Archiv für September, 2011

Gehirne, Kalauer, Drohnen

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Leser in die Röhre”
(sueddeutsche.de, Werner Bartens)
Zusammen mit Ernst Pöppel, dem “Boulevard-Wissenschaftler unter den Hirnforschern”, plant “Bild”, Hirnaktivitäten beim Lesen des Blatts zu messen. “Die Zeitung geht zur Markenpflege direkt an die Schnittstelle der Leser-Blatt-Bindung – in der Fußballsprache würde man sagen, dahin, wo es wehtut: ins Gehirn des Lesers.”

2. “Nur keine Häme gegen Talkshows!”
(zeit.de, Lutz Hachmeister)
“Der österreichische Philosoph Robert Pfaller hat kürzlich bemerkt, dass in den Talkshows der 1970er und 1980er Jahre noch Gesamtpersönlichkeiten als Gäste gefragt gewesen seien, heute fast nur noch ‘one-trick-ponys’ – also Figuranten, von denen dramaturgisch eine ganz bestimmte Haltung erwartet wird. Die Talkshows sind heute scripted reality, in der Oskar Lafontaine oder Gregor Gysi ihre feste Funktion haben wie einst Slatko und Jürgen bei Big Brother.”

3. “Wie ich die Finanzkrise bewältigte”
(freitag.de, Michael Angele)
Michael Angele liest Feuilletons zur Finanzkrise: “Unschärfen und Inkompetenzen liegen nicht auf der Seite von uns ­Beobachtern, das Finanzsystem selbst produziert sie. Und zwar systematisch. Der Beweis? Die Krise natürlich.”

4. “Neues aus Kalau”
(noemix.twoday.net)
Kalauer mit Namen in Zeitungsüberschriften: “Manchmal ist der Unterschied zwischen einem Kindergarten und einer Zeitungsredaktion nicht leicht zu erkennen.”

5. “ARD und Fraunhofer proben die Totalüberwachung”
(ccc.de)
Das SWR-Sommerfest in Heidenheim am kommenden Sonntag wird “von fliegenden Drohnen, Heliumballons, Funk-Sensornetzen, Infrarotkameras und Webcams” überwacht.

6. “Ein Missverständnis namens Mindesthaltbarkeitsdatum”
(faz-community.faz.net/blogs/supermarkt, Peer Schader)
Im “Supermarktblog” macht Peer Schader darauf aufmerksam, dass ein überschrittenes Mindesthaltbarkeitsdatum noch keinen ungenießbaren Joghurt macht: “Wer minimale Cremigkeits-Abstriche in Kauf nimmt, kann den Becher auch noch Tage später auslöffeln. Wenn er vorher die Anstrengung in Kauf nimmt, die Folie abzuziehen und höchstpersönlich zu testen, ob der Joghurt noch gut ist. Riechen und schmecken nennt man das. Irgendwie müssen wir das verlernt haben.”

Pedalisten, Oettinger, Neven DuMont

6 vor 9

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1. “Die ‘Sächsische Zeitung’ und das Internet – oder: die verlorene Ehre eines Lehrers”
(flurfunk-dresden.de, owy)
“In den sozialen Netzwerken beobachten die Lehrer anonym das Internet-Verhalten ihrer Schüler” steht in einem Artikel in der “Sächsischen Zeitung”. “Wohl kaum. Völliger Unsinn, genaugenommen. Man drehe das mal weiter: Was wäre eigentlich los, würden sich Journalisten anonym mit Pseudonym in soziale Netzwerke einschleichen – und die Leser beobachten?! Ohgottohgottohgott!”

2. “Spiegel der Gesellschaft?”
(weltraumer.de)
“Spiegel Online” beleuchtet den Konflikt zwischen “Pedalisten” und “Blechfreunden”, zufällig das aktuelle Thema der Printausgabe, mit einer Klickstrecke, die aus Zitaten aus verschiedenen Foren besteht: “Im Internet wird über alles und jedes diskutiert, gestritten und geschimpft. Daraus Beweise für ein gesamtgesellschaftliches Phänomen zu stricken, ist schon arg windig und fragwürdig.”

