Archiv für Juli, 2010

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Kriegt Böhser Onkel was auf die Nazi-Mütze?

Als es in der Silvesternacht zu einem schweren Unfall mit Fahrerflucht auf der Frankfurter Stadtautobahn kam, war sich “Bild” ziemlich schnell sicher, dass der Unfallverursacher der Sänger der umstrittenen, 2005 aufgelösten Band Böhse Onkelz sein könnte.

Das heißt: Nein, sicher natürlich noch nicht:

JETZT DER VERDACHT: Kevin Russell (45), Sänger der berühmt-berüchtigten Rockband “Böhse Onkelz”, soll gefahren sein – möglicherweise sogar im Drogenrausch!

Über zwei Wochen berichtete “Bild” fast täglich über den Fall und als die Indizien sich verdichteten, spekulierte das “Bild”-Gericht schon mal über das Strafmaß:

15 Jahre Knast für den “Böhse Onkelz”-Sänger? Anwälte drohen mit Anzeige wegen versuchten Totschlags

Jetzt wurde Anklage gegen Kevin Russell erhoben (übrigens nicht wegen versuchten Totschlags) und “Bild” weiß wieder bestens Bescheid:

Jetzt erfuhr BILD: Als Fahnder das Wrack des “Onkelz” nach der Tat durchsuchten, stellten sie neben zahlreichen Medikamenten auch eine Mütze mit Nazi-Symbol sicher – dabei soll es sich sogar um ein Hakenkreuz handeln.

“Bild” gibt sich ehrlich überrascht:

Es ist ein unglaublicher Vorwurf, der den Mythos “Böhse Onkelz” bei Millionen Fans in seinen Grundfesten erschüttern wird!

Außerdem spekuliert die Zeitung wieder vorab munter über ein mögliches Strafmaß:

Das Verwenden von verfassungsfeindlichen Symbolen kann mit Gefängnis bis zu drei Jahren oder einer Geldstrafe geahndet werden (§83a StGB).

Und mal davon ab, dass hier wenn überhaupt §86a zum Tragen käme, hätte Russell wegen des Besitzes einer “Nazi-Mütze” eher wenig zu befürchten: Das Gesetz sieht die Strafe für jemanden vor, der Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen “verbreitet oder öffentlich verwendet”.

Rechtsanwalt und Lawblogger Udo Vetter erklärt uns auf Anfrage:

Strafbar wäre also das Tragen der Mütze in einer Diskothek, auf der Straße oder im Kaufhaus. Bei kleineren Veranstaltungen, zum Beispiel in der Familie oder einem Hinterzimmertreffen (ideologisch) Gleichgesinnter, würde es eher an der Öffentlichkeit fehlen.

Mit Dank an die Hinweisgeber.

Nachtrag, 7. Juli 2010: Inzwischen hat uns auch die Staatsanwaltschaft Frankfurt bestätigt, dass die gefundene Mütze nicht Gegenstand der Anklageerhebung ist: Der Besitz der Mütze sei keine Straftat, außerdem sei nicht einmal klar, ob sie wirklich Russell gehöre.

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Schwein gehabt

“Bild” darf Menschen – auch Verbrecher – nicht als “Schwein” oder “Dreckschwein” bezeichnen, das hat der Presserat mehrfach betont.

Trotzdem ist es wenig überraschend, dass “Bild” heute mit dieser Überschrift aufwartete:

Hat dieses Schwein den Mann an der A5 ermordet?

Wahrscheinlich haben sie in der Redaktion feixend unter den Tischen gelegen und diese Überschrift für noch unangreifbarer gehalten als die mit dem durchgestrichenen “Schwein”.

Aber sehen Sie selbst:

Motivationstrainer Detlef S. (50) im Schweinchenkostüm beim Marathonlauf

Der Tatverdächtige war so unvorsichtig gewesen und hatte sich zu einem früheren Zeitpunkt bei einem ganz anderen Anlass in einem Schweinekostüm fotografieren lassen.

Interessanterweise endet der längere Artikel auf Bild.de übrigens so:

Die Beweislage gegen Detlef S. und seinen Freund ist laut Fahndern erdrückend – doch ob und, wenn ja, warum sie dann die Tat begingen, wird wohl erst ein Prozess klären können…

… aber bis dahin hat man den Mann wenigstens schon mal medial verurteilt.

Mit Dank an Dennis und Spot.

