Archiv für Juni 24th, 2010

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EX-BUNDESLIGA-TRAINER: Jörg Berger ist tot. Gefällt mir! 24.06.2010 - 13:38 UHR Der ehemalige Bundesliga-Trainer Jörg Berger ist tot. Das meldet der Rowohlt-Verlag, bei dem Berger seine Biografie „Meine zwei Halbzeiten: Ein Leben in Ost und West“ veröffentlicht hatte. Berger starb im Alter von 65 Jahren. Gefällt mir! 49 Personen gefällt das. Zeige deinen Freunden, dass dir das gefällt.

Mit Dank an Florian Sch., Thomas P., Alex A., Alex Z. und Sarah K.

Nachtrag, 14.35 Uhr: Bild.de hat die Meldung durch einen ausführlicheren Artikel ersetzt und bei dieser Gelegenheit die “Gefällt mir”-Buttons entfernt.

Gottlobpreisung verbartelt

Gottlob, es war Gottlob!

Thorsten Dörting ist sich bei seiner TV-Kritik zum gestrigen WM-Spieltag auf “Spiegel Online” durchaus bewusst, dass er da gerade eine Grenze überschritten hat:

Wenn ein Journalistenschullehrer Namenswitze hört, meckert er, und wenn die Namenswitze unwitzig sind, dann tut der Journalistenschullehrer das gleich noch mal, aber das war jetzt nötig: Gerd Gottlob kommentierte das Spiel des Tages. Und, lieber Fußballgott, wir danken Dir dafür. Zack, der nächste schlechte Witz, wie übel ist das denn!?

Aber der Autor ist verzückt von der Unaufgeregtheit des Kommentators und dessen Einschätzung der Sachlage:

Gottlob hingegen war ganz norddeutscher Kommentator-Kühlschrank, ein Arbeiter im Garten des Sportsprech-Handwerks, ein Kerl, der zwar ein Wort wie “Wahnsinn” in den Mund nimmt, aber es so emotionslos ausspricht, dass Hal 9000 weinen würde vor Neid ob solcher Kälte (Wie gesagt, Sie haben sich ins Kulturressort verlaufen).

Irgendwann Mitte der ersten Halbzeit sagte Gottlob jedenfalls, dass man gar nicht mal so entspannt sein könne angesichts des Spiels der deutschen Mannschaft, und recht hatte er:

Man möchte Dörting in seinem (möglicherweise ironisch oder teil-ironisch gemeinten) Loblied auf den Reporter (“Viel Temperament, wenig Ahnung – das trifft auf so manchen Fußballreporter zu, nicht aber auf den ARD-Kommentator Gerd Gottlob”) ja kaum bremsen, aber es gibt da ein Problem:

Es heißt Tom Bartels und hat gestern im Ersten das Spiel Ghana – Deutschland kommentiert, wie uns die ARD-Sportredaktion auf Anfrage noch einmal bestätigte.

Das haben sie im Nachhinein auch bei “Spiegel Online” gemerkt und den Artikel sang- und klanglos noch ein bisschen viel irrer gemacht:

Zack, der nächste schlechte Witz, wie übel ist das denn!? Und noch dazu irreführend, weil Gerd Gottlob zwar der beste Kommentator der ARD ist, aber natürlich Tom Bartels das Spiel besprochen hat. […]

Herr Gottlob-Bartels hingegen war ganz Kommentator-Kühlschrank, ein aufrechter Arbeiter im Garten des Sportsprech-Handwerks, ein Kerl, der zwar ein Wort wie “Wahnsinn” in den Mund nimmt, aber es so emotionslos ausspricht, dass Hal 9000 weinen würde vor Neid ob solcher Kälte (Wie gesagt, Sie haben sich ins Kulturressort verlaufen).

Irgendwann Mitte der ersten Halbzeit sagte Herr Gottlob-Bartels jedenfalls, dass man gar nicht mal so entspannt sein könne angesichts des Spiels der deutschen Mannschaft, und recht hatte er:

Vorher:
Norddeutscher Kommentator-Kühlschrank: Viel Temperament, wenig Ahnung - das trifft auf so manchen Fußballreporter zu, nicht aber auf den ARD-Kommentator Gerd Gottlob: Der schilderte das Spiel Ghana-Deutschland so emotionslos, dass selbst Kubricks Supercomputer Hal 9000 vor Neid geweint hätte.

