Archiv für Dezember, 2021

MeToo-Recherchen, Hasspostings, Porno-Portalen droht Abschaltung

1. “Was ist das für eine Unternehmenskultur?”
(journalist.de, Jan Freitag)
Juliane Löfflers Recherche trug maßgeblich dazu bei, dass “Bild”-Chef Julian Reichelt gehen musste. Der “journalist” hat sich mit Löffler zum Gespräch getroffen und sie gefragt, wie sie heute auf die Vorgänge im Oktober schaut, was bei #MeToo-Recherchen und Verdachtsberichterstattung wichtig ist und wie lange es wohl noch dauern werde, bis entsprechende Recherchen in Medienhäusern ernst genommen werden: “Noch heute höre ich von Kolleg*innen, dass ihre Recherchen zu Missbrauchsthemen in den Verlagen kein Gehör finden. Es könnten also noch viele Jahre sein.”

2. Polizei geht deutschlandweit gegen Onlinehetzer vor
(spiegel.de)
Am nunmehr siebten Aktionstag zur Bekämpfung von Hasspostings ist die deutsche Polizei bundesweit gegen strafbare Posts im Internet vorgegangen. Bei der vom Bundeskriminalamt koordinierten Aktion hätten die Polizeibehörden in allen 16 Bundesländern insgesamt 90 polizeiliche Maßnahmen durchgeführt, darunter Wohnungsdurchsuchungen und Vernehmungen.

3. ZDF auf Rekordkurs: 15,2 Prozent Marktanteil
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Das als “Rentnerfernsehen” verschrieene ZDF hat im November mit 15,2 Prozent Marktanteil einen Rekordmonat hingelegt. Was macht das Zweite so viel besser als andere Sender? Joachim Huber hat sich auf die Suche nach den Gründen für den Erfolg begeben, und die lägen vor allem am bunten ZDF-Programm, das mit “heute-show” und Jan Böhmermanns “Magazin Royale” auch jüngere Zielgruppen bedient.

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4. Porno-Portalen droht Abschaltung
(sueddeutsche.de)
Mehrere in Deutschland sehr erfolgreiche Porno-Portale haben ihren Firmensitz auf Zypern, um von dort aus, jenseits von für sie lästigen Einschränkungen, frei agieren zu können. Doch damit könnte es bald zu Ende sein: Das Düsseldorfer Verwaltungsgericht habe die Auffassung der Landesanstalt für Medien NRW bestätigt, dass sie in Fragen des Jugendschutzes auch für Verfahren gegen ausländische Portale zuständig sei. Die Anbieter könnten sich nicht auf das sogenannte Herkunftslandprinzip berufen, das strenge deutsche Jugendmedienschutzrecht müsse Anwendung finden.

5. Peta erstattet Strafanzeige gegen NDR-Moderator Heinz Galling
(rnd.de)
Die Tierrechtsorganisation Peta hat Strafanzeige gegen den NDR-Moderator Heinz Galling erstattet. In einer Folge der TV-Sendung “Rute raus, der Spaß beginnt” soll der Moderator verbotenerweise einen lebenden Fisch als Köder genutzt haben. Galling streitet die Vorwürfe ab. Laut Peta beschäftigt sich nun die Staatsanwaltschaft Schwerin mit dem Fall.

6. ARD-Text zeigt Teletext-Seiten aus den 80ern und 90ern
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Die ARD zeigt aktuell jeden Tag historische Teletextseiten aus den 80ern und 90ern, die von alten VHS-Bändern gerettet werden konnten. Der Teletext-Fan Christian Handwerck hatte seinerzeit seinen VHS-Rekorder dazu verwendet, die Seiten mitzuschneiden. Wie sich nun, Jahrzehnte später, herausstellt, eine gute Idee. Wer sich auf Zeitreise begeben will, kann dies bis Weihnachten im ARD-Text ab Seite 801 tun.