Brennendes Papier ist geduldig — auch online

Heute machen wir mal ein Bilderrätsel: Was stimmt an folgendem Screenshot aus dem Düsseldorfer Regionalressort von Bild.de nicht? Sehen Sie ganz genau hin:

Feuer-Alarm: Großbrand in Neuss – Asche fliegt bis Düsseldorf!

Na? Wer hat’s bemerkt? Richtig: Die “Berge von Altpapier”, die uns Bild.de hier präsentiert, wären deutlich mickriger, wenn die Aufnahme nicht ungefähr ab der Mitte künstlich in die Länge gezogen worden wäre. Zu diesem Zweck wurde dieser schmale Bereich zwischen rotem Gabelstabler und Bildmitte mehrfach nach rechts gespiegelt:

Gespiegelter Ausschnitt

Ob der Brand dadurch imposanter wirken sollte oder ob aufgrund von Formatvorgaben manipuliert wurde, darüber lässt sich spekulieren. Besonders honorieren muss man jedoch die Energie, die in der Nachbearbeitung dieses Fotos steckt. Zugeben, das mit dem Spiegeln war nicht so geschickt, aber:

1. Auf der durch die Spiegelung entstandenen “Säule” in der Mitte wurde das Feuer nicht einfach gespiegelt, sondern nachbearbeitet.

2. Auf der rechten “Säule” wurde das Feuer gänzlich entfernt.

3. Die Kräne im Hintergrund wurden nur einmal gespiegelt und weiter rechts retuschiert.

4. Die “riesige gelb-graue Rauchwolke” am Himmel müsste ebenfalls bearbeitet sein, da sich hier außer bei der ersten Spiegelung keine Muster wiederholen.

Hut ab! Hier wurde mit Liebe gefälscht.

Mit Dank an Thomas K.

Economist, Testflug, DJV

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “On The Economist’s Cover, Only a Part of the Picture”
(mediadecoder.blogs.nytimes.com, englisch)
“The Economist” zeigt auf der Titelseite ein Foto von Barack Obama vor einer Ölplattform. Zwei Personen, die neben ihm stehen, wurden entfernt. In einer Stellungnahme schreibt die Zeitschrift: “We removed her not to make a political point, but because the presence of an unknown woman would have been puzzling to readers.”

2. “Wo man hinzappt, steht ein Herd”
(sueddeutsche.de, Rupert Sommer)
Kochsendungen im Fernsehen sollen sich im Niedergang befinden. “Die klassischen Tugenden der Sendungen, die Lust zum Mitkochen erwecken sollten, werden in der Flut der lieblosen Plagiate vernachlässigt.”

3. “Ätschi-Bätschi-Reklame oder Horizont-Testflug mit übler Bauchlandung”
(werbeblogger.de, Ralf Schwartz)
Ralf Schwartz fühlt sich von der Werbeabteilung des Magazins “Horizont” “für dumm verkauft und zum eMail-Click-Vieh degradiert”. Eine per E-Mail angebotene “Einladung zum Horizont-Testflug” stellte sich als Einladung zum Probeabo heraus.

4. “Online liebt den Boulevard”
(klartext.ch, Bettina Büsser)
Viele Medien setzen online auf Softnews, ergibt eine Dissertation von Medienwissenschaftler Patrick Rademacher: “Wenn man im Internet um jeden Preis die Klicks steigert, wird das Markenprofil verwässert oder gar aufgelöst. Ein einheitlicher Markenauftritt ist jedoch ausschlaggebend, um mittelfristig Erfolg zu haben.”

5. “Sex, Privatsphäre und Politik”
(nzz.ch, ras.)
Schweizer Boulevardmedien berichten derzeit über einen Gemeindeparlamentarier, der über das Internet Gruppensex-Partys organisiert haben soll. Eine Publikation sei “nur dann legitim, wenn sie auf einen Widerspruch zwischen öffentlicher und privater Tätigkeit einer Person aufmerksam machen kann”, stellt ras. fest. Das treffe nicht zu, es liege auch kein Gesetzesverstoss vor.

6. “DJV definiert Mehrheiten ganz neu”
(dondahlmann.de)
Don Dahlmann wundert sich über einen offenen Brief des Journalistenverbands DJV. “Wenn man es nicht traurig wäre, müsste man lachen. Eine Mehrheit ist also in einer Abstimmung unterlegen. Soso. Überlege dem DJV ein Lexikon zu schicken.”

