Archiv für Juli 8th, 2009

Bild  

Energiesparendes Atomenergie-PR-Recycling

Als Laie glaubt man vielleicht, dass es bei “Bild”-Geschichten wie “7 Wahrheiten über unsere Energie” darauf ankommt, dass es sich um Wahrheiten handelt. Tatsächlich scheint es wichtiger zu sein, dass es sieben sind.

Der Pro-Atomenergie-Artikel rechts ist fast genau ein Jahr alt. Er erschien am Tag, nachdem aus einem Atomkraftwerk in Südfrankreich radioaktive Uranlösung ausgetreten und in zwei Flüsse gelangt war. “Bild” fragte damals beim RWE-freundlichen Institut RWI nach.

Der Pro-Atomenergie-Artikel links ist von heute. Er erschien am Tag, nachdem der Chef des Atomkraftwerkes Krümmel wegen eines erneuten Störfalls gehen musste. “Bild” fragte diesmal bei der RWE direkt nach. Die Frage, wie sicher “unsere Atom-Meiler” sind, können deren Betreiber ja auch am besten beantworten. (Das Gespräch führte in bewährter Art der “Bild”-PR-Mann Oliver Santen.)

Der Arbeitsaufwand beim Recyclen der sieben “Wahrheiten” scheint überschaubar gewesen zu sein:

Aber was damals richtig falsch war, muss ja heute nicht falsch richtig sein.

Mit Dank an die Hinweisgeber!

Nachtrag, 19:20 Uhr. Der Mär vom billigen Atomstrom hat sich im vergangenen Jahr das ZDF-Magazin “Frontal 21” angenommen.
B.Z.  

Kein Vorwurf ist auch ein Vorwurf

Anlässlich des heutigen Testspiels zwischen Hertha BSC und Union Berlin kann man natürlich noch mal daran erinnern, dass Hertha-Manager Michael Preetz und Union-Sportdirektor Christian Beeck in ihrer aktiven Zeit ein für Beeck unerfreuliches Aufeinandertreffen hatten:

“Preetz war der Anfang von meinem Ende”, erzählt der Unioner. Es geschah am 17. März 2001 in Cottbus. Beeck: “Wir führten mit Energie 1:0 gegen Hertha. Nach einer knappen halben Stunde sprang mir Preetz bei einem Zweikampf unglücklich von hinten ins Knie. Kreuzbandriss, meine Leidenszeit begann um 15.59 Uhr. Die Uhrzeit werde ich nie vergessen, sie stand im Unfallbericht für die Berufsgenossenschaft.”

Einen Vorwurf macht Beeck dem Herthaner nicht: “Das war keine Absicht vom Micha. Der war immer fair, da war ich ganz anders. Ich habe halt Pech gehabt.”

Und wie überschreibt die “B.Z.” den Artikel mit diesen Zitaten?

Manager-Duell: Beeck wirft Preetz Karriere-Aus vor

Aber das ist ja nur die Online-Variante. In der gestrigen Print-Ausgabe lautete die Überschrift:

Preetz hat meine Karriere zerstört — Christian Beeck über das verhängnisvolle Duell mit dem Hertha-Manager

Nachtrag, 21:40 Uhr: Die “B.Z.” hat ihre Online-Überschrift jetzt in Richtung der gestrigen Print-Überschrift abgeändert:

Manager-Duell: Beeck: "Preetz zerstörte meine Karriere"

Mit Dank an den Hinweisgeber.

Jackson, Schlatter, Entrepreneure

1. “Abgesang auf die Zeitung”

(blog-cj.de, Christian Jakubetz)

Christian Jakubetz fragt eine “sehr medienaffine und ziemlich muntere Gruppe” von 25 Leuten aus einer 11. Klasse Gymnasium, wer denn regelmäßig zur Zeitung greife: “Drei oder vier sind es, die sich melden. Der Rest lebt vollständig digital. Die würden sich wundern, wenn ich ihnen jetzt erzählen würde, dass Hintergründe und Kommentare nur gedruckt richtig Sinn machen, denke ich mir, und beschließe, diese schöne Theorie in diesem Fall eher für mich zu behalten.”

2. “No Unternehmertum, please – wir sind Verleger”

(blog.handelsblatt.de/indiskretion, Thomas Knüwer)

Zu Hubert Burda und seinem Glauben, dass Google die Verleger schleichend enteigne. Thomas Knüwer sieht einen, “der sich als Unternehmer sieht – aber von anderen Unternehmern Geld haben will. So als ob Opel kein Staatsgeld haben wolle, sondern welches von VW. Das hat etwas von Kommunismus für Entrepreneure.”

3. “Naivität im Journalismus”

(neininger.wordpress.com, Norbert Neininger)

Der Chefredaktor der Schaffhauser Nachrichten kommt auf den Fall Erich Schlatter zu sprechen, einen Mann, den das Schweizer Fernsehen als eher harmloses Stadtoriginal portraitierte (“Ein schräger Vogel auf der Flucht“) und der nun in Spanien unter Mordverdacht verhaftet wurde. Es sei dies “ein Lehrstück über fehlende journalistische Distanz und die mangelnde Wahrung der guten Sitten in unserem Metier.” Ein Dossier dazu ist auf shn.ch zu lesen.

4. “Chinas neue Medienstrategie”

(faz.net, Mark Siemons)

“Im Unterschied zu den Unruhen in Tibet vom vergangenen Jahr, als sich die chinesische Regierung aufgrund ihrer restriktiven Nachrichtenpolitik von Beginn an gegenüber der westlichen Öffentlichkeit in der Defensive befand, haben die Pekinger Medien im Fall der aktuellen Ereignisse von Urumqi jetzt schon Zahlen, Bilder und Hintergründe parat, bevor die westlichen Agenturen von dem Vorgang überhaupt erst Kenntnis nehmen konnten.”

5. Michael Jackson und die Medien

(taz.de, Jörg Sundermeier)

Jörg Sundermeier vergleicht die Vorverurteilungen von Michael Jackson mit jenen von Phil Spector: “Niemand behauptete, dass er ein Perverser war, während dies bei Michael Jackson für die Mehrheit der Welt feststand, egal was er tat, egal was die Geschworenen meinten, egal wie dürftig die Beweislage war.”

6. “Netz der Ideologien”

(sueddeutsche.de, Andrian Kreye)

“Die Parteien rufen zum Kampf gegen die Onlinesucht auf. Ihr billiges Motiv: Sie wollen das linke Bildungsbürgertum mit seiner Abscheu vor Technologien und Popkulturen mobilisieren.”