3. “Autobrände: Gegensätzliche Medienstrategien”
(ndr.de, Video, 4:50 Minuten)
Wie die Medien, darunter “Bild” und “Spiegel”, mit den derzeit häufigen Fahrzeug-Brandstiftungen in Berlin umgehen.

4. “‘Bild’-Idee: Oettinger holt Flagge wieder ein”
(ftd.de, Peter Ehrlich)
Ein Vorstoß von Günther Oettinger forderte, dass “Flaggen von Euro-Staaten, die auf Hilfskredite angewiesen sind, künftig vor den Brüsseler Institutionen auf halbmast wehen” sollen. Ein irischer Journalist wollte wissen, woher diese Idee kommt. “Darüber habe Oettinger vorher mit der Chefredaktion der Zeitung gesprochen. So also bringt ‘Bild’ Ideen in die Welt.”

5. “Zeigst du noch Haltung oder buckelst du schon?”
(christundwelt.de, Wolfram Weimer)
TV-Talkshows “laufen dem Parlament den Rang ab”, beobachtet Wolfram Weimer: “Das Koordinatensystem unserer Willensbildung verschiebt sich derartig ins Mediale, dass veritable Minister achselzuckend erklären: Eine Illner-Sendung ist heute wichtiger als zehn Bundestagsdebatten. Wenn die Welt des Inszenatorischen aber so wichtig wird, mutiert das Mediensystem dann nicht zu einer Derivate-Szene des Politischen?”

6. “Vom Kampf darum verstanden zu werden”
(fr-online.de, Arno Widmann)
Der zweite Roman des Printverlegers Alfred Neven DuMont nennt sich “Vaters Rückkehr”, “ein Buch über einen Vater-Sohn-Konflikt aus der Sicht des Sohnes. Das ist mehr als interessant.”

Bild  

Die Achse des Busen

“Dümmer geht’s nicht!”, “POP-DUMMCHEN INDIRA”, “Der dämlichste TV-Auftritt des Jahres” und “Dass auch zwischen ihren Ohren Silikon steckt, das wussten wir nicht.” — mit solchen Superlativen verreißt “Bild” heute den Auftritt der Pop-Sängerin Indira Weis in der Polit-Satiresendung “Entweder Broder — Die Deutschland-Safari”:

POP-DUMMCHEN INDIRA Der dämlichste TV-Auftritt des Jahres

Nun mag man von Indiras Verschwörungstheorien halten, was man will, aber “Bild” — nicht eben bekannt als Sturmgeschütz der Aufklärung — bekleckert sich auch nicht gerade mit Ruhm:

Ebenfalls sonnenklar für Indira: “Die Amerikaner haben Osama selbst gezüchtet und brauchen sich nicht zu wundern, wenn er mal zurückschlägt!” Bin Laden, ein echter US-Frankenstein?

Zum einen liegt Indira hier eigentlich gar nicht so falsch. Es ist hinlänglich bekannt, dass die USA zur Zeit der sowjetischen Besatzung in Afghanistan die Mudschaheddin, aus denen später al-Qaida hervorging, und damit auch Osama bin Laden logistisch unterstützt haben. Zum anderen verwechselt “Bild” einmal mehr die Kreatur mit ihrem Schöpfer Frankenstein.

Bizarrer Höhepunkt dann am Ende des “Bild”-Artikels:

Bizarrer Höhepunkt dann am Ende, beim Gespräch über ihre Silikon-Brüste: “Schwerkraft ist der Feind des Bösen. Merk dir meine Worte”, so Indira zu Broder. Häh? Schwerkraft ist was…?

Tatsächlich sagte Indira nämlich “Schwerkraft ist der Feind des Busen“. Das geht auch ganz klar aus dem Zusammenhang des Dialogs zwischen Broder und Indira hervor (ARD-Mediathek, ab 11:21):

Broder: Dein Busen ist echt?

