Archiv für Oktober 2nd, 2014

Nur echt mit Donnerkupplung

Seit einigen Tagen schwirren viele Fotos durchs Internet, auf denen zu sehen sein soll, mit was für selbstgebauten Panzerfahrzeugen die Kurden gegen die Terrormiliz “Islamischer Staat” kämpfen. Ob die Fotos echt sind oder vielmehr: ob sie das zeigen, was behauptet wird, lässt sich nur schwer überprüfen — was Bild.de gestern allerdings nicht davon abgehalten hat, ohne große Zweifel die “Panzer-Parade der Kurden-Kämpfer” zu veröffentlichen:

++ Kampf um Kurden-Enklave ++ Mit selbstgebastelten Panzern gegen ISIS

Zehn Fotos sind dort zu sehen, darunter auch dieses hier:

[Zu sehen ist ein umgebauter Tankwagen mit einer Art Pflug vorne dran. Bildunterschrift: 'Auch Baufahrzeuge haben die kurdischen Krieger umgerüstet']

Nun ist die Karre zwar kein Baufahrzeug, sondern (wie man sieht) ein Tankwagen, aber gut. Viel wichtiger scheint uns da eher die Tatsache, dass der Truck ganz bestimmt kein “selbstgebastelter Panzer” der kurdischen Kämpfer sein kann. Er stammt nämlich aus dem Film “Mad Max 2”:

[Zu sehen ist der gleiche Tankwagen, diesmal aber in einem anderen Bildausschnitt. Neben dem Wagen fährt noch ein anderes Auto mit einem kostümierten Menschen drin. Es ist ziemlich deutlich zu erkennen, dass es sich um eine Filmszene handelt.]

Nachdem wir gestern Abend auf den Fehler hingewiesen hatten, wurde die Bildunterschrift schnell geändert. Jetzt steht dort:

Zum Vergleich: So sah ein zum Panzer umgebauter Lastwagen im Film 'Mad Max' aus

Einige Leser haben vermutet, dass diese Bildunterschrift schon immer dort stand und wir uns nur einen Scherz erlaubt hätten, denn so dämlich seien ja nicht mal die Leute von “Bild”. Aber: doch. Sind sie.

Übrigens stammt die “Panzer-Parade” gar nicht von Bild.de selbst. Das Portal hat sie von der britischen “Dailymail” übernommen, die zwei Tage zuvor exakt die gleichen Fotos präsentiert hatte. Auch das Mad-Max-Bild war dabei, unter dem die “Dailymail” schreibt:

Strong resemblance: The converted Kurdish vehicles look similar to the heavily-armoured lorries in the 1979 dystopian action film Mad Max (pictured)

Aber das hat der zuständige Artikel-Kopierer von Bild.de wohl leider übersehen.

Mit Dank an Heiko W., Dominik von R. und Christoph L.

Helmut Markwort, Nicolaus Fest, New York Times

1. “News zu News bei Google”
(google-produkte.blogspot.de, Philipp Justus)
Nach einer via der Verwertungsgesellschaft VG Media von deutschen Printverlegern eingereichten Klage kündigt Google an, “Snippets und Thumbnails einiger bekannter Webseiten wie bild.de, bunte.de oder hoerzu.de nicht mehr anzeigen, also jener Verlage, die in der VG Media organisiert sind. Für diese Seiten werden wir nur noch den Link zum Artikel sowie dessen Überschrift anzeigen.”

2. “Verlage empört: Jetzt will Google nicht mal mehr ihr Recht verletzen!”
(stefan-niggemeier.de)
VG Media reagiert mit einer Pressemitteilung unter dem Titel “Google erpresst Rechteinhaber” (vg-media.de, PDF-Datei) auf die Nachricht. Stefan Niggemeier schreibt dazu: “Die Verlage haben sich zuerst darüber beklagt, dass Google ihre Inhalte (angeblich) rechtswidrig nutzt. Nun beklagen sie sich darüber, dass Google ihre Inhalte nicht mehr rechtswidrig nutzt. Man kann den Irrsinn kaum noch angemessen kommentieren.”

3. “Mutig: Reporter bringen die Welt nach Nordkorea”
(ndr.de, Video, 8:55 Minuten)
Journalisten, die Bilder aus der Welt nach Nordkorea schmuggeln. Und Journalisten, die Bilder aus Nordkorea herausholen und der Welt zeigen.

4. “Fakten, Fakten, Fakten”
(zeit.de, René Martens)
Helmut Markwort, Mitglied des Aufsichtsrats des FC Bayern München, steht unter Verdacht, in seiner Zeit als “Focus”-Chefredakteur unter dem Pseudonym Moritz Rodach “Focus”-Texte über den Fußballverein verfasst zu haben.

5. “Nicolaus Fest verlässt die ‘Bams’-Chefredaktion”
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Wie die Axel Springer AG mitteilt, verlässt Nicolaus Fest “das Unternehmen auf eigenen Wunsch, um in Zukunft als freier Journalist zu arbeiten”. Uwe Mantel schreibt: “Zuletzt fiel Nicolaus Fest, seit 2013 stellvertretender Chefredakteur der ‘Bild am Sonntag’, mit seinem Kommentar ‘Islam als Integrationshindernis’ auf, für den die ‘BamS’ auch eine Rüge durch den Presserat kassierte.” (BILDblog berichtete).

6. “Here’s The Unfortunate Math That Will Likely Force The New York Times To Make Even More Cuts…”
(businessinsider.com, Henry Blodget, englisch)
Henry Blodget rechnet aus, wie viele Journalisten die “New York Times” im digitalen Zeitalter beschäftigen könnte: “So the New York Times might eventually be able to support a newsroom budget of $140 million as compared to the ~$200 million budget it has today. Using the same $150,000-per-journalist all-in estimate, this budget would support ~930 top-notch journalists. (…) But 930 journalists is about 300 fewer than the New York Times will employ after this latest round of cuts.”