Deutsche Welle lässt untersuchen, Springers Paradies, RTL-Interview

1. Deutsche Welle lässt Vorwürfe extern untersuchen
(faz.net)
Laut einem Bericht der “Süddeutschen Zeitung” (nur mit Abo lesbar) sollen sich Mitarbeiter des deutschen Auslandskanals Deutsche Welle (DW) antisemitisch und antiisraelisch geäußert haben. Der Intendant der DW habe daraufhin eine unabhängige externe Untersuchung initiiert. In einer Stellungnahme kündigt der Sender “gegebenenfalls umgehend” Konsequenzen an, sollten sich die Verstöße gegen den sendereigenen Kodex bewahrheiten.
Weiterer Lesehinweis: Auch an anderer Stelle macht der Auslandssender derzeit Schlagzeilen: Deutsche Welle muss tarifliche Leistungen an Freie zahlen (verdi.de, Ulli Schauen).

2. “Rheinpfalz” bittet nach Social-Media-Aufschrei um Entschuldigung
(meedia.de)
Die “Rheinpfalz am Sonntag” hatte am vergangenen Sonntag über die erstmals in Südafrika nachgewiesene neue Corona-Mutante Omicron berichtet und dabei sowohl mit der Schlagzeile als auch mit der Bebilderung für Empörung gesorgt: Die Aufmachung bediene rassistische Vorurteile, so der Vorwurf. Nun hat sich der Chefredakteur der “Rheinpfalz” dazu erklärt: “Ich bitte um Entschuldigung für den Fehler, der uns selbst peinlich ist und über den wir uns sehr ärgern.”

3. Springers Paradies – Sylt als Sittengemälde
(54books.de, John Reiter)
“Was verbindet einen absurden Image-Film des Springer-Konzerns mit einer ebenso absurden Dokumentation über ‘Die Schönen und Reichen’ aus den 1970er-Jahren? Und was hat das alles mit den aktuellen Skandalen und der Geschichte der BRD zu tun?” Diesen Fragen geht John Reiter in einem lesenswerten und in die Tiefe gehenden Beitrag über “Springers Paradies” nach.

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4. Das überraschte Erstaunen der Medien
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers & Lutz Hachmeister & Isabelle Klein, Audio: 7:26 Minuten)
Hans Abich war von 1973 bis 1978 Programmdirektor des Ersten Deutschen Fernsehens. In Erinnerung an Abich wird seit 2004 der Hans Abich Preis “für herausragende Verdienste um den Fernsehfilm” verliehen. Doch nun hat sich der Filmhistoriker Armin Jäger mit Abichs Arbeit als “williger Propagandahelfer” während der Zeit des Nationalsozialismus beschäftigt und fordert: “Hans Abichs bis heute unhinterfragte Karriere als das moralische Gewissen zuerst des Nachkriegsfilms, dann vor allem des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sollte jetzt wenigstens posthum an ihr Ende kommen – mitsamt dem nach ihm benannten Preis.”

5. Meta soll Giphy wieder verkaufen
(spiegel.de)
Facebooks Mutterkonzern Meta muss sich nach einer Vorgabe von britischen Wettbewerbshütern vom ursprünglich für 400 Millionen US-Dollar erworbenen Animations-Dienst Giphy trennen. Damit würden laut Behörde “Millionen Nutzer sozialer Medien geschützt sowie Wettbewerb und Innovationen in der Onlinewerbung gefördert”. Erwartungsgemäß stößt die Entscheidung beim Meta-Konzern auf wenig Begeisterung, man erwäge einen Widerspruch.

6. Interview mit Patientenmörder Niels Högel: Verfahren gegen RTL-Tochter
(rnd.de)
Die Landesanstalt für Medien NRW hat ein Verfahren gegen RTL beziehungsweise eine RTL-Tochter eingeleitet. Der Sender soll im Zusammenhang mit einem Interview mit Patientenmörder Niels Högel gegen die journalistische Sorgfalt verstoßen haben. Die JVA Oldenburg, in der Högel einsitzt, werfe der Produktionsfirma vor, das Interview mit Högel ohne Genehmigung geführt zu haben. Die mediale Aufmerksamkeit verstärke den Geltungstrieb und die Selbstinszenierung des Gefangenen. Außerdem sei sie nicht mit der Behandlung des Straftäters vereinbar.

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