Indira: Nö, kann so ein Busen echt sein?

Broder: Können solche Augen lügen?

Indira: Ne, Schwerkraft ist der Feind des Busen. Merk dir meine Worte.

“Dümmer geht’s nicht”? Von wegen!

Mit Dank an die vielen Hinweisgeber!

Angestellter des Monats

Der Satiriker Martin Sonneborn hat es wieder geschafft. Mit seiner provokativen Plakataktion im Berliner Wahlkampf hat er so viel Aufsehen erzeugt, dass auch Spiegel Online ein Video über die neuste Polit-Episode des “Titanic-Chefs” oder “Titanic-Chefredakteurs” produzierte.

"Die Partei" sorgt für Wirbel im Berliner Wahlkampf. "Ick bin ein Obama" , titelt ein Wahlplakat, das Parteichef und Titanic-Chefredakteur Martin Sonneborn als Obama-Double zeigt.

Allein: Chefredakteur der Satirezeitschrift “Titanic” ist Sonneborn schon seit 2005 nicht mehr. Stattdessen arbeitet er nun für verschiedene Medien wie zum Beispiel die “heute show” und “Spam” — die Satire-Rubrik von Spiegel Online.

Helmut-Maria Glogger, Kreuzritter, Legoland

6 vor 9

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1. “Fail!”
(theeuropean.de, Martin Eiermann)
Das Panorama-Ressort von “Spiegel Online”: “Im Gefühl der Schadenfreude sind Normen und Hierarchien vergessen, wenn sich der Leser mit dem Promi scheinbar auf Augenhöhe wähnt. Auf einmal erscheint der Gegenüber genauso herrlich menschlich wie man selbst. Ein bisschen gefühlte Emanzipation, ein bisschen Voyeurismus – mehr braucht es nicht zum Glücklichsein.”

2. “Roche legt sich mit Ringier an”
(tagesanzeiger.ch, Daniel Arnet)
Helmut-Maria Glogger legt in einer Kolumne von “Blick am Abend” nahe, Autorin Charlotte Roche habe den Roman “Schossgebete” nicht selbst geschrieben. “Nach einer Anfrage durch Tagesanzeiger.ch/Newsnetz beim Buchverlag wusste man zunächst nichts von diesem Artikel – das, obwohl in der Adressatenzeile von Gloggers Kolumne die Presseleiterin von Piper eingefügt war. Obwohl die Rubrik ‘Glogger mailt’ heisst, hat er offenbar Hemmungen, seine Texte auch wirklich abzuschicken.”

3. “Das Korrektiv im Internet”
(fluter.de, Andi Weiland)
Andi Weiland stellt verschiedene Watchblogs vor.

4. “Frauenmagazin für die Islamistin”
(wissen.dradio.de, Audio, 7:02 Minuten)
Stephanie Doetzer macht sich auf die Suche nach Leserinnen des Internet-Magazins “Al-Shamikha”. “Kaum einer der westlichen Autoren scheint sich die Mühe gemacht zu haben, das Magazin zu lesen, beziehungsweise übersetzen zu lassen.”

5. “Im Netz der Islamfeinde”
(berlinonline.de, Steven Geyer und Jörg Schindler)
Unter dem Titel “Kreuzritter 2.0” verkaufen die “Frankfurter Rundschau” und die “Berliner Zeitung” heute die gleiche Titelgeschichte. Es geht darin um Recherchen zum islamkritischen Blog Politically Incorrect.

