Archiv für Juni 28th, 2010

Kennzeichnung auf Anfrage

Preisfrage: Wer spricht hier?

Alles wird teurer! Alles? Nicht ganz! Bei unserem Kaufdown werden einen Monat lang Top-Markenprodukte immer günstiger. Ab dem 5. Juli präsentieren wir Ihnen täglich eine Rückwärtsauktion mit Produkten aus den Bereichen Haushalt, Sport, Elektroartikel und vielen mehr.

“Unserem”? “Wir”? Doch, durchaus: Es ist die “Stuttgarter Zeitung” selbst, die unter die Internetunternehmer gegangen ist. Mit warmen Worten wird da das neue Internetportal “Kaufdown Stuttgart” … nun ja: beworben.

Nur das Wort “Anzeige” fand sich nirgends:

So funktioniert der Kaufdown: Rückwärtsauktion für Schnäppchenjäger

Auf unsere Anfrage hin erklärte die Redaktion der “Stuttgarter Zeitung”, die Kennzeichnung sei “im Eifer des Gefechtes” “vergessen” worden.

Entsprechend sah die Dachzeile kurz darauf so aus:

Anzeige: Rückwärtsauktion für Schnäppchenjäger

Erstaunlich, wie weit verbreitet diese Vergesslichkeit unter deutschen Online-Medien ist.

Mit Dank an Marco K.

All The President’s Men

Laut BILD.de-Umfrage würden 73 Prozent der Deutschen den ehemaligen DDR-Bürgerrechtler wählen, nur 27 Prozent würden sich für den eigentlichen Favoriten Christian Wulff (51, CDU), Ministerpräsident von Niedersachsen, entscheiden. Luc Jochimsen, Kandidatin der Linken, läuft chancenlos mit knapp zehn Prozent.

Für die Option “Weiß nicht / Mir egal” haben sich unseren Berechnungen zufolge demnach Minus zehn Prozent entschieden.

Mit Dank an Benedikt R. und Stephan K.

Nachtrag, 13.05 Uhr: Bild.de hat den Satz über Luc Jochimsen ersatzlos gestrichen und auch den großflächigen Link zu der Umfrage entfernt, in der sie zur Wahl steht.

Es gibt nämlich zwei Umfragen bei Bild.de: Die eine lief schon, bevor Frau Jochimsen ihre Kandidatur verkündet hatte, und lässt den Lesern auch heute nur die Wahl zwischen Gauck (gerade bei 72%) und Wulff (28%). Die andere berücksichtigt auch Jochimsen (nicht aber Frank Rennicke) und sieht Gauck im Moment bei 62%, Wulff bei 31% und Jochimsen bei 7%.

Kepplinger, Koch, Schächter

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. Interview mit Hans Mathias Kepplinger
(cicero.de, Marc Etzold)
Hans Mathias Kepplinger stellt bei Politikjournalisten “Selbstüberschätzung und Machtfantasien” fest. “Im deutschen Journalismus gibt es die Tendenz, Politiker in unverschämter Weise abzukanzeln.”

2. “Ach, wie schön war es in Bonn”
(stern.de/blogs/hans-martin_tillack, 22. Juni)
Journalist Hans-Martin Tillack kritisiert die Journalisten Leif Kramp und Stephan Weichert, die in einem Buch eine Verwahrlosung des Hauptstadtjournalismus feststellen: “Die Recherche, die sie zu Recht von uns Journalisten erwarten, haben sie selbst nicht einmal im Ansatz geleistet. Ihr Buch basiert in erster Linie auf den Interviews mit 34 Berliner Korrespondenten und Pressesprechern, die ihnen ausgerechnet die eigentlich investigativ orientierte Journalistenvereinigung Netzwerk Recherche finanziert hat.”

3. Interview mit Roland Koch
(welt.de, Claus Christian Malzahn)
Roland Koch redet über seine Erfahrungen mit den Medien und sagt, wie er sich einen guten Journalisten vorstellt: “Er sollte die Autorität haben, seinen Lesern auch ein Meinungsstoppschild zeigen zu können, wenn es begründet ist. Und nicht Angst davor haben, jemand könnte das Abo kündigen, weil dem ein Kommentar nicht gefällt.”

4. “Analyse einer Pressemitteilung”
(fernsehkritik.tv/blog)
Der Fernsehkritiker analysiert eine ZDF-Pressemitteilung und vermisst dabei die Selbstkritik. Intendant Markus Schächter wird beispielsweise mit den Worten “Ein facettenreiches Programm kommt bei den Menschen an” zitiert. “Schächter verschweigt einfach, dass vor allem jüngere Zuschauer sich mit Grausen vom ZDF abwenden.”

5. “Abt. Qualitätsjournalismus – heute: Gegenbeispiel”
(infam.antville.org, patpatpat)
Eine Interpellation im Schweizer Parlament wird von verschiedenen Medien in Titel und Lead falsch dargestellt.

6. “Keep calm and make things”
(floriansteglich.com)
Florian Steglich geht “die Hysterie von Teilen der Blogosphäre” zunehmend auf den Geist. Es reiche nicht aus, “sich lärmend zusammenzufinden, um mal wieder einen vermeintlichen oder echten Aufreger zu Meedia und Spiegel Online zu bringen”.