Archiv für Januar 12th, 2009

“B.Z.” darf Christian Klar nicht zeigen

Vergangenen Samstag, als die “B.Z.” am zweiten Tag in Folge aktuelle Paparazzi-Fotos von Christian Klar veröffentlichte (die am selben Tag auch auf der “Bild”-Titelseite zu sehen waren), zitierte die “B.Z.” auch ihren “B.Z.”-Anwalt Jan Hegemann (wir berichteten):

"Die Berichterstattung einschließlich Fotoveröffentlichung ist zulässig."

Das Landgericht Berlin ist sich dessen indes offenbar weit weniger sicher als der “B.Z.”-Anwalt und hat der “B.Z.” erstmal, wie bereits erwartet, untersagt, Fotos von Christian Klar zu veröffentlichen. Wie uns das Gericht auf Anfrage sagt, wurde heute eine einstweilige Verfügung erlassen. Klars Anwalt Johannes Eisenberg teilt dazu mit:

Das Landgericht Berlin hat heute auf Antrag von Herrn Klar der “B.Z.” verboten,

“Bildnisse zu verbreiten, die Christian Klar zeigen im Zusammenhang mit einem Besuch des BE [Berliner Ensemble], wie in BZ vom 9. 1. 2009, Titelseite und S.6 und 7 geschehen.”

Herr Klar tritt jeglicher Fertigung und Verbreitung aktueller Bilder entgegen und macht sein Recht am eigenen Bilde geltend.

Diese Unterlassungsverfügung gilt nur gegen die “B.Z.” Von rechtlichen Schritten gegen die “B.Z.”-Schwester-Zeitung “Bild”, die, wie gesagt, ebenfalls die “verbotenen” Fotos von Klar veröffentlicht hatte, ist dem Gericht (noch) nichts bekannt.

Nachtrag, 13.1.2009: Auch “Bild” darf Christian Klar nicht zeigen. Wie uns eine Sprecherin des Landgerichts Berlin auf Anfrage sagt, wurde heute auf Antrag von Klars Anwalt eine entsprechende Unterlassungsverfügung wegen der Veröffentlichung der Paparazzi-Fotos vom vergangenen Samstag gegen die “Bild”-Zeitung erlassen.

Affe mit Bart

Nur selten verzichtet die “Bild”-Zeitung auf ihre “nackten Mädels auf der Titelseite” (Kai Diekmann): wenn sie Papst ist – oder wenn “Bild” es wichtiger findet, auf Seite 1 ein paar verkohlte Leichen zu zeigen. Dass die sog. Seite-1-Mieze auch im Zusammenhang mit Paparazzi-Fotos von ehemaligen RAF-Terroristen für die “Bild”-Zeitung “eine nicht zu entschuldigende Geschmacklosigkeit” (Kai Diekmann) sein könnte, hätten wir nicht gedacht.

Aber wie sonst* soll man sich erklären, dass dort, wo “Bild” so gerne (halb-)nackte Frauen zeigt, am vergangenen Samstag eine weiße Taube zu sehen war, an die sich ein Makaken-Äffchen schmiegt?

Dass “Bild” es für unaufschiebbar hielt, ihren Lesern am Samstag die anrührende Geschichte von diesem jungen Äffchen in China zu erzählen, das “jeden Lebensmut verloren” hatte, dann aber eine “weiße Taubendame (…) kennenlernte und ins Herz schloss”, kann als vollkommen unwahrscheinlich gelten.

Das Äffchen ist nämlich, anders als “Bild” vorgestern behauptet, nicht “12 Wochen” alt, sondern 82. Anders gesagt: Foto und Geschichte, die “Bild” ihren Leser da am vergangenen Samstag auf der Titelseite präsentierte, sorgten eigentlich im September 2007 für Schlagzeilen.

*) Nein, damit, dass “Bild”-Chef Kai Diekmann vor Jahren mal behauptet hatte, dass es in der “Bild”-Zeitung “am Samstag keine nackten Mädels auf der Titelseite geben” werde, hat das alles nichts zu tun.

Filet Hamas, Walder, Sextagebücher

1. “Sag mir, wo die Toten sind”
(faz.net, André Marty)
Der bloggende Nahostkorrespondent André Marty berichtet vom “Filet Hamas” der russischen Journalisten und von den Alltagsproblemen mit denen “in den geheizten Büros”: “Ein deutscher Kollege zum Beispiel hat’s besonders schwer mit seinem Sender in Berlin, Köln oder München, Hamburg oder Mainz – wer will das schon so genau wissen. Die Redaktion will Soldaten sehen, Uniformen müssen her. Nur: An die Soldaten kommt selbst das israelische Fernsehen kaum ran. Und noch viel blöder, wenn just dann die Kassem-Raketen der extremistischen Kämpfer in der Nähe einschlagen, während der Journalist dem Nachrichtenchef im fernen Deutschland was von zivilen Opfern des Krieges im Gazastreifen vermitteln will.”

2. “Verlinken Sie alle gemeinsam auf investigative Geschichten anderer Medien!”
(blog.handelsblatt.de/indiskretion, Thomas Knüwer)
Thomas Knüwer hat eine gute Idee. Weil Artikel, die mit einem hohen Aufwand an investigativen Recherchen erstellt wurden, Aufmerksamkeit verdienen, schlägt er vor, dass jede Redaktion (aus Eigeninteresse) solche Artikel bei anderen Titeln verlinken soll.

3. “Wie PR-Strategen Themen platzieren”
(taz.de, Gregor Schreiber)
“Der schmale Grat zwischen PR und Journalismus wird von Strategen genutzt, um Themen in Medien zu lancieren. Ein Erfahrungsbericht.”

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