Nachher:
Kommentatoren-Kühlschrank im Ersten: Viel Temperament, wenig Ahnung - das trifft auf so manchen Fußballreporter zu, nicht aber auf den ARD-Kommentator Tom Bartels: Der schilderte das Spiel Ghana-Deutschland so emotionslos, dass selbst Kubricks Supercomputer Hal 9000 vor Neid geweint hätte.

Das muss dieser Qualitätsjournalismus sein, von dem man in letzter Zeit so viel hört: Sich erst bei der Suche nach einem Aufhänger vergreifen und diesen Unfug anschließend halbherzig zu korrigieren versuchen.

Mit Dank an C.S.

Nachtrag, 13.40 Uhr: “Spiegel Online” weist jetzt doch auf die Änderungen im Text hin. Mit dieser beeindruckenden … äh: Begründung:

Hinweis: Liebe Leser, in einer ersten Version dieser TV-Glosse wurde Gerd Gottlob als ARD-Kommentator des Spiels Deutschland gegen Ghana ausgewiesen. Dieses satirische Stilmittel führte allerdings viele von Ihnen in die Irre, so dass in der aktuellen Version korrekt auch Tom Bartels als Kommentator genannt wird.

Welt Kompakt, Seelmann-Eggebert, Twain

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Das kompakte Honorarfrei-Experiment”
(gefuehlskonserve.de, Deef Pirmasens)
Freiberufler Deef Pirmasens will nicht während einem Tag für die “Welt Kompakt” arbeiten, weil er auf Anfrage per E-Mail erfährt, dass die Zeitung zwar gerne seine Arbeitsleistung zur Befüllung ihrer Spezialausgabe hätte, dafür aber nichts bezahlen möchte. Die Haltung hat sich inzwischen geändert, die angefragten Blogger sollen nun doch, “natürlich”, ein Honorar bekommen.

2. “Neuer Journalismus. Jetzt.”
(kopfzeiler.org, Johannes Kuhn)
Johannes Kuhn stellt “elf Selbstverständlichkeiten zur Zukunft einer lädierten Profession” zusammen.

3. “Na, det flutscht doch”
(holyfruitsalad.blogspot.com, creezy)
Wie auch Frau Indica wünscht sich die “bekennende königliche Hochzeitguckerin” creezy Adelexperte Rolf Seelmann-Eggebert zurück – “immer schön, wenn behauptet wird, eine Königin sei ohne Gatten zur Hochzeit erschienen, während dieser gleichzeitig mit ihr über den Teppich läuft als auch auf dem Balkon beim Empfang zu sehen ist.”

4. “Der erste Borderline-Journalist”
(epd.de, Diemut Roether)
Diemut Roether zum 100. Todestag von “early adopter” Mark Twain: “1874 soll er als erster Autor seinem Verlag ein maschinengeschriebenes Manuskript abgeliefert haben.”

5. “Nicht der Fußball ist schlecht, sondern das Fernsehen, das ihn zeigt”
(sportal.de, Daniel Raecke)
Daniel Raecke stellt eine “mangelnde Urteilsfähigkeit der Journalisten” an der Fußball-WM fest. “Wenn ein englischer Keeper einen Fehler macht, dann deshalb, ‘weil er ein Engländer ist’, was jede Wetteransagerin im deutschen Fernsehen so wiedergeben könnte, weil sich in Deutschland trotz zweier durch Torwartfehler verlorenen WM-Finals (1986 und 2002) die feste Überzeugung hält, dass selbst Sascha Kirschstein besser sei als David James und der DFB ‘nie ein Torwartproblem’ haben werde.”

6. “Why the tabloids enjoy Wimbledon”
(tabloid-watch.blogspot.com, englisch)
Tabloid Watch fragt sich, ob Boulevardmedien Frauentennis auch aus sportlichen Gründen wahrnehmen.