6. “Legoland erklärt Unabhängigkeit von Dänemark”
(der-postillon.com)

Bild  

Der Milchmädchenatlas von Bremen

Die Bremer Regionalausgabe von “Bild” bietet ihren Lesern heute einen ganz besonderen Service:

BILD ZEIGT BREMENS ERSTEN EINBRUCHS-ATLAS In diesen Stadtteilen leben Sie gefährlich

Doch bei “Bremens erstem Einbruchs-Atlas” handelt es sich — nicht nur aufgrund mangelnder Konkurrenz — auch gleichzeitig um Bremens nutzlosesten Einbruchsatlas. Denn die Grafik von “Bild” zeigt lediglich die Gesamtzahl der 2010 gemeldeten Wohnungseinbrüche verteilt auf die einzelnen Stadtteile an, während die naturgemäß völlig unterschiedlichen Einwohnerzahlen der einzelnen Verwaltungseinheiten nicht berücksichtigt werden. Stadtteile mit höherer Einwohnerzahl werden dadurch automatisch “gefährlicher” eingestuft als solche mit einer niedrigeren.

Anders ausgedrückt: Nur weil in Liechtenstein nach absoluten Zahlen weniger Morde geschehen als etwa in China, heißt das noch lange nicht, dass Chinesen gefährlicher leben.

BILDblog-Leser Alexander Horn hat sich die Mühe gemacht, die Einwohnerzahl in die Statistik mit einzubeziehen und auf Basis der “Bild”-Zahlen eine neue Grafik zu erstellen — mit teilweise stark abweichendem Ergebnis:

Übrigens, was “Bild” ebenfalls unterschlägt: Seit 2009 ist die Anzahl an Einbruchsdiebstählen in Bremen um ganze 15,4 Prozent zurückgegangen.

Harald Schmidt, Frauenquote, Julian Assange

6 vor 9

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1. “Großes Pathos garniert mit Eigenwerbung”
(evangelisch.de, Christian Bartels)
Christian Bartels rezensiert die gestrige “Bild”: “Zweifellos gibt es viele schlimmere ‘Bild’-Zeitungs-Ausgaben. Immerhin verzichtete die in New York produzierte auf alles Hetzerische, enthält auch noch einen Bericht aus einer New Yorker Moschee und ein Gespräch zwischen dem Künstler Anselm Kiefer und dem Kunstkritiker Peter Iden, das wie aus einer alter ‘Frankfurter Rundschau’ gefallen wirkt.”

2. “Ich kann nicht anders als Feuilleton”
(dwdl.de, Alexander Krei)
Ein Interview über Interviews mit Harald Schmidt, für den Antworten in Interviews “nicht stimmen, aber wahrhaftig sein” müssen. Er korrigiere in Interviews “wirklich weniger als ein Prozent”. “Die meisten lassen sich von Beratern beraten, die meistens irgendwelche Pressetanten mit kaputtgefärbten Haaren sind. Hinzu kommt, dass ich es schon oft genug erlebt habe, dass dann auch noch der Journalist die einzige Pointe rausstreicht.”

3. “Anhand konkreter Zahlen: Führende deutsche Online-Redaktionen haben eine miserable Frauenquote”
(nilsole.net, Nils Glück)
Nils Glück analysiert das Verhältnis zwischen Männern und Frauen bei einigen ausgewählten Online-Medien: “Bei aller Vorsicht, mit der die Ergebnisse zu genießen sind, das Erschreckende vorab: Unter den zwölf ausgewählten Nachrichtenportalen, darunter überregional, regional sowie primär lokal ausgerichtete, findet sich nirgends eine einigermaßen ausgeglichene Geschlechterquote.”

4. “Es lebe die Subjektivität!”
(de.ejo-online.eu, Marlis Prinzing)
Der Medienwandel helfe, “die sinnlose Jagd auf das Einhorn ‘Objektivität’ zu beenden”, findet Marlis Prinzing: “Die Blogosphäre gab uns die Erzählfreude zurück, das Internet zwingt uns, unser Publikum vor dem Ertrinken in Informationsfluten aus professionellen und nicht-professionellen Quellen zu retten, Leuchttürme sind gefragt: Journalisten, die aufmerken lassen, indem sie Orientierung anbieten, Verortung.”

