Archiv für Oktober, 2023

KW 40/23: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Medienjournalismus im Podcast mit Stefan Niggemeier und Nadia Zaboura
(laeuft-programmschau.podigee.io, Alexander Matzkeit, Audio: 29:27 Minuten)
Der Medienkritiker Stefan Niggemeier ist nicht nur für seinen Unterhaltungspodcast mit Sarah Kuttner (“Das kleine Fernsehballett”) verantwortlich, sondern als einer der “Übermedien”-Geschäftsführer auch für den Podcast “Holger ruft an”. Nadia Zaboura wiederum podcastet wöchentlich mit ihrem Kollegen Nils Minkmar unter dem Dach der Civis Medienstiftung und der “Süddeutschen Zeitung” (“quoted – der Medienpodcast”). In “Läuft”, auch ein Podcast, sprechen sie darüber, warum sich Podcasts besonders gut für Medienthemen eignen, welches Feedback sie bekommen und welche Rolle sie persönlich in ihren Podcasts spielen.

2. Was mit dem neuen ARD-Studio Kiew besser werden soll
(deutschlandfunk.de, Stephan Beuting, Audio: 35:05 Minuten)
Seit dem 1. September ist Vassili Golod “crossmedialer Leiter” des ARD-Studios in Kiew. WDR-Programmdirektor Jörg Schönenborn begründete die Einrichtung des Studios damals so: “Wir haben das Studio in Kiew gegründet, weil es – selbst wenn der Krieg hoffentlich in naher Zukunft enden sollte – noch lange ein hohes Interesse an Berichterstattung aus der Ukraine geben wird. Dies wird nicht mehr wie in den vergangenen Jahren vom Standort Moskau aus zu leisten sein, denn eine Berichterstattung wird künftig immer beide Sichtweisen brauchen, die russische und die ukrainische.” Im Deutschlandfunk spricht Stephan Beuting mit Vassili Golod und der Osteuropa-Expertin Franziska Davies über die Berichterstattung aus der Ukraine.

3. Vor den Wahlen: Was bringen Umfragen eigentlich?
(tagesschau.de, Victoria Koopmann, Audio: 33:01 Minuten)
Am heutigen Sonntag finden in Hessen und Bayern Landtagswahlen statt. Seit mehr als 25 Jahren befragt die ARD die Bürgerinnen und Bürger nach ihren politischen Stimmungen und Ansichten und präsentiert die Ergebnisse im “Deutschlandtrend”. In einem etwa halbstündigen Audiobeitrag ermöglicht die ARD einen Blick in den “Deutschlandtrend”-Maschinenraum. Dazu hat die Redaktion die “Deutschlandtrend”-Moderatorin und WDR-Chefredakteurin Ellen Ehni ins Studio eingeladen.

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4. Öffentlich-rechtlicher Rundfunk
(bpb.de, Holger Klein, Audio: 42:12 Minuten)
“Aus Politik und Zeitgeschichte”, ein Format der Bundeszentrale für politische Bildung, widmet sich diesmal dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk und der Kritik an dieser Institution. Wie kann der öffentlich-rechtliche Rundfunk heute angesichts des Medienwandels seinen Auftrag am besten erfüllen? Darüber hat Holger Klein mit verschiedenen Expertinnen und Experten gesprochen: dem Historiker Konrad Dussel, der Publizistikwissenschaftlerin Ilka Jakobs, dem Medienjournalisten Christian Meier und der Journalistin Hadija Haruna-Oelker.

5. Angst vor rechten “Journos”?
(druckausgleich.podigee.io, Annkathrin Weis & Luca Schmitt-Walz, Audio: 56:51 Minuten)
Die Episode “Angst vor rechten ‘Journos’?” des Podcasts “Druckausgleich” beschäftigt sich mit der wachsenden Reichweite und den Ressourcen rechter Journalisten und Blogger, beispielsweise des ehemaligen “Bild”-Chefredakteurs Julian Reichelt. Diese Akteure würden den Journalismus nutzen, um ihre Absichten zu verschleiern, Tatsachen zu verdrehen und Menschen zu verunsichern. Die Moderatoren Annkathrin Weis und Luca Schmitt-Walz diskutieren, wie man auf diese Entwicklung reagieren sollte und welche konkreten Möglichkeiten es gibt, dagegen vorzugehen.

