Archiv für September 19th, 2013

Bild  

“Bild zur Wahl”

Übermorgen, am Tag vor der Bundestagswahl, will die Axel Springer AG eine Sonderausgabe der “Bild”-Zeitung veröffentlichen. Die “Bild zur Wahl” soll in einer Auflage von über 40 Millionen Exemplaren erscheinen und gratis an alle Haushalte in Deutschland verteilt werden.

So wird sie aussehen, die “Bild zur Wahl”:
Auf die Zettel, fertig, los! PROST WAHLZEIT! Ab ins Wahl-Lokal! Ran an die Urne - Eintritt ist frei! Je mehr Prozent, desto besser! So jung wählen wir nie wieder zusammen! Auf einem Kreuz kann man nicht stehen! Wer nicht wählt, wird Wirt! Von 8 bis 18 Uhr geöffnetGegen die Zustellung dieser Gratis-Zeitung können Sie sich wehren.

Sie müssen lediglich am Briefkasten kenntlich machen, dass Sie die Zeitung nicht haben wollen. Zum Beispiel damit:Meine Wahl: Keine "Bild zur Wahl"!

Einfach ausdrucken, ausschneiden und gut sichtbar an den Briefkasten kleben. Am besten schon heute oder morgen, damit die Leute von der Post sich darauf einstellen können und den ganzen Müll nicht unnötig durch die Gegend schleppen müssen.

Eine E-Mail-Aktion wie im vergangenen Jahr wird es diesmal nicht geben. Ein expliziter Hinweis am Briefkasten sollte als Widerspruch aber ausreichen.

Laut Verlag soll es in der Ausgabe übrigens allein darum gehen, “die Bürger für das Wählen an sich zu begeistern”. Und Parteiwerbung werde es darin grundsätzlich nicht geben. (Ist auch nicht nötig, das hat “Bild” schließlich alles schon in den letzten Wochen erledigt.)

Stattdessen gibt’s zum Beispiel einen Rückblick auf 60 Jahre Wahlkampf, die aktuellen Wahlprogramme im “BILD-Check” und die überraschende Erkenntnis, dass Politiker “auch nur Menschen” sind (Nikolaus Blome).

Neben Helmut Kohl und Gerhard Schröder kommen vor allem auch jede Menge “Promis” zu Wort, die den Kanzlerkandidaten mehr oder weniger interessante Fragen stellen durften.

Til Schweiger zum Beispiel will von der Kanzlerin wissen, was “das Dümmste” war, das je über sie in der Zeitung stand, und was sie dem Autor “gern sagen” würde. Springer-Mitarbeiter Christian Ulmen fragt, welcher Planet Peer Steinbrück gerne wäre. Und Heino will von Steinbrück wissen:

Warum wollen Sie nicht, dass ich das Bundestverdienstkreuz bekomme?

Steinbrücks Antwort:

Für die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes gibt es strenge Regeln. An die müssen sich alle halten.

Äh … ja. Sie sehen: Auch auf diese Ausgabe kann man getrost verzichten.

Michael Glos, Obdachlose, China

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Altpolitiker: Wie war das mit den Medien?”
(ndr.de, Video, 6:46 Minuten)
Politiker blicken zurück auf ihre Beziehung zu den Medien, so Michael Glos auf eine Zusammenarbeit mit “Bild am Sonntag” anlässlich seines Rücktritts 2009.

2. “Sehr komisch, Herr Sonneborn! Die PARTEI legt DNN aufs Kreuz – ‘Drobs’ ist empört”
(dnn-online.de, M. Arndt)
Die “Dresdner Neuste Nachrichten” berichten über Obdachlose, “die mit ihrer Zeitung am Sonntag auf dem Dresdner Neumarkt die Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) unterstützen wollten”.

3. “Leitfaden: Wie Journalisten an Dokumente kommen”
(danieldrepper.de)
Die Diplomarbeit von Daniel Drepper (PDF-Datei) befasst sich mit der Frage, “wie Journalisten mit dem Informationsfreiheitsgesetz Originaldokumente beantragen” können.

4. “Warum das neue Open-Data-Portal der Schweiz Journalisten in die Pflicht nimmt”
(blogs.tageswoche.ch, David Bauer)
David Bauer kommentiert das neue Portal Opendata.admin.ch: “Nach wie vor schrecken viele Journalisten bereits vor einer Excel-Tabelle zurück und lassen sich lieber von Experten (und Interessensvertretern) fertige Aussagen servieren, als selber ins Datenmaterial einzutauchen. Datenjournalismus wird als Modeerscheinung abgetan, dabei ist es nichts als Journalismus, der mit Daten arbeitet. (…) Es hilft nichts, wenn Datensätze offen im Netz stehen und die meisten Journalisten sie nicht nutzen.”

5. “Wider die Gerüchtetreiber”
(berliner-zeitung.de, Inna Hartwich)
Medien in China: “Chinas Medienlandschaft ist heute durchaus bunt und differenziert – vor allem im Vergleich zum trostlosen Einerlei der 80er- und 90er-Jahre, in denen Inhalt, Sprache und Layout der Blätter sich ähnelten wie ein Ei dem anderen. (…) Allzu kritische Geister unter den Journalisten haben es jedoch schwer.”

6. “Wie dschungelig ist ‘Promi Big Brother’?”
(ulmen.tv, Peer Schader)