Archiv für November 25th, 2007

“BamS”-Leser sollen es zuerst zu wissen glauben

Eigenlob muss man sich leisten können.
(Unbekanntes Sprichwort)

"BILD-am-SONNTAG-Leser wissen es zuerst!"

Mit etwas Pech ist das eine neue, babyblaue “BamS”-Rubrik. Bereits in der vergangenen Woche hatte die “Bild am Sonntag” eine halbe Zeitungsseite ihres “Leser-Forums”, wo “BamS”-Lesern ja gerne mal Geschichten aufgetischt werden, für einen “Rückblick auf die vergangene Woche” verwendet:

BamS setzt die Nachrichten des Wochenendes. Meldungen, Interviews und Berichte, die zuerst in BILD am SONNTAG standen, werden noch Tage später von anderen Zeitungen zitiert, von Fernsehsendern aufgegriffen.

Das ist zwar alles andere als ungewöhnlich im Mediengeschäft, aber okay: Wenn nun mal in der “BamS” stand, wessen “sexy Hinterteil das Cover der Hit-CD von Alex C. feat. Y-ass ziert” und die kleine Berliner “Bild”-Schwester “B.Z.” das interessant genug findet, um darüber anderntags ebenfalls zu berichten — bitte schön. In welchem Zusammenhang indes ein “BamS”-Bericht über das MyVideo-Sternchen Mina mit einem Mina-Bericht in der Münchner “Abendzeitung” stehen soll (“Schon am 28. Oktober berichtete BILD am SONNTAG über die Karriere der 14-jährigen Sängerin Mina im Internet. Zwei Wochen später präsentiert die “Münchner Abendzeitung” ihren Lesern einen Bericht über die Schülerin.”), das weiß wohl nur die “BamS”-Redaktion. Denn über Mina berichtete nicht etwa die “BamS” zuerst. Bereits zwei Tage vorher machte Spiegel Online auf Mina aufmerksam, anschließend berichteten u.a. RP-Online, PCwelt.de und, ebenfalls zwei Tage vor der “BamS” — sogar Bild.de.

Aber kommen wir zu dieser Woche. Da heißt es nämlich unterhalb der netten “wissen es zuerst”-Schlagzeile:

Die spektakulärste Liebesnachricht des Jahres, exklusive Berichte aus Politik, Show und Technik — mit BILD am SONNTAG waren Sie auch in der vergangenen Woche früher, schneller und besser informiert als andere.

Und einer der Beweise für die Behauptung sieht heute so aus:

Der komplette “exklusive Bericht” der “BamS” sah am 18. November übrigens so aus:

Allerdings enthielt die kleine 14-Zeilen-Meldung eine kinderfaustdicke Lüge: Amazon-Gründer Jeff Bezos “präsentierte” gar nichts — jedenfalls nicht, als es die “BamS” behauptete. Im Gegenteil: Das “Computerbuch” Kindle wurde von Bezos erst am vergangenen Montag nach Erscheinen der “BamS” um kurz vor 10 Uhr (Ortszeit New York) offiziell vorgestellt, was dann die “‘Süddeutsche Zeitung’ und andere Blätter” (nicht jedoch “Bild” und “BamS”) zum Anlass nahmen, anschließend ausführlich darüber zu berichten.

Bleibt noch die Frage, woher die “BamS” denn überhaupt schon am Sonntag davon wusste.

Antwort: Möglicherweise hatten die “BamS”-Redakteure darüber im “Wall Street Journal”, möglicherweise auch auf irgendeiner, x-beliebigen anderen Internetseite gelesen. Oder sie haben’s einfach aus einer Meldung der Nachrichtenagentur dpa übernommen, die das, was die “BamS” heute als “BILD-am-SONNTAG-Leser wissen es zuerst!” verkauft, bereits am 16. November um ca. 14.10 Uhr (MEZ) unter Berufung auf den US-Fachdienst C’net verbreitete, der die Präsentation zuvor exklusiv angekündigt hatte.

Aber wer nur die “Bild am Sonntag” liest, weiß natürlich alles zuerst aus der “BamS” — mehr aber auch nicht.

Der Sonntagstaucher: Sonntags in den Feuilletons

Seit dem überregionalen Start der »Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung« Ende 2001 hat der Sonntagszeitungs-Markt an Qualität und Dynamik gewonnen. Weil es für ihn bisher noch keinen regelmäßigen Übersichtsdienst gibt, gehen medienlese.com (Ronnie Grob, Florian Steglich) und Der Umblätterer (Frank Fischer, Marc Reichwein) in einer einmaligen konzertierten Aktion mit gutem Beispiel voran. Das Ganze geschieht im Stil des Perlentauchers, den wir von hier aus herzlich grüßen. Wahrscheinlich muss nur noch die lange geplante »Süddeutsche am Sonntag« an den Start gehen, bevor der Perlentaucher auch am Sonntag nicht mehr um eine Feuilleton-Rundschau herumkommt. Wir freuen uns darauf.
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medienlese – der Wochenrückblick

Pfeifenbläser, Telefonabspielgeräte, Kolumnenbeamte, kleine böse Brüder.

Wallpaper-Erfinder und Monocle-Herausgeber Tyler Brûlé kritisierte das Blabla, dass Printmedien verschwinden würden, das zeuge von Faulheit und Kurzsichtigkeit. Der Schaden wurde vor langer Zeit angerichtet und man könne nicht das Internet dafür verantwortlich machen: “Viele Fehlentwicklungen hat es gegeben, weil die falschen Leute an der Spitze von Medienunternehmen sitzen. Vor etwa 15 Jahren haben nämlich Geschäftsleute die Redaktionen übernommen. Ich sage: Wenn man ein guter Journalist ist, kann man auch ein guter Geschäftsmann sein, denn gute journalistische Arbeit macht das Medium attraktiv für Werbekunden.”

Schon 11 Leute haben eine Petition gegen die Heute-Kolumne “Zora Off” unterschrieben. Sie wendet sich gegen ihre wiederholte unbedachte Wortwahl. Es sei “nicht sonderlich klug, wenn sich eine Kolumnistin als Kifferin outet und öfters von anderen Drogen wie bspw. Heroin spricht. Jungen Lesern könnte damit der Eindruck erweckt werden, dass Kiffen oder das Konsumieren von Drogen etwas Tolles sei.”

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