5. “Ich sehe was, was du nicht siehst”
(sz-online.de, Marcus Krämer)
Marcus Krämer glaubt, der Zeitpunkt des Anschlags auf die Twin Towers sei mit List gewählt worden: “Um 8.46Uhr nach amerikanischer Zeit flog das erste Flugzeug in den Nordturm. Um diese Stunde beginnen viele Journalisten, sich erste Gedanken über die Themen für die Abendnachrichten und die Zeitung am nächsten Tag zu machen. Die Vormittagszeit war auch deshalb schlau ausgesucht, weil nun bis zur Dämmerung viele Stunden blieben, in denen bei strahlendem Sonnenschein perfekte Fernseh- und Zeitungsbilder gemacht werden konnten.”

6. “Julian Assange und wie er die Welt sieht”
(blogs.sueddeutsche.de/feuilletonist, Andrian Kreye)
Ein Interview mit Julian Assange: “Die wichtigste Rolle der Medien war, dass sie deutlich machten, dass die Depeschen interessant und wichtig sind. Es funktioniert jedenfalls nicht, wenn man Material einfach so ins Netz kippt.”

Straßenkämpfe, Trinkkonzepte, Konfetti

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Empören wir uns nicht genug, Herr Harpprecht?”
(mediummagazin.de, Annette Milz)
Vom “Einstein” in der Kurfürstenstrasse bis zum “Borchardt” in der Französischen Straße sei das Vertrauen und die Vertraulichkeit das gängigste Korruptionsmittel zwischen Medien, Politik und Wirtschaft in Berlin, sagt Klaus Harpprecht: “In Wahrheit sind die vermeintlich exklusiven Informationen meist nur Bestechungsmittel, um Journalisten zu bauchpinseln.”

2. “Pöbler, Drängler, Straßenkämpfer”
(blog-cj.de, Christian Jakubetz)
“Der Straßenkampf – Rüpel-Republik Deutschland” heißt die Titelgeschichte des aktuellen “Spiegel”. Unter den Linden in Berlin spiele sich das so ab: “Der Wagen sei in Sekundenschnelle ‘umzingelt’, links und rechts schießen die Radler vorbei, um danach an der Ampel die ‘Poleposition’ zu suchen und schließlich fahren sie dann demonstrativ nebeneinander und kümmern sich nicht drum, dass sie den Verkehr aufhalten. Muss man nur mal nach Berlin für fahren, um diesen unerträglichen Straßenkampf zu erleben!”

3. “Nachhaltige Vollverblödung”
(wahrheitueberwahrheit.blogspot.com, Thomas)
Auf “Zeit Online” entdeckt Thomas eine Reklame für Flaschen aus Borosilikatglas, die in umweltfreundlichem, skandinavischen Design daherkommen und ein nachhaltiges Trinkkonzept verfolgen.

4. “Kommentar zur Berichterstattung über den Hirschmannprozess”
(feldstecher.wordpress.com)
Mehrere Schweizer Medien konsultieren in der Berichterstattung über den Prozess gegen Carl W. Hirschmann jun. den gleichen Experten, den Zürcher Anwalt Valentin Landmann: “Seine Konkurrenten im Zürcher Anwaltsverband haben nicht einmal im Ansatz eine vergleichbare Werbefläche.”

5. “Alles kostet Geld, und auch mein Service kostet”
(welt.de, Benjamin von Stuckrad-Barre)
Benjamin von Stuckrad-Barre besucht den ehemaligen ARD-Talker Jürgen Fliege.

6. “9/11”
(blog.bassena.org, H​a​n​s K​i​r​c​h​m​e​y​r)
H​a​n​s K​i​r​c​h​m​e​y​r war am 11. September 2001 in New York: “09:04 – Dichter Qualm: Minuten später wurden mir die glitzernden ‘Konfetti’ zu dutzenden vor die Füße geweht. Es waren die Akten, Briefe und Notizen jener Menschen, die da oben gearbeitet hatten.” Zu 9/11 siehe auch die Erinnerungen von Ulrich Wickert (“So, und wer ist das? Ich habe keine Ahnung”) und diese neue Verschwörungstheorie (“Stecken Verschwörungstheoretiker hinter den Anschlägen vom 11. September?”).

