Archiv für Juli 4th, 2013

Mit Wikipedia wär’ das nicht passiert

Man darf sich als Journalist ja nicht allzu sehr auf Wikipedia verlassen. Es gibt aber auch Fälle, bei denen ein kurzer Recherche-Abstecher dorthin gar nicht so verkehrt gewesen wäre.

Drei kleine Beispiele.

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In der morgendlichen Belanglosigkeits-Klickstrecke “10 um 10” präsentierte Bild.de heute “zehn witzige Fehlermeldungen aus dem Internet”. Darunter auch diese hier:[Bilunterschrift:] Für alte Hasen: Wer früher mit MS-DOS gearbeitet hat, bekommt beim Aufruf dieser 404-Seite einen gehörigen Schreck

Kleiner Hinweis für die “alten Hasen” von Bild.de: Diese Fehlermeldung trat bei AmigaOS auf – nicht bei MS-DOS.

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Zu einem ganz anderen Thema. Gestern wurde in einem Glascontainer in Meerbusch der Kopf eines Tieres gefunden. Laut Bild.de handelte es sich dabei um “den fachmännisch abgetrennten Kopf eines Rotwild-Rehs.” Ah ja. Interessant. Vor allem, weil Rehe und Rotwild in etwa so viel gemeinsam haben wie AmigaOS und MS-DOS.

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Moment – eine Gemeinsamkeit fällt uns da doch ein: Sie leben beide nicht auf Hashima. Dort lebt allerdings auch sonst nicht besonders viel. Denn Hashima ist eine verlassene Insel im Ostchinesischen Meer. Sie diente als Vorlage für einige Kulissen im James Bond-Film “Skyfall”. Bild.de erklärt nun, was es mit dieser Geister-Insel auf sich hat:

Die ehemalige Residenz von 5000 Minenarbeitern wurde 2009 geschlossen, weil die Bausubstanz der Gebäude so schlecht war, dass die Sicherheit der Bewohner nicht mehr gewährleistet werden konnte. In kürzester Zeit wurde die Insel evakuiert und ist seither verlassen. Heute dürfen Touristen nur noch mit einem Boot daran vorbei fahren.

Na ja, das ist höchstens viertelrichtig. Denn geschlossen wurde die Insel schon 1974. Und seit 2009 ist sie wieder zugänglich für Touristen.

Mit Dank an Henning, Dieter S., Jens G. und Kai-Oliver K.

Autsch! Schade!

Sabine Lisicki ist soeben ins Finale des Tennisturniers von Wimbledon eingezogen.

Um 17.36 Uhr war sie bei Bild.de schon raus:

Wimbledon-Halbfinale: Autsch! Schade! Bine raus!

Mit Dank an Kai L., Dominik M. und Felix W.

Süddeutsche Zeitung, Autorisieren, Bild Plus

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Gefräßiges Monster Israel”
(juedische-allgemeine.de, Michael Wuliger)
Eine Karikatur in der “Süddeutschen Zeitung” vom 2. Juli: “Ohne Ernst Kahls Illustration wäre an dem Text von Heiko Flottau nichts auszusetzen. Und ohne dessen Text wäre Kahls Bild harmlos. Erst in der Kombination von beiden plus der Bildunterschrift entsteht der bewusst bösartige Effekt, der an schlimmste, in Konsequenz mörderische antijüdische Hetze erinnert. Zu verantworten hat das allein die Redaktion der Süddeutschen Zeitung, in deren Ressort ‘Das politische Buch’ Text und Zeichnung erschienen sind.” Siehe dazu auch die Stellungnahme der Redaktion.

2. “‘Nicht kreativ genug’: Eine Porno-Ente erobert die Schlagzeilen”
(irights.info, John Weitzmann und Till Kreutzer)
Ein Beschluss des Landgerichts München führt zu Schlagzeilen: “Man gewinnt den Eindruck, hier sei ein Grundsatzurteil über das Urheberrecht bei Pornos ergangen. (…) Vielmehr ist hier nur das deutsche Prozessrecht am Werk.”

3. “Markus Wiegand über das Autorisieren von Interviews”
(newsroom.de, Markus Wiegand)
Markus Wiegand führt ein Interview mit NZZ-Chefredakteur Markus Spillmann – und dieser will es gar nicht autorisieren: “Anfangs freute ich mich, aber schnell dämmerte mir beim Schreiben, dass ich durch seinen Verzicht nicht ein Problem weniger hatte, sondern eins mehr.”

4. “BildPlus: Wer soll das bezahlen?”
(zapp.blog.ndr.de, Fiete Stegers)
Fiete Stegers testet “Bild Plus”, das Bezahlprogramm von “Bild”: “Es zeigt sich also das Problem, dass sich schon von Anfang an abzeichnete: Die typischen ‘Bild’-Inhalte eignen sich kaum als Premium-Bezahl-Content. Exklusiv-Infos erschöpfen sich bei ‘Bild’ meist in wenigen Zeilen, deren Kern dann von anderen Nachrichtenagenturen und anderen Medien weitergetragten wird: Kaum Anreiz für Nutzer, dann für das ‘Bild’-Original extra ein Abonnent abzuschließen.”

5. “‘Bist ja blöd! Kannst auch mal was hinschicken'”
(spiegel.de, Peter Wagner)
Illustratorin Birgit Schössow hat dieses Jahr schon drei Titelblätter des “New Yorker” gestaltet.

6. “Perfektionistenverband vertagt Gründungstreffen, weil Einladung seit acht Jahren überarbeitet wird”
(kojote-magazin.de)