Archiv für August 7th, 2008

Mark Medlock bei Neben-Mann-Hergehen erwischt

Paparazzerei ist ein schmieriges Geschäft. Websites wie TMZ.com können ein Video davon spielen, wie unschön das penetrante Behelligen und Beschleimen irgendwelcher Promis in der Öffentlichkeit mitanzusehen ist.

Aber auch die Schmalspur-Paparazzi der “HauptBruch GbR – Film- & Fernsehproduktion” zeigen uns das in einer Videosequenz (Der Sänger Mark Medlock und ein weiterer junger Mann verlassen wortlos eine Veranstaltung, gehen wortlos zum Parkplatz und steigen dort wortlos in ein Auto) ganz eindrucksvoll. O-Ton:

Wie hat’s euch gefallen, darf ich fragen? Bleibt ihr noch lange auf Mallorca?

Magst du deinen Fans was sagen? Bitte, nur einmal… Du musst dein Schweigen doch mal brechen!

Bitte einmal noch umdrehen, dann lass ich euch in Ruhe! Ein Bild zusammen noch, ein schönes…

Aber natürlich betteln und hecheln Paparazzi nicht zum Spaß. Und wenn sich schon die Aufnahmen nicht lohnen, müssen sie sich wenigstens lohnen. Eine HauptBruch-Website etwa verkauft sie so:

Sprachloser Superstar
Mark Medlock Arm in Arm mit einem Mann!

(…) Aber irgendwie hatte der Sänger keine Lust gefilmt zu werden und legte lieber demonstrativ den Arm um seinen Begleiter! (…) Wir fragen, wie ihm der Abend gefallen hat – keine Antwort! Dafür gestikuliert der DSDS-Star: Mark zeigt ein Peace-Zeichen und züngelt lasziv in unsere Linse! Auch einen Gruß an seine Fans möchte er uns nicht in die Kamera sagen.
Immer wieder haken wir nach, (…).

Und es hat funktioniert. Gestern zeigte die kleine “Bild”-Schwester “B.Z.” Fotos aus dem HauptBruch-Video — und schrieb:

Händchen haltend laufen Mark Medlock (30) und sein neuer Freund […] durch die Straßen von Mallorca

Und weil die “B.Z.” auch gleich noch eine News dazu hatte, steht sie mitsamt dem HauptBruchschen Foto-Beweis seit gestern (samt Video) auch bei Bild.de:

Mark Medlock liebt jungen Unternehmer

(…) Der Sänger und sein Lover wurden Hand in Hand auf der Baleareninsel gesichtet.

Und mal mit mal ohne Bild.de als Quelle findet sich die “Hand in Hand”-Nachricht seither u.a. auch auf Gossip-Halden* wie 20min.ch und shortnews.de**.

Die Sache hat nur einen Haken. Nein, nicht den, dass der Medlock-“Lover” die Beziehung gestern auf Sat.1 irgendwie dementiert hat (“… als Kumpel … gute Freundschaft, mehr auch nicht … bin nicht schwul …”). Nein, der vermeintliche Foto-Beweis ist keiner:


Wer auf dem Video irgendein “Händchen halten” sieht, sollte Boulevardjournalist werden.

Mit Dank an Leon B. für den Hinweis.

*) Nachtrag, 8.8.2008: Laut Viva.tv wurden sie sogar “beim öffentlichen Turteln und Händchenhalten auf Malle entdeckt”. Ach, echt?!

**) Nachtrag. 11.8.2008: Bei shortnews.de wurde die Übernahme der Bild.de-Meldung inzwischen entfernt. (Mehr dazu hier.)

F. J. Wagner endlich wieder so alt wie Mick Jagger

Zu Ehren von “Bild”-Kolumnist Franz Josef Wagner, der heute seinen 65. Geburtstag feiert, wiederholen wir unseren BILDblog-Eintrag von vorvergangener Woche:

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Franz Josef Wagner und die Nebel von Avon

Jedes Jahr um diese Zeit feiert Franz Josef Wagner zwei Geburtstage. Seinen eigenen und den von Mick Jagger. Eine ganz besondere Beziehung verbindet den “Bild”-Autor mit dem Sänger. Kein Wunder: Ihre Biographien weisen verblüffende Parallelen auf.

