Archiv für Juni 13th, 2008

Die Ärzte im Axel-Springer-Remix

Die Ärzte haben ein fröhliches Lied geschrieben. Es heißt “Lasse redn” und empfiehlt, all die Deppen, Spießer, Lügner und Heuchler, die sich das Maul über einen zerreißen, gepflegt zu ignorieren.

Bei Antenne Bayern spielen sie das auch gerne. Sie haben sich sogar einen eigenen Remix gebastelt.

Am Anfang haben sie in das Stück einen eigenen Werbesatz gehaucht: “Neu in Bayerns bestem Musikmix”. Dafür haben sie gegen Ende etwas weggelassen.

Es fällt aber kaum auf, dass da was fehlt, wenn man das Original nicht kennt:

Die Ärzte: “Lasse redn” (Original) Die Ärzte: “Lasse redn” (Antenne-Bayern-Version)
(…)
Hast du gehört und sag mal, wusstest du schon? Nämlich
Du verdienst dein Geld mit Prostitution
Du sollst ja meistens vor dem Busbahnhof stehn
Der Kollege eines Schwagers hat dich neulich gesehn.
(…)
Hast du gehört und sag mal, wusstest du schon? Nämlich
Du verdienst dein Geld mit Prostitution
Du sollst ja meistens vor dem Busbahnhof stehn
Der Kollege eines Schwagers hat dich neulich gesehn.
Lass die Leute reden und lächle einfach mild
Die meisten Leute haben ihre Bildung aus der Bild
Und die besteht nun mal, wer wüsste das nicht
Aus Angst, Hass, Titten und dem Wetterbericht.
Lass die Leute reden, denn wie das immer ist:
Solang die Leute reden, machen sie nichts Schlimmeres
Und ein wenig Heuchelei kannst du dir durchaus leisten
Bleib höflich und sag nichts – das ärgert sie am meisten.
Lass die Leute reden, denn wie das immer ist:
Solang die Leute reden, machen sie nichts Schlimmeres
Und ein wenig Heuchelei kannst du dir durchaus leisten
Bleib höflich und sag nichts – das ärgert sie am meisten.

Nun ist Antenne Bayern durchaus bekannt dafür, Musiktitel zu kürzen, wenn sie zu lang sind für die Aufmerksamkeitsspanne der Hörer von “Bayerns bestem Musikmix”, also etwa drei Minuten. “Lasse redn” ist aber schon im Original nur 2:50 Minuten kurz.

Was also mag Antenne Bayern, einen Sender, an dem die Axel Springer AG mit 16 Prozent direkt beteiligt ist, veranlasst haben, aus einem gut gelaunten Stück der besten Band der Welt einen ganzen Refrain mit kritischen Worten über die “Bild”-Zeitung herauszuschneiden?

Der Pressestelle des Senders ist bislang auch noch keine Antwort eingefallen.

Nachtrag, 16.6.2008: Inzwischen liegen uns Stellungnahmen von Antenne Bayern und den Ärzten vor. Nachzulesen hier.

Mit Dank an Benedikt G. und Martin A.!

6 vor 9

Urs Meier, der Schweizer im Abseits
(welt.de, Frederic Spohr)
“Zwischen den beiden Strahlemännern, wirkt Meier wie der Freund, der ab und zu auch mal mitkommen darf, wenn man nicht nur zu zweit abhängen will.”

Die öffentlichen Opfer
(zeit.de, Simone Gaul)
“Warum werden Opfer in den Medien häufig zu Medienopfern? Der Anwalt Christian Schertz über die Gratwanderung zwischen Anteilnahme und Ausbeutung.”

“Radioreporter können immer länger”
(dradio.de, Liane von Billerbeck)
Manni Breukmann über das Kommentieren von Fussballspielen: “Ich habe auf dem Spielfeld noch nichts erfunden. Ich habe mit Sicherheit schon die Unwahrheit gesagt. Nicht so richtig vorsätzlich dreckig gelogen, aber nehmen wir mal an, man sitzt da beim FC Barcelona 40 Meter über der Eckfahne und an der anderen Eckfahne, und das sind dann so etwa 120 Meter, da passiert etwas, und es ist ein bisschen diesig. Was will ich denn da machen? Ich habe keinen Monitor gehabt in Barcelona.”

Der Leser ist tot
(dasmagazin.ch, Thomas Zaugg)
“Ade Zeitungslesercoolness! Heute ist jeder Autor. Und liest eigentlich vor allem, um zu bloggen.”

Award Day?s Night
(coffeeandtv.de, Video, 9:51 Minuten)
Lukas von Coffee & TV hat ein unterhaltsames Video von der Verleihung der Grimme Online Awards in Köln produziert. Dazu die Nachanalyse: “Es war die erste Veranstaltung beim Medienforum, die ich vorzeitig verlassen habe. Zu groß war meine Angst, am Ende noch eine Heizdecke oder wenigstens einen aufblasbaren Twitter-Account kaufen zu müssen.”

New Research Shows the Impact of the Internet on Consumer Behaviour in Europe
(fhdigital.net)
“Across all three countries addressed by the study, the internet has roughly double the influence of the second strongest medium – television – and roughly 8 times the influence of traditional printed media. This shift in consumer influence indicates a need and an opportunity for companies to reprioritise the mix of communications channels they use to reach their customers.”