienethik ging es um “Nachhaltigkeit in der Medienkommunikation. Ethische Anforderungen und praktische Lösungsansätze”. Nun hat der Veranstalter einige Mitschnitte online gestellt, darunter den Vortrag von Marlis Prinzing zum Thema “Nachhaltigkeit und Emotion als Faktoren journalistischer Arbeitsqualität”.

6. Eine kleine Geschichte der verlorenen Bücher
(geschichte.fm, Richard Hemmer & Daniel Meßner, Audio: 54:31 Minuten)
Bei “Geschichten aus der Geschichte” sprechen Richard Hemmer und Daniel Meßner diesmal über Bücher: “Allerdings nicht in erster Linie darüber, wie sie entstanden, sondern wie sie im Laufe unserer Geschichte immer und immer wieder zerstört wurden.”

Afghanistan-Doku mit Todesfolge?, Horse-Race-Journalismus, ADB

1. Preisgekrönte Afghanistan-Doku soll zum Tod eines »Kollaborateurs« geführt haben
(spiegel.de)
Der preisgekrönte Dokumentarfilm “Retrograde” dokumentiert die letzten Monate der US-Truppen in Afghanistan. Trotz mehrfacher Warnungen von US-Militärs seien die Gesichter der afghanischen Helfer in der Doku nicht unkenntlich gemacht worden. Dies habe mindestens in einem Fall zur Identifizierung, Folterung und Ermordung durch die Taliban geführt. Der Regisseur und die Produzentin von “Retrograde” hätten angegeben, sich an entsprechende Warnungen nicht erinnern zu können.

2. Wer macht das Rennen in Wahlumfragen?
(verdi.de, Bärbel Röben)
Bärbel Röben beschäftigt sich mit der Eigenart von Redaktionen, die Ergebnisse von Wahlumfragen wie ein Pferderennen darzustellen (Horse-Race-Journalismus). Der Journalismusprofessor Tanjev Schultz kritisiere diese Art der Berichterstattung, die vor allem in der Endphase vor Wahlen den Wettbewerb zwischen Parteien sowie Kandidatinnen und Kandidaten anhand von Umfrageergebnissen in den Vordergrund stellt. Die Berichterstattung über Umfragen werde seriöser, konstatiert Röben, aber der Horse-Race-Journalismus bleibe.

3. Gericht entscheidet: Springer darf wegen Israel-Nazi-Vergleich kündigen
(msn.com, Jochen Zenthöfer)
Jochen Zenthöfer berichtet über einem interessanten arbeitsrechtlichen Fall: Demnach habe das Arbeitsgericht Berlin eine Probezeitkündigung des Springer-Konzerns für wirksam erklärt, die sich gegen einen Auszubildenden richtete, der öffentlich anti-israelische Positionen vertrat und Springer-Bildmaterial in einem Propagandavideo verwendete. Der Auszubildende verteidigte sich mit dem Recht auf freie Meinungsäußerung. Das Gericht hielt die Kündigung jedoch für gerechtfertigt, da sie betrieblichen Interessen entspreche und während der Probezeit ohne Begründung möglich sei.

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4. “Krone” bestätigt Abbau von rund 40 Jobs mit Sozialplan
(derstandard.at)
Wie der “Standard” berichtet, hat die österreichische “Kronen Zeitung” den Abbau von rund 40 Stellen angekündigt. Der Verband Österreichischer Zeitungen reagierte mit Sorge auf die Sparmaßnahmen bei dem Boulevardblatt: “Das ist ein Teil einer überaus ernstzunehmenden Entwicklung, von der alle Medienhäuser in Österreich gleichermaßen betroffen sind und vor der der Verband schon seit längerem warnt.”

5. Meta muss 20 Millionen Euro an die Telekom nachzahlen
(netzpolitik.org, Tomas Rudl)
Wie netzpolitik.org berichtet, hat das Landgericht Köln entschieden, dass Meta (Mutterkonzern unter anderem von Facebook und Instagram) 20 Millionen Euro an die Deutsche Telekom zahlen muss. Der Social-Media-Konzern habe trotz Kündigung weiterhin Daten über exklusive Leitungen der Telekom versendet, ohne dafür zu bezahlen. Tomas Rudl erläutert den Fall, der Auswirkungen auf die künftige Regelung des Datenaustausches zwischen Anbietern von Internetinhalten und Netzbetreibern haben könnte.

6. Die ARD und ihre ADB
(br.de, Sozusagen, Hendrik Heinze, Audio: 13:27 Minuten)
“Schirurgie oder Kirurgie, Gündogan oder Gündoan, Sophia Loreeen oder Sophia Loooren. Und wie hieß noch mal die israelische Sängerin beim ESC?” Bei diesen und ähnlichen Frage zur Aussprache hilft die ADB, die AusspracheDatenBank der ARD. Hendrik Heinze, Moderator des Sprachmagazins “Sozusagen”, hat sich mit BR-Nachrichtensprecherin Julia Cortis über die praktische Audio-Unterstützung unterhalten.

