Archiv für August 18th, 2010

Andreas Studer kocht auch nur mit Toppits

Andreas C. Studer ist “Sternekoch”, “TV-Koch” und “Fernsehkoch”. Außerdem ist er Testimonial eines Küchenartikel-Herstellers und zeigt “exklusiv für die BILD.de-Leser” in kurzen Videoclips “seine besten Tipps und Rezepte”.

Das sieht dann so aus:

Wenn “Studi” kocht, achtet er darauf, nur die besten Zutaten zu verwenden. Und die Produkte seines Werbepartners. Und so werden Muffins in “wunderschönen” und “tollen” Förmchen gebacken:

Auch bei der Zubereitung eines Salats gelingt es Studer, Produkte seines Sponsors ins Bild zu rücken: Er tränkt (Studer: “umcoatet”) die Salatblätter einfach direkt in einer Frischhaltebox mit dem Dressing. Selbst Knollensellerie, den er für seinen Waldorf-Salat gar nicht braucht, kann Studer immer noch in Frischhaltefolie einwickeln, den Salat selbst packt er dann direkt in eine Frischhaltedose — “fürs Büro”. Und wie man sein Essen für ein Picknick ordentlich verpackt, dürfte außer Frage stehen.

Grüner Spargel wird in einem “Dampfgar-Beutel” zubereitet. Und wer dessen aufgedrucktes Logo nicht erkennen kann, als Studer den Beutel aus der Mikrowelle holt, für den fasst Bild.de das noch mal zusammen:

1 "Toppits Dampf Garer Beutel (R)"

Es geht allerdings auch noch weniger subtil: Wenn Studer einen Kartoffelsalat zubereitet (“Das Geheimnis des schnellen Kartoffelsalates ist die Zubereitung der Kartoffeln in der Mikrowelle.”), dann tut er das in einem “Dampfgar-Beutel”:

Bild.de unterlegt das Wort “Dampfgar-Beutel” im geschriebenen Rezept auch gleich mit einem Link zur Hersteller-Website. Das freilich geht auch mit dem Wort “Bratschlauch”. Nur für das Wort “Anzeige” war nirgendwo mehr Platz.

Manchmal schafft es Studer aber überraschenderweise doch, völlig auf Produkte des ostwestfälischen Herstellers zu verzichten. Dann präsentiert er den “StudiMagic”, einen handbetriebenen Häcksler, der nach ihm benannt ist. Und wer ein solches Gerät sofort käuflich erwerben will, für den hat Bild.de den Bestell-Link schon mal in den Text eingearbeitet. So interaktiv sind auch die modernsten Dauerwerbesendungen im Fernsehen nicht.

Mit Dank auch an Hans-Christian H., Ulli M. und C.

Kamelkot, Sunde, Urlaubs-Mängel

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Die eingebildete Astronautin”
(tagesanzeiger.ch, Maurice Thiriet)
Sehr viele Medien porträtierten die Physiklehrerin Barbara Burtscher als Nachwuchsastronautin. Die Schlagzeilen lauten “Schweizerin trainiert Marslandung für Nasa” (blick.ch) oder “Erste Schweizerin lebt bald in der Mars-Station” (20min.ch). Doch Burtscher war nie als Instruktorin angestellt: “Weder von der Nasa noch vom Spacecenter. Sie habe sich für den Sommerkurs 2010 gemeldet als Volunteer Instructor, als freiwillige Instruktorin. Sie habe keinen Lohn erhalten. Und es habe sie seines Wissens auch nie jemand aufgefordert, sich für das Astronautenprogramm der Nasa zu bewerben.”

2. “Offener Brief an BILD: Betrifft Urlaubs-Mängel”
(karl-born.de)
Karl Born bemängelt die halbe Seite “Urlaubs-Mängel” in “Bild” vom 11. August 2010.

3. “Knietief in Kamelkot”
(sueddeutsche.de, Alexander Kissler)
Alexander Kissler analysiert drei neue Doku-Soap-Formate auf RTL 2. “RTL 2 findet nichts dabei, eine 22-jährige ehemalige Sonderschülerin als ‘die Fressmaschine’ zu bewerben. Die Legasthenikerin und ehemalige Sonderschülerin Jasmine wird buchstäblich dem Medium zum Fraß vorgeworfen. Fast drei Zentner wiegt die laut der unvermeidlichen Expertin ‘sehr einfach gestrickte und wenig intelligente’ Frau, die offenbar nicht immer weiß, was sie tut und sagt.”

4. “Wer’s glaubt, wird zahlen – BILD wirbt für Atomkraft”
(blog.greenpeace.de, Benjamin Borgerding)
Das Blog der Umweltorganisation Greenpeace prüft Aussagen der von “Bild” befragten “Chefs von E.ON, RWE, Vattenfall und EnBW”.

5. Interview mit Peter Sunde
(falter.at, Ingrid Brodnig)
Peter Sunde spricht über The Pirate Bay, Flattr und Zeitungen: “Dieses Zeitungssterben kommt sowieso, das gehört zum technologischen Wandel dazu. Viele Zeitungen sollten tatsächlich sterben, weil sie nicht mehr in die heutige Ordnung passen. Man kann nicht wie Murdoch sagen: ‘So stelle ich mir die Welt vor.’ Diese Macht hat er nicht mehr, sie wurde ihm weggenommen und den Leuten zurückgegeben.”

6. “The Web Is Dead. Long Live the Internet”
(wired.com, Chris Anderson und Michael Wolff)
Chris Anderson und Michael Wolff debattieren Seite an Seite zum Rückgang des World Wide Web.