Archiv für September 25th, 2013

Anschlussverwendung: Augenarzt

Für die Fraktions-Mitglieder der FDP brechen schwere Zeiten an. Nach dem verpassten Einzug in den Bundestag müssen einige von ihnen wohl auf Jobsuche gehen. Nur gut, dass die meisten vor ihrer politischen Karriere noch einen anständigen Beruf gelernt haben.

Philipp Rösler zum Beispiel ist Arzt. Genauer gesagt:

Augenarzt

(Abendblatt.de, 24.10.2009)

Augenarzt

(“Rheinische Post”, 24.10.2009)

Augenarzt

(“Rheinische Post”, 27.10.2009)

Augenarzt

(“FAZ”, 29.10.2009)

Augenarzt

(“Stuttgarter Zeitung”, 03.02.2010)

Augenarzt

(“Focus”, 08.03.2010)

Augenarzt

(“Stuttgarter Zeitung”, 07.04.2010)

Augenarzt

(“Badische Zeitung”, 18.06.2010)

Augenarzt

(“Stuttgarter Zeitung”, 18.06.2010)

Augenarzt

(“Süddeutsche Zeitung”, 07.10.2010)

Augenarzt

(“Der Spiegel”, 11.10.2010)

Augenarzt

(“FAZ”, 22.01.2011)

Augenarzt

(“Financial Times Deutschland”, 04.04.2011)

promovierter Mediziner, Fachrichtung Augenheilkunde

(“Kölnische Rundschau”, 06.04.2011)

Augenarzt

(“Badische Zeitung”, 02.09.2011)

Augenarzt

(“Abendzeitung”, 14.12.2011)

Augenarzt

(“taz”, 10.02.2012)

Augenarzt

(“Financial Times Deutschland”, 26.07.2012)

Augenarzt

(Faz.net, 19.10.2012)

Ex-Augenarzt

(“Aachener Nachrichten”, 06.03.2013)

Augenarzt

(“FAZ”, 02.08.2013)

Augenarzt

(“Die Welt”, 12.09.2013)

Augenarzt

(“B.Z.”, 24.09.2013)

Dementsprechend weiß “Spiegel Online” auch ganz genau, wie es für Rösler nach der Wahlschlappe beruflich weitergehen könnte:FDP-Spitzenpolitiker: Dann halt Augenarzt
Rösler gehöre zu jenen FDP-Politikern, “die wohl die größten Chancen haben, noch einmal neu anzufangen”, schreibt “Spiegel Online”. Denn er verfüge “über eine medizinische Ausbildung, auch wenn er seinen Facharzt für Augenheilkunde einst seiner politischen Karriere opferte.”

Sollte es mit der Politik jetzt nichts mehr werden, kann Rösler also immer noch … Moment mal kurz. Er “opferte” seine Facharztausbildung seiner politischen Karriere? Heißt das etwa: Rösler ist gar kein Augenarzt?

ACHTUNG, wichtiger Hinweis: Entgegen vielerlei Presseartikeln und Berichten bin ich NICHT Facharzt für Augenheilkunde, sondern von Beruf einfach Arzt.

Diese Mitteilung stammt von Philipp Rösler selbst. Er hat sie auf seiner Internetseite veröffentlicht – vor vier Jahren. Und trotzdem sind viele Journalisten immer noch fest davon überzeugt, Rösler sei gelernter Augenarzt. Die Beispiele reichen bis ins Jahr 2003 zurück. Selbst die “New York Times” bezeichnete Rösler vor wenigen Monaten als “ophthalmologist”, korrigierte den Fehler aber, nachdem wir sie darauf aufmerksam gemacht hatten.

Auch hier im Blog haben wir auf den Augenarzt-Irrtum hingewiesen, das erste Mal vor vier Jahren. Vor zwei Jahren dann erneut. Und dieses Jahr schon wieder. Aber: nix zu machen.

Auch wenn Philipp Röslers Tage als FDP-Chef vorerst gezählt sind — eines wird er immer bleiben.

Mit Dank an die vielen Hinweisgeber.

Barrierefreiheit, Breaking Bad, Netzpolitik

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Barrierefreier Journalismus? Die großen Online-Zeitungen im Praxis-Check”
(berlinergazette.de, Katrin Dinges)
Katrin Dinges, die im Internet per Screenreader liest, testet die Barrierefreiheit von Nachrichtenportalen: “Drei von zwölf Websites waren wirklich schlecht gemacht: Spiegel Online, Bild.de und Geo.de, letztere leider das absolute Schlusslicht. Die anderen Seiten hatten alle die eine oder andere Hürde – wie beispielsweise Barrieren bei der Newsletterabonnierung, Spaltenstruktur, umständliche, überladene (Unter-)Seitengestaltung und Social-Network-Links oder Werbung an wirklich unpassenden Stellen.”

2. “Experimentelle Autorenplattform mit Aussicht auf Erfolg”
(golem.de, Steve Haak)
Golem.de preist das eigene Honorarmodell, “nach dem Autoren am Erfolg ihres Beitrages ebenso wie am Risiko beteiligt werden”: “Überschreiten die Artikelabrufe innerhalb einer Woche nach Veröffentlichung die Reichweite, die das Basishonorar abdeckt, erhält der Autor die vereinbarte alternative Vergütung, sonst erhält er das vereinbarte Mindesthonorar.”

3. “Why We’re Shutting Off Our Comments”
(popsci.com, Suzanne LaBarre, englisch)
Die Website “Popular Science” beendet die Möglichkeit, Artikel zu kommentieren: “Everything, from evolution to the origins of climate change, is mistakenly up for grabs again. Scientific certainty is just another thing for two people to ‘debate’ on television. And because comments sections tend to be a grotesque reflection of the media culture surrounding them, the cynical work of undermining bedrock scientific doctrine is now being done beneath our own stories, within a website devoted to championing science.”

4. “Inside the Breaking Bad writers’ room: how Vince Gilligan runs the show”
(theguardian.com, Brett Martin, englisch)
Siehe dazu auch “Im ‘Breaking Bad’ Writer’s Room” (drama-blog.de, Video, 8:39 Minuten).

5. “Visualisierungen & Daten zur Bundestagswahl 2013”
(netzpolitik.org, Lorenz Matzat)
Eine Zusammenstellung verschiedener Grafiken, die die Ergebnisse der Bundestagswahl auswerten.

6. “Netzpolitik: Das Ende einer Ära”
(mspr0.de)
“Vermutlich hatte der Deutsche Ruderverein einen größeren Impact auf diese Wahl als die Netzgemeinde”, resümiert Michael Seemann die Bundestagswahl und blickt zurück: “Mein damaliges Bauchgefühl zur politischen Relevanz des Netzes war inzwischen einer Gewissheit gewichen. Der Kampf gegen Zensursula, der da aus dem Nichts zu einer (aus damaliger Sicht) gigantischen Woge des Protestes ermergierte ließ uns von einer neuen Politik träumen. Wir wussten nur noch nicht welcher.”