6. Musk, Macht, Meinung mit Susanne Stichler
(ardaudiothek.de, Sarah Bosetti, Audio: 1:03:26 Stunden)
In der aktuellen Folge von “Bosettis Woche” ist die Journalistin und Moderatorin Susanne Stichler zu Gast und erzählt unter anderem von ihren Erlebnissen am 33. Tag der Deutschen Einheit, sie spricht darüber, wie Sprachnachrichten das Verhältnis zu ihrer Cousine verbessert haben und wie sich der Ton in der gesellschaftlichen Debatte verändert hat. Außerdem geht es um die negativen Auswirkungen des Internets, insbesondere des Kurznachrichtendienstes X (ehemals Twitter).

Böhmermann siegt gegen Reichelt, X verliert Werbegeld, Populismus-Falle

1. Jan Böh­m­er­mann siegt gegen Julian Rei­chelt
(lto.de, Felix W. Zimmermann)
Ex-“Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt hatte wegen der Schönbohm-Sendung Vorwürfe gegen Jan Böhmermann und das “ZDF Magazin Royale” erhoben. Das Landgericht Hamburg habe ihm nun zentrale Aussagen aus seiner Sendung “Achtung, Reichelt!” untersagt – wegen unzulässiger Verdachtsberichterstattung und Unwahrheit. Insbesondere sei Reichelt verboten worden, den Verdacht zu verbreiten, das Bundesinnenministerium habe Einfluss auf den Inhalt der Böhmermann-Sendung genommen. Felix W. Zimmermann erläutert die vorgetragenen Argumente und juristischen Bewertungen des Streits.

2. KI als Bedrohung für das freie Internet
(netzpolitik.org, Leonhard Pitz)
Der “Freedom of the Net Report” der NGO Freedom House zeige, so Leonhard Pitz, dass Künstliche Intelligenz (KI) eine wachsende Bedrohung für die Freiheit im Internet darstelle. Autokratien würden KI zunehmend zur Desinformation einsetzen, wie etwa in Nigeria, wo ein KI-generierter Audioclip verbreitet wurde, der einen Präsidentschaftskandidaten der Opposition belastete. Trotz des Potenzials von KI für Desinformation und Zensur betone der Bericht, dass die Hauptarbeit im Bereich der Desinformation nach wie vor von Menschen und nicht von Maschinen geleistet werde.

3. Durchsucht, verhört, verhaftet
(taz.de, Natalie Mayroth)
Wie Natalie Mayroth berichtet, geht die indische Regierung hart gegen das regierungskritische Medium “Newsclick” vor, was zu landesweiten Protesten von Medienschaffenden führe. Die bekannte Schriftstellerin Arundhati Roy und weitere Journalistinnen und Journalisten kritisieren die Einschränkung der Pressefreiheit im Land. Die jüngsten Razzien und Verhaftungen von “Newsclick”-Mitarbeitern würden als Versuch gewertet, kritische Stimmen zum Schweigen zu bringen.

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4. “X hat keinen Umgang mit Hassrede mehr”
(belltower.news, Theresa Lehmann)
In mehr als 200 Folgen hat der Podcast “Haken dran” von Gavin Karlmeier und Dennis Horn den Übergang von Twitter zu X dokumentiert, doch nun pausiert das Projekt. Karlmeier erzählt im Interview, wie die Idee zum Podcast entstand, wie dramatisch sich Twitter in der Elon-Musk-Ära verändert hat, und wie Medien, Politik und Zivilgesellschaft jetzt handeln sollten.

5. Elon Musks X verliert immer mehr Werbeeinnahmen
(spiegel.de)
Nach Angaben eines auf Werbeanalysen spezialisierten Unternehmens verzeichnet Elon Musks Plattform X, ehemals Twitter, einen drastischen Rückgang der Werbeeinnahmen – die Rede ist von mindestens 55 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Musk mache Aktivisten, insbesondere die Anti-Defamation League, für den Rückgang der Einnahmen verantwortlich.

