Während der Telekom im Zuge der Spitzelaffäre zurzeit das illegale Ausspähen von Mitarbeitern, Aufsichtsräten, Journalisten und Politikern vorgeworfen wird, geht die Branche auf Distanz.
Jakob Augstein hat die Ost-West-Wochenzeitung Freitag gekauft und will ihr “zu größerer Öffentlichkeit verhelfen” (FAZ). Zurzeit erstellen 12 Redakteure den Freitag, die Auflage liegt bei 12.000 Exemplaren.
Die Frau Dr. Carla Thiele, Sexualtherapeutin und Internistin, die seit einigen Wochen bei “Bild am Sonntag” eine “Sex-Sprechstunde” anbietet, scheint eine Nette zu sein. Wenn ihr ein Zwanzigjähriger schreibt und um Hilfe bei seinen Erektionsstörungen bittet, dann gibt sie nicht nur gute Tipps, sondern ist auch so aufmerksam, in ihrer Antwort seinen Namen abzukürzen — muss ja nicht der ganze Betrieb und die Nachbarschaft wissen von seinem Problem.
Noch größer wäre unsere Bewunderung für Dr. Carla Thiele natürlich, wenn sie es irgendwie schaffen könnte, der “Bild am Sonntag” beizubringen, den vollen Vor- und Zunamen dann nicht unmittelbar darüber im Anschreiben zu veröffentlichen:
Aber an wen wendet man sich bei Anonymisierungsstörungen?
Eigentlich hatten die Demokraten in den USA beschlossen, die Ergebnisse der Vorwahlen in Florida und Michigan nicht zu zählen, weil sie zu früh stattfanden. Vor allem Hillary Clinton, die in beiden Bundesstaaten gewonnen hatte (in Michigan war Obama wegen des Regelverstoßes gar nicht angetreten), hatte in den vergangenen Wochen darum gekämpft, diesen Beschluss rückgängig zu machen. Gestern einigte sich die Demokratische Partei auf einen Kompromiss: Die Stimmen werden nun doch berücksichtigt, aber nur zur Hälfte. Hillary Clinton holt damit auf — aber nicht so sehr, wie sie gehofft hatte und vermutlich nicht genug, um noch gewinnen zu können.
Es gibt natürlich viele Möglichkeiten, diese Nachricht anzukündigen. Die von Bild.de gewählte gehört nicht dazu:
Denn in beiden Staaten hat Clinton gewonnen, in beiden Staaten erhält sie die Mehrheit der Delegierten, und überhaupt wurden nach den bisherigen Regeln Florida und Michigan ja gar nicht bewertet.
…was immerhin weniger falsch, aber auch nicht richtig ist. Das ist aber kein Wunder, denn bei Bild.de hat man den Beschluss, dass die Delegierten aus Florida und Michigan mit halber Stimme zählen, nicht einmal im Ansatz verstanden:
Nö.
Nachtrag, 2. Juni. Bild.de hat den Artikel aktualisiert, um die Vorwahl in Puerto Rico zu berücksichtigen, hält aber an der falschen Fifty-Fifty-Variante fest. Und in der neuen Dachzeile lässt die Präposition “in” erahnen, dass Bild.de nach wie vor ahnungslos ist, um was es eigentlich geht.