Archiv für September 17th, 2009

Ernüchternd

Falls Sie sich immer schon gefragt haben, was eigentlich aus dem guten, alten Spiel “Stille Post” geworden ist: Das gibt es immer noch, es heißt nur anders.

Dass die Schauspielerin Kristin Davis in früheren Jahren ein Alkoholproblem hatte, ist Interessierten spätestens seit Mai 2008 bekannt, als sie in einem Interview mit der Zeitschrift “Marie Claire” darüber sprach.

Frau Davis hat nun “In Touch”, dem People-Magazin des Heinrich-Bauer-Verlags, ein Interview gegeben, in dem sie auch noch einmal auf das Thema Alkohol zu sprechen kommt.

In der Pressemitteilung, die “In Touch” gestern verschickte, steht aber natürlich nicht, dass Davis “noch einmal” darüber gesprochen habe. Nein, unter der Überschrift “Kristin Davis exklusiv in InTouch: ‘Ich hatte ein schweres Alkohol-Problem'” heißt es:

Doch auch Kristin hat eine schwere Zeit durchgemacht, wie sie InTouch verrät: “Als Teenager hatte ich ein schweres Alkohol-Problem.”

Die Deutsche Presseagentur (DPA) frisierte die Pressemitteilung ein wenig um und tickerte:

“Als Teenager hatte ich ein schweres Alkoholproblem”, verriet die 44 Jahre alte Schauspielerin dem Magazin “InTouch”.

Bei “Spiegel Online” wiederum griff man auf die DPA-Meldung zurück und sorgte auch direkt für die richtige irgendeine zeitliche Einordnung:

Als Jugendliche war sie abhängig von Alkohol, wie sie nun offenbart hat.

PS: Interessanterweise hat es Gala.de geschafft, die Meldung vom Anschein des Neuen, Exklusiven zu befreien. Ob beabsichtigt oder nicht — dort heißt es einigermaßen schlicht:

Im Interview mit der “In Touch” erzählt die 44-Jährige ganz offen von ihren Jugendsünden: “Als Teenager hatte ich ein schweres Alkoholproblem. Ich habe aus demselben Grund getrunken, aus dem ich Schauspielerin geworden bin: Ich wollte mich selbst ausdrücken und frei sein.”

Mit dem beruflichen Erfolg konnte Kristin die dunkle Vergangenheit hinter sich lassen, ein Geheimnis machte sie aus ihrer überwundenen Sucht aber nie.

Mit Dank an Sigrid N.

Spillmann, Voß, Lobo

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. Interview mit Markus Spillmann
(persoenlich.com, Adrian Schräder und Christian Lüscher)
Die “Neue Zürcher Zeitung” wird am 23. September einem Relaunch unterzogen. Chefredakteur Markus Spillmann: “Wir leben nicht mehr in den Neunziger Jahren. Die fetten Jahre sind vorbei! Diese Botschaft ist unterdessen hoffentlich überall angekommen.”

2. “PR-Schule – Journalisten als Aushängeschilder”
(ndr.de, Video, 8:22 Minuten)
Der ehemalige Intendant des SWR, Peter Voß, gibt sich auf der Homepage der Quadriga Hochschule Berlin als Botschafter der PR-Ausbildungsstätte und ist dort auch im Präsidium. Die medienkritische Sendung Zapp dazu: “Eine Verbindung, die sich eigentlich verbietet.”

3. “ZDF sagt ‘Berliner Runde’ ab”
(zeit.de)
Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier reicht das “TV-Duell” letzten Sonntag. Sie verweigern dem ZDF eine Teilnahme an einer “Berliner Runde” – worauf das ZDF die Sendung streicht. Chefredakteur Nikolaus Brender: “Die Verweigerung von Kanzlerin und Kanzlerkandidat beschädigt die demokratische Kultur.”

4. Interview mit Ai Weiwei
(sueddeutsche.de, H. Bork)
Der bekannte chinesische Künstler Ai Weiwei liegt in Deutschland im Krankenhaus. Ein chinesischer Polizist schlug ihm hart ins Gesicht, “auf den rechten Wangenknochen”. Seinen aktuellen Zustand dokumentiert er auf twitter.com/aiww: “Vor drei Jahren hatte ich einen Blog, aber der wurde ein halbes Jahr lang vom Netz genommen. Da begann ich, Twitter zu nutzen.”

5. “7 Ways to Make News Sites More Social”
(mashable.com, Vadim Lavrusik, englisch)
7 Wege, News-Websites mit mehr sozialen Funktionen auszustatten.

6. Gespräch zwischen Tiedje, Schumacher und Lobo
(n24.de, Video, 28:52 Minuten)
Hajo Schumacher und Ex-“Bild”-Chefredakteur Hans-Hermann Tiedje sprechen mit Werber Sascha Lobo über das Internet. Ein unterhaltsames Gespräch, in dem Lobo für eigentlich alles, was im Internet passiert, verantwortlich gemacht zu werden scheint.