Archiv für Mai 8th, 2008

Killerargumente

Kleiner Test: Welches Computerspiel wird hier von “Bild” beschrieben?

Lustigerweise ist die Antwort leicht, obwohl die Beschreibung fast vollständig falsch ist.

Genau:

Vermutlich wäre es schwerer gewesen, darauf zu kommen, wenn “Bild” wenigstens einmal die Wahrheit über “Counterstrike” geschrieben hätte: Dass das Computerspiel an Brutalität durchaus zu überbieten ist. Dass in der deutschen Version kein Blut fließt. Dass es das Ziel nicht ist, so viele Gegner wie möglich zu töten — ja, dass man sogar gewinnen kann, ohne überhaupt zu töten. Und dass das Spiel in Deutschland nicht indiziert, sondern ab 16 Jahren freigegeben ist.

Aber so ist das bei den sogenannten Killerspielen: Man muss sie nicht kennen oder auch nur das Elementarste über sie wissen, um sich zum Beispiel darüber zu empören, dass sie in einem “Haus der Jugend” in Hamburg angeschafft wurden.

Und wie zum Beweis für die Gefährlichkeit solcher Spiele schreibt “Bild” noch:

Zur Erinnerung: Robert Steinhäuser († 19), der am 24. April 2002 in Erfurt an einer Schule zwölf Lehrer, eine Sekretärin, zwei Schüler, einen Polizisten und sich selbst erschoss, war begeisterter Spieler von solchen Killerspielen.

Angesichts dieser Logik kann man nur hoffen, dass Steinhäuser nicht auch begeisterter Jeansträger oder “Bild”-Leser war. (Und, zur Erinnerung: Es war der 26. April 2002.)

Mit Dank an Dominic G., David K., Jan Marco S., Benjamin B., Herbert F., Sebastian T., Patrick B., Lukas B., Sascha K., Jan-Henning S., Sascha S., Florian S. und andere.

6 vor 9

Amstetten (Bild Keystone/AP/Ronald Zak)“Der Expertenbefragungswahn”
(medienspiegel.ch, Andrea Masüger)
“Ein Wunder, dass bisher noch kein Hautarzt zum Thema ’18 Jahre ohne Sonnenlicht’ befragt wurde und dass sich noch kein Architekturprofessor zu bautechnischen Aspekten des Kellerverlieses zu äussern hatte. Aber das alles wird bestimmt auch noch kommen.”

Charlotte Roche (Bild Keystone)Frauenbewegung verkommt zum Karrierecoaching
(SZ, Barbara Gärtner)
“Ach, es hätte eine feine Debatte werden können, aber bisher ist es leider nur fades Beleidigtsein. … Die Wir-Mädchen-um-die-Dreißig-Bücher schaffen vielleicht eine lipglossschnutige Betroffenen-Peer-Group, die Interessenpolitik betreibt. Sowas macht auch der Bauernverband. Das ist okay, aber die Emanzipation kommt so keinen Schritt voran.”

Face-CoverNeues Magazin macht auf Tempo
(dwdl.de, Jochen Voß)
Das Face-Magazin berichtet über Schauspieler, Meinungsmacher, Musiker, Künstler und Trendsetter. “Für’s Erste lässt sich festhalten, dass man mit Face durchaus eine angenehme bis anregende Stunde verbringen kann. Das gelingt heute auch nicht mehr vielen.”

Die Agentur hat immer recht
(Stefan Niggemeier)
Hat sie natürlich nicht, auch über den Ticker laufen Falschmeldungen oder unglückliche Formulierungen. Etwa “Holocaustgegner” statt “Holocaustleugner”. Doof nur, wenn blind abgeschrieben wird. Mindestens tagesschau.de, Netzeitung, Rheinische Post, SWR, Focus, Berliner Morgenpost, Frankfurter Rundschau, Welt und N24 sind reingefallen.

Jeff Jarvis über Internet und Journalismus
(elektrischer-reporter.de, Mario Sixtus)
Gähn, noch so ein langweiliges Video? Nein, denn BuzzMachine-Gründer und Hansdampfinallengassen-Journalist Jeff Jarvis bringt die aktuellen Entwicklungen auf den Punkt. Wenn man nur ein Video zum Thema …

Bloß nicht verzetteln
(Seth Godin)
The Times needs 50 more bestseller lists, 20 more trusted stories about real political fact and insight, ten more cultural touchstone features… and a lot less filler, a lot less copycat stuff and nothing, nothing about Barbara Walters.”