Tangstgefühle, Foxconn, The Local

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Unglaublich: Journalismus a la ‘Bild am Sonntag'”
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Thomas Lückerath beobachtet eine Unterhaltung zwischen Pro7-Sprecher Christoph Körfer und einem Mitarbeiter von “Bild am Sonntag”: “Er wurde von Körfer darauf hingewiesen, dass der Artikel vom vergangenen Wochenende von vorne bis hinten falsch sei. Die Reaktion des Journalisten: ‘Ist mir egal’. Die Ankündigung des ProSieben-Sprechers, man werde Gegendarstellungen zu dem Bericht verlangen, quittierte der ‘BamS’-Vertreter mit einem gleichgültigen Achselzucken und lief weiter.”

2. “Der Tod steht ihnen gut”
(cicero.de, Christian Kortmann)
Christian Kortmann beschreibt die Vermeldung von verstorbenen Prominenten in Online-Portalen. “Steht die Eilmeldung vom Tod eines Prominenten auf der Seite eines Nachrichtenportals, stellt in der Regel auch die nächste Website eine Meldung online. Das wiederum beobachtet das erste Portal, sieht sich in seiner Einschätzung der Nachrichtenlage bestätigt und zieht mit einem neuen, ausführlicheren Artikel zum Thema nach.”

3. “Grundformen der Tangst”
(wissenslogs.de, Anatol Stefanowitsch)
Anatol Stefanowitsch spürt in einem langen, lesenswerten Beitrag einer von den Medien hundertfach verbreiteten Pressemeldung nach, in der es um “Krankheitsbilder” wie “Textaphrenie, post-textisches Stresssyndrom, ‘Tangst’gefühle (aus Text und Angst) und Koma-Texten” geht. Dazu: “The Science News Cycle” (aus den Kommentaren).

4. “Foxconn mutiert zum Skandalhersteller: Kaum Besserung in der Berichterstattung”
(macnotes.de, Richard Joos)
Seit seinem Beitrag vom 28. Mai 2010 kann Richard Joos kaum eine Besserung in der Berichterstattung über den “Skandalhersteller Foxconn” (Spiegel Online) feststellen. “Der eigentliche Skandal dürfte sein, dass nach wie vor nirgends die Selbstmordquote bei Foxconn in eine Relation gesetzt wird – denn sie liegt unter dem chinesischen Durchschnitt.”

5. “British newspapers plagiarising The Local”
(thelocal.de, Marc Young, englisch)
Marc Young, Managing Director von “The Local Germany”, beschuldigt einen in Berlin für die britischen Tageszeitungen “The Scotsman”, “Daily Telegraph” und “Daily Mail” tätigen Korrespondenten des Plagiats. “He has also copied from our colleagues at Spiegel Online, Reuters and AFP in the past.” Anmerkung, 13:20 Uhr: Der Artikel ist nicht mehr verfügbar, offenbar wurde er inzwischen gelöscht.

6. “Welt des Journalismus (13)”
(zweitens-magazin.de)
“Preisfrage: um welche Personen wird sich dieser Artikel drehen?”

Neues aus Glashaustralien

Big Blamage bei “Big Brother”!

Bei Bild.de singen sie mal wieder die Alliterationale und haben sich zum fröhlichen Steinewerfen versammelt. Der Grund: Zwei Kandidatinnen der RTL-2-Sendung “Big Brother” haben sich bei einem Erdkunde-Quiz “blamiert” — selbstverständlich “bis auf die Knochen”.

Immerhin: Bei Deutschland, Italien und Neuseeland lagen die Geografie-Leuchten richtig.
Zwei korrekte Antworten brachten den Mädels angesichts der beeindruckenden Wissenslücken allerdings wenig.

Der Zahlenraum von eins bis drei — die terra incognita von Bild.de.

Mit Dank an Marco R.

Nachtrag, 5. Juli: Bild.de hat über Nacht noch mal nachgezählt und ist zu dem Schluss gekommen, dass es sich um drei korrekte Antworten gehandelt hat.

Schlampenschlamperei mit Curry

Früher spielte man in Kindergärten ein Spiel, das sich “Stille Post” nannte: Die Kinder saßen im Stuhlkreis, eines dachte sich ein Wort oder einen Satz aus und sagte dies seinem Nebenmann ins Ohr. Der sagte nun das, was er verstanden zu haben glaubte, seinem Nebenmann weiter und so ging es der Reihe nach, bis am Ende irgendwas mit “Scheiße” oder “Arsch” rauskam.

