Archiv für Juni 14th, 2010

Bravo  

Der wahre Loser

“Bravo”-Chefredakteur Philipp Jessen scheint ernstlich aufgebracht:

Feiges Cyber-Mobbing! Heute schreibe ich mal nicht über Stars. Warum? Weil mir ein anderes Thema besonders am Herzen liegt. Immer mehr Leser berichten uns, dass sie Opfer von Diss-Attacken im Internet geworden sind. So was ist wirklich das Letzte: fies, feige und gemein! Wer andere online beschimpft - und damit auch noch vor anderen prahlt - ist für mich der wahre Loser. Was Cyber-Mobbing anrichten kann und wie Du Dich dagegen wehrst, wenn Du selbst betroffen bist, erfährst Du auf Seite 56.

“Feiges Cyber-Mobbing”? Wie kommen die jungen Menschen nur immer auf solche Ideen?

Ach ja:

7. Auf seiner Online-Pinnwand postet Du: "Ich hab Windeln in deiner Größe gefunden. Jetzt musst du nicht mehr täglich die Bettwäsche wechseln!" 10. Du schreibst der Lehrerin, die er nicht ausstehen kann, eine Liebes-E-Mail von seinem Account. 7. Du setzt mit einem Bildbearbeitungs-Programm ihren Kopf auf ein Nacktmodell und schickst das Foto an all ihre Bekannten!
Mit erneutem Dank an Stefan W.

Bild  

“Ein Missbrauch der Pressefreiheit”

Was der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt von der Griechenland-Berichterstattung in “Bild” hält, hat er Giovanni di Lorenzo im aktuellen “Zeit-Magazin” verraten:

ZEITmagazin: Wo ist die Grenze zwischen rhetorischer Überzeugungskraft und purer Demagogie?

Schmidt: Ich kann das an einem Beispiel festmachen: Wenn ich lese, wie die auflagenstärkste europäische Tageszeitung, genannt Bild, in den letzten Wochen beinahe jeden Tag den Lesern klargemacht hat, dass man sein eigenes Geld nicht dafür verwenden sollte, dem aus eigener Schuld in Not geratenen Nachbarstaat Griechenland zu helfen, dann ist das in Wirklichkeit Demagogie oder, wenn Sie so wollen, ein Missbrauch der Pressefreiheit.

ZEITmagazin: Es ist auch ein Indiz dafür, dass Zeitungen in Versuchung geraten, solche Positionen einzunehmen, wenn es im Parteienspektrum niemanden gibt, der das tut.

Schmidt: Für Demagogie, sei es seitens einzelner Politiker oder politischer Parteien, einer Zeitung oder einer Fernsehanstalt, gibt es niemals eine Entschuldigung. Es gibt immer eine Erklärung, aber keine Entschuldigung.

Mit Dank an Martin Sch. für den Hinweis.

Der erste Millionär ist immer der Schwerste

Wenn sie bei Bild.de besonders erregt sind, bleiben sie schon mal auf der Feststelltaste ihrer Tastatur stehen:

DEUTSCHLANDS ERSTER MILLIONÄR FORDERT DIE REICHEN-STEUER!

Bild.de meint übrigens nicht den ersten Millionär in der Geschichte der Bundesrepublik, sondern etwas anderes:

Reeder Peter Krämer: Erster Millionär fordert Reichen-Steuer

Langjährige BILDblog-Leser werden sich anhand des Signalworts “erster” schon denken können, was jetzt kommt: Obwohl Peter Krämer die Wiedereinführung der Vermögenssteuer seit mindestens zwei Jahren befürwortet, ist er nicht der erste Millionär, der das tut.

In Deutschland hat sich um den Millionär Reiner Menter eine Gruppe gebildet, die sich für die für die Wiedereinführung der Vermögensteuer stark macht. Bis Ende 2002 hoffen sie, 200 Unterschriften von Millionären zu sammeln.

schrieb die Gewerkschaft ver.di anlässlich ihrer “Steuergerechtigkeit Kampagne 2002/2003” irgendwann im Jahr 2002.

Mit Dank an Marco S.

Klimaforscher, Macheten, Vuvuzelas

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Wie Schiffeversenken, nur ernster”
(sueddeutsche.de, Peter Glaser)
Peter Glaser nennt Journalismus “die zivilisierteste Form von Widerstand”. Sein Text zur Zukunft des Journalismus befasst sich unter anderem mit der Suchmaschinenoptimierung und der Auflösung der klassischen Bündelungsform.

2. “SPIEGEL vs. ZEIT”
(wissenslogs.de/wblogs/blog/klimalounge, Stefan Rahmstorf)
Eine Diplomarbeit vergleicht die von “Spiegel” und “Zeit” in Artikeln zum Thema Klimawandel zitierten Klimaforscher.

3. “Opfer von Täuschungsmanöver”
(stuttgarter-zeitung.de, Erik Raidt)
Unbekannte geben sich gegenüber der Presse als “Junge Liberale” aus und wenden sich “mit drastischen Parolen gegen Arbeitslose”: “Die Stuttgarter Zeitung bedauert, dass die Jungen Liberalen durch die Berichterstattung über die von Dritten fälschlich in Umlauf gebrachten Behauptungen in ein falsches Licht gerückt worden sind.”

4. “Gewalt? Chaos? Desorganisation?”
(profil.at, Johannes Dieterich)
Die Fußball-WM in Südafrika hat begonnen. Johannes Dieterich erinnert nochmals an die zuvor verbreiteten Vorbehalte: “WM-Besucher müssten damit rechnen, von machetenschwingenden Farbigen zerstückelt zu werden, schrieb der Reporter eines britischen Boulevardblatts. Ein deutsches Sicherheitsunternehmen empfahl seiner Nationalmannschaft, ihr Hotel nur mit kugelsicheren Westen zu verlassen.”

5. “Frisch am Stück.”
(alexander-kissler.de)
Alexander Kissler sieht den kritischen Sportjournalismus während der WM in einer Auszeit: “Kritik hat Sendepause, Sportjournalismus wird zum angewandten Fan-Sein. Jetzt werden, je nach Verbreitungsgebiet, Helden gemacht, Stars gepriesen, Führer gebenedeit.”

6. “Vuvuzela-Filter”
(surfpoeten.de)
Wie macht man ein Audiosignal vuvuzelafrei? Eine kurze Anleitung.