6. Weidel, Söder, Merz: Die Populismus-Falle enthüllt
(ndr.de, Daniel Bröckerhoff, Video: 16:37 Minuten)
Daniel Bröckerhoff hat für das Medienmagazin “Zapp” das Verhältnis von Populismus und Medien untersucht. Vor allem Politikerinnen und Politiker wie Alice Weidel, Markus Söder, Friedrich Merz und Sahra Wagenknecht würden immer wieder mit populistischen Äußerungen auffallen. Bröckerhoff deckt verschiedene Strategien auf, mit denen sie um Aufmerksamkeit buhlen. Unterstützt wird er dabei vom Politik- und Kommunikationsberater Johannes Hillje.

“Lasst Twitter brennen”, Mehr Komplexität wagen, Böhmermann

1. Warum Bluesky gerade durch die Decke geht – und was Mastodon daraus lernen kann
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Markus Reuter geht auf den aktuellen Massenumzug von Twitter/X zu Bluesky ein und zieht Vergleiche zu Mastodon. Seit dem Wochenende seien viele bekannte Twitter-Accounts, Journalisten und Medien zu Bluesky gewechselt, das zwar dezentral konzipiert sei, aber von einem Unternehmen kontrolliert werde. Was steckt hinter dem Hype? Und warum konnte Mastodon das Momentum seinerzeit nicht in ähnlicher Weise für sich nutzen?
Video-Tipp: Bei Youtube ruft Marina Weisband mit eindringlichen Worten (“Lasst Twitter brennen”) dazu auf, die Plattform Twitter zu verlassen, da sie zu einem Sammelbecken für Neonazis, Verschwörungstheoretiker und andere extremistische Stimmen geworden sei, die noch dazu vom Algorithmus bevorzugt würden. Weisband warnt davor, dass Journalisten und Politiker dort ein verzerrtes Bild der Gesellschaft erhalten könnten, und betont, dass es unmöglich sei, auf einer privaten Plattform gegen die Interessen des Eigentümers zu gewinnen.
Weiterer Lesetipp: In einem lesenswerten Statement erklärt der Social-Media-Experte Martin Fehrensen, warum er seinen Twitter-Account gelöscht hat. Elon Musk verfolge eine politische Agenda, die Plattform habe sich unter seiner Führung zu einem Netzwerk für Rechtsextreme entwickelt. Das neue X sei nicht für den Dialog, sondern für Eskalation konzipiert. Fehrensen glaubt, dass X nicht der richtige Ort für konstruktive Gespräche sei und ermutigt andere, ebenfalls ihre Accounts zu löschen: “Lösche aber auf gar keinen Fall das Feuer, das in dir brennt, um die Welt ebenfalls zu einem besseren Ort zu machen. Auch wenn Elon Musk alles daran setzt, dass es erlischen möge.”

2. “Humor darf den wahren Kern nicht verfälschen”
(journalist.de, Jan Freitag)
Jan Böhmermann gilt als eine der einflussreichsten Stimmen in Deutschland. Im Interview mit dem “journalist” spricht er unter anderem über seine Arbeit, die Bedeutung von Humor und die Herausforderungen, denen er in seiner Karriere begegnet ist. Böhmermann hebt hervor, dass für ein satirisches Produkt oft die bloße Wahrheit ausreiche und dass es wichtig sei, den Kern einer Sache humorvoll, aber wahrheitsgetreu zu ergründen. Dabei geht es auch um die Unterschiede zu Harald Schmidt: “Ich finde es immer schön, wenn Entertainment etwas Bedeutsames beinhaltet und Menschen nicht nur berührt, sondern auch betrifft. Kunst muss sich der Wirklichkeit verpflichtet fühlen. Harald kotzt bei solchen Sätzen, ich nicht. Ich halte sie aus.”

3. Caren Miosga würde »Tagesthemen« gern nach Berlin verlegen
(spiegel.de)
Am heutigen Donnerstag moderiert Caren Miosga ein letztes Mal die “Tagesthemen”. In einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur habe sie verraten, was sie sich für die in Hamburg produzierte Sendung wünscht: “Ich würde uns gern nach Berlin beamen, damit wir mehr Politikerinnen und Politiker im Studio hätten.” Gespräche mit einem direkten Gegenüber seien intensiver als jene über eine Fernverbindung. Nach 16 Jahren bei den “Tagesthemen” wird Miosga den Talk-Sendeplatz am Sonntagabend von Anne Will mit einer eigenen Sendung übernehmen. Sie freue sich auf den direkten Kontakt mit den Gästen.