Beide sind im Sommer 1943 geboren. Beide sind Männer. Jaggers Mutter war Avon-Beraterin, Wagners Mutter Handarbeitslehrerin. Jagger macht Musik, Wagner hört sie.

Zum 60. Geburtstag Jaggers schrieb Wagner in der “Welt”:

Wenn man an 60 denkt, dann denkt man, dass die betreffende Person Schwierigkeiten beim Einparken hat und gelegentliche Unsicherheit im Personengedächtnis. Ich glaube, dass man mit 60 triumphierend jung sein kann — wenn man ein Rock ‘n’ Roller ist. Jeder Orthopäde sagt, dass das Geheimnis die Bewegung sei. Tanzen wir den Tod zum Teufel. Der 60-jährige Mick Jagger tanzt das Leben vor. In einer Woche werde ich 60.

Zum 63. Geburtstag Jaggers schrieb Wagner in “Bild”:

Rock ‘n’ Roll ist ein Lebensentwurf – es ist auch mein Lebensentwurf. Wir rocken uns den Tod weg, die Bandscheibe, die Prostata, die Röchel-Lunge. Ich liebe Mick Jagger nicht nur, weil er “Satisfaction” singt, sondern weil seine Mutter Avon-Beraterin war. Der Sohn einer Avon-Beraterin wird Mick Jagger — was für ein Traum, was für ein Märchen!

Und ein paar Tage später in der “taz”, nach einem Konzert der Stones:

Mick Jagger ist eine Woche älter als ich, er wird am 26. Juli 63, ich am 7. August. Aber es waren viele tausend noch Ältere im Berliner Olympiastadion als wir beide. Vielleicht war es das, was wir feierten: dass die Katastrophen wie Weltuntergang, Raucherkrebs, Prostata, Herz, Venen nicht eingetreten waren und auch in dieser Nacht nicht eintreten würden. (…)

“What can a poor boy do except to sing for a rock’n’roll band”, fragte Mick Jagger vor 40 Jahren in seinem Ur-Song “Street Fighting Man”. Vor 40 Jahren — wo war ich?

Vor 40 Jahren hing ich auch an den Fersen des Glücks. What can a poor boy do … Micks Mutter war Avon-Beraterin, meine Handarbeitslehrerin, sie unterrichtete Mädchen im Stricken und Tischdecken. Da war nicht viel Kohle zu holen. Also, what can a poor boy do?

Er kann Zahnarzt werden, Astronaut werden, er kann sein Leben verschlafen, er kann Mick Jagger werden, oder er kann im Drogenrausch wie der beste Rolling Stone, Brian Jones, im Swimmingpool ertrinken. Er kann ein Gesicht wie Keith Richards kriegen, er kann Bianca Jagger heiraten, Jerry Hall. Er kann sieben Kinder mit vier Frauen zeugen, er kann aber auch als PR-Gag auf eine Palme klettern und herunterfallen. Er kann Boulevard-Reporter werden, Gossen-Goethe. Er kann eigentlich alles werden, wenn er ein Street Fighting Man ist.

Und heute nun wird Mick Jagger 65. Und Franz Josef Wagner, der “Gossen-Goethe”, schreibt in “Bild”:

Sie sind eine Woche älter als ich, heute werden Sie 65, ich am 7. August. Was gibt’s für uns 65-Jährige zu feiern? Zuallererst, dass wir überlebten und Leber, Lunge, Arterien sich bisher nicht bemerkbar machen. Den Genen sei Dank!

Es war im Sommer 62, vor 46 Jahren, als ich Ihren Ursong “Street Fighting Man” zum ersten Mal hörte. Ich war damals ein Junge wie Sie. Ihre Mutter war Avon-Beraterin, meine Mutter war Handarbeitslehrerin. (…) Man konnte damals schnell abgleiten in die Hippie- und Kifferkultur.