“… drei mal hoch!”

Am Dienstag ist in Plymouth, im Süden Englands, ein Junge zur Welt gekommen. Er kam eine Woche nach dem berechneten Geburtstermin, aber gerade rechtzeitig, es in die Lokalzeitung zu schaffen: Er hat nämlich nun am selben Tag Geburtstag wie sein Vater und seine Mutter.

Lustige Sache. Oder, wie die deutsche Nachrichtenagentur dpa fand, die über die britische Nachrichtenagentur PA davon erfahren hatte, ein Ereignis, das internationale Aufmerksamkeit verdiente. “Spiegel Online” machte sogleich eine Meldung im berüchtigten Panorama-Ressort daraus:

Und tatsächlich stimmt alles, was darin steht. Inklusive der Rechnung, für die man sicherheitshalber einen Experten zurate gezogen hat:

Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Paar und ihr erstes Kind denselben Geburtstag haben, liege bei 1 zu 133 225, zitierte die Zeitung “Plymouth Herald” einen Mathematikprofessor der Universität Plymouth.

Das könnten auch Nicht-Mathematikprofessoren rechnen: Die Wahrscheinlichkeit, dass der Vater den selben Geburtstag hat wie die Mutter ist 1:365, ebenso hoch ist die, dass er denselben Geburtstag hat wie sein Kind. Die Gesamtwahrscheinlichkeit ist also (1:365)*(1:365)=1:133.225.

In Deutschland wurden im vergangenen Jahr 678.000 Kinder geboren. Statistisch gesehen tritt also in Deutschland fünfmal jährlich der Fall des Vater-Mutter-Kind-Geburtstages ein. Weil dpa und “Spiegel Online” aber solche Fälle auch international für berichtenswert halten, könnten sie — angesichts von 670 134 Millionen Geburten jährlich — grob statistisch gerechnet fast vierzehn dreimal Mal täglich melden: “Kurioser Zufall: Baby kommt am Geburtstag der Eltern zur Welt”.

Keine Ahnung, ob das ein Beitrag zur Rettung des Journalismus wäre.

Mit Dank an Martin H.!

Korrektur, 16:30 Uhr. Wir hatten die Zahl der jährlichen Geburten weltweit ursprünglich um den Faktor 5 zu hoch angegeben.

Daniel Libeskinds Zweithaus

Morgen jähren sich, Sie werden es mitbekommen haben, die Anschläge vom 11. September 2001 und der damit verbundene Einsturz des World Trade Centers in New York zum zehnten Mal.

“Spiegel Online” hat aus diesem Anlass Daniel Libeskind besucht, jenen Architekten, der den Masterplan für den Bau des neuen World Trade Centers und der dortigen Gedenkstätte erstellt hatte.

Im Vorspann heißt es:

Ausgerechnet als am 11. September 2001 das World Trade Center einstürzte, feierte Daniel Libeskind seinen ersten öffentlichen Bau. Dann machte ihn sein Plan für Ground Zero zum Architekturstar. Sein Entwurf wurde gefeiert, gescholten und gefleddert - doch Libeskind hielt durch.

Im Artikel schreibt Autor Mark Pitzke über Libeskind:

Mit dieser Vision setzte er sich damals gegen die Weltstars der Architekturbranche durch: Norman Foster, Richard Meier, Peter Eisenman, David Childs. Dabei hatte er selbst gerade erst einen einzigen öffentlichen Bau fertiggestellt – das neue Jüdische Museum in Berlin.

Das ist falsch: Bereits drei Jahre zuvor, im Juli 1998 war der tatsächlich allererste realisierte Entwurf von Libeskind eingeweiht worden — das Felix-Nussbaum-Haus in Osnabrück.

Mit Dank an CaOs.

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