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4. Presseähnlichkeit: EU-Kommission prüft mehrere Beschwerden
(epd.de)
Wie epd berichtet, prüft die EU-Kommission Beschwerden von Medienverbänden aus Österreich und Dänemark, die den öffentlich-rechtlichen Sendern in den jeweiligen Ländern eine presseähnliche Online-Berichterstattung vorwerfen. Demnach kritisieren der Verband Österreichischer Zeitungen und Danske Medier aus Dänemark, dass die öffentlich-rechtlichen Sender zu textlastige Online-Inhalte anböten, die den Angeboten von Zeitungen ähneln. In Deutschland strebe der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger wegen ähnlicher Vorwürfe ein Beihilfeverfahren bei der EU-Kommission an.

5. Fakten gegen Fakes: CORRECTIV startet Bildungskooperation mit TikTok
(correctiv.org)
Um einer möglichen Desinformation auf TikTok entgegenzuwirken, hat die Online-Journalistenschule “Reporterfabrik” von “Correctiv” eine Medienbildungskampagne in Zusammenarbeit mit der Videoplattform gestartet. Nutzerinnen und Nutzer aus Deutschland und Österreich, die Informationen zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine suchen, werden auf eine Seite geleitet, die Tipps zum Erkennen von Falschnachrichten bietet. Die Kampagne, die bis Frühjahr 2024 läuft, umfasse auch fünf Videos, die Themen wie Quellencheck, Deep Fakes und kritisches Denken behandeln.

6. Weniger Selbstvergewisserung, mehr Komplexität
(deutschlandfunk.de, Matthias Dell)
Langzeitdokumentationen wie “Ernstfall” von Stephan Lamby seien beliebt, aber in ihrer Erzählweise nicht wirklich informativ, findet Matthias Dell im Deutschlandfunk. Aus seiner Sicht gibt es Ansätze, die mehr Einblicke bieten. Dazu würden die Doku “Kevin Kühnert und die SPD”, die AfD-Beobachtung “Eine deutsche Partei” und die fünfteilige Arte-Doku-Serie “Capital B – Wem gehört Berlin?” über die Entwicklung Berlins nach der Wiedervereinigung gehören.

Medien und AfD, Faktenchecks, “ehemalig” und “damalig”

1. Medien und AfD: Extrem normal
(journalist.de, Michael Kraske)
Seit den Rekordumfragen der AfD steht die Partei wieder im Fokus des medialen Interesses. Michael Kraske diskutiert den journalistischen Umgang mit der AfD, ob im Lokalen auf kleiner oder im Fernsehen auf großer Bühne. Kraskes Beitrag ist ein Interview mit Uwe Vetterick, Chefredakteur der “Sächsischen Zeitung”, angefügt. Vetterick berichtet darin über den redaktionellen Umgang mit der AfD und weist auf ein aus seiner Sicht gefährliches Vorgehen hin: “Ein häufiger Fehler sind undifferenzierte Etikettierungen der AfD-Wähler. Natürlich sind etliche von ihnen Nazis, aber gewiss nicht alle. Solche Pauschalisierungen bewirken nach meiner Beobachtung nicht Reflexion und Einsicht, sondern eher Trotzigkeit.”

2. Gutachten nennt RBB-Wahl rechtswidrig
(verdi.de)
Laut einem Rechtsgutachten von Marcus Schladebach, Professor für Öffentliches Recht und Medienrecht an der Universität Potsdam, sei die Wahl der RBB-Intendanz im Frühjahr 2023 rechtswidrig, da sie an zahlreichen formalen und inhaltlichen Fehlern leide. Der Gutachter empfehle eine Neuwahl und spreche der seit 1. September amtierenden Intendantin Ulrike Demmer die Eignung für das Amt ab. Schladebach kritisiere zudem den Vorsitzenden des Rundfunkrats Oliver Bürgel und den brandenburgischen Ministerpräsidenten Dietmar Woidke wegen des Wahlverfahrens.
Weiterer Lesehinweis: Stefan Niggemeier hat eine recht klare Meinung zu den Einschätzungen und Aussagen Schladebachs und kommentiert bei “Übermedien”: “Das ‘Gutachten’ zur rbb-Intendantenwahl ist eine bizarre, entglittene Auftragsarbeit” (nur mit Abo komplett lesbar).