Dieses Spiel nennt man heute “Boulevardjournalismus” und es funktioniert zum Beispiel so:

Das Model Adrianne Curry, Siegerin der ersten Staffel von “America’s Next Topmodel”, hat auf Twitter ein Foto veröffentlicht, das sie unbekleidet unter der Dusche zeigt.

Das Klatschblog “Promipranger” berichtete zeigte das Foto, das Blogger “Pottschalk” mit einer seiner üblichen sexistischen Ausführungen ergänzte:

Kann man mit sowas eigentlich Geld verdienen? Wovon bestreitet Adrianne Curry eigentlich ihren Lebensunterhalt? Vor kurzem hat sie ihre Playboy-Ausgabe mit persönlicher Widmung auf Ebay angeboten. Startpreis “49 Dollar!” Der Pottschalk glaubt kaum, dass jemand soviel Geld für etwas bezahlt, was sie uns fast täglich kostenlos auf die Nase bindet. Auf das Gekritzel von Frau Curry kann ich jedenfalls verzichten, wobei der Pottschalk fast mitgeboten hätte, aber nur damit sie ihm diese ganz spezielle Widmung schreibt:” Adrianne Curry – From your favorite Slut on Twitter…”

Um den letzten Satz noch mal aufzudröseln: Der Blogger hätte sich die Widmung “Adrianne Curry – From your favorite Slut on Twitter…” gewünscht.

Auftritt Boulevardjournalisten! Die Website der Schweizer Gratiszeitung “20 Minuten” ließ sich zu folgender Zusammenfassung des Sachverhalts hinreißen:

Ein deutscher Blog machte uns letzthin auf ein eBay-Angebot aufmerksam: Eine “Playboy”-Ausgabe mit persönlicher Widmung; Startpreis 49 Dollar! Welchen Endpreis das Exemplar erzielte, wissen wir nicht. Der Wortlaut der Widmung kennen wir aber: “Adrianne Curry, von eurer Lieblings-Schlampe auf Twitter!”

Die Überschrift der Nicht-Meldung über das getwitterte Nacktfoto sah natürlich so aus:

Adrianne Curry: "Von eurer Lieblings-Twitter-Schlampe"

Und gerade als die Geschichte in Internet-Zeiteinheiten gerechnet eine halbe Ewigkeit her war, stolperte Bild.de darüber:

Lässt sich mit dieser Karriere Geld verdienen?

Das Schweizer Blatt “20min” weiß von einer “Ebay”-Auktion zu berichten. Dort hatte die geschäftstüchtige Adrianne Curry einen signierten “Playboy”, in dem sie (schon wieder) nackt zu bestaunen ist, eingestellt. Startpreis: 49 US-Dollar (ca. 40 Euro).

Die Widmung lautete: “Adrianne Curry, euer Lieblings-Luder auf Twitter!”

Der Rest ist klar:

Adrianne Curry (27): Gestatten: Ich bin das größte "Twitter"-Luder!

Sie war "America

Mit “Scheiße” und “Arsch” war’s irgendwie lustiger.

Nachtrag, 4. Juli: 20minuten.ch hat den Artikel offline genommen — bei Bild.de ist noch alles wie gehabt.

Pumaten auf den Augen

Nach dieser Geschichte gestern haben wir uns gefragt, ob die bei “Spiegel Online” eigentlich die Bilder vorher sehen, die sie in ihren Bildergalerien veröffentlichen und betexten.

Heute wissen wir mehr: Nein, sie sehen die Bilder nicht.

Das Halbfinale wird von Teams von Puma, nämlich Uruguay und...
Bildtext: “Das Halbfinale wird von Teams von Puma, nämlich Uruguay und…”

... Holland komplettiert.
Bildtext: “… Holland komplettiert.”

“Puma”. Und das, wo man auf dem Foto der niederländischen Mannschaft mehr als 20 Nike-Swooshs zählen kann.

Mit Dank an Conny Sch. und Ardian S.

Nachtrag, 23.35 Uhr: “Spiegel Online” nennt jetzt Nike als Ausrüster der Elftal und ergänzt:

(Anm. d. Red.: Die Bildunterschrift dieses Fotos hat ursprünglich Puma als Hersteller der Schuhe der Niederländer genannt. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.)