“Nius” steigt beim “Exxpress” ein, Pocher, ChatGPT auf Einkaufstour

1. Julian Reichelts “Nius” steigt bei Wiener “Exxpress” ein
(derstandard.at, Harald Fidler)
Wie der “Standard” berichtet, steigt “Nius”, das rechtslastige Krawallportal des ehemalige “Bild”-Chefredakteurs Julian Reichelt, beim österreichischen “Exxpress” ein. Die hinter “Nius” stehende Vius SE übernehme “zum Start einer Kooperation” 25 Prozent am “Exxpress”. Harald Fidler resümiert recht treffend: “Es wächst zusammen, was zusammengehört.”

2. Keine Bühne mehr für Pocher
(taz.de, Carolina Schwarz)
Der Entertainer Oliver Pocher hat bei einer SWR-Veranstaltung eine Zuschauerin gedemütigt und dies anschließend auf Instagram zur Schau gestellt. Der öffentlich-rechtliche Sender reagierte erst zögerlich, dann distanzierte er sich ein wenig. Ein Armutszeugnis, findet Carolina Schwarz in der “taz”: “Denn wer Menschen, die jahrelang mit Sexismus und anderen Diskriminierungsformen ihr Geld verdienen, eine Bühne bietet, der hat es nicht anders gewollt. Wenn die Öffentlich-Rechtlichen wirklich Verantwortung übernehmen wollen, sollten sie künftig überlegen, wem sie eine Bühne bieten möchten.”

3. ChatGPT bekommt Zugriff auf »Wall Street Journal« und »Times«
(spiegel.de)
OpenAI, die Firma hinter ChatGPT, habe eine Kooperation mit Rupert Murdochs News Corp geschlossen. Diese beinhalte den Zugriff auf aktuelle Artikel und Archivmaterial unter anderem des “Wall Street Journal”, der Londoner “Times”, der “New York Post” und der “Sun”. Ähnliche Vereinbarungen gebe es bereits mit dem deutschen Axel-Springer-Konzern, der französischen Zeitung “Le Monde” und der “Financial Times”.

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4. “Journalismus ohne Datenjournalismus wäre heute unvollständig”
(fachjournalist.de, Ulrike Bremm)
Christian Endt ist stellvertretender Leiter des Ressorts Daten und Visualisierung bei “Zeit Online”. Im Interview mit dem “Fachjournalist” spricht er unter anderem über sein Verständnis von Datenjournalismus, die Herausforderungen und Chancen seines Berufs und die Frage, an welchen Stellen ihm Künstliche Intelligenz die Arbeit erleichtert.

5. Bundeskabinett beschließt Roths Entwurf zum Filmförderungsgesetz
(faz.net, Andreas Kilb)
Das Bundeskabinett habe den von Kulturstaatsministerin Claudia Roth vorgelegten Entwurf für ein neues Filmförderungsgesetz beschlossen, das Steuererleichterungen und Pflichtförderungen für Produktionsfirmen sowie eine Investitionsverpflichtung für Fernsehsender und Streamingdienste vorsehe. Das Gesetz stehe jedoch vor Herausforderungen: “Die Steueranreize will der Bund durch Erleichterungen bei der Körperschaftsteuer setzen, die den Ländern zusteht, welche dafür einen Ausgleich verlangen. Eine Einigung Roths mit den Sendern und Streamingdiensten steht ebenfalls noch aus.”

6. Die große Grundgesetz-Lobhudelei
(deutschlandfunk.de, Matthias Dell, Audio: 4:01 Minuten)
Deutschlandfunk-Kolumnist Matthias Dell findet den Großteil der Beiträge zum 75-jährigen Bestehen des Grundgesetzes zu langweilig und meint, auch den Grund dafür zu kennen: “Der Jubiläumstext muss zwei Sachen gleichzeitig machen: informieren und feiern. Was zur Folge hat, dass das Informieren die Laune nicht zu sehr trüben darf. Man kennt das von privaten Geburtstagsfeiern – da sind Reden auf die Jubilarin auch nicht dazu gedacht, am Tag des Festes die problematischen Teile ihres Charakters herauszustreichen.”