3. Jubiläumsausgabe mit 50 Erkenntnissen nach 100 Folgen
(netzpolitik.org, Leonhard Dobusch)
Die netzpolitik.org-Reihe “Neues aus dem Fernsehrat” reflektiert seit 2016 den digitalen Wandel der öffentlich-rechtlichen Medien. In der 100. Ausgabe blickt Leonhard Dobusch, ehemaliges Mitglied im ZDF-Fernsehrat und aktuelles Mitglied im ZDF-Verwaltungsrat, zurück und hebt hervor, dass Themen wie öffentlich-rechtliche Plattformen, Transparenz in der Rundfunkaufsicht und freie Lizenzen für öffentlich-rechtliche Inhalte dominierten. Insgesamt 50 seiner “Erfahrungen, Einsichten und Erkenntnisse” hat Dobusch kurz und prägnant zusammengetragen.

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4. So war das mit den Faktenchecks nicht gedacht
(uebermedien.de, Frederik von Castell)
Der Beitrag von Frederik von Castell bei “Übermedien” thematisiert die aktuelle Praxis von Faktenchecks in Medien. Er kritisiert, dass viele der sogenannte Faktenchecks nicht mehr nur die Fakten prüfen, sondern auch Kommentare und Wertungen enthalten, wie etwa bei den Überprüfungen von Äußerungen des CDU-Chefs Friedrich Merz über Asylbewerber. Von Castell argumentiert, dass durch solche Praktiken der Begriff “Faktencheck” immer mehr an Bedeutung verliere.

5. Warum wir oft fälschlicherweise von der “ehemaligen DDR” sprechen
(deutschlandfunk.de, Henry Bernhard)
Henry Bernhard weist in der Sprachkolumne “Sagen & Meinen” darauf hin, dass das Wort “ehemalig” von vielen Redaktionen, insbesondere im Bezug auf die DDR, oft falsch verwendet werde. Während es korrekt sei, von der DDR als “ehemalig” zu sprechen, wenn man die fünf “jetzt auch nicht mehr so neuen Bundesländer” meine, sollte man bei historischen Bezügen schlicht “DDR” und nicht “ehemalige DDR” verwenden. Außerdem erläutert Bernhard den Unterschied zwischen “ehemalig” und “damalig”, wobei sich “damalig” auf einen bestimmten Zeitpunkt in der Vergangenheit beziehe, während “ehemalig” einen früheren Zustand beschreibe.

6. Sendung mit der Maus: Türen auf für Pseudowissenschaft?
(volksverpetzer.de, Oliver Rautenberg)
Die “Sendung mit der Maus” ist für ihre Entscheidung kritisiert worden, im Rahmen ihrer Aktion “Türen auf mit der Maus” Kindern einen Besuch in einem Homöopathie-Labor zu ermöglichen. Viele Fans der Sendung hätten sich enttäuscht über diese Entscheidung geäußert, da Homöopathie nicht über den Placebo-Effekt hinaus wirke, so Oliver Rautenberg beim “Volksverpetzer”. Sein Fazit: “Die Maus genießt einen riesigen Vertrauensvorschuss, bei mir und bei den meisten anderen Maus-Fans. Den sollte sie nicht derart leichtfertig verspielen.”

Untergetaucht, Gestohlenes Wort, Chatkontrolle als Dauerthema

1. Untergetauchte Linksextremisten: Aktenzeichen NDR/WDR ungelöst
(uebermedien.de, Sebastian Weiermann)
Sebastian Weiermann kritisiert bei “Übermedien” die Berichterstattung von tagesschau.de über untergetauchte Linksextremisten. Die Nachrichtenseite habe Informationen von NDR und WDR über eine bevorstehende Öffentlichkeitsfahndung nach Johann G. und die Existenz von 20 untergetauchten Linksextremisten in Deutschland übernommen, wobei sich der Beitrag im Wesentlichen auf Angaben von Sicherheitsbehörden stütze und eine Einordnung fehle. Weiermann findet: “Dass sich ein Rechercheverbund, der sich investigativen Journalismus auf die Fahnen schreibt, für diese recht durchschaubare Sicherheitsbehörden-PR einspannen lässt, ist ein fragwürdiges Tauschgeschäft.”

