Sie hatten sich immerhin die Mühe gemacht, das Ganze als Frage zu formulieren:
Flog der Stürmer aus dem Kader, weil er vorm Köln-Spiel Party machte?
Andererseits ließ der Text, der da am Mittwoch in der Dresdner Regionalausgabe von “Bild” erschien, aber eigentlich keine großen Zweifel, dass der Dynamo-Stürmer Lynel Kitambala bei der Partie gegen des 1. FC Köln nicht aufgestellt worden war, weil er am Wochenende vor dem Spiel eine Disko besucht hatte:
Wurde der Angreifer etwa aus disziplinarischen Gründen nicht berücksichtigt?
“Nein”, dementiert [Trainer Peter] Pacult. “Ich gehe davon aus, dass er nächste Wocje wieder dabei ist.”
Merkwürdig jedoch: Nach dem Spiel machten Gerüchte von einem nächtlichen Disko-Ausflug Kitambalas die Runde. Der bis Saisonende vom französischen Top-Klub Saint-Etienne ausgeliehene Angreifer soll von Freitag auf Samstag im “Kraftwerk Mitte” in Dresden Party gemacht haben.
Eine Disko-Besucherin bestätigt das gegenüber BILD: “Ja, Kitambala hat bis tief in die Nacht im VIP-Bereich gefeiert.”
Nachdem auch andere Medien über den angeblichen Disko-Ausflug Kitambalas berichtet hatten, veröffentlichte Dynamo Dresden eine “Richtigstellung”:
Mit Verwunderung und großem Ärger haben die SG Dynamo Dresden und Lynel Kitambala am Mittwoch drei Medienberichte über einen angeblichen Disko-Besuch des Stürmers in der Nacht von Freitag zu Samstag zur Kenntnis genommen. […]
Die SG Dynamo Dresden stellt dazu fest:
- Die öffentlichen Mutmaßungen und Behauptungen, dass Lynel Kitambala in der Nacht von Freitag zu Samstag im “Kraftwerk Mitte Party gemacht” hat, sind falsch.
- Lynel Kitambala hat gegenüber den Verantwortlichen der SG Dynamo Dresden versichert, dass er die Diskothek an dem besagten Tag nicht besucht hat.
- Die SGD stellt außerdem fest, dass Lynel Kitambala in der Nacht von Freitag zu Samstag weder im “Kraftwerk Mitte” noch in einem VIP-Bereich einer anderen Dresdner Diskothek zu Gast war.
- Es gibt zwischen diesem angeblichen Disko-Besuch und der Nichtnominierung von Lynel Kitambala für das Spiel gegen den 1. FC Köln keinen Zusammenhang, da Kitambala – wie bereits festgestellt – nicht in der Diskothek anwesend war und da Peter Pacult diese Information vor dem Spiel gegen Köln überhaupt nicht hatte, sondern erst von den Mutmaßungen der Zeitungen am Mittwoch Kenntnis von dem Gerücht erhalten hat.
- Die Veranstalter des “Kraftwerk Mitte” haben gegenüber der SG Dynamo Dresden eindeutig und schriftlich bestätigt, dass Lynel Kitambala definitiv nicht in der besagten Nacht im “Kraftwerk Mitte” zugegen war.
- Die SG Dynamo Dresden stellt darüber hinaus fest, dass eine andere Person im “Kraftwerk Mitte” im VIP-Bereich zu Gast war, mit der Lynel Kitambala von der erwähnten Besucherin offenbar verwechselt worden ist.
- Grundlage der genannten Artikel war folglich eine auf einer Verwechslung beruhende und keine stichhaltige Recherche seitens der veröffentlichenden Medien.
Die SG Dynamo Dresden kritisiert diese unsorgfältige Berichterstattung. In einer Phase, in der genug tatsächliche Probleme bestehen, ist eine auf Schlagzeilen ausgerichtete und nicht den Fakten entsprechende Berichterstattung im Hinblick auf eine positive Entwicklung des Vereins in der näheren Zukunft außerordentlich kontraproduktiv. Ein Zeichen von Stil wäre es, wenn die betreffenden Autoren und Zeitungen nicht nur eine Richtigstellung abdrucken, sondern auch – mit Blick auf die persönlichen Folgen solcher Falschberichterstattung für den Betroffenen – Worte des Bedauerns finden würden.
Worte des Bedauerns waren es nicht unbedingt, aber so ein bisschen reagierte Bild.de immerhin — und lackierte den Artikel einfach komplett um. Der Text, dessen URL zuvor auf “kitambala-disko-statt-dynamo-dresden-29580420.bild.html” geendet hatte, steht nun unter “kitambala-bestreitet-disko-besuch-29580420.bild.html”:
Wirbel um Lynel Kitambala! Nach der überraschenden Verbannung auf die Tribüne vorm Spiel gegen den 1. FC Köln (0:2) machten Gerüchte über einen angeblichen Disko-Besuch des Angreifers in der Nacht vom Freitag auf Samstag berichtet.
Von dem verunglückten Satzbau mal ab: Wer hatte noch mal maßgeblich zur Verbreitung dieser “Gerüchte” beigetragen?
Mit großem Dank an Rico K.!