7. 200.000 Euro Entschädigung nach KI-Interview mit Michael Schumacher
(radioeins.de, Lorenz Meyer, Audio: 3:47 Minuten)
Als siebter und zusätzlicher Link, weil in eigener Sache: Bei radioeins kommentiert der “6-vor-9”-Kurator die Entschädigungszahlung der Funke Mediengruppe an Ex-Rennfahrer Michael Schumacher und dessen Familie wegen eines vermeintlichen, mit Hilfe von KI erfundenen Interviews: “Die Chefredakteurin verteidigte sich damit, dass sie mit ihrer Lügengeschichte lediglich den ‘Erwartungshorizont’ ihrer Leserschaft bedient habe. ‘Erwartungshorizont’ – das ist besorgniserregend zynisch, wie ich finde.”

Funkes teures KI-Interview, Schertz, “Aus Respekt vor Frau Johansson”

1. Funke zahlte Schumacher 200.000 Euro nach KI-Interview
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Das Funke-Magazin “Die Aktuelle” veröffentlichte im April 2023 ein vermeintliches Interview mit Michael Schumacher, das in Wirklichkeit von einer Künstlichen Intelligenz generiert wurde. Wie “DWDL” unter Berufung auf Informationen von “Übermedien” (nur mit Abo lesbar) berichtet, zahlte Funke der Familie Schumacher dafür eine Entschädigung in Höhe von 200.000 Euro. Außerdem habe der Medienkonzern laut “Übermedien” (nur mit Abo lesbar) der Chefredakteurin des Magazins gekündigt, sei damit aber vor Gericht bislang gescheitert.

2. “Weg­bomben” für die Gerech­tig­keit
(lto.de, Thomas Fischer)
Anfang vergangener Woche wiesen wir in den “6 vor 9” auf die ARD-Doku “Der Star-Anwalt: Christian Schertz und die Medien” hin. Rezensent Thomas Fischer, selbst prominenter Jurist, ist wenig begeistert. Trotz der Einblicke in Schertz’ berufliche Tätigkeit und zahlreicher Interviews mit bekannten Persönlichkeiten bleibe die Dokumentation oberflächlich und beantworte die zentrale Frage nicht überzeugend: “Selten sah man ein ‘Portrait’, das auf die selbstgestellte Frage ‘Wer ist dieser Mensch?’ so wenig Antwort gab.”

3. Umweltjournalismus weltweit in Gefahr
(verdi.de)
Die UNESCO-Studie “Press and planet in danger” habe die Gefahren und Herausforderungen für die Sicherheit von Journalistinnen und Journalisten, die über Umweltthemen berichten, untersucht. Zwischen 2009 und 2023 seien weltweit mindestens 749 von ihnen angegriffen worden, vor allem bei der Berichterstattung über Umweltproteste, Bergbau und Landkonflikte. Die Studie dokumentiere zudem, dass physische Angriffe und rechtliche Bedrohungen wie SLAPPs stark zugenommen hätten, wobei Frauen und Freiberufler besonders betroffen seien.

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4. Die Marginalisierung des Globalen Südens in der reichweitenstärksten Nachrichtensendung der USA
(de.ejo-online.eu, Ladislaus Ludescher)
Ladislaus Ludescher weist in seiner Analyse darauf hin, dass die vielgesehene US-amerikanische Nachrichtensendung “ABC World News Tonight” dem globalen Süden, in dem 85 Prozent der Weltbevölkerung leben, im Jahr 2022 nur etwa drei Prozent ihrer Sendezeit widmete. Dies stelle eine erhebliche Marginalisierung dieser Regionen dar. Ludeschers Fazit: “Dem titelgebenden Anspruch, Weltnachrichten abzubilden, werden die ABC World News Tonight keinesfalls gerecht. Der Titel der Sendung ist für das untersuchte Jahr 2022 als irreführend zu bezeichnen.”

5. Himmlische KI-Versprechen und reale Nebenwirkungen
(background.tagesspiegel.de, Jürgen Pfeffer & Matthias Pfeffer)
Jürgen Pfeffer von der TU München und Matthias Pfeffer vom Council for European Public Space beschäftigen sich mit den Risiken und Herausforderungen, die mit der rasanten und unregulierten Entwicklung der Künstlichen Intelligenz verbunden sind: “Schon lange steuern Algorithmen die Informationsflüsse und übernehmen immer stärker die Rolle von Gatekeepern der öffentlichen Meinung. Mit der automatisierbaren Erzeugung von Texten, Bildern, Videos, und jetzt auch Stimmen sind sie nun in der Lage, auch die Produktion der Informationen zu steuern, und zwar in einer Weise, die die Quellen verschüttet, aus denen sie sich speisen. Ungebremst führt diese Entwicklung direkt in eine Ära der strukturellen Desinformation.”