2. Die Geburtsstunde der Synthetic Social Networks
(gutjahr.biz)
Wie der Konzern Meta auf einer Konferenz ankündigte, will er Facebook, Instagram und Whatsapp mit künstlich erzeugten Personas ausstatten, die sich an echten Berühmtheiten wie Football-Star Tom Brady, Rapper Snoop Dogg oder Starlet Paris Hilton orientieren. Richard Gutjahr hält dieses Spiel mit KI-Figuren für einen “diabolischen Schachzug” und kommentiert: “Falsche Freunde, denen wir unsere intimsten Gedanken, Sorgen, Wünsche und Ängste anvertrauen, damit IT-Konzerne unsere Stärken und Schwächen lebenslang auf ihren Servern speichern, auswerten und an Dritte verkaufen? Was könnte dabei wohl schiefgehen?”

3. Das gestohlene Wort
(zeit.de, Eike Kühl)
Bei “Zeit Online” thematisiert Eike Kühl die Verwendung von rund 197.000 Büchern aus illegalen Quellen für das Training großer KI-Sprachmodelle. Im Zentrum der Debatte steht der Datensatz “Books3”, der Werke von William Shakespeare bis Stephen King enthält und für KI-Modelle wie LLaMA von Meta und GPT-J von EleutherAI verwendet worden sei. Während einige Autorinnen, Autoren und Organisationen rechtliche Schritte gegen die aus ihrer Sicht unerlaubte Nutzung ihrer urheberrechtlich geschützten Werke einleiten, blicken andere, beispielsweise Stephen King, mit einer “schrecklichen Faszination” auf die unaufhaltsame Entwicklung kreativer Künstlicher Intelligenz.

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4. Beruf: Chatkontrolle
(netzpolitik.org, Chris Köver, Audio: 22:48 Minuten)
Im Mai 2022 schlug die EU-Kommission ein neues Gesetz zur Bekämpfung von sexualisierter Gewalt gegen Kinder vor: Private Chats und Nachrichten sollen nicht nur von Verdächtigen, sondern von allen Menschen in der EU gescannt werden. Seitdem gibt es heftige Kritik an diesem Vorhaben, Experten sprächen von einer “nie dagewesenen Überwachungsstruktur” und einem “digitalen Angriff” auf die Privatsphäre. Chris Köver hat sich mit ihrem netzpolitik.org-Kollegen Markus Reuter unterhalten: “Wie ist es, zwei Jahre lang rauf und runter über ein Gesetzesvorhaben zu berichten, das viele betrifft, aber nur wenige so richtig aufregt?”

5. Ändern und streichen
(taz.de, Mark Spitz)
Mark Spitz schreibt über die aktuellen Herausforderungen und Veränderungen beim Mitteldeutschen Rundfunk (MDR). Der Sender stehe symbolisch für den Reformdruck im öffentlich-rechtlichen System, insbesondere die Kulturformate hätten es schwer. Spitz geht in seinem Text auf verschiedene interne Probleme und Skandale des Senders ein. Außerdem thematisiert er die Auswirkungen der ARD-Reformen und der veränderten Mediennutzung auf den MDR und dessen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

6. “Dorthin schauen, wo nur äußerst selten hingeschaut wird.” – Antje Pieper über 50 Jahre “Auslandsjournal”.
(turi2.de)
Antje Pieper spricht im Interview mit “turi2” über das 50-jährige Bestehen des ZDF-“Auslandsjournals”, das sie seit 2014 moderiert. Sie betont die Bedeutung der Sendung in der heutigen Zeit, da sie die Möglichkeit biete, Geschichten hinter den Nachrichten zu erzählen und das Weltgeschehen aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten. Pieper, die selbst neun Jahre als Studioleiterin in Rom tätig war, schätzt die Möglichkeit, nicht nur aus Mainz, sondern direkt von vor Ort berichten zu können, und hebt die Arbeit der Korrespondentinnen und Korrespondenten hervor.

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