Fahnenfluch

Mit einer Bildergalerie möchte “Spiegel Online” die “WM-Manie” der Deutschen abbilden.

Darunter auch dieses Bild:

Fahnen, Perücken, Cowboyhüte: Ein geschäft in Murnau ist für den Schwarz-Rot-Gold-Hype bestens gewappnet.

Aus dieser Entfernung erkennt man vielleicht nicht so gut, wie umfangreich das Angebot ist, das dieses “Geschäft in Murnau” für seine Kunden bereit hält.

Aber so:

Reichskriegsflagge

Dabei passt so eine Reichskriegsflagge farblich doch gar nicht zum “Schwarz-Rot-Gold-Hype”.

Das Foto zeigt das Geschäft eines rechtsextremen Versandhandels im Haus des NPD-Kreisvorsitzenden und wurde inzwischen aus der Bildergalerie entfernt.

Mit Dank an BTH.

Nachtrag, 6. Juli: Wie das Watchblog Störungsmelder weiter herausgefunden hat, wurde das Foto mit den etwas anderen Deutschlandfahnen von der Nachrichtenagentur AFP als ganz normales WM-Fanartikel-Bild verbreitet.

Die AFP sagte dem Störungsmelder, dass die Beschreibung des Fotos, die beim Kauf mitgeliefert wird, jetzt entsprechend geändert werden soll.

H1N1, Applaus, Blogger

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Medienanalyse zur pandemischen Influenza (H1N1) 2009”
(rki.de, PDF-Datei, 108 kb)
Das Robert-Koch-Institut liefert eine kurze Medienanalyse zur Schweinegrippe in den Bremer Tageszeitungen “Bild”, “taz” und “Weser-Kurier”. “Obwohl die BILD-Zeitung am auffälligsten über die Gefahren der ‘Schweinegrippe’ berichtete und sich in ihren Artikeln am konsequentesten für eine Impfung ausgesprochen hat, haben sich aus ihrer Leserschaft offenbar besonders wenige impfen lassen.”

2. “Falsche Jubelbilder”
(taz.de, Gereon Asmuth)
Gereon Asmuth beobachtet, dass es in der Übertragung der ARD so wirkt, als würde der Applaus von Menschen vor dem Reichstag dem gewählten Bundespräsidenten gelten. “Tatsächlich gab es bei den rund 500 Zuschauern lang anhaltenden, respektvollen Applaus – allerdings als der Bundestagspräsident Norbert Lammert die Stimmenzahl für Joachim Gauck verkündete.”

3. “Wir glauben euch eh nicht”
(zeit.de, Adam Soboczynski)
Adam Soboczynski hält es für falsch, wenn Politikern notorisch Verlogenheit und Berechnung unterstellt wird. “Die politische Klasse, wird vorausgesetzt, sage stets etwas, was sie gar nicht meine. Zumeist sage sie sogar das genaue Gegenteil von dem, was sie eigentlich meine. Sage sie aber einmal das, was sie meine, meine sie das auch schon wieder strategisch, da es unerwartet und besonders ausgefuchst sei: Es werde dann Geradlinigkeit simuliert.”

4. “No Handwerk, please – wir sind Hauptstadtjournalisten”
(indiskretionehrensache.de, Thomas Knüwer)
Thomas Knüwer stellt fest, dass die Quellenlage beim Mikroblogging-Dienst Twitter “eben nicht ominös und geheimnisvoll” ist – “sondern klar nachvollziehbar”. “Bei Twitter gibt es Nutzernamen und oft genug lässt sich anhand dieser nachvollziehen, wer da schreibt. ”

5. “Regierungsdaten sollen Journalismus retten”
(futurezone.orf.at, Christiane Schulzki-Haddouti)
Die US-Handelsbehörde FTC glaubt, dass sich “aus der Offenlegung staatlicher Informationsmonopole” neue journalistische Geschäftsmodelle entwickeln könnten.

6. “Misslungener Versuch zeigt Belanglosigkeit des Webs”
(basicthinking.de, Jürgen Vielmeier)
Blogger Jürgen Vielmeier hält nicht viel von der von Bloggern gestalteten Ausgabe von “Welt Kompakt”: “Ein paar Leute, die in der Online-Welt durchaus anerkannt sind, haben eine vollkommen belanglose Zeitung produziert und damit gezeigt, dass das Bloggen im ursprünglichen Sinne tot ist.”

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