Von einem Tag auf den anderen riss mich Ihr “Street Fighting Man” aus dem Kiffen heraus. “What can a poor boy do except to sing for a rock ‘n’ roll band”. (…)

Ihr Song hat mich gerettet. Ihr Song war eine Aufforderung, seine eigene Kraft zu entdecken.

Ja, so war es. Es war dieser Song. Alle, die dabei gewesen waren und heute Zahnärzte sind, Therapeuten, Rechtsanwälte, werden es bestätigen. Es war dieser Song. (…)

Rock ‘n’ Roll hat die Welt immer verbessert. Vor 46 Jahren wurde ich durch Mick Jagger Rock ‘n’ Roller – ich liebe die Freiheit.

Aber was immer Franz Josef Wagner vor 46 Jahren vom rechten Weg abbrachte und ihn veranlasste, einen Karrierepfad einzuschlagen, an dessen Ende er heute täglich einen Brief in der “Bild”-Zeitung schreibt — die Rolling Stones und “Street Fighting Man” waren es nicht. Ihr erstes Album brachten die Stones 1964 heraus. “Street Fighting Man” wurde, inspiriert von den Studentenunruhen in Paris, 1968 aufgenommen und veröffentlicht.

Wann hörte Franz Josef Wagner also mit dem Kiffen auf? Man weiß es nicht. Aber nach dem Konzert der Stones fuhr er mit dem Taxi nach Hause: “Richtung Paris Bar, um mich mit Alkohol noch ein bisschen mehr in Stimmung zu bringen.”

Mit Dank an Steffen B., Manfred L., Maren, Andreas und Map!

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Weiters gratulieren Wagner dpa, der “Kölner Stadtanzeiger”, “RP Online”, die “Berliner Morgenpost” und die Ursula.

“Bild” findet ein H in der Suppe

In einem erstaunlichen Akt hausinterner Kollegenschelte geißelt die “Bild”-Zeitung heute das Fehlen einer funktionierenden Schlusskorrektur im Schwesterblatt “Welt”.

„Erhards soziale Marktwirtschaft ist am Ende“, behauptet DGB-Chef Michael Sommer (56) in einem Beitrag für die „Welt“. Ob er nun recht hat oder nicht, seine Rechtschreibung scheint auch am Ende zu sein. Er schreibt den legendären Vater des deutschen Wirtschaftswunders gleich 6-mal falsch als „Ehrhard“.Nee, doch nicht.

Die Fehler-Expertin geißelt dann doch nur den Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Michael Sommer, weil der in einem ihr politisch suspekten Gastbeitrag für die gestrige Ausgabe der “Welt” den Namen Ludwig Erhards genauso oft falsch wie richtig geschrieben hat. “Bild” macht ihn zum “Verlierer des Tages” (siehe Ausriss rechts) und “meint”: “Setzen, 6!”

Dass das bei der “Welt” niemandem auffiel, ist allerdings kein Wunder.

Die Erhard-Ehrhard-Schwäche
der “Welt”:

  • “… für Ludwig Ehrhard, jedenfalls …”
    (“Welt”, Leitartikel, 7.5.2007)
  • “… nur Ludwig Ehrhard und …”
    (“Welt”, 20.12.2006)
  • “… gab Ludwig Ehrhard die …”
    (“Welt am Sonntag”, 13.11.2005)
  • “… im Ludwig-Ehrhard-Haus …”
    (“Welt”, 14.10.2005)
  • “… aus. Ehrhard war …”
    (“Welt”, 20.3.2005)
  • “… auf Ludwig Ehrhard hätte …”
    (“Welt”, Leserbrief, 17.3.2005)
  • “… Ludwig Ehrhard, Ordnungspolitiker …”
    (“Welt”, Bildtext, 19.2.2005)
  • “… der Ludwig-Ehrhard-Stiftung …”
    (“Welt am Sonntag”, 22.7.2001)
  • “… Ludwig Ehrhard wusste …”
    (“Welt am Sonntag”, 17.6.2001)
  • “… Millerntor, Ludwig-Ehrhard-Straße …”
    (“Welt”, 5.6.2001)
  • “… Vorgänger Ludwig Ehrhard ein …”
    (“Welt”, 29.6.2000)
  • “… von Ludwig Ehrhard hat …”
    (“Welt”, 14.2.2000)
  • “… Gründergeneration Ludwig Ehrhards geht …”
    (“Welt”, 2.7.1999)
  • “… ohne Ludwig Ehrhard zu …”
    (“Welt”, 22.3.1999)
  • “… ins Ludwig-Ehrhard Haus …”
    (“Welt”, 4.2.1999)
  • “… dem Ludwig-Ehrhard-Haus …”
    (“Welt”, 22.9.1998)
  • “… mit Ludwig Ehrhard die …”
    (“Welt am Sonntag”, 12.7.1998)

