Archiv für April 14th, 2021

Corona-Karten, Sat.1 am Tiefpunkt, Prekarisierung im Journalismus

1. Corona-Inzidenzwerte und ihre Abbildung in der tagesschau
(blog.tagesschau.de, Marcus Bornheim & Helge Fuhst & Juliane Leopold)
In den vergangenen Tagen war gelegentlich der Vorwurf zu hören, die “Tagesschau” habe die Deutschlandkarte mit den Corona-Inzidenzwerten manipuliert, um die Lage dramatischer aussehen zu lassen. Nun reagiert die ARD-aktuell-Chefredaktion mit dem Eingeständnis eines Fehlers: “Der Eindruck, wir hätten in der Darstellung etwas verändert, ist dadurch entstanden, dass im Fernsehen für die gleiche Karte eine andere Farbskala eingesetzt wurde. So war eine Darstellung mit helleren Farben im Umlauf. Diese Karte wurde am 17.03. auch auf Instagram verwendet. Unser Fehler war, dass wir uns innerhalb unseres Hauses nicht ausreichend abgestimmt haben und zwei verschiedene Darstellungen parallel veröffentlicht wurden.”

2. Armin Laschet braucht ein Kanzler-Coaching – von Markus Söder
(uebermedien.de, Hendrik Wieduwilt)
Dass die CDU-Kanzlerkandidatenkandidaten Armin Laschet und Markus Söder eine unterschiedliche mediale Wirkung entfalten, liegt auch an ihren “stimmlichen Führungsqualitäten”, so Hendrik Wieduwilt. Er hat die Redetechniken und den Stimmeinsatz von Laschet und Söder miteinander verglichen. Unbedingt lesenswert – nicht nur wegen des Erkenntnisgewinns, sondern weil man in Zukunft noch genauer hinhört und unter Umständen auch sein eigenes Reden überprüft.

3. Hass im Netz und kein Ende
(deutschlandfunk.de, Annika Schneider, Audio: 5:58 Minuten)
Neue Gesetze sollen den Hass im Internet zurückdrängen und die Strafverfolgung erleichtern. Anbieter Sozialer Netzwerke sollen Straftaten künftig nicht nur blockieren und löschen, sondern auch an das Bundeskriminalamt melden. Außerdem sollen auch die Androhungen von Straftaten verfolgt werden. Tipp: Bookmark anlegen wegen des angefügten Kastens mit Angeboten gegen Hass im Netz.

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4. Die Leiden der freien Schreiber
(kontextwochenzeitung.de, Peter Dietrich)
Die Ludwig-Maximilians-Universität in München hat eine Studie zur “Prekarisierung im Journalismus” durchgeführt mit, man ahnt es schon, alarmierenden Ergebnissen (PDF). Nur 31 Prozent der befragten freien Medienschaffenden könnten von dem Beruf leben, ohne weiteren Beschäftigungen nachgehen zu müssen. Peter Dietrich befürchtet, dass immer mehr freie Journalistinnen und Journalisten in PR und Öffentlichkeitsarbeit abwandern: “PR ist für Freie zwar verpönt, weil es die Unabhängigkeit gefährdet, aber oft überlebensnotwendig – da besser bezahlt.”

5. Hamburger Datenschützer eröffnet Verfahren gegen Facebook
(spiegel.de)
Der Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar hat ein Verfahren gegen Facebook eröffnet. Damit soll verhindert werden, dass der dominierende Internet-Konzern Daten von WhatsApp-Nutzerinnen und -Nutzern erhebt und zu eigenen Zwecken verarbeitet. WhatsApp werde in Deutschland mittlerweile von fast 60 Millionen Menschen genutzt und sei die mit Abstand meistgenutzte Social-Media-Anwendung, noch vor Facebook, so Caspar. Dies dürfe nicht zu einer missbräuchlichen Ausnutzung der Datenmacht führen.
Weiterer Lesetipp: Abgesaugt: “Datenlecks wie jüngst bei Facebook werden zunehmen. Bedrohlich wird die Sache durch die schiere Masse preisgegebener Informationen.” (taz.de, Daniél Kretschmar)

6. Homophobe Attacke in der Sat.1-Primetime: ein Sender am Tiefpunkt
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
Im Rahmen der Trash-Show “Promis unter Palmen” (Sat.1) wurde minutenlang eine homophobe Verbalattacke des Bordellbesitzers “Marcus Prinz von Anhalt” ausgestrahlt. Ein neuer Tiefpunkt des Privatfernsehens, wie Matthias Schwarzer findet: “Unter diesen Umständen ist Sat.1 jedoch nicht mehr als eine skrupellose Plattform für unerträgliches Proll-TV, das zur besten Sendezeit Homophobie fördert.”
Update: Nachdem der Sender die Ausstrahlung der Sendung zunächst verteidigt hatte, kam nun der Sinneswandel: “Prinz Marcus von Anhalt hat sich bei ‘Promis unter Palmen’ inakzeptabel homophob geäußert. Wir haben versucht, diese Aussagen im Umfeld und im Anschluss der Sendung einzuordnen. Aber wir müssen feststellen: Diese Einordnung war so nicht ausreichend. Deswegen haben wir uns entschieden, die Folge online von allen Plattformen zu entfernen. Prinz Marcus von Anhalt wird in Zukunft in keiner Show von Sat.1 mehr stattfinden.” Man ist versucht, ein “Warum nicht gleich so?” anzufügen, denn dem Sender war natürlich genau bekannt, wem er dort eine Bühne bot.