6. Hat OpenAI die Stimme von Scarlett Johansson kopiert?
(spiegel.de)
Weil OpenAI-Chef Sam Altman offenbar ein Fan des US-Films “Her” ist, in dem sich ein Mann in eine KI verliebt, wollte er die Stimme der Schauspielerin und “Her”-KI-Darstellerin Scarlett Johansson für den ChatGPT-Sprachassistenten lizenzieren. Johansson lehnte jedoch ab und war umso überraschter, als sie bei der Präsentation der neuen ChatGPT-Version ihre eigene Stimme als Sprachoption “Sky” hörte. OpenAI habe daraufhin geantwortet, dass die KI-Stimme von einer anderen Schauspielerin stamme, deren Namen man aber nicht nennen wolle. “Aus Respekt vor Frau Johansson” habe man die Stimme jedoch aus der Software entfernt.

Assange-Auslieferung gestoppt, Klagen als Waffen, Stand-up-Shows

1. Assange wird erstmal nicht ausgeliefert
(netzpolitik.org, Constanze Kurz)
Julian Assange darf vorerst nicht an die USA ausgeliefert werden. Der britische High Court habe dem Wikileaks-Gründer das Recht auf ein Berufungsverfahren zugesprochen; die Zusicherungen der US-Regierung für ein faires Verfahren seien nicht ausreichend. Constanze Kurz fasst den Fall bei netzpolitik.org noch einmal kommentierend zusammen: “Der Australier hat in Zusammenarbeit mit internationalen Medienhäusern im Kern journalistisch gearbeitet. Seine Auslieferung wäre daher ein gefährlicher Präzedenzfall für die Verfolgung von investigativen ausländischen Journalisten.”

2. Klagen als Waffen
(journalist.de, Sonja Peteranderl)
SLAPP ist die Abkürzung für Strategic Lawsuits Against Public Participation, also strategische Klage gegen öffentliche Beteiligung. Solche Klagen sollen Medienschaffende sowie Aktivistinnen und Aktivisten einschüchtern und von ihrer Arbeit abhalten. Sonja Peteranderl beschreibt anhand aktueller Fälle, wie neue Initiativen den Betroffenen helfen wollen, sich gegen derartige Klagen zu wehren.

3. EU-Länder sperren prorussische Plattform “Voice of Europe”
(sueddeutsche.de)
Die EU-Staaten hätten die prorussische Plattform “Voice of Europe”, die staatliche russische Nachrichtenagentur Ria Nowosti sowie die Medien “Iswestija” und “Rossijskaja Gaseta” wegen der Verbreitung von Propaganda und der Unterstützung des Angriffskrieges gegen die Ukraine gesperrt. Trotz der Sperrung dürfen die betroffenen Medien und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiterhin in der EU recherchieren und Interviews führen.

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4. Ist der Lokaljournalismus zu retten oder drohen Nachrichtenwüsten?
(ardaudiothek.de, Nina Landhofer, Audio: 26:58 Minuten)
Welche Folgen hat die Ausdünnung des Lokaljournalismus angesichts der bevorstehenden Europawahl und dreier Landtagswahlen in diesem Jahr? Was bedeutet es, wenn, wie der Verlegerverband BDZV befürchtet, bis 2025 vierzig Prozent der Kommunen zu sogenannten Nachrichtenwüsten werden könnten? Darüber spricht Nina Landhofer mit Katja Bauroth, Redaktionsleiterin der “Schwetzinger Zeitung”, dem freien Journalisten Michael Kraske und dem Medienwissenschaftler Christopher Buschow.

5. Biounterricht wie auf Speed
(taz.de, Valérie Catil)
Valérie Catil stellt bei taz.de den Naturreporter “Robinga Schnögelrögel” vor, der in seinen Instagram-Videos auf humorvolle Weise Wissen über Pflanzen und Tiere vermittele. In seiner Reihe “Pflanzen, die ich hasse” kritisiere der “Plantfluencer” ökologisch nutzlose Gewächse und veröffentliche Rageposts über ineffektive Insektenhotels. Mit Begeisterung lobe er hingegen wichtige Arten wie Regenwürmer und erkläre, wie man die Natur im eigenen Garten unterstützen kann.

6. Stand-up-Shows im Fernsehen: Der Letzte lacht das Licht aus
(dwdl.de, Peer Schader)
Peer Schader beobachtet bei “DWDL” das Revival der Stand-up-Shows im deutschen Fernsehen. Er endet mit einem Stoßseufzer: “Vielleicht sind die Zeiten, in denen das Fernsehen für die Stand-up-Szene das gelobte Land war, in das es immer wieder neue Auftrittsmöglichkeiten hineinregnete, einfach ein für alle mal vorbei. Entweder das. Oder das Publikum hat inzwischen einfach alle Gag-Variationen, die man über Helikoptereltern, Kinderpipi und Fahrradfahren in Köln machen kann, schon mal gehört und wartet darauf, dass sich irgendjemand mal was Neues einfallen lässt.”

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