Die ausgeprägte Erhard-Ehrhard-Schwäche der “Welt” führte dazu, dass selbst Bundeskanzerlin Angela Merkel in einer Rede vor dem Weltwirtschaftsforum in Davos 2006 “Erhard” laut “Welt” mit zwei H sprach.

Nachtrag, 8. August: In der Aachener Ausgabe der “Bild”-Zeitung findet sich zwei Seiten hinter der “Verlierer des Tages”-Meldung folgende Karte:

Mit Dank an Sebastian G. und seine Freundin!

6 vor 9

1. “Journalisten fallen auf Steinmeiers PR herein”
(ndr.de, Video, 5:27 Minuten)
Die mit dem deutschen Aussenminister Frank-Walter Steinmeier nach Afghanistan mitreisenden Journalisten berichten unkritisch über dessen symbolische Aktionen. So wurde eine Schule für Armeefahrer schon zum dritten Mal eröffnet, ein Trinkwasserprojekt eingeweiht, das seit Jahren in Betrieb ist und eine Altstadt-Sanierung verkündet, die aber nur einen kleinen Teil davon abdeckt.

2. Will tagesschau.de Google News zensieren?
(blog.jan-filter.de)
Der tagesschau.de-Artikel “Wie braune Propaganda zur Nachricht wird” sorgt bei mehreren Bloggern für Unmut. Das Filterblog fragt sich, “wie man sich mit den Positionen der politischen Ränder auseinandersetzen soll, wenn sie totgeschwiegen” werden. “Vielleicht sollen wir uns auf das verlassen, was uns die Tagesschau zu diesem Thema liefert?”. Die Öffentlich-Rechtlichen nennt er “8.000.000.000 Euro teure Pay-TV-Sender, deren Abo keiner von uns legal kündigen kann”.

3. “Transparenz: Glücksache” bei den Rundfunkgebühren
(fr-online.de, Daniel Bouhs)
Ein Journalist verklagt den WDR, um Transparenz bei der Ausgabenpolitik zu erhalten: “Er will wissen, mit welchen dieser Firmen der WDR Geschäfte macht, welche Honorare vereinbart wurden und ob die Aufträge ausgeschrieben wurden.”

4. “John Miller”, Redakteur eines staatlichen chinesischen Mediums
(zeit.de, Steffen Dobbert)
Ein unter dem Namen “John Miller” verdeckter chinesischer Redakteur gibt Auskunft und ernüchtert gleich mal die zum Teil missionarischen Texte vieler westlicher Medien. “ZEIT ONLINE: Kommt vom Protest der westlichen Medien gegen die Zensur etwas in China an? – Miller: Wo denken Sie hin? Das wird hier nicht wahrgenommen und auch nicht gelesen.”

5. “Internet killed the Kochzeitschrift?”
(antsinp.antville.org, herr paulsen)
“Sind Kochzeitschriften also tatsächlich die ersten ‘Print-Opfer’ des Internets?”

6. Norbert Neininger zu news1.ch
(shn.ch, Erwin Küenzi)
Norbert Neininger wird von der Zeitung, der er als Chefredaktor vorsteht, zu seinem neuen Projekt befragt. News1.ch sei mit mehreren 100.000 Franken finanziert: “Der Return on Investment wird durch Onlinewerbung erzielt. Nach einem Jahr sollte die Investitionsphase abgeschlossen sein.”